DE19904285A1 - Methode zum Nachweis und zur Quantifizierung von Analyten in Proben mit Hilfe von RNA-Replikons - Google Patents
Methode zum Nachweis und zur Quantifizierung von Analyten in Proben mit Hilfe von RNA-ReplikonsInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum qualitativen und/oder quantitativen Nachweis eines Analyten in einer Probe, bei dem man ein Nachweisreagenz verwendet, welches ein RNA-Replikon oder eine für eine solche Sequenz kodierende DNA-Sequenz aufweist, und man den Analyten durch Amplifikation des RNA-Replikons mittels einer DNA-abhängigen RNA-Polymerase und anschließende Detektion der Amplifikationsprodukte nachweist. Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist eine Nukleinsäure, die für ein erfindungsgemäßes Nachweisreagenz kodiert, sowie ein Testkit zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum qualitativen und quantitativen
Nachweis eines Analyten in einer Probe, wobei der Nachweis mit Hilfe eines
für den Analyten spezifischen Nachweisreagenzes erfolgt, welches eine
Replikonsequenz enthält, wobei das Replikon von einer DNA-abhängigen
RNA-Polymerase amplifiziert werden kann. Ein weiterer Gegenstand der
Erfindung ist eine Nukleinsäure, die für ein erfindungsgemäßes
Nachweisreagenz kodiert, sowie ein Testkit zur Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens.
Bekannte Verfahren zum Nachweis von bestimmten Substanzen sind
beispielsweise Immunoassays und Nukleinsäure-Hybridisierungsassays,
welche heutzutage auf den Gebieten der Diagnostik und der
Qualitätskontrolle vielfache Anwendung finden. Diese Verfahren basieren
auf dem Prinzip, daß eine nachzuweisende Substanz an eine andere
Substanz spezifisch bindet, d. h. mit dieser einen Komplex bildet, wobei mit
Hilfe dieser anderen Substanz die Anwesenheit der festzustellenden
Substanz nachgewiesen werden kann. Bei Immunoassays wird die
hochspezifische Bindung von Antikörpern an bestimmte Antigene
ausgenutzt, während man sich bei Nukleinsäurehybridisierungsassays die
Tatsache zunutze macht, daß einander komplementäre Einzelstränge von
Nukleinsäuren ebenfalls hochspezifisch stabile Doppelstränge bilden.
Ein wichtiger Faktor insbesondere beim Nachweis von pathogenen
Organismen ist die Sensitivität der Assays. Aus diesem Grund wurden
Methoden entwickelt, um nachzuweisende Substanzen verstärken zu
können, beispielsweise durch Amplifikation. Das wichtigste dieser Verfahren
auf dem Gebiet der Nukleinsäureanalyse ist die PCR (Polymerase-
Kettenreaktion), bei der mit Hilfe von spezifischen Oligonukleo
tidprimermolekülen sehr geringe Konzentrationen an Nukleinsäuren zu
makroskopisch nachweisbaren Mengen amplifiziert werden können. In
dieser Reaktion wird die doppelsträngige Nukleinsäure durch Erhitzen in
Einzelstränge geschmolzen, und die beiden Einzelstränge werden durch eine
DNA-Polymerase und geeignete Primermoleküle bei niedriger Temperatur
zum Doppelstrang ergänzt. Dieser Zyklus wird wiederholt, bis die
Amplifikation des gewünschten Nukleinsäureabschnitts für einen Nachweis
ausreicht. Dieses Verfahren wurde bereits durch den Einsatz thermostabiler
DNA-Polymerasen automatisierbar gemacht.
Eine Reihe von analogen Reaktionen, wie z. B. die Ligationskettenreaktion
(LCR) (Backman und Wang, EP-A-0 320 308; Backman et al., EP-A-0 439
182) und die Strangverdrängungsverstärkung (SDA) (Walker et al., Nucleic
Acids Res. 20 (1992), 1691-1696), wurden daraufhin entwickelt. Alle diese
Verfahren haben jedoch den Nachteil, daß sie sehr aufwendig sind. Die
Nukleinsäuren, in der Regel DNA, müssen möglichst verlustfrei aus dem
biologischen Material isoliert werden, und es muß durch unabhängige
Methoden, z. B. gelelektrophoretische Längenbestimmung oder
Hybridisierung der verstärkten DNA mit einem spezifischen Oligonukleotid,
verifiziert werden, daß das richtige Produkt amplifiziert wurde. Außerdem
besteht immer ein hohes Risiko der Amplifikation von nicht spezifischen
oder kontaminierenden Sequenzen, was zu falschen positiven Ergebnissen
führt.
Außerordentlich sensitiv sind isotherme RNA-Vervielfältigungsverfahren. In
einer Methode wird die RNA mittels Reverser Transkription in DNA
umgeschrieben. Das entstandene RNA : DNA-Hybrid wird mittels Verdau des
RNA-Strangs durch RNaseH und Wiederaufbau durch DNA-Polymerase in
einen DNA-Doppelstrang verwandelt, welcher wiederum durch Transkription
die Bildung von weiteren RNA-Molekülen ermöglicht. Zwei solcher Verfahren
wurden als selbsterhaltende Sequenzvervielfältigung (3SR) und NASBA
implementiert (Kwoh et al. (1981), Proc. Natl. Acad. Sci. USA 86, 1173-1177;
Guatelli et al. (1990), Proc. Natl. Acad. Sci. USA 70, 934-938). Es
handelt sich jedoch um komplizierte Reaktionen, bei denen Nebenreaktionen
auftreten können, die leicht zur Bildung und Selektion von unspezifischen
Sequenzen führen (Breaker und Joyce (1993), Proc. Natl. Acad. Sci USA
91, 6093-6097).
Die oben genannten enzymatischen Vervielfältigungsmethoden sind sehr
störanfällig gegenüber Verunreinigungen. Es kann daher nicht mit
Rohmaterial gearbeitet werden, wie etwa einer Blut- oder Lebensmittelprobe
ohne Extraktion des Nukleinsäurematerials. Nur bei einer aufwendigen und
verlustarmen Isolierung kleinster Mengen von Nukleinsäuren in hoher
Reinheit können derartige Methoden erfolgreich angewandt werden.
Eine weitere Methode zur Amplifikation von RNA ist die Replikation durch
RNA-abhängige RNA-Polymerasen. Das Paradebeispiel einer solchen
Polymerase ist die RNA-Polymerase des Bakteriophagen Qβ, auch Qβ-
Replikase genannt. Deren Funktion in vivo ist, das RNA-Genom des Qβ-
Phagen zu replizieren. Als Matrize dient die genomische einzelsträngige RNA
aus dem Qβ-Virion, welche als Plus-Strang bezeichnet wird. Die Qβ-
Replikase stellt eine Minus-Strang-RNA-Kopie des Plus-Stranges her, welche
ebenso wie Plus-Stränge als Matrize fungieren kann. Auf diese Weise kann
eine exponentielle Vervielfältigung erreicht werden im Gegensatz zur
Transkription, welche zu einer linearen Vervielfältigung der Matrize führt.
Aus diesem Grunde wurde das Qβ-System bereits vielfach zum Nachweis
von Analyten, wie etwa Nukleinsäuren, verwendet (Chu et al. (1986),
Nucleic Acids Research 14, 5591-5603; Lizardi et al. (1988), Biotechnology
6, 1197-1202).
Ein Beispiel eines Wildtyp-Qβ-RNA-Replikons ist die "Midivariant"- oder
MDV-Sequenz. Bei einem herkömmlichen Qβ-Amplifikationsassay wird eine
Sonde mit einer Oligonukleotidsequenz, die spezifisch mit einer
Zielnukleinsäure hybridisiert, und zusätzlich eine Qβ-Replikonsequenz, z. B.
MDV, verwendet. Theoretisch genügt ein einziges als Matrize geeignetes
RNA-Molekül zur Auslösung einer Vervielfältigungslawine, aber in
praktischen Versuchen waren diese Empfindlichkeiten nicht zu erreichen.
Von großem Nachteil ist weiterhin, daß die Reaktion sehr störanfällig ist.
Problematisch ist außerdem, daß Qβ-Replikase aus Qβ-Phagen-infizierten
E.coli Zellen isoliert werden muß. Dabei ist es unvermeidlich, daß
replizierbare RNA-Moleküle mitisoliert werden. Bei Einsatz der Qβ-Replikase
als Amplifikationsenzym in einem Nachweisverfahren stehen diese RNA-
Moleküle - selbst wenn sie anfänglich nur in kleinen Mengen vorliegen - im
Wettbewerb mit der als Sonde verwendeten replizierbaren Nukleinsäure.
Somit wird einerseits die Testsensitivität des Assays durch ein hohes
Hintergrundsignal verringert und zum anderen werden oft falsche positive
Ergebnisse erhalten. Außerdem ist die Qβ-Replikation sehr
sequenzspezifisch. Es gelingt zwar in einigen Fällen, eine Zielsequenz in ein
replizierbares RNA-Molekül einzusetzen (Miele et al. (1983), J. Mol. Biol.
171, 281-285), diese Manipulation beeinträchtigt jedoch die
Replikationsgeschwindigkeit. In einer raschen Evolution wird durch Mutation
die eingesetzte RNA modifiziert oder herausgeschnitten, und die
entstandenen Produkte werden bevorzugt amplifiziert. Eine Verifizierung des
Testresultats durch unabhängige Methoden ist daher unabdingbar, jedoch
wesentlich schwieriger als bei der PCR, da die Hybridisierung durch die
rasche Doppelstrangbildung zwischen den beiden bei der Replikation
gebildeten komplementären Strängen erschwert wird.
Im Stand der Technik wurde versucht, einige dieser Nachteile auszuräumen
oder zumindest zu verringern. So offenbart EP-A-0 454 461 ein Qβ-
Replikase-Nachweisverfahren, bei deminhibitorische Chemikalien eingesetzt
werden, um die Replikation von Wildtyp-MDV zu unterdrücken. Gleichzeitig
wird eine Sonde eingesetzt, die mit einer rekombinanten MDV-Sequenz
verknüpft ist, welche gegen den Inhibitor resistent ist.
In WO 90/06376 wird vorgeschlagen, Qβ-Replikase als primerabhängige
RNA-abhängige RNA-Polymerase zur Amplifikation einer Zielsequenz
einzusetzen. Dabei werden zwei Oligonukleotidsequenzen verwendet. Eine
erste enthält in 3'-5'-Richtung eine Sequenz, die mit der Zielnukleinsäure
spezifisch hybridisiert, und eine Qβ-replizierbare Sequenz. Diese erste
Oligonukleotidsequenzfungiert als Primer für RNA-Templat-gesteuerte RNA-
Primer-initiierte Kettenverlängerung. Anschließend wird der Doppelstrang in
Einzelstränge aufgetrennt, und eine zweite Oligonukleotidsequenz dient als
Primer für eine zweite Qβ-Replikase-gesteuerte Elongation entlang dem
Produkt der ersten Elongation. Nach Strangtrennung liegt eine replizierbare
RNA vor, welche an beiden Enden Qβ-Replikonsequenzen und in der Mitte
die Zielsequenz aufweist. Mittlerweile wurde jedoch von den Erfindern der
vorliegenden Anmeldung nachgewiesen, daß die vorgeschlagene Reaktion
nicht funktioniert.
WO 90/14439 offenbart eine Verbesserung des bereits bekannten Qβ-
Verfahrens, welche zum Ziel hat, Hintergrundsignale zu reduzieren. Es
werden zwei Sonden als Primer verwendet, die eine zielspezifische
Hybridisierung und eine DNA-Synthesereaktion initiieren können. Dabei
entsteht eine doppelsträngige DNA, welche durch Transkription eine RNA
liefern kann, die eine replizierbare Sequenz enthält. Für die Transkription
wird eine DNA-abhängige RNA-Polymerase verwendet, für die
anschließende Amplifikation eine RNA-abhängige RNA-Polymerase,
insbesondere die Qβ-Replikase.
Zur Isolierung von Nukleinsäuren in möglichst reiner Form wurden zahlreiche
Extraktionsprotokolle entwickelt. Eine erfolgreiche Methode ist das
sogenannte "Gene-Capture"-Verfahren (Ranki et al. (1983), Gene 21, 77-
85). Durch Hybridisierung mit einer auf einem Träger immobilisierten
Nukleinsäure wird die Zielsequenz spezifisch aus einer Probe extrahiert. Die
Hybridisierungsreaktion ist hierbei wenig störanfällig, sie läuft selbst unter
Bedingungen ab, unter welchen Enzyme denaturieren und Zellen lysieren.
Somit kann eine Degradierung der Nukleinsäuren durch ubiquitäre Nukleasen
durch die Wahl von Denaturierungsbedingungen verhindert werden. Die
nicht gebundenen Nukleinsäuren sowie andere Bestandteile, Nukleasen und
Pufferchemikalien werden durch ausgiebiges Waschen entfernt, und eine
enzymatische Verstärkungsreaktion kann angeschlossen werden. Trotz den
vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten der Gene-Capture-Methode auf
verschiedene Rohproben hat es sich in der Praxis als schwierig erwiesen,
ein zuverlässiges Durchführungsprotokoll zu entwickeln.
In den 70er Jahren (Biebricher und Orgel (1973), Proc. Natl. Acad. Sci. USA
70 934-938) wurde entdeckt, daß auch DNA-abhängige RNA-Polymerasen
RNA-Moleküle replizieren können. Dieser Befund wurde durch Konarska und
Sharp (Cell 57 423-431, 1989) bestätigt. Biebricher und Luce (EMBO J.
11, 5129-5135, 1992; Biochemistry 32, 4848-4854, 1993) konnten
nachweisen, daß eine RNA-Matrize für die T7 RNA-Polymerase
einzelsträngig ist und eine Sekundärstruktur in Form eines "Hairpins"
(Haarnadel) aufweist. Die Replikation erfolgt primerunabhängig. Sowohl der
Plus-Strang als auch der Minus-Strang können als Matrize dienen, allerdings
ist der Minus-Strang bevorzugt, so daß mehr Plus-Strang gebildet wird.
Später konnten weitere RNA-Matrizen für die T7 RNA-Polymerase
identifiziert werden (Biebricher und Luce (1996), EMBO J., 15, 3458-3465).
Dabei besitzt der Plus-Strang des Replikons eine Haarnadelsekundärstruktur
und vorzugsweise an beiden Termini die Sequenz GG. Insbesondere wurden
drei RNA-Spezies identifiziert, die als Matrize für die Replikation durch T7
RNA-Polymerase besonders gut geeignet sind: T7rp1, T7rp2 und T7rp3.
Einige Matrizen können auch durch andere RNA-Polymerasen repliziert
werden, wie z. B. die T3 und die SP6-Polymerase, aber nicht durch Qβ-
Replikase.
Überraschenderweise wurde gefunden, daß die RNA-Replikation durch DNA
abhängige RNA-Polymerase als äußerst sensitive und wenig störanfällige
Amplifkationsreaktion in einem Nachweisverfahren zur qualitativen und/oder
quantitativen Bestimmung eines Analyten eingesetzt werden kann. Ein
besonderer Vorteil besteht darin, daß das 3'-Ende des als Matrize
verwendeten RNA-Replikons variabel sein kann, so daß - im Gegensatz zum
Qβ-System - zusätzliche Sequenzen ohne Schwierigkeiten angefügt werden
können.
Ein Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zum qualitativen
und/oder quantitativen Nachweis eines Analyten in einer Probe, wobei man
ein Nachweisreagenz verwendet, welches ein RNA-Replikon oder eine für
eine solche Sequenz kodierende DNA-Sequenz aufweist, und den Analyten
durch Amplifikation des RNA-Replikons mittels einer DNA-abhängigen RNA-
Polymerase und anschließende Detektion der Amplifikationsprodukte
nachweist.
Die Probe ist ein Material, das auf das Vorhandensein eines oder mehrerer
bestimmter Analyten getestet werden soll. Im allgemeinen ist die Probe ein
biologisches Material bzw. ein biologische Substanzen enthaltendes
Material. Die Probe kann eine Flüssigkeit sein, wie z. B. Trinkwasser oder
Körperflüssigkeiten oder Extrakte aus Geweben oder Zellen. Die Methode
eignet sich jedoch auch zur Untersuchung äußerlicher Kontaminationen von
Feststoffen.
Als Analyt kommen Moleküle in Frage, die in der Lage sind, mit anderen
Molekülen Komplexe zu bilden. Bevorzugt werden in einer der oben
genannten Proben vorhandene Biomoleküle detektiert, wie z. B. Proteine oder
Nukleinsäuren. Besonders bevorzugt ist der Analyt eine Nukleinsäure. Der
Nachweis von Nukleinsäuren ist insbesondere für die Bestimmung von
Kontaminationen durch Mikroorganismen von Bedeutung.
Das Nachweisreagenz ist ein Molekül, welches den spezifischen Nachweis
des Analyten ermöglicht. Dieser Nachweis kann durch unmittelbare Bindung
des Nachweisreagenz an den Analyten oder indirekt, z. B. durch Kompetition
mit dem Analyten oder durch Bindung an eine weitere analytbindende
Substanz, z. B. eine zum Analyten komplementäre Nukleinsäuresequenz,
erfolgen. Das Nachweisreagenz enthält mindestens eine Identifikatordomäne
zum Nachweis des Analyten und eine Amplifikator- bzw. Reporterdomäne,
die aus dem Replikon oder die für das Replikon kodierende DNA besteht.
Identifikator- und Amplifikatordomäne sind vorzugsweise kovalent
aneinander gekoppelt.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Nachweisreagenz ein
einzelsträngiges Nukleinsäuremolekül, dessen Identifikatordomäne mit einer
nachzuweisenden Nukleinsäure oder einer dazu komplementären Sequenz
hybridisiert und dessen Amplifikatordomäne ein RNA-Replikon oder eine
dafür kodierende DNA enthält. Die Identifikatordomäne kann gegebenenfalls
eine modifizierte Nukleinsäure enthalten, wie z. B. eine peptidische
Nukleinsäure (PNA), oder eine Nukleinsäure mit modifizierten Nukleotiden,
insbesondere solche, welche gegen enzymatischen Abbau stabiler sind als
natürliche Nukleinsäurebausteine.
Im Sinne dieser Erfindung kann das Nachweisreagenz aber auch
Identifikatordomänen enthalten, die nicht aus Nukleinsäure bestehen,
sondern beispielsweise Polypeptide, wie etwa Antikörper oder
Antikörperfragmente oder Peptide, die spezifisch für bestimmte Antikörper
sind. Somit können die erfindungsgemäßen Nachweisreagenzien nicht nur
für Nukleinsäure-Hybridisierungsverfahren, sondern auch für andere Arten
von Nachweisverfahren, z. B. für immunchemische Verfahren zur Detektion
von Antigenen oder Antikörpern verwendet werden.
Die Amplifikatordomäne ist eine von einer DNA-abhängigen RNA-Polymerase
als Matrize akzeptiertes RNA-Replikon oder eine dafür kodierende DNA.
Solche RNA-Replikons wurden bereits zuvor beschrieben. Bevorzugt weist
der Plus-Strang des Replikons an seinem 5'-Ende die Basenfolge pppGpG
auf und an seinem 3'-Ende die Basenfolge GG(OH). Die Sequenz ist
zumindest teilweise palindromisch, so daß das Replikon eine Hairpin-förmige
Sekundärstruktur ausbilden kann. Bevorzugt liegt das Replikon zum größten
Teil basengepaart vor, wobei nur die mittleren Nukleotide und die
endständigen Nukleotide ungepaart vorliegen. Der innere Loop besteht
bevorzugt auf jedem Strang aus 4 bis 5 Basen, die jeweils in der Mitte im
Plus-Strang die Basenfolge CC und im Minus-Strang die Basenfolge GG
aufweisen. Die Hälften des Replikons sind selbst teilweise palindromisch,
so daß eine alternative Sekundärstruktur möglich ist, die jedoch weniger
stabil ist. Auch die RNA-Amplifikatordomäne kann modifizierte
Nukleotidbausteineenthalten (z. B. 2'-O-Alkyl-, 2'-O-Alkenyl-, 2'-O-Alkinyl-,
2'-Amino-, gegebenenfalls substituiert, 2'-Halogen-, 2'-Thio-Nukleosideund
dgl.), sofern dadurch eine Replikation durch eine DNA-abhängige RNA-
Polymerase nicht beeinträchtigt wird.
Die Amplifikatordomäne kann einerseits im Nachweisreagenz in einer bereits
replikationsfähigen Form vorliegen, z. B. als RNA-Replikon. Andererseits
kann die Amplifikatordomäne aber auch erst während der Nachweisreaktion
gebildet werden, z. B. durch Transkription eines DNA-Fragments oder/und
durch Ligation von Teilsequenzen.
Für das erfindungsgemäße Verfahren kann jede Art von DNA-abhängiger
RNA-Polymerase eingesetzt werden, die in der Lage ist, ein RNA-Replikon
zu amplifizieren. Geeignet sind bakterielle RNA-Polymerasen und
insbesondere RNA-Polymerasen aus Bakteriophagen, z. B. aus "T
ungeraden" E.coli Phagen wie etwa T1, T3, T5 oder T7 oder damit
verwandten Phagen wie SP6. Besonders bevorzugt sind die Polymerasen
von T3 und T7. Am meisten bevorzugt ist T3 RNA-Polymerase.
In einer ersten Ausführungsform besteht das Nachweisreagenz aus einem
Replikon, welches bevorzugt an seinem 3'-Ende mit einer
Identifikatordomäne verknüpft ist, welche direkt an den nachzuweisenden
Analyten bindet. Vorzugsweise enthält die Identifikatorsequenz eine
Oligonukleotidsequenz, welche spezifisch mit dem Analyten oder einer dazu
komplementären Sequenz hybridisiert. Bevorzugt ist der Identifikator in der
Lage, mit einem streng für den Analyten spezifischen Sequenzabschnitt,
z. B. mit einem für einen nachzuweisenden Organismus art- oder individuen
spezifischen Sequenzabschnitt zu hybridisieren. Besonders bevorzugt ist die
Identifikatordomäne spezifisch für eine einzige bakterielle Spezies oder
Subspezies. Geeignete Identifikatorsequenzen sind solche, die mit
ribosomaler DNA oder RNA hybridisieren können, wie etwa der 16S
rDNA/RNA oder der 23S rDNA/RNA.
Die im Nachweisreagenz enthaltene Amplifikatordomäne kann jedwede
Sequenz aufweisen, die in Form einer RNA durch eine DNA-abhängige RNA-
Polymerase amplifiziert werden kann. Als besonders geeignet haben sich die
Replikonsequenzen T7rp1, T7rp2 und T7rp3 (SEQ ID NO. 1-3) erwiesen. Die
Replikonsequenz hat bevorzugt eine Länge von 50 bis 200 Basen.
Neben dem Nachweisreagenz kann - insbesondere wenn das erfindungs
gemäße Verfahren als heterogender Test unter Verwendung eines festen
Trägers durchgeführt wird - auch ein Fangreagenz verwendet werden. Das
Fangreagenz enthält eine Fängerdomäne, die vorzugsweise zur Bindung des
Analyten und besonders bevorzugt zur Immobilisierung des Analyten auf der
Festphase dient. Im Gegensatz zur Identifikatordomäne des
Nachweisreagenz muß die Fängerdomäne des Fangreagenz nicht streng
analytspezifisch sein. Wenn die Fängerdomäne des Fangreagenz eine
Nukleinsäure ist, kann sie beispielsweise in einem hochkonservierten, nicht
artspezifischen Sequenzabschnitt des nachzuweisenden Organismus
reagieren. Selbstverständlich kann jedoch auch eine streng analytspezifische
Fängerdomäne eingesetzt werden.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Fangreagenz auf einem Träger
immobilisiert oder enthält eine Immobilisierungsgruppe. Besonders bevorzugt
ist es, für die Immobilisierung ein spezifisches Bindepaar zu verwenden,
dessen einer Partner als Immobilisierungsgruppe an das Fangreagenz
gekoppelt ist, und dessen anderer Partner sich auf dem Träger befindet.
Derartige, zur Immobilisierung auf Trägermaterialien geeignete Bindepaare
sind bekannt, beispielsweise können Biotin-Streptavidin, Biotin-Avidin oder
Oligo(C)-Oligo(G) verwendet werden.
Der Nachweis der Amplifikationsprodukte kann auf beliebige Art und Weise
vorzugsweise über Markierungssubstanzen erfolgen, die z. B. in Form
markierter Nukleosidtriphosphate in die Amplifikationsprodukte eingebaut
werden können. Alternativ können die Amplifikationsprodukte auch durch
Nukleinsäure-bindende Markierungssubstanzen nachgewiesen werden.
Vorzugsweise werden fluoreszierende oder lumineszierende
Markierungssubstanzen verwendet. Besonders geeignet sind intercalierende
fluoreszierende Substanzen, beispielsweise Ethidiumbromid, Propidiumiodid,
Acridin-Orange, Thiazol-Orange sowie dessen Derivate ToPro1 und YoPro1
(Molecular Probes, Eugene, OR). Mit Hilfe von Markierungssubstanzen und
gegebenenfalls eines internen Standards wird eine Quantifizierung des
Analyten möglich. Beispielsweise kann die Menge des Analyten in der Probe
durch Messung der Zeit bestimmt werden, welche benötigt wird, um
lineares RNA-Wachstum zu erhalten. Zur Detektion können herkömmliche
Fluoreszenzmeßgeräte verwendet werden, wie sie für die Analyse von
Mikrotiterplatten bekannt sind. Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt
eine Quantifizierung mit einer Sensitivität von bis zu 100
Nukleinsäuremolekülen in der Probe (vgl. Abb. 7). Wenn die ribosomale RNA
als Analyt nachgewiesen wird, ist es daher möglich, mit dem
erfindungsgemäßen Verfahren ein einziges Bakterium in der Probe
nachzuweisen, denn Bakterien, die exponentiell wachsen, enthalten bis zu
10000 Ribosomen pro Zelle.
Für den Nachweis von Bakterien wird vorzugsweise die ribosomale RNA
extrahiert und von anderen Zellkomponenten getrennt. Günstigerweise
werden dabei die Bedingungen so gewählt, daß RNasen inhibiert werden.
Besonders geeignet ist ein Lysepuffer, enthaltend ein Detergens, ein
Reduktionsmittel, z. B. ein Thiolreagenz und 0,1-0,5 M Salz, z. B. LiCl. Ein
besonders geeigneter Lysepuffer enthält 1% Natriumdodecylsulfat/1% β-
Mercaptoethanol/0,2 M LiCl/10 mM TES (pH 6,5). Weiterhin ist es
bevorzugt, die ribosomale RNA mit Hilfe eines Fangreagenz auf einem
Träger zu immobilisieren.
Eine erste Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist in Fig.
1 dargestellt. Der Analyt (1) ist eine Nukleinsäure, z. B. eine ribosomale
RNA. Das Nachweisreagenz (2) besteht aus einem RNA-Replikon (3), das
an seinem 3'-Ende mit einer Identifikatorsequenz (4) verknüpft ist. Die
Identifikatorsequenz (4) hybridisiert mit einem Abschnitt des Analyten (1).
Der Analyt (1) wird durch ein Fangreagenz (5), das eine Sequenz aufweist,
die spezifisch mit dem Analyten hybridisieren kann (6), auf einen Träger (7)
immobilisiert. Dabei ist das Fangreagenz (5) über ein spezifisches Bindepaar
(8a/8b) an den Träger gebunden.
Die den Analyten enthaltende Probe wird mit dem Fangreagenz und dem
Nachweisreagenz in Kontakt gebracht, wobei die Reihenfolge der Zugabe
der beiden Reagenzien unerheblich ist. Die Nukleotidsequenz wird beim
Fangreagenz vorzugsweise so gewählt, daß damit die ribosomale RNA
jedweder Spezies von Bakterien erkannt werden kann, bevorzugt handelt es
sich deshalb hierbei um eine stark konservierte Sequenz. Das Fangreagenz
kann beispielsweise auf eine Mikrotiterplatte, z. B. NucleoLink™ (Nung AS,
Roskilde, Dänemark) immobilisiert sein. Das Fangreagenz kann - wie gezeigt
-über ein spezifisches Bindepaar aber auch direkt kovalent an den Träger
gebunden sein, beispielsweise durch die 5'-Phosphatgruppe oder durch 5'-
oder 3'-Aminolinkergruppen des Oligonukleotids. Über Aminolinker
gekoppelte Nukleotide sind hierbei bevorzugt, da sie gegen Hydrolyse stabil
sind. Das Nachweisreagenz enthält außer dem RNA Replikon eine spezies-
oder isolat-spezifische Identifikatorsequenz, welche direkt an den Analyten
bindet, wobei diese Sequenz jedoch von derjenigen des Oligonukleotids des
Fangreagenz verschieden ist. Besonders bevorzugt für diese
Ausführungsform befindet sich das RNA Replikon am 5'-Ende und die
Identifikatorsequenz am 3'-Ende. Nach dem Inkontaktbringen des Analyten
mit dem Fangreagenz und dem Nachweisreagenz erfolgt eine
Waschprozedur. Dann wird die DNA-abhängige RNA-Polymerase
hinzugegeben, und es findet eine Amplifikation des RNA-Replikons statt.
Während oder/und nach der Amplifikation können die
Amplifikationsprodukte durch Zugabe einer Markersubstanz detektiert
werden.
In einer weiteren Ausführungsform kann die Sensitivität des Verfahrens
erhöht werden, indem das RNA Replikon in situ und nur in Gegenwart des
nachzuweisenden Analyten gebildet werden kann. Diese Ausführungsform
umfaßt die Schritte:
- a) lnkontaktbringen der Probe mit einem Fangreagenz umfassend eine Nukleinsäuredomäne, die mit einem Nukleinsäure-Analyten hybridisieren und dessen 3'-Ende als Primer für eine enzymatische Elongation dienen kann, und mit einem Blockerreagenz, welches an einer bestimmten Stelle stromabwärts vom Fangreagenz an den. Analyten binden kann und in der Lage ist, eine enzymatische Elongation zu stoppen,
- b) enzymatisches Elongieren des Fangreagenz unter Verwendung des Analyten als Matrize, wobei ein zum Analyten komplementärer Nukleinsäurestrang gebildet wird, der bis zur Bindestelle des Blockerreagenz auf dem Analyten reicht,
- c) Abtrennen des Analyten und Inkontaktbringen des Komplementär strangs mit einem Nukleinsäure-Nachweisreagenz umfassend eine Amplifikatordomäne, die eine für ein RNA-Replikon kodierende Sequenz in operativer Verknüpfung mit einem Promotor enthält, und eine Identifikatordomäne, die mit dem 3'-Ende des in Schritt (ii) gebildeten Komplementärstrang hybridisieren kann,
- d) weiteres enzymatisches Elongieren des in Schritt (ii) gebildeten Komplementärstrangs unter Verwendung des Nachweisreagenz als Matrize, wobei ein Nukleinsäuredoppelstrang aus dem Nachweisreagenz und einem dazu komplementären Nukleinsäurestrang gebildet wird,
- e) Transkribieren des Doppelstranges unter Bildung eines RNA- Replikons,
- f) Amplifizieren des transkribierten RNA-Replikons durch eine DNA abhängige RNA-Polymerase und
- g) Detektieren des Amplifikationsprodukts.
Bei dieser Ausführungsform ist der Analyt eine Nukleinsäure, welche
bevorzugt als einzelsträngige DNA oder RNA vorliegt. Das Fangreagenz
weist bevorzugt eine Nukleinsäuredomäne auf, welche spezifisch mit dem
Analyten - vorzugsweise mit einem hochkonservierten Sequenzabschnitt -
z. B. mit vielen und bevorzugt allen Spezies von Eubakterien hybridisieren
kann. Das 3'-Ende dieser Nukleinsäuredomäne kann als Primer für eine
enzymatische Elongation fungieren. Vorzugsweise ist das Fangreagenz auf
einem festen Träger immobilisiert oder enthält eine zur Immobilisierung
fähige Gruppe. Nach Bindung des Analyten an die Fängerdomäne des
Fangreagenz erfolgt eine enzymatische Elongation an dessen freiem 3'-Ende,
z. B. mit Hilfe einer Reversen Transkiptase oder einer DNA-Polymerase,
wobei ein zum Analyten komplementärer Nukleinsäurestrang, insbesondere
ein DNA-Strang gebildet wird. Wesentlich ist bei dieser Reaktion, daß auf
dem neugebildeten DNA-Strang ein definiertes 3'-Ende entsteht. Bevorzugt
wird deshalb vor der Initiierung der Elongation ein Blockerreagenz
hinzugegeben, welches ebenfalls spezifisch an den Analyten bindet und in
der Lage ist, die Elongation einer Polymerase an einer definierten Stelle zu
stoppen, so daß ein definiertes 3'-Ende auf dem neugebildeten
Komplementärstrang entsteht. Ein solches Blockerreagenz kann
beispielsweise eine Oligonukleotidsequenz sein, welche an einer definierten
Stelle stromabwärts von der Stelle, an welcher das Fangreagenz hybridisiert,
mit dem Analyten hybridisiert. Vorzugsweise ist das Blockerreagenz derart
beschaffen, daß es kein als Elongationsprimer geeignetes freies 3'-Ende
aufweist. Da die meisten RNA-abhängigen DNA-Polymerasen keine 3'→5'-
Exonukleasaktivität besitzen, führt das Vorhandensein eines
doppelsträngigen Bereichs zum Stop der Elongation an dieser Stelle. Das
Blockerreagenz kann gegebenenfalls modifizierte Nukleotidbausteine
enthalten, beispielsweise aus PNA, oder auch ein Polypeptid sein, welches
in der Lage ist, sequenzspezifisch an den Analyten zu binden und die
Elongation zu stoppen.
In Schritt (iii) des Verfahrens wird der als Matrize für die Elongation in
Schritt (ii) verwendete Analyt abgetrennt. Dies kann auf verschiedene Art
und Weise, z. B. durch Denaturierung des Hybrids zwischen Analyt und
Fangreagenz mittels Erwärmen und/oder alkalischer Behandlung, geschehen.
Wenn der Analyt eine RNA ist, kann die Abtrennung auch durch Abbau des
Analyten mittels chemischer oder enzymatischer Methoden, z. B. mit Hilfe
einer RNase, beispielsweise RNase H, erfolgen. Nach dem Abtrennen des
Analyten entsteht ein einzelsträngiges Nukleinsäuremolekül, welches einen
zum Analyten komplementären Sequenzabschnitt und ein definiertes 3'-
Ende aufweist.
Das Nachweisreagenz ist eine einzelsträngige Nukleinsäure, z. B. eine DNA,
die eine Identifikatordomäne enthält, die mit dem 3'-terminalen Bereich des
in Schritt (ii) elongierten Analyt-Komplementärstrangs hybridisieren kann.
Weiterhin enthält das Fangreagenz als Amplifikatordomäne eine für ein RNA-
Replikon kodierende DNA-Sequenz in operativer Verknüpfung mit einem von
einer DNA-abhängigen RNA-Polymerase erkannten Promotor. Vorzugsweise
liegt die Identifikatordomäne stromabwärts von der Amplifikatordomäne. Die
Identifikatordomäne hybridisiert mit dem 3'-Ende des in Schritt (ii)
synthetisierten Stranges und kann dann als Primer für eine zweite
enzymatische Elongationsreaktion dienen. Diese Elongation wird
vorzugsweise mittels einer DNA-Polymerase durchgeführt, so daß ein DNA-
Doppelstrang entsteht. Durch Zugabe einer DNA-abhängigen RNA-
Polymerase kann dieser DNA-Doppelstrang transkribiert werden, wobei
RNA-Moleküle entstehen, die an ihrem 5'-Ende ein RNA-Replikon aufweisen.
Dieses RNA-Replikon kann dann mit Hilfe der DNA-abhängigen RNA-
Polymerase amplifiziert werden, wobei das Vorhandensein zusätzlicher
Nukleotide am 3'-Ende des Replikons der ursprünglich transkribierten RNA
keinen Nachteil darstellt. Diese zusätzlichen Sequenzen werden nicht
mitamplifiziert.
Eine schematische Darstellung dieser Verfahrensvariante ist in Fig. 2
gezeigt. Das Replikon (3) wird aus dem Nachweisreagenz (12) durch
Transkription in situ gebildet. Wie in Fig. 1 ist der Analyt (1) über die
Fängerdomäne (6) eines Fangreagenz (5) und ein Bindepaar (8a/8b) an den
Träger (7) gebunden. Stromaufwärts von der Stelle, an der das Fangreagenz
mit dem Analyten hybridisiert, befindet sich ein Blockerreagenz (9). Dieses
dient dazu, die enzymatische Elongation bei Erreichen des Blockerreagenz
zu stoppen, so daß ein bis zu dieser Stelle reichender komplementärer
Strang(11) synthetisiert wird.
Im nächsten Schritt wird der Analyt durch RNAse-H-Verdau abgebaut und
der neusynthetisierte Komplementärstrang freigelegt. Mit diesem
Komplementärstrang kann wiederum das Nachweisreagenz (12)
hybridisieren, das in 5'-3'-Richtung einen Promotor (13), eine für ein
Replikon kodierende Sequenz (14) und eine Identifikatorsequenz (15)
aufweist. Anschließend wird eine weitere Elongation mit einer DNA-
Polymerase durchgeführt. Danach wird mittels einer RNA-Polymerase der
neugebildete Doppelstrang transkribiert, um eine replizierbare RNA (17) zu
liefern. Diese kann mit einer DNA-abhängigen RNA-Polymerase zu RNA-
Replikons (3) repliziert werden.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine Nukleinsäure,
vorzugsweise in Form einer DNA, welche in 5'-3'-Richtung die folgende
Elemente umfaßt: einen Promotor, eine für eine RNA-Replikon, vorzugsweise
ausgewählt aus T7rp1, T7rp2 und T7rp3, kodierende Sequenz und eine
Identifikatorsequenz, wobei die Nukleinsäure durch Transkription ein RNA-
Replikon liefern kann, dessen 3'-Ende die Identifikatorsequenz aufweist. Der
Promotor ist bevorzugt ein Promotor für eine DNA-abhängige RNA-
Polymerase, bevorzugt aus den Bakteriophagen T7, T3 oder SP6, so daß bei
der zweiten Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens dieselbe RNA-
Polymerase für den Transkriptionsschritt und den Amplifikationsschritt
verwendet werden kann.
Noch ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist eine Nukleinsäure,
umfassend ein RNA-Replikon, dessen 3'-Ende eine Identifikatordomäne
aufweist. Die Identifikatordomäne kann hierbei wie oben definiert sein und
das RNA-Replikon kann gegebenenfalls modifizierte Nukleotidbausteine
enthalten.
Noch ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Assaykit, der für das
erfindungsgemäße Verfahren verwendet werden kann. Er umfaßt ein
Nachweisreagenz, gegebenenfalls ein Fangreagenz und ein Blockerreagenz,
eine DNA-abhängige RNA-Polymerase und gegebenenfalls weitere
Polymerasen (wie etwa die für die zweite Ausführungsform benötigte
Reverse Transkriptase oder DNA-Polymerase), sowie übliche Träger-, Hilfs-
und Zusatzstoffe.
Die Erfindung wird durch folgende Figuren und Beispiele weiter erläutert:
Fig. 1 zeigt die schematische Darstellung einer ersten bevorzugten
Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Fig. 2 zeigt die schematische Darstellung einer zweiten bevorzugten
Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Fig. 3A zeigt eine Nukleinsäure, die in 5'-3'-Richtung einen T3-
Promotor, ein T7rp1-Replikon und eine Bpm I-Erkennungsstelle
CTGGAG (Bpm I rec) sowie eine 16 Nukleotide davon
entfernte Spaltstelle (BpmI) aufweist.
Fig. 3B zeigt die Insertion von heterologen Sequenzen, z. B. einer
Identifikatorsequenz für 23 S rRNA aus E.coli in die BpmI-
Spaltstelle.
Fig. 4 zeigt die Sequenzen und Sekundärstrukturen der Plus- und
Minus-Stränge des RNA-Replikons T7rp1.
Fig. 5 zeigt die Herstellung von 5'-terminalen Fusionen des 5'-
Partialstrangs von T7rp1. Die Transkription beginnt mit GGG.
In die asymmetrische BstEll-Restriktionsstelle wird die
Identifikatorsequenz eingefügt. Der Partialstrang von T7rp1
(Minusstrang) beginnt mit CCAAAA. Die Termination der
Transkription wird durch Spaltung mit dem Restriktionsenzym
Eco57I erreicht, dessen Erkennungssequenz (GTCAAG)
angezeigt ist.
Fig. 6 zeigt die Herstellung von 3'-terminalen Fusionen des 3'-
Partialstrangs von T7rp1. In die Bpml-Spaltstelle wird ein
Oligonukleotid mit einer Fängersequenz (komplementär zu
einer in Bakterien konservierten Sequenz der 16 S rRNA)
einligiert. Die Termination der Transkription wird durch
Spaltung des Plasmids mit Sacl erzwungen. Dabei entsteht ein
Poly(C) Ende, das zur Immobilisierung an einen mit Poly(G)
beschichteten Träger verwendet werden kann.
Die in Fig. 5 und 6 gezeigten Teilmoleküle von T7rp1, die durch Transkription hergestellt werden, ergeben nach Ligation vermehrungsfähiges T7rp1.
Die in Fig. 5 und 6 gezeigten Teilmoleküle von T7rp1, die durch Transkription hergestellt werden, ergeben nach Ligation vermehrungsfähiges T7rp1.
Fig. 7 zeigt Amplifikationsprofile verschiedener Verdünnungen einer
Sonde in Gegenwart des Farbstoffs YoPro, aufgenommen mit
einem Mikrotiterplatten-Fluorimeter.
SEQ ID NO. 1 zeigt den Plusstrang des RNA-Replikons T7rp1.
SEQ ID NO. 2 zeigt den Plusstrang des RNA-Replikons T7rp2.
SEQ ID NO. 3 zeigt den Plusstrang des RNA-Replikons T7rp3.
SEQ ID NO. 4 zeigt die Sonde CB111 (23S rRNA E.coli 1179-1160).
SEQ ID NO. 5 zeigt die Sonde CB112 (23S rRNA E.coli 1160-1181).
SEQ ID NO. 6 zeigt die Sonde CB117 (23S rRNA E.coli 1160-1115).
SEQ ID NO. 7 zeigt die Sonde CB118 (23S rRNA E.coli 1950-1920).
SEQ ID NO. 8 zeigt die Sonde CB178 (poly G-Sonde).
SEQ ID NO. 9 zeigt die Sonde CB174 (1-27: 16S rRNA E.coli 469- 443).
SEQ ID NO. 10 zeigt die Sonde CB176 (1-24: 23S rRNA E.coli 1946-
1921).
SEQ ID NO. 11 zeigt die Sonde CB182 (3-18: T3 Promotor; 16-99 T7rp1; 99-124: 16S rRNA E.coli 226-250).
SEQ ID NO. 12 zeigt die Sonde CB188 (12-36: 16S rRNA E.coli 361- 347).
SEQ ID NO. 13 zeigt die Sonde CB184 (1-26: 16S rRNA E.coli 224- 199).
SEQ ID NO. 1 zeigt den Plusstrang des RNA-Replikons T7rp1.
SEQ ID NO. 2 zeigt den Plusstrang des RNA-Replikons T7rp2.
SEQ ID NO. 3 zeigt den Plusstrang des RNA-Replikons T7rp3.
SEQ ID NO. 4 zeigt die Sonde CB111 (23S rRNA E.coli 1179-1160).
SEQ ID NO. 5 zeigt die Sonde CB112 (23S rRNA E.coli 1160-1181).
SEQ ID NO. 6 zeigt die Sonde CB117 (23S rRNA E.coli 1160-1115).
SEQ ID NO. 7 zeigt die Sonde CB118 (23S rRNA E.coli 1950-1920).
SEQ ID NO. 8 zeigt die Sonde CB178 (poly G-Sonde).
SEQ ID NO. 9 zeigt die Sonde CB174 (1-27: 16S rRNA E.coli 469- 443).
SEQ ID NO. 10 zeigt die Sonde CB176 (1-24: 23S rRNA E.coli 1946-
1921).
SEQ ID NO. 11 zeigt die Sonde CB182 (3-18: T3 Promotor; 16-99 T7rp1; 99-124: 16S rRNA E.coli 226-250).
SEQ ID NO. 12 zeigt die Sonde CB188 (12-36: 16S rRNA E.coli 361- 347).
SEQ ID NO. 13 zeigt die Sonde CB184 (1-26: 16S rRNA E.coli 224- 199).
Oligoribonukleotide und Oligodeoxyribonukleotide wurden durch einen
Synthesizer hergestellt oder kommerziell bezogen. Oligonukleotide mit
Kettenlängen von mehr als 40 Bausteinen wurden zusätzlich mittels
Gelelektrophorese gereinigt. Für eine Ligation eingesetzte Oligonukleotide
wurden am 5'-Ende durch Polynukleotidkinase und ATP phosphoryliert.
Weiterhin wurden modifizierte Oligonukleotide mit Biotingruppen am 5'- und
3'-Ende sowie mit einer Aminogruppe am 5'- und 3'-Ende hergestellt.
Als Ausgangsmaterialien wurden E.coli Stämme verwendet, welche die
DNA-abhängigen RNA-Polymerasen der Bakteriophagen T7, T3 oder SP6
überexprimieren (Davanloo et al. (1984), Proc. Natl. Acad. Sci. USA 81,
2035-2039; Morris et al. (1986), Gene 41, 193-200 und Jorgensen et al.
(1991), J. Biol. Chem. 266, 645-651).
Die Bakterien wurden in 20 l Vollmedium + 100 µg/ml Ampicillin bei 37°C
kultiviert. Nach Erreichen einer optischen Dichte A600 von 0,5 wurden sie
mit 0,5 mM Isopropyl-β-D-thiogalactopyranosid induziert und für weitere 4
h kultiviert. Dann wurden die Zellen durch Zentrifugation geerntet.
Die Aufreinigung erfolgte im wesentlichen nach der von Davanloo et al.
(1984), supra, beschriebenen Prozedur. Die Bakterien wurden durch
Behandlung mit Lysozym und anschließend mit Natriumdeoxycholat lysiert.
Der Rohextrakt wurde homogenisiert, die Nukleinsäuren durch Polymin P-
Präzipitation entfernt und das Enzym durch Ammoniumsulfatpräzipitation
gesammelt. Die Aufreinigung zur Homogenität erfolgte durch
Kationenaustauscherchromatographie an S-Sepharose FF (Pharmacia),
Filtration durch TSK cm und Anionenaustauscherchromatographie an TSK
DEAE (Merck, Darmstadt). Das gereinigte Enzym wurde durch
Ammoniumsulfatpräzipitation konzentriert und bei einer Konzentration von
2 mg/ml in 50 mM Tris HCl pH 7,7, 1 mM Dithiothreithol, 50% Glycerin bei
-80°C aufbewahrt. Die Enzympräparation behielt ihre Aktivität über einen
Zeitraum von drei Jahren. Verdünntere Enzympräparationen, die bei -30°C
aufbewahrt wurden, verloren ihre Replikationsaktivität innerhalb weniger
Wochen, überraschenderweise war ihre Transkriptionsa ktivität weit weniger
betroffen.
Die Transkriptionsaktivität wurde durch Inkubation von 100 nM RNA-
Polymerase (T3, T7, SP6) für 30 min bei 37°C in 0,05 M Tris HCl pH 7,5,
10 mM MgCl2, 1 mM Dithioerythrithol (DTE), 100 mg/ml (30 nM)
pBluescript SK DNA (Stratagene), 0,5 mM ATP, CTP, GTP und UTP
bestimmt. Eine Einheit ist definiert als Einbau von 1 nmol NTP in RNA in 30
min. 1 mg T3 RNA Polymerase hatte unter diesen Bedingungen eine
Aktivität von 472 000 Einheiten.
Die Replikationsaktivität wurde durch Inkubation von 1 µM RNA Polymerase
(T3, T7, SP6) in 0,05 M Tris HCl Puffer, pH 7,5, 10 mM MgCl2, 1 mM DTE,
1 mM jeweils ATP, CTP, GTP und UTP und 1 amol bis 1 µmol RNA-Matrize
für 180 min 37°C gemessen.
Die erzeugten Materialmenge wurde bestimmt durch
- 1. Messen des Einbaus von radioaktiv markierten Nukleotiden,
- 2. Auftrennen der Produkte durch Gelelektrophorese und Anfärben und
- 3. Zugabe von RNA-intercalierenden Fluoreszenzfarbstoffen, z. B. Zugabe von 2 µM YoPro1 zum Replikationspuffer.
Letztgenannte Methode erlaubt die Durchführung von Echtzeitmessungen.
Durch Wahl geeigneter Bedingungen konnte die Aktivität der RNA-
Polymerase in Richtung Transkription oder Replikation gelenkt werden. Bei
Zugabe eines Überschusses von DNA wurde die RNA-Replikation
unterdrückt. Andererseits überwuchsen bei hoher Enzymkonzentration die
autokatalytisch amplifizerten RNA-Replikons die nur linear anwachsenden
Transkripte.
Die Vervielfältigung eines Replikons durch RNA-Polymerase erzeugte ein
exakt reproduzierbares RNA-Konzentrationsprofil. Zu Beginn liegt die RNA-
Matrize normalerweise im großen Unterschuß zur RNA-Polymerase vor. Der
neusynthetisierte Strang und die reaktivierte Matrize finden neue
Enzymmoleküle, um neue Replikationsrunden zu starten. Es findet somit ein
exponentieller Anstieg der RNA-Konzentration statt. Schließlich haben sich
die RNA-Stränge soweit vermehrt, daß alle Enzymmoleküle mit Matrize
gesättigt sind. Der weitere Anstieg ist durch die Enzymkonzentration
limitiert und man beobachtet einen linearen Anstieg der RNA-Konzentration.
Bei weiterer Vervielfältigung sinkt die Replikationsgeschwindigkeit durch
Produktinhibition.
Bei sehr kleinen RNA-Konzentrationen bleibt die anfängliche exponentielle
Verstärkung im Profil zunächst nicht sichtbar, bis eine hinreichend große
Menge an RNA synthetisiert ist, deren Signal gut nachweisbar ist. Die
Replikationsprofile (siehe Abb. 7) zeigen somit eine Anlaufphase, wobei die
Länge der Anlaufzeit ein genaues Maß für die anfängliche Konzentration der
RNA-Moleküle in der Probe darstellt. Anlaufzeit und Logarithmus der
Anfangskonzentration sind miteinander linear korreliert, so daß der meßbare
RNA-Konzentrationsbereich etwa acht Größenordnungen umspannt.
Die RNA-Spezies T7rp1 wird durch T7- oder T3-RNA-Polymerase in einer
Konzentration von 1 µM in Gegenwart von 1 mM Triphosphaten um exakt
1 dB/min verstärkt, so daß sich bei Verdünnung der RNA um den Faktor
100 die Kurve um 20 min auf der Zeitachse verschiebt, bei 8
Größenordnungen um 80 min. Wie aus Fig. 7 ersichtlich ist, kann eine
Replikationskaskade durch etwa mindestens 100 RNA-Moleküle ausgelöst
werden.
Rekombinante RNA wurde durch Manipulation von DNA und anschließende
Transkription erzeugt. Hierzu wurde die cDNA des Replikons T7rp1 in den
Klonierungsvektor pUC18 hinter eine T3 Promotorsequenz (Biebricher und
Luce (1996), supra) gesetzt, so daß die Transkription exakt am 5'-Terminus
des Replikons beginnt. Um die DNA-Sequenz am 3'-Terminus des Replikons
abzuschneiden, wurde eine Restriktionsstelle verwendet. Um von
Sequenzrestriktionen am 3'-Ende des Replikons unabhängig zu sein, wurde
ein Restriktionsenzym vom Typ IV, BpmI, gewählt, dessen Erkennungsstelle
14 Nukleotide stromabwärts von der Schnittstelle liegt (Fig. 3). Eine zweite
Bpml-Restriktionsstelle im Klonierungsvektor pUC 18 wurde durch gerichtete
Mutation eliminiert, so daß diese Stelle nur einmal vorkommt. Vom
geschnittenen Plasmid ließ sich durch in vitro Transkription mit T3 RNA
Polymerase RNA herstellen, die sich in ihren Replikationseigenschaften als
ununterscheidbar von einer durch Replikation synthetisierten Replikon RNA
erwies.
Da Transkription und Replikation das gleiche Enzym und die gleichen
Substrate benützen, lassen sich unter den Replikationsbedingungen beide
Schritte in einem Topf durchführen. Zunächst wird vom Plasmid durch
Transkription RNA erzeugt, die dann durch Replikation amplifiziert wird.
Dabei wird die Transkription nach kurzer Zeit durch die Replikation
überflügelt und spielt keine Rolle mehr. Auf diese Weise kann somit die
DNA-Matrize direkt zur Replikon-Amplifikation eingesetzt werden. Genaue
Messungen zeigten, daß man in diesem System Profile wie bei der RNA-
Amplifikations erhält, daß jedoch die Empfindlichkeit auf den Wert von 1
DNA-Molekül pro Probe gesteigert werden kann.
Hinter der Bpml-Stelle des Klonierungsvektors liegen weitere
Restriktionsstellen. Bei Linearisierung des Vektors an diesen
Restriktionsstellen wird durch Transkription eine um Sequenzteile des
Klonierungsvektors verlängerte RNA erzeugt. Durch Gelelektrophorese
wurde nachgewiesen, daß die resultierenden Transkripte tatsächlich um die
berechnete Anzahl von Nukleotiden länger waren. Diese verlängerten
Transkripte werden auch als Replikationsmatrizen akzeptiert, jedoch waren
als Syntheseprodukte nur die Replikonsequenzen selbst nachweisbar. Die
zusätzlich angehängten Nukleotide wurden somit ignoriert. Durch serielle
Verdünnung ließen sich Replikationsprofile erzeugen, die mit denen nicht
verlängerter Replikons deckungsgleich waren.
Die am 3'-Terminus des Replikons liegende Bpml-Restriktionsstelle eignet
sich sehr gut zum Einligieren beliebiger Sequenzen, z. B. von
analytspezifischen Identifikatorsequenzen. Beispielsweise wurden
Sequenzen gewählt, die zu speziesspezifischen Abschnitten der rRNA-
Sequenz von E.coli komplementär waren. Als Beispiel ist in Abb. 3B
das Einligieren der Oligonukleotide CB111/CB112 (SEQ ID NO. 4 und 5)
gezeigt, die den Positionen 1160 bis 1180 der 23S RNA von E.coli
entsprechen. Im resultierenden Konstrukt ist die Bpml-Stelle an das Ende der
einligierten Sequenz gerutscht und kann somit zum Einligieren weiterer
Sequenzen verwendet werden. Auf diese Weise kann eine komplexe
Sequenz aus kurzen Sequenzabschnitten aufgebaut werden.
Die um den Identifikator verlängerte RNA wurde durch Transkription erzeugt
und auf ihre Replikationseigenschaften untersucht. Wie in dem vorigen
Experiment wurde bei der Verstärkung der Identifikator ignoriert und nur die
Replikonsequenz amplifiziert.
Die Hybridisierungsbedingungen der DNA-Sonde CB112 und der
entsprechenden Identifikator-Reporter-RNA-Sonde wurden untersucht,
indem beide am 5'-Ende mit P32 markiert wurden. Hierzu wurden 4 µmol
Sonde und 4 µmol rRNA in 5 µl SSC-Puffer vermischt und die Hybridisierung
wurde durch Comigration in der Gelelektrophorese nachgewiesen. Es wurde
gefunden, daß nach Erhitzen auf 65°C für 2 min. gefolgt von langsamem
Abkühlen innerhalb von 60 min auf 37°C, eine quantitative Hybridisierung
sowohl der DNA-Sonde als auch der RNA-Sonde mit 23S rRNA erfolgte.
Unter entsprechenden Bedingungen hybridisierten auch andere geprüfte
Sondensequenzen mit 23S oder 16S rRNA. Auch bei höherer Verdünnung
war die Hybridisierung in Lösung nach etwa 30 min komplett.
Auf dem Markt werden eine Vielzahl von Verfahren zur RNA-Extraktion aus
biologischen Materialien angeboten. Sie beruhen auf einer Extraktion durch
Guanidinium-Rhodanid oder Phenol. Bei kleineren Probemengen sind diese
Extraktionsverfahren oftmals jedoch verlustreich und nur wenig
reproduzierbar.
Eine Hybridisierung direkt unter Lysebedingungen konnte unter Verwendung
eines Lyse-Hybridisierungspuffers aus 1% Natriumdodecylsulfat, 1%
Mercaptoethanol, 0,2 M LiCI, 0,01 M Piperazin-1,4-bis-2-ethansulfonsäure,
pH 6,5 erreicht werden. Unter diesen Bedingungen konnte nach 30 min
Behandlung bei 60°C die rRNA quantitativ freigesetzt und mit den Sonden
hybridisiert werden. Titration mit den Sonden ergaben Werte von jeweils
20000 16S und 23S rRNA Molekülen für eine im Vollmedium kultivierte
E.coli Zelle. Eine Degradierung von Sonde oder rRNA wurde nicht
beobachtet, d. h. RNasen sind unter diesen Bedingungen inaktiviert. Eine
Untersuchung mit anderen Bakterienspezies ergab, daß sich diese
Bedingungen gut auf andere Gram-negative Bakterien übertragen lassen. Für
Gram-positive Zellen ist eine Vorbehandlung mit Lysozym oder Lysostaphin
vor Zugabe des Lysepuffers erforderlich.
Zum Einfangen ribosomaler RNA wurde eine Hybridisierung mit
immobilisierten oder immobilisierbaren Oligonukleotiden benutzt. Diese
Oligonukleotide waren komplementär zu Sequenzbereichen der 16S oder
23S rRNA, die für alle Eubakterien konserviert sind (Amann et al. (1995),
Microbiol. Rev. 59 143-169). Durch Dot-Blot-Hybridisierung mit
verschiedenen Eubakterienstämmen wurde die Brauchbarkeit dieser
Sequenzen bestätigt.
Es wurden verschiedene Immobilisierungstechniken untersucht.
Grundsätzlich konnte die Immobilisierung direkt durch Hybridisierung mit
bereits trägergebundenen Oligonukleotiden erfolgen. Alternativ wurde die
Hybridisierung in Lösung mit einem Fangreagenz durchgeführt, das mit einer
immobilisierbaren Gruppe versehen war und in einer Folgereaktion an die
Oberfläche gebunden wurde.
Für die direkte Methode wurden die Oligonukleotide kovalent mit der
Oberfläche verknüpft. Hierzu wurden die zwei kommerziellen
Mikrotiterplattenpräparationen CovaLink und NucleoLink (Nalge-NUNC,
Roskilde, Dänemark) verwendet. Die Kupplung an die Oberfläche wurde
nach den Protokollen des Herstellers sowohl mit 5'-phosphorylierten als
auch mit einer 5'-Aminogruppe versehenen Oligonukleotiden mit dem
Kupplungsmittel 1-Ethyl-3-(3-dimethylaminopropyl)-carbodiimid
durchgeführt. Dabei konnten bis zu 10 µmol Oligonukleotide pro Vertiefung
in einer Mikrotiterplatte immobilisiert werden. Diese Menge ist für die
Immobilisierung von Analytnukleinsäuren ausreichend.
Die Hybridisierung von gelösten Nukleinsäuren (z. B. ribosomale RNA) an die
immobilisierten Oligonukleotide kann verbessert werden durch
- a) eine Hybridisierungsdauer von mindestens 6, vorzugsweise mindestens 12 h (z. B. über Nacht);
- b) zusätzliche ungepaarte Nukleotide am 5'-Ende des Oligonukleotids.
Teilweise werden Nukleinsäuren auch unspezifisch an die Oberfläche
gebunden. Diese unspezifisch gebundenen Nukleinsäuren können
weitgehend durch Waschen mit Wasser und insbesondere mit Lysepuffer
entfernt werden.
Eine alternative Methode zur Immobilisierung von Oligonukleotiden ist die
indirekte Immobilisierung, bei der nicht das Fangreagenz selbst kovalent an
den Träger gebunden, sondern zwei Substanzen gewählt werden, die
schnell und spezifisch einen stabilen Komplex ausbilden. Diese Arten der
Immobilisierung sind in den folgenden Beispielen beschrieben.
Als Streptavidin-beschichtete Träger wurden magnetische Beads
(Dynabeads M-280) oder Mikrotiterplatten verwendet. Als Fangreagenzien
wurden 5'- oder 3'-biotinylierte Oligonukleotidsonden verwendet. Diese
Sonden wurden in Lösung an komplementäre Analytnukleinsäuren
hybridisiert und anschließend über die Streptavidin-Biotin-Wechselwirkung
immobilisiert.
Diese Immobilisierung wurde durch Verwendung von markierten
Oligonukleotiden nachgewiesen. Pro 0,5 mg Dynabeads wurden 2,9 µg (2,8
pmol) 23S rRNA gebunden.
Zur Prüfung der Gesamtreaktion wurde eine 5'-[32P] markierte RNA-Sonde
(Fusion von T7rp 1 mit Identifikator für E.coli 23S rRNA) hergestellt. 10 µmol
rRNA, 10 µmol Fänger (3'-biotinylierte Sonden CB117 und CB118
entsprechend SEQ ID NO. 6 und 7) und 5 µmol markierte RNA-Sonde
wurden in 25 µl Lysepuffer unter den oben genannten
Hybridisierungsbedingungen miteinander inkubiert und mit 50 µl Dynabeads
(0,5 mg) versetzt. Negative Kontrollen wurden ohne Fänger oder RNA
durchgeführt. Nach Waschen der Dynabeads wurde die gebundene Menge
an markierter Sonde durch Messen der immobilisierten Radioaktivität
bestimmt. Bei den negativen Kontrollen war nach dem Waschen keine
immobilisierte Radioaktivität mehr meßbar. Bei der Gesamtreaktion wurden
hingegen 1,4 µmol Sonde an die Dynabeads gebunden.
Die Dynabeadproben wurden anschließend in 50 µl 0,1 X SSC-Puffer (SSC-
Puffer: 0,15 M NaCl, 0,015 M Na-Citrat-Puffer pH 7,0) suspendiert, auf
80°C erhitzt und der Überstand entfernt. Jeweils 1 µl dieses Überstands
wurden mit 100 µl Replikationspuffer und 100 µmol T3 RNA Polymerase
vermischt und bei 37°C inkubiert. Leerproben ohne Matrizenzusatz wurden
ebenfalls routenmäßig mitgeprüft. Nach 30, 60, 100, 120 und 180 min
Inkubation wurden jeweils 10 µl Aliquots entnommen und
gelelektrophoretisch aufgetrennt.
Während die Leerproben keine RNA-Replikation zeigten, wurde in allen
anderen Proben RNA-Replikation gefunden. Aufgrund einer offenbar nicht
quantitativen Entfernung der Sonde beim Waschen wurde auch bei
Kontrollproben, denen keine rRNA zugesetzt war, ein geringes - und von
positiven Proben unterscheidbares - Hintergrundsignal gefunden.
Eine mit einem Poly(G) Tail versehene Oligonukleotidsonde CB178 (SEQ ID
NO. 8) wurde nach dem oben beschriebenen Verfahren kovalent an eine
Nukleolink-Mikrotiterplatte (1,2 µmol Oligonukleotid pro Vertiefung)
gebunden. Das gebundene Oligonukleotid zeigte eine rasche und
quantitative Hybridisierung mit Poly(C)-Fangsonden wie CB174 und CB176
(SEQ ID NO. 9 und 10).
105 E.coli Zellen wurden mit je 0,1 µmol Fangreagenz CB176 und Sonde in
100 µl Lysepuffer bei 60°C für 10 min inkubiert und dann in mit dem
Poly(G) Oligonukleotid CB178 beschichtete und gewaschene Mikrotiterplatte
überführt. Als Kontrolle diente ein Ansatz, bei dem die Bakterienlösung
weggelassen wurde. Nach Bindung für 30 min bei 30°C wurde mit
Lysepuffer und dann mit Wasser gewaschen. Anschließend wurden
Replikationspuffer und T3 RNA-Polymerase zugesetzt. Das Auftreten von
makroskopischen RNA-Mengen wurde gelelektrophoretisch verfolgt. Eine
quantitative Abschätzung der eingesetzten Bakterienmenge war bis auf
etwa 100 Bakterien einwandfrei möglich.
Eine Verringerung des Testhintergrunds läßt sich erzielen, wenn das
Replikon im Testansatz in situ erst durch Vorhandensein des Analyten
erzeugt wird.
Aus nichtreplizierenden Teilsequenzen eines Replikons wurde durch Ligation
ein replikationsfähiges Molekül erhalten, indem beide Teilstücke durch
Hybridisierung an zwei benachbarten Sequenzregionen derart sterisch
angeordnet wurden, daß die Ligierung nach Hybridisierung um mehrere
Größenordnungen rascher abläuft als ohne. Durch Klonierung wurden
Plasmidkonstrukte erzeugt, bei denen entsprechende Teilsequenzen von
T7rp 1 durch Transkription erzeugt werden können (siehe Abb. 5 und 6). Die
Fusion mit den hybridisierenden Regionen - für das 5'-terminale Teilfragment
am 5'-Ende, für das 3'-terminale Fragment am 3'-Ende - wurde gemäß den
Abb. 5 und 6 durchgeführt. Es konnte gezeigt werden, daß das 3'-
terminale Teilstück überhaupt nicht replizierbar war und das 5'-terminale
Teilstück erst nach längerer Zeit in ein replikationsfähiges Molekül umgebaut
wurde. Der 5'-Terminus des 3'-terminalen Teilstücks wurde durch
Dephosphorylierung mit alkalischer Phosphatase und anschließender
Phosphorylierung mit ATP und Polynukleotidkinase in die zur Ligation
geeignete 5'-Monophosphatform überführt.
Bei 37°C zeigten die Teilstücke schon ohne Hybridisierung an den Analyten
eine teilweise Bildung eines Doppelstrangs. Die Teilstücke konnten in einer
an den Analyten hybridisierten Form durch DNA Ligase ligiert werden.
Eine weitere Strategie, ein replikationsfähiges Molekül zu erzeugen, geht
davon aus, daß der Analyt nach Hybridisierung als Matrize für eine
instruierte Synthese von komplementären Sequenzen dienen kann.
Dabei wird ausgenützt, daß ein DNA Einzel- oder Doppelstrang mit der
Sequenz eines RNA-Replikons zur Replikation völlig unfähig ist. Ein
Einzelstrang ist auch zur RNA-Synthese mittels Transkription ungeeignet,
zumindest die Promotorsequenz muß in doppelsträngiger Form vorliegen, um
Transkription zu ermöglichen.
Es wurde daher die DNA-Sonde CB182 (SEQ ID NO. 11) synthetisiert, die
einen Promotor gefolgt von der Replikonsequenz enthält, an dessen 3'-Ende
die Identifikatorsequenz des Analyten (in positiver Polarität) angefügt ist.
Diese Sonde war nicht replikationsfähig. Durch Zugabe eines zum 3'-Ende
der Sonde komplementären DNA-Oligonukleotids und DNA-Polymerase aus
E.coli wurde ein DNA-Doppelstrang gebildet, der mittels
Transkription/Replikation durch T3 RNA-Polymerase ein quantifizierbares
Amplifikationssignal ergab.
Wurde rRNA mit Fängernukleotid CB188 (SEQ ID NO. 12) als Primer
eingesetzt, ließ sich mittels Reverser Transkriptase mit einer Ausbeute von
80% ein Transkript von ungefähr 350 Nukleotiden Länge erzeugen.
Durch Zusatz des Blockerreagenz CB184 (SEQ ID NO. 13), das die weitere
Elongation von CB188 über die Hybridisierungssequenz hinaus blockierte,
wurde die Effizienz der Doppelstrangsynthese verbessert. Noch bessere
Resultate wurden durch den Einsatz des modifizierten Oligonukleotids
CB190 (entsprechend CB184 mit einer 3'-terminalen Aminogruppe) erzielt,
da dieses Oligonukleotid selbst nicht als Primer wirken konnte. Es
entstanden in guter Ausbeute Transkripte, die nach Zerstörung der
DNA:RNA-Hybride durch Erhitzen zum Priming der DNA-Polymerase-
Reaktion von CB182 geeignet waren.
Die Immobilisierung von bakterieller rRNA erfolgte mit 3'-gekuppelter
Oligo(dG,dl). Es konnte gezeigt werden, daß die Gesamtreaktion wie in
Abb. 2 gezeigt funktioniert, und daß Hintergrundreaktionen wesentlich
langsamer verlaufen.
Entscheidend für die Brauchbarkeit eines Nachweisverfahrens für
Routineanwendungen ist die leichte Automatisierbarkeit. Methoden, die
Probenentnahmen während der Reaktion und aufwendige
Analysenmethoden erfordern, sind zu teuer und störanfällig.
Im erfindungsgemäßen Verfahren können hierzu intercalierende
Fluoreszenzfarbstoffe eingesetzt werden, deren Fluoreszenzintensität durch
Intercalierung in eine RNA- oder DNA-Struktur stark erhöht wird. Abb.
7 zeigt semilogarithmische Wachstumsprofile einer RNA-Sonde gegen 16S
rRNA aus E.coli unter Standardreplikationsbedingungen in Gegenwart von
10-7 M des Fluoreszenzfarbstoffs YoPro1 (Molecular Probes, Yuichin, OR).
Die Y-Achse zeigt die relative Fluoreszenz (ohne RNA = 1), die X-Achse die
Meßpunkte (alle 5 min). Es sind die Verstärkungsprofile verschiedener
Verdünnungen der Sonde aufgenommen mit einem handelsüblichen
Mikrotiterplattenfluorometer, das das Anregungs- und Emissionslicht durch
die Bodenplatte der Mikrotiterplatte aufnimmt, gezeigt. Ein Öffnen der
Reaktionskammer war nicht erforderlich, so daß eine Kontamination
vermieden werden kann.
In Abwesenheit der Matrize nimmt die Fluoreszenz eines inkubierten
Amplifikationsgemisches nur sehr langsam und fast linear zu. Von dieser
unspezifischen Reaktion kann die viel rascher und fast exponentiell folgende
matrizenabhängige Amplifikation ohne weiteres unterschieden werden. Die
Abbildung zeigt, daß eine Quantifizierung bis auf eine Konzentration von 102
Strängen Sonde gelingt.
Benötigte Apparate: Ein temperierbarer Heizblock für Mikrotiterplatten,
Mikrotiterplatten-Fluorometer.
Kit-Bestandteile: Lysepuffer und Replikationspuffer, T3-, T7- oder SP6-RNA-
Polymerase, Sonden und Fänger, jeweils 12 Aliquote für je 8 Proben, 12 mit
Immobilisator gekuppelte Mikrotiterstrips. Die Sondenkonstrukte sind oben
beschrieben, ebenso die Fänger; sie müssen an die jeweilige Anwendung
angepaßt werden. Der Fänger kann als Gemisch mit der Sonde oder direkt
immobilisiert auf der Mikrotiterplatte vorliegen.
Prozedur: Das Spezimen wird je nach Masse mit einem gleichen Volumen
Lysepuffer in 1,5 ml Reaktionsgefäßen gemischt und auf 60°C gebracht.
Festproben werden mit kleinen Plastik-Einmalpistillen mit dem Lysepuffer
intensiv vermischt. Die Probe wird durch Zentrifugation grob geklärt. 150
µl dieser Probe werden mit 2 µl Sonden-Fänger-Lösung versetzt und 30 min
bei 55°C inkubiert. Die Lösung wird in frisch mit Lysepuffer vorgespülte
Mikrotiterplatten gegeben und weitere 15 min zum Immobilisieren bei 50°C
inkubiert. Die Mikrotiterplatten sollten dabei zur besseren Durchmischung
schonsam agitiert werden. Die Lösungen werden verworfen und die Strips
mit Lysepuffer und Wasser gründlich gewaschen. 1 Aliquot
Replikationspuffer und 1 Aliquot T3-RNA-Polymerase werden gemischt und
je 100 µl dieser Mischung pro Vertiefung einpipettiert. Die Fluoreszenz der
Proben wird durch das Fluorometer aufgenommen und ausgewertet. Pro
Reihe sollte eine Blankprobe als Kontrolle mitlaufen, um etwaige
Kontaminationen zu entdecken.
Kit-Bestandteile: Lysepuffer und Replikationspuffer, T3-, T7- bzw. SP6-RNA-
Polymerase-DNA-Polymerasegemisch, Gemisch von Fänger und
Blockieroligonukleotid wie oben. Zusätzlich benötigt werden der
Retrotranskriptionspuffer und Reverse Transkriptase. Der Replikationspuffer
enthält zusätzlich je 0,1 mM dATP, dCTP, dGTP und dTTP, die RNA-
Polymeraselösung enthält zusätzlich DNA-Polymerase aus E.coli.
Prozedur: Das Spezimen wird je nach Masse mit einem gleichen Volumen
Lysepuffer in 1,5 ml Reaktionsgefäßen gemischt und auf 60°C gebracht.
Festproben werden mit kleinen Plastik-Eirlmalpistillen mit dem Lysepuffer
intensiv vermischt. Die Probe wird durch Zentrifugation grob geklärt. 150
µl dieser Probe werden bei indirekter Immobilisierung mit 2 µ1 Fänger-Lösung
versetzt und 30 min bei 55°C inkubiert; bei direkter Immobilisierung des
Fängers entfällt dieser Schritt. Die Lösung wird in frisch mit Lysepuffer
vorgespülte Mikrotiterplatten gegeben und bei direkter Immobilisierung 40
min. bei indirekter Immobilisierung 15 min bei 50°C inkubiert. Die Lösungen
werden verworfen und die Strips mit Lysepuffer und Wasser gründlich
gewaschen. Retrotranskriptasepuffer und Reverse Transkriptase werden
gemischt und je 100 µl dieser Mischung pro Vertiefung einpipettiert. Nach
40 min bei 45°C wird mit warmen Wasser nachgespült. Replikationspuffer,
Nachweisreagenz, RNA-Polymerase und DNA-Polymerase werden gemischt
und je 100 µl dieser Mischung pro Vertiefung einpipettiert. Die Fluoreszenz
der Proben wird durch das Fluorometer aufgenommen und ausgewertet,
wobei der Zeitpunkt der makroskopisch sichtbaren Verstärkung zur
Quantifizierung der Probe dient.
Claims (21)
1. Verfahren zum qualitativen und/oder quantitativen Nachweis eines
Analyten in einer Probe,
dadurch gekennzeichnet,
daß man ein Nachweisreagenz verwendet, welches ein RNA-Replikon
oder eine für eine solche Sequenz kodierende DNA-Sequenz aufweist,
und daß man den Analyten durch Amplifikation des RNA-Replikons
mittels einer DNA-abhängigen RNA-Polymerase und anschließende
Detektion der Amplifikationsprodukte nachweist.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Nachweisreagenz eine für den Analyten spezifische
Identifikatordomäne aufweist.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Identifikatordomäne ein Peptid oder Polypeptid oder eine
Nukleinsäure darstellt.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Identifikatordomäne in der Lage ist, unmittelbar an den
Analyten zu binden.
5. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Identifikatordomäne eine Nukleinsäure darstellt, welche in der
Lage ist, mit der Komplementärsequenz eines Nukleinsäure-Analyten
zu hybridisieren.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß man zusätzlich ein Fangreagenz verwendet, welches eine mit
dem Analyten bindefähige Fängerdomäne enthält.
7. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Fängerdomäne eine Nukleinsäure ist, welche in der Lage ist,
mit einem Nukleinsäure-Analyten zu hybridisieren.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Fangreagenz auf einem Träger immobilisiert ist oder eine zur
Immobilisierung fähige Gruppe enthält.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Fangreagenz einen Partner eines Bindepaares umfaßt, dessen
anderer Partner an den Träger gekoppelt ist.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Bindepaar ausgewählt wird aus Biotin-Streptavidin, Biotin-
Avidin und Oligo(C)-Oligo(G).
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche zur
Bestimmung eines Nukleinsäure-Analyten,
dadurch gekennzeichnet,
daß es die folgenden Schritte umfaßt:
- a) Inkontaktbringen eines den Analyten enthaltende Probe mit einem Fangreagenz umfassend eine Nukleinsäuredomäne, die mit dem Analyten hybridisieren und deren 3'-Ende als Primer für eine enzymatische Elongation dienen kann, und mit einem Blockerreagenz, welches an einer bestimmten Stelle stromabwärts vom Fangreagenz an den Analyten binden kann und in der Lage ist, eine enzymatische Elongation zu stoppen,
- b) enzymatisches Elongieren des Fangreagenz unter Verwendung des Analyten als Matrize, wobei ein zum Analyten komplementärer Nukleinsäurestrang gebildet wird, der bis zur Bindestelle des Blockerreagenz auf dem Analyten reicht,
- c) Abtrennen des Analyten und lnkontaktbringen des Komplementärstrangs mit dem Nachweisreagenz, umfassend eine Amplifikatordomäne, die eine für ein RNA-Replikon kodierende Sequenz in operativer Verknüpfung mit einem Promotor enthält und eine Identifikatordomäne, die mit dem 3'- Ende des in Schritt (ii) gebildeten Komplementärstrangs hybridisieren kann,
- d) enzymatisches Elongieren des in Schritt (ii) gebildeten Komplementärstrangs unter Verwendung des Nachweisreagenz als Matrize, wobei ein Nukleinsäuredoppelstrang aus dem Nachweisreagenz und einem dazu komplementären Nukleinsäurestrang gebildet wird,
- e) Transkribieren des DNA-Doppelstranges unter Bildung eines RNA-Replikons,
- f) Amplifizieren des transkribierten RNA-Replikons durch eine DNA-abhängige RNA-Polymerase und
- g) Detektieren des Amplifikationsprodukts.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Replikon oder die dafür kodierende DNA-Sequenz ausgewählt
wird aus den Sequenzen T7rp1, T7rp2 und T7rp3.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß als DNA-abhängige RNA-Polymerase T7-Polymerase, T3-
Polymerase oder SP6-Polymerase verwendet wird.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Detektion der Amplifikationsprodukte mit Hilfe einer
Markierungssubstanz durchgeführt wird.
15. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Markierungssubstanz aus Nukleinsäure-intercalierenden
fluoreszierenden Substanzen, bevorzugt aus Ethidiumbromid,
Propidiumiodid, Acridin-Orange, Thiazol-Orange sowie dessen
Derivate YoPro1 und ToPro1 ausgewählt wird.
16. Nukleinsäure,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie in 5'-3'-Richtung folgende Elemente umfaßt:
einen Promotor, eine für ein RNA-Replikon kodierende Sequenz,
vorzugsweise ausgewählt aus T7rp1, T7rp2 und T7rp3, und eine
Identifikatordomäne.
17. Nukleinsäure nach Anspruch 16,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Promotor ausgewählt ist aus dem Promotor für T7- oder T3-
RNA-Polymerase.
18. Nukleinsäure,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie in 5'-3'-Richtung folgende Elemente umfasst: eine RNA-
Replikonsequenz und eine Identifikatordomäne.
19. Nukleinsäure nach einem der Ansprüche 16 bis 18,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie modifizierte Nukleotidbausteine enthält.
20. Assaykit, umfassend eine Nukleinsäure nach Anspruch 16, 17, 18
oder 19, sowie gegebenenfalls einen Träger, ein Fangreagenz, eine
DNA-abhängige RNA-Polymerase und weitere Polymerasen, sowie
übliche Träger-, Hilfs- und Zusatzstoffe.
21. Verwendung einer DNA-abhängigen RNA-Polymerase zum Nachweis
eines Analyten durch Amplifikation eines RNA-Replikons und
Detektion der Amplifikationsprodukte.
Priority Applications (3)
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---|---|---|---|
DE19904285A DE19904285A1 (de) | 1999-02-03 | 1999-02-03 | Methode zum Nachweis und zur Quantifizierung von Analyten in Proben mit Hilfe von RNA-Replikons |
PCT/EP2000/000875 WO2000046400A1 (de) | 1999-02-03 | 2000-02-03 | Methode zum nachweis und zur quantifizierung von analyten in proben mit hilfe von rna-replikons |
EP00905016A EP1147221A1 (de) | 1999-02-03 | 2000-02-03 | Methode zum nachweis und zur quantifizierung von analyten in proben mit hilfe von rna-replikons |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19904285A DE19904285A1 (de) | 1999-02-03 | 1999-02-03 | Methode zum Nachweis und zur Quantifizierung von Analyten in Proben mit Hilfe von RNA-Replikons |
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Family Applications (1)
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DE19904285A Withdrawn DE19904285A1 (de) | 1999-02-03 | 1999-02-03 | Methode zum Nachweis und zur Quantifizierung von Analyten in Proben mit Hilfe von RNA-Replikons |
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US5464744A (en) * | 1992-09-24 | 1995-11-07 | Norval B. Galloway | Methods and compositions for reducing false positive signals in an RNA amplification system |
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