DE211866C - - Google Patents
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Classifications
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Description
Ü'· C flf^ J- |
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
— JVr 211866 -KLASSE 78 c. GRUPPE
EDOUARD BOUCHAUD-PRACEIQ, in PARIS.
Verfahren zur Verhütung unerwarteter Explosionen von Nitrozellulose
bzw. Nitrozellulosepulvern bzw. Sprengstoffen.
Patentiert im Deutschen Reiche vom 10. Mai 1908 ab.
Das vorliegende Verfahren bedeutet eine praktische Lösung der Frage, ob es möglich ■
ist, den plötzlichen unerwarteten Explosionen der Nitrozellulose oder der aus ihr hergestell-
'. 5 ten Schießpulver bzw. Sprengstoffe vorzubeugen und die- Wiederkehr von Unglücksfällen,
wie ein solcher sich unlängst z. B. auf dem französischen Kriegsschiff »Jena« ereignete,
zu verhindern.
ίο Man weiß, daß die Zersetzungen, die nicht
anders als nach sechs, zwölf und selbst erst nach fünfzehn Jahren auftreten können, anfangs
sehr langsam und sozusagen kalt vor sich gehen, daß aber entsprechend der Beschleunigung
der Zersetzung eine Erhöhung der Temperatur stattfindet, die, wenn sie der Temperatur der Entzündung gleichkommt,
eine Explosion der noch unzersetzten Teile unvermeidlich macht.
Ohne diese Beschleunigung der Zersetzung würde die Gefahr einer unerwarteten Explosion
nicht entstehen. Bei ruhigem gleichmäßigen Fortgang der Zersetzung würde sich der ursprüngliche Sprengstoff vollständig in eine
teigig zerfließende, schwer entzündbare Masse umwandeln.
Diese Beschleunigung rührt nun unmittelbar von der Ansammlung von Salpetersäure her,
die selbst gerade das die Zersetzung bewirkende Agens ist. Man weiß in der Tat, daß
die Salpetersäure, wenn sie nicht konzentriert ist, und dieser Fall liegt vor, das sie aus der
Kondensation der salpetrigen· Dämpfe in Gegenwart von Feuchtigkeit der Luft herrührt, ein
Denitrant und folglich ein Zerstörer der Nitro-Zellulose ist. Man versteht also, daß entsprechend
dem Anwachsen der Menge des reagierenden Mittels auch ein Anwachsen der entwickelten
Wärmemenge stattfinden muß und daß, wenn die Bedingungen der Abgabe der Wärme von
der Masse dieselben bleiben, die Temperatur dieser Masse ins Steigen kommt, daß also,
wenn einmal die Entzündungstemperatur erreicht ist, alle nicht angegriffenen Teile angereizt
werden, zu explodieren. Es ergibt sich also aus vorstehendem, daß durch die Sicherung
einer Verminderung der Wärme, je nach dem Maße, in welchem die Zersetzung fortschreitet,
d. h. also durch Vermeiden einer gefährlichen Erhöhung der Temperatur, schon
ein gutes Resultat erzielt wird, weil man dadurch, wenn auch nicht die Zersetzung verhindert,
so doch der Explosion vorbeugt, daß es aber wünschenswert ist, jede Ansammlung
von Salpetersäure zu verhindern, die gleichzeitig der Urheber und wirksame Verbreiter
der Zersetzung ist.
Ein solches Ergebnis wird durch das den Gegenstand vorliegender Erfindung bildende
Verfahren erzielt. Dieses Verfahren besteht im Umgeben oder Umhüllen der zu schützenden
Sprengstoffe mit Säuredämpfe absorbierenden Stoffen, wie Alkalicarbonate, Sesquicarbonate
oder Carbonate der alkalischen Erden, denen ein leicht teilbarer, poröser Verpackungsstoff
als Träger dient. Die alkalischen Mittel binden die salpetrigen Dämpfe, wobei die sich
gleichzeitig bildende Kohlensäure eine für die
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Claims (2)
- Verbrennung ungünstige Atmosphäre schafft. Soweit die Carbonate kristallwasserhaltig sind, sind sie vorzugsweise für den vorliegenden Zweck branchbar, da die Gegenwart des Wassers die Verdichtung der sauren Dämpfe befördert.Es ist verständlich, daß diese Stoffe zu solchen Beträgen angewendet werden sollen, daß sie alle von dem zu schützenden Sprengstoff freigelassenen Zwischenräume ausfüllen, mag dieser Sprengstoff eingeschlossen werden in Kammern, Magazinen, Kisten, Munitionskasten, Kriegsschiffen usw., und daß ferner die Verpackungsstoffe so locker sein müssen, daß sie frei von Dämpfen oder Gasen durchzogen werden können. Zu diesem Zwecke ist es vorteilhaft, sie einzuverleiben in leichte poröse Stoffe, wie Moos, Sägespäne, Fasern von Holz, Papier, Karton, faserige Mineralien, Magnesia, Kieselgur, auch kann das Holz der Kisten imprägniert werden. Ferner wird bei der Zubereitung der Verpackungsstoffe ein färbender Stoff, z. B. Lackmus, verschiedene Anilinfarbstoffe, Phtalein usw., in dieselben einverleibt, der geeignet ist, jede unter dem Einflüsse der Säuredämpfe vor sich gehende Veränderung anzuzeigen, so daß man in der Lage ist, jederzeit mit einem Blick nach der Veränderung des Aussehens der' Verpackungsstoffe den Zustand bzw. den Grad der Veränderung des Sprengstoffs genau zu beurteilen. Da das Verfahren zum Schütze gegen Explosionsgefahr bei gebrauchsfertiger Nitrozellu lose bzw. Nitrozellulosepulvern zur Anwendung kommt, ohne daß diese Stoffe selbst unmittelbar verändert werden, so ergibt sich der wesentliche Vorteil, daß selbst für alte Lagerbestände ein sicherer Schutz gegen Explosionsgefahr geschaffen werden kann. Es verdient somit das hier beschriebene Verfahren den Vorzug vor den bekannten, ebenfalls eine Sicherung gegen Explosionsgefahr bezweckenden Verfahren, bei, deren Ausübung die Sprengstoffe selbst während ihrer Herstellung durch Zusatz geringer Mengen von Säuredämpfe absorbierenden oder durch diese ihre Färbung verändernden Stoffen unmittelbar beeinflußt werden.Pa τ ε ν τ - A ν s ρ R υ c η ε :ι. Verfahren zur Verhütung unerwarteter Explosionen von Nitrozellulose, Nitrozellulosepulvern bzw. Sprengstoffen durch Benutzung Säuredämpfe absorbierender Stoffe, dadurch gekennzeichnet, daß die Nitro-Sprengstoffe mit die Säuredämpfe absorbierenden Stoffen, wie Alkalicarbonate, Bicarbonate, Sesquicarbonate oder alkalische Erden, umhüllt werden, denen ein leicht teilbarer, poröser Verpackungsstoff als Träger dient.
- 2. Verfahren nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Verpackungsstoff mit sich unter der Einwirkung der Säuredämpfe in der Färbung verändernden 65 ■ Stoffen gefärbt wird.
Publications (1)
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