DE2510460A1 - Verfahren zur waermebehandlung von werkstuecken aus stahl ohne die bildung von randoxyden der legierungselemente - Google Patents
Verfahren zur waermebehandlung von werkstuecken aus stahl ohne die bildung von randoxyden der legierungselementeInfo
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Description
Verfahren zur Wärmebehandlung von Werkstücken aus Stahl
ohne die Bildung von Randoxyden der Legierungselemente.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Wärmebehandlung von Werkstücken aus Stahl ohne die Bildung von Oxyden der
Legierungselemente in der oberflächennahen Randschicht
(Randoxydation oder Internal Oxidation genannt) in einem Ofenraum, in den Ammoniak—Spaltgas als Ofenatmosphäre eingeführt
wird. Die nachfolgend als Randoxydation bezeichnete metallurgische Beeinträchtigung der Werkstücke hat unter
anderem nach dem Härten eine weiche Oberflächenschicht zur Folge. In zahlreichen Veröffentlichungen sind die schädlichen
Auswirkungen der Randoxydation auf die Werkstückeigenschaften beschrieben, so daß auf eine weitere Erörterung verzichtet
werden kann.
Ein Zweck der Erfindung ist es, bei der Wärmebehandlung von Werkstücken aus Stahl deren Randkohlenstoffgehalt
gezielt zu verändern oder zu erhalten und außerdem die Randoxydation zu vermeiden.
Es ist bekannt, die 3landoxydation in sauerstofTreien
Ofenatmosphären zu vermeiden. Auch ist bekannt, in einem Gemisch von vollständig gespaltenem Ammoniak (75% Hg und
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25/6 N9) mit Erdgas ohne Randoxydation aufzukohlen.
Die genannten Möglichkeiten werden in der Praxis offensichtlich aus wirtschaftlichen Gründen in größerem Maßstab
nicht angewandt (Zeitschrift: Härterei—Technische
Mitteilungen 28 (1973) November, Seite 263, linke Spalte unten und rechte Spalte oben).
Weiterhin sind die bekannten Verfahren der Kohlenstoff-Übertragung
ohne Randoxydation mit dem schwerwiegenden Nachteil verbunden, daß nach dem heutigen Stand der Technik
das Kohlenstoffpotential der Ofenatmosphäre und daraus resultierend der Randko'ilenstoffgehalt der Werkstücke nicht
aus der Zusammensetzung der Ofenatmosphäre indirekt bestimmt werden kann. Das cheniische Gleichgewicht der sauer—
stoffreien Aufkohlungskomponente CH1 mit dem Randkohlenstoffgehalt
der Werkstücke stellt sich zum Zwecke der Regelung des Aufkohlungsvorganges viel zu langsam ein. Diese Tatsache
wird in der Literatur übereinstimmend beschriebenf auf die
Literaturstelle HTM 25 (1970) Heft ks Seite 256f linke Spalte
sei besonders hingewiesen.
Demgegenüber stellt sich das chemische Gleichgewicht der sauerstoffhaltigen Gaskomponenten' CQ~ und H?0 der üblichen
Ofenatmosphären rasch ein und ermöglicht daher eine ausreichend genaue indirekte Bestimmung des .Randkohlenstoffge—
halts der Werkstücke.
Aufgabe der Erfindung ist es, eine wirtschafliehe Ofenatmosphäre
zu schaffen, bei der eine sauerstof freie und kohleastoffhaltige Komponente im chemischen Gleichgewicht
mit dem Randkohlenstoffgehalt der Werkstücke steht.
Zur Lösung der Aufgabe wird erfindupgsgemäß das Ammoniak-Spaltgas
in bekannter Weise unmittelbar nach der- thermischen
Spaltung ohne Zwischenkühlung in den Ofenraum eingeführt, und der innerhalb des Ofenraianes entstehende
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CH,-Anteil der Ofenatmosphäre auf einem dem chemischen
Gleichgewicht mit dem Randkohlenstoffgehalt der Werkstücke
entsprechenden Wert gehalten.
Die Erfindung beruht auf der neuen Erkenntnis, daß Gasmoleküle unmittelbar nach ihrer Entstehung eine starke
Molekülbewegung aufweisen und dadurch eine besonders aktive Ofenatmosphäre darstellen. Diese Erscheinung ist
bei endothermen Spaltvorgängen von Molekülen besonders ausgeprägt. Es spalten sich nur Moleküle mit hohem Energie—
gehalt in Atome oder Radikale. Bei der nachfolgenden spontanen Wiedervereinigung dieser Partikel in Moleküle
entsteht dann eine äußerst starke Molekülbewegung. Derartige Moleküle sind nachfolgend als "aktivierte Moleküle" bezeichnet.
Sie bewirken bevorzugt den StoffÜbergang zwischen Ofenatmosphäre
und Werkstückoberfläche und umgekehrt. Aus dieser Erkenntnis ergeben sich folgende seither unbekannte Tatsachen:
Zur Erzielung einer gewissen Menge übertragenen Stoffes ist die notwendige Frischgasmenge einer Ofenatmosphäre umgekehrt
proportional zur Anzahl der vorhandenen aktivierten Moleküle. Ofenatmosphären mit viel aktivierten Molekülen benötigen
daher zur StoffÜbertragung wenig Frischgas.
Die innerhalb des Ofenraumes entstehende Gaskomponente CH,
ist aktiv und in Gegenwart aktivierter Ammoniak-Spaltgasmoleküle zur indirekten Bestimmung und Regelung des Rand—
kohlenstoffgehaltes der Werkstücke geeignet. Es stellt sich ein chemisches Gleichgewicht zwischen dem entstandenen CH, Anteil
der Ofenatmosphäre, dem Wasserstoffanteil der Ofenatmosphäre und dem Kohlenstoffgehalt des Stahls entsprechend
den bekannten Werten ein.
BeJ der Stoffübertragung von der Ofenatmosphäre zum Werkstück
wird bekanntlich die maximal je Zeiteinheit übertragbare
Stoffmenge durch das Erreichen einer so hohen
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Konzentration an der Werkstückoberfläche begrenzt, daß
sich eine chemische Verbindung zwischen dem übertragenden Stoff und dem Werkstoff bildet (z.B. Karbide oder Nitride).
Durch aktivierte Moleküle übertragene Atome wandern infolge ihres Energieüberschusses rasch von der Oberfläche
weg in das Innere der Werkstücke. Dadurch tritt z.B. beim Aufkohlungsvorgang die Karbidbildung erst bei einer größeren
übertragenen Kohlenstoffmenge auf, als dies bei den üblichen
Ofenatmosphären der Fall ist. Bei Ofenatmosphären mit einem
hohen Anteil aktivierter Moleküle kann daher das Stoffangebot entsprechend erhöht und dadurch die Stoffübertragungsgeschwindigkeit
gesteigert werden.
Bei der üblichen Wärmebehandlung werden die als Ofenatmosphäre dienenden Gasgemische außerhalb des Ofenraumes hergestellt.
Dabei geht die von der Herstellungsreaktion ausgehende Aktivierung durch die Kühlung des Gasgemisches vor
dem Einführen in den Ofenraum verloren. Die erfindungsgemäße Einführung ungekühlter, vom endothermen Spaltvorgang
aktivierter Spaltgasmoleküle verbessert die Wirtschaftlichkeit solcher Ofenatmosphären erheblich. Daher ist bei der
Anwendung von Ammoniak-Spaltgas - trotz des teuren Ausgangsstoffes - kein höherer Aufwand erforderlich, als dies bei
den üblichen Ofenatmosphären mit kohlenwasserstoffhaltigen
Brennstoffen als Ausgangsgas der Fall ist. Die verbesserte Wirtschaftlichkeit wird bewirkt durch:
Geringen Verbrauch an Ammoniak-Spaltgas;
schnelle Stoffübertragung zwischen Ofenatmosphäre und Werkstück
und
Nutzbarmachung der fühlbaren Wärme des Ammoniak-Spaltgases im Ofenraum.
Die Verbesserung der Qualität der nach dem Verfahren der Erfindung ohne Randoxydation wärmebehandelten Werkstücke
beruht auf der exakten indirekten Regelbarkeit des Randkohlenstoff
gehaltes. Sie gelingt besonders genau, da nur
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eine einzige chemische Reaktion an der Kohlenstoffübertragung
beteiligt ist, deren Gleichgewicht zu beachten ist. Bei den üblichen, durch teilweise Verbrennung eines
kohlenwasserstoffhaltigen Brennstoffes hergestellten sauerstoffhaltigen Ofenatmosphären hängt die Genauigkeit
der indirekten Regelung von der Einstellung von drei chemischen Gleichgewichten (Boudouard-, Wassergas- und
Methangleichgewicht) ab. Jede Abweichung von einem dieser Gleichgewichte beeinträchtigt die Genauigkeit der indirekten
Regelung des Randkohlenstoffgehaltes.
Beim Aufkohlungsvorgang tragen die aktivierten Ammoniak-Spaltgasmoleküle
dazu bei, die Aktivität der im Ofenraum entstandenen CH, -Moleküle bis zur Oberflächenreaktion mit
dem Werkstück zu erhalten.
Beim Entkohlungsvorgang reagiert der aktivierte Wasserstoffanteil
des Spaltgases direkt mit den Kohlenstoffatomen an der Werkstückoberfläche. Diese Reaktion von einem C-Atom
mit zwei Hp-Molekülen zu einem CH,-Molekül verläuft in
technisch auswertbarer Geschwindigkeit nur mit aktiviertem Wasserstoff. Bei der bekannten Wärmebehandlung in einer aus
trockenem Wasserstoff bestehenden Ofenatmosphäre läßt sich
daher kein auswertbarer Entkohlungseffekt erzielen.
Das Fehlen einer Entkohlungsmöglichkeit bei den bekannten Ofenatmosphären ohne Randoxydation trägt zu deren Unwirt—
schaftlichkeit bei. Die übliche beschleunigte Kohlenstoffübertragung durch Überkohlen und anschließendes Entkohlen
kann nicht durchgeführt werden. Nach dem Verfahren der Erfindung ist diese zeitsparende Arbeitsweise infolge der beschleunigten
Aufkohlungs- und Entkohlur.gswirfcung sowie der Regelbarkeit der Ofenatmosphäre möglich.
Pei einer Anwendungsform d^r Erfindung wird in seither unbekannter
Weise zur Veränderung des CH, -Anteils der Ofen-
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atmosphäre die Menge des zugeführten Ammoniak-Spaltgases verändert. Bei Entkohlungsvorgängen bildet sich mit zunehmender
Entkohlungswirkung immer weniger CH, an der Werkstückoberfläche. Sinkt der CH,-Anteil unter den gewünschten
Wert, so wird zur Aufrechterhaltung des CH, -Anteils die Spaltgasmenge entsprechend verringert.
Um eine regelbare Aufkohlung zu bewirken, wird erfindungsge*näß
zur Erhöhung des CH,-Anteils der Ofenatmosphäre ein CH,-freier Kohlenwasserstoff mit mindestens zwei C-Atomen
im Molekül zusätzlich in den Ofenraum eingeführt. Dadurch entsteht der CH,-Anteil der Ofenatmosphäre durch endotherme
Spaltung höhermolekularer Kohlenwasserstoffe in aktivierter
Form innerhalb des Ofenraums. In den Ofenraum eingeführte CH, -Moleküle - z.B. Erdgas - verhalten sich passiv und stören
die indirekte Regelbarkeit des Randkohlenstoffgehaltes über
das CH, -Gleichgewicht. Eine derartige, auf den Entstehungsort der Gaskomponente CH, bezogene Unterscheidung der Wirkung
einer Ofenatmosphäre war seither unbekannt.
Das Verfahren der Erfindung ist in Bekannten Vorrichtungen auszuführen. Zur Vermeidung eines unnötig hohen SpaltgasVerbrauches
für Spülzwecke erfolgt die Beschickung kontinuierlich arbeitender Ofenanlagen zweckmäßigerweise mit Schleusen.
Die Fortschrittlichkeit der Erfindung beruht - neben der Verbesserung
der Stoffübertragung - in der Qualitätssteigerung von Werkstücken aus Stahl mit den üblichen Legierungselementen
Chrcm,_ Mangan und Siliziu-n infolge Wegfalls der Randoxydation.
Die gleiche WerkstückQualität muß bei den üblichen Ofenatmosphären
mit aufwendigen Legierungselementen - z.B. Nickel oder Kobalt - erkauft werden, die r.icht gegen Randoxydation
empfindlich sind.
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Claims (3)
1. Verfahren zur Wärmebehandlung von Werkstücken aus
Stahl ohne die Bildung von Oxyden der Legierungselemente in der oberflächennahen Randschicht (Randoxydation
oder Internal Oxidation genannt) in einem Ofenraum, in den Ammoniak-Spaltgas als Ofenatmosphäre
eingeführt wird, dadurch gekennzeichnet, daß zur indirekten Regelung des Randkohlenstoffgehalts der Werkstücke
das Ammoniak-Spaltgas in bekannter Weise unmittelbar nach der thermischen Spaltung ohne Zwischenkühlung
in den Ofenraum eingeführt, und der innerhalb des Ofenraums entstehende CH,-Anteil der Ofenatmosphäre
auf einem dem chemischen Gleichgewicht mit dem Randkohlenstoff gehalt entsprechenden Wert gehalten wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Veränderung des CH,-Anteils der Ofenatmosphäre die
Menge des zugeführten Ammoniak-Spaltgases verändert wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erhöhung des CH,-Anteils der
Ofenatmosphäre ein CH,-freier Kohlenwasserstoff mit mindestens zwei C-Atomen im Molekül zusätzlich in den
Ofenraum eingeführt wird.
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