DE19817118C1 - Dyskerin und dafür codierende DNA-Moleküle, diese enthaltende Vektoren, Antikörper gegen Dyskerin und die Verwendung dieser Gegenstände - Google Patents
Dyskerin und dafür codierende DNA-Moleküle, diese enthaltende Vektoren, Antikörper gegen Dyskerin und die Verwendung dieser GegenständeInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung betrifft DNA-Moleküle, die Proteine mit der biologischen Aktivität von Dyskerin codieren. Ferner werden diese DNA-Moleküle enthaltende Vektoren beschrieben, wobei diese Vektoren beispielsweise zur Expression der erfindungsgemäßen DNA-Moleküle in Prokaryonten oder Eukaryonten geeignet sind. Außerdem werden Arzneimittel mit diagnostische Zusammensetzungen, die die vorstehenden DNA-Moleküle bzw. Vektoren enthalten, das davon codierte Protein oder einen dieses Protein spezifisch erkennenden Antikörper offenbart. Schließlich werden Diagnoseverfahren beschrieben, wobei die vorstehend erwähnten Verbindungen eingesetzt werden und womit Dyskeratosis Congenita (DKC) bzw. eine Prädisposition für DKC nachgewiesen werden können.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft DNA-Moleküle, die Dyskerin bzw. Proteine mit
der biologischen Aktivität von Dyskerin codieren. Die vorliegende Erfindung stellt
ferner diese DNA-Moleküle enthaltende Vektoren bereit, wobei in einer bevorzug
ten Ausführungsform diese Vektoren zur Expression der erfindungsgemäßen
DNA-Moleküle in Prokaryonten oder Eukaryonten geeignet sind. Ferner betrifft
die vorliegende Erfindung Arzneimittel und diagnostische Zusammensetzungen,
die die vorstehenden DNA-Moleküle bzw. Vektoren enthalten, das davon
codierte Protein oder einen dieses Protein spezifisch erkennenden Antikörper.
Schließlich betrifft die vorliegende Erfindung Diagnoseverfahren, wobei die
vorstehend erwähnten Verbindungen eingesetzt werden und womit Dyskeratosis
Congenita (DKC) bzw. eine Prädisposition in den Frühstadien der Krankheit bei
Betroffenen für DKC nachgewiesen werden können.
Die Xq28-gekoppelte, rezessive Erkrankung Dyskeratosis Congenita (DKC; oder
auch "Zinsser-Cole-Engmann-Syndrom" genannt) ist eine seltene kongenitale
Multisystemerkrankung, die spätestens im dritten Lebensjahrzehnt bei den
meisten betroffenen Patienten infolge einer fortschreitenden Panzytopenie und
Knochenmarksversagen einen letalen Verlauf nimmt (Connor et al., Hum. Genet.
72 (1986), 348-351; Arngrimsson et al., J. Med. Genet. 30 (19931, 618-619;
Knight et al., J. Med. Genet. 33, S. 993-995 (1996)). Typisch für die Erkran
kung ist die frühe Manifestation von bestimmten Symptomen in ektodermalem
Gewebe, wie zum Beispiel netzförmige Hautpigmentierung, Nagelwuchsstörun
gen, Hyperkeratosen oder Mukosa-Leukoplakien (Drachtman und Alter, Am. J.
Pediatr. Hemat. Oncol. 14 (1992), S. 297-304 (1992), Dokal et al., Br. J. Haema
tol. 92 (1996), 775-779). Auf der zytogenetischen Ebene ist das Auftreten von
multiplen spontanen Chromosomenbrüchen und Rearrangements in Kulturen von
peripheren Blutzellen und Hautfibroblasten zu beobachten. Daraus wurde gefol
gert, daß DKC eine auf chromosomaler Instabilität beruhende Erkrankung ist
(siehe den Übersichtsartikel von Dokal, Br. J. Haematol 92 (1996), 775-779). Bei
der Fanconi-Anämie (eine erbliche Knochenmarkserkrankung mit chromosomaler
Instabilität) tritt die chromosomale Instabilität vor allem als Reaktion auf Clasto
gene auf. Es wird jedoch davon ausgegangen, daß Clastogene bei der DKC keine
Rolle spielen (Dokal et al., Blood 80 (19921, 3090-3096; Coulthard et al., Br. J.
Haemotol. 97S, 12 (1997)). Die beobachtete chromosomale Instabilität in kulti
vierten DKC-Zellen geht oft mit einer erniedrigten Proliferationsrate und einer
veränderten Morphologie einher. Dabei scheinen diese Phänomene vor allem in
Zellen von solchen Patienten aufzutreten, die schon Anzeichen für eine fort
geschrittene Erkrankung zeigen, und es wird daher davon ausgegangen, daß
diese Phänomene ein Fortschreiten der Erkrankung widerspiegeln (Dokal et al.,
Blood 80 (1992), 3090-3096). Schließlich ist noch zu erwähnen, daß Träger
von DKC ein vollständig verlagertes Muster der Inaktivierung des X-Chromosoms
zeigen. In den Zellen weiblicher Individuen wird normalerweise in den frühen
Entwicklungsstadien zufällig entweder das mütterliche oder das väterliche X-
Chromosom inaktiviert (Lyonisierung), bei DKC-Trägerinnen jedoch wird das
mütterlich X-Chromosom, das die Mutation trägt, bevorzugt inaktiviert. Derzeit
wird erhofft, daß die verlagerte X-chromosomale Inaktivierung vorläufig als
diagnostischer Marker und als Bestätigung des X-chromosomalen Erbgangs
dienen kann. Dies steht in Übereinstimmung mit der Beobachtung, daß der
Gendefekt bei DKC zu einem Wachstumsnachteil bei den Zellen führt, bei denen
dieser exprimiert wird (Devriendt et al., Am. J. Hum. Genet. 60 (1997), 581-587;
Vulliamy et al., Blood 90, S. 2213-2216 (1997)).
Da bisher das für die DKC verantwortliche Gen nicht bekannt war, konnte diese
Erkrankung bisher nur aufgrund phänotypischer Merkmale diagnostiziert werden,
wobei von Nachteil ist, daß die Diagnose nicht eindeutig und erst nach Ent
wicklung des Vollbilds der Erkrankung möglich ist. Letzteres hat zur Folge, daß
es dann für eine therapeutische Intervention oft zu spät ist. Da die Pathogenese
der DKC bisher nicht geklärt werden konnte, ist die Therapie im wesentlichen
symptomatisch und palliativ.
Somit liegt der Erfindung im wesentlichen das technische Problem zugrunde,
diese Nachteile bisheriger Diagnoseverfahren zu überwinden, d. h. eine moleku
larbiologische Diagnostik, die auch eine Frühdiagnostik erlaubt, bereitzustellen.
Die Lösung dieses technischen Problems wurde durch die Bereitstellung der in
den Patentansprüchen gekennzeichneten Ausführungsformen erreicht. Es konnte
ein DNA-Molekül isoliert und identifiziert werden (DKC1-Gen), das in Zusammen
hang mit DKC steht und das Protein Dyskerin codiert. Alle bislang untersuchten
Patienten mit DKC zeigen Änderungen in der Nucleinsäuresequenz der mRNA
des DKC1-Gens. Bei weiteren Analysen sind jedoch außerdem Mutationen im
Intron bzw. den Exon-/Intron-Übergängen in der genomischen Sequenz zu
erwarten.
Die Identifizierung eines für DKC verantwortlichen Gens ist von Interesse, da
dies einen Beitrag zur Aufklärung der molekularen Pathogenese der DKC und
somit verbesserter Therapien gewährleistet. Parallel dazu bildet die Klonierung
des DKC-Gens die Grundlage zur Entwicklung diagnostischer Tests, um zukünf
tig eine zuverlässigere und frühzeitige Diagnose von DKC-Trägern und Betroffe
nen zu gewährleisten. Darüber hinaus werden funktionelle Analysen des Proteins
zweifellos zum Verständnis der normalen Hämatopoese und der Pathophysiologie
anderer ideopathischer aplastischen Anämien beitragen.
In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, daß die DKC genetisch heterogen
ist, insofern es die hier beschriebene X-chromosomale Form (am häufigsten), als
auch familiär und sporadisch autosomal rezessiv und autosomal dominant
vererbte Fälle gibt.
Die Identifizierung des Gens erfolgte durch die Isolierung einer Reihe von poly
morphen Marken und durch detaillierte Kopplungsanalysen, wodurch der für DKC
verantwortliche Bereich innerhalb der 8 Megabasen (Mb) großen Region Xq28
zuerst auf 3,5 Mb und dann auf 1,4 Mb eingeschränkt werden konnte. In diesem
Abschnitt von Xq28 waren 57 bzw. 37 mögliche Kandidatengene vorhanden.
Mittels Screenen von Southern-Blots mit DNA von DKC-Patienten mit cDNA-
Proben von 28 dieser Kandidatengene konnte eine Deletion in einem Patienten
mit einer speziellen Probe nachgewiesen werden (Heiss et al., Methods Mol. Cell-
.Biol. 5 (1995), 337-344). Auf diese Weise wurde die cDNA des XAP101-Gens
als wahrscheinlichstes Kandidatengen für DKC identifiziert. Anschließend konnte
in einem zweiten Patienten eine Punktmutation nachgewiesen werden. Nachdem
das 5'-Ende der cDNA isoliert worden war, wurden zwei weitere Punktmutatio
nen, ein 2-bp-Rearrangement und eine 3-bp-Deletion auf cDNA-Ebene nach
gewiesen. Aufgrund der für diese Proteine beschriebenen biologischen Eigen
schaften kann davon ausgegangen werden, daß Dyskerin als Chaperon am
Transport von ribosomalen Proteinen, bei der Chromosomensegregation und/oder
als Pseudouridinsythase an der rRNA-Biosynthese beteiligt ist.
Somit betrifft die vorliegende Erfindung ein DNA-Molekül (DKC1), das für das
Protein Dyskerin codiert und folgendes umfaßt:
- a) die Nukleinsäure von Fig. 1a, oder eine hiervon durch ein oder meh rere Basenpaare unterschiedliche DNA bzw. ein Fragment davon,
- b) eine mit der Nucleinsäure von (a) hybridisierende DNA, oder
- c) eine mit der Nucleinsäure von (a) oder (b) über den degenerierten genetischen Code verwandte DNA.
Die unter (a) und (c) definierten Nucleinsäuremoleküle codieren für Proteine,
Polypeptide oder Peptide, die mindestens noch eine der nachstehend beschrie
benen biologischen Aktivitäten von Dyskerin aufweisen, beispielsweise als
Chaperon beim Transport von ribosomalen Proteinen beteiligt sind, an der Chro
mosomensegregation, als Pseudouridinsynthase an der rRNA-Biosynthese oder
dessen Veränderung oder Ausfall zu DKC führt oder führen kann.
Die unter (a) definierten DNA-Moleküle umfassen auch DNA-Moleküle, die sich
gegenüber der in Fig. 1a angegebenen Sequenz durch Deletion(en), Inser
tion(en), Austausch(e) und/oder andere im Stand der Technik bekannte Modifika
tionen, z. B. alternatives Splicing, unterscheiden bzw. ein Fragment des ur
sprünglichen Nucleinsäuremoleküls umfassen, wobei das durch diese DNA-
Moleküle codierte Protein noch eine oder mehrere der vorstehend beschriebenen
biologischen Aktivitäten von Dyskerin aufweist. Dazu zählen auch Allelvarianten.
Verfahren zur Erzeugung der vorstehenden Änderungen in der Nucleinsäurese
quenz sind dem Fachmann bekannt und in Standardwerken der Molekularbiologie
beschrieben, beispielsweise in Sambrook et al., Molecular Cloning: A Laboratory
Manual, 2. Ausgabe, Cold Spring Harbor Laboratory Press, Cold Spring Harbor
NY (1989). Der Fachmann ist auch in der Lage zu bestimmen, ob ein von einer
so veränderten Nucleinsäuresequenz codiertes Protein noch über eine der biologi
schen Aktivitäten von Dyskerin verfügt. Dies kann beispielsweise dadurch
erfolgen, daß untersucht wird, ob nach Zugabe des Proteins zu primären Hautfi
broblastenkulturen von DKC-Patienten die erniedrigten Verdopplungszeiten der
Zellen (Dokal et al., Blood 80 (1992), 3090-3096) wieder erhöht bzw. normali
siert werden können. Ein weiterer Test zur Überprüfung ob die Funktion des
Proteins noch über die biologische Funktion oder ähnliche biologische Funktionen
von Dykerin verfügt, ist das Zwei-Hybrid-System (Fields et al., Nature 340, S.
245.246 (1989)). Um die erfindungsgemäße biologische Funktion von Dyskerin
noch zu erfüllen, muß zu den oben definierten Nukleinsäuremolekülen bzw. zu
der in Fig. 1a angegebenen Sequenz eine Homologie von mindestens 50% auf
Nukleotidebene bestehen.
Der Begriff "hybridisierende DNA" weist auf eine DNA hin, die unter üblichen
Bedingungen, insbesondere bei 20°C unter dem Schmelzpunkt der DNA, mit
einer DNA von (a) hybridisiert. Der Begriff "hybridisieren" bezieht sich dabei auf
konventionelle Hybridisierungsbedingungen, vorzugsweise auf Hybridisierungs
bedingungen, bei denen als Lösung 5 × SSPE, 1% SDS, 1 × Denhardts-Lösung
verwendet wird und die Hybridisierungstemperaturen zwischen 35°C und 70°C,
vorzugsweise bei 65°C liegen. Nach der Hybridisierung wird vorzugsweise zuerst
mit 2 × SSC, 1% SDS und danach mit 0,2 × SSC bei Temperaturen zwischen 35°C
und 70°C, vorzugsweise bei 65°C gewaschen (zur Definition von SSPE, SSC und
Denhardts-Lösung siehe Sambrook et al., supra). Besonders bevorzugt sind
stringente Hybridisierungsbedingungen, wie sie beispielsweise in Sambrook et al.,
supra, beschrieben sind.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist das erfindungsgemäße
DNA-Molekül eine cDNA.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist das erfindungsgemäße DNA-
Molekül eine genomische DNA, die vorzugsweise von einem Säuger, beispiels
weise einem Menschen stammt. Hierzu wird auf Fig. 2 verwiesen. Auf Nuclein
säurehybridisierung basierende Screening-Verfahren erlauben die Isolierung der
erfindungsgemäßen genomischen DNA-Moleküle aus jedem Organismus bzw.
abgeleiteten genomischen DNA-Banken, wobei Sonden verwendet werden, die
die in Fig. 1a angegebene Nucleinsäuresequenz oder einen Teil davon enthal
ten. Anhand der genomischen DNA, beispielsweise aus einem Menschen,
können weitere Mutationen identifiziert werden, die an der Entstehung von DKC
beteiligt sind, beispielsweise Mutationen die zu Aminosäurenaustauschen, zur
Hemmung des Spleißens oder zu fehlerhaftem Spleißen führen.
Die erfindungsgemäßen Nucleinsäuren können auch in einen Vektor bzw. Ex
pressionsvektor inseriert werden. Somit umfaßt die vorliegende Erfindung auch
diese Nucleinsäuremoleküle enthaltende Vektoren. Beispiele solcher sind dem
Fachmann bekannt. Im Falle eines Expressionsvektors für E. coli sind dies z. B.
pGEMEX, pUC-Derivate (z. B. pUC8), pBR322, pBlueScript, pGEX-2T, pET3b und
pQE-8. Für die Expression in Hefe sind z. B. pY100 und Ycpad1 zu nennen,
während für die Expression in tierischen Zellen z. B. pKCR, pEFBOS, cDM8 und
pCEV4, anzugeben sind. Für die Expression in Insektenzellen eignet sich beson
ders der Baculovirus-Expressionsvektor pAcSGHisNT-A. In einer bevorzugten
Ausführungsform ist das erfindungsgemäße Nucleinsäuremolekül im Vektor mit
regulatorischen Elementen funktionell verknüpft, die dessen Expression in
prokaryotischen oder eukaryotischen Wirtszellen erlauben. Solche Vektoren
enthalten neben den regulatorischen Elementen, beispielsweise einem Promotor,
typischerweise einen Replikationsursprung und spezifische Gene, die die phäno
typische Selektion einer transformierten Wirtszelle erlauben. Zu den regulatori
schen Elementen für die Expression in Prokaryonten, beispielsweise E.coli,
zählen der lac-, trp-Promotor oder T7-Promotor, und für die Expression in Eukary
onten der AOX1- oder GAL1-Promotor in Hefe, und der CMV-, SV40-, RVS-40-
Promotor, CMV- oder SV40-Enhancer für die Expression in tierischen Zellen.
Weitere Beispiele für geeignete Promotoren sind der Metallothionein I- und der
Polyhedrin-Promotor.
Zu geeigneten Vektoren zählen insbesondere auch T7 basierende Expressions
vektoren für die Expression in Bakterien (Rosenberg et al., Gene 56(11987), 125)
oder pMSXND für die Expression in Säugerzellen (Lee und Nathans, J. Biol. Chem.
263 (1988), 3521).
In einer bevorzugten Ausführungsform ist der die erfindungsgemäßen DNA-
Moleküle enthaltene Vektor ein Virus, beispielsweise ein Adenovirus, Vaccinia-
Virus oder ein AAV-Virus, der bei einer Gentherapie von Nutzen ist. Besonders
bevorzugt sind Retroviren. Beispiele für geeignete Retroviren sind MoMuLV,
HaMuSV, MuMTV, RSV oder GaLV. Für Zwecke der Gentherapie können die
erfindungsgemäßen DNA-Moleküle auch in Form von kolloidalen Dispersionen zu
den Zielzellen transportiert werden. Dazu zählen beispielsweise Lipososmen oder
Lipoplexe (Mannino et al., Biotechniques 6 (1988), 6821.
Allgemeine auf dem Fachgebiet bekannte Verfahren können zur Konstruktion von
Expressionsvektoren, die die erfindungsgemäßen DNA-Moleküle und geeignete
Kontrollsequenzen enthalten, verwendet werden. Zu diesen Verfahren zählen
beispielsweise in vitro-Rekombinationstechniken, synthetische Verfahren, sowie
in vivo-Rekombinationsverfahren, wie sie beispielsweise in Sambrook et al.,
supra, beschrieben sind.
Die vorliegende Erfindung betrifft auch die vorstehend beschriebenen Vektoren
enthaltende Wirtszellen. Zu diesen Wirtszellen zählen Bakterien, Hefe, Insekten-
und Tierzellen, vorzugsweise Säugerzellen. Bevorzugt sind die E. coli Stämme
HB101, DH1, x1776, JM101, JM109, BL21, XL1Blue und SG 13009, der
Hefestamm Saccharomyces cerevisiae und die tierischen Zellen L, 3T3, FM3A,
CHO, COS, Vero, HeLa sowie die Insektenzellen sf9. Verfahren zur Transforma
tion dieser Wirtszellen, zur phänotypischen Selektion von Transformanten und
zur Expression der erfindungsgemäßen DNA-Moleküle unter Verwendung der
vorstehend beschriebenen Vektoren sind auf dem Fachgebiet bekannt.
Die für DC1 codierenden Klone XAP101/DC1 (cDNA) und PAC23248/DC1
(genomische DNA) wurden am 2. Februar 1998 bei der DSMZ, Deutsche Samm
lung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH, Mascheroder Weg 1b, 38124
Braunschweig unter den Hinterlegungsnummern DSM 11981 und DSM 11982
hinterlegt.
Die vorliegende Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Herstellung von Dyske
rin oder eines Proteins mit einer oder mehreren der biologischen Aktivitäten von
Dyskerin, umfassend die Kultivierung der vorstehend beschriebenen Wirtszellen
unter Bedingungen, die die Expression des Proteins erlauben (vorzugsweise
stabile Expression), und Gewinnung des Proteins aus der Kultur. Geeignete
Verfahren zur rekombinanten Herstellung des Proteins sind allgemein bekannt
(siehe beispielsweise Holmgren, Annu. Rev. Biochem. 54 (1985), 237; LaVallie et
al., Bio/Technology 11 (1993), 187; Wong, Curr. Opin. Biotech. 6 (1995), 517;
Romanos, Curr. Opin. Biotech. 6 (1995), 527; Williams et al., Curr. Opin. Bio
tech. 6 (1995), 538; und Davies, Curr. Opin. Biotech. 6 (1995), 543. Auch
geeignete Reinigungsverfahren (beispielsweise präparative Chromatographie,
Affinitätschromatographie, beispielsweise Immunoaffinitätschromatographie,
HPLC etc.) sind allgemein bekannt.
In einer weiteren Ausführungsform betrifft die vorliegende Erfindung ein von den
erfindungsgemäßen DNA-Molekülen codiertes oder nach dem vorstehenden
Verfahren erhaltenes Protein mit einer oder mehreren der biologischen Aktivitä
ten von Dyskerin. Die Aminosäuresequenz eines solchen Proteins ist in Fig. 1b
gezeigt. In diesem Zusammenhang soll erwähnt werden, daß das erfindungs
gemäße Protein gemäß üblicher, auf dem Fachgebiet bekannten, Verfahren
modifiziert sein kann. Zu diesen Modifikationen zählen Austausche, Insertionen
oder Deletionen von Aminosäuren, die die Struktur des Proteins modifizieren,
wobei seine biologische Aktivität im wesentlichen erhalten bleibt. Zu den Aus
tauschen zählen vorzugsweise "konservative" Austausche von Aminosäure
resten, d. h. Austausche gegen biologisch ähnliche Reste, z. B. die Substitution
eines hydrophoben Rests (z. B. Isoleucin, Valin, Leucin, Methionin) gegen einen
anderen hydrophoben Rest, oder die Substitution eines polaren Rests gegen
einen anderen polaren Rest (z. B. Arginin gegen Lysin, Glutaminsäure gegen
Asparaginsäure etc.). Deletionen können zur Erzeugung von Molekülen führen,
die eine deutlich geringere Größe aufweisen, d. h., denen beispielsweise Amino
säuren am N- oder C-Terminus fehlen. Um die erfindungsgemäße biologische
Funktion von Dykerin noch zu erfüllen, sollte eine Homologie von mindestens
60% auf Proteinebene vorliegen.
Das erfindungsgemäße DKC1-Gen codiert für ein Peptid/Protein mit 514 Amino
säuren und einem geschätzten Molekulargewicht von 57.665. Es stellt ein stark
geladenes Peptid mit einem isolelektrischen Punkt (pl) von 10,2 dar. Somit sind
die meisten der geladenen Aminosäuren, die 33,6% (173/515) des Peptids
ausmachen, basisch (105/173). Dies beruht zum großen Teil auf der Anwe
senheit vieler Lysinreste (K) die 12% des Peptids ausmachen und am C-Termi
nus besonders gehäuft auftreten. Die zweithäufigsten Aminosäuren stellen
hydrophobe Reste dar (I, L, M, V; 25% des Peptids). Es gibt klare Hinweise
darauf, daß Dyskerin ein Phosphoprotein ist. Außerdem zeigten sich vier wahr
scheinliche Myristylationsstellen und zwei konservierte Signale für die nucleäre
Lokalisation (NRLS) am N-Terminus (KKHKKK) und am C-Terminus (KRK) bei
Sequenzen der Ratte und beim Menschen. Insgesamt ist Dyskerin hydrophil,
enthält jedoch keine hydrophoben Domänen, die eine für eine Lokalisation in der
Membran ausreichende Länge aufweisen.
Die vorliegende Erfindung betrifft auch Antikörper, die das vorstehend beschrie
bene Protein spezifisch erkennen. Die Antikörper können monoclonale, polyclo
nale oder synthetische Antikörper sein oder Fragmente davon, beispielsweise
Fab-, Fv- oder scFv-Fragmente. Vorzugsweise handelt es sich dabei um mono
clonale Antikörper. Für die Herstellung ist es günstig, Tiere, insbesondere Kanin
chen oder Hühner für einen polyclonalen und Mäuse für einen monoclonalen
Antikörper, mit einem vorstehenden (Fusions)protein oder Fragmenten davon zu
immunisieren. Weitere "Booster" der Tiere können mit dem gleichen (Fu
sions)protein oder Fragmenten davon erfolgen. Der polyclonale Antikörper kann
dann aus dem Serum bzw. Eigelb der Tiere erhalten werden. Die erfindungs
gemäßen Antikörper können gemäß Standardverfahren hergestellt werden,
wobei das von den erfindungsgemäßen DNA-Molekülen codierte Protein oder ein
synthetisches Fragment davon als Immunogen dienen. Monoclonale Antikörper
können beispielsweise durch das von Köhler und Milstein (Nature 256 (1975),
495) und Galfré (Meth. Enzymol. 73 (1981), 3) beschriebene Verfahren herge
stellt werden, wobei Maus-Myelomzellen mit von immunisierten Säugern stam
menden Milzzellen fusioniert werden. Diese Antikörper können beispielsweise zur
Immunpräzipitation der vorstehend diskutierten Proteine oder zur Isolierung
verwandter Proteine aus cDNA-Expressionsbanken verwendet werden. Die
Antikörper können beispielsweise in Immunoassays in Flüssigphase oder an
einen festen Träger gebunden werden. Dabei können die Antikörper auf ver
schiedene Art und Weise markiert sein. Geeignete Marker und Markierungsver
fahren sind dem Fachgebiet bekannt. Beispiele für Immungssays sind ELISA und
RIA.
Die vorliegende Erfindung betrifft ferner die Verwendung der vorstehend be
schriebenen DNA-Moleküle, Vektoren, Proteine und/oder Antikörper. Vorzugs
weise werden diese zur Herstellung eines Arzneimittels zur Prävention oder
Behandlung von DKC verwendet. Dabei kann das Arzneimittel in der Gentherapie
Verwendung finden, wobei die vorstehend beschriebenen Verfahren bzw.
Vektoren zur Einschleusung der erfindungsgemäßen DNA-Moleküle Anwendung
finden können. Andererseits kann das von den erfindungsgemäßen DNA-Molekü
len codierte Protein direkt verabreicht werden, um so in Zellen, die keine funktio
nalen Kopien der für Dyskerin oder die vorstehend beschriebenen, verwandten
Proteine codierenden Gene mehr besitzen, ausreichende Mengen des biologisch
aktiven Proteins zur Verfügung zu stellen. Das erfindungsgemäße Arzneimittel
kommt bevorzugt dann zur Anwendung, wenn in dem betreffenden Patienten
biologisch aktives Dyskerin bzw. das verwandte Protein nicht oder in zu gerin
gen Mengen gebildet werden.
Diese Arzneimittel enthalten gegebenenfalls zusätzlich einen pharmazeutisch
verträglichen Träger. Geeignete Träger und die Formulierung derartiger Arznei
mittel sind dem Fachmann bekannt. Zu geeigneten Trägern zählen beispielsweise
Phosphat-gepufferte Kochsalzlösungen, Wasser, Emulsionen, beispielsweise
Öl/Wasser-Emulsionen, Netzmittel, sterile Lösungen etc. Die Verabreichung der
Arzneimittel kann oral oder parenteral erfolgen. Zu den Verfahren für die parente
rale Verabreichung gehören die topische, intra-arterielle, intramuskuläre, sub
kutane, intramedulläre, intrathekale, intraventrikuläre, intravenöse, intraperito
neale oder intranasale Verabreichung. Die geeignete Dosierung wird von dem
behandelnden Arzt bestimmt und hängt von verschiedenen Faktoren ab, bei
spielsweise von dem Alter, dem Geschlecht, dem Gewicht des Patienten, dem
Stadium der Erkrankung, der Art der Verabreichung etc.
Über das Vorhandensein einer spontanen chromosomalen Instabilität in Hautfi
broblasten, peripheren Blutzellen und Knochenmarkszellen von DKC-Patienten ist
häufig berichtet worden. Untersuchungen von Dokal et al. (s. oben (1992))
zeigten, daß die chromsomale Instabilität mit morphologischen Veränderungen
und einer verlangsamten Teilungsrate von kultivierten Hautfibroblasten einher
geht. Die morphologischen und chromosomalen Veränderungen wurden häufiger
bei Patienten mit einer fortgeschrittenen Symptomatik nachgewiesen, weshalb
angenommen wird, daß solche Anomalien mit der Progredienz der Krankheit
zunehmen. Weiterhin gibt es einige Studien, die über eine mit Klastogenen
(Bleomycin, Diepoxybutan, Mitomycin-C, 4-Nitroquinolin-1-Oxid) induzierte
Chromosomenbrüchigkeit bei DKC berichten.
Aufgrund der beschriebenen biologischen Funktionen von Dyskerin in der Zelle
können die vorstehend beschriebenen erfindungsgemäßen DNA-Moleküle,
Vektoren, Proteine und Antikörper zur Herstellung eines Arzneimittels (1) zur
Verwendung als Wachstumsfaktor, (2) zur Aktivierung des Zellzyklus oder (3)
zur Stabilisierung von Chromosomen bei onkologischen Erkrankungen verwendet
werden und somit bei den vorstehenden Anomalien eingesetzt werden.
Das erfindungsgemäße Dyskerin bzw. die verwandten Proteine mit den gleichen
oder ähnlichen biologischen Eigenschaften können auch als Zusatz für Arznei
mittel zur Verbesserung des Transports des therapeutischen Wirkstoffs ver
wendet werden.
Die vorliegende Erfindung betrifft ferner eine diagnostische Zusammensetzung,
die das vorstehend beschriebene DNA-Molekül oder den Antikörper enthält oder
Kombinationen davon, gegebenenfalls zusammen mit einem geeigneten Nach
weismittel.
Das erfindungsgemäße, wie vorstehend definierte DNA-Molekül kann auch als
Sonde verwendet werden, um DNA-Moleküle zu isolieren, die beispielsweise von
einer anderen Spezies oder einem anderen Organismus stammen und ein Protein
codieren mit einer der biologischen Aktivitäten von Dyskerin. Vorzugsweise
weist dazu die Sonde eine Länge von mindestens 10, besonders bevorzugt
mindestens 15 Basen auf. Geeignete, auf Hybridisierung basierende Nachweis
verfahren sind dem Fachmann bekannt. Geeignete Markierungen für die Sonde
sind dem Fachmann ebenfalls bekannt und dazu zählen beispielsweise Markie
rung mit Radioisotopen, Biolumineszenz-, Chemilumineszenz-, Fluoreszenzmar
kern, Metallchelaten, Enzymen etc..
Darüber hinaus kann dies auch durch eine PCR (Wiedmann et al., PCR Methods
Appl. 3, S. 551-564 (1994); Saiki et al., Nature 324, S. 163-166 (1986)) oder
"Ligase chain reaction" (LCR) (Taylor et al., Curr. Opin. Biotechnol. 6, S. 24-29
(1995); Rouwendal et al., Methods Mol. Biol. S. 149-156 (1996)) erfolgen,
wobei die Primer von der Sequenz in Fig. 1 abgeleitet sind und wobei geeignete
Primer (hinsichtlich Länge, Komplementarität zur Matritze, dem zu amplifizieren
den Bereich etc.) vom Fachmann gemäß üblicher Verfahren entworfen werden
können.
Die vorstehend beschriebenen Verfahren erlauben auch die Identifizierung
weiterer Mutationen, die in Zusammenhang mit DKC stehen, wobei die Sequenz
von DC1 aus gesunden Personen mit der aus dem jeweiligen Patienten ver
glichen wird.
Außerdem betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Diagnose von DKC
oder einer Prädisposition für DKC in vitro, die folgenden Schritte umfassend:
- - Isolierung von Nucleinsäure aus dem Patienten,
- - Durchführung einer LCR oder PCR mit geeigneten Primern oder einer Hybridisierungsanalyse mit einer oder mehreren geeigneten Sonden,
- - Vergleich der Längen der amplifizierten bzw. hybridisieren den Fragmente mit den Längen von Kontrollfragmenten aus dem nichtmutierten DC1-Gen, oder
- - Sequenzierung der amplifizierten Fragmente und Vergleich mit der Sequenz von Kontrollfragmenten aus dem nichtmu tierten DC1-Gen, wobei Längenunterschiede oder Mutatio nen, die zu Substitutionen, Deletionen oder Additionen von Aminosäuren oder zu vorzeitiger Termination der Translation führen, indikativ für DKC oder eine Prädisposition für DKC sind oder wegen der Heterozygotie der Mutation einen Trä ger der DKC identifizieren können.
Das Feststellen einer Prädisposition für DKC gibt großen Sinn im Rahmen der
pränatalen Diagnostik. Sollte man bei diesen Untersuchungen feststellen, daß
der aus dem Embryo entstehende Mensch im späteren Leben DKC entwickeln
wird, könnte man schon bei der Geburt Nabelschnurblut entnehmen, daraus
hämopoietische Zellen extrahieren und aufbewahren, um bei Ausbruch der
Erkrankung diese an den Erkrankten zurückzugeben. Dadurch sollte der Verlauf
der Erkrankung gebremst werden.
Bei oben genanntem Verfahren können dem Fachmann bekannte Methoden
bezüglich der Präparation von DNA oder RNA aus biologischen Proben, des
Restriktionsverdaus der DNA, der Auftrennung der Restriktionsfragmente auf
nach Größe auftrennenden Gelen, beispielsweise Agarosegelen, der Herstellung
und Markierung der Sonde und des Nachweises der Hybridisierung, beispiels
weise über "Southern-Blot"; angewandt werden.
Der vorstehende Nachweis kann auch über PCR oder LCR durchgeführt werden.
Dabei werden Primer verwendet, die die Dyskerin codierende Sequenz oder
geeignete Teilbereiche flankieren. Diagnostisch von Bedeutung sind dabei Am
plifikationsprodukte von DNA aus dem fraglichen Gewebe, die sich, beispiels
weise hinsichtlich ihrer Länge und/oder der Sequenz, von den Amplifikations
produkten von DNA aus gesundem Gewebe unterscheiden.
In einer alternativen Ausführungsform können DKC oder die Prädisposition für
DKC auch durch ein Verfahren diagnostiziert werden, das folgende Schritte
umfaßt:
- - Isolierung von RNA aus dem Patienten,
- - Durchführung einer Northern-Analyse mit einer oder mehre ren geeigneten Sonden,
- - Vergleich der Konzentration und/oder Länge der Dyskerin mRNA der Patientenprobe mit einer Dyskerin-mRNA einer gesunden Person, wobei Längenunterschiede oder das Feh len bzw. eine geringere Konzentration der Dyskerin-mRNA (beispielsweise bedingt durch Mutationen in regulatorischen Sequenzen, die mit der Transkription in Zusammenhang stehen) im Vergleich zur Kontroll-mRNA indikativ für DKC oder eine Prädisposition für DKC sind.
Bei diesem Verfahren können dem Fachmann bekannte Methoden bezüglich der
Präparation von Gesamt-RNA bzw. poly(A) + RNA aus biologischen Proben, der
Auftrennung der RNAs auf nach Größe auftrennenden Gelen, beispielsweise
denaturierenden Agarosegelen, der Herstellung und Markierung der Sonde und
des Nachweises über "Northern-Blot" angewandt werden.
In einer weiteren alternativen Ausführungsform können DKC oder die Prädisposi
tion für DKC auch durch ein Verfahren diagnostiziert werden, das folgende
Schritte umfaßt:
- - Gewinnung einer Zellprobe von dem Patienten,
- - Inkontaktbringen der so erhaltenen Zellprobe mit dem vorste hend beschriebenen erfindungsgemäßen Antikörper als Son de unter Bedingungen, die die Bindung des Antikörpers an Dyskerin bzw. das verwandte Protein erlauben, wobei eine nichtstattgefundene oder schwache Bindung des Antikörpers auf eine mangelnde oder erniedrigte Expression von Dyskerin hinweisen, die indikativ für DKC oder eine Prädisposition für DKC ist.
Dieser Nachweis kann ebenfalls unter Anwendung von dem Fachmann bekann
ten Standardtechniken durchgeführt werden. Diesem sind auch Zellaufschluß
verfahren bekannt, die die Isolierung des Proteins auf eine solche Weise erlau
ben, daß dieses mit dem Antikörper in Kontakt gebracht werden kann. Der
Nachweis des gebundenen Antikörpers erfolgt vorzugsweise über Immungssays,
beispielsweise Western-Blot, ELISA oder RIA.
Die erfindungsgemäßen Diagnoseverfahren können auch als pränatale Diagnose
verfahren gemäß dem Fachmann bekannten Techniken durchgeführt werden.
Schließlich betrifft die vorliegende Erfindung Kits zur Durchführung der erfin
dungsgemäßen Diagnoseverfahren, die den erfindungsgemäßen Antikörper oder
ein Fragment davon, ein erfindungsgemäßes DNA-Molekül als Sonde oder ein für
PCR oder LCR geeignetes, auf der Sequenz des erfindungsgemäßen DNA-Mole
küls basierendes Primerpaar enthalten, gegebenenfalls in Kombination mit einem
geeigneten Nachweismittel.
Je nach Ausgestaltung des mit den erfindungsgemäßen Kits durchzuführenden
Diagnoseverfahrens können die in dem Kit enthaltenden DNA-Moleküle, Antikör
per oder Fragmente davon an einem geeigneten Träger immobilisiert sein.
Die Erfindung wird nun weiter anhand der Figuren beschrieben, welche zeigen:
Fig. 1a: Nucleinsäuresequenz der cDNA des DC1-Gens
Start- und Stopcodons sind fettgedruckt, unterstrichen und in
Kursiv-Schrift. Positionen der bislang identifizierten Missense-Muta
tionen sind klein fettgedruckt und mit Pfeilen markiert. Der Bereich
der aufgefundenen Deletion in einem Patienten ist umrahmt und
beginnt mit der fettgedruckten Schrift.
Fig. 1b: von Fig. 1a abgeleitete Aminosäuresequenz
Fig. 2: Nukleinsäuresequenz und Exon-Intron-Strukturdes DKC1-Gens. Die
Exonsequenzen sind in fettgedruckter Kursivschrift hervorgehoben
und von 1 bis 15 durchnummeriert.
Fig. 3: Expressionsanalyse des DKC1-Transkripts.
Northern-Blots, bei denen RNAs aus verschiedenen Geweben ver
wendet wurden, wurden mit den cDNA-Clonen 31 g K17 und 39 g 1-
D14 hybridisiert. Diese erstrecken sich von Nukleotid 744 nach
Nukleotid 2143 und decken das 3'-Ende des vollständigen offenen
Leserahmens (ORF) ab. In den linken und mittleren Spuren wurde
RNA aus erwachsenen Geweben, in den rechten Spalten aus föta
lem Gewebe aufgetragen.
Fig. 4: Southern-Blot-Analysen
Die Southern Blot Analyse zeigt die 3'-End DKC Deletion in Patient
HO
a: zeigt die Hybridisierung der Sonde 39 g 1D14 (DKC1 cDNA- Nukleotide 1523-2143) mit Taql-Verdaus von 10 nicht mit einander verwandten DKC-Patienten; Patient HO ist in Spur 7; die schwachen Banden, die in allen Spuren zu sehen sind, sind Restsignale früherer Hybridisierungsexperimente, außer für das 1,6 kb Fragment in Spur 7, welches aus dem partiell zerstörten DKC1-Gen in Patient HO stammt;
b: zeigt die Hybridisierung von Sonde 31 g 1K17 (DKC1 cDNA- Nukleotide 744-1565) an Taql-Verdaus von DNA aus Patient HO in Spur 1 und einer normalen Kontrolle in Spur 2.
a: zeigt die Hybridisierung der Sonde 39 g 1D14 (DKC1 cDNA- Nukleotide 1523-2143) mit Taql-Verdaus von 10 nicht mit einander verwandten DKC-Patienten; Patient HO ist in Spur 7; die schwachen Banden, die in allen Spuren zu sehen sind, sind Restsignale früherer Hybridisierungsexperimente, außer für das 1,6 kb Fragment in Spur 7, welches aus dem partiell zerstörten DKC1-Gen in Patient HO stammt;
b: zeigt die Hybridisierung von Sonde 31 g 1K17 (DKC1 cDNA- Nukleotide 744-1565) an Taql-Verdaus von DNA aus Patient HO in Spur 1 und einer normalen Kontrolle in Spur 2.
Die nachstehenden Beispiele veranschaulichen die Erfindung.
Die Erzeugung von angereicherten cDNA-Selektionsbanken (Korn et al., Hum. M
ol. Genet. 1 (1992), 235-242), "Alu-long-range"-PCR-Produkten aus YACs
(Wilgenbus et al., Methods Mol. Cell. Biol., 5, S. 214-221 (1995)), und die Ver
wendung dieser Produkte als Substrate für die Bestimmung von Exons ("Exon-
Trapping") erfolgte wie beschrieben. Das 5'-Ende des hinterlegten Klons XAP-
101 wurde durch das Screenen einer Zufalls-geprimten und oligo-dT-geprimten
menschlichen fötalen Hirn-lambdaZAPII-cDNA-Bank (Clontech) mit den verfüg
baren cDNA-Selektionsclonen (Korn et al., Hum. Mol. Genet. 1, S. 235-242
(1992)) bestimmt. Positive Plaques wurden solange erneut gescreent bis einzeln
isolierbare Clone erhalten werden konnten. Die isolierten in Phagen enthaltenen
cDNA-Clone wurden durch Exzisionsreparatur entsprechend den Angaben des
Herstellers in Plasmidvektoren eingebracht.
An die für die Anreicherungszyklen verwendete cDNA wurden SK-Sequenzadap
toren ligiert (Korn et al., Hum. Mol. Genet. 1 (1992), 235-242). Die erhaltenen
cDNA-Selektionsprodukte wurden in den Vektor pAmp10 (Gibco) cloniert.
cDNA-Insertionen wurden direkt aus bakteriellen Clonen über PCR-Amplifikation
(94°C, 2 min. 35 Zyklen 94°C, 1 min. 60°C, 1 min. 72°C, 1 min. 72°C, 10
min) mit dem Primer SK isoliert. Die Insertionen wurden Gel-gereinigt (Qiagen)
und mit alpha-32P[dCTP] unter Verwendung von Zufallshexomeren markiert
(spezifische Aktivität: 5-10 × 106 cpm).
Northern-Blots mit RNAs aus verschiedenen Geweben (7760-1, Clontech)
wurden bei 42°C über Nacht in einem Hybridisierungspuffer mit 2 × SSC, Den
hardt-Lösung, Formamid und Heringssperma-DNA sowie der spezifischen Sonde
hybridisiert. Zum Screenen der Phagenbank wurden die Filter über Nacht bei
65°C in "Church"-Lösung (1 M Na2HPO4, 1 M NaH2PO4 × H2O, pH 7,2; 7% SDS,
10 mM EDTA, pH 8,0) hybridisiert. Die Filter wurden zweimal bis dreimal bei 65
°C in 2 × SSC/0,1% SDS gewaschen und mit diesen bei -70°C ein Kodak-Film
oder Fuji-Film 24 bis 48 Stunden belichtet.
Southern Blot fanden analog mit Restriktionsenzym-verdauter DNA statt.
Sequenzierungsreaktionen wurden mit der "dye terminator chemistry" (Amers
ham) durchgeführt und die Sequenz wurde mittels eines automatischen Sequen
zierungsgeräts (Modell 373A/377 von Applied Biosystems) bestimmt.
Gesamt-RNA und dann poly(A) mRNA wurden von entweder primären Fibrobla
sten (Patienten GM 1774A und AR) oder EBV-transformierten Lymphoblastoid-
Zellinien (Patienten BD, EV HR) unter Verwendung von RNAeasy und Oligotex
system (Qiagen) extrahiert. Der erste cDNA-Strang wurde unter Verwendung
von Random-Hexamer-Primern synthetisiert. Die kodierende Region wurde in vier
überlappenden cDNA-Fragmenten unter Verwendung folgender Primer abgeleitet
von der DKC1 cDNA synthetisiert:
Die PCR wurde mit einem Anfangszyklus von 94°C für 3 Minuten, dann 30
Zyklen von 94°C für 60 sec., 58°C für 60 sec. und 72°C für 60 sec. gefolgt
von 72°C für 10 Min. durchgeführt.
Die Anwesenheit jeder der Mutationen konnte durch Restriktionsverdau aufgrund
des Vorhandenseins oder des Verlusts einer spezifischen Restriktionsschnittstelle
bestätigt werden: Patient EV (-Mnll), HR (+Tail), AR (-Apol), GM1774A (-Xmnl).
Im Fall der Mutation bei Patient BD wurde das Restriktionsmuster nicht ge
ändert. Jedoch war es durch Verwendung eines Primers mit einem einzelnen
Mismatch möglich eine BspHI-Schnittstelle zu erzeugen. Die Mutationen in den
Patienten AR, HR und GM1774A wurden durch genomische Amplifikation
gefolgt von geeignetem Restriktionsverdau mit dem Primerpaar XAP191 F25 (5'-
ATTGCCAGAAGAAGATGTAGCC-3') und XAP101R27 (5'-TCTCTTCAGAG-
GATTTGAACC-3') bestätigt. Die Mutation bei Patient EV wurde durch genom
ische Amplifikation unter Verwendung des Primerpaares XAP101F26
(5'-AAGTTCTTATCAAACCTGAATCC-3') und XAP101R25
(5'-AAGTATCCGTCGAATCCAGG-3') untersucht. Durch Größenvergleich der
PCR-Produkte aus der cDNA und genomischen DNA war sichtbar, daß beide
Primerpaare Intronsequenzen flankierten. Die BD-Mutation wurde durch genom
ische Amplifikation unter Verwendung der Primer NAP7F (5'-CAGGGCCTTCT-
GGACAATCATG-3') [das unterstrichene Nukleotid führt ein Mismatch in die
Sequenz ein] und DYS3R (5'-GTAGTCAACATACTCCTGC-3') analysiert. Nach
folgend zu der Amplifikation und dem Verdau wurden die Fragmente auf einem
2% Agarosegel analysiert. Das Vorhandensein jeder dieser Mutationen wurde in
der normalen Population durch Amplifikation und Verdau von genomischer DNA
überprüft.
Durch genetische Kopplungsanalyse konnte ein Intervall von 1.4 Mb zwischen
den DNA-Markern Xq3274 und DXS1108 definiert werden. Durch positionelle
Clonierung und Sequenzierung in diesem Bereich in großem Maßstab wurden
positionelle Kandidaten für DKC identifiziert werden. Insgesamt 28 partielle
cDNA-Sonden, die jedem dieser Kandidatengene entsprachen, wurden für die
Suche nach Gendeletionen und Rearrangements in Patienten über Southern-
Hybridisierung und die Suche nach Expressionsabnormalitäten über Northern-
Hybridisierung verwendet. Für das Screenen wurden zuerst Filter mit genom
ischer DNA von 10 männlichen Patienten mit DKC verwendet, die entweder mit
Taql oder Pstl geschnitten worden war. Unter Verwendung des cDNA-Selek
tionsclons 39 g 1D14 (der das 3'-Ende des XAP101-Gens umfaßt; Korn et al.,
Hum. Mol. Genet. 1 (1992), 235-242, und Heiss et al., Methods Mol. Cell. Biol. 5
(1995), 337-344) konnte in einem Patienten von dem Stammbaum DCR-015
eine Deletion nachgewiesen werden (s. Fig. 4). Diese Deletion konnte mit dem
Clon 31 g 1K17 bestätigt werden, der sich weiter in Richtung des 5 '-Endes des
Gens erstreckt. In Fig. 1a wurden die Stellen der Mutationen angegeben. Die
Southern-Analysen wurden mit der genomischen DNA von weiteren 18 Patien
ten durchgeführt, wobei die vorstehenden cDNA-Sonden verwendet wurden. Es
konnten jedoch keine weiteren Deletionen oder Rearrangements beobachtet
werden. Hybridisierungen mit 39 g 1D14 unter Verwendung von Filtern mit
poly(A)RNA von drei EBV-transformierten Lymphoblastoid-DKC-Zellinien ergaben
normale Expressionsmuster.
XAP101 wurde von dem YAC ACA2 (Rogner et al., Hum. Mol. Gen. 3 (1994),
2137-2146) isoliert, wobei "Alu-long-range"-PCR-Produkte als Substrate für das
"Exon-Trapping" und die Hybridisierung mit Xq28-spezifischen Selektionsbanken
verwendet wurden (Heiss et al., Methods Mol. Cell. Biol. 5 (1995), 337-344).
Die partielle cDNA-Konsensus-Sequenz mit einer Länge von 1740 bp entsprach
dem 3'-Ende des Transkripts und diese war aus 10 sich überlappenden cDNA-
Selektionsclonen und einem "Exon-trap"-Clon zusammengesetzt worden (Heiss
et al., Methods Mol. Cell. Biol. 5 (1995), 337-344). In der vorliegenden Erfindung
wurde zum Erhalt der vollständigen 5'- und 3'-Enden der cDNA eine Zufalls
geprimte und Oligo-dT-geprimte menschliche fötale Hirn-lambdaZAPII-cDNA-
Bank (Clontech) gescreent. Es wurde ein Clon mit einer Länge von 2, 3 kb
isoliert, der zusätzlich 633 bp in Richtung des 5'-Endes, einschließlich des ATG-
Startcodons enthielt. Außerdem konnten mittels einer "5'-RACE" mit einem
Gen-spezifischen Primer weitere 92 Basenpaare des 5'-UTR bestimmt werden.
Insgesamt besitzt die verfügbare Sequenz eine Länge von 2465 bp, wobei sich
der ORF von den Nucleotiden 93-1637 erstreckt und ein putatives Polyaden
ylierungssignal von den Nukleotiden 2419-2424 vorhanden ist. Die Länge der
Sequenz einschließlich des PolyA-Tails entspricht dem durch Northern-Blots
identifizierten Transkript mit einer Länge von 2,6 kb (s. Fig. 3). Northern-Blot-
Hybridisierungen zeigten ebenfalls, daß DKC1 ein in jedem Zelltyp exprimiertes
Gen ist, das sowohl in ausgewachsenen als auch in fötalen Geweben vorhanden
ist (s. Fig. 3).
Es wurden mittels RT-PCR überlappende cDNA-Fragmente von Patienten sequen
ziert, wobei Primer verwendet wurden, die von der DKC1-cDNA-Sequenz ab
stammen. Fünf Einzelbasen-Fehlsinnmutationen und ein 2-bp-Rearrangement, die
zu Aminosäureaustauschen führen, konnten identifiziert werden. Außerdem
wurde eine Deletion von 3 bp, die zur Deletion eines Leucinrests führt, nach
gewiesen (Tabelle 1).
Claims (14)
1. Nukleinsäure, die für das Protein Dyskerin codiert, wobei die Nukleinsäure
umfaßt:
- a) die Nukleinsäure von Fig. 1 oder eine hiervon durch ein oder mehrere Basenpaare unterschiedliche Nukleinsäure oder ein Fragment davon, wobei Fig. 1 Bestandteil dieses Anspruchs ist,
- b) eine mit der Nukleinsäure von (a) hybridisierende Nukleinsäure oder
- c) eine mit der Nukleinsäure von (a) oder (b) über den degenerierten genetischen Code verwandte Nukleinsäure,
2. Nukleinsäure nach Anspruch 1, wobei sie eine cDNA oder genomische DNA
ist.
3. Vektor, umfassend die Nukleinsäure nach Anspruch 1.
4. Vektor nach Anspruch 3, wobei die Nukleinsäure mit regulatorischen Ele
menten funktionell verknüpft ist, die die Expression in prokaryontischen oder
eukaryontischen Wirtszellen erlauben.
5. Vektor nach Anspruch 3 oder 4, der ein RNA-Virus oder Retrovirus ist.
6. Transformante, enthaltend das Expressionsplasmid nach Anspruch 3.
7. Transformante nach Anspruch 6, die ein Bakterium, eine Hefe-, Insekten-,
Tier- oder Säugerzelle ist.
8. Protein mit der Funktion von Dyskerin umfassend die Aminosäuresequenz
von Fig. 1, wobei Fig. 1 Bestandteil dieses Anspruchs ist oder ein hiervon
durch ein oder mehrere Aminosäurenaustausche unterschiedliches Protein
bzw. ein Fragment dieser Proteine, wobei diese veränderten oder unvoll
ständigen Proteine mindestens noch eine biologische Aktivität von Dyskerin
aufweisen.
9. Verfahren zur Herstellung des Proteins nach Anspruch 8, umfassend die
Kultivierung der Transformante nach Anspruch 6 oder 7 unter Bedingungen,
die die Expression des Proteins erlauben, und Gewinnung des Proteins aus
der Kultur.
10. Antikörper, gerichtet gegen das Protein nach Anspruch 8.
11. Verwendung des Proteins nach Anspruch 8 als Reagens zur Diagnose
und/oder Therapie von Dyskeratosis Congenita bzw. zur Feststellung einer
Prädisposition dafür.
12. Verwendung der Nukleinsäure nach Anspruch 1 oder 2 als Reagens zur
Diagnose und/oder Therapie von Dyskeratosis Congenita bzw. zur Fest
stellung einer Prädisposition dafür.
13. Verwendung des Antikörpers nach Anspruch 10 als Reagenz zur Diagnose
und/oder Therapie von Dyskeratosis Congenita bzw. zur Feststellung einer
Prädisposition dafür.
14. Verwendung eines Vektors nach Anspruch 1 oder 2, eines Proteins nach
Anspruch 8 oder eines Antikörpers nach Anspruch 10 zur Stabilisierung von
Chromosomen bei onkologischen Erkrankungen.
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DE19817118C1 true DE19817118C1 (de) | 1999-10-28 |
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