DE2056771C3 - Verfahren zur Hersteilung chemotherapeutischer Verbandstoffe - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung chemotherapeutischer Verbandstoffe unter Verwendung der Wirksubstanz l,3-Bis-(2-äthylhexyl)-5-methyl-5-arr.ino-hexahydro-pyrimidin (Hexetidin) der Formel

H₂N CH₃

C₄H₉-CH-CH₂-N N-CH₂-CH-C₄H₉

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Die chemotherapeutischen Verbandstoffe werden erfindungsgemäß erhalten, indem man handelsübliche, chemisch reine Verbandstoffe in 2- bis 10%iger, vorzugsweise 5%iger Lösung von reinem Hexetidin in einem geeigneten Lösungsmittel, vorzugsweise in einem aliphatischen Kohlenwasserstoff, 5 bis 40 Stunden, vorzugsweise 15 Stunden bei Raumtemperatur imprägniert, den Verbandstoff anschließend durch Abpressen oder Zentrifugieren von der flüssigen Phase befreit, gegebenenfalls mit einem geeigneten Lösungsmittel, vorzugsweise einem reinen, aliphatischen Kohlenwasserstoff, nachwäschi, das Abpressen oder Zentrifugieren wiederholt und danach den Verbandstoff sodann im Warmluftstrom trocknet.

Die bakterizide und fungizide Ausrüstung von Verbandstoffen durch Eintauchen des auszurüstenden Materials in eine entsprechende Wirkstofflösung sowie Trocknen des imprägnierten Materials ist aus der deutschen Auslegeschrift 1 002 110 bekannt.

Aus der deutschen Patentschrift 969 152 ist es ferner bekannt, Tampons mit solchen Lösungen voa Salizylsäure und Milchsäure zu tränken, daß das Endprodukt mit bestimmten Mengen der keimtötenden Stoffe ausgerüstet ist.

Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung chemotherapeutischer Verbandstoffe führt demgegenüber zu Verbandstoffen mit neuen und überraschenden Eigenschaften.

So führt die Verwendung des flüssigen Hcxelidins (alle anderen bisher verwendeten Bakterizide waren Feststoffe^ zu Verbandstoffen mit günstigeren physikalischen Eigenschaften (verbesserte Griffigkeit. Weichheit und" Elastizität, kein Ausrieseln des Wirkstoffes bd mechanischer Beanspruchung, keine Verfärbung der Watte, /.. B. im Gegensatz zu den nach der deutschen Auslcgeschril'i 1 002 110 hergestellt

Geweben).

Die für den crfindungsgcmaßen Zweck iden>en Löslichkeitseiaenscbafien des Hexetidins im Veiun mit der Fixieruna auf der Faser erlauben den retardierten Abtransport des Wirkstoffes in die Wunde in bakterizider Konzentration (wie die Versuche beweisen) und verhindern das vorzeitige Ausspülen ties Desinfiziens durc' Blut und Serum.

Der therapeut. lie Fortschritt durch Verwendung der erfindunusgeiiiäßen Verbandstoffe liegt p^;;ht nur in der Breite des Wirkungsspckuums des ausschlieblich zur lmprägnation benutzten Hexetidins, siuukin auch in der toxikologischen Unbedenklichkeit ei der gioßflächigen Wundversorgung. Die Anwendung von Quecksilbersalben, gewisser Antibiotika o'er Abkömmlingen von 1 eerfarbstoflen verbietet -.,.h dabei von selbst.

Der übliche Imprägnierprozeß mit löslichen Su,::-. ■·, ist ein Gleichgewichtsvorgang und durch Wiederholung nicht beeinflußbar. Das substantielle Aufziehen in poly molekularer Schicht bei einmaligem Imprägnieren schafft die Voraussetzung für die vorteilhaften Eigenschaften des behandelten Materials und für den prolongierten Wirkeffekt.

Es wurde nämlich überraschenderweise gefunden, daß Verbandstoffe unt< r erfindungsgemäßen Bedingungen bis zu mehreren Gewichtsprozent Hexetidin aufnehmen können. Berechnet man die Menge an Hexetidin, die in Form einer monomolekularen Schicht auf der Oberfläche des Verbandstoffes adsorbiert werden kann, und vergleicht diese Menge mit der tatsächlich aufgenommenen Menge an Hexetidin, dann findet man, daß die aufgenommene Menge die theoretisch berechnete Menge weit übertrifft. Daraus folgt, daß das Hexetidin-Molekül die Eigenschaft besitzt, auf Fasern der Verbandstoffe aufzuziehen, d. h. durch Spreitung einen stabilen multimolekularen Film /u bilden.

Behandelt man beispielsweise medizinische Watte unter erfindungsgemäßen Bedingungen, so kann diese bis zn 4 Gewichtsprozent Hexetidin aufnehmen. Unter Zugrundelegung eines durchschnittlichen Durchmessers der Wattefasern von 20 μ. läßt sich berechnen, daß 1 g Watte maximal 5 - IO"⁴ g Hexetidin in monomolekularer Schicht auf der Oberfläche adsorbieren kann. Der tatsächlich gefundene Betrag für die adsorptive Grenzkonzentration übertrifft demnach diesen um etwa 2 Zehnerpotenzen.

Verwendet man zur Herstellung der erfindungsgemäßen Verbandstoffe reines nach der deutschen Offenlegungsschrift 2 0.11 078 hergestelltes Hexetidin, so erhält man praktisch geruchlose weiße Verbandstoffe von unverändertem Saugvermögen. Besonders überraschend ist, daß imprägnierte Verbandstoffe keine Neigung zum Verfilzen zeigen und nicht klebrig sind. Erfindungsgemäß behandelte Watte verhält sich im Griff weicher und seidiger als unbehandelte Watte.

Als Verbandstoffe können bei dem erflndungs-,. gemäßen Verfahren alle bekannten Verbandstoffe,'..' wie medizinische, aus Baumwolle oder Zellwolle her-·· gestellte Watte, Verbandzellstoff, Verbandgewebe,, Binden, Mull aus Baumwolle oder Zellwolle usw.

verwendet werden. Die erfindungsgemäß imprägnierten Verbandstoffe können allein oder miteinander in Kombination verwendet werden. So kann man beispielsweise aus erfindungsgemäß imprägniertem Baumwoll- oder Zellstoffmull allein oder in Kornbination mit eriindungsgemäß imprägnierter Walte oder mit nicht imprägnierter Watte alle Arten von Verbandstoffen, wie Pflaster und Tampons usw. herstellen.

Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird der Verbandstoff mit einer Hexetidinlösung imprägniert, und dann wird der Verbandstoff von der flüssigen Phase befreit und mit einem geeigneten Lösungsmittel gewaschen. Durch Waschen mit einem Lösungsmittel kann innerhalb gewisser Grenzen eine Einstellung der gewünschten Wirkstoffkonzentration auf dem Material bewirkt werden. Gegebenenfalls \ mn auch auf das Waschen verzichtet werden. Ais Lösungsmittel zum Waschen kann fast jedes reine Lösungsmittel verwendet werden, vorzugsweise verwendet man aber das für das Hexetidin eingesetzte Lösungsmittel. Als Lösungsmittel für Hexetidin können die meisten organischen Lösungsmittel verwendet werden. Das Hexetidin muß in dem gewählten Lösungsmittel nur ausreichend löslich sein, so daß man mindestens eine 2%ige Lösung herstellen kann. Vorzugsweise verwendet man aliphatische Kohlenwasserstoffe, wie Petroläther.

Die ausgezeichneten antiseptischen Eigenschaften der erfindungsgemäß hergestellten Verbandstoffe werden durch folgende Versuche belegt.

Je 10 mg der erfindungsgemäß imprägnierten Watte werden in 5,10 und 20 ml Brain-Heart-Bouillon (BHB der Fa. Difco, Detroit) eingebracht und mit den Keimen Staphylococcus aureus, Candida albicans und Aspergillus niger beimpft. In jeweils zwei Versachsreihen wird in Gegenwart von 30% Serum und in Abwesenheit von Serum mit den entsprechenden Kontrollkulturcn (unter Zusatz von unbehandelter Watte) verglichen. In der Tabelle zeigt die untere Reihe durch ein Minuszeichen, die (durch Überimpfung nachgewiesene) Baktericidie, die obere Reihe durch ein Minuszeichen jeweils die Bakteriostase an; ein Pluszeichen bedeutet unbeeinflußtes, ein ( + )-Zeichen nicht eindeutig gehemmtes Wachstum der Keime.

Erreger

Staphylococcus aureus
Candida albicans
Aspergillus niger

H) mg behandelt, ohne Serum

5 ml

10 ml 20 ml

Watte

10 mg
un-

behandelt,
Kontrolle

5 ml

10 mg behandelt, mit Serum

5 m!

10 ml

20 ml

10 mg
un-

behandelt. Kontrolle

5 ml

Die erfindungsgemäß behandelte Watte verhindert demnach selbst in Gegenwart von Serum bis zur 10-ml-Verdünnung das Aufwachsen pathogener Mikroorganismen.

Beispiel 1

20 g Watte werden in 0,41 einer 5%igen Lösung von reinem Hexetidin (l'arbloses, nicht destillierbares öl, n'S = 1,4640, GC-Reinheit: 99,5%, mischbar mit aliphatischen Kohlenwasserstoffen und den meisten organischen Lösungsmitteln, schwer löslich in Wasser) in Petroläther (Kp. 60 bis 80⁰C, 760 Torr) eingetragen und 15 Stunden bei 20 bis 25° C imprägniert. Die Watte wird sodann von der flüssigen Phase durch Abpressen befreit. Die Watte wird sodann von der flüssigen Phase durch Abpressen befreit, mit 0,61 Petroläther gründlich digeriert und abermals abgepreßt. Durch kurzes Anblasen mit Warmluft wird sie getrocknet. Trockengewicht: 20,80 g.

Die Petrolätherphase kann nach Einstellung des alten Hexetidin-Gehaltes wieder verwendet werden.

Beispiel 2

20 g Baumwoll-Mull werden 15 Stunden der Einwirkung von 0,41 einer 5%igen Lösung von reinem Hexetidin in Petroläther des Siedebereiches 60 bis 80°C/760Torr bei 20 bis 25'C ausgesetzt. Der Mull wird sodann durch Schleudern von der flüssigen Phase befreit und im Warmluftstrom getrocknet. Trockengewicht 21,8 g. Durch Waschen mit Petroläther des obigen Siedebereiches kann jeder gewünschte Imprägnierungsgrad eingestellt werden.

Claims (1)

1. Patentanspruch:

   Verfahren zur Herstellung chemotherapeutischer Verbandstoffe, dadurch gekennzeichnet, daß man handelsübliche chemisch reine Verbandstoffe in 2- bis 10%iger, vorzugsweise 5%iger Lösung von reinem Hexetidin in einem geeigneten Lösungsmittel, vorzugsweise in einem aliphatischen Kohlenwasserstoff, 5 bis 40 Stunden, vorzugsweise 15 Stunden, bei Raumtemperatur imprägniert, den Verbandstoff anschließend durch Abpressen oder Zentrifugieren von der flüssigen Phase befreit, gegebenenfalls mit einem geeigneten Lösungsmittel, vorzugsweise einem aliphatischen Kohlenwasserstoff, nachwäscht, das Abpressen oder Zentrifugieren wiederholt und danach den Verbandstoff sodann irn Warmluftstrom trocknet.