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Die Erfindung betrifft eine Schließvorrichtung für Türen, Fenster oder dergleichen, wobei die Schließvorrichtung mindestens eine Verriegelungseinrichtung mit einer Falle und/oder einem Riegel oder einem Fallenriegel aufweist, wobei die mindestens eine Verriegelungseinrichtung über einen motorischen Antrieb antreibbar ist.
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Aus der
DE 202 03 565 U1 ist eine Schließvorrichtung für Türen, Fenster oder dergleichen mit einem Hauptschloss und wenigstens einem Zusatzschloss bekannt, welche über eine Zugstange miteinander gekoppelt sind. Die Zugstange wird über eine motorische Antriebseinrichtung in beide Richtungen angetrieben, wobei über die Zugstange ein Bolzenriegel des Zusatzschlosses ausschiebbar und zurückziehbar ist. Bei dieser Schließvorrichtung wird über die motorisch angetriebene Zugstange zum einen die Falle des Hauptschlosses betätigt, zum anderen werden die Zusatzschlosser betätigt, das heißt der Bolzenriegel des Zusatzschlosses wird entweder vorgeschlossen oder zurückgeschlossen.
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Aus der
EP 1 464 783 A2 ist eine Schließeinrichtung bekannt mit einem Hauptschloss, wobei die Schließvorrichtung wenigstens ein Zusatzschloss aufweist und wobei das Zusatzschloss über eine vordere Zugstange mit dem Hauptschloss gekoppelt ist und die vordere Zugstange über einen zusätzlichen ersten Antrieb verschiebbar ist, wobei ein zweiter Antrieb über eine hintere Zugstange mit dem Hauptschloss gekoppelt ist und über die hintere Zugstange ein Zusatzriegel des Zusatzschlosses in seine Offenstellung verlagerbar ist.
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Der Nachteil der Schließvorrichtungen aus dem Stand der Technik, bei welchen eine der Verriegelungseinrichtungen die Funktion eines Hauptschlosses aufweist (also eines anderen Schlössern übergeordneten Schlosses, welches mechanisch und/oder steuerungstechnisch den Zustand von untergeordneten Zusatzschlössern beeinflusst), liegt unter anderem darin, dass eine solche Schließvorrichtung in ihrer Bemaßung fest vorgegeben ist und das Hauptschloss bauartbedingt relativ groß ausfällt und damit in Tür oder Fenster platzraubend ist. Ferner ist das Hauptschloss mit einer Handhabe immer nur auf der bandabgewandten Seite einer Tür oder eines Fensters anzubringen, damit aber auch das mindestens eine mechanisch angekoppelte Zusatzschloss. Da ein Außenbeschlag zwingend benötigt wird, ergibt sich nicht die Möglichkeit eines Einbaus in schmale Tür- oder Fensterprofile. Schließlich stellt ein Hauptschloss auch eine sichtbare, zentral wirkende und mindestens teilweise offen zugängliche Einrichtung dar, an der angreifend die gesamte Schließvorrichtung mit eventuell vorhandenen Zusatzverriegelungen zum Zwecke eines Einbruchs manipuliert werden kann.
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Die Aufgabe besteht somit darin eine Schließeinrichtung anzugeben, deren Verriegelungseinrichtung an beliebiger Stelle in Türen oder Fenster auch schmaler Bauform eingesetzt werden kann und für Manipulationsversuche eine erhöhte Sicherheit der Verriegelungseinrichtung aufweist.
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Diese Aufgabe wird durch die Schließvorrichtung nach Schutzanspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen ergeben sich aus den abhängigen Schutzansprüchen.
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Die erfindungsgemäße Schließeinrichtung weist – unter Ausschluss eines Hauptschlosses – mindestens eine Verriegelungseinrichtung, eine motorische Antriebseinrichtung zum Antrieb einer Falle und/oder eines Riegels oder eines Fallenriegels der mindestens einen Verriegelungseinrichtung, eine Steuerung, welche die motorische Antriebseinrichtung steuert sowie eine Betätigungseinrichtung auf, die ein Zutrittssignal erzeugt und an die Steuerung weiterleitet. Falle, Riegel und Fallenriegel sind dem Fachmann geläufige Bestandteile von Verriegelungen, sodass hier nicht weiter darauf eingegangen wird.
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Die Verriegelungseinrichtung kann eine in die Verriegelungseinrichtung integrierte motorische Antriebseinrichtung umfassen. In diesem Fall treibt die motorische Antriebseinrichtung nur die Falle und/oder den Riegel oder den Fallenriegel dieser Verriegelungseinrichtung an, und zwar zum Zurückziehen aus dem am Rahmen angeordneten Schließblech (Öffnungsvorgang) und/oder zum Einschieben in das Schließblech (Verriegelungsvorgang). Bei zwei oder mehr Verriegelungseinrichtungen sind also mehrere motorische Antriebseinrichtungen vorgesehen, welche jeweils nur Teil einer Verriegelungseinrichtung sind und nur den Antrieb der Falle, des Riegels oder des Fallenriegels dieser Verriegelungseinrichtung bewirken.
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Es ist aber auch denkbar, dass eine zentrale, insbesondere nur eine einzige motorische Antriebseinrichtung im Blatt der Tür oder im Rahmen des Fensters versenkt und unsichtbar angeordnet ist, und dass diese Antriebseinrichtung mit einer Mehrzahl von Verriegelungseinrichtungen zusammenwirkt, beispielsweise mittels Treibstangen, welche die motorische Antriebseinrichtung mit den Fallen und/oder den Riegeln oder den Fallenriegeln der jeweiligen Verriegelungseinrichtung verbinden.
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Die mindestens eine erste Verriegelungseinrichtung übernimmt dabei nicht die Funktion eines Hauptschlosses, das üblicherweise Antriebselemente bereithält, um etwaige Zusatzschlösser mittels mechanischer oder elektrischer Kopplung zentral anzusteuern. Vielmehr ist erfindungsgemäß vorgesehen, dass die mindestens eine erste Verriegelungseinrichtung bei Vorhandensein mindestens einer zweiten Verriegelungseinrichtung dieser in Aufbau und Funktion gleichgestellt ist und die erste und die zweite Verriegelungseinrichtung gleichermaßen und gleichberechtigt über die Steuerung, insbesondere über eine gemeinsame Steuerung, betätigt werden. Dadurch kann erfindungsgemäß die erste Verriegelungseinrichtung platzsparend aufgebaut werden, da zusätzliche Bauteile für das Ansteuern der zweiten und weiteren Verriegelungseinrichtungen entfallen. Die erste Verriegelungseinrichtung kann somit auch nicht über Manipulation an der zweiten Verriegelungseinrichtung (oder umgekehrt) betätigt werden. Dies erhöht die Sicherheit einer solchen Verriegelungsvorrichtung beträchtlich.
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Die Betätigungseinrichtung zum Öffnen und gegebenenfalls auch Verriegeln der Tür oder des Fensters ist beispielsweise an der Außenseite der Tür oder des Fensters vorgesehen und wird vom Benutzer der Tür oder des Fensters bedient, wobei die Betätigungseinrichtung mit dem Bedienen und bei festgestellter Zutrittsberechtigung ein elektronisches Signal, das Zutrittssignal, erzeugt, das an die Steuerung gesandt wird. Die Betätigungseinrichtung kann vom Benutzer mechanisch bedient werden, indem die Betätigungseinrichtung beispielsweise die Form eines üblichen Türdrückers aufweist, tatsächlich aber ein elektronischer Schalter ist, der das Zutrittssignal erzeugt. Als weitere Bauformen der Betätigungseinrichtung, die allesamt aus dem Stand der Technik bekannt sind, kommen elektrische, magnetische, elektromagnetische Sensoren ebenso in Frage wie biometrische Sensoren, beispielsweise Fingerabdruck- oder Venenlesegeräte und dergleichen mehr. In diesem Fall ist die Bedienung keine mechanische, sondern erfolgt mittels entsprechender Speicher wie beispielsweise Chipkarten, RFID-Karten, die der Benutzer mit sich trägt, oder mittels Fingerabdruck oder Venenmuster des Benutzers.
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Es ist auch denkbar, dass mehrere Betätigungseinrichtungen an einer Tür oder einem Fenster vorgesehen sind. Das kann insbesondere bei einer Tür sinnvoll sein, wenn die Betätigungseinrichtung in Form eines Türdrückers und zusätzlich in Form eines Schließzylinders vorliegt, wobei sowohl der Türdrücker wie der Schließzylinder diese klassischen und hinlänglich bekannten Betätigungen lediglich simulieren, tatsächlich aber als elektrische Schalter oder Sensoren funktionieren.
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Die Steuerung ist vorzugsweise mit der Betätigungseinrichtung dergestalt verbunden, dass die Betätigungseinrichtung einen Speicher mit Zutrittsdaten ausliest, beispielsweise eine Karte mit einer RFID-Einheit, die der Benutzer an die Betätigungseinrichtung hält. Die Betätigungseinrichtung erzeugt daraufhin das Zutrittssignal, das von der Steuerung empfangen wird, nachdem sie die Zutrittsdaten mit Daten in einem nicht weiter erläuterten internen Speicher verglichen hat. Ist eine Zutrittsberechtigung vorhanden und das Zutrittssignal von der Betätigungseinrichtung erzeugt und an die Steuerung gesendet, schaltet diese die mindestens eine motorische Antriebseinrichtung ein, die an der mindestens einen Verriegelungseinrichtung die Falle und/oder den Riegels oder den Fallenriegel zum Öffnen der Tür oder des Fensters betätigt.
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Falls die Verriegelungseinrichtungen mit Fallenriegeln ausgestattet sind, verriegeln diese nach dem erneuten Anliegen der Tür oder des Fensters, wie dem Fachmann bekannt, indem die Fallenriegel über einen Auslöser ausgelöst werden und mittels Federkraft in ihre Verriegelungsstellung fahren.
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Sind die Verriegelungseinrichtungen mit Fallen und/oder Riegeln ausgestattet, ist es denkbar, diese ebenfalls mit der mindestens einen motorischen Antriebseinrichtung in die Schließposition zu fahren.
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Die Verriegelungseinrichtungen können in größerer Zahl (beispielsweise 2, 3, 4, 6, 8, 10, 12) an jeder beliebigen Stelle der Tür- oder Fensterfalze vorgesehen sein; dies gilt insbesondere für Ausführungsformen, die Verriegelungseinrichtungen mit jeweils separater motorischer Antriebseinrichtung aufweisen. Aus Gründen erhöhter Stabilität und Sicherheit gegen Einbruch ist es beispielsweise bevorzugt, nicht nur an der senkrechten und bandabgewandten Seite (Schlossseite) des Tür- oder des Fensterfalzes, also wie üblich, Verriegelungseinrichtungen vorzusehen, sondern zusätzlich am Tür- oder Fensterfalz auf der Bandseite. Alternativ oder zusätzlich ist es denkbar, Verriegelungseinrichtungen entsprechend an der Schwellen- und/oder an der Sturzseite der Tür oder des Fensters, also an den horizontal verlaufenden Falzen, vorzusehen.
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Die Strom- und Signalversorgung zu den Verriegelungseinrichtungen kann vom Rahmen auf das Tür- oder Fensterblatt mittels Kabel erfolgen.
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Ebenso ist es denkbar, die Verriegelungseinrichtungen im Tür- oder Fensterrahmen vorzusehen und die Schließbleche an den entsprechenden Stellen am Tür- oder Fensterfalz. Auf diese Weise entfällt ein Strom- und Signaltransport in das Tür- oder Fensterblatt.
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Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung sind Gegenstand der nachfolgenden Beschreibung und der zeichnerischen Darstellung bevorzugter Ausführungsbeispiele.
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In den Zeichnungen zeigen:
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1 eine schematische Darstellung einer Ausführungsform einer Schließvorrichtung; und
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2 eine schematische Darstellung einer weiteren Ausführungsform einer Schließvorrichtung.
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Eine Ausführungsform einer Schließvorrichtung ist in 1 dargestellt und insgesamt mit dem Bezugszeichen 1 bezeichnet. Die Schließvorrichtung 1 ist Bestandteil einer Tür oder eines Fensters (nachfolgend bezeichnet als ”Tür 2”), die in einem Rahmen 8 schwenkbar an Bändern 3 gelagert sind. Die Bandseite der Tür 2 ist mit dem Bezugszeichen 12 bezeichnet, eine der Bandseite abgewandte Seite der Tür 2 mit dem Bezugszeichen 11, eine Schwellenseite der Tür 2 mit dem Bezugszeichen 14 und eine Sturzseite der Tür 2 mit dem Bezugszeichen 13.
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Zum Verriegeln der Tür 2 sind Verriegelungseinrichtungen 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28 vorgesehen, die jeweils mit einer Falle und/oder einem Riegel oder einem Fallenriegel 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48 versehen sind, die im verriegelnden Zustand ein an dem Rahmen 8 angeordnetes Schließblech hintergreifen. Jede der Verriegelungseinrichtungen 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28 weist außerdem eine eigene motorische Antriebseinrichtung 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38 auf.
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Eine Betätigungseinrichtung 4 befindet sich entweder neben der Tür 2 oder aber ist darauf angebracht (nicht gezeigt). Die Betätigungseinrichtung 4 ist über eine erste Signalleitung 5 mit einer Steuerung 6 verbunden. Die Steuerung 6 kann außerhalb des Tür- oder Fensterblatts oder alternativ im Tür- oder Fensterblatt angeordnet sein. Wird über die Betätigungseinrichtung 4 ein Zutritt erwünscht, indem beispielsweise der Benutzer eine RFID-Karte an die Betätigungseinrichtung 4 hält, die daraufhin die Zutrittsberechtigung prüft, sendet die Betätigungseinrichtung 4 über die erste Signalleitung 5 gegebenenfalls ein Zutrittssignal an die Steuerung 6, die daraufhin die motorischen Antriebseinrichtungen 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38 der Verriegelungseinrichtungen 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28 mittels mindestens einer zweiten Signalleitung 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88 ansteuert und die jeweiligen Fallenriegel 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48 in Bewegung setzt.
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Die Schließeinrichtung 1 gemäß 1 weist kein übergeordnetes Hauptschloss auf; die Verriegelungseinrichtungen 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28 sind gleichberechtigt; die jeweiligen motorischen Antriebseinrichtungen 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38 werden zentral angesteuert.
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2 zeigt den Aufbau einer weiteren Ausführungsform der erfindungsgemäßen Schließeinrichtung
1, welche an eine aus der der
DE 202 03 565 U1 bekannte Schließeinrichtung angelehnt ist, jedoch kein Hauptschloss aufweist. Die einzelnen Verriegelungseinrichtungen
21,
22,
23,
24,
25,
26,
27,
28 der Schließeinrichtung
1 umfassen Kupplungen
91,
92,
93,
94,
95,
96,
97,
98. Ferner ist eine Treibstange
9 vorgesehen, welche mit allen Kupplungen
91,
92,
93,
94,
95,
96,
97,
98 verbunden ist und mit diesen zusammenwirkt. Ein Verfahren der Treibstange
9 bewirkt in den einzelnen Verriegelungseinrichtungen
21,
22,
23,
24,
25,
26,
27,
28, dass die Falle und/oder der Riegel oder der Fallenriegel
41,
42,
43,
44,
45,
46,
47,
48 der jeweiligen Verriegelungseinrichtung
21,
22,
23,
24,
25,
26,
27,
28 verfahren werden. Die Treibstange
9 wird über eine zentrale motorische Antriebseinrichtung
31 angetrieben, wobei die Steuerung
6 der motorischen Antriebseinrichtung
31 und die Betätigungseinrichtung
4 gleich oder ähnlich aufgebaut ist wie im Ausführungsbeispiel gemäß
1.
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Die Schließeinrichtung 1 gemäß 2 weist kein übergeordnetes Hauptschloss auf; die Verriegelungseinrichtungen 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28 sind gleichberechtigt; die motorische Antriebseinrichtung 31 wirkt über die Treibstange 9 in identischer Weise mit jeder Verriegelungseinrichtung 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28 zusammen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 20203565 U1 [0002, 0027]
- EP 1464783 A2 [0003]