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Die Erfindung betrifft einen Kinderwagensitz und ein Kinderwagen-System.
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Im Stand der Technik sind bereits faltbare Kinderwagengestelle, beispielsweise aus
EP 2 957 479 A2 bekannt. Weiterhin sind, beispielsweise aus
EP 2 895 376 B1 , abnehmbare Kinderwagensitze bekannt, die faltbar sind. Durch derartige Lösungen können die Kinderwägen (bzw. Bestandteile davon) in eine kompakte Aufbewahrungsstellung überführt werden, in der sie beispielsweise gelagert oder transportiert werden können. Im Stand der Technik vorgeschlagene Lösungen werden jedoch insgesamt noch als vergleichsweise aufwändig hinsichtlich ihrer Bedienung und als vergleichsweise wenig flexibel empfunden.
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Es ist daher Aufgabe der Erfindung, einen Kinderwagensitz bzw. ein Kinderwagen-System (umfassend einen Kinderwagensitz und ein Kinderwagengestell) vorzuschlagen, wobei eine einfache Bedienung bei hoher Flexibilität und Variabilität gewährleistet sein soll, um eine kompakte Aufbewahrungsstellung zu ermöglichen. Insbesondere soll eine Einhand-Bedienung möglich sein und/oder eine Bedienung, die mit nur einer Operation auskommt.
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Zur Lösung der oben genannten Aufgabe wird ein Kinderwagensitz mit den Merkmalen des Anspruches 1 vorgeschlagen.
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Insbesondere wird die Aufgabe durch einen Kinderwagensitz zur Montage auf einem Kinderwagengestell gelöst, umfassend eine Sitzfläche und eine Rückenlehne, wobei die Rückenlehne einen distalen und einen gegenüber dem distalen Abschnitt (um eine erste Achse) drehbaren (verschwenkbaren) proximalen Abschnitt aufweist derart, dass die Rückenlehne von einer aufgefalteten Rückenlehnen-Gebrauchsstellung in eine zusammengefaltete Rückenlehnen-Aufbewahrungsstellung zusammenfaltbar ist.
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Ein Kerngedanke der Erfindung liegt darin, eine in sich faltbare Rückenlehne vorzuschlagen. Unter einem Zusammenfalten ist insbesondere zu verstehen, dass ein Winkel zwischen proximalem und distalem Abschnitt (deutlich) reduziert wird, beispielsweise um mindestens 50% oder mindestens 90% (z. B. von 180° auf weniger als 10°). Die Rückenlehnen-Gebrauchsstellung soll sich dadurch auszeichnen, dass in dieser Stellung der Rückenlehne ein Kind in dem Kinderwagensitz aufgenommen werden kann, so dass der Kinderwagensitz benutzt werden kann. Die Rückenlehnen-Aufbewahrungsstellung zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass in dieser Stellung kein Kind mehr in den Kinderwagensitz aufgenommen sein kann. Hier handelt es sich also um eine Stellung, die der Kinderwagensitz sinnvollerweise bei der Aufbewahrung und/oder dem Transport einnimmt. Vorzugsweise ist der Kinderwagensitz abnehmbar auf dem Kinderwagengestell montierbar. In einer bevorzugten Ausführungsform kann der Kinderwagensitz beim Zusammenfalten der Rückenlehne auf dem Kinderwagengestell verbleiben (also zumindest in Berührung mit dem Kinderwagengestell sein, insbesondere an dem Kinderwagengestell zumindest abschnittsweise befestigt sein).
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Der proximale Abschnitt ist ein Abschnitt der Rückenlehne, der der Sitzfläche (in der Gebrauchsstellung) näher ist bzw. ein Abschnitt, der eine untere Rückenpartie des Kindes aufnimmt. Demgegenüber ist der distale Abschnitt weiter weg von der Sitzfläche und nimmt insbesondere eine über Rückenpartie bzw. Schulterpartie (ggf. den Kopf) des Kindes auf.
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Der proximale Abschnitt ist vorzugsweise gegenüber der Sitzfläche des Kinderwagensitzes (um eine zweite, gegenüber der ersten Achse insbesondere parallel verlaufende, versetzte, Achse) drehbar derart, dass der Kinderwagensitz von einer aufragenden Proximalabschnitt-Gebrauchsstellung in eine abgeflachte Proximalabschnitt-Aufbewahrungsstellung überführbar ist. In dieser Ausführungsform ist die Rückenlehne (mindestens) zweigeteilt, wobei der distale Abschnitt der Rückenlehne drehbar um eine erste Achse mit dem proximalen Abschnitt der Rückenlehne verbunden ist. Der proximale Abschnitt der Rückenlehne ist drehbar um eine zweite (zur ersten Achse zumindest im Wesentlichen parallele Achse) mit der Sitzfläche verbunden, wobei die zweite Achse näher an der Sitzfläche ist als die erste Achse.
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Über eine Drehung des proximalen Abschnitts gegenüber der Sitzfläche kann ggf. auch eine Neigung der Rückenlehne eingestellt werden, beispielsweise um den Sitzkomfort für das Kind zu verbessern. Auch in der Proximalabschnitt-Aufbewahrungsstellung wäre es grundsätzlich denkbar (zumindest wenn ermöglicht ist, dass die Rückenlehne in der Rückenlehnen-Gebrauchsstellung ist), dass ein Kind aufgenommen ist. Vorzugsweise ist es jedoch so, dass in der abgeflachten Proximalabschnitt-Aufbewahrungsstellung keine Aufnahme des Kindes mehr möglich ist (beispielsweise dadurch, dass diese Stellung nur eingenommen werden kann, wenn die Rückenlehne in der Rückenlehnen-Aufbewahrungsstellung ist). Gegebenenfalls können auch verschiedene Mechanismen vorgesehen werden, um einerseits den Kinderwagensitz zur Erhöhung des Komforts des Kindes abzuflachen (also in eine Liegestellung zu überführen) und andererseits die abgeflachte Kinderwagensitz-Aufbewahrungsstellung einzustellen (bei der sich dann insbesondere auch die Rückenlehne in der Rückenlehnen-Aufbewahrungsstellung befindet). Grundsätzlich beziehen sich die Begriffe Rückenlehnen-Gebrauchsstellung und Rückenlehnen-Aufbewahrungsstellung auf die relative Positionierung des proximalen und distalen Abschnitts der Rückenlehne zueinander, wohingegen sich Proximalabschnitt-Gebrauchsstellung und Proximalabschnitt-Aufbewahrungsstellung auf eine relative Positionierung des proximalen Abschnitts der Rückenlehne gegenüber der Sitzfläche des Kinderwagensitzes beziehen. Es ist also nicht ausgeschlossen (vorzugsweise jedoch der Fall), dass sich die Rückenlehne in der Proximalabschnitt-Aufbewahrungsstellung ebenfalls in der Rückenlehnen-Aufbewahrungsstellung befindet.
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Vorzugsweise ist eine Länge des distalen Abschnitts mindestens 0,5-mal, weiter vorzugsweise mindestens 0,8-mal so groß wie eine Länge des proximalen Abschnitts. Weiterhin kann eine Länge des distalen Abschnitts höchstens 1,5-mal, vorzugsweise höchstens 1,2-mal so groß sein wie eine Länge des proximalen Abschnitts. Insbesondere können distaler und proximaler Abschnitt der Rückenlehne (in etwa) gleich lang sein. Insgesamt kann dadurch eine kompakte Rückenlehnen-Aufbewahrungsstellung eingestellt werden.
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Unter einem Winkel zwischen proximalem Abschnitt und distalem Abschnitt der Rückenlehne ist (soweit nichts anderes angegeben ist) der kleinere Winkel zwischen zwei mathematisch denkbaren Winkeln zwischen proximalem und distalem Abschnitt zu verstehen. Wird also beispielsweise der distale Abschnitt (bei feststehendem proximalen Abschnitt) nach hinten geschwenkt (weg von einer Fläche, an der das Kind anliegt), könnte man den Winkel zwischen distaler und proximaler Stellung grundsätzlich entweder mit 270° oder mit 90° beschreiben. Nach obiger Definition soll es sich hier um einen 90°-Winkel handeln, soweit keine anderen Angaben gegeben werden. Wenn konkrete Winkelbezeichnungen angegeben werden, soll es sich bei dem Winkel α um einen Winkel handeln, der zwischen distalem und proximalem Abschnitt vorliegt, bei dem Winkel β um einen Winkel zwischen proximalem Abschnitt und Sitzfläche, und bei dem Winkel γ um einen Winkel zwischen dem distalen Abschnitt und der Sitzfläche bzw. den jeweiligen gedachten Verlängerungen derselben. Bei den Winkeln β und γ soll es sich, soweit nichts anderes angegeben ist, insbesondere jeweils um die Winkel zwischen den Seiten der Flächen handeln, an denen in Gebrauchsstellung des Sitzes ein Kind anliegen würde.
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Vorzugsweise schließen der proximale Abschnitt und der distale Abschnitt in der Rückenlehnen-Gebrauchsstellung einen Winkel von mindestens 170°, vorzugsweise (zumindest ungefähr) 180°, ein.
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Der proximale Abschnitt und der distale Abschnitt können in der Rückenlehnen-Aufbewahrungsstellung einen Winkel von weniger als 20°, vorzugsweise weniger als 8° einschließen, weiter vorzugsweise (zumindest annähernd) aneinander liegen.
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Der proximale Abschnitt und die Sitzfläche können in der Proximalabschnitt-Gebrauchsstellung einen Winkel von 90° bis 180° (ggf. variabel einstellbar) einschließen.
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Der proximale Abschnitt und die Sitzfläche können in der Kinderwagensitz-Aufbewahrungsstellung einen Winkel von mehr als 150°, vorzugsweise mehr als 170°, weiter vorzugsweise (zumindest annähernd) 180° einschließen oder weniger als 20°, vorzugsweise weniger als 8° einschließen, weiter vorzugsweise zumindest annähernd aneinander liegen.
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In einer Ausführungsform kann der Kinderwagensitz so konfiguriert sein, dass eine Rotation des distalen Abschnitts gegenüber dem proximalen Abschnitt zum Zusammenfalten der Rückenlehne vor und/oder zumindest teilweise während und/oder nach einer Rotation des proximalen Abschnitts gegenüber der Sitzfläche zum Abflachen des Kinderwagensitzes erfolgt. Insbesondere wenn die beiden Rotationen zumindest teilweise gleichzeitig stattfinden, kann auf einfache Art und Weise eine kompakte Stellung des Kinderwagensitzes erzielt werden.
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In einer Ausführungsform kann der distale Abschnitt gegenüber dem proximalen Abschnitt zum Zusammenfalten in die Rückenlehnen-Gebrauchsstellung einerseits nach vorne oder andererseits nach hinten bzw. unten rotierbar sein. Unter einem (relativen) Rotieren nach vorne ist insbesondere ein Annähern der jeweiligen Flächen der beteiligten Abschnitte zu verstehen, die das Kind (in der Gebrauchsstellung) aufnehmen. Durch ein Rotieren nach vorne kann auf einfache Art und Weise ein Zusammenfalten ermöglicht werden.
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Proximaler und distaler Abschnitt können in der Rückenlehnen-Gebrauchsstellung und/oder in der Rückenlehnen-Aufbewahrungsstellung gegeneinander arretierbar sein. Alternativ oder zusätzlich können proximaler Abschnitt und Sitzfläche in der Proximalabschnitt-Gebrauchsstellung und/oder in der Proximalabschnitt-Aufbewahrungsstellung gegeneinander arretierbar sein.
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In einer bevorzugten Ausführungsform ist eine Arretierung des proximalen Abschnittes gegenüber der Sitzfläche durch (ggf. ausschließlich) eine Rotation des distalen Abschnitts gegenüber dem proximalen Abschnitt realisierbar und/oder aufhebbar. Alternativ oder zusätzlich kann eine Arretierung des proximalen Abschnitts gegenüber dem distalen Abschnitt durch eine Handbetätigungseinrichtung realisierbar (einstellbar) und/oder aufhebbar sein. Dadurch kann die Bedienung weiter vereinfacht werden.
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Die oben genannten Aufgabe wird weiterhin gelöst durch ein Kinderwagen-System, umfassend ein Kinderwagengestell und einen Kinderwagensitz der obigen Art, wobei der Kinderwagensitz vorzugsweise (vom Kinderwagengestell) abnehmbar montiert oder montierbar ist und/oder bezüglich des Kinderwagengestells (10) um eine (zumindest im Wesentlichen) vertikale Achse rotierbar ist. Das Kinderwagengestell ist vorzugsweise (ebenfalls) faltbar.
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Ein Überführen der Rückenlehne in die Rückenlehnen-Aufbewahrungsstellung und/oder ein Überführen des proximalen Abschnittes in die Proximalabschnitt-Aufbewahrungsstellung ist vorzugsweise bei auf dem Kinderwagengestell montierten Kinderwagensitz (insbesondere ohne das Kinderwagengestell selbst zusammenzufalten) durchführbar. Vorzugsweise kann das Kinderwagengestell dabei in einer Stellung verbleiben, in der es weiterhin benutzbar ist (beispielsweise in einer, insbesondere maximal, aufgefalteten Stellung). Dadurch wird die Flexibilität und Variabilität in der Bedienung weiter verbessert.
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Vorzugsweise ist der Kinderwagensitz in verschiedenen Ausrichtungen auf dem Kinderwagengestell konfigurierbar (insbesondere in einer Vorwärts-Ausrichtung, in der das Kind von verschiedenen Personen wegblickt in eine Rückwärts-Ausrichtung, in der das Kind in Richtung der verschiedenen Personen blickt). Zur Einstellung der verschiedenen Konfigurationen (z. B. Vorwärts-Ausrichtung und Rückwärts-Ausrichtung) kann der Kinderwagensitz entsprechend abnehmbar (und beispielsweise um 180° verdreht) in einer anderen Stellung wieder montierbar sein. Es ist jedoch auch vorstellbar, dass bei einer derartigen Um-Konfiguration der Kinderwagensitz grundsätzlich auf dem Kinderwagengestell verbleibt (wozu dann ein entsprechender Rotationsmechanismus vorgesehen sein kann). Insgesamt handelt es sich bei der hier beschriebenen Rotation um eine Rotation um eine Achse, die (zumindest im Wesentlichen) vertikal verläuft.
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Weiterhin kann der Kinderwagensitz (in seiner Gesamtheit) gegenüber dem Kinderwagengestell um eine (zumindest im Wesentlichen) horizontale Achse, vorzugsweise um einen Winkel von 60° bis 120°, weiter vorzugsweise (zumindest annähernd) 90°, rotierbar sein, insbesondere bei einer Faltung des Kinderwagengestells. Dadurch kann das Kinderwagen-System besonders kompakt konfiguriert werden. Konkret kann dazu die Sitzfläche (um eine zumindest im Wesentlichen horizontale Achse) verschwenkbar auf einem Rahmenteil des Kinderwagengestells gelagert werden. Weiterhin kann ein entsprechender Verschwenk-Mechanismus so konfiguriert sein, dass bei einem Zusammenfalten des Kinderwagengestells (ggf. ausgelöst durch den Faltvorgang) eine derartige Rotation des Kinderwagensitzes gegenüber dem Kinderwagengestell erfolgt.
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In einer Ausführungsform ist der Kinderwagensitz im zusammengefalteten Zustand des Kinderwagengestells teilweise oder vollständig in einer Hüllfläche des Kinderwagengestells aufnehmbar. Bei einer derartigen Ausführungsform wird für den Kinderwagensitz prinzipiell kein zusätzlicher (Bau-)Raum beansprucht, was eine äußerst kompakte Aufbewahrung des Kinderwagen-Systems ermöglicht.
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In der Gebrauchsstellung des Kindersitzes schließen eine (ggf. gedacht verlängerte) Sitzfläche und der proximale Abschnitt der Rückenlehne vorzugsweise einen Winkel βg (wobei der Index „g” hier und im Folgenden für Gebrauchsstellung steht) zwischen 90° und 180° ein, während der distale Abschnitt der Rückenlehne (im Wesentlichen) in die gleiche Richtung zeigen kann wie der proximale Abschnitt und sich, diesen fortsetzend, an einer der Sitzfläche entferntes Ende anschließt, dabei einen Winkel αg zwischen 160° und 180° mit dem distalen Abschnitt und (ggf. durch seine gedachte Verlängerung) einen Winkel γg mit der Sitzfläche (ggf. deren gedachten Verlängerung) einschließend. In der Aufbewahrungsstellung des Kindersitzes können Sitzfläche und beide Abschnitte der Rückenlehne (im Wesentlichen) dieselbe Ausrichtung aufweisen, wobei der proximale Abschnitt der Rückenlehne ggf. die Sitzfläche zumindest abschnittsweise überlagert, und wobei die beiden Abschnitte der Rückenlehne sich ggf. zumindest abschnittsweise, vorzugsweise zumindest nahezu vollständig, überlagern.
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Zum Überführen des Kindersitzes von der Gebrauchs- in die Aufbewahrungsstellung kann der distale Abschnitt der Rückenlehne in einer ersten Drehung um (zumindest ungefähr) 180° um die erste Drehachse rotiert werden. Davor, danach oder zumindest abschnittsweise zeitlich überlappend kann der proximale Abschnitt (ggf. zusammen mit dem daran angeschlossenen distalen Abschnitt) um einen weiteren Winkel in einer zweiten, vorzugsweise der ersten Drehung entgegengesetzten Drehung um die zweite Achse rotieren.
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In einer bevorzugten Ausführungsform wird der distale Abschnitt gegenüber dem proximalen Abschnitt (um einen Winkel Δα von zumindest annähernd 180°) und der proximale Abschnitt gegenüber der Sitzfläche bzw. einer gedachten Verlängerung derselben nach hinten bzw. unten (vorzugsweise um Δβ = zumindest annähernd 180°-γg) rotiert. Der Winkel γ zwischen distalem Abschnitt und Sitzfläche (ggf. der jeweils gedachten Verlängerungen) ändert sich dabei folglich um Δγ zwischen 90° und 180°.
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In einer alternativen Ausführungsform wird der distale Abschnitt gegenüber dem proximalen Abschnitt nach hinten bzw. unten (um einen Winkel Δα von zumindest annähernd 180°) und der proximale Abschnitt gegenüber der Sitzfläche bzw. einer gedachten Verlängerung derselben (vorzugsweise um Δβ = zumindest annähernd 180°-γg) rotiert. Der Winkel γ zwischen distalem Abschnitt und Sitzfläche (ggf. der jeweils gedachten Verlängerungen) ändert sich dabei folglich um Δγ zwischen 0° und 90°.
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Vorzugsweise kann die (Rückenlehnen- und/oder Proximalabschnitt-)Gebrauchsstellung arretiert werden. Dann kann optional in einem ersten Schritt die Arretierung des distalen Abschnitts gegen den proximalen Abschnitt gelöst und eine Rotation des distalen Abschnitts eingeleitet werden. Weiterhin kann sich gleichzeitig oder (erst) nach zumindest partieller bzw. vorzugsweise nur partieller (ggf. vollständiger) Rotation des distalen Abschnitts die Arretierung des proximalen Abschnitts gegen die Sitzfläche lösen, so dass während oder nach der weiteren Rotation des distalen Abschnitts auch der proximale Abschnitt (gegenüber der Sitzfläche) rotieren kann. Dabei kann einer der beiden Abschnitte seine Rotation vor dem anderen Abschnitt beenden, oder beide Abschnitte können ihre Rotation gleichzeitig beenden. In einer bevorzugten Ausführung laufen die Rotationen des distalen Abschnitts gegenüber dem proximalen Abschnitt sowie des proximalen Abschnitts gegenüber der Sitzfläche gleichzeitig ab, wobei die eine Rotation durch die andere zwangsgeführt sein kann. In einer konkreten Ausführung kann dies z. B. durch ein Viergelenk realisiert sein, dessen eine Seite durch zumindest einen Abschnitt der Sitzfläche gebildet wird und das eine zweite, der ersten Seite benachbarte Seite gebildet durch zumindest einen Abschnitt des proximalen Abschnitts aufweist. Ein konkreter Mechanismus hierfür kann beispielsweise der
DE 20 2017 100 792 U1 entnommen werden. Dort wird ein entsprechender Mechanismus für einen Rahmen des dort offenbarten Kinderwagens beschrieben (umfassend einen zentralen Freigabemechanismus in einem horizontalen Abschnitt eines Rahmens der Rückenlehne und eine Übertragung über Bowdenzüge).
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Der Kindersitz kann optional auch in der (Rückenlehnen- und/oder Proximalabschnitt-)Aufbewahrungsstellung arretiert sein bzw. arretiert werden. Für jedwede Arretierung, insbesondere die der jeweiligen Gebrauchsstellung, kann zum Lösen einer doppelte Aktion (also insbesondere die sukzessive oder gleichzeitige Ausführung zweier Operationen) vorgesehen bzw. notwendig sein. Weiterhin kann der Sitz optional einen Drehmechanismus aufweisen, beispielsweise den in der
CN 201 183 515 Y offenbarten Mechanismus.
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Weiterhin kann der Sitz als Hängesitz, d. h. zumindest im Bereich der Rückenlehne ohne starre Teile (aus einem umlaufenden Rahmen) ausgeführt sein. In einer solchen Ausführung kann der Hängesitz beispielsweise aus textilem oder einem anderen geeigneten Material bestehen, wobei dieses mit Einlageteilen (z. B. zwei in vorteilhafter Weise gelenkig verbundenen Kunststoff-, insbesondere Polyethylen-Einlagen) versteift sein kann.
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In einer bevorzugten Applikation kann der erfindungsgemäße Sitz auf einem faltbaren Kinderwagengestell befestigt sein. Dabei kann weiter vorzugsweise vorgesehen sein, dass der gesamte Kinderwagensitz bzw. eine Sitzfläche desselben bei Faltung des Kinderwagengestells um einen vorbestimmten Winkel von vorzugsweise (zumindest annähernd) 90° (gegenüber einem Kindewagensitz-Lagerabschnitt) rotiert, so dass die Gesamtheit aus Kinderwagensitz in der Aufbewahrungsstellung und dem gefalteten Kinderwagengestell besonders kompakt ist und sich der Kinderwagensitz (vollständig oder teilweise) innerhalb eines Volumens (definiert durch eine Hüllfläche) des gefalteten Kinderwagengestells befindet.
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Bevorzugt wird der erfindungsgemäße Kinderwagensitz mit einem Drehmechanismus auf einem faltbaren Kinderwagengestell verwendet. Wenn die Überführung des Kinderwagensitzes in die Aufbewahrungsstellung und die Faltung des Kinderwagengestells unabhängig voneinander sind, kann ein kostengünstiger Kinderwagen bereitgestellt werden, der sich sowohl bei Ausrichtung des Sitzes in Fahrtrichtung als auch bei entgegengesetzter Ausrichtung auf sehr einfache Art und Weise kompakt zusammenfalten lässt.
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Weitere Ausführungsformen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels beschrieben, das anhand der Abbildungen näher erläutert wird. Hierbei zeigen:
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1a einen Kinderwagen in einer ersten Stellung;
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1b eine schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Kinderwagensitzes;
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2 den Kinderwagen gemäß 1a in einer zweiten Stellung;
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3 den Kinderwagen gemäß 1a in einer dritten Stellung;
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4 einen Kinderwagensitz des Kinderwagens gemäß 1a in einer ersten Stellung;
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5 den Kinderwagensitz gemäß 4 in einer zweiten Stellung;
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6 den Kinderwagensitz gemäß 4 in einer dritten Stellung; und
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7 den Kinderwagensitz gemäß 4 in einer vierten Stellung.
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In der nachfolgenden Beschreibung werden für gleiche und gleichwirkende Teile dieselben Bezugsziffern verwendet.
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1a zeigt einen erfindungsgemäßen Kinderwagen (ohne Polsterung). Der Kinderwagen umfasst ein Kinderwagengestell
10 sowie einen Kinderwagensitz
11 (ohne Polsterung). Das Kinderwagengestell
10 umfasst eine rahmenartige Konstruktion sowie (im vorliegenden Fall vier) Räder
12. Der Kinderwagensitz
11 ist auf einem Lager
13 (im vorliegenden Fall umfassend eine horizontale Strebe bzw. ein horizontales Rohr) gelagert bzw. montiert. Von diesem Lager kann der Kinderwagensitz
11 entfernt werden (und beispielsweise um 180° verdreht neu positioniert werden), so dass sowohl eine Vorwärts-Fahrposition (wie in
1a erkennbar) als auch eine Rückwärts-Fahrposition einstellbar ist. Sowohl Kinderwagengestell
10 als auch Kinderwagensitz
11 sind (jeweils für sich) faltbar ausgebildet. Das Kinderwagengestell
10 kann beispielsweise analog zu der Druckschrift
DE 20 2017 100 792 U1 gefaltet werden. Konkret können dazu vordere Räder auf die hinteren Räder zubewegt werden, so dass sie nahe beieinanderliegen (ggf. auf einer Linie angeordnet sind). Weiterhin kann ein distaler Schieberabschnitt
14 gegenüber einem proximalen Schieberabschnitt
15 verschwenkt werden. Eine zusammengefaltete Stellung ist in
3 gezeigt.
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Weiterhin weist eine Rückenlehne 16 des Kinderwagensitzes 11 einen distalen Abschnitt 17 sowie einen proximalen Abschnitt 18 auf, wobei der distale Abschnitt 17 gegenüber dem proximalen Abschnitt 18 (wie weiter unten noch im Detail erläutert) verschwenkt werden kann bzw. gelenkig mit diesem verbunden ist. Weiterhin weist der Kinderwagensitz 11 eine Sitzfläche 19 auf.
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Wie in 2 erkennbar, kann der distale Abschnitt 17 gegenüber dem proximalen Abschnitt 18 der Rückenlehne 16 (nach vorne) verschwenkt werden, bis er in seiner Endstellung (gemäß 2) an dem proximalen Abschnitt anliegt. Gleichzeitig (bzw. teilweise zeitlich überlappend) kann dabei der proximale Abschnitt 18 gegenüber der Sitzfläche 19 (nach hinten) verschwenken, so dass er die Stellung gemäß 2 einnimmt, in der er (zumindest im Wesentlichen) parallel zur Sitzfläche ausgerichtet ist (jedoch von dieser wegweisend).
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Wie in 3 erkennbar ist, ist der Kinderwagensitz 11 (vollständig) innerhalb eines Volumens (definiert durch eine Hüllfläche) des Kinderwagengestells 10 aufgenommen. Insgesamt kann also eine kompakte Aufbewahrungsstellung erreicht werden.
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In den 4 bis 7 wird insbesondere ein Überführen des Kinderwagensitzes von einer Gebrauchsstellung (gemäß 4) in eine Aufbewahrungsstellung (gemäß 7) erläutert. In der Stellung gemäß 4 könnte ein Kind aufgenommen werden und der Kinderwagen entsprechend benutzt werden. Zum überführen des Kinderwagensitzes in die Aufbewahrungsstellung gemäß 7 wird zunächst eine (Hand-)Betätigungseinrichtung 20 betätigt, so dass eine Arretierung des distalen Abschnitts 17 gegenüber dem proximalen Abschnitt 18 gelöst wird, so dass der distale Abschnitt 17 gegenüber dem proximalen Abschnitt 18 (nach vorne, um einen Winkel β1 mit β1 < βg, siehe wegen Winkeldefinition 1a) verschwenkt werden kann. Wie man anhand der 4 und 5 erkennt, verbleibt der proximale Abschnitt 18 gegenüber der Sitzfläche 19 zunächst in einer konstanten Stellung (in der der proximale Abschnitt 18 gegenüber der Sitzfläche 19 arretiert ist). Wird der distale Abschnitt 17 nun ausgehend von der Stellung gemäß 5 weiter gegenüber dem proximalen Abschnitt 18 (nach vorne, um einen Winkel β2 mit β1 plus β2 zumindest ungefähr gleich βg, siehe wegen Winkeldefinition 1a) verschwenkt, wird durch diese Schwenkbewegung die Arretierung zwischen proximalem Abschnitt 18 und Sitzfläche 19 gelöst, so dass bei einem weiteren Verschwenken (siehe 6) des distalen Abschnitts 17 gegenüber dem proximalen Abschnitt 18 auch der proximale Abschnitt 18 gegenüber der Sitzfläche 19 (nach hinten, um einen Winkel Δα zumindest ungefähr gleich αg, siehe wegen Winkeldefinition 1a) verschwenkt wird. Insgesamt wird dabei der distale Abschnitt 17 gegenüber der Sitzfläche 19 um einen Winkel Δγ zumindest ungefähr gleich γg (nach vorne, siehe wegen Winkeldefinition 1a) verschwenkt. Die Endstellung ist dann in 7 gezeigt.
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Weiterhin ist in
4 bis
7 gezeigt, wie der Winkel α zwischen distalem Abschnitt
17 und proximalem Abschnitt
18 sukzessive (ausgehend von zumindest annähernd 180°) verringert wird (bis auf zumindest annähernd 0° bzw. einem Winkel von zumindest kleiner als 10°). Zeitlich überlappend (in einem Zeitraum, der durch die Stellungen gemäß
5 bis
7 illustriert wird) verringert sich dabei der Winkel β zwischen proximalem Abschnitt und einer Ebene, die durch die Sitzfläche definiert wird auf ebenfalls (zumindest annähernd) 0°. Der anhand der
4 bis
7 beschriebene Mechanismus kann ebenfalls dem in
DE 20 2017 100 792 U1 beschriebenen Mechanismus (dort für das Kinderwagengestell) entsprechen. Andere Lösungen sind natürlich vorstellbar.
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Bei dem Element 21 (siehe beispielsweise 4) kann es sich um ein innerhalb einer (nicht dargestellten) Polsterung vorgesehenes, verstärkendes Element handeln, das demzufolge auch zusammen mit dem Verschwenken der gesamten Rückenlehne verschwenkt wird. Auch dieses Element kann vorzugsweise einen distalen Elementabschnitt 22 und einen proximalen Elementabschnitt 23 aufweisen (siehe 4).
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An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass alle oben beschriebenen Teile für sich alleine gesehen und in jeder Kombination, insbesondere die in den Zeichnungen dargestellten Details, als erfindungswesentlich beansprucht werden. Abänderungen hiervon sind dem Fachmann geläufig.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Kinderwagengestell
- 11
- Kinderwagensitz
- 12
- Rad
- 13
- Lager
- 14
- distaler Schieberabschnitt
- 15
- proximaler Schieberabschnitt
- 16
- Rückenlehne
- 17
- distaler Abschnitt
- 18
- proximaler Abschnitt
- 19
- Sitzfläche
- 20
- (Hand-)Betätigungseinrichtung
- 21
- Element
- 22
- distaler Elementabschnitt
- 23
- proximaler Elementabschnitt
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 2957479 A2 [0002]
- EP 2895376 B1 [0002]
- DE 202017100792 U1 [0029, 0045, 0050]
- CN 201183515 Y [0030]