DE19844375A1 - Verfahren zur Steuerung eines selbsttätig schaltenden Getriebes - Google Patents
Verfahren zur Steuerung eines selbsttätig schaltenden GetriebesInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung eines selbsttätig schaltenden Getriebes mit mehreren Gangstufen, bei dem eine Rückschaltung in eine niedrigere Gangstufe ausgelöst wird, wenn beim Betätigen des Fahrpedals im Sinne erhöhter Lastvorgabe eine Schaltkennlinie überschritten wird. Es wird vorgeschlagen, ein Fahrpedalgradientensignal (DKIG) mit einem vorgebbaren Grenzwert (DKIG_Grenz) zu vergleichen und eine Rückschaltung bereits vor dem Überschreiten der Schaltkennlinie auszulösen, wenn der aktuelle Wert des Fahrpedalgradientensignals größer als dieser Grenzwert ist. Die Reaktionszeit des Getriebes wird deutlich verkürzt.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung
eines selbsttätig schaltenden Getriebes gemäß dem Oberbe
griff von Anspruch 1.
In der elektronischen Steuerungseinrichtung von moder
nen automatischen Schaltgetrieben sind üblicherweise mehre
re Schaltprogramme gespeichert. Ein Schaltprogramm enthält
üblicherweise einen Satz von Schaltkennlinien. Jede Schalt
kennlinie enthält für einen bestimmten Gangwechsel, z. B.
dritter Gang nach vierter Gang, die Information, bei wel
cher Geschwindigkeit bzw. Drehzahl und welcher Lastvorgabe
bzw. Fahrpedalstellung der Gangstufenwechsel ausgelöst
wird.
Die DE 39 22 051 C2 offenbart ein Verfahren, bei dem
aus dem Fahrpedalstellungssignal ein Gradientensignal er
mittelt und, abhängig vom Wert dieses Gradientensignals, in
ein leistungsoptimiertes Schaltprogramm umgeschaltet wird.
Dieses Verfahren ist geeignet, einem Fahrer spontan ein
Schaltprogramm mit höheren Schaltdrehzahlen und entspre
chenden Zugkraft-Überschüssen bereit zustellen, was bei
spielsweise während eines Überholvorgangs erwünscht sein
kann.
Bei automatischen Schaltgetrieben besteht das grund
sätzliche Problem, daß nach der Schaltungsauslösung bis zum
Beginn der Übersetzungsänderung eine bestimmte Zeitdauer
verstreicht. Diese Zeitdauer wird bei elektro-hydraulisch
gesteuerten Getrieben für das Befüllen einer zuschaltenden
Kupplung und/oder für das Absenken des Druckniveaus einer
abschaltenden Kupplung benötigt. Insbesondere, wenn der
Fahrer eine schnelle Lasterhöhung vornimmt und eine Rück
schaltung erwartet, ist diese Zeitdauer störend, da eine
spürbare Reaktion des Getriebes erst verzögert erfolgt.
Durch ein Verfahren, wie es beispielsweise in der
DE 196 48 383 A1 offenbart ist, läßt sich diese Zeitdauer
in bestimmten Grenzen verkürzen, um die Spontaneität des
Getriebes zu erhöhen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist, eine weitere
Erhöhung der Spontaneität des Getriebes zu erzielen.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch ein auch die
Merkmale des kennzeichnenden Teils des Hauptanspruchs auf
weisendes Verfahren gelöst. Durch die Unteransprüche sind
vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens gegeben.
Anhand des Gradientensignals wird die Änderungsge
schwindigkeit des Leistungssteuerorgans (Fahrpedal) über
wacht. Übersteigt der Wert des Gradientensignals bei einem
schnellen Niedertreten des Fahrpedals einen vorgebbaren
Grenzwert, wird unmittelbar eine Rückschaltung bereits vor
dem Überschreiten der Schaltkennlinie ausgelöst. Die Reak
tion des Getriebes erfolgt um die Zeitdauer früher, welche
ansonsten bis zum Überschreiten der Schaltkennlinie ver
streichen würde. In einer Fahrsituation, in der, ausgehend
von einer niedrigen Laststellung von z. B. 10% der
Vollaststellung, das Fahrpedal schnell niedergetreten wird
und die Rückschaltung erst bei einer hohen Laststellung von
z. B. 90% der Vollaststellung ausgelöst würde, kann erfah
rungsgemäß eine Verkürzung der Reaktionszeit des Getriebes
von ca. 200 ms erzielt werden.
Die Erfindung macht sich die Erkenntnis zunutze, daß,
wenn das Fahrpedal mit einer bestimmten Geschwindigkeit
niedergetreten wird, es in der Regel auch bis zu hohen
Laststellungen betätigt wird, die dann ohnehin eine Rück
schaltung zur Folge hätten.
Um auch dem weniger häufig auftretenden Fall, bei dem
die Schaltkennlinie nach dem Auftreten eines hohen Gradien
tenwertes doch nicht überschritten wird, gerecht zu werden,
ist in einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung vor
gesehen, daß die Rückschaltung wieder abgebrochen wird,
wenn der aktuelle Wert des Gradientensignals einen weiteren
Grenzwert unterschreitet, bevor die Schaltkennlinie über
schritten wurde. Wenn also die Betätigungsgeschwindigkeit
abnimmt und den weiteren Grenzwert unterschreitet, wird
darauf geschlossen, daß die Schaltkennlinie mit hoher Wahr
scheinlichkeit doch nicht überschritten wird und die Rück
schaltung wird abgebrochen. Bei einer Überschneidungsschal
tung, bei der eine Kupplung zu- und eine Kupplung abge
schaltet wird, ist der Abbruch der Rückschaltung üblicher
weise bis zu dem Zeitpunkt möglich, an dem an der abschal
tenden Kupplung Schlupf auftritt. Der Grenzwert, unterhalb
dessen die Rückschaltung wieder abgebrochen wird, kann bei
spielsweise gleich dem Grenzwert, oberhalb dessen die Rück
schaltung ausgelöst wird, sein, wodurch sich Vereinfachun
gen bei der Applikation ergeben.
Die Einstellung der Grenzwerte hat erheblichen Einfluß
auf das Getriebeverhalten. Um dem Verhalten von verschiede
nen Fahrertypen besser gerecht zu werden, ist es vorteil
haft, wenn die Grenzwerte für das Gradientensignal von ei
ner Fahraktivitäts-Kenngröße, welche üblicherweise zur Um
schaltung zwischen verschiedenen Schaltprogrammen herange
zogen wird, abhängen.
Wenn die Grenzwerte für das Gradientensignal, abhängig
von der aktuellen Gangstufe, vorgebbar sind, kann eine wei
tere Verbesserung des Getriebeverhaltens erzielt werden.
Beispielsweise ist es sinnvoll, in den unteren Gangstufen
höhere Grenzwerte vor zugeben, um unerwünschte Rückschaltun
gen, die sich in den unteren Gangstufen wegen der größeren
Übersetzungssprünge stärker auswirken, zu verhindern.
Wenn die Rückschaltung infolge der Überschreitung des
Gradientengrenzwerts nur dann ausgelöst wird, wenn die Ge
triebetemperatur in einem vorgebbaren Wertebereich liegt,
wird der Nachteil von unerwünschten hohen Motordrehzahlen
bei kaltem oder sehr heißem Getriebe vermieden. Der einge
schränkte Wertebereich der Getriebetemperatur liegt bei
spielsweise zwischen 30°C und 150°C.
Die Abtriebsdrehzahl des Getriebes ist unter Normalbe
dingungen proportional zur Fahrzeuggeschwindigkeit. Wenn
die Rückschaltung durch die vorgeschlagene Funktion nur in
einem vorgebbaren Wertebereich der Abtriebsdrehzahl ausge
löst wird, werden dadurch unerwünschte Rückschaltungen bei
langsamen Geschwindigkeiten, welche üblicherweise innerhalb
geschlossener Ortschaften gefahren werden, und sehr hohen
Autobahngeschwindigkeiten vermieden.
Eine weitere vorteilhafte Einschränkung der Zustände,
in denen eine Rückschaltung durch die vorgeschlagene Funk
tion ausgelöst wird, ist durch einen vorgebbaren Wertebe
reich des Motormoments gegeben. Das Auslösen einer Rück
schaltung macht nur Sinn, wenn sicher auch Zugbetrieb vor
liegt, wenn also das Motormoment positiv ist und einen be
stimmten Wert, z. B. 30% des Vollastmoments, überschrei
tet.
Schließlich können unzulässig hohe Motordrehzahlen
dadurch vermieden werden, daß die Rückschaltung bereits vor
dem Überschreiten der Schaltkennlinie nur dann ausgelöst
wird, wenn die Gangstufe, in die zurückgeschaltet werden
soll, nicht kleiner als eine Gangstufe ist, die bei der
aktuellen Abtriebsdrehzahl noch eingelegt werden kann, ohne
unzulässig hohe Motordrehzahlen zu erzeugen.
Anhand der beigefügten Zeichnung wird die Erfindung
näher erläutert.
Die einzige Figur zeigt den zeitlichen Signalverlauf
der Fahrpedalstellung DKI, des Fahrpedalgradienten DKIG,
der Getriebeeingangsdrehzahl n_Tur, des Soll-Gangs und des
Ist-Gangs.
Ausgehend von einer nicht beschleunigten Konstantfahrt
mit einer Laststellung von beispielsweise DKI = 10% der
Vollaststellung in einem Ausgangs-Gang (z. B. vierter Gang)
tritt der Fahrer zum Zeitpunkt t0 das Fahrpedal schnell
nieder. Bei bekannten Verfahren würde eine Rückschaltung
erst zum Zeitpunkt t2 ausgelöst werden, zu dem die Rück
schaltkennlinie überschritten wird. Die Rückschaltkennlinie
wird beim vorliegenden Beispiel überschritten, wenn DKI
größer dem Grenzwert DKI_SK ist. Bei bekannten Verfahren
verstreicht also zwischen dem Zeitpunkt t0, zu dem der Fah
rer mit der Lasterhöhung beginnt, bis zu dem Zeitpunkt t2,
zu dem beim Überschreiten der Schaltkennlinie die Schaltung
ausgelöst würde, eine nicht unerhebliche Zeitdauer.
Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird das Gradienten
signal DKIG mit dem vorgebbaren Grenzwert DKIG_Grenz ver
glichen und die Rückschaltung bereits zum Zeitpunkt t1 aus
gelöst, zu dem das Signal DKIG den Grenzwert DKIG_Grenz
überschreitet. Zum Zeitpunkt der Schaltungsauslösung t1
ändert sich der Wert des Signals Soll-Gang. Nachdem bisher
z. B. der vierte Gang eingelegt war, soll nunmehr in den
dritten Gang geschaltet werden. Die Schaltungsauslösung
erfolgt beim erfindungsgemäßen Verfahren um das Zeitinter
vall Δt12 früher. Nach der Schaltungsauslösung zum Zeit
punkt t1 verstreicht zum Befüllen der zuschaltenden Kupp
lung bzw. zum Absenken des Druckniveaus der abschaltenden
Kupplung die Zeitdauer Δt13, bevor der Fahrer zum Zeit
punkt t3 eine Reaktion des Getriebes auf seine Lasterhöhung
verspürt. Zum Zeitpunkt t3 beginnt die Schlupfphase der
Rückschaltung, in der die Getriebeeingangsdrehzahl n_Tur
und damit die Motordrehzahl schnell steigen. Zum Zeit
punkt t4 zeigt das Signal Ist-Gang an, daß die Schaltung
abgeschlossen ist. Das Signal Ist-Gang hat dann den glei
chen Wert wie das Signal Soll-Gang.
Im vorliegenden Beispiel wird das Fahrpedalgradienten
signal zur Auslösung der Rückschaltung verwendet. Es ist
ohne weiteres möglich, andere Signale für diesen Zweck her
anzuziehen, wie z. B. ein Motormomentensignal.
DKI Signal Fahrpedalstellung
DKI_SK Wert des DKI-Signals, bei dem eine Rück schaltkennlinie überschritten wird
DKIG Signal Fahrpedalgradient
DKIG_Grenz Grenzwert
n_Tur Getriebeeingangsdrehzahl (Turbinendrehzahl)
Soll-Gang Soll-Gangstufe
Ist-Gang Ist-Gangstufe
t0 Zeitpunkt; Beginn der Lasterhöhung
t1 Zeitpunkt; Überschreiten des Grenzwerts
t2 Zeitpunkt; Überschreiten der Schaltkennlinie
t3 Zeitpunkt; Beginn Schlupfphase
t4 Zeitpunkt; Ende Schaltung
DKI_SK Wert des DKI-Signals, bei dem eine Rück schaltkennlinie überschritten wird
DKIG Signal Fahrpedalgradient
DKIG_Grenz Grenzwert
n_Tur Getriebeeingangsdrehzahl (Turbinendrehzahl)
Soll-Gang Soll-Gangstufe
Ist-Gang Ist-Gangstufe
t0 Zeitpunkt; Beginn der Lasterhöhung
t1 Zeitpunkt; Überschreiten des Grenzwerts
t2 Zeitpunkt; Überschreiten der Schaltkennlinie
t3 Zeitpunkt; Beginn Schlupfphase
t4 Zeitpunkt; Ende Schaltung
Claims (8)
1. Verfahren zur Steuerung eines von einer elektroni
schen Steuerungseinrichtung gesteuerten, selbsttätig schal
tenden Getriebes mit mehreren Gangstufen, bei dem ein Lei
stungssteuerorgan zur Lastvorgabe vorgesehen ist und ein
von der Stellung des Leistungssteuerorgans abhängiges Si
gnal (DKI) - insbesondere ein Fahrpedalstellungs- oder
Drosselklappensignal - erfaßt wird und daraus ein der Ände
rungsgeschwindigkeit proportionales Gradientensignal (DKIG)
gebildet wird, wobei für jeden Gangstufenwechsel mindestens
eine Schaltkennlinie in der elektronischen Steuerungsein
richtung abgelegt ist, welche jeder Stellung des Leistungs
steuerorgans eine Schaltdrehzahl bzw. -geschwindigkeit zu
ordnet, und eine Rückschaltung in eine niedrigere Gangstufe
ausgelöst wird, wenn beim Betätigen des Leistungssteueror
gans im Sinne erhöhter Lastvorgabe eine Schaltkennlinie
überschritten wird, dadurch gekennzeichnet,
daß das Gradientensignal (DKIG) mit einem vorgebbaren
Grenzwert (DKIG_Grenz) verglichen wird und eine Rückschal
tung bereits vor dem Überschreiten der Schaltkennlinie aus
gelöst wird, wenn der aktuelle Wert des Gradientensignals
größer als der Grenzwert ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Rückschaltung wieder abgebro
chen wird, wenn der aktuelle Wert des Gradientensignals
einen weiteren Grenzwert unterschreitet, bevor die Schalt
kennlinie überschritten wurde.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß in der elektronischen
Steuerungseinrichtung eine Fahraktivitäts-Kenngröße ermit
telt wird, und daß die Grenzwerte für das Gradientensignal
von der Fahraktivitäts-Kenngröße abhängen.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Grenzwerte für das
Gradientensignal von der aktuellen Gangstufe abhängen.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Rückschaltung be
reits vor dem Überschreiten der Schaltkennlinie nur dann
ausgelöst wird, wenn die Getriebetemperatur in einem vor
gebbaren Wertebereich liegt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die Rückschaltung be
reits vor dem Überschreiten der Schaltkennlinie nur dann
ausgelöst wird, wenn die Abtriebsdrehzahl in einem vorgeb
baren Wertebereich liegt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Rückschaltung be
reits vor dem Überschreiten der Schaltkennlinie nur dann
ausgelöst wird, wenn das Motormoment in einem vorgebbaren
Wertebereich liegt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß die Rückschaltung be
reits vor dem Überschreiten der Schaltkennlinie nur dann
ausgelöst wird, wenn die Gangstufe, in die zurückgeschaltet
werden soll, nicht kleiner als eine Gangstufe ist, die bei
der aktuellen Abtriebsdrehzahl noch eingelegt werden kann,
ohne unzulässig hohe Motordrehzahlen zu erzeugen.
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