DE19936997A1 - Verfahren zur Nutzung von Dendrimeren als Multiplikatoren zur Verabreichung von Photosensibilisatoren - Google Patents
Verfahren zur Nutzung von Dendrimeren als Multiplikatoren zur Verabreichung von PhotosensibilisatorenInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Applikation von Photosensibilisatoren (PS) mittels Dendrimeren. Dabei sind die PS kovalent an die peripheren Bindungsstellen der Dendrimere gekoppelt und werden in einem oder mehreren aufeinanderfolgenden Zyklen abgespalten. Die PS sollen als freie Moleküle unter Lichteinwirkung die volle photodynamische Wirksamkeit entfalten.
Description
Die photodynamische Therapie (PDT) ist eine nichtinvasive Methode der
Photomedizin, die zur Behandlung von Hauterkrankungen (z. B. Psoriasis), viralen Infektionen
(z. B. Herpes) und tumorösen Erkrankungen (z. B. Lungen- und Blasenkarzinom, Karzinome
der haut) eingesetzt wird.
Zur Vermittlung der photodynamischen Wirkung werden Farbstoffe als
Photosensibilisatoren genutzt, die nach Lichtanregung mit hoher Effizienz in langlebige
Triplettzustände übergehen. Aus dem Triplettzustand erfolgt dann die photodynamische
Wirkung über die Bildung von Singulettsauerstoff und/oder der Bildung von Radikalen.
Ein wesentliches Problem bei der Nutzung des photodynamischen Effektes in der
medizinischen Praxis stellt die selektive Akkumulation der PS im Zielgewebe dar. Da eine
aktive selektive Akkumulation von PS nicht bekannt ist, besteht die Notwendigkeit, ein
modulares Transportsystem zu schaffen. Mit Hilfe dieses Transportsystems muß der
Wirkstoff zielgereichtet zum Targetgewebe transportiert werden können. Dieser Teil kann
durch Antikörper oder Antikörperfragmente realisiert werden. Um die Aktivität der
Antikörper zu erhalten, kann nur eine geringe Anzahl von PS direkt gekoppelt werden. Aus
diesem Grund ist die Entwicklung eines Multiplikators erforderlich, der mehrere PS-Moleküle
aufnehmen kann und selbst direkt an den Antikörper oder das Antikörperfragment gekoppelt
wird.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe nunmehr dadurch gelöst, daß als PS
Tetrapyrrole verwendet werden, die über eine kovalente Bindung an die peripheren Gruppen
von Dendrimeren in möglichst hoher Zahl gebunden werden.
Unter der Einwirkung von natürlichem oder künstlichem Licht, auch Laserlicht, wird
ein Teil oder alle PS-Moleküle vom Dendrimer abgespalten und entfalten dann selbst unter
Absorption von Licht ihre photodynamische Wirkung. Dieser Prozeß kann mehrfach
wiederholt werden.
Die im erfindungsgemäß verwendeten Verfahren verwendeten Tetrapyrrole sind
Verbindungen aus der Klasse der Porphyrine, Benzoporphyrine, Chlorine, Bacteriochlorine,
Porphycene, Texaphyrine, Sapphyrine sowie der Phthalocyanine und Naphthalocyanine.
Bevorzugte Tetrapyrrole sind Chlorophyll und seine natürlichen Abkömmlinge,
insbesondere Phäophorbid und Phäophorbidderivate.
Besonders bevorzugte Tetrapyrrole sind diejenigen, welche durch Substitutionen einen
amphiphilen Charakter tragen, und damit nur bedingt wasserlöslich sind.
Die Vorteile der erfinderischen Lösung bestehen darin, daß nunmehr höchst wirksame
natürliche und/oder synthetische PS in einem Verfahren appliziert werden können, bei dem
die PS-Moleküle in großer Anzahl direkt zur Targetzelle transportiert werden können.
Vorteilhaft ist dabei insbesondere, daß die PS während des Transportes keine
Wechselwirkung mit Biomolekülen eingehen, bzw. gelöst in die Blutbahn übergehen können.
Vorteilhaft ist weiterhin, daß sich die PS unter Lichteinwirkung ohne die Verwendung
zusätzlicher chemischer Agentien von den Dendrimeren abtrennen lassen, dennoch ist die
Abspaltung auch durch chemische Aktivatoren, bzw. pH-Wertänderung denkbar.
Vorteilhaft ist ebenfalls, daß sich die PS wesentlich schneller in der Zielzelle
akkumulieren als bei der Verwendung anderer Verfahren.
Eine Optimierung und Anpassung der phototoxischen Aktivität der erfindungsgemäß
verwendeten Dendrimer-Photosensibilisator-Komplexe an die jeweilige aktuelle Aufgabe
kann durch entsprechende Variation des oder der verwendeten Tetrapyrrole und/oder der
Dendrimere geschehen.
Das folgende Beispiel erläutert die Erfindung:
Zur Demonstration der Erfindung wurde ein Diaminobutan poly-propylene-imin-Dendrimer
der 3. Generation benutzt, welches in den Randgruppen 16 potentielle Bindungsstellen zur
Verknüpfung mit einem Farbstoff aufweist. Phäophorbid a (Phäo) wurde aus getrockneten
Blättern der Brennessel (urtica urens) entsprechend isoliert und nachfolgend mit N-hydroxy-
succinimid aktiviert.
15 mg des DAB Dendrimers (angelöst in 1 ml Methanol und 2 Tropfen Triethylamin) wurden
in 10 ml Dichlormethan gelöst und kontinuierlich gerührt).
Danach wurden 155 mg (25 Äquivalente) des Phäo-Succinimidester gelöst in 10 ml
Dichlormethan zugegeben. Die Lösung wurde bei Raumtemperatur unter Ausschluß von Licht
24 h gerührt. Danach wurde die Lösung mehrfach mit destilliertem Wasser (Milli Q)
gewaschen und getrocknet. Zu dem erhaltenen Puder wurden 50 ml Methanol zugegeben um
die nicht an die Dendrimere gebundenen freien Phäo-Succinimidester Moleküle zu lösen.
Nach 6 Stunden wurde der Überstand abgegossen und das verbleibende Puder wurde
getrocknet. Dieser Vorgang wurde dreimal wiederholt. Als Resultat wurde ein kristallines,
nahezu schwarzes Pulver erhalten.
Zur Überprüfung der Reinheit wurden 2 mg des Pulvers in 5 ml Dichlormethan gegen 50 ml
Dichlormethan für drei Tage in Dunkelheit dialisiert. Es konnten weder Phäo-Succinimid
ester noch Phäo außerhalb des Dialyseschlauches gefunden werden.
Die kovalente Kopplung des Phäo an die Dendrimere wurde außerdem mittels MALDI
bestätigt.
Das Absorptionsspektrum von Phäo 16 in Ethanol unterscheidet sich wesentlich von dem des
Phäo (vgl. Abb. 1). Die Bandbreite aller Absorptionsbanden nimmt zu und alle Q-Banden
sind bathochrom verschoben (5-14 nm). Die Streuung nimmt zu.
Für die Phäo/Dendrimer-Mischung ist das Absorptionsspektrum mit dem des Phäo und des
Phäo-Succinimidester identisch.
Die Fluoreszenzspektrum aller Proben zeigen die nahezu gleiche Form, allerdings ist die
Fluoreszenzintensität für Phäo 16 in Ethanol ca. 50 mal geringer als für Phäo in Ethanol (vgl.
Abb. 2).
Abb. 1: Absorptionsspektren von Phäophorbid a (1), Phäophorbid a-Succinimidester (2),
einer Mischung von Phäophorbid a und Dendrimeren (3) und des Phäophorbid a-
16 Dendrimer-Komplexes (4) in Ethanol
Abb. 2: Fluoreszenzspektren von Phäophorbid a (1), Phäophorbid a-succinimidester (2), eine
Mischung von Phäophorbid a und Dendrimeren (3) und des Phäophorbid a-16
Dendrimer-Komplexes (4) in Ethanol. Die Fluoreszenzintensität von (4) hat stark
abgenommen, während die Form des Spektrums nahezu unverändert ist
Die Fluoreszenzlebensdauer von Phäo in Ethanol (5,7 ns) nimmt für Phäo 16 ab und wird
biexponentiell (4,5 ns und 0,5 ns bei einem Amplitudenverhältnis von 2 : 1), während sie für die
Mischung und den Phäo-succinimidester ähnlich der des Phäo ist (vgl. Tab. 1).
Die Quantenausbeute des photoinduziert generierten Singulettsauerstoffes von Phäo (0,52)
nimmt auf 0,05 für Pheo 16 ab (vgl. Tab. 1).
Alle diese Befunde sprechen für eine kovalente Kopplung der Farbstoffmoleküle an das
Dendrimer. Die Wechselwirkung zwischen den Farbstoffmolekülen ist als Ursache für die
stark reduzierte Fluoreszenzintensität und Singulettsauerstoffgenerierung anzusehen.
Überraschenderweise verändern sich die optischen Eigenschaften des Phäo 16 unter
Belichtung dramatisch und gleichen sich im wesentlichen den Parametern des freien Phäo an:
- - Das Absorptionsspektrum des Phäo 16 wechselt zu dem des freien Phäo.
- - Die Fluoreszenzintensität nimmt mit der Belichtung zu, wobei die Spektrenform erhalten bleibt.
- - Nach Belichtung einer Phäo 16-Probe (3 ml) mit 40 J bei 514 nm nahm die Singulettsauerstoffquantenausbeute des Phäo 16 zu und erreichte einen Wert von 0,47 (vgl. Abb. 3).
- - Die Freisetzung von Phäo nach 30 min Belichtung des Phäo 16 mit einer UV-Lampe (~1 kJ) konnte mittels MALDI bestätigt werden.
Abb. 3: Unter Belichtung nimmt das Signal der Singulettsauerstoff-Lumineszenz infolge der
Ablösung der Phäophorbid-a-Moleküle vom Multiplier Dendrimer zu
Die beschriebenen Effekte zeigen, daß der Farbstoff unter Belichtung vom Dendrimer
abgespalten wird und danach als Monomer photosensibilisierend wirksam wird. Dieser
Prozeß läuft jedoch nur in Gegenwart von Sauerstoff ab. Vermutlich verursacht der primär
generierte Singulettsauerstoff die Auftrennung der Bindungen zwischen Farbstoffmolekülen
und Dendrimer.
Claims (18)
1. Verfahren zur Applikation von Photosensibilisatoren (PS) mittels Multiplikatoren,
gekennzeichnet dadurch, daß als PS Tetrapyrrole und als Multiplikatoren Dendrimere
benutzt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Tetrapyrrol Chlorophyll und
dessen Derivate verwendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß als Tetrapyrrol Phäophorbid
und dessen Derivate verwendet werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß als Tetrapyrrol Porphyrine,
Chlorine und Bacteriochlorine verwendet werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß als Tetrapyrrol Porphycene,
Texaphyrene oder Sapphyrine verwendet werden.
6. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß als Tetrapyrrol Phthalocyanine
oder Naphthalocyanine verwendet werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß als Multiplikatoren starburst-
Dendrimere verwendet werden.
8. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß als Multiplikatoren lineare oder
verzweigte Ketten von Dendronen verwendet werden.
9. Verfahren nach Anspruch 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Tetrapyrrole durch
natürliche und/oder künstliche Lichteinwirkung, auch Laserlicht, von den Dendrimeren
abgespalten werden.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Belichtung wiederholt
durchgeführt werden kann.
11. Verfahren nach Anspruch 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Tetrapyrrole durch
chemische Einwirkung von den Dendrimeren abgespalten werden.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Tetrapyrrole durch pH-
Wert-Änderung von den Dendrimeren abgespalten werden.
13. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Tetrapyrrole durch
enzymatische Wirkung von den Dendrimeren abgespalten werden.
14. Verfahren nach Anspruch 9-13, dadurch gekennzeichnet, daß die Tetrapyrrole durch
Lichteinwirkung und chemische Wirkung abgespalten werden.
15. Verfahren nach Anspruch 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß die Aktivierung der
Tetrapyrrole durch Einwirkung von natürlichem und/oder künstlichen Licht, auch
Laserlicht, erfolgt.
16. Verfahren nach Anspruch 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß bei der Durchführung
des Verfahrens eine oder mehrere verschiedene Sorten von Dendrimer-Photosensi
bilisator-Komplexen verwendet werden.
17. Verfahren nach Anspruch 1 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß bei der Durchführung
des Verfahrens die Dendrimer-Photosensibilisator-Komplexe in einer oder mehreren
Gaben verabreicht werden.
18. Verfahren nach Anspruch 1 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß bei der Durchführung
des Verfahrens die Dendrimer-Photosensibilisator-Komplexe an Antikörper oder
Antikörperfragmente gebunden werden.
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