DE253219C - - Google Patents
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
£253219-KLASSE 89 L GRUPPE
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von glukoseartigen
Erzeugnissen aus Zellulose und Holzstoff, und zwar entweder aus Zellulose oder aus HoIzstoff
oder aus beiden, und zwar insbesondere aus Sägespänen und anderen wertlosen Holzprodukten.
Die Umwandlung der nutzbaren Bestandteile der Sägespäne und ähnlicher Stoffe in
ίο glukoseartige Erzeugnisse erfordert die Verwendung
eines geeigneten hydrolisierenden Mittels, wie Schwefelsäure, schweflige Säure,
Salzsäure oder Mischungen dieser Säuren. Zweckmäßig werden schweflige Säure und Salzsäure, weil sie flüchtig sind und weil sie,
wie weiter unten gezeigt wird, größere Vorteile für die Ausführung des Verfahrens bieten,
verwendet. Indessen kann das Verfahren, wenn auch mit weniger günstigem Ergebnis, auch mit Schwefelsäure ausgeführt
werden.
Nun haben die bisherigen Verfahren zur Herstellung eines glukoseartigen Produktes
aus Sägespänen u. dgl., gleichgültig, welche hydrolisierende Säure verwendet wird, die
Schwierigkeit ergeben, daß unter den in der Praxis üblichen Bedingungen die Ausbeute
durch die Bildung von Rückwandlungsprodukten vermindert wird.
Die Erfindung bezieht sich also zunächst darauf, die Bildung dieser Rückwandlungsprodukte
auf ein möglichst geringes Maß herabzusetzen und sie soweit als möglich überhaupt
zu vermeiden. Die Erfindung bezieht sich weiterhin darauf, die für die Umwandlung
einer gegebenen Menge Rohmaterial er45
forderliche Zeit herabzusetzen und vorher als Nebenprodukt den größeren Teil der aus den
Sägespänen zu gewinnenden Essigsäure ohne Verunreinigung mit der hydrolisierenden
Säure zu gewinnen.
Zur Ausführung der Erfindung werden die Sägespäne ο. dgl. mit ihrem gewöhnlichen
Feuchtigkeitsgehalt, der im allgemeinen 30 bis 50 Prozent vom Gewicht des Trockenholzes
beträgt, in einen geeigneten Kocher gebracht und darin unter Druck der Wirkung direkten Dampfes ausgesetzt. Die Dampfzufuhr
wird bei einem Druck von etwa 7 Atm. (100 Pfd. englisch) so lange fortgesetzt, bis
die flüchtigen organischen Verbindungen, welche sich durch die Einwirkung des
Dampfes auf das Holz bilden, und welche hauptsächlich aus Essigsäure bestehen, zum
größten Teil abgetrieben sind. Wenn der Dampf genügend lange Zeit eingewirkt hat,
um den größten Teil der nutzbaren Essigsäure zu gewinnen, werden die Dämpfe,
welche sich in dem Kocher über dem Inhalt gesammelt haben, in ein geeignetes Kon densationsgefäß
zur Gewinnung der Essigsäure als Nebenprodukt abgeblasen.
Es hat sich gezeigt, daß nach dem Abblasen der Essigsäuredämpfe infolge der plötzlichen
Druckbefreiung die Poren der Holzteilchen vollständig" geöffnet werden, so daß der
Dampf und die hiernach eingeführte Säure leichter eindringen können. Es hat sich weiter
gezeigt, daß die Sägespäne nach der ersten Einwirkung des Dampfes und dem Abblasen
der Dämpfe stets einen Feuchtigkeitsgehalt von etwa 50 Prozent vom Gewicht des
55
trockenen Holzes aufweisen, einerlei, wie derselbe vorher gewesen ist, d. h. also, der Feuchtigkeitsgehalt
der Masse wird erhöht, wenn er vorher weniger betrug, und vermindert, wenn er größer war. Es ist dies für ein wirtschaftliches
Arbeiten wichtig, weil es gleichmäßige Bedingungen gewährleistet, insofern der
Feuchtigkeitsgehalt. bei Beginn der nächsten Stufe des Verfahrens bestimmt ist. Bei dieser
Stufe haben die Sägespäne zunächst etwa die Temperatur kochenden Wassers, d. h. 90
bis ioo° C. Der Kocher wird nun von neuem geschlossen und wieder Dampf eingelassen
bei einem Druck von etwa 7 Atm., bis der Druck im Kocher auf 4,2 bis 6,3 Atm. (60 bis
90 Pfd.) gestiegen ist. Hierdurch wird der Inhalt des Kochers auf eine Temperatur gebracht,
welche ihn für die Einwirkung der* eingeführten Säure am besten geeignet macht, so daß sofort die Bedingungen für eine unmittelbar
wirksame Einwirkung der Säure geschaffen sind.
Es wird also, wenn der Dampf so lange eingewirkt hat, daß der nötige Druck hervorgebracht
ist und folglich die Temperatur im Kocher den angegebenen Grad erreicht hat, die hydrolisierende Säure zugegeben. Am
zweckmäßigsten wird Salzsäure verwendet, und zwar eine solche von so hoher Konzentration,
wie sie die Säure des Handels gewöhnlich zeigt, d. h. also Handelssalzsäure
mit einem Gehalt von 28 bis 35 Prozent an
V reinem Chlorwasserstoff. Da die Salzsäure flüchtig ist, so wird sie durch den Wasserdampf
dampfförmig eingeführt und sogleich durch die ganze Masse der Füllung des Kochers versprüht. Wenn eine genügende
Menge Salzsäure in Dampfform eingeführt ist (also Y2 bis 2 Prozent vom Gewicht des
trockenen Holzes), wird die Zufuhr von Dampf und Säure unterbrochen und die weitere
Umwandlung des Holzes dadurch 'herbeigeführt, daß man das Gut in der Atmosphäre
von Wasser- und Säuredampf läßt, bis das gewünschte Resultat erreicht wird. In dieser
letzten Stufe des Verfahrens wird der Prozeß bedeutend beschleunigt und die Ausbeute erhöht,
wenn man den Druck im Kocher auf etwa 8,8 Atm. (125 Pfd.) erhöht, und zwar
zweckmäßig durch Einführung einer entsprechenden Menge komprimierter Luft aus einem geeigneten Apparat, ohne dabei die
Temperatur zu erhöhen.
Sobald die Umwandlungszeit vorüber ist, werden die im Kocher enthaltenen Dämpfe
abgeblasen. Diese Dämpfe enthalten praktisch die ganze flüchtige Salzsäure, welche daher
in einem geeigneten Kondensations- oder Absorptionsapparat wiedergewonnen werden
kann.
Es ist charakteristisch für das vorliegende Verfahren, daß bei Verwendung der flüchtigen
Salzsäure der Kocherinhalt nach dem Abblasen nahezu vollständig frei von freier Säure ist. Tatsächlich sind auch nur kleinste
Spuren freier Säure zu entdecken. Weiterhin werden durch das Verfahren die Sägespäne
nur sehr wenig gefärbt, und auch der durch Extraktion des fertigen Gutes gewonnene
Sirup ist nur leicht gefärbt und nicht dunkel (fast schwarz), wie es der Fall ist, wenn
Schwefelsäure und schweflige Säure verwendet werden.
In der Zeichnung ist ein zur Ausführung des Verfahrens besonders geeigneter Apparat
im vertikalen Schnitt dargestellt.
A bezeichnet einen rotierenden Zylinder oder Kocher, welcher mit einer Ladetür B und
einem mit einem Kontrollventil α versehenen Abblaserohr c ausgestattet ist. Der Zylinder
ist innen mit einer Ausfütterung b aus einem Material, welches der Einwirkung von Salzsäure
wiedersteht, versehen; verwendbar ist beispielsweise mit Bakelit getränkter Asbest.
Der Zylinder ist weiter mit Bändern oder Reifen d versehen und in geeigneter Weise
auf unterstützenden Rollen /' drehbar. Die Drehung kann durch einen beliebigen Drehmechänismus
geschehen.. Der Zylinder ist außerdem mit einem achsialen Rohr D ver- go
sehen, welches aus Bakelit bestehen kann, oder aus einem mit Bakelit oder einem anderen geeigneten,
der Einwirkung von Salzsäure widerstehendem Material bekleideten Metall. In diesem Rohr ist der Länge nach eine geeignete
Zahl von Durchbohrungen vorhanden. Der Zylinder kann außerdem noch auf der Innenseite mit längs angeordneten Flügeln
versehen sein, um das Material während . der Drehung des Apparates wiederholt zu heben.
Der Apparat ist also ein Trommelkocher. ■ Sein achsiales Rohr D bleibt während der
Drehung der Trommel in Ruhe; es ' ist mit einer Stopfbüchse E versehen, deren Hauptteile
zweckmäßig aus mit Graphit gemischtem Bakelit oder aus mit Bakelit, und einem
ähnlichen säurefesten Stoff bekleidetem Metall bestehen. Das Rohr D hat drei Abzweigungen
F, G, H, von denen j ede mit einem entsprechenden Abschlußventil /, g, h versehen
ist.
Zur Ausführung des Verfahrens wird der Trommelkocher dreiviertel voll mit Sägespänen
gefüllt. Bei der ersten Stufe des Verfahrens werden alle Ventile geschlossen, mit Ausnähme
des Ventils g, durch welches hochgespannter und sehr trockener Dampf von etwa
7 Atm. Druck eingeführt wird. Der Kocher wird dabei in langsam rotierende Bewegung
versetzt und so lange Dampf zugeführt, bis die gewünschte Menge Essigsäure u. dgl. aus
den Sägespänen erzeugt ist. Die hierfür er-
Claims (1)
- forderliche Zeit wechselt je nach der Menge des zu behandelnden Materials, seiner Anfangstemperatur und seinem Feuchtigkeitsgehalt; sie beträgt für gewöhnlich etwa io Minuten. Die Drehung des Kochers wird dann unterbrochen, und die Essigsäuredämpfe werden in einen passenden Kondensations- oder Absorptionsapparat abgeblasen. Gegen Ende dieser Operation wird zweckmäßig noch einmal ein wenig Dampf eingeblasen, um die Säuredämpfe vollständiger zu vertreiben. Durch diese Anfangsoperation erhält man eine Ausbeute an Essigsäure von etwa ι bis 2 Prozent vom Trockengewicht der verwendeten Holzmenge. Die Sägespäne werden hierbei unbedeutend gebräunt.Nachdem die essigsauren Dämpfe abgeblasen sind, sind die Sägespäne in einem Zustand, der sie besonders geeignet für die Einwirkung des nachher verwendeten Dampfes macht. Der Feuchtigkeitsgehalt der ganzen Masse ist stets ziemlich gleich groß, er wechselt etwas je nach den Bedingungen des Abblasens, beträgt aber immer etwa 50 Prozent vom Gewicht des trockenen Holzes.Der Kocher wird dann wieder in Drehung versetzt. Der zuzuführende Dampf wird wie vorher auf etwa 7 Atm. Druck gebracht und damit der Druck im Kocher auf 4,2 bis 6,3 Atm. erhöht, und zwar zweckmäßig so nahe an 6,3 Atm., als es leicht zu erreichen ist. Sodann wird das Ventil f in dem Rohr F, welches zur Einführung der Salzsäure dient, geöffnet. Durch die Wirkung des Dampfes wird die Säure in das Rohr D gebracht und durch die Öffnungen dieses Rohres in Dampfform versprüht, so daß sogleich die ganze Masse durchdrungen wird. Die Salzssäure wird so lange zugegeben, bis etwa Y2 bis 2 Prozent vom Trockengewicht des Holzes zugeführt sind. Die Ventile / und g werden darm geschlossen und der Kocher etwa 10 bis 15 Minuten lang gedreht. Die erforderliche Zeit vom zweiten Einblasen des Dampfes an beträgt etwa 30 Minuten.Die Drehung des Kochers wird sodann unterbrochen. Der dampfförmige Inhalt wird in einen passenden Kondensations- oder Absorptionsapparat für die Salzsäure abgeblasen, und es wird dann noch eine kleine Dampfmenge eingeführt, um die letzten Reste der Säuredämpfe zu entfernen. Wenn der Druck vollständig aufgehört hat, ist die Füllung praktisch frei von Salzsäure, so daß sie kaum noch eine Reaktion mit Lackmuspapier gibt. Nachdem die Dampfzufuhr unterbrochen ist, kann in der letzten Arbeitsstufe der Druck im Kocher so weit erhöht werden, wie oben angegeben ist. Dies kann geschehen, indem man den Hahn h in dem Rohr H öffnet, welches komprimierte Luft zuführt, so daß hierdurch der Druck im Kocher auf etwa 8,8 Atm. erhöht wird.Schließlich wird der Inhalt des Kochers durch die Kipptür B entleert. Das glukoseartige Produkt kann dann durch heißes \¥asser o. dgl. extrahiert werden. Der Extrakt kann vergoren werden; es kann aber auch aus der ganzen Masse ohne Extraktion eine Maische hergestellt werden, welche vergoren wird.Der nach dem Extrahieren des glukoseartigen Produktes verbleibende Rückstand kann vorteilhaft nochmals der gleichen Behandlung unterworfen werden. Es kann daraus eine weitere Menge eines glukoseartigen Produktes erhalten werden, welche ebenfalls durch heißes Wasser extrahiert werden kann. Diese wiederholte Behandlung der gleichen Masse gestattet, die Ausbeute an glukoseartigen Produkten bedeutend zu erhöhen.Paten τ-Anspruch :Verfahren zur Herstellung von glukoseartigen Erzeugnissen aus Zellulose und Holzstoff, z. B. aus Sägespänen u. dgl. durch Erhitzen des Materials zunächst für sich allein und dann mit Mineralsäure unter Druck, dadurch gekennzeichnet, daß das Rohmaterial auf der ersten Stufe zunächst unter Druck und bei höherer Temperatur so lange mit Dampf behandelt wird, bis der größte Teil der hierbei entstehenden Essigsäure ausgetrieben ist, daß dann die essigsauren Dämpfe abgeblasen und darauf die Hydrolyse durch Behandeln mit einer flüchtigen Mineralsäure (z.B. Salzsäure) unter Druck vorgenommen wird.Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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