DE2135715B2 - Verfahren zum Steuern der Oberflächenaktivität eines keramischen Pulvers - Google Patents
Verfahren zum Steuern der Oberflächenaktivität eines keramischen PulversInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Steuern der Oberflächenaktivität eines keramischen Pulvers
während einer Wärmebehandlung.
Es gibt verschiedene Verfahren, bei denen eine Wärmebehandlung keramischer Pulver erfolgt, wobei
die erzielten Oberflächeneigcnschaften des Pulvers wichtig sind, da diese Oberflächeneigenschaften die
Verwendbarkeit der Keramik bestimmen. Eine wichtige Eigenschaft eines keramischen Pulvers ist die
Oberflächengrößc des Pulvers, die bei dem gepreßten Pulver eine Sinterung zu einer dichten Struktur gestattet.
Wenn das keramische Pulver eine große Oberfläche pro Gewichtseinheit (aktives Pulver) hat, sintert
es nach dein Pressen des Pulvers in einer Form zu Strukturen mit hoher Dichte. Wenn das keramische
Pulver eine kleine Oberfläche pro Gewichtseinheit (inaktives Pulver) hat, sintert es nach dem Pressen
in einer Form nur zu einer porösen Struktur einer geringen Dichte. Für manche Anwendungsfälle ist es erforderlich,
daß das keramische Pulver zu einer dichten Struktur gesintert werden kann, wozu das Pulver eine
große Oberfläche haben muß. In anderen Fällen braucht man das Pulver nur zu einer sehr porösen
Struktur mit geringer Dichte 2:u sintern, wozu das Pulver lediglich eine kleine Oberfläche benötigt. In anderen
Fällen wiederum will man inaktive Pulver herstellen, die nicht gesintert werden können.
In dem Buch von Palatzky »Technische Keramik« (1954) ist auf Seite 46 die Aufbereitung von
Trockenpreßmasse und Naßpreßmassc beschrieben.
Dabei wird der trockenen bzw. Frischmasse nicht näher
beschriebener Zusammensetzung bei der jeweiligen Aufbereitung nicht nur Wasser, sondern auch ö!
und Abfallmasse (Bruch), ggf. auch Sulfitablauge hinzugegeben.
Der Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Steuern der Oberflächenaktivität eines
keramischen Pulvers während einer Wärm behandlung zu schaffen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß man
a) den Feuchtigkeitsgehalt einstellt, indem man
α) für ein keramisches Pulver, bei dem eine hohe Oberflächenaktivität nach der Wärmebehandlung
vorhanden sein soll, den Wassergehalt durch Erhitzen auf eine Temperatur im Bereich von 100-400° C auf
unter K)"1 Moleküle/cm2 Oberfläche vermindert,
oder
ß) für ein keramisches Pulver, bei dem eine
geringe Oberflächenaktivität nach der Wärmebehandlung vorhanden sein soll, der Wassergehalt durch Zufuhr von Feuchtigkeit
erhöht wird, und daß man danach
b) die Wärmebehandlung bei einer Temperatur oberhalb von 400° C durchführt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, daß die Oberfläche und die Aktivität eines keramischen Pulvers
während der Wärmebehandlung des Pulvers gesteuert werden können, indem der Feuchtigkeitsgehalt
des keramischen Pulvers vor der Wärmebehandlung gesteuert wird. Wenn ein keramisches Pulver eine
große Oberfläche haben soll, nachdem es einer Wärmebehandlung unterzogen wurde, muß das Pulver in
einer bei der Dehydratisierungstcmperatur chemisch inerten Atmosphäre dehydratisiert werden, bevor das
Pulver der folgenden Wärmebehandlung ausgesetzt wird. Wenn eine kleine Oberfläche des keramischen
Pulvers nach der Durchführung der Wärmebchandlungcrzielt
werden soll, muß dem Pulver Feuchtigkeit zugeführt werden, bevor es der folgenden Wärmebehandlung
unterzogen wird.
Ein typisches Verfahren, bei dem eine Wärmebehandlung des keramischen Pulvers durchgeführt wird,
ist die Dehalogenierung metallischer Oxyhalogenide bei der Herstellung eines Metalloxids, z. B. die Erhitzung
von Uranoxyfluorid in einer feuchten Wasserstoff atmosphäre, um Urandioxid herzustellen, das in
der Kernreaktor-Industrie Verwendung findet. Ein anderes typisches Verfahren ist das Sintern von Körpern
aus vcrpreßtem Urandioxid, um zylindrische Körper aus Urandioxid herzustellen, die als Kernbrennstoff
benutzt werden können. Andere Verfahren sind das Rösten Min Metallsulfiden zur Herstellung
von Metalloxiden und das Kalzinieren von Kalziumkarbonat zur Herstellung von Kalziumoxid. In der
Keramikherstellung sind noch andere keramische Pulver mit unterschiedlichen Zusammensetzungen
bekannt, die ebenfalls einer Wärmebehandlung unterzogen werden.
Bei dem Verfahren gemäß der Erfindung erfolgt eine Steuerung der Oberflächengröße eines keramischen
Pulvers während einer thermischen Behandlung durch die Steuerung des Feuchtigkeitsgehalts des keramischen
Pulvers vor der Durchführung der thermischen Behandlung. Ein keramisches Pulver mit einer
großen Oberfläche wird durch Dehydratisierung auf einen Wert unterhalb etwa K)"'Moleküle Fcuchtig-
keit/cm- Oberfläche in einer Atmosphäre erzielt, die
chemisch inert für das keramische Pulver ist, bevor das Pulver der Wärmebehandlung unterzogen wird.
Die Atmosphäre kann aufgrund kinetischer Begrenzungen der Dehydratisierung oder durch chemische
Verträglichkeit der Atmosphäre mit dem Pulver inert sein. Ein keramisches Pulver mit einer kleinen Oberfläche
wird erhalten, indem dem keramischen Pulver gleichförmig Feuchtigkeit zugeführt wird, bevor das
Pulver der Wärmebehandlung unterzogen wird.
Beispiele für keramische Pulver, die mit diesem Verfahren behandelt werden können, sind keramische
Materialien, wie Titandioxid (TiO2), Aluminiumoxid
(Al2O3), Siliziumoxid (SiO,), Uranoxide, wie LJrandioxid
(UO2), Urantrioxid (UO3), U3O8, U2O3, U2O5
und UO4, Piutoniumoxide, wie PuO2, ferner Gd2O3,
Li2O, Na1O, KX), Rb1O, Ca2O, BoO, MgO, ΒΓθ,,
CaO, SrO, BaO, Sc2O3, Y2O3, La2O3, ZrO2, HfO2,
Vanadiumoxide, Nioboxide, Tantaloxide, Chromoxide, Molybdänoxide, Wolframoxide, Oxide der
Lanthanide, Actinidoxide, alle festen Oxyhalogenide, Oxykarbide, Oxynitride, Suizide und Mischungen
dieser keramischen Zusammensetzungen.
Die bei der Dehydratisierung angewandte Temperatur kann innerhalb eines großen Bereichs unterschiedlich
sein. Es finden jedoch Temperaturen Anwendung, welche die Reaktion zwischen der Keramik
und der Atmosphäre darüber nicht katalytisch beeinflussen, oder welche keine Phasenänderung in dem
keramischen Material verursachen. Es ist ersichtlich, daß die bei der Dehydratisierung angewandten Temperaturen
bei verschiedenen keramischen Materialien unterschiedlich sind, ebenso die Atmosphäre über
dem keramischen Material. In der Praxis wird die Temperatur der Dehydratisierung gewöhnlich zwischen
etwa 100 und 400° C gewählt. In einem speziellen Anwendungsfall wurden Uranoxidkeramiken zwischen
ΓΟΟ und etwa 4(K)° C dehydratisiert. Je höher
die Temperatur in dem genannten Bereich ist und je niedriger der Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre
während der Dehydratisierung gehalten wird, um so stärker ist die Dehydratisierung des keramischen Pulvers.
Die über dem zu dehydratisierenden Material aufrechtzuerhaltende Gasatmosphäre kann aus einem
einzelnen Gas oder aus Mischungen von Gasen bestehen, die jeweils nicht mit dem keramischen Material
reagieren. Typische Gase für die Atmosphäre über dem keramischen Material sind aufgrund ihrer chemisch
inerten Eigenschaften im Vergleich zu dem keramischen Pulver Helium, Neon, Argon, Krypton,
Xenon und Mischungen davon. Andere typische nicht reagierende Gase, die bei der Dehydratisierung verwendet
werden können, sind Stickstoff, trockener Wasserstoff, dissoziierter Ammoniak und Mischungen
davon. Luft oder andere an sich nicht inerte Gase können Verwendung finden, wenn die angewendeten
Temperaturen bei der Dehydratisierung unter den Temperaturen liegen, bei cienen andere Reaktionen
der Gase mit dem keramischen Material mit beträchtlicher Reaktionsgeschwindigkeit auftreten.
Wenn ein inaktives Pulver hergestellt werden soll, kann für die Zufuhr von Feuchtigkeit zu dem keramischen
Pulver irgendeine übliche Einrichtung Anwendung finden, wobei das keramische Material vorzugsweise
wahrend des Feuchtigkeitszusatzes durchmischt wird. Die Feuchtigkeitszufuhr kann durch Aufsprühen
von Wasser auf ein Bett aus keramischem Pulver erfolgen, welches mit einer Rühreinrichtung durchgemischt
wird oder mittels eines wasserhaltigen Gases, wie Luft, mit 100% Luftfeuchtigkeit, das über das
Pulver geleitet wird, vorzugsweise bei einer Durchmischung des Pulvers und einer Immersion des Pulvers
in Wasser.
Im folgenden wird die Erfindung anhand von speziellen Ausführungsbeispielen erläutert.
Bei 5,8 g Uranylfluorid (UO2F2) mit einer Oberfläche
zwischen 20 und 22 m:/g und "einem Wassergehalt
von 8 Gew.-% wurde gemäß dem Verfahren der Erfindung der Feuchtigkeitsgehalt eingestellt, bevor eine
Defluorierung in feuchtem Wasser (0,2 Vol.-% Wasser) bei 725° C erfolgte. Dazu wurde das Pulver erst
in trockenem Wasserstoff bei 150° C eine halbe Stunde lang dehydratisiert und dann in feuchtem
Wasserstoff bei 725° C defluoriert, wobei man ein Urandioxid mit 3,1 nr/g erhielt, welches mit
1400 kg/cm2 verpreßt und danach bei einer Temperatur
von 1650° C in feuchtem Wasserstoff (etwa 2,0 Vol.-% Wasser) zu 91,6% der theoretischen
Dichte gesintert wurde.
Etwa 5 g Uranylfluorid aus derselben Charge wie im Beispiel 1 wurden ohne anfängliche Dehydratisierung
und unter schnellem Erhitzen in feuchtem Wasserstoff (0,2 Vol.-% Wasser) bei 725° C defluoriert,
wobei man Urandioxidpulver mit einer Oberfläche von 0,5 nr/g erhielt, das wie im Beispiel I zu 65%
der theoretischen Dichte gesintert wurde.
15 g derselben Charge von Uranylfluorid wie im Beispiel 1 wurden wie im Beispiel 1 beschrieben dehydratisiert
und dann feuchter Luft mit 100% relativer Luftfeuchtigkeit während etwa 70 Stunden bei
Raumtemperatur ausgesetzt. Das defluorierte Verpressen und Sintern des Pulvers wurden wie im Beispiel
2 durchgeführt. Der hergestellte Körper hatte eine Dichte von 71 % der theoretischen Dichte.
Etwa IO gUjOjj-Pulver mit etwa 4 Gew.-% Fluorid
und einer Oberfläche von etwa 6,1 mVg und einem Wassergehalt von etwa 2,5 Gew.-% wurden zur Einstellung
des Feuchtigkeitsgehalts nachdem Verfahren der vorliegenden Erfindung behandelt, bevor die Defluorierung
bei 600° C ausgeführt wurde. Das Dehydratisieren des Pulvers erfolgte in einer Atmosphäre
aus 50% Wasserstoff und 50% Kohlendioxid während eines linearen Erhitzens von 20 bis 190° C über eine
Dauer von 25 Minuten. Die Bettiefe des Pulvers betrug etwa 4 mm. Danach wurde das Pulver in der gleichen
Atmosphäre defluoriert und reduziert, wobei die Atmosphäre mit einer Geschwindigkeit von etwa
85 Litern pro Stunde strömte, indem man mit einer Geschwindigkeit von 7 V2° C/min auf 600° C erhitzte
und 2 Stunden lang bei der letztgenannten Temperatur hielt. Nach dem Abkühlen hatte das erhaltene
UO,-Pulver eine Oberfläche von 5 nr/g und sein Fluoridgehalt betrug 85 ppm. Dieses Pulver war nicht
zusammengeballt und wurde als ausgezeichnete keramische Qualität angesehen, das nach einem Zusammenpressen
mit einem Druck von 1476 kg/cnr und einem vierstündigen Erhitzen bei 1700° C in trocke-
Wasserstoff zu 96,5% der theoretischen Dichte itert wurde.
wa 10 g des gleichen U3Os-Pulvers wie in Bei-4
wurden vor dem Defluorieren und Reduzieren 00° C nicht zur Einstellung des Feuchtigkeitsges
gemäß der vorliegenden Erfindung behandelt, nehr wurde das Pulver in Anwesenheit überschüssigen
flüssigen Wassers mit 7'/-,°C/min auf 600° C erhitzt. Während des Erhitzens wurde eine
starke Dampfentwicklung beobachtet. Nach dem Erhitzen auf 600c C erfolgte das Defluorieren und Reduzieren
ähnlich wie in Beispiel 4. Das erhaltene UO,-Pulver war im vorliegenden Falle stark zu Klinkern
zusammengeballt. Die Oberfläche des Pulvers betrug weniger als 2 mVg und des Pulver war ohne
weitere Behandlung unbrauchbar.
Claims (3)
1. Verfahren zum Steuern der Oberflächenaktivität
eines keramiscnen Pulvers während einer Wärmbehandlung, dadurch gekennzeichnet,
daß man
a) den Feuchtigkeitsgehalt einstellt, indem man
u) für ein keramisches Puler, bei dem eine hohe Oberflächenaktivität nach der
Wärmebehandlung vorhanden sein soll, den Wassergehalt durch Erhitzen auf eine Temperatur im Bereich von
100-400° C auf unter 1O16 Moleküle/ cm2 Oberfläche vermindert, oder
ß) für ein keramisches Pulver, bei dem eine geringe Oberflächenaktivität nach
der Wärmbehandlung vorhanden sein soll, der Wassergehalt durch Zufuhr von
Feuchtigkeit erhöht wird, und daß man danach
b) die Wärmebehandlung bei einer Temperatur oberhalb von 400° C durchführt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man das Erhitzen zur Entwässerung
in einer Atmosphäre ausführt, die chemisch inert gegenüber dem keramischen Pulver ist.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Atmosphäre aus Helium,
Neon, Argon, Krypton, Xenon, Stickstoff, trockenem Wasserstoff, dissoziiertem Ammoniak oder
einer Mischung der vorgenannten Gase besteht.
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