DE2139714C3 - Galvanisches Sekundärelement mit auf Graphitbasis durch anodische Oxidation aufgebauter positiver Elektrode - Google Patents
Galvanisches Sekundärelement mit auf Graphitbasis durch anodische Oxidation aufgebauter positiver ElektrodeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein galvanisches Sekundärtlement
mit auf Graphitbasis durch anodische Oxidation aufgebauter positiver und aus von einem Elektrolyten
abgeschiedenen Leichtmetall aufgebauter negativer Elektrode sowie nichtwäßrigem Elektrolyten.
Die üblichen galvanischen Sekundärelemente, wie etwa Bleiakkumulator, Ni/Cd-Akkumulator oder Ag/
Zn-Zelle, sind entweder wegen ihres hohen Gewichtes oder der Kosten nur beschränkt einsetzbar. Deshalb
wurden immer wieder Versuche zur Entwicklung eines Sekundärelementes unternommen, welches bei wirtschaftlichen
Kosten hohe Energiedichte, hohe ZeIl- «pannung und Belastbarkeit und geringes Gewicht aufweist.
Bislang zeigten diese Versuche allerdings keinen befriedigenden Erfolg.
Um hohe Potentiale ausnutzen zu können, muß zur Herstellung von Sekundärelemcnlen hoher Spannung
das übliche wäßrige System zugunsten organischer Lösungsmittel verlassen werden. Die bekannten Sekundärzellen
mit organischen Elektrolyten benutzen für die negative Seite zumeist Elektroden auf Alkalitnetallbasis
und als positive Elektrode zumeist Schwermetallhalogenide oder organische Polymere. Da diese
Materialien nur geringe elektrische Leitfähigkeit zeigen, müssen solche Elektroden große Mengen inaktives
elektrisch leitendes Material enthalten, was zu ungünstigen Gcwichtsverhiiltnissen führt. Zudem
ist die Belastbarkeit solcher Elektroden sehr gering.
Im übrigen ist es bekannt (vergleiche DT-OS 2 011135, FR-PS 1486 352), Elektrodenwerkstoffe
auf Kohlenstoffbasis, z. B. Kohle oder Graphit, für die positive Seite einzusehen, wobei die Kohle bzw.
der Graphit nur die Funktion eines chemisch inerten elektronisch leitenden Arbeitsmatcrials erfüllen, während
der eigentlich reagierende Depolarisator aus zugesetzten oder absorbierten Zusatzstoffen besteht —.
R ü d ο r f f (vergleiche Zeitschrift für anorganische Chemie 238 [1938] S. 44) wies darauf hin, daß das
System Graphit/Graphithydrogensulfat in konzentrierter Schwefelsäure prinzipiell zur Konstruktion
eines Akkumulators geeignet sei. B u ζ e 11 i (vergleiche US-PS 3 484 296) verwendete hierzu Graphit-
einlagerungsverbindungen der Metalle der VI. Nebengruppe in organischen Alkalihalogenidlösungen. —
Brenner (vergleiche J. Electrochem. Soc. 118
[1971] S. 461) schlug kürzlich vor, die bei der Elektrolyse von LiBF4 in Sulfolan-Lösung an Graphitanoden
entstehenden, entladoaren Produkte, die gegen Lithium eine EMK bis zu 5,2 V liefern, zu isolieren oder
anderweitig zu synthetisieren, um sie für den Bau von Batterien zu verwenden. Er vergleicht diese hohen
EMK-Werte mit dem theoretischen Wert \on 5,9 V für die Kombination von Lithium mit Fluor und gibt
an, daß eine fluorhaltige Lithium-Verbindung Voraussetzung ist, um so hohe Zellspannung zu erreichen.
— Graphit-Fluor-Verbindungen als positive Elektroden in Primärzellen mit organischen Elektrolyten
und negativen Leichtmetallelektroden wurden auch von Watanabe et. al. (DT-AS 1917 907,
DT-AS 1919 394) vorgeschlagen. Die EMK solcher Zellen liegt wegen der hohen thermodynamischen
Stabilität der Graphitfluoride nur bei etwa 3,5 Volt. — Das alles ist aufwendig und für die Praxis noch nicht
befriedigend.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein galvanisches Sekundärelement der eingangs genannten
Gattung anzugeben, welches hohe Spannungen liefert
und bei einfachem Aufbau und einfacher Herstellbarkeit in chemischer, elektrischer und mechanischer
Hinsicht allen Anforderungen genügt.
Die Erfindung besteht darin, daß die positive Elektrode aus im wesentlichen reinem Graphit und der
Elektrolyt aus Lösungen von Leichtmetallsalzen mit oxidationsstabilen Anionen in organischen Lösungsmitteln
bestehen. Als Lösungsmittel können (z. B. organische oder anorganische) Ester und/oder Säureanhydride
und als Leichtmetallsalze mit oxidations-
stabilen Anionen z. B. KPFe, NaBF4, LiClO4 verwendet
werden.
Da der Graphit bei der Oxidation aufquillt, empfiehlt die Erfindung, die Anordnung so zu treffen, daß
die positive Elektrode von porösem Material, wie
gesinterten Glas- oder Keramikschichten, Kunststoffoder Zellulosevliesen oder semipermeablen Membranen,
umhüllt ist. Die positive Ableitung verwirklicht man im einfachsten Falle so, daß entweder Gitter
aus Edelmetallen oder reaktionsträge, leitende Verbundschichten, die aus Kunststoff (z. B. Polytetrafluoräthylen
oder Polyäthylen usw.) und leitenden Stoffen (wie TiN, WC, CrB od. ä.) bestehen, angeordnet
sind. Die negative Ableitung bereitet keine Schwierigkeiten, da die meisten leitenden Materialien gegenüber
Lithium inert und daher als Ableitmaterial geeignet sind.
Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, daß an reinen Graphitelektroden in oxidationsstabilen organischen
Elektrolyten reversible Redoxreaktionen ablaufen, die wieder an komplexe Li-Fluoride oder fluorhaltige
Anionen, nocn an spezielle Lösungsmittel gebunden sind, da Substanzen wie M1 (PF0) oder
M1 (ClO4) als Leitsalze und Propylencarbonat, Aceton-
nitril, verschiedene subst. Ester und Säureanhydride usw. als Lösungsmittel prinzipiell geeignet sind. M
steht hier für ein stark elektropositives Metall beliebiger Wertigkeit. Die Reaktion beruht auf der reversiblen
Oxidation des Graphits, also auf einer allgemein gültiger Reaktion, die — mit wenigen Ausnahmen
— immer dann eintritt, wenn im wesentlichen reiner Graphit in Lösungsmitteln Leitsalz-Kombinationen,
die selbst oxidationsstabil sind, anodisch ausreichend polarisiert wird. Da bei diesen erfindungs- ic
gemäßen Graphitelektroden unter den angegebenen Reaktionsbedingungen im Ausgangszustand wie im
oxidierten Zustand elektrische Leitfähigkeit, jedoch keine Löslichkeit beobachtet wird und ferner der
Redoxprozeß an diesen Elektroden mit guter Ladungsausbeute reversibel ist, bilden sie in Kombination
mit den bekannten, gut reversiblen Alkalimetallelektroden ein hoch belastbares Sekundärelement.
Der Vorgang der Graphitelektrode ist gut reversibel, so daß bei Verwendung von gut orientiertem Graphit
hohe Coulombausbeuten erzielt werden und die Graphitelektrode zyklisiert werden kann, ohne ihre
Lade Entlade-Charakteristik wesentlich zu ändern.
Da es sich bei der reversiblen Oxidation von Graphit in nichtwäßrigen Lösungen um einen allgemein
gültigen Reaktionstyp handelt, sind im Rahmen der Erfindung sehr viele spezielle Sekundärzellen
konstruierbar. Ein wesentliches Merkmal all dieser Anordnungen sind folgende allgemeine Reaktionsgleichungen
für Ladung und Entladung der Zelle:
Ladung: Graphit ; η MX f (in Lm)
-> Graphit Xm · (m Lm) ·+- η Μ
Entladung: Graphit Xn · {m Lm) + η M
-> Graphit j η MX f m Lm
-> Graphit j η MX f m Lm
Medium dieser elektrochemischen Reaktion ist ein Elektrolyt, der aus nichtwäßrigem Lösungsmittel oder
Lösungsmittelgemisch Lm und dem Leitsalz oder Leitsalzgemisch MX besteht, wobei M ein stark elektropositives
Metall beliebiger Wertigkeit, X ein oxid uionsstabiles Anion beliebiger Wertigkeit darstellt.
S<. lche Anionen sind z. B. komplexe ! luoride wie
BF4-, PF0- oder AsF6-, besonders stabile komplexe
Chloride <?ie Anionen von Sauerstoffsäuren wie
ClO4—. In Zellen, die als Elektrolyt ζ. Β. eine Lösung
von 1 Mol LiClO4 oder KPF8 pro Liter Propylencarbonat
enthalten, wird je nach Ladespannung eine EMK von 4,5 bis 5 V erhalten; die Stromausbeute an
der Graphitelektrode liegt bei geringer Ausnutzung der Ladekapazität des Graphits nahe 100%; die Entladekennlinie
verläuft ebenso wie die Ladekennlinie auch bei höheren Stromstärken relativ flach und zeigt
nur geringe Polarisation. Bei längerer Ladezeit wurde eine Kapazität von etwa 0,27 Ah pro Gramm Graphit
erreicht. Da der Graphit bei der Oxidation stark aufquillt und seine mechanische Stabilität verliert, ist eine
Umhüllung der Elektrode mit porösem, elektrolytdurchlässigem Material vorteilhaft. Die Funktion des
mechanischen Stabilisators kann zusammen mit der des Separators durch die üblichen Separatormaterialien,
wie Vliese, poröse Kunststoffe oder Gläser sowie keramisches Material ausgeübt werden; dabei
ist auf die Volumenzunahme des Graphits bei der Oxidation zu achten. Zur Abscheidung des Leichtmetalls
sind nahezu alle Metalle für die inerte Trägerelektrode geeignet (gute Ergebnisse bei der Metallabscheidung
werden mit Ti-Elektroden erzielt, die zu
35 diesem Zweck ohne Vorbehandlung verwendet werden können). Um die Graphitelektrode zu kontaktieren,
bietet sich die Verwendung von leitenden Schichten dar, die aus Kunststoff mit eingebetteten Leitern bestehen.
Zum Beispiel ergeben Polyäthylen oder PoIytetrafluoräthylen
im Gemisch mit TiN, WC, CrB oder verwandten Substanzen ausreichend gute Leitung bei
chemischer Beständigkeit. Die auf dieser Basis hergestellten Materialien lassen sich in beliebiger Form
durch Pressen, Sintern oder Gießen der Schmelze erhalten.
Sfckundärelemente hoher Spannung, deren positive Elektrode durch Oxidation von Graphit und deren
negative Elektrode durch kathodisch abgeschiedenes Leichtmetall gebildet wird, können auch mit Leichtmetallelektroden
»zweiter Art« arbeiten. Eine Leichtmetallelektrode »zweiter Art« liegt z. B. dann vor,
wenn das bei der Oxidation des Leichtmetalls, also bei der Entladung, gebildeter Leichtmetallsalze schwerlöslich
ist und auf der Elektrode haften bleibt; beim Ladevorgang wird dieses anhaftende, schwerlösliche
Salz wieder reduziert. Voraussetzung für eine Leichtmetallelektrode »/weiter Art« ist ein Leitsalz, dessen
Kationen schwerer reduziert werden als die Leichtmetallkationen und dessen Anionen mit den Leichtmetallkationen
ein schwerlösliches Salz bilden, wie z. B. manche Tetraalkylammoniumsalze. — Die Verwendung
von Leichtmetallelektroden »zweiter Art« bietet einige Vorteile: die Leitsalzkonzentration in
der Zelle bleibt unabhängig von ihrem Ladezustand konstant; außerdem wird die Dentritenbildung unter
Umständen erheblich vermindert. —- Gegenstand der Erfindung ist in diesem Zusammenhang ein Sekundärelement
hoher Spannung mit nichtwäßrig gelöstem Leitsalz, deren positive Elektrode durch anodische
Oxidation von Graphit, deren negative Elektrode durch kathodisch abgeschiedenes Leichtmetall gebildet
wird, wobei die Anionen des Leitsalzes mit den Leichtmetallkationen ein schwerlösliches Salz bilden.
Im folgenden wird die Erfindung an Hand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellenden Zeichnung
ausführlicher erläutert. Die einzige Figur zeigt einen Vertikalschnitt durch ein etfindungsgemäßes
galvanisches Sekundärelement.
Ein Graphitbecher 1 aus handelsüblichem Graphitexpandat oder Elektrographit ist von außen mit korrosionsbeständigen
Materialien 2, z. B. Pt-Draht oder leitenden Verbundschichten, kontaktiert und von
innen durch ein korrosionsbeständiges Stütz-Diaphragma 3 gestützt. Dieses Stütz-Diaphragma 3 ist
beispielsweise ein Vlies oder besteht aus keramischen Materialien, porösen Folien od. dgl. Es soll die mechanische
Zerstörung des Graphitbechers 1 verhindern, der die Elektrode bildet. Das Stütz-Diaphragma 3
muß Volumenzunahme der Graphitelektrode bei der Oxidation erlauben. Die Leichtmetall-Gegenelektrode
4 bzw. deren Ableitgitter ist ebenfalls von einem Diaphragma 5 umgeben. Durch dieses Diaphragma 5
so'l die Dentritenbildung eingeschränkt werden und
soll schlecht haftendes elektrolytisch abgeschiedenes Leichtmetall vor der völligen Ablösung bewahrt werden.
Zum Ausgleich solcher Verluste ist es sinnvoll, eipen Überschuß von Leichtmetall extern auf das Ableitgitter
4 aufzubringen. Bei entsprechend dimensionierten Zellen kann ein voluminöses Diaphragma 3
das zweite Diaphragma 5 ersetzen und auch die Funktion der in der Figur dargestellten Abstandhalter
6 übernehmen.
Als Elektrolyt eignen sich Lösungen von Leichtmetallsalzen mit oxidationsstabilen Anionen in oxidationsstabilen,
nichtwäßrigen Lösungsmitteln, wie ζ. B. KPF6 oder LiClO4 in Propylencarbonat. Da bei
der Aufladung der Zelle Leichtmetallsalz verbraucht wird, empfiehlt sich eine hohe Elektrolytkonzentration
(mehrere Mol Leichtmetallsalz pro Liter Lösungsmittel). Dabei ist zu berücksichtigen, daß bei hohen
Salzkonzentrationen die elektrische Leitfähigkeit der Lösung mit steigender Salzkonzentration abnehmen
kann.
Im Ergebnis vereint ein galvanisches Sekundärelement nach der Erfindung die Forderung nach hoher
Spannung, Energiedichte und Belastbarkeit sowie geringen Herstellungskosten. Es ist in dieser Hinsicht
den bisher bekannten Sekundärelementen überlegen und daher von großer technischer und wirtschaftlicher
Bedeutung.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (4)
1. Galvanisches Sekundärelement mit auf Graphitbasis durch anodische Oxidation aufgebauter
positiver und aus von einem Elektrolyten abgeschiedenen Leichtmetall aufgebauter negativer
■tlektrode sowie nichtwäßrigem Elektrolyten, dadurch
gekennzeichnet, daß die positive Elektrode aus im wesentlichen reinem Graphit und der Elektrolyt aus Lösungen von Leichtmetallsalzen
mit oxidationsstabilen Anionen in organischen Lösungsmitteln bestehen.
2. Sekundärelement nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die positive Elektrode von
porösem Material umhüllt ist.
3. Sekundärelement nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zur anodischen Ableitung
entweder (litter aus Edelmetallen oder reaktionsträge, leitende Verbundschichten, die aus
Kunststoff und leitenden Stoffen bestehen, vorgesehen sind.
4. Sekundärelement mit nichtwäßrig gelöstem Leitsalz, dessen positive Elektrode durch anodische
Oxidation von Graphit, dessen negative Elektrode durch kathodisch abgeschiedenes Leichtmetall
gebildet wird, wobei die Anionen des Leitsalzes mit den Leichtmetaläkationen der negativen
Elektrode ein schwerlösliches Salz bilden.
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DE3466837D1 (en) * | 1983-05-19 | 1987-11-19 | Lorraine Carbone | Graphite intercalation compounds with improved performance, and electrochemical application of these compounds |
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- 1971-08-07 DE DE2139714A patent/DE2139714C3/de not_active Expired
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