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Polymerisierbare Ester des Vinylthioäthanols Die Erfindung betrifft
neuartige, äthylenisch ungesättigte, Stickstoff und Schwefel enthaltende Verbindungen,
die sich als Monomere für die Herstellung neuartiger Polymerisate und Copolymerisate
eignen, sowie Polymere und Copolymere, die diese Verbindungen einpolymerisiert enthalten.
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Die Erfindung betrifft weiterhin ein neuartiges erstellungsverfahren
für die genannten Verbindungen.
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Die neuen Verbindungen sind darstellbar durch die Formel (I) EH2 O=CfI-S-0H2
-GH2-O-GO-OH2-QH2R (i), in der entweder n gleich 1 ist und R für einen über das
Stickstoffatom gebundenen Morpholino-, N-Methylpiperazinyl-1, Imidazolyl-, Piperidino-
oder Hexamethylenimino-(=Perhydroazepinyl-)rest steht oder in der n = 2 ist und
R für den Rest
steht.
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Es handelt sich somit um Verbindungen aus der Gruppe der Ester des
2-Vinylthioäthanols(-1) mit einer in 3-Stellung mit einer tertiären Aminogruppe
substituierten Propionsäure.
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Die genannten Verbindungen werden nach der Erfindung dadurch hergestellt,
daß man Morpholin, N-Methylpiperazin, Imidazol, Piperidin, Hexamethylenimin oder
Piperazin mit einem Ester der Acrylsäure mit einem ein oder mehrere C-Atome aufweisenden
Alkohol in an sich bekannter Weise umsetzt und das Umsetzungsprodukt in ebenfalls
an sich bekannter Weise mit 2-Vinylthioäthanol(-1) umestert.
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Die erfindungsgemäßen Verbindungen sind in reiner Form farblose, ölige
Flüssigkeiten, die im Vakuum-unzersetzt destillierbar sind. Sie sind außer durch
die bekannten Möglichkeiten-der Strukturanalyse z.B. durch die in der folgenden
Tabelle aufgeführten Eigenschaften gekennzeichnet.
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Tabelle
R Dichte Brehungsindex Siedepunkt |
com71 n20 DoL7 |
n, |
-i p 0,897 1,453 124/0,1 Torr |
-N N- |
-NX OH3 0,899 1,405 130/0,1 Torr |
tf ) 0,883 1,421 122/0,1 Torr |
-N ~l 0,912 1,471 140/0,1 Torr |
Zur EIersteLlung der erfindungsgemäßen Verbindungen wird zunäcnstdie Stickstoff
enthal-tende Verbindung mit einem Acrylsäureester eines z.B. l bis 5 C-Atome aufweisenden
Alkohol, insbesondere des Methanols, umgesetzt.
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Die Umsetzung eines sekundären Amins mit einem Ester der Acrylsäure
zu einem Ester einer 3-Aminopropionsäure ist bekannt und z.B. in Houben-Weyl, Methoden
d. org. Chemie, 4 Aufl., Band 11/1, Seite27yff. beschrieben. Im vorliegenden Fall
wird die Reaktion mit besonderem Vorteil in der Weise ausgeführt, daß die Komponenten
in annähernd äquivalentemVerhältnis gemischt und erwärmt werden. Unterstützung der
Reaktion durch Zugabe geeigneter Katalysatoren, wie z.B. Essigsäure ist möglich.
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Der erhaltene 3-Aminopropionsäureeste wird mit Vinylthioäthanol, das
z.B. aus Monothioglykol und Acetylen gut zugänglich ist, z.B. in der Weise umgeestert,
daß man den 3-Aminopropionsäureester mit dem die Thioäthergruppierung enthaltenden
ungesättigten Alkohol im Molverhältnis von 1 : 0,8 bis 1 : 1,2 mischt und in Gegenwart
eines Umesterungskatalysators und vorteiihaft eines Schleppmittels umsetzt. Man
verwendet als Umesterungskatalysator z.B. ein Metallalkoholat wie Titantetrabutylat
und als Schleppmittel z.B. Dioxan.
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Mit besonderem Vorteil führt man die Umesterung in der Nähe der Siedetemperatur
des Reaktionsgemisches durch, also z.B. bei 0 110 bis 120 0. Dann wird das Schlepp-
bzw. Lösungsmittel zusammen mit dem gebildeten Alkohol abdestilliert und schließlich
die gewünschte erfindungsgemäße Verbindung durch fraktionierte Destillation gewonnen.
Das zwei Estergruppierungen aufweisende Derivat des Piperazins wird vorteilhaft
im Hochvakuum destilliert.
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Die beschriebenen neuen Verbindungen sind z.B. dadurch gewerblich
verwertbar, daß sie als äthylenisch ungesättigte, polymerisierbare Verbindungen
für sich oder zusammen mit anderen Vinylmonomeren zu neuen Polymeren oder Copolymeren
verarbeitet werden können. Unter Polymeren oder Copolymeren der neuen Verbindungen
werden Vinylpolymere verstanden, die wenigstens 1 Molprozent der neuen Verbindungen
an der Doppelbindung einpolymerisiert enthalten.
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Es ist schon lange bekannt, daß man Vinylverbindungen, die keine Aminogruppen
enthalten, in vielen Fällen leicht homo- oder copolymerisieren kann. Vinylverbindungen
mit Amino- oder Ammoniumgruppen, können dsgegnnach allgemeiner Meinung unter den
üblichen Bedingungen meist nicht zu hochmolekularen Stoffen polymerisiert werden,
da in diesem Fall wegen einer starken Kettenübertragungswirkung der Aminogruppen
nur relativ niedermolekulare Verb in dungen gebildet werden.
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Überraschenderweise sind die neuen, Aminogruppen enthaltenden Verbindungen
zu hochmolekularen Polymeren polymerisierbar.
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Die Herstellung der neuen, die erfindungsgemäßen Verbindungen enthaltenden
Polymeren folgt den allgemein bekannten Regeln für die radikalische Polymerisation
von Vinylmonomeren.
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Zur Auslösung der Polymerisation werden übliche, Radikale bildende
Initiatoren verwendet. Geeignete Initiatoren sind beispielsweise Wasserstoffperoxid,
organische Hydroperoxide und Peroxide, wie Caproylperoxid, Lauroylperoxid, t-Butylperbenzoat,
Dicumylperoxid, p-Menthanhydroperoxid, Cumolhydroperoxid, Bernsteinsäureperoxid,
ferner unter Polymerisationsbedingungen in Radikale zerfallende aliphatische Azoverbindungen,
wie 2,2'-Azo-bis-2,4-dimethylvalennitril, 2,2' -Azo-bis-isobutyronitril und analoge
Azonitrile, die beispielsweise in J, Hine "Reaktivität und Mechanismus in der organischen
Chemie" Verlag Georg Thieme, Stuttgart (1960), Seite 412, aufgeführt sind, sowie
Redoxkatalysatorsysteme, wie die Systeme Kalium- oder Ammoniumpersulfat und Ascorbinsäure,
Natriumhydrosulfit oder Eisen-II-salze.
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Geeignet sind ferner die als Badikalbildner bekannten Chelate von
Übergangsmetallen, insbesondere solche, in denen das Metall in einer ungewöhnlichen
Wertigkeit vorliegt, wie Chelate des Mangan(III), Kobalt(III), Kupfer(II) oder Cer(IV).
Im allgemeinen werden als Chelatbildner 1,3-Dicarbonylverbindungen verwendet. Als
Beispiele seien genannt Mangan(III)-acetylcarbonat und Kobalt(III)-acetessigester.
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Die Initiatoren werden im allgemeinen in einer Menge von 0,05 bis
5 Gewichtsprozent, bezogen auf die Monomerenmenge, verwendet.
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Die optimale Menge und der optimal wirksame Initiator lassen sich
durch Versuche leicht ermitteln.
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Die Polymerisation kann in Substanz durchgeführt werden. Vorteilhaft
arbeitet man jedoch in Gegenwart von Lösungs- oder Verdünnungsmitteln. Geeignet
sind beispielsweise Alkohole, wie Methanol, Äthanol, Propanol oder Butanol; Ketone
wie Methyläthyl- oder Methylpropylketon; Äther, wie Tetrahydrofuran oder Dioxan;
aliphatische, cycloaliphatische oder aromatische Kohlenwasserstoffe,
wie
Heptan, Hexan, Cyclohexan oder Benzol, gut geeignet sind auch Formamid und Dimethylformamid,
vorteilhaft wird in vielen Fällen Wasser als Verdünnungsmittel verwendet.
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Geeignete olefinisch ungesättigte Monomere, die gegebenenfalls mit
den neuen Verbindungen copolymerisiert werden können, sind beispielsweise Olefine,
wie Äthylen, Butadien, Isopren; Styrol und substituierte Styrole, wie,-Methylstyrol,
p-Chlorstyrol und p-Methylstyrol; Acrylester und Methacrylester, insbesondere solche
mit 1 bis 18, vorzugsweise 1 bis 8 Kohlenstoffatomen im Alkoholrest, beispielsweise
Acryl- oder Methacrylester des Methanols, Äthanols, Butanols oder Äthylcyclohexanols;
Acryl-und Methacrylsäureamid und substituierte Amide, wie N-Methylolacrylamid, N-Methylolmethacrylamid
oder deren Äther; wie N-Methylolacrylamidbutyläther, N-Methylolmethacrylamidmethyläther;
Acryl- und Methacrylnitril; Vinylester wie Vinylacetat, Vinylpropionat; Vinyläther,
wie Methyl-, Äthyl- oder Alkylvinyläther mit Alkylresten mit 3 bis 6 Kohlenstoffatomen,
ferner Fumar-, Malein- oder Itaconsäure, Ester dieser Säuren und Maleinsäureanhydrid.
Von den vorstehend genannten Verbindungen können auch gleichzeitig zwei oder mehr
mit den Aminoderivaten copolymerisiert werden.
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Für die Herstellung von Copolymeren kann der Anteil an ungesättigtem
Aminderivat im Monomerengemisch in weiten Grenzen schwanken, beispielsweise zwischen
1 und 99, insbesondere zwischen 10 und 90 %.
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Die für eine Vielfalt anderer Monomerer oder Monomerergemische üblichen
Suspensons-, Lösungs- oder Emulsionspolymerisationsverfahren sind auch bei der Verwendung
der neuen Verbindungen geeignet. Auch bezüglich der gegebenenfalls verwendeten Hilfsmittel,
wie Puffersubstanzen, Dispergiermittel, Schutzkolloide, und dergleichen unterscheidet
sich das Polymerisationsverfahren nicht von bekannten. Die Polymerisation kann in
einem weiten Bereich der Temperatur, etwa zwischen 0 und 150, vorzugsweise zwischen
50 und 1200C, durchgeführt werden. Man arbeitet im allgemeinen bei Atmosphärendruck,
doch können auch niedere oder höhere Drücke, beispielsweise bis zu 3000 atü, angewandt
werden.
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Insbesondere bei Verwendung von niedrigsiedenden comonomeren
ist
die Verwendung von höheren Drucken angezeigt, um eine ausreichende Konzentration
des Comonomeren im Reaktionsgemisch zu bewirken.
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Die Copolymerisation der ungesättigten Verbindungen mit Äthylen oder
Butadien wird vorteilhaft in Emulsion durchgeführt, indem man die- miteinander copolymerisierbaren
Monomeren in eine wäßrige Seifenemulsion, die einen Initiator, ein Puffersystem,
und gegebenenfalls ein Schutzkolloid enthält, einbringt und bei erhöhtem Druck (etwa
bis zu 2000 atü) polymerisiert. Die Copolymerisation mit Acrylestern wird zweckmäßig
in aromatischen oder aliphatischen Kohlenwasserstoffen unter den für die Polymerisation
von Acrylestern bekannten Bedingungen durchgeführt.
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Die Polymerisate können beispielsweise für die Herstellung von Formkörpern,
Überzügen oder Klebemitteln, auch im Gemisch mit anderen Kunststoffen, z.B. mit
Polyäthylen, Polypropylen oder mit Mischpolymerisaten aus Vinylacetat und Äthylen,
verwendet werden. Derartige Produkte sind farbaffin. Wegen ihrer oberflächenaktiven
und antistatischen Eigenschaften sind die erfindungsgemäßen hergestellten Polymerisate
unter anderem auch zum Veredeln von Papier und Textilien geeignet und erlauben nach
dem Überführen in die Mono- oder Di-Ammoniumsalze bessere Hydrophilie sowie Spaltung
in ungesättigte Amine, die direkt zur Reaktion gebracht werden können.
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Die in den Beispielen genannten Teile und Prozente beziehen sich auf
das Gewicht. Die K-Werte wurden jeweils 1 %ig in Dimethylformamid nach der Vorschrift
von H. Fikentscher, Cellulosechemie 13, 58, (1932) bestimmt.
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Beispiel 1 In einem geschlossenen Rührkessel, der mit Vorrichtungen
zum Einleiten von Stickstoff als Schutzgas und zur Zufuhr von flüssigen Reaktionsteilnehmern
eingerichtet ist, werden 2000 Teile N-Itethylpiperazin vorgelegt. Beginnend bei
Raumtemperatur werden nun innerhalb von 6 Stunden insgesamt 1720 Teile Acrylsäuremethylester,
die mit 50 ppm Phenothiazin stabilisiert sind, zugegeben. Man achtet darauf, daß
die Reaktionstemperatur nicht über 45 bis 500C ansteigt.
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Nachdem der Acrylsäureester zugegeben ist, läßt man noch bei 30 bis
4000 während einer Stunde nachreagieren.
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Durch Vakuumdestillation eines aliquoten Teils des Reaktionsgemisches
kann man feststellen, daß die Reaktion zu über 97 % vollständig war; das bei einem
Druck von 3 Torr erhaltene Destillat besteht zu über 99 ffi aus N-Methylpiperazin-n-propionsäuremethylester,
der bei 760 Torr bei einer Temperatur von 2420C siedet und eine Aminzahl von 607
(mg K0H/g), theoretischer Wert 607(mg KOH/g) aufweist.
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Zu dem Inhalt des Rührkessels werden nunmehr 2080 Teile Vinylthioäthanol,
gelöst in 7000 Teilen Dioxan, gegeben. Schließlich fügt man als Umesterungskatalysator
112 Teile Titantetrabutylat zu. Man erhitzt nunmehr so lange bis sich als Siedepunkt
der Siedepunkt des Dioxan-Methanol-Azeotrops einstellt.
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Bei einem Rücklaufverhältnis von 10 : 1 wird anschließend so lange
das Methanol-Dioxan-Azeotrop abdestilliert, bis nurmehr reines Dioxan übergeht.
Die Sumpftemperatur steigt dabei von 10800 allmählich bis auf 11200 an. Dieser Vorgang
dauert etwa 4 bis 5 Stunden.
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Schließlich wird der Rührkesselinhalt zunächst bei mäßigem Vakuum
vom restlichen Dioxan befreit und das verbliebene Produkt, das im wesentlichen aus
dem gewünschten Vinylthioäthanolester der 3-Methylpiperazinylpropionsäure besteht,
unter gutem Vakuum reindestilliert. Das Produkt siedet bei einem Druck von 3 Torr
bei 144 0 bis 147 0; dies würde bei Normaldruck einer - ungefähren -Siedetemperatur
von 330 bis 33600 entsprechen. Für eine längere Lagerung ist es empfehlenswert,
das erhaltene Produkt mit 5 bis 15 ppm eines Polymerisationsinhibitors, wie z.B.
Hydrochinonmonomethyläther.
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Beispiel 2 10,0 Teile des im Beispiel 1 hergestellten Esters
werden unter Stickstoffatmosphäre und Führen mit 0,1 Teilen Azobisisobuttersäurenitril
4 Stunden auf 600C erhitzt.
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Es werden nach dem Fällen mit Methanol, Auswaschen mit Methanol und
Trocknen 9,3 Teile eines Polymeren vom K-Wert 72,6 (1 %ig in Dimethylformamid) erhalten,
das eine Glastemperatur TG von -45°C und einen Brechungsindex von nD,20 von 1,5210
hat. BeisPiele 3 bis 13 Acrylsäureäthylester und CH2=CH-S-CH2-CH2-0-CO-CH2-CH2
werden in den in der folgenden Tabelle aufgeführten Mengenverhältnissen gemischt,
mit jeweils 0,1 Gew.- Azobisisobuttersäurenitril versetzt und in Gegenwart von jeweils
100 Teilen Alkohol 2 Stunden auf 70 0C erhitzt. Die Copolymeren wurden durch Trocknen
im Rotationsverdampfer und dann im Vakuumtrockenschrank 10 Stunden bei 600C/12 Torr
getrocknet. Die erhaltenen Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt.
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Tabelle Nr. Acrylsäure- Aminderi- Umsatz K-Wert % N Anteil des Aminäthylester
vat % derivats im Co-Menge in Teilen polymeren in Gew.-3 9,9 0,1 90,0 76,5 - -4
9,5 0,5 84,0 84,5 0,3 4,3 5 9,0 1,0 86,0 93,0 0,6 8,6 6 8,5 1,5 86,0 90,0 1,0 14,3
7 8,0 2,0 86,0 81,0 1,3 18,6 8 7,0 3,0 89,0 79,5 2,0 28,7 9 6,0 4,0 93,0 78,0 2,7
38,8 10- 5,0 5,0 97,0 78,5 3,4 48,7 11 4,0 6,0 98,0 79,0 4,0 51,4 12 2,5 7,5 97,0
78,5 5,1 73,2 13 1,0 9,0 100,0 70,5 6,2 89,0