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4-Phenvlimidazolderivate Gegenstand der Erfindung sind 4-Phenylimidazolderivate
der allgemeinen Formel I
worin R einen niederen Alkylrest mit 1-4 C-Atomen bedeutet und der Ring A durch
Halogen, insbesondere Chlor oder Brom, oder niederes Alkoxy, insbesondere Methoxy,
mono- oder disubstituiert sein kann.
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Ein weiterer Gegenstand der Erfindung sind pharmazeutische Präparate,
insbesondere Virustatika, dadurch gekennzeichnet, daß sie ein 4-Phenylimidazolderivat
der oben angegebenen allgemeinen Formel I oder ein pharmakologisch verträgliches
Salz davon als Wirkstoff enthalten.
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Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin die Verwendung der 4-Phenylimidazolderivate
der oben angegebenen allgemeinen Formel I zur Herstellung von Arzneimitteln mit
virustatischer Wirkung sowie das Verfahren zur herstellung der 4-Phellylimidazol(lerivate
selbst.
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Die erfindungsgemäßen Virustatika zeichnen sich gegenüber der Wirksamkeit
bekannter antiviraler Substanzen insbesondere dadurch vorteilhaft aus, daß Die sowohl
gegen RNS- als auch gegen DNS-Viren wirken. Die als Vivustatika bekannten Substanzen
5-Jod-2'-desoxyuridin und N-Methylisatin-B-thiosemicarbazon wirken nur gegen DNS-Viren,
das bekannte Aminoadamantan nur auf RNS-Viren. Die Breitbandwirkung der erfindungsgemäßen
Virustatika gegen RNS-und DNS-Viren verschiedener Virusgruppen ist daher überraschend
und war nicht vorauszusehen.
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Die Untersuchung und Bewertung der virustatischtn Wirkung erfolgte
durch folgende Zellkulturteste: In Zellkulturen wurde die virustatische Wirksamkeit
der Substanzen in vergleichenden Infektionstiterbestimmungen im Teströhrchen, im
Plaquehemmungs- sowie im Plaquereduktionstest geprüft. Die Auswertung der Teste
erfolgte im Vergleich zu virusfreien und substanzfreien Zellkontrollen und zu substanzfreien
Viruskontrollen.
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Zur Auswertung wurden für die Röhrchenteste die Tabellen nach dem
Verfahren von Kärber (Kärber, G.: Naunyn-Schmiedebergts Arch. exp. Path. Pharmak.
162, 480, 1931, berechnet von R.J. Lorenz, Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten
der Tiere, Tübbingen 1960) verwendet, während die Plaquetestergebnisse nach Lorenz
berechnet wurden (Lorenz, R.J.: Zur Statistik des Plaque-Testes. Arch. ges. Virusforschg.
12, 108-137, i963).
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a) Vergleichende Infektionstiterbestimmungen im Teströhrchen Jedes
Teströhrchen erhält 1 ml Erhaltungsmedium mit 100 Fg Testsubstanz. Nach einer zweistündigen
Einwirkungszeit wird 1 ml Virusverdiinnung zugefiigt. Jede Virusverdünnungsstufe
ist mit 6 Teströhrchen besctzt, der Test wird nach zweitägiger Bebrütung bei 360C
abgelesen.
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Berechnet werden die mittlere Infektionsdosis (dim) der Substanzreihe
sowie der substanzfreien Kontrolle.
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b) Plaquehemmungstest Nach 24 Stunden ausgewachsene Zellkulturen in
Plastikschalen werden mit 0,5 ml einer geeigneten Virusverdünnung beimpft und nach
einer Inkubationszeit von 2 Stuiiden bei 360 C im C02-Brutschrank mit einer
Ionagarschicht
bedeckt. Nach dem Erstarren des Agars wird ein Testblättchen mit einem Durchmesser
von 0,6 cm und einem Testsubstanzgehalt von 33 mg aufgelegt. Die Testplatten werden
nach einer zweitätigen Bebrütung bei 360C mit einer zweiten Agarschicht, die zum
Anfärben der noch intakten Zellen Neutralrot oder Tetrazoliumchlorid enthält, überschichtet.
Nach einer weiteren Bebrütung über Nacht werden die Platten augewertet. Die Viruswirksamkeit
einer Substanz zeigt sich als ringförmige Plaquehemmung um das substanzhaltige Testblättchen.
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c) Plaquereduktionstest Nach 24 Stunden ausgewachsene Zellkulturen
in Plastikschalen werden mit 0,5 ml einer geeigneten Virusverdünnung beimpft und
nach einer zweistündigen Inkubationszeit bei 360C im C02-Brutschrank mit 5 ml Ionagar
bedeckt, der pro ml zwischen 100 und 300 ag Testsubstanz enthält.
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Nach weiteren zwei Bebrütungstagen wird mit 4 ml Ionagar überschichtet,
der zum Anfärben der noch intakten Zellen Neutralrot oder Tetrazoliumchlorid enthält.
Xach einer weiteren Bebrütung über Nacht werden die durch Virus gebildeten Plaques
gezählt. Die Viruswirksamkeit einer Substanz zeigt sich in ihrer Fähigkeit, die
Plaquezahl gegenüber der substanzfreien Viruskontrolle zu senken.
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Die Ergebnisse der Untersuchungen sind in nachfolgender Tabelle zusammengestellt;
In der Tabelle bedeuten: + = wirksam in der geprüften Dosis ++ = stark wirksam in
der geprüften Dosis Folgende Testviren wurden verwendet: I - Influenza A2-Mannheim/57;
RNS-Typ II - Parainfluenza 3; RNS-Typ III - Polio II - MEF1; RNS-Typ IV - Rhino
HGP; RNS-Typ V - Herpes simplex - CAM 13; DNS-Typ VI - Vaccinia - Ankara; DNS-Typ
T
a b e l l e
Präparat Virus: I II III IV V VI |
Zell- primäre permanen- permanen- permanen- primäre Hühner- |
kultur: Hühner- ter Human- te Zell- ter Human- embryonalzelle |
embryonal- zellstamm kultur zellstamm (HEZ) |
zelle (HEZ) (HeLa) (Hep 2) (HeLa) |
2-(Methoxy-carbonyl- |
amino)-4-(4-chlor- + ++ ++ ++ + |
phenyl)-imidazol |
2-(Äthoxycarbonyl- |
amino)-4-(4-brom- ++ |
phenyl)-imidazol |
2-(Äthoxycarbonyl- |
amino)-4-(4-chlor- ++ + ++ ++ |
phenyl)-imidazol |
2-(Äthoxycarbonyl- |
amino)-4-(3,4- + + ++ |
dichlorphenyl)- |
imidazol |
Präparat Virus: I II III IV |
@ell- primäre permanenter permanente permanenter |
kultur: Hühner- Humanzell- Zellkultur Humanzell- |
embryonal- stamm (HeLa) (Hep 2) stamm (HeLa) |
zelle (HEZ) |
2-(Methoxycarbonyl- |
amino)-4-(4-brom- ++ + ++ ++ |
phenyl)-imidazol |
2-(Methoxycarbonyl- |
amino)-4-(3.4- ++ + ++ |
dichlorphenyl)- |
imidazol |
2-(Äthoxycarbonyl- |
amino)-4-(4-methoxy- ++ ++ ++ |
phenyl)-imidazol |
2-(Äthoxycarbonyl- |
amino)-4-phenyl- ++ ++ |
imidazol |
Die erfindungsgemäßen 4-Phenylimidazolderivate der oben angegebenen
allgemeinen Formel I werden hergestellt, indem man gegebenenfalls substituiertes
Bromacetophenon der allgemeinen Formel II
mit Guanidincarbonsäureestern der allgemeinen Formel III
kondensiert.
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Die Herstellung der als Ausgangsprodiikte benötigten Guanidincarbonsäurealkylester
erfolgt nach der Vorschrift von M. NENCKI, Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft
r, 1588 (1874).
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Die erfindungsgemäßen 4-Phenylimidazolderivate der allgemeinen Formel
I können in flüssiger oder fester Form oral und parenteral appliziert werden. Als
Injektionsmedium kommt vorzllgsweise Wasser zur Anwendung, weiches die bei Injektionslösungeii
übli<hen Zusätze wie Stabiiisierungsmittel, Lösungsvermittler und/oder Puffer
enthält. Derartige Zusätze sind z.B. Tartrat- oder Borat-Puffer, Äthanol, Dimethylsulfoxyd,
Komplexbildner (wie Äthylendiamintetraessigsäure),
hochmolekulare
Polymere (wie flüssiges Polyäthylenoxid) zur Viskositätsregulierung. Feste Trägerstoffe
sind z.B.
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Stärke, Lactose, Mannit, Methylcellulose, Talkum, hochdisperse Kieselsäure,
höher-molekulare Fettsäuren (wie Stearinsäure), Gelatine, Agar-Agar, Calciumphosphat,
Magnesiumstearat, tierische und pflanzliche Fette, feste hochmolekulare Polymere
(wie Polyäthylenglykole). Für die orale Applikation geeignete Zubereitungen können
gewünschtenfalls Geschmacks- und Süßstoffe enthalten. Für die äußerliche Behandlung
werden erfindungsgemäß die 4-Phenylimidazdlderivate in Form von Salben mit üblichen
Salbengrundlagen oder als Tinkturen angewandt.
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Die 4-Phenylimidazolderivate können in den erfindungsgemäßen Präparaten
als pharmakologisch verträgliche Salze vorliegen.
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Pharmakologisch verträgLiche Salze sind insbesondere solche mit unbedenklichen
anorganischen oder organischen Säuren wie z.B. die Hydrochloride, Hydrobromide,
Sulfate, Phosphate, Tartrate, Zitrate, Acetate oder Oxalate.
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Ln den nachfolgenden Beispielen wird die Erfindung näher erläutert.
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Beispiel 1 2-(Methexycarbonylamino)-4-(4-chlorphentyl)-imidazol In
einem 500 ml-Rundkolben werden 5 g Guanidinmonocarbonsäuremethylester in 150 ml
Aceton in der Siedehitze gelöst, anschließend mit einer Lösung von 7 g p-Chlor--bromacetophenon
in 50 ml Aceton versetzt und 5-10 Minuten unter Rückfluß erhitzt. Der beim Stehen
über Nacht sich bildende Niederschlag wird isoliert. Zur Aufreinigung wird dieser
unter Zusatz von Salzsäure in 500 ml Wasser in der Hitze gelöst. Ungelöste Anteile
werden durch Filtration entfernt.
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Das Filtrat wird mit Ammoniaklösung schwach alkalisch gestellt, der
dabei sich bildende Niederschlag wird abgesaugt und aus Methanol umkristallisiert.
Man erhält so 2,2 g 2-(Methoxycarbuylamlno)-4-(4-chlorphenyl)-imidazol vom Fp. 197-198°.
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Der als Ausgangsprodukt benötigte Guanidinmonocarbonsäuremethylester
wird analog der Vorschrift von M. NENCKI, Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft
r, 1588 (1874) erhalten durch Umsetzung von Guanidincarbonat mit Chlorkohlensäuremethylester.
Er stellt ein weißes kristal-Lines Produckt vom Schmelzpunkt 118-110° dar.
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In analoger Weise, wie in Absatz 1 dieses Beispiels beschrie ben,
werden durch lTmsetzung von Guanidincarbonsäuremethylester und dem in entsprechender
Weise substituierten Bromacetophenon die folgenden 4-Phenylimidazolderivate erhalten:
Endprndukt
Schmelzpunkt 2-(Methoxycarbonylamino)-4- 201-202°C (4-brosphenyi)-imidazol 2-lMethoxyearbonylamino)-4-
202-2040C (3,4-dichlorphenyl)-imidazol Beispiel 2 2-(Äthoxycarbanylamino)-4-phenyl-imidazol
In einem 1 1 Rundkolben werden 93,5 g Guanidincarbonsäuremouoäthylester in 200 ml
Aceton in der Wärme gelöst und nach Zusatz einer Lösung von 80 g @o-Bromacetophenun
in 100 ml Aceton 5 Minuten zum Sieden erhitzt. Das Reaktionsgemisch bleibt über
Nacht bei Zimmertemperatur stehen, anschließend wird der gebildete Niederschlag
isoliert.
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Ziir Aufreinigung wird dieser unter Zugabe von Salzsäure in der Hitze
in Wasser gelöst (pH 2). Ungelöste Anteile werden durch Filtration entfernt. Beim
Abkühlen kristallisiert das Hydrochlorid der gewünschten Verbindung in langen weißen
Nadeln aus. Dieses wird isoliert, erneut in heißem Wasser gelöst und die Lösung
durch Zugabe von Ammoniak schwach alkalisch gestellt. Der dabei erhaltene Niederschlag
wird abgesaugt und aus Aceton umkristallisiert. Man erhält so 18 g 2-(Äthoxycarbonylamino)-4-phcnyl-imidazol
vom Fp, 170-171 .
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Verwendet man in vorstehendem Bcispiol anstelle des unsubsiituierton
Bromacetophenons ein entsprechend substliuiolies Derivat, so werden die in nachfolgender
Tabelle beschriebenen 4-Phonylimidarolderivate erhalten :
Endprodukt
: Schmelzpunikt ; 2-(Äthoxycarbonylamino)-4- 199-201 0C (4-chlorphenyl)-imidazol
2-(Äthoxycarbonylamino)-4- 205-206°C (4-bromphenyl)-imidazol 2-(Ät@oxycarbonylemino)-4-
206-107° (3,4-dichlorphenyl)-imidazol 2- (Äthoxycarbonylamino ) -4- 164-1660 (4-methoxyphenyl
) -imidazol BeisDiel 3 1000 g 2-(Äthoxyearbonylemino)-4-(4-bromphenyl)-imidazol
werden in 60 Litern demineralisiertem Wasser bei 300C in einem Ansatzkessel aus
säurefestem Stahl unter Rühren gelöst. Anschließend löst man 20 g eines handelsüblichen
Konservierungsmittels (-Hydroxybenzoesäurebutylester = Nipabutyl) in 10 Litern Wasser
bei 800C und kühlt auf 300C ab. Die beiden Lösungen werden dann vereinigt und nacheinander
jeweils nach vollständiger Auflösung mit 2 g Farbstoff (Amaranth), 35 kg Saccharose
DAB 7 und 200 g Aroma (Himbeer) versetzt. Der Ansatz wird mit einer 25%igen wässrigen
Citronensäurelösung auf pH 3,5 - 4,3 eingestellt und mit demineralisiertem Wasser
auf 100 Liter aufgefüllt. Die Lösung wird abschließend gut durchgerührt, filtriert
und in Flaschen abgefüllt. Man erhält so ein wohlschmeckendes Virustatikum in Saftform.
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Beispiel 4 50 g 2-(Äthoxyearbonylamino)-4-(4-methoxyphenyl)-imidazol
werden mit 40 g Milchzucker und 40 g Maisstärke gemischt und unter Zusatz von 1obigem
Maisstärkekleister granuliert.
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Das fertige Granulat wird durch ein Sieb mit der Maschenweite 0,8
mm gesiebt. Anschließend werden dem so erhaltenen Granulat 10 g Methylcellulose,
10 g Talkum und 2 g Magnesiumstearat zugemischt. Die Mischung wird dann homogenisiert
und zu Tabletten mit einem Durchmesser von 9 mm mit einem Gesamtgewicht von 202
mg verpreßt.