DE19937322C2 - Polymerkeramische Werkstoffe und Formteile mit metallähnlichem Wärmeausdehnungsverhalten, ihre Herstellung und Verwendung sowie Einzelteile aus solchen Formteilen im Verbund mit Metallteilen - Google Patents
Polymerkeramische Werkstoffe und Formteile mit metallähnlichem Wärmeausdehnungsverhalten, ihre Herstellung und Verwendung sowie Einzelteile aus solchen Formteilen im Verbund mit MetallteilenInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft polymerkeramische Verbundwerkstoffe mit einer annähernden Nullschwindung gegenüber der Urform nach abschließender partieller Pyrolyse und mit einem vergleichbaren thermischen Ausdehnungsverhalten (vorzugsweise in einem Anwendungsbereich von 400 DEG C oder darunter) wie metallische Konstruktionswerkstoffe, insbesondere Grauguss oder Stahl, welche durch nachfolgend beschriebene Verfahren erhältlich sind; entsprechende Formteile; Verfahren zur Herstellung und Verwendung dieser Verbundwerkstoffe und Formteile; und/oder Einzelteile aus solchen Formteilen im Verbund mit Metallteilen. Die polymerkeramischen Verbundwerkstoffe können beispielsweise anstelle von Stahl oder Grauguß als temperaturbeständige Formteile vorwiegend im Maschinenbau ohne Nachbearbeitung nach dem Urformverfahren eingesetzt werden.
Description
Die Erfindung betrifft polymerkeramische Verbundwerkstoffe mit
einer annähernden Nullschwindung gegenüber der Urform nach
abschliessender partieller Pyrolyse und mit einem vergleich
baren thermischen Ausdehnungsverhalten (vorzugsweise in einem
Anwendungsbereich von 400°C oder darunter) wie metallische
Konstruktionswerkstoffe, insbesondere Grauguss oder Stahl,
welche durch nachfolgend beschriebene Verfahren erhältlich
sind; entsprechende Formteile; Verfahren zur Herstellung und
Verwendung dieser Verbundwerkstoffe und Formteile; und/oder
Einzelteile aus solchen Formteilen im Verbund mit Metallteilen.
Die polymerkeramischen Verbundwerkstoffe können beispielsweise
anstelle von Stahl oder Grauguß als temperaturbeständige Form
teile vorwiegend im Maschinenbau ohne Nachbearbeitung nach dem
Urformverfahren eingesetzt werden.
Keramische Werkstoffe finden aufgrund ihrer hohen Verschleiß
festigkeit und guter Temperaturbeständigkeit sowie Korrosions
festigkeit zunehmend Anwendung als Konstruktionsmaterial für
thermisch und mechanisch beanspruchte Funktionselemente in Ma
schinen, Apparaten und Geräten. Die hierfür an die geometrische
Präzision der Funktionselemente zu stellenden Anforderungen
können jedoch von
keramischen Materialien nur durch aufwendige Nachbearbeitung bzw.
durch einen aufwendigen Formfindungsprozess (iterativer Prozess)
erfüllt werden, die eine kostengünstige Fertigung insbesondere von
kompliziert geformten oder in hoher Präzision herzustellenden
Bauteilen erschweren. Weiterhin kann die mechanische Nach
bearbeitung beispielsweise eine Verletzung von ansonsten ge
schlossenen Oberflächen bewirken und so zu verringerter Stabilität
führen. Darüber hinaus führt die Differenz der Wärmedehnung zwischen
Keramik (Siliciumnitrid und Siliciumcarbid z. B. 3-4,5 × 10-6 K-1,
Aluminiumoxid und Zirkoniumoxid ca. 8-9 × 10-6 K-1), und Grauguss
(9-10 × 10-6 K-1) oder Stahl (10-13 × 10-6 K-1) (Temperaturbereich
Raumtemperatur bis ca. 500°C) bei Temperaturbeanspruchung zu
unterschiedlichen Dehnungen zwischen Metall und Keramik, die im
Verband von Keramik und metallischen Teilen mechanische Überbelastung
des Keramikteiles sowie Eigenspannungen an Füge- und Verbin
dungsflächen sowie Spalterhöhungen an Dichtflächen bewirken und
so die Funktionsfähigkeit beispielsweise der betreffenden Maschine
oder Anlage einschränken.
Kunststofferzeugnisse haben zwar den Vorteil der kostengünstigen
Herstellung, jedoch weisen diese Teile eine geringe Massgenauigkeit,
und eine niedrige Dauergebrauchstemperaturbeständigkeit von unter
150°C, selten bis zu unter 200°C, auf.
Eine höhere Temperaturbeständigkeit bieten sog. Polymerkeramiken,
bei deren Herstellung sich ein Polymer teilweise oder vollständig
durch Pyrolyse zersetzt und so ganz oder teilweise in einen anorga
nischen Verbundwerkstoff umwandelt, der aber je nach Tempera
turbehandlung noch organische Bestandteile enthält. Zusätzlich kann
die Polymerkeramik Füllstoffe, wie z. B. keramische Pulver,
enthalten.
Die Umsetzung von keramischen Füllstoffen, die auf ihrer Oberfläche
reaktive Gruppen wie z. B. OH-Gruppen aufweisen, mit vernetzungs
fähigen funktionellen Gruppen in einer polymeren Matrix
(Isocyanate, Silikonate und deren Salze und Ester) zwischen 100°C
und 180°C wurde in DE 41 20 835 beschrieben. Rieselfähige
Massen wurden zur Preßformgebung von Polymerkeramiken einge
setzt. In Erweiterung des Prinzips der Aushärtung durch Ober
flächenkondensationsreaktionen wird in DE 44 28 465 die
Herstellung von Polymerkeramik aus einer siliciumorganischen
Matrix zwischen 200 und 800°C dargestellt. Die Ausbildung
primärer chemischer Bindungen zwischen Keramikfüller und Poly
mer wird darin als Voraussetzung für die Ausbildung eines form-
und temperaturstabilen Netzwerks beim Aufheizprozeß angesehen,
das relativ geringe Volumenänderungen mit weniger als 1%-iger
linearer Schwindung erreichen läßt. Die Formgebung derartiger
Polysiloxan/Füller-Massen mit oberflächenaktiven Gruppen auf
dem Keramikpulver wird durch Pressen sowie, wie in DE 195 23 655
ausgeführt, alternativ auch durch Gießen, Spritzgießen und
Extrudieren ermöglicht. Zur Erhöhung der mechanischen Festig
keit können Faserfüllstoffe, die auf ihrer Oberfläche bei
spielsweise Aminogruppen aufweisen, zusätzlich eingelagert
werden (DE 196 45 634). Die DE 198 14 697 beschreibt piezoelek
trische Aktoren, bei deren Herstellung keramische und metalli
sche Anteile oder Vorläufer davon gleichzeitig extrudiert
werden. Weder die angestrebte Formkonstanz gegenüber der Urform
noch die metallähnlichen Ausdehnungskoeffizienten der hier
vorliegenden Erfindung werden darin nahegelegt oder angestrebt,
noch die erfindungsgemässen aus Polymerkeramik und Metallteil
im Verbund bestehenden Einzelteile.
Es gibt eine Fülle von Verwendungen, beispielsweise im Automo
bilbau (Verbindungsteile, Gehäuse oder Bremsenteile, die mit
einer höheren Umgebungstemperatur in Kontakt kommen, Auspuff
krümmer oder Bestandteile davon), im Werkzeugmaschinenbau, in
der Robotertechnik (beispielsweise für Führ- und Gleitelemen
te), im Bereich der Metallurgie oder auch im Bereich der Druck-
und Vakuumpumpentechnik, oder anderen Bereichen. Besonders
wichtig ist hierbei auch, eine Minimierung der Kosten zu erzielen
und zur Verringerung der Korrosionsgefahr und/oder im
Interesse einer Leichtbauweise Ersatzstoffe für Metalle, insbe
sondere Grauguss und Stahl, zu verwenden.
Insbesondere fehlen Materialien, die insbesondere bei höheren
Temperaturen eine thermische Ausdehnung (Wärmeausdehnung,
thermischer Ausdehnungskoeffizient = TAK) vergleichbar, ins
besondere gleich, der von Stahl oder Grauguss aufweisen, und
außerdem hohen Temperaturen in den gerade genannten Temperatur
bereichen standhalten
können, auch bei längerer Einwirkung. Die Anfertigung sollte im
Urformverfahren durch Pressformung oder insbesondere durch Gießen,
Spritzgießen oder Extrudieren erfolgen können
Ein wichtiges Ziel ist, die Herstellung von (insbesondere größe
ren) Formteilen mit hoher Maßhaltigkeit im Urformverfahren ohne
Nachbearbeitung zu ermöglichen und so die Risiken für Bauteile,
die aus ihrer Sprödigkeit, eventuellen Materialschäden durch
abtragende Formgebung und andere Nachbehandlungsmethoden, die zur
Anpassung an benötigte Formen und Dimensionen mit hoher Maßhaltig
keit erforderlich sind, insbesondere bei Polymerkeramikbauteilen,
zu reduzieren bzw. zu beseitigen. Dafür ist die Formgebung
anschließende Pyrolyse bei einer Temperatur, die praktisch
Nullschwindung im Urformverfahren ermöglicht, eine Voraussetzung.
Es besteht insbesondere ein dringender Bedarf, kostengünstig mit
hoher Maßgenauigkeit Formteile, insbesondere größere Formteile,
fertigen zu können, die eine Wärmedehnung im Bereich der hauptsäch
lich verwendeten metallischen Konstruktionswerkstoffe, insbesondere
von Stahl oder Grauguss, sowie ausreichende Festigkeit, Temperatur
beständigkeit vor allem bei erhöhten Temperaturen und Korrosions
beständigkeit aufweisen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Polymerkeramikwerkstoffe
zur Verfügung zu stellen, deren Wärmedehnung beim fertigen Erzeugnis
gegenüber bekannten Polymerkeramikwerkstoffen an die Wärmedehnung
von Stahl und Grauguß angeglichen ist und zugleich bei der Fertigung
im Urformverfahren eine hohe Maßhaltigkeit zu erreichen, so daß
insbesondere Formteile mit komplizierter Geometrie oder von größeren
Dimensionen, z. B. mit einem Mindest-Außendurchmesser von mehr als
20 mm, vorzugsweise von mehr als 50 mm, hergestellt werden können.
Diese und die anderen genannten Aufgaben werden in überraschender
Weise durch die in der vorliegenden Offenbarung beschriebenen
Polymerkeramiken und Polymerkeramikformteile gelöst. Im Stand der
Technik finden sich keinerlei Hinweise auf die Lösung dieser
Aufgabe, und weder die Lösung der Aufgabe noch die Aufgabe selbst
werden dort in Erwägung gezogen.
Einige, mehrere oder insbesondere alle der vorstehend genannten
Aufgaben werden durch einen (i) ein präkeramisches Polymer (Ke
ramikbinder, nachfolgend als Polymer bezeichnet oder genauer
definiert, wobei dieser Begriff auch Gemische von Polymeren
beinhalten kann), (ii) dessen pyrolysebedingte Abbauprodukte und
(iii) erforderlichenfalls Füllstoffe (Keramikpulver, keramischer
Füllstoff) umfassenden Polymerkeramik- oder auch synonym Polymer
keramikverbundstoff erfüllt, insbesondere einen polymerkeramischen
Werkstoff, der gekennzeichnet ist durch einen Wärmeaus
dehnungskoeffizienten, der demjenigen von einem Metall (dieser
Begriff umfasst in breiteren Sinne auch Legierungen), insbesondere
von Stahl oder Grauguss, vergleichbar, insbesondere gleich, ist
und vorzugsweise erhältlich ist durch eine Wärmebehandlung unter
theoretisch oder vorzugsweise empirisch ermittelten Bedingungen
(bezüglich Dauer und vor allem Temperatur und Temperaturverlauf),
welche es ermöglicht, dass das Material oder ein daraus hergestellter
Formkörper nach der abschließenden Wärmebehandlung innerhalb einer
Toleranz von weniger als 0,1%, vorzugsweise von weniger als 0,05%,
dieselben linearen Dimensionen hat wie die Urform (Nullschwindung
im Urformverfahren).
Die Erfindung betrifft auch ein Formteil, der aus einem solchen
Material besteht.
Die erfindungsgemäßen Formteile oder Materialien wie auch Verfahren
ermöglichen insbesondere, dass im Urformverfahren direkt die
erforderliche Massgenauigkeit (im wesentlichen Nullschwindung
gegenüber der Form) erzielt werden kann (durch entsprechende
Wärmebehandlung und/oder Zusammensetzung des Polymerkeramikwerk
stoffs). Dies ermöglicht enorme Kostenreduktionen um den Faktor
2 oder mehr, da kein Erfordernis zur Nachbearbeitung besteht. Die
damit verbundene Anpassung des Wärmeausdehnungsverhaltens an
dasjenige von Metallen, insbesondere von Stahl oder Grauguss,
ermöglicht dabei die Anwendung z. B. in den eingangs erwähnten
Gebieten. Somit wird in überraschender Weise den dringenden
praktischen Bedürfnissen Rechnung getragen. Insbesondere weisen
die erfindungsgemässen polymerkeramischen Werkstoffe auch den
Vorteil einer gewissen Restelastizität auf, die beispielsweise
von außen induzierte Oberflächenspannungen abfedern und redu
zieren kann oder Verluste durch Reibung im Verbund mit anderen
Teilen vermindern helfen kann.
Fig. 1 zeigt die Dimensionsänderungen bei Teilpyrolyse polymer
keramischer Massen. (1) = Wärmedehnung, (2) = Pyrolyseschwin
dung, (3) = Polymer, (4) = Keramik.
Fig. 2 zeigt exemplarisch den Ausdehnungskoeffizienten von
Polymethylsiloxan in Abhängigkeit von der Pyrolysetemperatur in
Argon.
Fig. 3 zeigt zur Illustration der unten beschriebenen Verfahren
eine dreidimensionale Matrix, anhand derer z. B. empirisch das
Optimierungsproblem, gleichzeitig Nullschwindung und eine
Metallen vergleichbare Wärmedehnung zu erhalten, gelöst werden
kann.
Fig. 4 zeigt die Ausdehnung und anschließende Schwindung eines
in Ausführungsbeispiel 2 näher beschriebenen) Polymerkeramikma
terials bei verschiedenen Pyrolysetemperaturen.
Die Erfindung betrifft einen polymerkeramischen Verbundwerk
stoff oder ein Formteil aus einem polymerkeramischen Werkstoff
mit einem metallischen Konstruktionswerkstoffen vergleichbaren
thermischen Ausdehnungsverhalten, der Nullschwindung gegenüber
der Urform nach abschließender partieller Pyrolyse aufweist,
dadurch erhältlich, dass man
ein Polymermaterial und einen oder mehrere keramische Füll
stoffe (und erforderlichenfalls weitere Zusätze) miteinander
mischt, dann einer Vernetzung unterzieht - im Falle des Form
teiles unter Herstellung eines entsprechenden Grünkörpers - und
schließlich das resultierende Material oder den resultierenden
Grünkörper einer partiellen Pyrolyse unterzieht, wobei die
Gewichtsverhältnisse der verwendeten Komponenten sowie die Art
der Wärmebehandlung auf der Basis theoretisch oder (vorzugs
weise) empirisch ermittelter Werte so gewählt werden, dass der
resultierende Verbundwerkstoff oder das resultierende Formteil
ein thermisches Ausdehnungsverhalten vergleichbar dem eines
Metalls hat und nach der partiellen Pyrolyse innerhalb einer
Toleranz von gleich oder weniger als 0,1% dieselben linearen
Dimensionen hat wie die Urform.
Die Erfindung betrifft vorzugsweise einen polymerkeramischen
Verbundwerkstoff oder ein Formteil gemäß dem vorausgehenden
Absatz, erhältlich durch partielle Pyrolyse eines Gemisches
umfassend einen keramischen Füllstoff im Anteil von 10 bis 80
Volumenprozent und ein Polymeres im Anteil von 20 bis 90 Volu
menprozent, wobei die partielle Pyrolyse im Bereich zwischen
200 und 800°C, vorzugsweise im Bereich von 500 bis 750°C, so
gewählt wird, dass gegenüber der Urform eine Schwindung von 0,1%
oder weniger, vorzugsweise von 0,05% oder weniger, erzielt
wird.
Stärker bevorzugt ist ein polymerkeramischer Verbundwerkstoff
oder ein Formteil gemäß einem der beiden vorstehenden Absätze,
welcher ausser einem keramischen Füllstoff und einem Polymeren
noch weitere Zusätze bis zu 10 Volumenprozent enthält.
Stärker bevorzugt ist ein polymerkeramischer Verbundwerkstoff
oder Formteil gemäß einem der drei letzten Absätze, dadurch
gekennzeichnet, dass seine Wärmeausdehnung der von Stahl oder
Grauguss gleich ist.
Stärker bevorzugt ist ein polymerkeramischer Verbundwerkstoff
oder Formteil gemäß einem der vier letzten Absätze, dadurch
gekennzeichnet, dass seine Wärmeausdehnung im Bereich von -50°C
bis 500°C der von Stahl oder Grauguss gleich ist.
Stärker bevorzugt ist ein polymerkeramischer Verbundwerkstoff
oder Formteil gemäß einem der fünf letzten Absätze, dadurch
gekennzeichnet, dass seine Wärmeausdehnung im Bereich von
Raumtemperatur bis 400°C der von Stahl oder Grauguss gleich
ist.
Stärker bevorzugt ist ein polymerkeramischer Verbundwerkstoff
oder Formteil gemäß einem der sechs letzten Absätze, dadurch
gekennzeichnet, dass bei seiner Herstellung keramischer Füll
stoff einer Korngrösse von 1 bis 50 µm verwendet wird.
Die Erfindung betrifft auch ein Einzelteil, bestehend aus einem
polymerkeramischen Formteil gemäß einem der sieben letzten
Absätze im Verbund mit Metallteilen.
Bevorzugt ist ein Einzelteil gemäss dem direkt vorangehenden
Absatz, worin die Metallteile Stahl- oder Graugussteile sind.
Die Erfindung betrifft auch ein Herstellungsverfahren für einen
polymerkeramischen Verbundwerkstoff, ein Formteil oder ein
Einzelteil gemäß einem der letzten 9 Absätze, dadurch gekenn
zeichnet, dass man
ein Polymermaterial und einen oder mehrere keramische Füll
stoffe (und erforderlichenfalls weitere Zusätze) miteinander
mischt, dann einer Vernetzung unterzieht - im Falle des Form
teiles unter Herstellung eines entsprechenden Grünkörpers - und
schließlich das resultierende Material oder den resultierenden
Grünkörper einer partiellen Pyrolyse unterzieht, wobei die
Gewichtsverhältnisse der verwendeten Komponenten sowie die Art
der Wärmebehandlung auf der Basis theoretisch oder (vorzugs
weise) empirisch ermittelter Werte so gewählt werden, dass der
resultierende Verbundwerkstoff oder das resultierende Formteil
ein thermisches Ausdehnungsverhalten vergleichbar dem eines
Metalls hat und nach der partiellen Pyrolyse innerhalb einer
Toleranz von gleich oder weniger als 0,1% dieselben linearen
Dimensionen hat wie die Urform.
Die Erfindung betrifft insbesondere ein Verfahren gemäß dem
direkt voranstehenden Absatz, wobei die Gewichtsverhältnisse
der verwendeten Komponenten so gewählt werden, dass das resul
tierende Material oder Formteil ein thermisches Ausdehnungs
verhalten vergleichbar dem von Stahl oder Grauguss hat und nach
der partiellen Pyrolyse innerhalb einer Toleranz von gleich
oder weniger als 0,05% dieselben linearen Dimensionen hat wie
die Urform.
Bevorzugt ist ein Verfahren gemäß dem vorletzten Absatz, wobei
die Gewichtsverhältnisse der verwendeten Komponenten sowie die
Art der partiellen Pyrolyse auf der Basis empirisch ermittelter
Werte gewählt werden, dadurch gekennzeichnet, dass die empiri
sche Ermittlung folgende Schritte umfasst:
- A) zuerst empirische Ermittlung für ein aus einem Polymeren hergestelltes Material oder Formteil der exakten Pyrolyse temperatur für Null-Schwindung gegenüber der Urform im Urform verfahren und Ermittlung des thermischen Ausdehnungskoeffizien ten des so erhaltenen Materials;
- B) durch Beimengung von keramischen Füllstoffen (wobei weite re Variablen zunächst konstantzuhalten sind) Anpassung des Ausdehnungskoeffizienten an den von Stahl oder Grauguss; und
- C) anschließende Ermittlung der exakten Pyrolysetemperatur für Null-Schwindung im Urformverfahren und gleichzeitige Einstellung eines Wärmeausdehnungskoeffizienten im Bereich derje nigen des angestrebten Metalls, wobei Schritt (B), wenn die notwendige Pyrolysetemperatur zwischen den verwendeten Raster punkten liegt, noch einmal wiederholt wird in Feinuntersetzung und es nötig sein kann, die Schritte (B) und/oder (C) erneut oder noch mehrmals iterativ zu wiederholen.
Bevorzugt ist auch ein Verfahren gemäß dem vorvorletzten Ab
satz, wobei die Gewichtsverhältnisse der verwendeten Komponen
ten sowie die Art der partiellen Pyrolyse auf der Basis empi
risch ermittelter Werte gewählt werden, dadurch gekennzeichnet,
dass die empirische Ermittlung folgende Schritte umfasst:
- 1. Pyrolyse eines Polymeranteils bekannter Zusammensetzung bei verschiedenen Pyrolysetemperaturen zur Ermittlung des thermischen Ausdehnungskoeffizienten des jeweils erhältlichen Polymerkeramikmaterials oder -formteils und Ermittlung der Schwindung oder Ausdehnung des so erhaltenen Materials;
- 2. Beimischung von keramischen Füllstoffen zur Anpassung des thermischen Ausdehnungskoeffizienten an den von Stahl oder Grauguss; und
- 3. Ermittlung der Pyrolysetemperatur mit Nullschwindung;
wobei, da im Schritt (B*) nur ein Raster aufgebaut wird, die
hierfür notwendige Pyrolysetemperatur zwischen den Raster
schritten liegen kann, so dass iterativ der Bereich der Pyroly
setemperatur und der geeigneten Zusammensetzung durch ein- oder
mehrmalige Wiederholung der Schritte (B*) und/oder (C*) erhal
ten werden kann.
Die Erfindung betrifft auch die Verwendung eines polymerkera
mischen Verbundwerkstoffes oder eines Formteiles, wie vor
stehend unter "Detaillierte Beschreibung der Erfindung" be
schrieben, in Maschinen, Geräten oder Anlagen, in denen sie in
Kontakt mit metallischen Werkstoffen oder Teilen kommen, vor
zugsweise in einem Temperaturbereich von -50°C bis 400°C,
insbesondere von Raumtemperatur bis 350°C, vor allem von 25
bis 300°C.
Die vor- und nachstehend genannten allgemeinen Begriffe haben
im Rahmen der vorliegenden Offenbarung folgende Bedeutungen,
sofern nichts anderes angegeben ist:
"Umfassend" bedeutet, dass neben den genannten Komponenten noch
weitere Komponenten oder Zusätze vorliegen können, vorzugsweise
im Bereich von 10 oder weniger, insbesondere von 7 oder weniger
Volumenprozent (Vol-%).
Anstelle des Begriffes "partielle Pyrolyse" wird vor- und
nachstehend auch der Begriff "Wärmebehandlung" oder "Pyrolyse"
verwendet. Die Wärmebehandlung erfolgt vorzugsweise in kon
trollierter Weise, beispielsweise durch relativ lange Auf
heizraten und relativ lange Abkühlungsraten, beispielsweise
Abkühlungsraten im Bereich von 0,2 bis 10°C/min, um so das
Auftreten von Spannungen in den resultierenden Materialien oder
Formteilen zu verhindern. Vorzugsweise erfolgt die Wärmebe
handlung unter Luft- und Sauerstoffausschluss, insbesondere
unter Inertgas, wie Argon.
"Theoretisch oder empirisch ermittelt" im Zusammenhang mit der
Wärmebehandlung bezieht sich auf Literaturansätze oder insbe
sondere auf Varianten der Mischungsregel mit empirischen Mes
sungen, beispielsweise Dilatometrie (Dehnungsabhängigkeit von
Temperatur und Ausdehnungskoeffizient und vergleichbare Größen)
sowie der Schwindung. Bevorzugte Methoden zur theoretischen
oder empirischen Ermittlung der Parameter für die Wärmebehand
lung, insbesondere der maximalen Pyrolysetemperatur, aber fer
ner auch der Haltezeit (welche insbesondere im Bereich unter
halb von 400°C variabel sein kann, oberhalb dieser Temperatur
dagegen relativ konstant verwendet werden kann) und/oder der
Aufwärmungs- und Abkühlungsrate, werden unten genannt.
Nachfolgende Angaben in (Gewichts- oder) Volumenprozent bezie
hen sich immer auf die Edukte (vor der Wärmebehandlung, die in
der Regel zum teilweisen Abbau des verwendeten Polymeren
führt).
Unter einem metallischen, insbesondere Grauguss oder Stahl,
vergleichbaren oder insbesondere gleichen thermischen
Ausdehnungsverhalten (oder Wärmeausdehnungsverhalten) versteht man
insbesondere einen entsprechenden thermischen Ausdehnungs
koeffizienten, d. h. die entsprechenden Wärmeausdehnungskoeffizienten
(thermische Ausdehnungskoeffizienten, TAK), liegen vorzugsweise
im Bereich von 9 bis 13 × 10-6 K-1. Dieses thermische Ausdehnungs
verhalten findet sich erfindungsgemäß vorzugsweise im Bereich von
-50 bis 500°C, insbesondere von Raumtemperatur bis 400°C.
Der Parameter "einem Metall (oder einem metallischen Konstruktions
werkstoff) vergleichbarer oder insbesondere gleicher thermischer
Ausdehnungskoeffizient" (oder entsprechendes thermisches Ausdehnungs
verhalten oder Wärme(ausdehnungs)verhalten) ermöglicht auch die
stoffliche Unterscheidung von anderen polymerkeramischen Werkstoffen
und Formteilen, da dieses Ergebnis eine entsprechende Struktur und
Zusammensetzung voraussetzt. Mit "vergleichbar" ist insbesondere
gemeint, das die Wärmeausdehnungskoeffizienten des entsprechenden
Formteils oder Polymerkeramikwerkstoffes, um bis zu einschließlich
20%, insbesondere 10%, vorzugsweise bis zu einschließlich 3%,
unterhalb des unteren oder oberhalb des oberen Wärmeausdehnungs
koeffizienten des entsprechenden Metalls, wie insbesondere Stahl
oder Grauguss, liegen. Bei einem "gleichen" Wärmeausdehnungsko
effizienten weicht dieser von demjenigen des entsprechenden Metalls
um 1 Prozent oder weniger, insbesondere um 0,1% oder weniger, ab.
Auch, wenn dies nicht speziell angegeben ist, sind bei Angabe von
Bereichen, wie %- oder Temperaturbereichen oder ähnlichem, immer
die oberen und unteren genannten Grenzwerte mit einbezogen.
Unter einem präkeramischen Polymer ist insbesondere ein Polymeres
zu verstehen, bei dessen vollständiger Pyrolyse nicht eine
praktisch vollständige Umwandlung in Kohlenstoff erfolgt (wie die
beispielsweise bei Polyestern, Polyethern oder Epoxiden der Fall
wäre). Bevorzugte Beispiele sind unten genannt, ohne die Palette
möglicher Polymerer einschränken zu sollen.
Sofern vor- und nachstehend von einem Polymeren die Rede ist,
ist, sofern nicht anders angegeben oder ersichtlich, stets ein
präkeramisches Polymer gemeint.
"Nullschwindung" bedeutet eine lineare Schwindung von 0,1%
oder weniger, vor allem von 0,05% oder weniger.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung der eingangs
erwähnten polymerkeramischen Materialien und Formteile ist
insbesondere dadurch gekennzeichnet, dass über den durch die
Wärmebehandlungstemperatur bestimmten Umwandlungsgrad der
Polymer- in die Polymerkeramik-Bindephase und in Verbindung mit
dem Einbau von Keramikfüllstoffen mit darauf abgestimmter
Wärmedehnung Formteile hergestellt werden, die in ihrem Wärme
ausdehnungsverhalten weitgehend dem von Metallen, insbesondere
Stahl oder Grauguß, vergleichbar oder gleich sind, d. h. die
entsprechenden Wärmeausdehnungskoeffizienten (thermische Aus
dehnungskoeffizienten, TAK), liegen vorzugsweise im Bereich von
9 bis 13 × 10-6 K-1. Die Formteile eignen sich deshalb besonders
für den Einsatz in Kombination mit metallischen Komponenten
(beispielsweise, wenn die Polymerkeramik-Teile in Kontakt zu
Metall-, insbesondere Grauguss- oder Stahlteilen stehen, sei es
durch Stoffschluss (z. B. durch Verkleben) oder insbesondere
Formschluss (z. B. durch Einbringen von Formteilen im Urform
prozess oder während oder nach der Wärmebehandlung) oder Kraft
schluss (z. B. durch Umhüllung unter Pressspannung oder der
gleichen), in temperaturbeanspruchten Baugruppen wie z. B. in
Bremsen, Motoren oder anderen Maschinen, Geräten oder Anlagen.
Die vorzugsweise aus einem Polymer, insbesondere einem vernetz
ten siliciumorganischen Polymer, und erforderlichenfalls einem
oder mehreren keramischen Füllstoffen und gewünschtenfalls
weiteren Zusätzen zusammengesetzte Ausgangsmasse wird insbeson
dere nach der Formgebung und Vernetzung, beispielsweise bei
Temperaturen zwischen 0 und 200°C, insbesondere zwischen 100
und 200°C, einer kontrollierten Wärmebehandlung im Tempe
raturbereich zwischen 200 und 800°C, vorzugsweise 400 und 750°C,
insbesondere zwischen 500 und 750°C, vor allem im Tempera
turbereich zwischen 500 und 680°C unterzogen, wobei aus dem
Polymeren, insbesondere einem Polysiloxanharz, eine amorphe
polymerkeramische Binderphase zwischen den Füllstoffteilchen
erzeugt wird. Entscheidend ist hierbei, daß die thermische
Ausdehnung der Ausgangsmasse durch eine Teilpyrolyse des Poly
meranteils genau soweit kompensiert wird, daß nach dem Abkühlen
und der thermischen Kontraktion die Ausgangsmaße des Urform
teils erhalten bleiben. Die Dimensionsstabilität kann durch
einfache Kontrolle der Wärmebehandlungstemperatur in engen
Grenzen (0,1% linear oder darunter) gewährleistet werden, wobei
unter konstanten Fertigungsbedingungen insbesondere Fertigungs
toleranzen von kleiner oder gleich 0,05% erreicht werden. Fig.
1 zeigt die bei der Wärmebehandlung auftretenden Dimensions
änderungen. Insbesondere können so unter Verwendung von in der
Keramik üblichen Urformgebungsverfahren wie z. B. Pressen,
Gießen, Spritzgießen oder Extrudieren Formteile erzeugt werden.
Ein bevorzugtes Beispiel für geeignete Polymere sind silicium
organische Polymere, insbesondere leicht zu verarbeitende
Polysiloxanharze, aber auch Polysilan, Polycarbosilan, Polysi
lazan, Polyborosilazan oder Mischungen daraus können eingesetzt
werden.
Wo vor- und nachstehend von Polymer, Polymermaterial, hoch
vernetztem siliciumorganischem Polymer oder dergleichen die
Rede ist, können auch Gemische mehrerer dieser Komponenten
vorliegen. Diese ergeben dann zusammengenommen die als bevor
zugt genannten Volumenprozent-Anteile.
Durch Einbau keramischer Füllstoffe in Volumengehalten von 10
bis 80 Volumen-%, vorzugsweise zur Herstellung von im Press-,
Gieß-, Spritzgieß- oder ferner Extrusionsverfahren gewinnbaren
Formteilen oder Gegenständen von ca. 20 bis 80 Volumen-%,
insbesondere von 30 bis 80 Volumen-%, vorzugsweise von 30 bis
70%, in erster Linie von 30 bis 60 Volumen-%, vor allem zwi
schen 30 und 50 Volumen-%, die eine an die Wärmedehnung der
Polymerkeramik-Binderphase
angepaßte Wärmedehnung aufweisen, gelingt es, Formteile herzu
stellen, deren Wärmeausdehnungsverhalten zwischen Raumtempera
tur und 500°C weitgehend dem von Stahl (10-13 × 10-6 K-1) oder
Grauguß (9-11 × 10-6 K-1) vergleichbar, insbesondere diesem
gleich, ist. Hierbei wird beispielsweise zuerst die Pyrolyse
temperatur mit Nullschwindung für ein gegebenes Polymer er
mittelt. Dann wird der thermische Ausdehnungskoeffizient er
mittelt, und schließlich erforderlichenfalls durch geeignete
Füllstoffe ausgeglichen. Der Einbau keramischer Füllstoffe (=
Keramikfüllstoffe) ermöglicht dann das gleichzeitige Erreichen
von Maßhaltigkeit und einer weiter angepaßten Wärmedehnung.
Auch das umgekehrte Vorgehen (erst Ermittlung von Zusammenset
zung und Pyrolysetemperatur, dann, erforderlichenfalls iterati
ve, Variation dieser Parameter bis zum Erzielen einer Null
schwindung, ist möglich. Unten finden sich bevorzugte Verfah
ren. Fig. 3 veranschaulicht, wie mittels einer dreideimensiona
len Matrix dieses Optimierungsproblem gelöst wird.
Bevorzugte keramische Füllstoffe sind in Tabelle 1 aufgeführt,
jedoch können auch andere, nichtreagierende Keramikverbindungen
mit entsprechend hoher Wärmedehnung eingesetzt werden.
Auch Silikate, wie Natrium-, Magnesium, Calcium- oder Lithiumalumini
um-Silikate, oder Calciumfluorid können als Füllstoffe eingesetzt
werden, insbesondere, wenn der thermische Ausdehnungskoeffizient
der Polymerkeramik nach einer bestimmten Pyrolysetemperatur höher
ist als derjenige des entsprechenden Metalls, vor allem Stahl oder
Grauguss.
Wo vor- und nachstehend von einem keramischen Füllmaterial,
keramischen Füller, Keramikfüllstoff, Füllstoff oder dergleichen
(alles mit derselben Bedeutung) die Rede ist, können auch Gemische
mehrerer dieser Komponenten vorliegen. Diese ergeben dann zusammen
genommen die als bevorzugt genannten Volumenprozent-Anteile.
Neben dem Polymeren und dem Füllstoff können noch weitere Zusätze
vorliegen, vorzugsweise im Bereich von unter 10 Vol-%, insbesondere
unter 7 Vol-%, die in der Lage sein können, die Festigkeit zu
steigern, beispielsweise Glasfritten, oder insbesondere wachsartige
Substanzen, wie Wachs, und/oder Katalysatoren, wie Aluminiumacetyla
cetonat.
Bevorzugt sind erfindungsgemäße Materialien oder Formteile, worin
die Polymeren und/oder die Zusätze bei der Pyrolyse keine chemischen
(insbesondere keine kovalenten) Bindungen zu den Füllstoffen
aufbauen.
Das bevorzugte erfindungsgemäße Verfahren unterscheidet sich hierin
auch grundsätzlich vom Polymerpyrolyseverfahren mit reaktiven
Füllstoffen, die entweder bei Temperaturen über 800°C vollständig
(DE-PS 39 26 077), oder bei niedrigeren Temperaturen über reaktive
Gruppen an der Oberfläche (DE 44 28 465) mit der Polymerphase unter
Bildung primärer chemischer Bindungen reagieren. Die keramischen
Füllstoffe können teilweise oder vollständig durch einen sogenannten
Eigenfüllstoff ersetzt werden, der durch Wärmebehandlung des
präkeramischen Polymers und anschließende Aufarbeitung zu einem
Pulver hergestellt werden kann. Der Eigenfüller bietet den Vorteil,
die Wärmedehnung durch die Pyrolysetemperatur gezielt einstellen
zu können.
Bevorzugt sind insbesondere erfindungsgemäße Materialien oder
Formteile, die ohne Zusatz von Floatglas-Fritten hergestellt werden
können. Bevorzugt sind auch erfindungsgemäße Materialien oder
Formteile, worin die Polymerkomponente keine Phenylmethylsiloxanharze
umfasst. Bevorzugt sind auch erfindungsgemäße Materialien oder
Formteile, worin die Polymerkomponente keine Siloxane mit
ungesättigten Gruppen umfasst. Bevorzugt sind auch erfindungsgemäße
Materialien oder Formteile, worin die Polymerkomponente keine
Polyester, Epoxide oder Poylether umfasst. Bevorzugt sind auch erfin
dungsgemäße Materialien oder Formteile, bei deren Herstellung keine
Lösungsmittel verwendet werden, außer im Falle der Verwendung von
Gieß-, Spritzgieß und Extrusionsverfahren, wo dies möglich ist.
Vorzugsweise ist Kaolin als Füllmaterial ausgeschlossen.
In Abhängigkeit der Fließeigenschaften der eingesetzten Polymer
komponente (fest oder flüssig bei Raumtemperatur) sowie des
Füllergehaltes (= Keramikfüllstoffgehaltes) erfolgt die Formgebung
der Polymer/Füller-Massen unter Verwendung von in der Keramik übli
chen Formgebungsverfahren, wie z. B. Pressen, Gießen oder Spritzgießen
in geschlossene Formwerkzeuge oder Extrudieren. Anschließend wird
unter Druck bei bevorzugten Temperaturen von 0 bis 200°C, insbe
sondere zwischen 100 bis 200°C, die Vernetzung der Polymerbinderpha
se, vorzugsweise unter Inertgas, durchgeführt. Nach der Entformung
weist das Formteil eine hohe Grünfestigkeit auf und kann gewünsch
tenfalls spanabhebend bearbeitet werden.
Die für polymerkeramische Werkstoffe typische Porosität, die
insbesondere im Temperaturbereich von 200°C bis 800°C durch
Zersetzung der Polymerphase und Abfuhr gasförmiger organischer
Spaltprodukte ihr Maximum erreicht, bleibt zwar im Inneren des Form
teils erhalten, kann jedoch an der Formteil-Oberfläche weitgehend
in eine geschlossene Porenstruktur umgewandelt bzw. abgebaut
werden.
Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung ist der Einsatz
kohlenstoffhaltiger Trenn- bzw. Entformungsbeschichtungen auf
den Formenoberflächen, die nach der Entformung und Wärmebe
handlung auf der Formteiloberfläche verbleiben und zu einer
Versiegelung führen. Dies ermöglicht beispielsweise auch den
Einsatz der Formteile für Anwendungen, bei denen Druck oder
Vakuum erzeugt werden (Pumpen).
Der erfindungsgemäße Polymerkeramik-Verbundwerkstoff eignet
sich besonders für maßgenaue Fertigungsverfahren und Formteile
mit engen Toleranzen sowie eine dem metallischen Trägerwerk
stoff (insbesondere Stahl oder Grauguß) vergleichbare Wärmedeh
nung, die für Anwendungen als temperaturbeanspruchte Funktions
elemente in verschiedensten Baugruppen wie Maschinen, Motoren
oder Anlagen von besonderer Bedeutung sind.
Nachfolgend werden im Detail zwei Alternativen für den Weg der
theoretischen oder empirischen Ermittlung beschrieben, wie die
geeigneten Hauptparameter (Pyrolysetemperatur und Zusammenset
zung, um geringe Schwindung von 0,1% oder darunter, vorzugs
weise 0,05% oder darunter, und einen thermischen Ausdehnungs
koeffizienten vergleichbar oder vorzugsweise gleich dem von
Grauguss oder Stahl zu erhalten) für die erfindungsgemäßen Po
lymerkeramik-Materialien und -Formteile gezielt ermittelt wer
den können, um zu erfindungsgemäßen Polymerkeramikwerkstoffen
zu gelangen (vgl. auch Fig. 3):
Schritt (A): Zuerst wird für ein aus einem Polymeren
hergestelltes Material oder ein entsprechendes Formteil die
exakte Pyrolysetemperatur für Null-Schwindung gegenüber der
Urform im Urformverfahren empirisch ermittelt und der ther
mische Ausdehnungskoeffizient (TAK) des Materials mit Null
schwindung ermittelt.
Schritt (B): Durch Beimengung von Keramikfüllstoffen (wobei weitere
Variablen, wie Stoff, Füllungsgrad, Korngrösse und Binderschicht
des Füllstoffes zu berücksichtigen, d. h. zunächst konstantzuhalten
sind) wird der Ausdehnungskoeffizient an den von Stahl oder Grauguss
angepasst.
Erklärung: Entsprechend dem Beispiel in Fig. 2 und Fig. 3 ändert
sich der Ausdehnungskoeffizient mit zunehmender Pyrolysetemperatur.
Bei Polysiloxan beispielsweise liegt der TAK bis 400°C Pyrolyse
temperatur bei ca. 90 × 10-6 K-1, während er bei Pyrolyse oberhalb
von 800°C unterhalb von 1 × 10-6 K-1 liegt. Dies bedeutet, dass der
TAK mit zunehmender Pyrolysetemperatur zwischen 200 und 800°C
immer kleiner wird. Allerdings ist er bei 650°C immer noch nicht
klein genug, um den gleichen Ausdehnungskoeffizienten (TAK) wie
Stahl oder Grauguss zu besitzen. Daher muss Schritt (B) vollzogen
werden.
Eine theoretische Grobeinschätzung (ohne Berücksichtigung der
Korngrösse) kann nach Turner und Kerner vorgenommen werden: Aus
der Modellierung des Wärmeausdehnungserhaltens der gefüllten
Polymermassen nach Ansätzen von Turner
beziehungsweise unter Berücksichtigung von Schereffekten an den
Phasengrenzen nach Kerner
können aus der Kenntnis der beispielsweise in Tabellenform (z. B.
im Handbook of Chemistry and Physics) zugänglichen temperatur
abhängigen thermischen Ausdehnungskoeffizienten αi der Phasen i
(1: Polymer; 2: Füller), der Kompressions- und Schermodulen Ki und
Gi sowie der Massen- bzw. Volumtenanteile Fi und Vi sowie der Dichten
ri Erwartungswerte für die mittlere Ausdehnung der Verbundmateria
lien abgeleitet werden.
Anschließend oder unabhängig von einer solchen Abschätzung erfolgt
eine empirische Ermittlung mittels einer Matrixuntersuchung von
verschiedenen Füllstoffen mit unterschiedlichen Ausdehnungskoeffi
zienten, etwa nach folgendem Beispiel (z. B. mit Zylinderkörpern
als Muster):
Beispiel-Matrix zur Ermittlung von Mischungsverhältnissen und
Pyrolysetemperaturen, um bestimmte angestrebte thermische
Ausdehnungskoeffizienten zu erzielen:
Hierdurch wird der Bereich gefunden, in dem die Polymerkeramik-
Mischungen jeweils TAK-Werte im Bereich beispielsweise von Grauguss
oder von Stahl haben.
Schritt (C): Anschließend wird die exakte Pyrolysetemperatur
für Nullschwindung im Urformverfahren und gleichzeitige Ein
stellung eines Wärmeausdehnungskoeffizienten im Bereich derje
nigen des angestrebten Metalls, z. B. von Stahl oder Grauguss,
ermittelt: Da im ersten Schritt (B) nur ein Raster aufgebaut
wird, kann die hierfür notwendige Pyrolysetemperatur zwischen
den Rasterpunkten liegen, so dass Schritt (B) unter Umständen
noch einmal wiederholt werden muss in Feinuntersetzung (bei
spielsweise durch einen engeren Temperaturbereich für die Pyro
lyse, beispielsweise bei Pyrolysetemperaturen von 510, 530 und
540°C und Füllstoffmengen von z. B. 50, 55 und 65%). Unter Um
ständen kann es notwendig sein, diesen Prozess (Schritte (B)
und/oder (C)) erneut oder noch mehrmals iterativ zu wiederholen.
Schritt (A*): Zunächst werden durch Pyrolyse eines Polymers
(Material oder Formteil) bei verschiedenen Pyrolysetemperaturen
die linearen thermischen Ausdehnungskoeffizienten (TAK) der je
weils erhältlichen Polymerkeramikmaterialien (oder der daraus
bestehenden Formteile) ermittelt und zugleich die Schwindung
oder Ausdehnung.
Schritt (B*): Durch Beimengung von Keramikfüllstoffen (wobei
weitere Variablen, wie Stoff, Füllungsgrad, Korngrösse und
Binderschicht des Füllstoffes zu berücksichtigen, d. h. zunächst
konstantzuhalten sind) wird der Ausdehnungskoeffizient an den
von Stahl oder Grauguss angepasst. Hierbei kann eine Matrix
analog der oben für Schritt (B) gezeigten verwendet werden,
und/oder eine Voraussage geeigneter Bereiche nach den dort für
die Grobschätzung genannten Methoden ermittelt werden. Hier
durch wird der Bereich gefunden, in dem die Polymerkeramik-
Mischungen jeweils TAK-Werte im Bereich beispielsweise von
Grauguss oder von Stahl haben.
Schritt (C*): Anschließend wird die exakte Pyrolysetemperatur für
Null-Schwindung gegenüber der nach der thermischen Vorbehandlung
und im Falle von Formkörpern damit verbundenen Formgebung erhaltenen
Form (gegenüber der Form im Urformverfahren) ermittelt. Da im ersten
Schritt (B*) nur ein Raster aufgebaut wird, kann die hierfür
notwendige Pyrolysetemperatur zwischen den Rasterpunkten liegen,
so dass Schritt (B*) unter Umständen noch einmal wiederholt werden
muss in Feinuntersetzung (beispielsweise durch einen engeren
Temperaturbereich für die Pyrolyse, beispielsweise bei Pyrolyse
temperaturen von 510, 530 und 540°C und Füllstoffmengen von z. B.
50, 55 und 65%). Unter Umständen kann es notwendig sein, diesen
Prozess (B* und/oder C*) erneut oder noch mehrmals iterativ zu
wiederholen
Sobald die oben genannten Parameter, insbesondere Füllstoffgehalt,
Gehalt an Polymerem, Temperatur der thermischen Vernetzung und
(Partial-) Pyrolysetemperatur, gegebenenfalls Gehalt an weiteren
Zusätzen und auch weitere Parameter wie Größe der Körner des
Füllstoffes und dergleichen bekannt sind, kann unter nun konstanten
Bedingungen in einfacher Weise eine Produktion auch in größerer
Stückzahl oder Menge von Formteilen oder erfindungsgemäßen
Materialien durchgeführt werden.
Es leuchtet unmittelbar ein, dass bei hohen Pyrolysetemperaturen
die Füllstoffe zum Ausgleich der hier nur noch sehr niedrigen
Polymer-TAK's (beispielsweise bei Polysiloxanen) höhere
Ausdehnungskoeffizienten als Stahl oder Grauguss haben sollten (hier
kommen insbesondere Silicate oder CaF2, insbesondere wie oben
erwähnt, in Betracht, die alleine oder zusammen mit anderen
Füllstoffmaterialien Einsatz finden können, oder auch MgO), während
bei niedrigeren Pyrolysetemperaturen (wo die Polymerkeramik noch
einen hohen TAK hat) die Füllstoffe zum Ausgleich der TAK in Richtung
von der von Grauguss oder Stahl eine niedrige TAK haben müssen (hier
kommen beispielsweise Siliciumnitrid oder Siliciumcarbid in
Betracht).
Die bevorzugten Temperaturen für die Pyrolyse (eigentlich Partial-
Pyrolyse) liegen bei 200 bis 800°C, insbesondere bei 400 bis 750°C,
vorzugsweise bei 500 bis 750°C, vor allem zwischen ein
schließlich 500 und einschließlich 680°C.
Vorzugsweise finden als Füllstoffe körnige Füllstoffe Verwendung,
deren bevorzugte Korngröße im Bereich von 1 bis 50 µm liegt.
Weitere Zusätze sind möglich. Erforderlichenfalls müssen diese
Komponenten bei den Schritten (A), (B) und/oder (C) bzw. A*, B*
und/oder C* mit berücksichtigt werden, so dass beispielsweise
mehrdimensionale Matrices unter (B) bzw. B* entstehen, oder sie
werden einfach konstant gehalten und nur der Füllstoffanteil variiert
(siehe Fig. 3).
Die Erfindung betrifft auch Formteile aus den oben genannten,
insbesondere den bevorzugten, Ausgangsmaterialien; die oben
genannten, insbesondere bevorzugten, Herstellungsverfahren für die
polymerkeramischen Werkstoffe gemäß der Erfindung; ein Verfahren,
insbesondere wie oben beschrieben, zur theoretischen oder
vorzugsweise empirischen Ermittlung der Pyrolysetemperatur und des
Verhältnisses von Polymer zu keramischem Füllstoff, und ggf. des
Anteils weiterer Zusätze und/oder weiterer Parameter, wie der
Teilchengrösse des verwendeten keramischen Füllstoffes, um einen
polymerkeramischen Werkstoff oder ein Formteil gemäß der Erfindung
zu erhalten; die Verwendung eines polymerkeramischen Werkstoffes
oder insbesondere eines Formteils in Maschinen, Geräten oder Anlagen,
in denen sie in (insbesondere festen oder losen, beispielsweise
gleitenden) Kontakt mit metallischen Werkstoffen oder Teilen kommen,
insbesondere bei Temperaturen im Bereich von Raumtemperatur bis
400°C, wie bei 25 bis 300°C, vorzugsweise bei 50 bis 300°C; sowie
entsprechende Maschinen, Geräte oder Anlagen.
Ganz besonders betrifft die Erfindung Verfahren, Materialien und
Formteile gemäß den Beispielen.
Die nachfolgenden Beispiele dienen zur Illustration der Erfindung,
ohne dass sie diese einschränken sollen.
Zur Herstellung eines Vollzylinders in den Maßen 1,5 × 4 cm, der
als Distanzhalter dienen soll, werden das feste Polymethylsiliconhar
zes NH 2100 (Chemische Werke Nünchritz) und eine Mischung aus Al2O3
(mittlere Korngröße < 3 µm; TAK 8,3 × 10-6 K-1) und SiO2 (mittlere
Korngröße 11 µm, Sikron SH 300, Quarzwerke Frechen, TAK 14 × 10-6 K-1)
im Volumenverhältnis 50 Vol-% Polysiloxanharz, 40 Vol-% Al2O3 und
10 Vol.-% SiO2 in einem 2000 ml fassenden Mahltopf, der mit 0,6 kg
Keramik-Mahlkugeln gefüllt ist, 12 Stunden lang mit einer Drehzahl
von 30 min-1 trocken gemischt. Das Mischgut wird in einem beheizbaren
Rührbehälter bei 140°C (Schmelzpunkt von NH 2100 ca. 50°C) unter
ständigem Rühren in eine niedrig-viskose Suspension überführt. Als
Plastifizierhilfe werden 3,5 Masse-% Wachs zugesetzt (Zusammensetzung
in Masse-%: 3,45 Masse-% Wachs, 28,85 Masse-% NH 2100 und 67,7 Masse-%
Füller).
Mit einer Niederdruckspritzgießanlage werden bei 150°C mit einem
Druck von 5 MPa in einem auf 180°C vorgeheizten Zylinderspritzwerk
zeug aus Stahl von 25 mm Außendurchmesser die Zylinder hergestellt.
Nach Aushärtung unter Beibehaltung des Druckes wird die Form
entnommen und in einem Heizschrank zur vollständigen Vernetzung
bei 260°C für 12 h ausgelagert. Nach der Entformung wird das
Formteil einer Wärmebehandlung in Argon-Atmosphäre unterzogen. Mit
Aufheizung auf 580°C mit einer Aufheizrate von 2°C/min und einer
Haltezeit von 4 h folgt eine passive Abkühlung.
Die auf diese Weise hergestellten Zylinder besitzen eine Biegefestig
keit von 50 MPa und zeigen gegenüber den Dimensionen des warmgepress
ten Grundkörpers eine mittlere Längenschwindung in Längsrichtung
von < 1% auf. Die lineare Wärmedehnung im Temperaturbereich von
Raumtemperatur bis 500°C beträgt 13,6 × 10-6 K-1.
Zur Herstellung eines Formteils eines Verdichters werden 73,8 Masse-%
(entspricht 47,5 Vol-%) Al2O3 (mittlere Korngröße < 15 µm; TAK =
8,3 × 10-6 K-1), 4,6 Masse-% MgO (entspricht 3,3 Vol-%; TAK = 14 ×
10-6 K-1) (mittlere Korngröße < 10 µm), 21,2 Masse-% (entspricht 49,2 Vol-%)
Siliconharz (NH 2100) und 0,4 Masse-% Aluminiumacetylacetonat
als Katalysator wie in Ausführungsbeispiel 1 gemischt. 520 g des
gesiebten (160 µm Maschenweite) Pulvers werden in eine vorgewärmte
und mit Graphit beschichtete Pressform aus Stahl eingefüllt. In
einer beheizbaren Hydraulikpresse erfolgt das Warmpressen mit einem
beweglichen Oberstempel mit einem konstanten Druck von 10 MPa,
wohingegen die Temperatur in 10°C-Schritten nach einer Haltezeit
von jeweils 30 min von 80°C auf schließlich 130°C erhöht wird.
Bei dieser Temperatur wird 24 Stunden gehalten, um die Aushärtung
der Pressmasse sicherzustellen.
Nach der Entformung werden durch eine Drehbearbeitung mit
Hartmetallwerkzeugen Innenbohrungen eingebracht. Anschließend erfolgt
die Wärmebehandlung in einem graphitbeheizten Widerstandsofen in
Argon-Atmosphäre, wobei der Grünkörper auf einem porösen Al2O3-Träger
gelagert ist. Mit einer konstanten Aufheizrate von 2°C/min wird
auf 580°C aufgeheizt und 5 h bei dieser Temperatur gehalten. Die
Abkühlung erfolgt wiederum mit einer konstanten Kühlrate von
2°C/min.
Die lineare Wärmedehnung des erhaltenen Formkörpers im Temperatur
bereich von Raumtemperatur bis 500°C beträgt 11,3 × 10-6 K-1. Der
Formkörper weist eine hohe Maßgenauigkeit auf: Gegenüber der
Ausgangslänge von 115,25 mm (senkrecht zur Pressrichtung) des
ausgehärteten Formkörpers ist eine Schwindung von < 50 µm
festzustellen, was einer linearen Dimensionsänderung von < 0,05%
entspricht. Der Formkörper kann deshalb ohne weitere Oberflächen
bearbeitung direkt zum Einbau verwendet werden. Die Biegefestigkeit
σB liegt bei 51 N/mm2, das Material bleibt stabil bis zu einer
Temperatur von 405°C.
Zur Ermittlung des Wärmeausdehnungsverhaltens werden Probestäbchen
mit einem rechteckigen Querschnitt von 5 × 5 mm2 und einer Länge
von 38 mm durch Warmpressen nach Ausführungsbeispiel 2 hergestellt.
Die Zusammensetzungen der in einem Dilatometer untersuchten
Probenstäbchen sind in Tabelle 2 dargestellt:
In einem Differenzdilatometer (Netzsch Gerätebau) werden die
Probestäbchen gegenüber einem Al2O3-Standard im Temperaturbereich
von Raumtemperatur bis 500°C vermessen. Die Aufheizrate beträgt
5°C/min. Wie aus Tabelle 2 hervorgeht, gelingt es, durch Wärme
behandlung im Temperaturbereich von 570 bis 671°C die Wärmedehnung
der untersuchten Proben sehr gut an die Werte von ferritischen
Stählen (10-14 × 10-6 K-1) bzw. Grauguss (9-11 × 10-6 K-1)
anzugleichen. Die Schwindung liegt unter 0,1%.
Claims (14)
1. Polymerkeramischer Verbundwerkstoff oder Formteil aus einem
polymerkeramischen Werkstoff mit einem metallischen Kon
struktionswerkstoffen vergleichbaren thermischen Ausdeh
nungsverhalten, der Nullschwindung gegenüber der Urform nach
abschließender partieller Pyrolyse aufweist,
dadurch erhältlich, dass man
ein Polymermaterial und einen oder mehrere keramische
Füllstoffe miteinander mischt, dann einer Vernetzung
unterzieht - im Falle des Formteiles unter Herstellung
eines entsprechen den Grünkörpers - und schließlich das
resultierende Material oder den resultierenden Grünkörper
einer partiellen Pyrolyse unterzieht, wobei die Gewichts
verhältnisse der verwendeten Komponenten sowie die Art der
Wärmebehandlung auf der Basis theoretisch oder empirisch
ermittelter Werte so gewählt werden, dass der resultierende
Verbundwerkstoff oder das resultierende Formteil das ther
mische Ausdehnungsverhalten vergleichbar dem eines Metalls
hat und nach der partiellen Pyrolyse innerhalb einer Tole
ranz von gleich oder weniger als 0,1% dieselben linearen
Dimensionen hat wie die Urform.
2. Polymerkeramischer Verbundwerkstoff oder Formteil gemäß
Anspruch 1, der erhältlich ist durch partielle Pyrolyse
eines Gemisches umfassend einen keramischen Füllstoff im
Anteil von 10 bis 80 Volumenprozent und ein Polymeres im
Anteil von 20 bis 90 Volumenprozent, wobei die partielle
Pyrolyse im Bereich zwischen 200 und 800°C, vorzugsweise im
Bereich von 500 bis 750°C, so gewählt wird, dass gegenüber
der Urform eine Schwindung von 0,1% oder weniger, vorzugs
weise von 0,05% oder weniger, erzielt wird.
3. Polymerkeramischer Verbundwerkstoff oder Formteil gemäß
einem der Ansprüche 1 oder 2, welcher ausser einem kera
mischen Füllstoff und einem Polymeren noch weitere Zusätze
bis zu 10 Volumenprozent enthält.
4. Polymerkeramischer Verbundwerkstoff oder Formteil gemäß
einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass
seine Wärmeausdehnung der von Stahl oder Grauguss gleich
ist.
5. Polymerkeramischer Verbundwerkstoff oder Formteil gemäß
einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass
seine Wärmeausdehnung im Bereich von -50°C bis 500°C der
von Stahl oder Grauguss gleich ist.
6. Polymerkeramischer Verbundwerkstoff oder Formteil gemäß
einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass
seine Wärmeausdehnung im Bereich von Raumtemperatur bis 400°C
der von Stahl oder Grauguss gleich ist.
7. Polymerkeramischer Verbundwerkstoff oder Formteil gemäß
einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass
bei seiner Herstellung keramischer Füllstoff mit einer
Korngrösse von 1 bis 50 µm verwendet wird.
8. Einzelteil, bestehend aus einem polymerkeramischen Formteil
gemäss einem der Ansprüche 1 bis 7 im Verbund mit Metall
teilen.
9. Einzelteil gemäss Anspruch 8, worin die Metallteile Stahl-
oder Graugussteile sind.
10. Herstellungsverfahren für einen polymerkeramischen Verbund
werkstoff oder ein Formteil gemäß einem der Ansprüche 1 bis
7 oder ein Einzelteil gemäß einem der Ansprüche 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet, dass man
ein Polymermaterial und einen oder mehrere keramische
Füllstoffe miteinander mischt, dann einer Vernetzung
unterzieht - im Falle des Formteiles unter Herstellung
eines entsprechenden Grünkörpers - und schließlich das
resultierende Material oder den resultierenden Grünkörper
einer partiellen Pyrolyse unterzieht, wobei die Gewichts
verhältnisse der verwendeten Komponenten sowie die Art der
Wärmebehandlung auf der Basis theoretisch oder empirisch
ermittelter Werte so gewählt werden, dass der resultierende
Verbundwerkstoff oder das resultierende Formteil ein ther
misches Ausdehnungsverhalten vergleichbar dem eines Metalls
hat und nach der partiellen Pyrolyse innerhalb einer Tole
ranz von gleich oder weniger als 0,1% dieselben linearen
Dimensionen hat wie die Urform.
11. Verfahren gemäß Anspruch 10, wobei die Gewichtsverhältnisse
der verwendeten Komponenten so gewählt werden, dass der
resultierende Verbundwerkstoff oder das resultierende Form
teil ein thermisches Ausdehnungsverhalten vergleichbar dem
von Stahl oder Grauguss hat und nach der partiellen Pyrolyse
innerhalb einer Toleranz von gleich oder weniger als 0,05%
dieselben linearen Dimensionen hat wie die Urform.
12. Verfahren gemäß Anspruch 10, wobei die Gewichtsverhältnisse
der verwendeten Komponenten sowie die Art der partiellen
Pyrolyse auf der Basis empirisch ermittelter Werte gewählt
werden, dadurch gekennzeichnet, dass die empirische Ermitt
lung folgende Schritte umfasst:
- A) zuerst empirische Ermittlung für ein aus einem Polymeren hergestelltes Material oder Formteil der exakten Pyrolyse temperatur für Null-Schwindung gegenüber der Urform im Urformverfahren und Ermittlung des thermischen Ausdehnungs koeffizienten des so erhaltenen Materials;
- B) durch Beimengung von keramischen Füllstoffen (wobei weitere Variablen zunächst konstantzuhalten sind) An passung des Ausdehnungskoeffizienten an den von Stahl oder Grauguss; und
- C) anschließende Ermittlung der exakten Pyrolysetemperatur für Null-Schwindung im Urformverfahren und gleichzeitige Einstellung eines Wärmeausdehnungskoeffizienten im Bereich derjenigen des angestrebten Metalls, wobei Schritt (B), wenn die notwendige Pyrolysetemperatur zwischen den Rasterpunkten einer verwendeten Messwertmatrix liegt, noch einmal wiederholt wird in Feinuntersetzung und es nötig sein kann, die Schritte (B) und/oder (C) erneut oder noch mehrmals iterativ zu wiederholen.
13. Verfahren gemäß Anspruch 10, wobei die Gewichtsverhältnisse
der verwendeten Komponenten sowie die Art der partiellen
Pyrolyse auf der Basis empirisch ermittelter Werte gewählt
werden, dadurch gekennzeichnet, dass die empirische Ermitt
lung folgende Schritte umfasst:
- 1. Pyrolyse eines Polymeranteils bekannter Zusammensetzung bei verschiedenen Pyrolysetemperaturen zur Ermittlung des thermischen Ausdehnungskoeffizienten des jeweils erhältlichen Polymerkeramikmaterials oder -formteils und Ermittlung der Schwindung oder Ausdehnung des so erhaltenen Materials;
- 2. Beimischung von keramischen Füllstoffen zur Anpassung des thermischen Ausdehnungskoeffizienten an den von Stahl oder Grauguss; und
- 3. Ermittlung der Pyrolysetemperatur mit Nullschwindung;
14. Verwendung eines polymerkeramischen Verbundwerkstoffes oder
eines Formteiles gemäß einem der Ansprüche 1 bis 7 oder
eines Einzelteils gemäß einem der Ansprüche 8 oder 9 in
Maschinen, Geräten oder Anlagen, in denen sie in Kontakt mit
metallischen Werkstoffen oder Teilen kommen.
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