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Verfahren zur Bestimmung vollständiger Flächenpolfiguren von Blechtexturen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur mestimmung voll ständiger J?lächenpolfiguren
von Blechtexturen mit einem Zählrohr, mit dessen hilfe die Intensität eises an einer
als Rotationskörper ausgebildeten Blechprobe gebeugten Röntgenstrahles einer Röntgenröhre
gemessen wird, deren Senderichtung gegenüber der Empfangsrichtung des Zählrohres
um einen vom Werkstoff der Probe und der Wellenlänge des Röntgenstrahles abhängigen
Winkel versetzt ist, wobei der Schnittpunkt der Empfangsrichtung des Zählrohres
mit der Senderichtung der Röntgenröhre auf der Rotationsoberfläche der Probe liegt
und die Probe einerseits um eine zur Symmetrieebene zwischen der Empfangsrichtung
des Zählrohres und der Senderichtung der Röntgenröhre normale Achse und anderseits
um eine in dieser Symmetrieebene liegende Achse gedreht wird, die zugleich
Smmetrieachse
des Probenrotationskörpers ist.
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Metallische Werkstoffe weisen im allgemeinen eine Kornstruktur auf,
wobei die die Kornstruktur bestimmenden Kristallite gegenüber dem Werkstück bzw.
der Probe eine bestimmte Orientierung besitzen. Die Kristallachsen nehmen also gegenüber
einem probenfesten Koordinatensystem bestimmte Lagen ein. Bei Blechen werden die
Walzrichtung, die Querrichtung und die Blechnormale zur Festlegung des KoordinatensystemSverwendet.
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Die Kristallite der meisten technisch verwendeten Werkstoffe sind
jedoch nicht völlig regellos orientiert, sondern nehmen bestimmte Vorzugsorientierungen
ein, die die technischen Eigenschaften des Werkstoffes richtungsabhängig machen.
Die Gesamtheit aller im Werkstoff vorhandenen Kristallitorientierungen nennt man
seine Textur. Entgegen dieser ursprünglichen Bedeutung wird jedoch der Begriff "Textur"
meist nur für Orientierungsverteilungen mit gewissen Vorzugsorientierungen verwendet.
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texturen entstehen zunschst durch die Eristallausscheidung einer
erstarrenden Schmelze, wobei bei diesen Gußtexturen bestimmte Vorzugsorientierungen
bezüglich der Kokillenwände wegen der Wachstumsanisotropie auftreten. Bei der plastischen
Verformung eines Metalles werden die Kristallite in gewisse Vorzugsorientiarungen
gedrängt. Von Bedeutung sind vor allem die Ziehtexturen bei gezogenen.
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Drähten und die Walztexturen bei Blechen, exturen entstehen aber auch
bei der Rekristallisation eines plastisch verformten Metalles. Man spricht in diesem
Zusammenhang von Glüh- oder Rekristallisationstexturen.
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Da auf Grund der Anisotropie von Kristallen deren physikalische Eigenschaften
zum Teil richtungsabhängig sind, gewinnt eine bestimmte Vorzugsorientierung der
Kristallite bei technisch verwendeten Werkstoffen eine große Bedeutung.
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Je nach den besonderen Anforderungen ist daher eine Textur möglichst
zu vermeiden, oder eine bestimmte Textur anzustreben. Bei einer regellosen Orientierungsverteilung
der Kristallite werden sich die richtungsabhängigen Unterschiede
der
physikalischen Eigenschaften der einzelnen Kristallite aufheben, so daß der Werkstoff
quasiisotrop wird. Werkstoffe mit einer starken Textur, also mit einer ausgeprägten
Vorzugsorientierung der Kristallite, werden Amisotropien zeigen, wie sie einem Einkristall
eigen sid.
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Die Anisotropie des Elastizitätsmoduls, der Elastizitätsgrenze, der
Zugfestigkeit und anderer ftigkeitswerte wird demnach von der Textur des Werkstoftes
beeinflußt. Im besonderen sind die magnetischen Eigenschaften, vor allen der Verlauf
der Magnetisierungskurve, von der Orientierungsverteilung der Kristallite abhängig
wobei jedoch nicht übersehen werden darf, daß die Textur eines Werkstoffes nicht
die einzige Ursache für eine makroskopische Anisotropie ist.
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Um die physikalisch technischen Eigenschaften eines Werkstoffes voraussagen
zu können, ist die Kenntnis seiner Textur von Bedeutung. Texturen konnen mit Hilfe
von Flächenpolfiguren dargestellt werden, die tLe statistische Verteilung der Orientierungen
bestimmte Kristallrichtungen bezüglich eines probenfesten Koordinatensystems graphisch
zeigen.
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Die Orientierung eines einzelnen Kristalliten kann an durch-die Lage
der Durchstoßpunkte der Flächennormalen aller zu einer gewählten Retzebene kristallographisch
gleichwertigen Netzebenen des Kristalliten durch eine Kugel, die sogenannte Lage-
oder Polkugel, darstellen, wooei alle Flächennormalen durch den Mittelpunkt dieser
Kugel gehen. Die als Flächenpole der zur Orientierungsbestimmung verwendeten Netzebenen
bezeichneten Durchstoßpunkte ergeben ein Abbild der Orientierung dieses Kristalliten.
Die auf der Kugeloberfläche befindlichen Flächenpole können auf die Äquatorebene
der Kugel projiziert werden, wobei man sich der-stereographischen Projektion (einer
Zentralprojektion aus dem Südpol der Lagekugel) bedient. Die Äquatorebene - dabei
durch zwei Achsen des dem Werkstoff eigenen Koordinatensystems bestimmt, während
sich der Südpol durch die dazu normale Koordinatenachse ergibt.
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Liegt nun eine Vielzahl von verschieden orientierten Kristalliten
einer Probe vor, 0 erhält nan auf der Lagerkugel bzw. in der Zentralprojektion eine
Vielzahl vor Flächenpolen, die jedoch nicht einzeln bestimmt werden können. Die
Dichte dieser Flächenpole läßt sich aber aufzeigen, so daß unterschiedliche Dichten
der Flächenpole auf bestimmte Vorzugsorientierungen hinweisen.
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Um die Dichte der Flächenpole zu bestimmer, macht mai sich die Tatsache
zu eigen, daß ein monochromatischer Rönt-genstrahl al einem Kristallgitter gebeugt
wird, wobei unter bestimmten Winkeln gegen de einfallende Strahl Beugungsmaxima
auftreten, die als Refle-ionell an den verschiedenen Tetzebenen aufgefaßt werden
können. Es muß daher das Reflexionsgesetz erfüllt sein. Die Winkelsymmetrale zwischen
den einfallenden und dem reflektierten Strahl muß also normal auf die reflektierende
Netzebene stehen. Eine notwerldige Bedingung für das Entstehen eines Beugungsmaximums
kommt durch die Bregg' sche Gleichung 2d.sinv = n# zum Ausdruck, wobei unter d der
Abstand der reflektierenden Netzebenen, unter 2v der Beugungswinkel, unter # die
Wellenlänge des monochromatischen Röntgenstrahles und unter n die Ordnung der Interferenz
(n = 1,2,3...) verstanden wird.
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Da die Intensität des reflektierten Röntgenstrahles an Netzebenen
in einer bestimmten Lage umso größer ist, je mehr Kristallite mit in dieser Lage
befindlichen Netzebenen vorhemden sind, ergibt die gemessene Intensität des unter
einen bestimmten Winkel gebeugten Röntgenstrahles ein Maß für die Dichte der Flächenpole
der reflektierenden Netzebene. Dabei können kristallographisch gleichwertige Netzebenen
natürlich nicht unterschieden werden.
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Um zur Bestimmung der Flächenpoldichte nicht das zur Intensitätsnessung
verwendete Zählrohr und die diesem Zählrohr fest zugeordnete Röntgenröhre entlang
einer Halbkugel verschieben zu müssen, in deren Mittelpunkt die zu untersuchende
Probe ruhend angeordnet ist, werden das Zählrohr und die
Röntgenröhre
ortsfest angeordnet und die Proben in alle mögliche Raumstellungen gebracht.
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Um die Orientierungsverteilung einer bestimmten Netzebene einer Probe
zu bestimmen, wird die Empfangsrichtung des Zählrohres gegenüber der Senderichtung
der Röntgenröhre um einen für diese Netzebene charakteristischen Winkel versetzt,
der sich aum der Bragg' schen Gleichung ergibt, und die Probe im Bereich des Schnittpunktes
der Empfangsrichtung des Zählrohres mit der Senderichtung der Röntgenröhre im Raum
be@egt, so daß die Winkelsymmetrale zwischen dem gebeugten und einfallenden Röntgenstrahl
alle möglichen Winkelstellungen gegenüber dem probenfeste Koordinatensystem einnimmt.
Die vom Zählrohr im den einzelnen Stellungen gemessene Intensität ist dann ein Maß
für die Dichte der Flächenpole bei dieser bestimmten Winkelstellung. Die Intensität
kann für jeden Meßpunkt auf einer stereographischen Projektion der Lagekugel eingezeichnet
werden. Durch Verbindung von gleicher Intensität ergibt sich die Flächenpolfigur
als Bild der Textur.
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Am einfachsten ist es dabei, wenn die Probe als Plättoben ausgebildet
ist, das in alle möglichen Raumstellunge gegenüber dem Röntgenstrahl gebracht wird.
Nachteilig ist jedoch, daß die Intensität des reflektierten Röntgenstrahls nicht
meh gemessen werden kann, wenn der einfallende Röntgenstrahl streifend auf die Probenoberfläche
trifft. Die Bereiche nahe dem Äquator der Flächenpolfigur sind folglich mit diesen
Verfahren nicht erfaßbar. Außerdem können wegen der geringen Eindringtiefe der strahlung
in die Probe im wesentlichen nur Oberflächentexturen ermittelt werden. Das sich
die textur über die Blechdicke aber stark ändern kann, ist es häufig erwünscht,
die für das Verhalten des Bleches charakteristische mittlere textur aufzuzeigen.
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Um diese Nachteile zu vermeiden, wurde bereits vorgeschlagen, eine
sehr dünne probe im Durchstrahlverfahren zu untersuchen. Dieses Verfahren erlaubt
zwar die Vermessung der äquatornaben Gebiete der Flächenpolfiguren, doch ist wiederum
der mittlere Bereich der Polfiguren einer Messung
nicht zugänglich.
Durch Kombination des Rückstrahlverfahrens mit dem Durchstrahlverfahren lassen sich
vollständige Polfiguren erhalten. Wegen der Aufwendigkeit der Probenvorbereitung
(die Proben müssen durch Abätzen sehr dünn gemacht werden)ist das Durchstrahlverfahren
für die Untersuchung von Blechen jedoch kaum geeignet.
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wird die zu untersuchende Probe nach einer Kugel geformt, so kann
eine vollständige Polfigur aufgenommen werden. Durch eine Bewegung der Probenkugel
um eine Achse, die durch den Kugelmittelpunkt hindurchgeht und senkrecht auf die
Symmetrieebene zwischen der Empfengsrichtung des Zählrohres und der Senderichtung
der Röntgenröhre steht, sowie durch eine Drehung der Kugel um einer Durchmesser,
der in der Symmetrieebene zwischen der Empfengsrichtung des Zählrohres und der Senderichtung
der Röntgenröhre liegt, wird eine Kugelbewegung erreicht, bei der die Winkelsymmetrale
zwischen dell gebeugte und einfallenden Röntgenstrahl alle möglichen Raumstellungen
gegenüber dem probenfesten Koordinatensystem einnimmt. @lle möglichen Kristallitlagen
können somit in einem Arbeitsgang erfaßt werden nachteilig bei diesem bekannten
Verfahren ist vor allem, daß eine Kugel aus einem zusammengeklebten 3lechpaket hergestellt
werden muß. Außerdem ist die Untersuchung von nur feinkörnigem Werkstoff möglich,
da der Röutgenstrahl nur auf eine vergleichsweise kleine Fläche auftreffen kann
Der Erfindung liegt demnach die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Bestimmung vollständiger
Flächenpolfiguren von Blechtexturen anzugeben, das eine vergleichsweise einfache
Probenvorbereitung gewährleistet und die Messung auch bei gröberen Kornstrukturen
möglich macht.
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Ausgehend von einem Verfahren der eingangs geschilderten Art löst
die Erfindung die gestellte Aufgabe dadurch, daß eine eine kegelförmige Oberfläche
besitzende Probe verwendet und diese Probe sowohl um eine senkrecht auf die Symmetrieebene
zwischen der Senderichtung der Röntgenröhre und der Empfangsrichtung des Zählrohres
stehende, durch den Schnittpunkt dieser Sende- und Empfangsrichtung gehende
Achse
als auch um die Kegelachse gedreht wird. wird demnach die Probe um ihre Kegelachse
um 360 gedreht, so wird die kegelförmige Oberfläche der Probe entlang eines Umfangkreises
abgetastet, wobei die Intensität bz@. die Flächenpoldichte entlang eines zur Äquatorebene
parallelen Kreises der Lagekugel bestimmt wird. Die zuSätzliche Drehbewegung um
eine Achse, die durch den Schnittpunkt frische: zur Se-: derichtung der Röntgenröhre
und der Empfangsrichtung des Zählrohres geht und Tangente an den Umfangakrei der
Kegelfläche ist, bewirkt die vollständige Erfassung der Flächenpolfiguren, ohne
daß es zu einem streifenden Einfall der Primärstrahlung kommt. Die Probe ist dabei
einfach herzustellen, da die Kegelform der Probe durch einfaches Abdrehen eines
entsprechenden Bleches bzw. eines entsprechende Blechpaketes hergestellt werden
kann.
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Ein weiterer Vorteil ergibt sich nach dem erfindungsgemäßen Verfahren,
wenn die Probe längs der durch den Schnittpunkt der Senderichtung der Röntgenröhre
und der Empfangsrichtung des Zählrohres gehenden Kegelmantelerzeugenden oszillierend
hin- und herbewegt wird. Die Hin- und Herbewegung des Probenkörpers entlang der
durch den Schnittpunkt von Sende- und Empfangsrichtung gehenden Kegelmantelerzeugenden
verändert die Orientierungsanlage der Winkelsymmetralen zwischen Sende- und Empfangs
richtung bezüglich des probenfesten Koordinatensystems nicht, so daß ein größerer
Flächenbereich und damit auch größere Kornstrukturen untersucht werden können. Außerdem
erhält man dadurch über den Querschnitt gemittelte Texturen.
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Gegenüber dem bekannten Verfahren, bei dem eine kugelförmige Probe
entsprechend bewegt wird, ergibt sich beim erfindungsgemäßen Verfahren die Notwendigkeit
einer Intensitätskorrektur, da sich beim Drehen der Probe um die Eegelmanteltangente
die geometrischen Verhältnisse zwischen dem Röntgenstrahl und der Kegelfläche ändern.
Um eine solche Intensitätskorrektur vornehmen zu können, wird eine Probe mit regelloser
Orientierungsverteilung der Kristallite, also eine quasiisotrope Probe, verwendet
und die beim Ausmessen
dieser Probe vorhaldenen Intensitätsunterschiede,
die nur auf die geänderten geometrischen Verhältnisse zurückzuführen sind, der Intensitätskorrektur
zugrundegelegt.
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An Hand der Zeichnung wird das erfindungsgemäße Verfahrer layer erläutert.
Es zeigen: Fig. 1 die Lagekugel mit den Flächenpolen eines einzelnen Kristalliten
im Schaubild, Fig. 2 eine schaubildliche Darstellung der stereographischen Projektion
eines Flächenpoles, Fig. 3 den grundsätzlichen Aufbau einer Anlage zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens im Schaubild, Fig. 4 die Lage einer erfindungsgemäßen
Blechprobe bezüglich des auf das zu untersuchende Blech bezogenen Koordinatensystems,
Fig. = die Bahn der oszillierenden Hin- und Herbewegung der Probe entlang einer
Kegelmantelerzeugenden und Fig. 6 nach verschiedenen Verfahren ermittelte Flächenpolfiguren
einer Probe.
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Wie man aus Fig. 1 ersehen kann, erhält man die Flächenpole eines
einzelnen Kristalliten 1 als Schnittpunkte 2 der Flächennormalen der betrachteten,
untereinander kristallographisch gleichwertigen Netzebenen des Kristalliten 1 mit
einer sogenannten Lage- oder Polkugel 3, wobei die Flächennormalen durch den Mittelpunkt
der Lagekugel 3 zehen. In Fia. 1 erden die Flächenpole 2 der Würfelebenen mit den
Millerschen Indizes
gezeigt. Es lassen sich aber selbstverständlich auch die Flächenpole anderer Netzebenen
zur Bestimmung der Orientierung des Kristalliten 1 bezüglich eines Koordinatensystems
bestimmen. Bei der Bestimmung der Flächenpolfiguren von Blechtexturen werden üblicherweise
die Walzrichtung WR des Bleches, die Querrichtung dazu QR und die Blechnormale BN
zum Bezugskoordinatensystem zusammengefaßt. In Fig. 1 nehmen die Würfelebenen des
Kristalliten 1 bezüglich des werkstückfesten Koordinatensystems WR, QR, BN eine
bestimmte, durch die Lage der Flächenpole .2 definierte Lage ein.
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Diese Flächenpole 2 können nun auf die durch die Koordinatenachsen
WR, QR bestimmte Äquatorebene, die die
Lagektigel 3 in zwei Hälften
teilt und aus der Kugel 3 einen Äquator 4 ausschneidet, projiziert werden, um eine
einfache Darstellungsart zu erhalten. Zu diesem Zweck wird wie dies i Fig. 2 dargestellt
ist, die stereographische Projektion (eine Zentralprojektion aus dem Südpol 5 der
Lagekugel) verwendet, wobei man sich wegen der Kristallsymmetrie auf die obere Halbkugel,
also auf die Kreisfläche innerhalb des Äquators 4, beschränken kann. Der auf die
Äquatorebene projizierte Flächenpol 2 ist in der Projektion mit 2' bezeichnet.
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Wird nun eine Probe mit einer Vielzahl von Kristalliten untersucht,
so lassen sich die Flächenpole der einzelnen Kristalliten nicht mehr feststellen.
Es kann nur mehr die ;Dichte der Flächenpole bestimmt werden, wobei diese Dichte
über die Orientierungsverteilung Aufschluß gibt.
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Da der Beugungswinkel eines Röntgenstrahles au bestimmten Netzebenen
eines Kristallgitters mit Hilfe der Bragg' schen Gleichung vorherbestimmt werden
kann, kann durch Messung der Intensität des reflektierten Röntgenstrahles die Dichte
der Flächenpole an einer bestimmten telle der Polkugel gemessen werden. Bei einem
bestimmten Winkel zwischen dem einfallenden und dem gebeugten Röntgenstrahl tr?Cn
nämlich nur jene Netzebenen der Kristallite zur Reflexion des Röntgenstrahles in
der vorherbestimmten Richtung bei, welche senkrecht auf die Winkelsymmetrale zwischen
dem gebeugten und einfallenden Röntgenstrahl s-tehen.
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Da mit der Anzahl der diese Orientierung aufweisenden Netzebenen auch
die Intensität des gebeugten Röntgenstrahles ansteigt, kann auch die Intensität
des gebeugten Röntgenstrahles als Maß für die Dichte der Flächenpole gewertet werden.
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Zur Bestimmung der Flächenpolfigur einer bestimmten Netzebene wird
folglich ein Zählrohr 6 zur Messung der Intensität der gebeugten Röntgenstrahlung
mit seiner Empfangsrichtsung so gegenüber der Sende richtung einer Röntgenröhre
7 versetzt angeordnet, daß der Winkel zwischen der Empfangsrichtung des Zählrohres
6 und der Senderichtung
der Röntgenröhre 7 -2 beträgt, bei 2 der
sich aus der Bragg' schen Gleichung ergebende Beugungswinkel ist.
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Um einen entsprechend geriMteten Röntgenstrahl zu erhalten, wird
dieser durch eine Aperturblende 8 und eine nachgeordnete Schlitzblende 9 geleitet.
Der reflektierte Röntgenstrahl tritt durch eine Zählrohrblende 10 hindurch, bevor
er das rTäh1rohr C erreicht.
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Die Probe 11, die eine kegelförmige Oberfläche 12 besitzt, ist so
aus dem zu untersuchenden Blech herausgearbeitet, daß die Blechnormale 3~ mit der
Kegelachse 13 zusaemenfä'l-t, ie dies in. Fig. 4 angedeutet ist. Diese Probe 11,
die aus einem einzigen Blech oder aus einem zusammengeklebten Blechpaket herausgearbeitet
sein kann, wird nur so in den Strahlengang der Röntgenröhre 7 gebracht, daß der
Schnittpunkt 14 zXiscnen der Se-derichtung der Röntgenröhre 7 und der Empfangsrichtung
des Zählrohres 6 auf der Kegelfläche 12 liegt. Außerdem geht-die Symmetrieebene
zwischen der Senderichtung der Röntgenröhre 7 und der Empfangsrichtung des Zählrohres
6, also die durch die Winkelsymmetrale 15 dieser Sende- und Empfangsrichtung gehende
und auf die durch diese beiden Richtungen definierte Ebene senkrecht stehende Ebene,
durch die Kegelachse 13. Die Tangente 15 an den Umfangekreis der Kegeloberfläche
12 durch den Schnittpunkt 14 steht daher senkrecht auf die Winkelsymmetrale 15.
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Bei einer Drehung der Probe 11 einerseits um die Kegelachse 13 und
anderseits um die Achse 16 nimmt die Winkelsymmetrale 15 alle möglichen Winkelstellungen
bezüglich des mit der Probe 11 mitbewegten Koordinatensystems WR, QR, BN ein, so
daß auch alle möglichen Orientierungen der durch den Winkel zwischen der Sende richtung
der Röntgenröhre 7 und der Empfangsrichtung des Zählrohres 6 bestimmten Netzebenen
erfaßt werden, da die Winkelsymmetrale 15 stets mit den Flächennormalen der den
Röntgenstrahl gegen das Zählrohr 6 hin reflektierenden Netzebenen übereinstimmt.
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Damit nic ht nur die Textur im Schnittpunkt 14, sondern auch ein
größerer Bereich erfaßt werden kann, kann die Probe 11 zusätzlich entlang der jeweils
durch den Schnittpunkt 14 hindurchgehenden Kegelmantelerzeugenden
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oszillierend hin- und herbewegt werten. Diese Hin- und Herbewegung verändert die
Lage der Kegelflächennormalen im Schnittpunkt 14 gegewdber dem mit der Probe mitbewegten
Koordinatensystem WR, QR, BN nicht. Damit wird die mittlere Textur über den erfaßten
Oberflächenbereich gemessen. In Fig. 5 ist diese Hin- und Herbewegung der Probe
11 angedeutet.
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In Fia, 6 sind die nach verschiedenen Verfahren bestimmten Flächenpolfiguren
der
Netzebenen, also der Rhombendodekaederebenen, , einer bestimmten otahlblechprobe
dargestellt, und zwar werden in den Quadranten I und II die Flächenpolfiguren gezeigt,
wie sie an den beiden Oberflächen eines ebenen Probenplättchens nach dem herkömmlichen
Rückstrahlverfahren erhalten werden. Deybesseren tbersichtlichkeit halber ist jeweils
nur ein Quadrant der symmetrischen Polfiguren dargestellt. Die Linien gleicher Intensität
sind mit den prozentuellen Intensitätsverhältnissen mit Bezug auf eine texturfreie
Probe bezeichnet.
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Im Quadranten III ist die im erfindungsgemäßen Verfahren bestimmte
Flächenpolfigur gezeigt. Der wesentliche Unterschied zwischen dem erfindungsgemäßen
Verfahren und dem bekannten Verfahren liegt wohl darin, daß mit Hilfe des erfindungsgemäßen
Verfahrens eine vollständige Polfigur erhalten wird, während bei dem bekannten Verfahren
die äquatornahen Ber e iche nicht bestimmt werden können, da der Röntgenstrahl bei
der Bestimmung der äuatornahen Bereiche streifend auf die Oberfläche der Probenplättchen
trifft, was eine Intensitätsmessung des reflektierten Röntgenstrahles unmöglich
macht. Außerdem erkennt man, daß die Oberflächentexturen auf den beiden Seiten der
Probe nicht gleich sind. Die Polfigur im Quadranten II läßt eine für die Rekristallisationstextur
des Eisens bezeichnende Form mit einem Intensitätsmaximum 18 erkennen. Eine nähere
Kennzeichnung ist jedoch wegen der fehlenden äquatornahen Bereiche nicht möglich.
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Die Polfigur im Quadranten I kann durch die zur Walzrichtung parallel
Kristallrichtung 11100] und die zur
Blechebene parallelen Netzebenen
(013) gekennzeichnet werden, was sich aus den dafür bezeichnenden Lagen der Intensitätsmaxima
19 ablesen läßt.
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Aus der mit dem erfindungsgemäßen Verfahren gemessenen, vollständigen
Polfigur der Querschnittstextur (Quadrant III) läßt sich erkennen, daß im Mittel
die Textur der im Quadranten II geeigten Oberfläche deutlich überwiegt. Aus der
Lage der aquatormaxima 20 geht hervor, daß die durch die Netzebenen (455) und die
Kristallrichtungen [522] deffinierte Lage dominiert. Die auf einer Seite der Probe
überwiegende Lage (i13) oo3 ict auf Grund der Lage des Maximums 21 ebenfalls noch
erkennbar. Diese Lage ist jedoch im Mittel nur von geringer Bedeutung für die Anisotropie
des untersuchten Bleches.