Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Auswechseln des Mastkopfes eines Tragma
stes einer installierten Hochspannungsfreileitung mit erhöhter Sicherheit, welche
Hochspannungsfreileitung aus einzelnen Leiterseilen für die Phasen und für Erde be
steht, welche Einzelseile an hierfür am Mastkopf vorgesehenen Aufhängungen, zum
Beispiel Traversen, befestigt sind und zum Auswechseln des Mastkopfes jeweils abge
nommen werden, wobei die Hochspannungsfreileitung spannungsfrei geschaltet ist.
Das Auswechseln von Mastköpfen von Tragmasten für eine Hochspannungsfreileitung,
ist an sich bekannt, da dies bei einer Grundinstandsetzung einer Leitungstrasse ver
einzelt vorgesehen ist. Hierbei wird der Mastkopf, der aus den oberen Mastschüssen
mit daran anschließenden Querträgern sowie der Erdseilstütze zusammengesetzt ist,
durch einen entsprechenden neuen Mastkopf ersetzt. Zu diesem Zweck ist es selbst
verständlich erforderlich, die installierten Leiterseile, die an den Traversen beziehungs
weise an der Erdseilstütze gehalten sind, abzunehmen.
Bisher werden die von den Traversen und Erdseilstützen abgenommenen Leiterseile
auf dem Boden abgelegt und nach erfolgter Erneuerung des Mastkopfes wieder an den
entsprechenden Haltevorrichtungen befestigt.
Diese Verfahrensweise, die insbesondere für Freileitungen im Bereich von 110 kV be
reits angewendet wurde, scheidet wegen der hiermit verbundenen Nachteile aus. Ins
besondere für die Anwendung bei Leitungen mit erhöhter Sicherheit, die mit Bündellei
tern versehen sind, wie sie zum Beispiel üblicherweise für 380 kV Leitungen zum Ein
satz kommen, ist diese Art der Handhabung der Leiterseile unzuträglich.
Die bisher angewendeten Verfahren machen beim Queren von Verkehrswegen, wie
Straßen oder Schienenwege, zusätzliche Sicherungsmaßnahmen erforderlich. Insbe
sondere bei stark frequentierten Verkehrswegen sind Schutzgerüste nach bisheriger
Erfahrung unerläßlich, wobei hier insbesondere eine zusätzliche Gefahr einer Seilbe
schädigung an der Auflagekonstruktion der Schutzgerüste besteht.
Eine weitere Gefahr der Seilbeschädigung besteht bei jeglichem An- beziehungsweise
Auflegen der Leiterseile auf Konstruktionen aller Art. Seilbeschädigungen können aber
auch bei der erwähnten Bodenberührung auftreten, ebenso wie die hierbei unaus
bleibliche aber unzulässige Verschmutzung.
Schließlich besteht auch die Gefahr einer Seilbeschädigung durch Zusammenschlagen
der Leiterseile untereinander, wenn die Leiterseile nicht exakt geführt sind, das heißt
auch im abgenommenen Zustand. Insbesondere ist dies bei den sogenannten Bün
delleitern zu befürchten.
Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren
der eingangs genannten Art zu schaffen, mit welchem ein Mastkopfwechsel an Trag
masten für die Seile beschädigungs- und verschmutzungsfrei durchgeführt werden
kann.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale des Pa
tentanspruchs 1 gelöst.
Entsprechend der Erfindung sind dabei die nachfolgend erläuterten Schritte vorgese
hen.
- - Die Leiterseile werden mit Hilfe einer mobilen Hebevorrichtung, insbesondere mittels
eines Mobilkranes, aufgenommen und von den Querträgern des Mastes abgelassen;
- - die Leiterseile werden jeweils an Hilfstraversen aufgehängt, welche unterhalb des
auszuwechselnden Mastkopfes am Mast befestigt sind;
- - die an der jeweiligen Hilfstraverse befestigten Leiterseile werden zusätzlich mittels
eines Führungsseils zusätzlich gesichert;
- - mit Hilfe der mobilen Hebevorrichtung wird der Mastkopf abgenommen und ein neu
er Mastkopf auf den Maststumpf aufgesetzt;
- - die Traversen werden am neuen Mastkopf befestigt und
- - die Leiterseile werden mit Hilfe der mobilen Hebevorrichtung von den Hilfstraversen
auf die betriebsmäßig vorgesehenen Traversen verlagert, das heißt, an den ihnen
zugeordneten Aufhängungen am neuen Mastkopf befestigt.
Entsprechend einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung werden die Leiterseile in
umgekehrter Reihenfolge wie beim Abnehmen von den Hilfstraversen auf die jeweils
zugeordneten Traversen für den bestimmungsgemäßen Betrieb verlagert.
Dabei erweist es sich als zweckmäßig, entsprechend einer vorteilhaften Ausgestaltung
der Erfindung, daß die Einzelseile bündelweise abgelassen und an der Hilfsstütze be
festigt werden, wobei mit den der Hilfsstütze nächstliegenden Seilen beziehungsweise
Bündelleitern begonnen wird.
Das bedeutet, daß zunächst die an der untersten Traverse mastnah angeordneten
Bündelleiter abgenommen und zur darunter befindlichen Hilfsstütze herabgelassen und
dort befestigt werden. Danach erfolgt der gleiche Vorgang mit den ebenfalls an der
untersten Traverse aufgehängten weiteren Bündelleitern entsprechend. Schließlich
erfolgt die Verlagerung der an den darüber befindlichen Traversen angeordneten Lei
terbündel.
Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht
darin, daß das Auswechseln der Mastköpfe einer Hochspannungsfreileitung mastweise
erfolgt, das heißt, daß stets nur an einem Mast die hierzu erforderlichen Arbeiten er
folgen, so daß die Leitungen nicht übermäßigen mechanischen Beanspruchungen
ausgesetzt sind.
Andererseits kann das erfindungsgemäße Verfahren vorteilhaft auch gleichzeitig an
mehreren Masten zum Einsatz kommen, um so - beispielsweise aus terminlichen
Gründen - die Grundinstandsetzung der Freileitung möglichst rasch durchzuführen. Für
diesen Fall sieht eine weitere Ausgestaltung der Erfindung vor, daß zwischen zwei
Masten, an welchen das erfindungsgemäßen Auswechseln des Mastkopfes gleichzeitig
durchgeführt werden soll, ein Abstand von wenigstens drei Spannfeldern eingehalten
wird, wobei an den dazwischen liegenden Masten die betreffenden Instandset
zungsarbeiten entweder bereits erfolgt sind oder zu einem späteren Zeitpunkt nach
Abschluß der Arbeiten an den erstgenannten Masten beendet ist.
Diese und weitere vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
Anhand eines in der schematischen Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles
sollen die Erfindung, vorteilhafte Ausgestaltungen und Verbesserungen der Erfindung
sowie andere Vorteile der Erfindung näher erläutert und beschrieben werden.
Es zeigt die einzige Figur einen Tragmast in Frontansicht mit montierter Hilfstraverse
sowie in Teilansicht ein schematisch dargestelltes mobiles Hebezeug.
In der einzigen Figur ist ein Tragmast 10 in Frontansicht wiedergegeben, der einen
Mastkopf 12 mit zwei jeweils beiderseits auskragenden Traversen 14, 15 aufweist, die
an einem Mastschuß 16 befestigt sind, der nach oben hin in eine Erdseilstütze 18 über
geht. Dieser Bereich, der zur Auswechslung vorgesehen ist, ist insgesamt mit der Be
zugsziffer 11 gekennzeichnet.
In dem unterhalb des Mastkopfes liegenden Abschnitt 11 des Tragmastes 10 ist in aus
reichendem Abstand zum auszuwechselnden Mastkopf 12 eine Hilfstraverse 20 ange
ordnet, welche ebenfalls symmetrisch zur Mastmittelachse in gleicher Richtung wie die
Traversen 14, 15 beiderseits auskragt.
Wie erwähnt, ist die Leitung zum Zeitpunkt der Arbeiten spannungsfrei geschaltet, so
daß elektrische Unfälle nicht zu besorgen sind. Die Länge der Hilfstraverse 20 beträgt
dementsprechend wegen der hier nicht erforderlichen Luftstrecke als Isolierung etwa
ein Viertel der Länge der Traversen 14 beziehungsweise 15. Diese kurze Länge der
Hilfstraverse 20 reicht aus, um die Leiterseile beziehungsweise Leiterbündel 22 daran
zu befestigen.
Ferner ist auf der rechten Seite der einzigen Figur der obere Teil eines Kranauslegers
24 eines nicht näher dargestellten Mobilkrans gezeigt, an dem ein Seilbündel 22 ange
hängt ist, das mittels eines an dessen Kranhaken 26 befestigten Führungsseils 28 an
den vorgesehenen Aufhängort an der Hilfstraverse 20 verlagert wird.
Zusätzlich kann für jedes Seilbündel 22 ein weiteres Hilfsseil 32 vorgesehen sein, wel
ches an einer an der betreffenden Traverse 14, 15 befestigten Führungsrolle 30 ge
führt ist.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht mittels der hierzu entwickelten Verfah
rensweise das Ablassen der Leiterseilbündel 22 an Tragmasten 10 sowie die zwischen
zeitliche Aufhängung an der am Mast 10 befestigten Hilfstraverse 20.
Die wesentlichen Merkmale des Verfahrens zeichnen sich dadurch aus, daß die Seile
beim Ablassen keine Beschädigung erfahren, weil sie nirgendwo aufgelegt werden und
keine Berührung mit der Erdoberfläche haben, was gleichzeitig auch eine Verschmut
zung ausschließt, als auch dadurch, daß die Aufhängung der Leiterbündel 22, 24, 26
an der Hilfstraverse 20 jeweils in genau definierten Abständen erfolgt das heißt sowohl
horizontal als auch vertikal, so daß eine gegenseitige Berührung der Leiter be
ziehungsweise Leiterbündel untereinander auch beim Ausschwingen durch Windbela
stung ausgeschlossen ist.
Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens sind die Hilfseinrichtungen, das
heißt sowohl die zum Einsatz kommenden Hilfsseile 28, 32 und Seilrollen 30 als auch
die vorgesehenen Hilfstraversen 20 so ausgelegt, daß alle Belastungen aus Ei
gengewicht, Windlasten und aus der Seilzugkraft sicher in die verbleibende Mastkon
struktion eingeleitet werden und keine unzulässigen Beanspruchungen, zum Beispiel
auch an Nachbarmasten 10, auftreten.
Durch den Einsatz von mobilen Hebemitteln 24, insbesondere von Mobilkränen, wird
hierbei ein zusätzlicher Zeitgewinn für die Durchführung der Erneuerung erzielt ohne
Beeinträchtigung der Sicherheit.
Der entscheidende Vorteil der Erfindung besteht darin, daß aufgrund der vorhandenen
Redundanz der Seilsicherungsmaßnahmen eine erhöhte Sicherheit gewährleistet ist,
so daß auf die bisher vorgeschriebenen Schutzgerüste und dgl. Verzichtet werden
kann. Hierdurch ist eine wesentlich raschere Durchführung der zum Auswechseln der
Mastköpfe erforderlichen Arbeiten möglich.