DE206340C - - Google Patents

Description

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KAISERLICHES

PATENTAMT.

Patentschrift

— Λ& 206340.—
KLASSE 77g. GRUPPE 1.

MAX REINHARDT in BERLIN.

Theaterbühne mit stetig gekrümmter Rückwand.

Patentiert im Deutschen Reiche vom 26. Oktober 1906 ab.

Zur Darstellung des Himmels und der Luft bedient man sich in der Bühnentechnik entweder farbiger oder farbig beleuchteter Soffiten oder eines die Kulissen und Versatzstücke. überragenden Hintergrundes, der entsprechend der Luftstimmung gefärbt oder farbig beleuchtet wird.

Diese Mittel gestatten aber nur in sehr unvollkommener Weise die Illusion der Luft und

ίο des Himmels hervorzubringen.

Die Hervorbringung dieser Illusion in möglichst vollkommener Weise ist der Zweck der Erfindung. Das Wesen der Erfindung besteht darin, daß der Bühnenraum nach hinten nicht durch ebene Wände, sondern durch eine gegen den Zuschauerraum und nach oben offene, stetig gekrümmte Rückwand, die die Kulissen und alle Versatzstücke überragt, abgeschlossen wird. Diese Fläche, die aus starrem Material hergestellt wird, kann je nach der wiederzugebenden Luftstimmung gefärbt oder, wenn sie aus difffus reflektierendem Material besteht, entsprechend beleuchtet sein.

Es ist nun bereits versucht worden, durch transportable, kugelförmig gekrümmte Hintergründe eine ähnliche Wirkung zu erzielen, wie sie durch den Gegenstand der Erfindung erreicht wird. Diese Hintergründe schließen die Bühne aber natürlich ganz oder teilweise auch nach oben ab. Hierdurch aber wird der Schnürboden außer Tätigkeit gesetzt und die Aufstellung hoher Kulissen oder Versatzstücke erschwert. '

Die Erfindung beruht nun auf der Erkenntnis, daß eine zylindrische Bühnenrückwand, die nach oben offen ist, also die Bedienung des Schnürbodens nicht behindert, ausreichend ist, um bei geeigneter Beleuchtung, deren Anbringung an jeder Stelle möglich ist, den Eindruck unendlicher Ferne, also des Himmels, hervorzurufen.

Stellt man auf der Bühne eine solche zylindrisch gekrümmte Fläche auf, so daß das Bühnenpodium von dem Segment eines Kegelschnittes begrenzt wird, und ist die zylindrische Fläche so hoch, daß von keinem Punkt des Zuschauerraums ihre obere Begrenzung erblickt werden kann, so wird bei einer Aufstellung der Beleuchtungskörper in der Brennlinie der Zylinderfiäche eine praktisch vollkommen gleichmäßige Beleuchtung der Zylinderfläche erzeugt, so daß der Zuschauer die Illusion der Luft und des Himmelsgewölbes erhält, weil dann jeder Punkt der Fläche, entsprechend dfm Himmelsgewölbe, gleich weit von jedem Zuschauer entfernt zu liegen scheint. Natürlich kann aber auch die gleiche Wirkung mit an anderen Stellen angeordneten Beleuchtungskörpern erreicht werden, wenn die Beleuchtung der Zylinderfiäche nur diffus ist. Durch Projektion von Wolkenbildern auf diese Fläche kann diese Illusion noch gesteigert werden. Auch mit jeder anderen stetig gekrümmten Fläche, die die Bühne nach hinten abschließt, kann die gleiche Wirkung erzielt v/erden, aber die Fläche darf höchstens von zweiter Ordnung sein, so daß der den Bühnenraum begrenzende Flächenabschnitt immer nur in einem einzigen Punkt von jeder beliebigen Sekante (die Sehrichtung jedes Zuschauers) geschnitten wird. Bei Flächen höherer Ordnung würde die Sehrichtung die gekrüramte Fläche

stellenweise in mehreren Punkten schneiden, . so daß die Illusion nicht hervorgerufen werden könnte, als ob alle Punkte des künstlichen Horizontes gleich weit vom Zuschauer entfernt lägen.

Von besonderer Bedeutung für die Erzielung der beabsichtigten Wirkung ist es aber weiterhin, daß die Zylinderfläche stetig gekrümmt sei. Es ist versucht worden, die beabsichtigte ίο Wirkung durch gespannte Leinwand zu erzielen. Die bekannt gewordenen Versuche sind aber mißlungen, weil es bei der großen räumlichen Ausdehnung, die eine solche Fläche haben muß, fast unmöglich ist, Leinwand faltenlos zu einer Fläche von bestimmter Krümmung zu spannen. Jede Falte aber wirft Schatten und verdirbt sofort die Illusion. Es ist deshalb erforderlich, die die Bühne abschließende , stetig gekrümmte Fläche aus starrem Material herzustellen, so daß sie einen wesentlichen Bestandteil des ganzen Bühnengebäudes bildet. Man gestaltet zweckmäßig die Bühne so aus, daß sie nicht von ebenen Wänden, sondern von einem Teil eines Zylindermantels, dessen Grundfläche ein Kegelschnitt ist, begrenzt wird. Eine solche starre Bühnenrückwand gestattet unter anderem auch die Anbringung von Lampen und ausgesparten Stellen, um den Eindruck von Sternen, des Mondes u. dgl. hervorzubringen.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch:

   Theaterbühne mit stetig gekrümmter Rückwand, dadurch- gekennzeichnet, daß die Bühne hinten durch eine nach oben und · nach vorn offene Zylinderfläche aus starrem Material abgeschlossen ist.