DE2237506C3 - Verfahren zum Entfernen von Tritium aus gasgekiihlten, jedoch nicht mit Kohlendioxid gekühlten Kernreaktoren - Google Patents
Verfahren zum Entfernen von Tritium aus gasgekiihlten, jedoch nicht mit Kohlendioxid gekühlten KernreaktorenInfo
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Description
45
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Entfernen von Tritium aus dem Primärkreislauf gasgekühlter,
jedoch nicht mit Kohlendioxid gekühlter, graphitmoderierter Kernreaktoren.
In den Primärkreisläufen sämtlicher gasgekühlter Kernreaktoren befindet sich als radioaktive Verunreinigung
das überschwere Wasserstoffisotop Tritium, das eine Halbwertszeit von etwa 12,5 Jahren besitzt
und entweder als Spaltprodukt auftritt oder durch Kernreaktionen, beispielsweise aus Helium oder Lithium
entsteht.
Tritium besitzt gegenüber anderen radioaktiven Verunreinigungen im Primärkreis die Eigenschaft,
daß es insbesondere bei erhöhten Temperaturen, wie sie bei gasgekühlten Kernreaktoren vorliegen, durch
Metallwände diffundiert und somit in andere Kreisläufe gelangt. Dies führt dann zu einer radioaktiven
Verunreinigung beispielsweise des Speisewassers gasgekühlter Kernkraftwerke.
Bei Salzschmelzen-Reaktoren tritt ebenfalls eine Tritiumdiffusion auf. Hier hat man versucht, durch
besondere Konstruktion der Rohre und Verwendung speziellen Materials für diese die Tritium-Diffusion
zumindest möglichst gering zu halten. So hat sich beispielsweise herausgestellt, data die Diffusion durch
eine Al,O3-Schicht behindert wird. Außerdem kann
man von der Tatsache Gebrauch machen, daß Tritium in flüssigem Kalium nicht kondensiert, und auf dieser
Basis ein kompliziertes Abtrennverfahren durchführen. Diese Verfahren sind jedoch sehr aufwendig.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein wirtschaftlich vertretbares, ohne besondere Umbauten
auch an bereits erstellten Anlagen durchführbares Verfahren vorzuschlagen, das eine Entfernung
des Tritiums aus dem Primärkreislauf gestattet, ehe es zu einer Diffusion in andere Kreisläufe kommen
kann. Die Lösung dieser Aufgabe basiert auf der Erkenntnis, daß sich im Betrieb des Reaktors nur ein
kleiner Teil des tatsächlich vorhandenen Tritiums im Kühlgas befindet, während der überwiegende Teil am
beispielsweise als Moderator verwendeten Graphit chemisch adsorbiert ist. Um nun dem Diffusionsproblem
wirkungsvoll begegnen zu können, kommt es darauf an, die beträchtlichen Tritiummengen zu erfassen,
die am Graphit adsorbiert sind. Dies wird erfindungsgemäß bei dem Verfahren der eingangs genannten
Art dadurch erreicht, daß Wasserstoff oder wasserstoffhaltige Verbindungen in deren Primarkreislauf
eingespeist werden, und daß das dadurch desorbierte Tritium in einer in an sich bekannter Weise
in einem By-pass angeordneten Reinigungsanlage aus dem Kühlgas entfernt wird. Durch das Einspeisen von
Wasserstoff oder wasserstoffhaltigen Verbindungen wird das am Graphit adsorbierte Tritium in beträchtlichen
Mengen freigesetzt, wobei vermutlich ein Austausch von chemisch adsorbiertem Tritium gegen den
eingespeisten normalen Wasserstoff stattfindet.
Da das freigesetzte Tritium nicht spontan in den Sekundärkreislauf diffundiert, sondern nur mit einer
erheblichen Zeitverzögerung, besteht genügend Zeit, das vom Graphit freigesetzte Tritium in einer Reinigungsanlage
aus dem Kühlgas zu entfernen, die, wie beispielsweise aus der deutschen Auslegeschrift
1 273080 bekannt, in einem By-pass angeordnet ist. Die Einspeisung von Wasserstoff oder wasserstoffhaltigen
Verbindungen kann daher vorteilhafterweise intermittierend erfolgen. Vorzugsweise wird dabei im
Primärkreislauf für einige Stunden eine Konzentration von ungefähr 1000 bis 5000 μζ\ an Wasserstoff
bzw. die auf Wasserstoff bezogene äquivalente Menge einer wasserstoffhaltigen Verbindung aufrechterhalten.
Obwohl sich zur Durchführung des Verfahrens gemäß der Erfindung neben Wasserstoff sämtliche wasserstoffhaltigen
chemischen Verbindungen eignen, werden Kohlenwasserstoffe, insbesondere CH4, aber
auch NH3 bevorzugt. Zwar ist es aus der britischen Patentschrift 1211011 bekannt, dem Kühlgas CH4
zuzusetzen, allerdings geschieht dies bei von der Erfindung ausgenommenen, mit Kohlendioxid gekühlten
Kernreaktoren und darüber hinaus zu einem völlig anderen Zweck, nämlich mit dem Ziel, die aus anderen
Gründen erforderliche Menge an CO im CO2-KUhlgas
zu reduzieren.
Für die mit der Erfindung eirzielten Wirkungen ist es unerheblich, ob flüssige oder gasförmige Verbindungen
r.ur Anwendung kommen, jedoch wird letzteren deshalb der Vorzug gegeben, weil sie eine leichtere
Einspeisung ermöglichen. Schließlich ist auch die Stelle der Einspeisung unkritisch, so daß lediglich zur
Erhöhung der Wirksamkeit vorgeschlagen wird, die Einspeisung in das Kühlgas vor dessen Eintritt in das
Reaktorcore vorzunehmen.
Das durch das Einspeisen gemäß der Erfindung freigesetzte Tritium kann, wie bereits erwähnt, in einer
in einem By-pass angeordneten Reinigungsanlage aus dem Kühlgas, z.B. Helium, entfernt werden, und
zwar beispielsweise durch Oxydation über Kupferoxid oder katalytische Verbrennung an einem Platinkontakt
mit überschüssigem Sauerstoff, wobei das jeweils entstehende Wasser durch Trockner (Molekularsieb,
Silikagel, Bariumoxid usw.) entfernt werden kann.
In der Zeichnung ist schematisch der Primärkreislauf eines gasgekühlten Kernreaktors mit Einspeisung
gemäß der Erfindung dargestellt. Das wärmeabführende Kühlgas wird im Kreislauf 1 mittels eines Gebläses
2 durch das Core 3 gepumpt und gibt seine Wärme in einem Dampferzeuger 4 an einen Speisewasserkreislauf,
d.h. den Sekundärkreislaufs ab. Hinter den Gebläsen 2 wird ein Teilstrom des Kühlgases
abgezweigt und in einer Reinigungsanlage 6 von seinen inaktiven und aktiven Verunreinigungen gereinigt.
Gemäß der Erfindung werden nun vorzugsweise vor Eintritt in das Core dem Kühlgas Wasserstoff oder
wasserstoffhaltige Verbindungen 7 zugeführt. Dies kann kontinuierlich oder diskontinuierlich geschehen,
wobei je nach Reaktorgröße dafür gesorgt wird, daß zumindest für einige Stunden eine Konzentration von
etwa 1000 bis 5000 /iat H2 oder einer äquivalenten
Menge wasserstoffhaltiger Verbindungen (CH4 usw.) im Kühlgas vorhanden ist. Das derart geimpfte Kühlgas
führt im Core zu einer Freisetzung des am Graphit adsorbierten Tritiums, das dann im By-pass 8 mittels
der Gasreinigungsanlage 6 aus dem Kühlgas entfernt wird. Mit diesen Maßnahmen, nämlich den genügend
»5 häufigen Wasserstoff-Einspeisungen in Verbindung mit einer hinsichtlich des Durchsatzes hinreichend bemessenen
Gasreinigungsanlage wird in vorteilhafter Weise erreicht, den im Primärkreislauf befindlichen
Graphit vollständig von Tritium zu säubern und die Tritiumkonzentration im Primärkreis auf einem so
niedrigen Niveau zu halten, daß seine Diffusion in andere Kreisläufe verhindert wird.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (7)
1. Verfahren zum Entfernen von Tritium aus Primärkreislauf gasgekühlter, jedoch nicht
mit Kohlendioxid gekühlter, graphitmoderierter Kernreaktoren, dadurch gekennzeichnet,
daß Wasserstoff oder wasserstoffhaltige Verbindungen
in deren Primärkreislauf eingespeist werden, und daß das dadurch desorbierte Tritium in
einer, in an sich bekannter Weise in einem By-pass angeordneten, Reinigungsanlage aus dem Kühlgas
entfernt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Wasserstoff bzw. die was- *5
lerstoffhaitigen Verbindungen in das Kühlgas vor dessen Eintritt in das Reaktorcore eingespeist
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Einspeisen von Wasser- ao
stoff oder wasserstoffhaltigen Verbindungen intermittierend erfolgt.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
im Primärkreislauf für einige Stunden eine Konzentration von ungefähr 1000 bis 5000 μζί an
Wasserstoff bzw. die auf Wasserstoff bezogene äquivalente Menge einer wasserstoffhaltigen Verbindung
aufrechterhalten wird.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß
als wasserstoffhaltige Verbindungen in an sich bekannter Weise Kohlenwasserstoffe, insbesondere
CH4, verwendet werden.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß
als wasserstoffhaltige Verbindung Nl i3 verwendet
wird.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß 4»
zum Einspeisen gasförmige wasserstoffhaltige Verbindungen verwendet werden.
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