DE2659133B1 - Verfahren zur herstellung von blockfesten ueberzuegen - Google Patents
Verfahren zur herstellung von blockfesten ueberzuegenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von blockfesten Überzügen, wie z. B. Anstrichen auf
Holz, Metall und ähnlichen Untergründen, Kunstlederschlußlackierungen oder Papierbeschichtungen, durch
Auftragen von wäßrigen Beschichtungsmitteln auf Basis von Emulsionspolymerisaten von Acrylestern.
Kunststoffdispersionen, die durch Emulsionspolymerisation von Acrylestern oder deren Gemischen mit
anderen Vinylmonomeren hergestellt worden sind, sind
als Überzugsmittel oder Bindemittel in Überzügen der obengenannten Art schon gebräuchlich. Diese Dispersionen
verdanken dem Gehalt an Acrylestern ihre Fähigkeit zur Filmbildung bei Raumtemperatur oder
mäßig erhöhter Temperatur. Die entstehenden Filme haben andererseits den Nachteil, daß die daraus
gebildeten Überzüge zum Teil schon bei Raumtemperatur, auf jeden Fall aber bei mäßig erhöhter Temperatur
klebrig werden. Das hat zur Folge, daß aufgerollte Bahnen aus Papier, Kunststoff oder Blechen, die mit
derartigen Überzügen beschichtet sind, beim Lagern zusammenkleben, was als »Blocken« bezeichnet wird.
Der Blockpunkt, d. h. die Temperatur, bei der die Überzüge klebrig werden, läßt sich zwar dadurch
erhöhen, daß man bei der Herstellung der Emulsionspolymerisate Monomere mitverwendet, die dem Polymerisat
Härte verleihen, wie z. B. Styrol, Acrylnitril oder Methylmethacrylat. Durch diese Maßnahme steigt aber
gleichzeitig die Mindestfilmbildungstemperatur (MFT), so daß die Dispersionen bei Raumtemperatur nicht zu
einem klaren, zusammenhängenden Film auftrocknen.
Es besteht daher die Aufgabe, die Temperaturdifferenz zwischen dem Blockpunkt und der Mindestfilmbildungstemperatur
zu erhöhen. Der Blockpunkt ist im Sinne der vorliegenden Erfindung definiert als die
Höchsttemperatur, bei der man zwei aufeinanderliegende, 30 μπι dicke, auf Papier aufgetragene Anstrichschichten
60 min mit 50 g/cm2 belasten und anschließend ohne Beschädigung der Oberfläche wieder
trennen kann. Die Mindestfilmbildungstemperatur (MFT) ist nach DIN 53 787 diejenige Grenztemperatur,
ίο oberhalb der eine Kunststoff-Dispersion beim Trocknen
unter festgelegten Bedingungen einen rißfreien Film bildet.
Die bekannten Möglichkeiten zur Vergrößerung des Temperaturabstandes zwischen Blockpunkt und MFT
sind nicht befriedigend. Die nachträgliche Vernetzung des Kunststoffes nach der Filmbildung ist nur durchführbar,
wenn der Film auf dem beschichteten Untergrund auf Temperaturen von über 100° erwärmt werden kann,
was häufig nicht der Fall ist. Im übrigen wird die Klebrigkeit des Filmes durch die Vernetzung nicht
vollkommen beseitigt. Man hat auch schon Dispersionen von Kunststoffen mit ausreichend hohem
Blockpunkt vor der Filmbildung mit flüchtigen Weichmachern versetzt, um die MFT in den Bereich der
Raumtemperatur zu senken. Dieses Verfahren ist nicht anwendbar, wenn der Film schon kurz nach dem
Trocknen blockfest sein soll oder wenn die beschichteten Gegenstände in Innenräumen verwendet werden, in
denen die Luft durch den verdunsteten Weichmacher verunreinigt würde.
Es wurde nun ein Verfahren zur Herstellung von blockfesten Überzügen gefunden, bei dem man auf den
zu beschichtenden Untergrund ein wäßriges Beschichtungsmittel aufträgt, das als Überzugsmittel oder
Bindemittel ein Emulsionspolymerisat mit einer Mindestfilmbildungstemperatur nicht über 500C enthält, das
aus mindestens 80 Gew.-% an Alkylestern der Acrylsäure und gegebenenfalls Methacrylsäureestern
und/oder Styrol, wovon mindestens 30 Gew.-°/o Alkylester der Acrylsäure mit 1 bis 8 C-Atomen im
Alkylrest sind, 0,5 bis 5% einer ungesättigten polymerisierbaren Carbonsäure, gegebenenfalls in Form ihres
Salzes, gegebenenfalls im Gemisch mit höchstens 19,5 Gew.-% weiteren radikalisch polymerisierbaren Monomeren
aufgebaut ist, und weiterhin Schutzkolloide enthält. Erfindungsgemäß wird ein Emulsionspolymerisat
eingesetzt, das in Gegenwart von 1 bis 5 Gew.-°/o, bezogen auf das Gewicht der Wasserphase, an
abgebauter Stärke, die in Form einer 10%igen Lösung
so in 1 η-Natronlauge bei einem Geschwindigkeitsgefälle von D=523,l s~' eine Viskosität nicht über 15mPas
hat, als Schutzkolloid hergestellt worden ist. Die MFT der so hergestellten Emulsionspolymerisate unterscheidet
sich nicht von derjenigen, die man bei gleichartig aufgebauten Emulsionspolymerisaten findet, die anstelle
eines Schutzkolloids ausschließlich niedermolekulare Tenside als Emulgiermittel enthalten. Dagegen ist der
Blockpunkt der erfindungsgemäß hergestellten Filme deutlich erhöht.
Die Zusammensetzung der im Sinne der Erfindung eingesetzten Emulsionspolymerisate entspricht dem für
Anstrichs- und Beschichtungsdispersionen üblichen Aufbau. Die bekannten Acrylatdispersionen dieser Art
enthalten üblicherweise als Emulgiermittel ausschließ-
h5 lieh niedermolekulare Tenside vom anionischen und
nichtionischen Typ. Grundsätzlich ist es auch bekannt, Dispersionen mit einem Gehalt an Schutzkolloiden
herzustellen. Diese Zusätze werden wegen der nachteili-
gen Beeinflussung der Filmeigenschaften in möglichst geringen Mengen eingesetzt. Um trotzdem einen
großen Effekt, z. B. Erhöhung der Viskosität, der Thixotropie, der Strukturviskosität u. dgl., zu erzielen,
müssen in der Regel möglichst hochmolekulare Schutzkolloide verwendet werden. Die Schutzkolloide
werden in diesen Fällen nach Abschluß der Polymerisation zugesetzt. Derartige Anstrichmitteldispersionen
sind beispielsweise in der GB-PS 11 23 559 beschrieben.
Gebräuchliche Schutzkolloide sind z. B. Polyvinylalkohol, Polyvinylpyrrolidon, polyacrylsäure Salze oder
Celluloseäther. Auch Naturprodukte sind schon als Schutzkolloide verwendet worden, beispielsweise Casein,
Alginate, Dextrine oder Stärke, die durch enzymatischen oder hydrolytischen Aufschluß wasserlöslich
gemacht worden ist. Beim Verfahren der GB-PS 8 70 287 werden Anstrichmitteldispersionen auf Basis
von Vinylacetat in Gegenwart von Amylopektin hergestellt. Amylopektin ist ein sehr hochmolekularer,
stark verzweigter Anteil von natürlicher Stärke. Auch nach dem Verfahren der BE-PS 6 49 444 werden
Kunststoffdispersionen aus Vinylestern in Gegenwart wasserlöslicher Stärkederivate hergestellt. Man verwendet
verzweigte wasserlösliche Stärke, z. B. Amylopektine,
zusammen mit Dextrinen. Die Neigung zur Verwendung derartiger Naturprodukte in so hochempfindlichen
Systemen wie Kunststoffdispersionen ist in der industriellen Praxis in dem Maße zurückgegangen,
wie preiswerte synthetische Produkte mit stets gleichbleibenden, den technischen Bedürfnissen genau angepaßten
Eigenschaften zugänglich wurden. Stellt schon die Anwendung von Schutzkolloiden in Acrylatdispersionen
heute einen Ausnahmefall dar, so kann die Verwendung von Stärke und Stärkederivaten in
derartigen Dispersionen als vollends ungebräuchlich angesehen werden. Dies gilt nicht nur für den Zusatz
von Schutzkolloiden nach Abschluß der Polymerisation, sondern in noch stärkerem Maße für den Fall, daß
Schutzkolloide schon während der Polymerisation zugegeben werden. Die bei Acrylatdispersionen erwünschte
hohe Dispersität geht bei Verwendung von Schutzkolloiden im allgemeinen verloren und man
erhält grobteilige Dispersionen mit ungünstigen anwendungstechnischen Eigenschaften. In der Verwendung
von Stärke oder Stärkeabbauprodukten bei der Herstellung von Acrylatdispersionen würde jeder
Fachmann eine längst überholte Technologie sehen, wenn damit die technischen Zielsetzungen angestrebt
würden, für die Schutzkolloide in früherer Zeit hauptsächlich angewendet wurden, nämlich Erhöhung
der Lagerstabilität oder Beeinflussung der Viskosität. Um diese Ziele zu erreichen, stehen dem Fachmann
heute wirksamere und zuverlässigere Mittel zur Verfügung.
Die vorliegende Erfindung beruht auf der überrasehenden
Erkenntnis, daß gerade bestimmte Stärkeabbauprodukte die Eigenschaft haben, den Blockpunkt
von Filmen aus Acrylatdispersionen deutlich zu erhöhen, ohne daß gleichzeitig die MFT ansteigt. Dieser
Effekt tritt jedoch nur dann auf, wenn die betreffenden eo
Stärkederivate vor oder während der Emulsionspolymerisation vorliegen. Werden sie erst nach Abschluß
des Polymerisationsverfahrens zugesetzt, so tritt die Erhöhung des Blockpunktes nicht ein. Der überraschende
Effekt ist weiterhin an bestimmte Viskositätseigen- bi
schäften der Stärkederivate gebunden. Sie dürfen nämlich in Form einer 100/oigen Lösung in 1 n-Natronlauge
bei einem Geschwindigkeitsgefälle von D=523,1 S-1 eine Viskosität von 15mPas nicht
überschreiten.
Das Viskositätsverhalten im Geschwindigkeitsgefälle wird nach der folgenden Methode bestimmt: Die Probe
wird bei 20° in der vom Gerätehersteller angegebenen Menge in den temperierten Meßzylinder des Viskosimeters
(Rheomat 15) eingefüllt, wobei man vermeidet, daß Luftblasen eingeschlossen werden. Wenn die Probe die
Temperatur von 20 ±0,2° C angenommen hat, kann mit der Messung begonnen werden. Es werden drei
Bestimmungen mit jeweils neuer Füllung beim Geschwindigkeitsgefälle D = 523,1 s-1 (Geschwindigkeitsstufe 14) durchgeführt und der Mittelwert gebildet.
Handelsübliche, sogenannte lösliche Stärke oder das aus natürlicher Stärke gewonnene Amylopektin erfüllt die
Testbedingungen nicht. Für diese Abbauprodukte werden unter den angegebenen Meßbedingungen im
allgemeinen Viskositäten in der Größenordnung von 25—50 m Pa s gefunden.
Zu Stärkeabbauprodukten mit dem gekennzeichneten Viskositätsverhalten kommt man ausgehend von
natürlicher Stärke durch gezielten oxydativen, enzymatischen oder hydrolytischen Abbau. Besonders vorteilhafte
Abbauprodukte werden z. B. dadurch erhalten, daß man nach Ulimanns Encyclopädie der technischen
Chemie, 3. Auflage, Bd. 16, S. 343 (1965) eine wäßrige Stärkeaufschwemmung mit 36—39% Trockensubstanzgehalt
bei 25—30°C und pH 6,5—7 mehrere Std. mit Hydrochloritlauge behandelt. Andere Abbaumittel
sind Wasserstoffperoxid, Persulfate oder Natriumperoxid. Der enzymatische Abbau mit Amylasen
oder der hydrolytische Abbau z. B. mit katalytischen Mengen Schwefelsäure wird zweckmäßig laufend durch
die Messung des Viskositätsverhaltens im Geschwindigkeitsgefälle verfolgt und wenigstens so lange fortgeführt,
bis die zulässige Höchstgrenze der Viskosität erreicht ist. Der Abbau kann zwar bis zur Stufe der
höheren Dextrine fortgesetzt werden, jedoch stellen Stärkeabbauprodukte mit Molekulargewichten zwischen
20 000 und 100 000 das Optimum dar. Sogenannte Maltodextrine oder Gelbdextrine sind noch geeignet,
niedere Dextrine mit Molekulargewichten unter 2000 bzw. mit 12 oder weniger Glucose-Einheiten aber nicht
mehr.
Die Menge des Stärkederivats wird im Bereich von 1 bis 5 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht der
Monomeren des herzustellenden Emulsionspolymerisats gewählt; der Bereich von 2 bis 4 Gew.-% ist
bevorzugt. Da die Wirksamkeit mit dem Molekulargewicht etwas abnimmt, werden stark abgebaute Stärkederivate,
wie z. B. Dextrine, in größeren Mengen eingesetzt als die etwas höhermolekularen Produkte.
Mengen unterhalb 1 Gew.-% lassen auch bei Verwendung von Stärkeabbauprodukten im oberen Bereich der
zulässigen Viskositäten den erwünschten Effekt der erhöhten Blockfestigkeit nicht mehr erreichen. Der
erreichbare Effekt läßt sich nicht dadurch steigern, daß man die Zusatzmenge über die genannte Grenze von
5% hinaus erhöht. Die zunehmende Viskosität der wäßrigen Phase erschwert die Dispersionsherstellung.
Die Erhöhung des Blockpunktes durch das Verfahren der Erfindung beträgt im allgemeinen etwa 10° bis 20°,
so daß das Temperaturintervall zwischen der MFT und dem Blockpunkt, das meistens zwischen 20 und 40° liegt,
auf 30 bis 50° erweitert wird. Beispielsweise hat eine aus 49 Teilen n-Butylacrylat, 50 Teilen Methylmethacrylat
und 1 Teil Methacrylsäure hergestellte Kunststoffdispersion eine MFT von 12°. Der Blockpunkt der daraus
hergestellten Filme liegt, wenn die Polymerisation ohne Zusatz von Schutzkolloiden durchgeführt wurde, bei
30°. Bei Zusatz handelsüblicher löslicher Stärke nimmt die Koagulationsneigung der Dispersion schon während
der Emulsionspolymerisation zu, was jedoch durch erhöhte Emulgatorzugabe kompensiert werden kann.
Man erhält jedoch auch in diesem Falle keine Änderung des Blockpunktes der aus der Dispersion erzeugten
Filme. Wird dagegen in einer Menge von 3% eine ausgebaute Stärke eingesetzt, deren Viskosität unter
den oben näher gekennzeichneten Bedingungen 6,3 mPa s beträgt, so erhöht sich der Blöckpunkt des aus
der Dispersion hergestellten Filmes um 10° auf 40°. In entsprechender Weise findet man bei Dispersionen, die
aufgrund einer etwas härteren Einstellung des Polymerisats eine MFT von z. B. 20° haben und Filme mit einem
Blockpunkt von 40° ergeben, eine Erhöhung des Blockpunktes auf 50°, wenn bei der Herstellung der
Dispersion 3% der abgebauten Stärke mitverwendet werden.
Die Wirkungsweise der erfindungsgemäß zugesetzten Stärkeabbauprodukte ist nicht bekannt. Es wird
vermutet, daß ein Teil des Emulsionspolymerisats auf die Stärkemoleküle gepropft wird, jedoch bietet auch
diese Vermutung noch keine Erklärung dafür, daß der Blockpunkt steigt, während die MFT unverändert bleibt.
Die erfindungsgemäß verwendeten Dispersionen sind vorzugsweise allein aus Alkylestern der Acryl- oder
Methacrylsäure und gegebenenfalls Styrol sowie 1 bis 5 Gew.-°/o einer ungesättigten polymerisierbaren Carbonsäure
aufgebaut. Der Mindestgehalt an Alkylestern der Acrylsäure mit 1 bis 8 C-Atomen im Alkylrest beträgt 30
Gew.-%, bezogen auf das Gewicht des Polymerisats. Unter diesen Estern haben Äthylacrylat und n-Butylacrylat
technisch die größte Bedeutung. Beispiele für weitere gebräuchliche Acrylester sind Methyl-, n-Propyl-,
Isopropyl- und 2-ÄthylhexyIacrylat. Auch Gemische
der genannten Acrylester untereinander können am Aufbau der Dispersionen beteiligt sein. In der Regel
enthalten die Emulsionspolymerisate neben den Acrylestern noch Alkylester der Methacrylsäure, insbesondere
Methyl-, Propyl-, η-Butyl- oder Isobutylmethacrylat oder Styrol. Das Verhältnis der »weichen« Monomeren,
also Acrylester und höhere Methacrylester, zu den »harten« Comonomeren, zu denen neben den niederen
Methacrylestern und Styrol auch ungesättigte Carbonsäuren und ein Teil der unten aufgeführten Monomeren
mit funktionellen Gruppen zu rechnen sind, wird so abgestimmt, daß die MFT 50° nicht übersteigt.
Als ungesättigte Carbonsäure, deren Anteil an den Emulsionspolymerisaten zwischen 0,5 und 5 Gew.-%
liegen kann, kommen vor allem Acryl- oder Methacrylsäure in Betracht. Anstelle der freien Säure können auch
ihre wasserlöslichen Salze, insbesondere die Alkalisalze verwendet werden; für die einzusetzende Menge wird
auch dann das Gewicht der freien Säure zugrunde gelegt.
Soweit zur Herstellung der Emulsionspolymerisate neben den bisher erwähnten Monomeren noch weitere
Comonomere mitverwendet werden, ist deren Höchstmenge auf 15 bis 19,5 Gew.-% des Polymerisatgewichts
begrenzt. Es kann sich dabei beispielsweise um Comonomere mit besonderen funktionellen Gruppen
handeln, die dem Emulsionspolymerisat bestimmte anwendungstechnisch erwünschte Eigenschaften verleihen.
So werden z. B. durch Acryl- oder Methacryl Härte und Zähigkeit der Polymerisatfilme erhöht. Hydroxylgruppen
oder Aminogruppen enthaltende Monomere, wie z. B. Hydroxyäthyl-, Hydroxypropyl- oder Hydroxybutylacrylat
oder -methacrylat oder Dimethylaminoäthylacrylat oder -methacrylat verbessern die Haftfestigkeit
der Polymerisatfilme auf verschiedenen Untergründen. Emulsionspolymerisate mit einem Gehalt an
Monomeren mit Imidazol- oder Imidazolinresten haben hervorragende Haftfestigkeit auf frischen oder verwitterten
Alkydharzuntergründen; diese Emulsionspolymerisate bilden den Gegenstand der Patentanmeldung
P 2547 970.3 und sind aus dem hier beantragten Schutzbereich insoweit ausgenommen, als sie dort
geschützt sind.
Wenn auch die erfindungsgemäß verwendeten Emulsionspolymerisate im bevorzugten Fall keine
selbstvernetzenden Gruppen enthalten, ist es grundsätzlich dennoch möglich, Monomere mit entsprechenden
Gruppen einzubauen, wie z. B. N-Methylolacrylamid
oder -methacrylamid, deren Methyloläther oder Glycidylacrylat oder -methacrylat. Mit der Vernetzung der
aus derartigen Dispersionen gebildeten Filme geht zwar ohnehin eine deutliche Erhöhung des Blockpunktes
einher, jedoch kann es in besonderen Fällen erwünscht sein, den Blockpunkt der Filme bereits vor der
eigentlichen Vernetzungsreaktion zu erhöhen, beispielsweise um das Ankleben der Beschichtung auf einer
beschichteten Bahn an den Transportwalzen zu verhindern.
Die Emulsionspolymerisate enthalten in der Regel die auch sonst gebräuchlichen anionaktiven oder kationaktiven
Emulgiermittel in den üblichen Mengen, die zwischen 0,1 und 4%, bezogen auf das Gewicht der
Wasserphase, liegen. Übliche Emulgiermittel dieser Art sind Alkaliseifen, Salze sulfierter Fettalkohole oder
deren Oxäthylierungsprodukte, sulfierte oxäthylierte Alkylphenole oder Salze von Fettaminen und deren
Substitutionsprodukte. Es hat sich herausgestellt, daß nichtionische Emulgiermittel, die in Anstrichmitteldispersionen
in der Regel in beträchtlichen Mengen enthalten sind, den erfindungsgemäß erreichten Effekt
der Blockpunkterhöhung teilweise oder ganz wieder zunichte zu machen. Es wird daher bevorzugt, auf den
Einsatz nicht-ionischer tensidartiger Emulgiermittel zu verzichten.
Im übrigen folgt die Herstellung der erfindungsgemäß verwendeten Emulsionspolymerisate der dafür gebräuchlichen
Arbeitsweise. Als Polymerisationsinitiatoren werden Kalium- oder Ammoniumpersulfat, wasserlösliche
Azo-Verbindungen, wie Azo-bis-cyanvaleriansäurenatriumsalz, oder Redoxsysteme, wie Wasserstoffperoxyd
in Verbindung mit Eisensalzen, verwendet. Die Polymerisationstemperatur richtet sich nach der Zerfallstemperatur
des Initiators und liegt in der Regel zwischen 50 und 80°, während gegen Ende der
Polymerisation noch etwas höher erhitzt werden kann.
Es ist zweckmäßig, das Stärkeabbauprodukt vor Beginn der Polymerisation in der wäßrigen Phase zu
lösen. Die Monomeren und die übrigen Bestandteile können vor Polymerisationsbeginn in eine gleichmäßige
Emulsion übergeführt und die Polymerisation durch
bo Erwärmen in Gang gesetzt werden. Vorzugsweise läßt
man die Monomeren als solche oder in Form einer wäßrigen Emulsion allmählich während des Polymerisationsverfahrens
in das Reaktionsgefäß einfließen. Im letztgenannten Fall kann ein Teil des Emulgiermittels,
des Initiators und des erfindungsgemäß verwendeten Stärkeabbauprodukts in der zufließenden Monomeremulsion
enthalten sein. Das Mengenverhältnis der insgesamt verwendeten Wasserphase zu der Monome-
renphase wird zweckmäßig so gewählt, daß Dispersionen mit einem Feststoffgehalt von 40 bis 60 Gew.-°/o
entstehen. Die Viskosität der erhaltenen Dispersionen hängt von verschiedenen Faktoren ab, von denen die
durchschnittliche Teilchengröße den stärksten Einfluß hat; sie kann beispielsweise im Bereich von 0,05 bis 1 μηι
liegen. Durch den Zusatz des Stärkeabbauproduktes Hegen die Viskositäten der erhaltenen Dispersionen
etwas höher als die von vergleichbaren Dispersionen, die ohne Stärkezusatz hergestellt worden sind.
Die Zusammensetzung der Dispersionen kann dem vorgesehenen Verwendungszweck weitgehend angepaßt
werden. Für die Herstellung von Anstrichfarben, insbesondere solchen, die für Außenanwendungen
vorgesehen sind, werden Dispersionen von niedrigerer MFT, beispielsweise 0 bis 5°, bevorzugt. Der Blockpunkt
der damit hergestellten Überzüge liegt deutlich über der üblichen Raumtemperatur, während bekannte
Dispersionen von vergleichbar niedriger MFT Filme ergeben, die bei Raumtemperatur schon klebrig sind.
Für die Herstellung klarer Schlußlackierungen für Kunstleder u.dgl. kann man Dispersionen mit einer
MFT von 40 bis 50° verwenden, wenn die Beschichtung in einem Warmlufttunnel getrocknet wird. Die Empfindlichkeit
der Beschichtung gegenüber vorübergehender Erwärmung, beispielsweise durch Sonnenbestrahlung,
wird durch die Verwendung der erfindungsgemäß hergestellten Dispersionen deutlich vermindert.
Nach dem Verfahren der Erfindung können pigmentierte oder unpigmentierte Überzüge auf die verschiedenartigsten
Untergründe aufgebracht werden, beispielsweise auf Metalle, Kunststoffe, Papier, Kunstleder,
Preßplatten, Asbestzement oder unbehandeltes oder bereits mit Anstrichen, z. B. alten Alkyd- oder
ölanstrichen, versehenes Holz.
Vorzugsweise stellt man pigmentierte Anstriche auf behandelten oder unbehandelten Holzuntergründen
her, z. B. auf Holzverschalungen, Türen oder Fenstern. Die Anstriche zeichnen sich durch guten Verlauf, mehr
oder weniger hohen Glanz und gute Blockfestigkeit aus. Das Pigment/Bindemittel-Verhältnis liegt je nach dem
gewünschten Glanz ungefähr bei 1:2 bis 1:1. Es werden die in Anstrichen üblichen Pigmente, beispielsweise
Titandioxid, Chromgelb, Eisenoxidpigmente, Phthalocyaninblau usw., gegebenenfalls zusammen mit
Füllstoffen, wie Kreide oder silikatischen Produkten, verwendet. Daneben können in an sich bekannter Weise
Filmbildungshilfsmittel, Dispergierhilfsmittel, Netzmittel, Verdickungsmittel und andere Hilfsmittel zugesetzt
werden. Die Beschichtungsmittel können mit allen gebräuchlichen Verfahren, wie Streichen, Spritzen,
Tauchen, Rollen, Walzen oder Gießen auf den zu beschichtenden Untergrund in Trockenschichtdicken
von z. B. 20 bis 100 μηι aufgebracht und die Überzüge
bei Raumtemperatur oder erhöhter Temperatur getrocknet werden.
Beispiele
Beispiel 1
Beispiel 1
In einer mit Rührwerk, Rückflußkühler und Thermometer ausgerüsteten Polymerisationsapparatur werden
3 Gew.-Teile Stärke nach Zulkowsky (Chem. Ber. 23 (1891), 3295) mit einer Viskosität der 10%igen
Lösung in 1 n-NaOH von η = 4,8 mPa · s bei einem Geschwindigkeitsgefälle von D = 532,1 s-<
und 0,06 Gew.-Teile des Natriumsalzes eines sulfatierten Additionsproduktes aus Triisobutylphenol und 7 Mol
Äthylenoxid in 62,5 Gew.-Teilen Wasser gelöst, auf 80° erhitzt und mit 0,02 Gew.-Teilen Ammoniumperoxodisulfat
versetzt. Anschließend wird innerhalb von 4 Std. eine Emulsion, bestehend aus 94 Gew.-Teilen Wasser,
49,5 Gew.-Teilen Methacrylsäuremethylester, 49,5 Gew.-Teilen Acrylsäure-n-butylester, 1 Gew.-Teil
Methacrylsäure, 1,44 Gew.-Teilen des Natriumsalzes des sulfatierten Additionsproduktes aus Triisobutylphenol
und 7 Mol Äthylenoxid und 0,18 Gew.-Teilen Ammoniumperoxodisulfat, zugegeben. Nach Beendigung
des Zulaufs wird der Ansatz noch 2 Std. auf 80° gehalten und dann auf Raumtemperatur abgekühlt. Man
erhält eine koagulatfreie Dispersion mit einem Feststoffgehalt von ca. 40%. Die MFT der Dispersion beträgt
12°.
Eine Anstrichfarbe wird hergestellt aus
97,0 Gew.-Teilen der erhaltenen 40%igen Dispersion
13,0 Gew.-Teilen Titandioxyd
5,2 Gew.-Teilen Verdickungsmittel (Celluloseäther,
13,0 Gew.-Teilen Titandioxyd
5,2 Gew.-Teilen Verdickungsmittel (Celluloseäther,
2°/oig in Wasser)
0,1 Gew.-Teilen Entschäumer auf Mineralölbasis
0,3 Gew.-Teilen Dispergierhilfsmittel (Rohagit SL
0,3 Gew.-Teilen Dispergierhilfsmittel (Rohagit SL
252)
1,0 Gew.-Teilen Filmbildungshilfsmittel (Butyl-di-glykolacetat)
Zur Ermittlung des Blockpunktes wird ein schwach saugendes Papier mittels eines 200^m-ZiehlineaIs mit
der Farbe beschichtet und 8 Stunden bei 23° und 45% rel. Luftfeuchte getrocknet. Aus dem Papier werden
2,5-17 cm große Streifen geschnitten, in der Mitte gefaltet, so daß die beschichteten Seiten aufeinanderliegen
und bei verschiedenen Temperaturen 1 Stunde lang mit 50 g/cm2 belastet. Bis zu einer Lagerungstemperatur
von 40° lassen sich die Beschichtungen ohne Beschädigung der Oberfläche wieder trennen. Diese Temperatur
wird als Blockpunkt bezeichnet.
Beispiel la
(Vergleichsversuch)
(Vergleichsversuch)
Beispiel 1 wird wiederholt, jedoch mit dem Unterschied, daß die Stärke erst nach Beendigung der
Polymerisation in 10%iger Lösung zugesetzt wird. Die zur Herstellung der Stärkelösung erforderliche Wassermenge
wird bei der Emulsionsherstellung berücksichtigt. Wie nach Beispiel 1 wird eine koagulatfreie
Dispersion mit ca. 40% Feststoffgehalt und einer MFT von 12° erhalten. Der Blockpunkt der Farbe ist
gegenüber Beispiel 1 um 10° vermindert und liegt bei 30°.
Beispiel Ib
(Vergleichsversuch)
(Vergleichsversuch)
Anstelle der in Beispiel 1 verwendeten Stärke nach Zulkowsky wird dünnkochende Hoffmann-Stärke
HO-125 eingesetzt (η 10%ig) in In-NaOH 29,2
mPa ■ s/D = 532,1 s-1). Der Ansatz koaguliert während
der Polymerisation.
Eine Emulsion aus 48,5 Gew.-Teilen Methacrylsäuremethylester,
48,5 Gew.-Teilen Acrylsäure-n-butylester, 3 Gew.-Teilen Methacrylsäure, 1,44 Gew.-Teilen des
Natriumsalzes eines sulfatierten Additionsproduktes aus Tri-isobutylphenol und 7 Mol Äthylenoxid, 0,18
Gew.-Teilen Ammoniumperoxodisulfat und 63 Gew.-Teilen Wasser wird innerhalb von 4 Std. zu einer auf 80°
709584/525
erhitzten, mit 0,02 Gew.-Teilen Ammoniumperoxodisulfat versetzten Lösung aus 3 Gew.-Teilen Dextrin
(η = 4,9 mPa · s/D = 532,1 s->, gemessen in 10%iger
Lösung in 1 n-NaOH), 0,06 Teilen des obengenannten Tri-isobutylphenoladditionsproduktes und 42 Gew.-Teilen
Wasser gegeben. Nach Abschluß des Zulaufs wird der Ansatz noch 2 Std. zur Nachpolymerisation auf 80°
gehalten und danach auf Raumtemperatur abgekühlt. Die erhaltene Dispersion ist frei von Koagulat und hat
einen Feststoffgehalt von ca. 50%.
M FT der Dispersion: 13°.
Analog Beispiel 1 wird eine Farbe hergestellt und der Blockpunkt ermittelt. Er liegt bei 50°.
15
3 Gew.-Teile einer handelsüblichen Stärke (dünnkochende Hoffmann-Stärke HO-125) werden mit 27
Gew.-Teilen Wasser aufgeschwemmt, unter Rühren auf 80° erhitzt und mit 0,3 Gew.-Teilen Natriumperoxid
versetzt. Nach 1—2 Std. Reaktionszeit erhält man eine klare Lösung mit einer Viskosität von 9,6 mPa · s/
D = 532,1 s-' nach Einstellung auf 1 n-NaOH. Die abgebaute Stärkelösung wird nun mit 35,5 Gew.-Teilen
Wasser verdünnt, mit 1 n-HCl neutralisiert sowie mit 0,06 Gew.-Teilen des Natriumsalzes eines sulfatierten
Additionsproduktes aus Tri-isobutylphenol und 7 Mol Äthylenoxid versetzt. Man erwärmt erneut auf 80°, gibt
0,02 Gew.-Teile Ammoniumperoxodisulfat zu und läßt innerhalb von 4 Std. eine Emulsion aus 94 Gew.-Teilen
Wasser, 48,5 Gew.-Teilen Methacrylsäuremethylester, 48,5 Gew.-Teilen Acrylsäure-n-butylester, 3 Gew.-Teilen
Natriummethacrylat, 1,44 Gew.-Teilen des obengenannten Äthylenoxidadditionsproduktes und 0,18 Gew.-Teilen
Ammoniumperoxodisulfat zufließen. Zur Nachpolymerisation wird der Ansatz noch 2 Std. auf 80°
gehalten. Man erhält eine koagulatfreie Dispersion mit einem Feststoffgehalt von ca. 40%.
MFT der Dispersion: 13°.
MFT der Dispersion: 13°.
Analog Beispiel 1 wird eine Farbe hergestellt und der Blockpunkt ermittelt. Er liegt bei 60°.
Claims (2)
1. Verfahren zur Herstellung von blockfesten Überzügen durch Auftragen eines wäßrigen Beschichtungsmittels,
das als Überzugsmittel oder Bindemittel ein Emulsionspolymerisat mit einer Mindestfilmbildungstemperatur von nicht über 50°,
aufgebaut aus mindestens 80 Gew.-% an Alkylestern der Acrylsäure und gegebenenfalls Methacrylsäurealkylestern
und/oder Styrol, wovon mindestens 30 Gew.-% Alkylester der Acrylsäure mit 1 bis 8 C-Atomen im Alkylrest sind, 0,5 bis 5% einer
ungesättigten polymerisierbaren Carbonsäure, gegebenenfalls in Form ihres Salzes, gegebenenfalls im
Gemisch mit höchstens 19,5 Gew.-% weiteren radikalisch polymerisierbaren Monomeren, und
weiterhin ein Schutzkolloid enthält, auf den zu beschichtenden Untergrund,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Emulsionspolymerisat verwendet wird, das in Gegenwart von 1 bis 5 Gew.-% bezogen auf das Gewicht der Monomeren, an abgebauter Stärke, die in Form einer 10%igen Lösung in 1 n-Natronlauge bei einem Geschwindigkeitsgefälle von D = 523,1 S-1 eine Viskosität nicht über 15 mPa s hat, als Schutzkolloid hergestellt worden ist.
daß ein Emulsionspolymerisat verwendet wird, das in Gegenwart von 1 bis 5 Gew.-% bezogen auf das Gewicht der Monomeren, an abgebauter Stärke, die in Form einer 10%igen Lösung in 1 n-Natronlauge bei einem Geschwindigkeitsgefälle von D = 523,1 S-1 eine Viskosität nicht über 15 mPa s hat, als Schutzkolloid hergestellt worden ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im wäßrigen Beschichtungsmittel ein
anionisches oder kationisches Emulgiermittel verwendet wird und daß das wäßrige Beschichtungsmittel
frei von tensidartigen nichtionischen Emulgiermitteln ist.
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