DE19919041A1 - Sprengtechnisches Verfahren und Vorrichtung zum Eindringen in Bauwerke - Google Patents
Sprengtechnisches Verfahren und Vorrichtung zum Eindringen in BauwerkeInfo
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Abstract
Das schnelle sprengtechnische Durchbrechen von Mauerwerk im Katastrophenfall wird durch den Einsatz von Hohlladungsgruppen erreicht, deren einzelne Hohlladungen ebensymmetrisch ausgeführt sind und damit als Schneidladung wirken. Mittels der Anordnung der Hohlladungen in einer vorbestimmten Höhe über dem Mauerwerk wird diese gerade nicht vollständig durchbrochen, wodurch der Umfang der Sekundärschäden erheblich reduziert wird.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Eindringen in
Bauwerke bestehend aus einer in einem Hohlladungsgehäuse befindlichen
Hohlladung, die eine Belegung aufweist und die über eine Länge ebensymme
trisch zum Zweck der Erzeugung eines schneidenförmigen Strahls geformt ist.
Es sind Hohlladungen bekannt geworden, die zum Durchdringen von Mauern
oder ähnlichen aus Baumaterial bestehenden Gewerken geeignet sind. Die
US-Patentschrift 5,633,475 beschreibt eine Hohlladung, die eine geformte
Belegung aufweist. Diese Belegung hat die Form eines Kegels, dessen Spitze
zur Apertur der Hohlladung weist. Nach der Zündung formt sich die Belegung
in einen ringförmigen Strahl um, der bei Auftreffen auf das Baumaterial eine
kreisförmige Öffnung erzeugt. Der Durchmesser der Belegung gibt dabei den
maximalen Durchmesser der erzeugbaren Öffnung vor. Zur Erzeugung eines
sogenannten Mannloches, d. h. eine Maueröffnung, durch die sich ein
Mensch bewegen kann oder durch die ein Verletzter transportiert werden
kann, muß eine derartige Hohlladung hinsichtlich des Gehäuses und der Bele
gung sehr massiv ausgeführt sein. Dies erschwert die Handhabung erheblich.
Weiterhin ist in dieser Druckschrift kein Hinweis darauf gegeben, in welcher
Weise eine Anpassung der Hohlladungsleistung an die Dicke des Gewerks
erfolgen kann.
Aus der DE 38 08 110 C1 der Anmelderin ist eine geformte Ladung bekannt
geworden, deren Vorzugswirkung sich nicht rotationssymmetrisch entfaltet,
sondern die ebensymmetrisch aufgebaut ist, so daß sich eine Vorzugswirkung
in Richtung der Symmetrieebene ergibt. Damit wird eine sogenannte Schneid
ladung erzeugt. Es ist das Ziel dieser Druckschrift, eine geformte Ladung an
zugeben, die wahlweise unter Bildung eines Stachels oder als Wuchtgeschoß
wirkt. Diese Strahlformen sind jedoch für einen schonenden Durchbruch ei
nes Mauerwerks nicht geeignet, da die erzeugbare Öffnung zu klein ist. Au
ßerdem kann bei einem Wuchtgeschoß nicht verhindert werden, daß auf der
gegenüberliegenden Seite der Mauer ein großer Schaden durch weggeschleu
derte Bruchstücke angerichtet wird.
Es ist Aufgabe der Erfindung, ein sprengtechnisches Verfahren und eine Vor
richtung zum gefahrlosen Eindringen in Bauwerke anzugeben, wobei ein Mau
erdurchbruch geschaffen werden soll, der den Transport einer verletzten Per
son durch diese Öffnung zuläßt und wobei gleichzeitig Sekundärwirkungen
wie Bruchstücke, Staubentwicklung und Druckwelle auf ein Minimum redu
ziert werden.
Diese Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen 1 und 7 beschriebenen
kennzeichnenden Merkmale der Vorrichtung und des Verfahrens in einfacher
Weise gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den kennzeichnenden
Merkmalen der Unteransprüche beschrieben.
Die erfindungsgemäße Anordnung von Hohlladungen erlaubt es, im Katastro
phenfall sehr schnell Wände zu durchbrechen. Aus Zeitgründen ist es gerade
in diesem Anwendungsfall nicht möglich, den Sprengstoff in der Mauer zur
Anwendung zu bringen. Die Alternative ist die aufgelegte Ladung. Diese zeich
net sich durch leichte Handhabbarkeit bei Transport und Anbringung und
durch individuelle Einstellbarkeit der Durchschlagswirkung vor Ort aus.
Schließlich lassen sich aufgrund der Einstellbarkeit der Leistung die Sekun
därschäden weitgehend reduzieren. Eine sehr große Gefahr für eingeschlos
sene Personen resultiert sich aus den Mauerbruchstücken, die bei der An
wendung herkömmlicher Sprengladungen den hinter der Wand liegenden
Raum wie Geschosse beaufschlagen. Durch die Detonation können weitere
Mauerstücke zum Einsturz gebracht werden und der Detonationsknall und die
Staubentwicklung belasten die Eingeschlossenen enorm. Dies alles wird mit
Hilfe der erfindungsgemäßen Vorrichtung vermieden, weil durch den gezielten
Einsatz der Hohlladungsenergie die Mauer nur bis maximal zur Brechgrenze
belastet wird.
Im folgenden ist die Erfindung anhand der Zeichnung erläutert. Es zeigen je
weils schematisch vereinfacht:
Fig. 1 einen Schnitt durch eine Anordnung von Hohlladungen,
Fig. 2 eine Aufsicht auf eine positionierte Vorrichtung zum Eindringen in
Bauwerke.
Gemäß Fig. 1 bestehen die einzelnen Hohlladungen aus einem Gehäuse 2, in
dem eine Sprengladung 1 und ein Zünder 5 eingebaut sind. Die Hohlladungen
1 weisen eine Belegung 3 auf, die im Querschnitt eine spitzwinklige Form auf
weisen. In der dazu senkrechten Richtung haben die Hohlladungen 1, wie in
Fig. 2 erkennbar, eine Ausdehnung in der Länge L. Derartige Ladungen er
zeugen einen länglichen, aber in der Querrichtung scharf gebündelten Strahl.
Die einzelnen Ladungen weisen untereinander einen gewissen Abstand auf,
der üblicherweise fest eingestellt ist. Demgegenüber ist der Abstand d von
der Apertur der Hohlladung bis zum Mauerwerk 4 nach den Erfordernissen
des Anwendungsfalles anpaßbar. Im Ausführungsbeispiel wurde gemäß Fig.
1 ein geschäumter Kunststoff 6, wie beispielsweise Polyurethan, dazu ver
wendet, einerseits den Abstand zwischen den einzelnen Hohlladungen 1a, 1b
einzuhalten und andererseits auch den Abstand d zum Mauerwerk 4 zu ge
währleisten. Der Abstand d kann natürlich in gleichwirkender Weise auch mit
Hilfe anderer Mittel als Abstandhalter erzielt werden. Im Anwendungsfall wird
dieser Abstand d mittels einer Messung der Dicke des vorliegenden Mauer
werks 4 und der Analyse des verwendeten Materials bestimmt. Dazu werden
Ultraschallmeßgeräte oder vergleichbare Mittel eingesetzt. Der so aus Dicke
und Festigkeit der Mauer bestimmte Abstand d wird dann an der erfindungs
gemäßen Vorrichtung durch Abtragen oder Aufbringen von Kunststoffmaterial
eingestellt.
Die Hohlladungen werden zueinander in einer bestimmten Anordnung festge
halten. Dafür gibt es verschiedene gleichwirkende Möglichkeiten, von denen
eine anhand des Ausführungsbeispiels dargestellt wird. Als Trägermaterial hat
sich geschäumter Kunststoff (beispielsweise Polyurethan) wegen seiner Vo
teile bewährt. Es zeichnet sich durch leichte Bearbeitbarkeit, Witterungsun
empfindlichkeit, geringes Gewicht und für den Anwendungsfall ausreichend
hoher Festigkeit aus. Die einzelnen Hohlladungen werden in der gewünschten
Anordnung in das Kunststoffmaterial eingebettet. Der für den gewünschten
Umfang der Zerrüttung des Mauerwerks erforderliche Abstand wird ebenfalls
durch eine Schicht aus dem gleichen geschäumten Kunststoff erreicht. Eine
Verringerung des Abstandes ist am Einsatzort durch Abtragen oder -schnei
den zu erzielen. Eine Vergrößerung des Abstandes kann durch Aufkleben von
Abstandsstücken oder -schichten erfolgen. Somit ist die Anpassung des Ab
standes der Hohlladungen zum Mauerwerk am Einsatzort mit einfachen Mit
teln und in kurzer Zeit möglich. Wenn der Abstand festgelegt ist erfolgt das
Anbringen der Hohlladungsgruppe vorteilhafterweise mittels einer Klebung,
beispielsweise mit Hilfe eines doppelseitigen Klebebandes.
Wie in Fig. 2 dargestellt, bilden zwei oder mehrere Hohlladungen 1a, 1b, 1c
in paralleler Anordnung eine Gruppe. Im Ausführungsbeispiel besteht die
Gruppe aus 16 parallelen Einzelladungen. Diese decken eine quadratische
Fläche mit der Seitenlänge L ab. Wenn diese Anordnung auf einer Spitze ste
hend an der Mauer 4 angebracht wird, entsteht nach erfolgter Zündung eine
etwa rau-tenförmige Öffnung der Breite M. Dabei ist das Maß M so gewählt,
daß ein Mensch hindurchkriechen oder ein Verletzter liegend hindurchge
schoben werden kann.
Um die Risiken für Eingeschlossene zu minimieren, muß das Zuführen von
Energie zum Zerrütten des Mauerwerks 4 dosiert auf die jeweilige Art des
Mauerwerks (Ziegel, Beton usw.) und dessen Dicke abgestimmt sein. Das ge
zielte Einbringen der Hohlladungsenergie ist am zuverlässigsten durch die
Ausnutzung der Stachelbildung der Hohlladung möglich. Die geeignete Hohl
ladung muß als lineare Schneidladung so dimensioniert sein, daß das Mauer
werk 4 gerade nicht vollständig durchschlagen wird. Damit werden Sekundär
schäden wie beschleunigte Mauerbruchstücke und auch Restpartikel der
Hohlladungsauskleidung verhindert. Der restliche Durchbruch kann dann mit
geeignetem Werkzeug manuell erfolgen.
Die konstruktive Auslegung der linearen Schneidladung ist abhängig von der
Schneidleistung einer üblicherweise verwendeten Standardladung gegen die
verschiedenen Wandmaterialien. Es ist natürlich möglich, durch Ändern der
verschiedenen Parameter, welche die Leistung einer Hohlladung bestimmen
(z. B. Auskleidungsmaterial, Auskleidungswandstärke, Auskleidungswinkel,
Sprengstoffart, Sprengstoffmenge, Initiierung), eine Schneidladung so zu kon
struieren, daß eine exakt definierte Leistung gegen ein bestimmtes Wandma
terial mit gegebener Dicke erzielt wird. Das bedeutet aber, daß der Anwender
über ein Sortiment an verschiedenen Schneidladungen für den jeweiligen Ein
satz verfügen müßte. Dies widerspricht aber dem Prinzip einer flexiblen An
passungsfähigkeit im Katastrophenfall. Somit wird erfindungsgemäß in der
Regel nur eine Standardladung konzipiert, die dann auf das härteste zu erwar
tende Ziel (Stahlbeton) ausgelegt ist. Der Abstand d zwischen der Hohlladung
und dem Mauerwerk 4 wird dann in Versuchen ermittelt.
Das genaue Einstellen erfolgt vor Ort über die Veränderung des Abstandes
der Ladung zum Ziel. Neben der Verwendung von geschäumtem Kunststoff in
entsprechender Dicke d sind dabei auch verstellbare Abstandhalter einsetz
bar. Diese können mit entsprechenden Markierungen für verschiedene Mau
erarten und -dicken versehen sein.
Eine lineare und ebensymmetrische Hohlladung der Länge L erzeugt einen
Schnitt mit dieser Länge und der oben beschriebenen Tiefenleistung. Um ei
ne Fläche in der Größe eines Mannloches aus einem Mauerwerk herauszubre
chen, ist es notwendig, mehrere Ladungen im Bereich dieser Fläche anzubrin
gen. Dies wird erfindungsgemäß so gelöst, daß mehrere gleichartige Ladun
gen parallel zueinander als Gruppe angeordnet sind. Dieses Ausführungsbei
spiel ist in der Fig. 2 dargestellt. Es kann aber auch vorteilhaft sein, mehrere
kleine Gruppen von Hohlladungen zu bilden, die dann zueinander in größeren
Abständen parallel oder in Winkeln (z. B. 90°) zueinander versetzt angeordnet
sind. Dadurch ist es möglich, je nach den örtlichen Gegebenheiten die Schnit
te vorteilhaft zu setzen. Weiterhin ist es möglich, nach einer ersten Spren
gung eine weitere mit einer um 90° gedreht angeordneten Gruppe von Hohl
ladungen durchzuführen, um die Zerrüttung des Materials zu verstärken und
den manuellen Durchbruch des Restmaterials zu erleichtern.
Zur weiteren Minimierung der Belastung Eingeschlossener, die mittels des zu
erzeugenden Mauerdurchbruchs erreicht werden sollen, dient der erfindungs
gemäße Vorschlag, die Zündung der einzelnen Hohlladungen nacheinander
mit kurzer zeitlicher Verzögerung ablaufen zu lassen. Damit wird die Intensität
der Schockwelle reduziert und der erzeugte Druck über einen gewissen Zeit
raum verteilt. Das Risiko einer unerwünschten Ablösung von weiteren Mauer
teilen wird dadurch erheblich reduziert und die Bildung von Staubwolken ver
mindert. Die Verzögerung der Zündung wird auf einfache Weise mit bekann
ten Mitteln wie beispielsweise Sprengschnüren oder Sprengkapseln mit ver
zögerter Zündung erreicht.
Claims (7)
1. Vorrichtung zum Eindringen in Bauwerke, bestehend aus einer in ei
nem Hohlladungsgehäuse (2) ebensymmetrisch zum Zweck der Erzeugung
eines schneidenförmigen Strahls geformt ist, dadurch gekennzeichnet, daß
zwei oder mehrere gleichartige ebensymmetrische Hohlladungen (1a, 1b) et
wa parallel nebeneinander als Gruppe (G) angeordnet sind, und daß die Hohl
ladungen (1a, 1b) einen in Abhängigkeit von der Dicke der zu durchbrechen
den Mauer (4) einstellbaren Abstand (d) zur Oberfläche aufweisen.
2. Vorrichtung zum Eindringen in Bauwerke nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß die Zündungen der einzelnen Hohlladungen (1a, 1b) in
kurzen aufeinander folgenden Zeitabständen ausgelöst werden.
3. Vorrichtung zum Eindringen in Bauwerke nach Anspruch 1 oder 2, da
durch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung eine Anordnung mehrerer Grup
pen (G) von Hohlladungen umfaßt.
4. Vorrichtung zum Eindringen in Bauwerke nach Anspruch 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Gruppen (G) in einem Abstand etwa parallel zuein
ander angeordnet sind.
5. Vorrichtung zum Eindringen in Bauwerke nach Anspruch 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Gruppen (G) in bestimmbaren Winkeln (α) zueinan
der angeordnet sind.
6. Vorrichtung zum Eindringen in Bauwerke nach wenigstens einem der
Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß als Abstandhalter zwi
schen den Hohlladungen (1a, 1b) untereinander und/oder als Abstandhalter
zwischen den Hohlladungen (1a, 1b) und dem Bauwerk (4) ein geschäumter
Kunststoff verwendet wird.
7. Verfahren zum Eindringen in Bauwerke unter Verwendung einer eben
symmetrischen Hohlladung, die eine Vorzugswirkung in einer Symmetrieebe
ne aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß eine Anordnung (G) von zwei
oder mehreren gleichartigen ebensymmetrischen Hohlladungen in einen zu
vor bestimmbaren und einstellbaren Abstand (d) zur zu durchbrechenden
Mauer (4) verbracht werden, und daß die Zündung der einzelnen Hohlladun
gen in kurzen aufeinander folgenden Zeitabständen erfolgt.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE29924521U DE29924521U1 (de) | 1999-04-27 | 1999-04-27 | Sprengtechnische Vorrichtung zum Eindringen in Bauwerke |
DE1999119041 DE19919041A1 (de) | 1999-04-27 | 1999-04-27 | Sprengtechnisches Verfahren und Vorrichtung zum Eindringen in Bauwerke |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1999119041 DE19919041A1 (de) | 1999-04-27 | 1999-04-27 | Sprengtechnisches Verfahren und Vorrichtung zum Eindringen in Bauwerke |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19919041A1 true DE19919041A1 (de) | 2000-11-09 |
Family
ID=7905984
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1999119041 Ceased DE19919041A1 (de) | 1999-04-27 | 1999-04-27 | Sprengtechnisches Verfahren und Vorrichtung zum Eindringen in Bauwerke |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19919041A1 (de) |
Cited By (1)
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- 1999-04-27 DE DE1999119041 patent/DE19919041A1/de not_active Ceased
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8131 | Rejection |