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Die vorliegende Erfindung betriff Nistkästen oder Nisthöhlen für Fledermäuse, die durch ihr natürliches Material, Aussehen und Eigenschaften als Quartierersatz nur von Fledermäusen genutzt werden können.
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Fledermäuse sind nach § 1 BArtSchV und § 44 BNatSchG streng geschützte Tierarten und Deutschland ist verpflichtet zu ihrem Schutz beizutragen. Nach den Zugriffsverboten des § 44 Abs. 1 BNatSchG ist es unter anderem verboten: „Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, ...“.
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Durch Bau- und Rodungsmaßnahmen werden jedoch Fledermausquartiere zerstört. Um die negativen Folgen für die Fledermäuse zu mindern, werden Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt. Der gängigste Ausgleich für den Quartierverlust ist die Ausbringung von Fledermauskästen.
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Dabei werden zumeist Kästen aus Holzbeton ausgebracht, die auf die Bedürfnisse von Fledermäusen angepasst sind (
DE 000001013112 A ). Holzbeton ist allerdings für die Krallen von Fledermäusen abrasiver als Holz und führt zu starker Abnutzung oder Verletzung der Krallen. Durch die Einarbeitung von Gewebe kann dies minimiert werden (
DE 000004311042 C1 ), jedoch sind die Krallen von Fledermäusen natürlicher Weise an die Nutzung von Holz angepasst, so dass dies den idealen Werkstoff für die seminatürliche Fledermaushöhle FH1500 darstellt.
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Ein weiterer Nachteil von Holzbetonkästen ist für Fledermäuse das unnatürliche Aussehen und die unbekannte Oberflächenbeschaffenheit. Fledermäuse orientieren sich mittels Ultraschall und Holzbetonkästen geben ein ungewohntes akustisches Echo, wodurch Fledermauspopulationen, die keine Kästen kennen, Jahre brauchen um diese überhaupt als Quartiermöglichkeit zu erkennen.
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Viele Fledermauskästen haben einen waagerechten, schlitz- oder spaltenförmigen Einflug (
DE 000001013112 A ), der sich insbesondere für waldbewohnende Arten nicht immer eignet. Diese Arten kennen zumeist nur runde Einfluglöcher, wie sie z.B. Spechte hinterlassen, oder senkrechte Spalten, wie sie bei Baumverletzungen entstehen. Die Nutzung durch Vögel und andere Säugetiere wie z.B. Siebenschläfer oder Mäuse ist für Fledermauskästen ungewollt und wird entweder durch Verkleinerung des Einfluglochs oder durch spaltenförmige Einflüge minimiert. Eine kleine Einflugöffnung (
DE 000001006659 A ) minimiert zwar die Nutzung durch Vögel, allerdings verhindert sie auch die Nutzung dieser Kästen durch größere Fledermausarten wie z.B. Abendsegler. Waagerechte, spaltenförmige Einflüge sind für waldbewohnende Fledermausarten ungewohnt und verzögern die Nutzung des Kastens.
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Durch die höhere Wärmeleitfähigkeit sind Kästen aus Holzbeton wenig thermisch stabil, das heißt die Innentemperatur folgt mit nur geringer Verzögerung signifikant den Schwankungen der Außentemperatur. Viele Fledermausarten aber auch insbesondere reproduzierende Tiere mit Nachwuchs bevorzugen eine hohe thermische Stabilität im Quartier, damit z.B. die Jungtiere, welche noch keine eigene Wärmeregulierung betreiben, nicht auskühlen.
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Bereits bestehende Kästen aus Holz haben das Problem der Witterungsbeständigkeit. Die Lösung den oberen Teil mit Dachpappe abzudecken hat den Nachteil, dass diese nach ein paar Jahren im Wald brüchig wird.
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Eine häufige behördliche Auflage im Zusammenhang mit der Durchführung von Ausgleichsmaßnahmen ist, Ruhestätten einem Monitoring zu unterziehen und in regelmäßigen Abständen die Nutzung zu kontrollieren. Viele Fledermauskästen, vorwiegend die aus Holzbeton, werden auf der Vorderseite nahezu vollständig geöffnet um in das Innere schauen zu können. Dies stellt eine starke Störung der im Kasten befindlichen Individuen dar, da durch die große Öffnung viel Wärme verloren geht und es schlagartig im Quartier sehr hell wird. Desweiteren besteht beim erneuten Verschluss des Kastens eine nicht unerhebliche Gefahr die möglicherweise in Aufregung versetzten Tiere mit dem Deckel einzuklemmen und zu verletzen.
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Damit Fledermauskästen langjährig genutzt werden, müssen die Kästen regelmäßig gereinigt werden. Die ist einfach bei unten offenen Kästen (
DE 000004212888 C2 ), wo der Kot nach unten wegfällt, allerdings bedingt die große Öffnung auch eine geringe thermische Stabilität. Andere Kästen, die unten nicht zu öffnen sind, müssen mit einem Handfeger ausgekehrt werden und sind dementsprechend nicht einfach zu säubern. Holzkästen, die durch einen Holzstöpsel nach unten verschlossen sind, sind hier im Vorteil, da mit der Öffnung des Kastens die Reinigung erfolgt. Allerdings ist Holz ein arbeitender Werkstoff und durch Verzug kann es dazu kommen, dass Holzkästen mit einem einfachen Holzstöpsel Verschluss nach ein paar Jahren nicht mehr zu öffnen sind.
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Der im Schutzanspruch 1 angegebenen Erfindung liegen also folgende Probleme zugrunde, eine seminatürliche Fledermaushöhle FH1500 zu schaffen, welche folgende Merkmale aufweist: keine Verzögerung der Nutzung durch ungewohntes Material, Aussehen, Eigenschaften und Einflug, natürliche Krallenabnutzung, für alle Fledermausarten geeignete Einfluglöcher, eine Unterbindung der Nutzung durch Vögel und andere Säuger, für alle Arten und Fortpflanzungsphasen geeignetes Mikroklima im Kasten, Witterungsbeständigkeit, störungsarme Kontrolle, Verhinderung der Verletzungsgefahr, leichte Reinigung und beständige Öffnungsmechanismen.
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Die hier vorliegende seminatürliche Fledermaushöhle FH1500 löst diese Probleme wie folgt. Sie besteht aus einem aufgebohrten Stammstück (1, 1), ist also aus einem ganzen Stück natürlichem Holz. Voraussetzung des Stammstücks ist eine intakte Rinde (2, 1), wodurch das Aussehen exakt einem Baumstamm entspricht und somit völlig natürlich im Echobild der Fledermäuse wirkt. Das runde Einflugfloch (3, 1) mit einer Größe, die allen Fledermausarten, aber auch potentiell Vögeln und anderen Säugetieren, Zugang bietet, befindet sich im unteren Drittel der Höhle, damit die Tiere beim Einflug einerseits nicht durch ihren Kot krabbeln müssen und andererseits den oben liegenden Hohlraum nutzen können. Das bekannte Aussehen von einem Spechtloch in einem natürlichen Baumstamm fördert die Annahme der Kästen selbst von Fledermauspopulationen, die keine Kästen kennen, enorm. Somit wird die hier vorgestellte seminatürliche Fledermaushöhle FH1500 häufig schon im ersten Jahr nach der Aufhängung genutzt und es entsteht keine Verzögerung der Nutzung. Nach dem Einflug krabbeln die Tiere wie gewohnt nach oben (2) um sich dort hin zu hängen. Die Oberfläche der Höhlung muss dabei aufgeraut sein (4, 2), damit die Tiere optimalen Halt finden. Durch das natürliche, unbehandelte Material Holz wird die Gesundheit der Fledermäuse (z.B. Krallen, Thermoregulation) gefördert. Die Nutzung durch Vögel und andere Säugetierarten wird verhindert, da sich am Boden der Höhle ein stumpfer Stab (5, 2) befindet, der bis kurz unter das Einflugloch reicht. Damit können Fledermäuse unbeeinträchtigt anfliegen und den oberen Teil der Höhle nutzen, Vögel und andere Säuger, welche die Höhle zum Nestbau nutzen wollen, finden allerdings keine ebene Fläche um dies zu tun. Diese Nistprävention verhindert die Fremdnutzung ohne auf das natürliche Aussehen oder die Größe des Einfluglochs verzichten zu müssen. Durch den Werkstoff Holz ist eine gute thermische Stabilität gegeben und über den Stammdurchmesser oder die Holzart des Kastens kann man diese optimal variieren, anders als bei maschinell identisch hergestellten Kästen aus einem Material, das immer gleich aussieht. Die Witterungsbeständigkeit wird durch eine Beschichtung aus flüssigem Bitumen (6, 3) oben und Holzschutzfarbe unten geben. Das flüssige Bitumen hat den Vorteil nicht rissig oder brüchig zu werden und das Holzmuster für die Echoortung zu erhalten. Die untere Öffnung der Höhlung (7, 4) wird mittels eines Holzstöpsels (8, 4) verschlossen. Da die Kontrolle durch diese Öffnung unten erfolgt, bleibt der obere Teil der Höhlung vergleichsweise dunkel und der Wärmeverlust erfolgt nicht so schnell, wodurch die Tiere nicht so stark gestört werden. Da sich die Tiere nicht im unteren Bereich bei der Öffnung aufhalten, ist eine Verletzung durch den erneuten Verschluss nahezu auszuschließen. Durch die Öffnung des Holzstöpsels wird darauf liegender Kot automatisch entfernt und es ist kein weiteres Hilfsmittel nötig. Eine Gummilippe (9, 4) bringt die nötige Flexibilität in den Holzstöpsel um den Verzug im Holz auszugleichen. Damit ist ein Öffnungsmechanismus gegeben, der auch nach Jahren funktioniert. Die Kette (10, 4) am Öffnungsstöpsel ermöglicht eine einfache Kontrolle, da insbesondere wenn die Kästen mit einer Leiter kontrolliert werden müssen, der Holzstöpsel nicht festgehalten werden muss und die Hände frei bleiben. Der Griff (11, 4) am Holzstöpsel ermöglicht eine einfache Öffnung und Schließung. Die seminatürliche Fledermaushöhle FH1500 wird mittels eines Bügels (12, 1) an Bäume oder Fassaden aufgehängt.
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Bezugszeichenliste
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- (1)
- Stammstück
- (2)
- Intakte Rinde
- (3)
- Einflugloch
- (4)
- Aufgeraute Oberfläche
- (5)
- Stab
- (6)
- Bitumen
- (7)
- Untere Öffnung
- (8)
- Holzstöpsel
- (9)
- Gummilippe
- (10)
- Kette
- (11)
- Griff
- (12)
- Bügel
- (13)
- Verschlussriegel
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 000001013112 A [0004, 0006]
- DE 000004311042 C1 [0004]
- DE 000001006659 A [0006]
- DE 000004212888 C2 [0010]