DE19812574A1 - Entsäuerungsverfahren - Google Patents
EntsäuerungsverfahrenInfo
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- A23L2/70—Clarifying or fining of non-alcoholic beverages; Removing unwanted matter
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entsäuerung von Wein, Most, Sektgrundwein oder
Traubensaft unter Fällung des Calciumdoppelsalzes der Weinsäure und der Äpfelsäure in einer
Teilmenge der zu entsäuernden Flüssigkeit. Des weiteren betrifft die Erfindung ein Verfahren
zum Optimieren der Verfahrensparameter für die erfindungsgemäße Entsäuerung.
Nachfolgende Ausführungen zur Entsäuerung von Wein betreffen im Hinblick auf die Erfindung
gleichermaßen die Entsäuerung von Most, Sektgrundwein und Traubensaft.
Zur geschmacklichen Korrektur von Wein oder Sekt und, um ihnen z. B. über Jahre hinweg ein
in etwa gleichbleibendes Geschmacksbild zu verleihen, wird entweder der Traubenmost vor der
Gärung oder der bereits vergorene Wein oder Sektgrundwein selbst entsäuert. Wechselnde und
regional unterschiedliche klimatische Bedingungen sowie die Verwendung unterschiedlicher
Rebsorten haben zur Folge, daß sich in der Traube unterschiedliche Mengen an natürlichen
Fruchtsäuren, im wesentlichen der Hydroxycarbonsäuren Äpfel- und Weinsäure, bilden.
Die Weinsäure kommt in der Natur hauptsächlich in der L-Form vor. Während des Gärungs
prozesses fällt bereits ein Teil der Weinsäure hauptsächlich als Kaliumhydrogentartrat
(Weinstein) oder Calciumtartrat aus, jedoch verbleibt in der restlichen Flüssigkeit in der Regel
noch so viel Säure, daß diese bei der späteren Lagerung des fertigen Weines oder Sektes aus
kristallisieren kann. Die Weinsteinbildung beeinflußt den Geschmack eines Weines oder Sektes
nicht, jedoch wird ein solches Kristallisat vom Verbraucher häufig als negatives Qualitäts
merkmal angesehen und reklamiert. Aus diesem Grund entfernt man aus dem Traubenmost
oder dem vergorenen Wein so viel Weinsäure, daß zumindest oberhalb einer bestimmten
Temperatur kein Weinstein mehr auskristallisieren kann. Aus geschmacklichen Gründen ist
dabei darauf zu achten, daß nicht die gesamte Weinsäure entfernt wird. Desweiteren können
gesetzliche Bestimmungen einen Mindestgehalt an Weinsäure im Wein oder Sekt vorschreiben.
In Deutschland liegt die Mindestkonzentration an Weinsäure, die ein Wein enthalten muß bei
0,5 g/l.
Die Sättigungstemperatur (ST) eines Weines für Weinstein ist die Temperatur, bei der eine an
Weinstein gesättigte Lösung vorliegt. Unterhalb dieser Temperatur wird die Sättigung
überschritten, d. h., daß entweder eine übersättigte Lösung entsteht oder Weinstein ausfällt.
Eine übersättigte Lösung kann entstehen, ohne daß das gelöste Salz auskristallisiert, wenn in
der Lösung Kristallisationshemmer vorhanden sind oder die Lösung sehr langsam und vorsichtig
unter die Sättigungstemperatur gekühlt wird. Von einem weinsteinstabilen Wein spricht man,
wenn die Sättigungstemperatur einen Wert hat, bei dem es bei gewöhnlichen Lagertemperatu
ren nicht zur Ausfällung von Weinstein kommt.
Die Sättigungstemperatur für Weinstein läßt sich durch eine Leitfähigkeitsdifferenzmessung
bestimmen. Bei einer konstant zu haltenden Testtemperatur (TT) wird die anfängliche
Leitfähigkeit (LF1) der Flüssigkeit gemessen. Anschließend wird der Lösung bis zur Sättigung
Weinstein zugesetzt und abermals die Leitfähigkeit (LF2) gemessen, wobei die Testtemperatur
stets aufrechtgehalten wird. Die Sättigungstemperatur berechnet sich nach der Formel
ST = TT - [(LF1 - LF2) × 1°C/30 µS].
Üblicherweise liegt die Sättigungstemperatur eines nicht entsäuerten Weines in einer
Größenordnung von 20 bis 25°C. Eine Verminderung der Weinsteinkonzentration um 1 g/l
bewirkt eine Erniedrigung der Sättigungstemperatur für Weinstein um etwa 8°C.
Es sind verschiedene Weinentsäuerungsverfahren bekannt.
Nach einem anderen bekannten Verfahren wird Weinsäure aus Most oder Wein durch Zugabe
von kohlensaurem Kalk als Calciumtartrat gefällt. Dieses Verfahren wird nachfolgend als
"Normalentsäuerung" oder "Normalverfahren" und der hierfür verwendete Kalk als "Normal
kalk" bezeichnet. Wird eine Normalentsäuerung unter Fällung des Calciumtartrates durch
geführt, so vermindert sich der Gesamtsäuregehalt um die Menge der ausgefällten Weinsäure.
Um eine bestimmte Gesamtkonzentration in der Flüssigkeit zu erhalten, muß bei diesem
Verfahren häufig mehr Weinsäure entfernt werden als erwünscht oder zulässig ist. Außerdem
ist die Normalentsäuerung nicht unbegrenzt anwendbar, da die vorhandene Äpfelsäure mit dem
Calciumcarbonat ein leicht lösliches Calciumsalz bilden kann, das den Wein geschmacklich
nachteilig beeinflußt. Der Entsäuerungsspielraum beträgt bei der Normalentsäuerung maximal
WS1-1. Wird dieser Entsäuerungsspielraum überschritten, muß das Doppelsalzverfahren
durchgeführt werden.
Da in Traubenmost, Wein und Fruchtsäften neben der Weinsäure die Äpfelsäure in hohem
Maße vorhanden ist, bestimmt sich der Gesamtsäuregehalt der Flüssigkeit im wesentlichen aus
den Konzentrationen dieser beiden Säuren. Bei einem weiteren bekannten Entsäuerungs
verfahren für Most und Wein, dem sogenannten "Doppelsalz-Verfahren", werden äquimolare
Mengen an Wein- und Äpfelsäure als Calcium-Doppelsalz gefällt. Das Verfahren wird, wie auch
die Normalentsäuerung, mit Calciumcarbonat durchgeführt, jedoch unter Verwendung von Kalk
mit speziellen physikalischen und chemischen Eigenschaften und unter Einhaltung besonderer
Fällungsbedingungen. Der für das "Doppelsalz-Verfahren" oder die "Doppelsalz-Entsäuerung"
verwendete Kalk wird im folgenden als "Spezialkalk" bezeichnet. Bei der Normalentsäuerung
wird der Kalk in die Gesamtmenge der Flüssigkeit eingerührt, wogegen bei der Doppelsalzent
säuerung eine Aufschlämmung des Spezialkalkes in einem Teil der zu entsäuernden Flüssigkeit
vorgelegt wird, zu der die restliche für die Doppelsalzentsäuerung verwendete Flüssigkeits
menge nach und nach zugegeben wird. Außerdem wird die Doppelsalzentsäuerung nur in einer
Teilmenge TMDS der gesamten zu entsäuernden Flüssigkeitsmenge durchgeführt. Bekannte
Kalksorten für die Doppelsalzentsäuerung sind unter den Markenbezeichnungen Acidex®, oder
Neoanticid® im Handel erhältlich. Der Spezialkalk zeichnet sich durch eine geringere
Schüttdichte als Normalkalk aus, und er ist auch bei pH-Werten von 4,5 und höher noch gut
löslich, was beim Normalkalk nicht der Fall ist.
Die bei der Doppelsalzentsäuerung mit Spezialkalk zu behandelnde Teilmenge TMDS der
gesamten Ausgangsmenge AM hängt von der Menge an Calcium-Doppelsalz ab, die aus der
Flüssigkeit gefällt werden soll. Die zu behandelnde Teilmenge TMDS berechnet sich nach der
Formel
TMDS = AM × (GS1 - GS2)/(GS1 - 2),
wobei GS1 die vor der Entsäuerung titrierbare Gesamtsäure und GS2 die gewünschte
Gesamtsäure nach der Behandlung in Gramm pro Liter ist. AM ist die Gesamtmenge des zu
entsäuernden Mostes oder Weines in Liter. Um etwa 1 g/l titrierbare Säure aus 1000 l Wein
oder Most zu fällen, werden ungefähr 666 g Kalk benötigt. Die gilt unabhängig davon, ob es
sich um Normalkalk oder Spezialkalk handelt.
Die Menge an benötigtem Spezialkalk für die Doppelsalzentsäuerung berechnet sich somit nach
der Formel
SK = 2/3 (GS1 - GS2) × AM,
wobei SK die benötigte Menge Spezialkalk ist.
Nach dem Auskristallisieren von äquimolaren Mengen an Wein- und Äpfelsäure als Calcium-
Doppelsalz aus der berechneten Teilmenge TMDS der Flüssigkeit wird das Kristallisat abfiltriert
und die so entsäuerte Teilmenge mit der verbliebenen Restmenge wieder vereint bzw.
verschnitten. Der Verschnitt enthält nun die gewünschte Menge an titrierbarer Gesamtsäure
GS2.
Wird in einem Most oder Wein der Gesamtsäuregehalt, d. h. die Menge an titrierbarer Wein- und
Äpfelsäure, unter Anwendung der Normalentsäuerung oder Doppelsalzentsäuerung auf einen
gewünschten Wert reduziert, so ist häufig noch so viel Weinsäure in der Gesamtflüssigkeit
enthalten, daß die Sättigungstemperatur über dem angestrebten Wert liegt. Die Sättigungs
temperatur kann dann nur noch durch eine nachgeschaltete Weinsäurereduzierung mit Hilfe des
Kontaktverfahrens abgesenkt werden. Beim sogenannten Kontaktverfahren wird der Wein auf
tiefe Temperaturen von -4 bis +4°C, also weit unter die übliche Sättigungstemperatur der
Ausgangsflüssigkeit, gekühlt. Zur Initiation der Weinsteinfällung aus der übersättigten Lösung
werden Kontaktweinsteinkristalle als Kristallisationskeime zugegeben. Der gekühlte Wein wird
für zwei Stunden gerührt und das ausgefällte Kristallisat anschließend abfiltriert. Die bei diesem
Verfahren notwendige Kühlung des Weines ist sehr energieaufwendig und damit teuer. Daher
wird dieses Verfahren in der Regel nur in der kalten Jahreszeit durchgeführt. Nachteilig sind
weiterhin die hohen Materialkosten für den Kontaktweinstein, der sehr teuer ist. Außerdem läßt
sich der Grad der Entsäuerung zwar im Nachhinein leicht feststellen, jedoch ist eine genaue
Vorausbestimmung nicht möglich. Dies ist aufwendig und kostenintensiv. Ein weiterer Nachteil
der Doppelsalzentsäuerung ist der im Vergleich zum Normalkalk hohe Preis des erforderlichen
Spezialkalks.
Die Aufgabe der Erfindung bestand nun darin, ein gegenüber dem Stand der Technik
verbessertes Verfahren zur Entsäuerung von Wein, Most, Sektgrundwein oder Fruchtsaft zu
schaffen, das unter anderem einfacher, preiswerter und zeitsparender ist. Gleichzeitig sollte
eine Weinsteinstabilisierung erfolgen.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren der eingangs genannten Art gelöst, welches dadurch
gekennzeichnet, ist, daß man von der Ausgangsmenge (AM) der zu entsäuernden Flüssigkeit
eine Teilmenge (TM) abtrennt und in dieser mit Calciumcarbonat Calciumdoppelsalz der
Weinsäure und der Äpfelsäure fällt, in der Restmenge (RM) der zu entsäuernden Flüssigkeit mit
Calciumcarbonat Calciumsalz der Weinsäure fällt, die in der Teilmenge TM gefällten
Calciumsalze abtrennt und schließlich die Teilmenge TM wieder mit der Restmenge RM zu
entsäuerter Flüssigkeit vereinigt wobei man die Teilmenge TM so einstellt, daß bei möglichst
hohem Weinsäuregehalt der entsauerten Flüssigkeit deren Sättigungstemperatur ST2 im
wesentlichen auf einem vorbestimmten Wert unter 12°C und deren Gesamtsäuregehalt im
Bereich von 4,5 bis 9 g/l liegt.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird im folgenden als Kombientsäuerung bezeichnet. Bei der
erfindungsgemäßen Kombientsäuerung wird eine Teilmenge TM der Ausgangsmenge AM eines
zu entsäuernden Weines ähnlich dem Doppelsalzverfahren entsäuert und die verbleibende
Restmenge RM des Weines ähnlich dem Normalentsäuerungsverfahren. Wesentliche
Unterschiede liegen in den jeweils verwendeten Flüssigkeits- und Kalkmengen.
Die Ausgangsparameter des zu entsäuernden Weines, die vor der erfindungsgemäßen
Kombientsäuerung bekannt sein müssen, sind die ursprüngliche Sättigungstemperatur ST1, die
Gesamtmenge an titrierbarer Säure GS1 und die ursprüngliche Konzentration an Weinsäure
WS1. Zur Berechnung der optimalen Teilmenge, die im Kombiverfahren der Doppelsalzentsäue
rung unterzogen wird, müssen noch die gewünschten Werte für den Gesamtgehalt an
titrierbarer Säure GS2 und die gewünschte Sättigungstemperatur in dem entsäuerten Wein ST2
vorgegeben werden. Letztere wird vorzugsweise auf 10°C festgelegt.
Die Teilmenge TM, die bei der Kombientsäuerung nach dem Doppelsalzverfahren entsäuert
wird, läßt sich nach der folgenden Formel errechnen:
TM = TMDS - [0,2 × AM(STDS - ST2)/(GS1 - GS2)],
wobei TMDS die zu behandelnde Teilmenge und STDS die Sättigungstemperatur bei einer
hypothetisch angenommenen Doppelsalzentsäuerung des Weines wären.
Die Teilmenge TMDS berechnet sich nach der Formel
TMDS = AM × (GS1 - GS2)/(GS1 - 2).
STDS wäre die aus der angenommenen Doppelsalzentsäuerung resultierende Sättigungs
temperatur. Diese berechnet sich nach der Formel
STDS = ST1 - (WS1 - WSDS) × (4,6 - 0,6 × WSDS),
wobei WSDS wiederum die aus der angenommenen Doppelsalzentsäuerung resultierende
Restweinsäuremenge in der entsäuerten Flüssigkeit wäre. Diese berechnet sich nach der Formel
WSDS = WS1 × (GS1 - GS2) × (GS1 - 2-WS1)/(GS1 - 2).
Die Teilmenge TM für das Kombiverfahren errechnet sich somit nach der Formel:
TM = AM × (GS1 - GS2)/(GS1 - 2) - {ST1 - ST2 - [(GS1 - GS2) × (GS1 - 2-WS1)/(GS1 - 2)] × [4,6 - 0,6 × WS1
+ 0,6((GS1 - GS2) × (GS1 - 2-WS1)/(GS1 - 2)]]} × 0,2 × AM/(GS1 - GS2)
worin
AM = Ausgangsmenge,
LF1 = Leitfähigkeit in der Ausgangsmenge vor Sättigung mit Weinstein,
LF2 = Leitfähigkeit in der Ausgangsmenge nach Sättigung mit Weinstein,
ST1 = gemessene Sättigungstemperatur der Ausgangsflüssigkeit,
ST2 = gewünschte Sättigungstemperatur der entsäuerten Flüssigkeit,
GS1 = gesamte titrierbare Säure in der Ausgangsflüssigkeit,
GS2 = gewünschte titrierbare Säure in der entsäuerten Flüssigkeit,
WS1 = gesamte Weinsäure in der Ausgangsflüssigkeit,
TT = Testtemperatur in der Ausgangsmenge nach Sättigung mit Weinstein.
AM = Ausgangsmenge,
LF1 = Leitfähigkeit in der Ausgangsmenge vor Sättigung mit Weinstein,
LF2 = Leitfähigkeit in der Ausgangsmenge nach Sättigung mit Weinstein,
ST1 = gemessene Sättigungstemperatur der Ausgangsflüssigkeit,
ST2 = gewünschte Sättigungstemperatur der entsäuerten Flüssigkeit,
GS1 = gesamte titrierbare Säure in der Ausgangsflüssigkeit,
GS2 = gewünschte titrierbare Säure in der entsäuerten Flüssigkeit,
WS1 = gesamte Weinsäure in der Ausgangsflüssigkeit,
TT = Testtemperatur in der Ausgangsmenge nach Sättigung mit Weinstein.
Die Teilmenge TM, mit der die Doppelsalzentsäuerung bei der Kombinationsentsäuerung
durchgeführt wird, ist immer kleiner als die Teilmenge TMDS, die für eine normale Doppelsal
zentsäuerung erforderlich wäre. Die mit dieser Teilmenge TM durchgeführte Doppelsalzfällung
wird in der üblichen Art und Weise nach Anleitung der Hersteller für den entsprechenden
Spezialkalk durchgeführt. Die für die Umsetzung mit der Teilmenge TM benötigte Menge an
Spezialkalk SK berechnet sich nach der Formel
SK = 2/3 × TM × (GS1 - 2).
Im Gegensatz zur bekannten Doppelsalzentsäuerung, bei der lediglich die gewünschte
Gesamtsäure GS2 vorgegeben werden kann und sich daraus eine feste Teilmenge TMDS für die
Behandlung errechnet, kann bei der Kombientsäuerung vorteilhaft zusätzlich die gewünschte
Sättigungstemperatur ST2 der entsäuerten Flüssigkeit festgelegt werden. Da die Sättigungs
temperatur von der Konzentration der Weinsäure in der Flüssigkeit abhängt, wird die
Sättigungstemperatur bei der Entsäuerung zwangsläufig immer mit herabgesetzt. Es war bei
den bekannten Verfahren jedoch nicht möglich von vornherein den Gesamtsäuregehalt GS2 und
die spätere Sättigungstemperatur ST2 gleichzeitig festzulegen, wie dies bei dem erfindungs
gemäßen Verfahren der Fall ist.
Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Kombientsäuerung liegt darin, daß die Kosten für
den zur Entsäuerung insgesamt benötigten Kalk geringer sind als bei der bisherigen
Doppelsalzentsäuerung.
Generell wird bei der Behandlung der Teilmenge TM der Ausgangsmenge AM mit Spezialkalk
die gesamte Menge des Kalks mit etwas Flüssigkeit aus der Teilmenge TM aufgeschlämmt und
der Rest der Teilmenge TM unter Rühren zugegeben. Anschließend wird das Doppelsalz-
Kristallisat von dem entsäuerten Wein oder Most nach den üblichen Verfahren abgetrennt.
Die Restmenge RM, die sich aus der Differenz RM = AM-TM ergibt, wird gemäß einer
Normalentsäuerung mit der nach der Formel
NK = 2/3 × [AM × (GS1 - GS2) - TM × (GS1 - 2)]
berechneten Menge Normalkalk entsäuert, wobei im wesentlichen das Calciumsalz der
Weinsäure (Calciumtartrat) gefällt wird. Bei dieser parallel zur Doppelsalzentsäuerung
durchgeführten Normalentsäuerung wird das Calciumcarbonat, anders als bei der Doppelsal
zentsäuerung, vorzugsweise unter Rühren zu der gesamten Flüssigkeit der Restmenge RM
zugegeben. Auch hier wird nach den üblichen und bekannten Vorschriften für die Normalent
säuerung vorgegangen. Das bei der Normalentsäuerung ausgefallene Calciumtartrat ist schwer
löslich. Es kann nach der Fällung von der Restmenge der entsäuerten Flüssigkeit abgetrennt
werden. Vorzugsweise wird es jedoch in der entsäuerten Flüssigkeit belassen. Nach Verschnitt
mit der Teilmenge wird zweckmäßigerweise eine Wartezeit bis zur Füllung von etwa 6 Wochen
eingehalten, in der noch weiteres Calciumtartrat ausfällt. Diese Rückfällung wird durch das
vorhandene Calciumtartrat der Normalentsäuerung begünstigt.
Die entsäuerte Teilmenge TM und die entsäuerte Restmenge RM werden anschließend wieder
zu einer Gesamtmenge vereinigt bzw. verschnitten. Erst nach dem Verschneiden hat die
entsäuerte Flüssigkeit die gewünschte Gesamtsäurekonzentration GS2 und die vorgegebene
Sättigungstemperatur ST2. Der Restweinsäuregehalt WS2 ergibt sich nach der Formel
In einer bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens werden die Werte für die gewünschte
Sättigungstemperatur ST2 und der gewünschten Gesamtsäurekonzentration GS2 so
ausgewählt, daß der Restweinsäuregehalt WS2 in der vereinigten Flüssigkeit größer als 0,5 g/l,
vorzugsweise 0,5 bis 2,0 g/l ist. Ein Restweinsäuregehalt WS2 von etwa 1,0 g/l ist besonders
erwünscht. Da der Restweinsäuregehalt WS2 und die gewünschte Sättigungstemperatur ST2
in einem direkten mathematischen Zusammenhang stehen, läßt sich der Vorgabeparameter ST2
so variieren, daß der Restweinsäuregehalt WS2 innerhalb der bevorzugten Grenzen liegt.
Die bei der Entsäuerung angestrebte Sättigungstemperatur ST2 sollte im Falle von Wein
höchstens 12°C betragen, wobei ein Höchstwert von 10°C bevorzugt ist. Bei der
Entsäuerung von Sekt sollte die angestrebte Sättigungstemperatur ST2 nicht höher als 10°C
sein, da Sekt in der Regel noch etwas kühler gelagert wird als Wein und die Kristallisation von
Weinstein eher einsetzt. Bei Fruchtsäften reicht eine Sättigungstemperatur von 14°C in der
Regel aus, ohne daß Weinstein ausfällt.
Die Verfahrensparameter für die Entsäuerung von Wein, Most, Sektgrundwein oder Traubensaft
gemäß dem erfindungsgemäßen Kombientsäuerungsverfahren lassen sich vorteilhaft durch ein
Verfahren optimieren, bei dem
- a) die Werte für die Menge der in der Flüssigkeit vorhandenen titrierbaren Säure GS1, für die Menge der in der Flüssigkeit vorhandenen Weinsäure WS2, für die Sättigungs temperatur ST1 der Flüssigkeit für Weinsäure, für den gewünschten Gesamtsäuregehalt GS2 und für die gewünschte Sättigungstemperatur ST2 in einem Speicher abgelegt werden,
- b) der Wert für eine Teilmenge TM von einer Ausgangsmenge AM der Flüssigkeit nach der
Formel
TM = AM × (GS1 - GS2)/(GS1 - 2) - {ST1 - ST2 - [(GS1 - GS2) × (GS1 - 2-WS1)/(GS1 - 2)] × [4,6 - 0,6 × WS1 + 0,6[(GS1 - GS2) × (GS1 - 2-WS1)/(GS1 - 2)]]} × 0,2 × AM/(GS1 - GS2)
ermittelt und in einem Speicher abgelegt wird, - c) der nach der Entsäuerung in der Endflüssigkeit zu erwartende Wert für die Menge an
Weinsäure WS2 nach der Formel
ermittelt wird, - d) der Wert für die Sättigungstemperatur ST2 in Stufe a) erhöht oder vermindert wird und die Stufen b) und c) wiederholt werden, bis die Werte für ST2 und WS2 in für die Endflüssigkeit vorbestimmten Bereichen liegen.
Dieses Verfahren zur Optimierung der Parameter der Kombientsäuerung wird vorteilhaft mit
Hilfe eines Computerprogrammes realisiert. Vom Benutzer werden die Parameter AM, GS1,
GS2, WS1 und ST1 angegeben. Anhand dieser Werte und der gewünschten Sättigungs
temperatur ST2, die entweder ebenfalls vom Benutzer angegeben wird oder in dem Programm
vorgegeben ist, wird die für die Kombientsäuerung optimale Teilmenge TM berechnet.
Anstelle der Ausgangssättigungstemperatur ST1 können auch die Werte für die Leitfähigkeiten
LF1 und LF2 sowie die Testtemperatur TT gemäß dem oben beschriebenen Verfahren zur
Bestimmung der Sättigungstemperatur angegeben werden. Es werden vorzugsweise
gleichzeitig die nach der obigen Formel berechneten Werte für die zu erwartende Restweinsäure
im Verschnitt WS2 als auch die benötigten Mengen an Spezialkalk und Normalkalk angegeben.
Der gewünschte Restweinsäuregehalt, der wenigstens 0,5 g/l, vorzugsweise jedoch 1,0 g/l
betragen sollte, läßt sich durch Variationen des Wertes für die gewünschte Sättigungs
temperatur ST2 verändern. Hierbei ändert sich gleichzeitig der Wert der für die in der Kom
bientsäuerung einzusetzenden Teilmenge TM. Wahlweise läßt sich eine Optimierung der Werte
für Sättigungstemperatur ST2 und Restweinsäure WS2 auch durch eine Variation des Wertes
für die Teilmenge TM realisieren.
Bei einem Wein wurden die folgenden Ausgangswerte bestimmt:
Gesamtsäure: GS1 = 13,0 g/l
Weinsäure: WS1 = 5,2 g/l
Sättigungstemperatur: ST1 = 22,0°C.
Gesamtsäure: GS1 = 13,0 g/l
Weinsäure: WS1 = 5,2 g/l
Sättigungstemperatur: ST1 = 22,0°C.
Eine Gesamtmenge AM von 1000 l dieses Weines sollen auf einen Gesamtsäuregehalt GS2
von 8,0 g/l entsäuert werden. Als Kalkpreise wurden für Normalkalk 1,80 DM/kg und für
Spezialkalk 3,40 DM/kg angenommen.
Die Ergebnisse einer Normalentsäuerung, einer Doppelsalzentsäuerung und drei verschiedener
erfindungsgemäßer Kombientsäuerungen sind in Tabelle 1 wiedergegeben. Bei der erfindungs
gemäßen Kombientsäuerung 1 wurde eine Sättigungstemperatur ST2 von 10°C, bei
Kombientsäuerung II eine Teilmenge von 350 l und bei Kombientsäuerung III eine Teilmenge von
150 l vorgegeben. Bei allen Entsäuerungen wurden 5 g Gesamtsäure pro Liter Wein entfernt.
Bei der Normalentsäuerung resultiert hieraus eine Sättigungstemperatur von 0°C und ein
Restweinsäuregehalt WS2 im Verschnitt von 0,2 g/l. Der Kalkpreis bei der Normalentsäuerung
beträgt DM 6,00. Bei der Doppelsalzentsäuerung erreicht man einen Restweinsäuregehalt WS2
von 2,6 g/l und eine Sättigungstemperatur ST2 im Verschnitt von 14°C. Die Doppelsalzent
säuerung bringt somit keine Weinsteinstabilität und ist mit Kalkkosten von DM 11,34 mit
Abstand die teuerste Entsäuerungsmethode. Gegenüber den beiden vorgenannten Verfahren
läßt sich bei der Kombientsäuerung die Sättigungstemperatur vorgeben. Hieraus resultieren
automatisch die berechenbare Teilmengen, die nach dem Doppelsalzverfahren zu entsäuern sind
und die im Verschnitt verbleibende Restweinsäure WS2.
Claims (8)
1. Verfahren zur Entsäuerung von Wein, Most, Sektgrundwein oder Fruchtsaft unter
Fällung des Calciumdoppelsalzes der Weinsäure und der Äpfelsäure in einer Teilmenge
der zu entsäuernden Flüssigkeit, dadurch gekennzeichnet, daß man von der Ausgangs
menge (AM) der zu entsäuernden Flüssigkeit eine Teilmenge (TM) abtrennt und in dieser
mit Calciumcarbonat Calciumdoppelsalz der Weinsäure und der Äpfelsäure fällt, in der
Restmenge (RM) der zu entsäuernden Flüssigkeit mit Calciumcarbonat Calciumsalz der
Weinsäure fällt, die in der Teilmenge TM gefällten Calciumsalze abtrennt und schließlich
die Teilmenge TM wieder mit der Restmenge RM zu entsäuerter Flüssigkeit vereinigt,
wobei man die Teilmenge TM so einstellt, daß bei möglichst hohem Weinsäuregehalt
der entsäuerten Flüssigkeit deren Sättigungstemperatur ST2 im wesentlichen auf einem
vorbestimmten Wert unter 12°C und deren Gesamtsäuregehalt im Bereich von 4,5 bis
9 Gramm pro Liter liegt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Teilmenge TM nach
der Formel
TM = AM × (GS1 - GS2)/(GS1 - 2) - {ST1 - ST2 - [(GS1 - GS2) × (GS1 - 2-WS1)/(GS1 - 2)] × [4,6 - 0,6 × WS1 + 0,6[(GS1 - GS2) × (GS1 - 2-WS1)/(GS1 - 2)]]} × 0,2 × AM/(GS1 - GS2)
ermittelt, worin
AM = Ausgangsmenge,
LF1 = Leitfähigkeit in der Ausgangsmenge vor Sättigung mit Weinstein,
LF2 = Leitfähigkeit in der Ausgangsmenge nach Sättigung mit Weinstein,
ST1 = gemessene Sättigungstemperatur der Ausgangsflüssigkeit,
ST2 = gewünschte Sättigungstemperatur der entsäuerten Flüssigkeit,
GS1 = gesamte titrierbare Säure in der Ausgangsflüssigkeit,
GS2 = gewünschte titrierbare Säure in der entsäuerten Flüssigkeit,
WS1 = gesamte Weinsäure in der Ausgangsflüssigkeit,
TT = Testtemperatur in der Ausgangsmenge nach Sättigung mit Weinstein.
TM = AM × (GS1 - GS2)/(GS1 - 2) - {ST1 - ST2 - [(GS1 - GS2) × (GS1 - 2-WS1)/(GS1 - 2)] × [4,6 - 0,6 × WS1 + 0,6[(GS1 - GS2) × (GS1 - 2-WS1)/(GS1 - 2)]]} × 0,2 × AM/(GS1 - GS2)
ermittelt, worin
AM = Ausgangsmenge,
LF1 = Leitfähigkeit in der Ausgangsmenge vor Sättigung mit Weinstein,
LF2 = Leitfähigkeit in der Ausgangsmenge nach Sättigung mit Weinstein,
ST1 = gemessene Sättigungstemperatur der Ausgangsflüssigkeit,
ST2 = gewünschte Sättigungstemperatur der entsäuerten Flüssigkeit,
GS1 = gesamte titrierbare Säure in der Ausgangsflüssigkeit,
GS2 = gewünschte titrierbare Säure in der entsäuerten Flüssigkeit,
WS1 = gesamte Weinsäure in der Ausgangsflüssigkeit,
TT = Testtemperatur in der Ausgangsmenge nach Sättigung mit Weinstein.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man
- a) aus der Teilmenge TM mit der nach der Formel
SK = 2/3 × TM × (GS1 - 2)
berechneten Menge Calciumcarbonat das Calciumdoppelsalz der Weinsäure und der Äpfelsäure fällt, wobei SK die benötigten Menge Calciumcarbonat ist und - b) aus der Restmenge RM = AM-TM der Ausgangsmenge AM mit der nach der
Formel
NK = 2/3 × [AM × (GS1 - GS2) - TM × (GS1 - 2)]
berechneten Menge Calciumcarbonat das Calciumsalz der Weinsäure fällt, wobei NK die benötigte Menge Calciumcarbonat ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man das
Calciumcarbonat zur Fällung des Calciumdoppelsalzes der Wein- und der Äpfelsäure in
einem kleinen Teil der Teilmenge TM aufgeschlämmt und anschließend die restliche
Flüssigkeit der Teilmenge TM unter Rühren zugibt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man das
Calciumcarbonat zur Fällung des Calciumsalzes der Weinsäure zu der gesamten
Flüssigkeit der Restmenge RM vorzugsweise unter Rühren, zugibt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man den
Restweinsäuregehalt WS2 in der vereinigten Flüssigkeit auf mehr als 0,5 Gramm/Liter,
vorzugsweise 0,5 bis 2,0 Gramm/Liter, einstellt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man die
Teilmenge TM so einstellt, daß die Sättigungstemperatur ST2 für Weinstein in der
vereinigten Flüssigkeit höchstens 10°C ist.
8. Verfahren zum Optimieren der Parameter für das Verfahren nach einem der Ansprüche
1 bis 7, bei dem
- a) die Werte für die Menge der in der Flüssigkeit vorhandenen titrierbaren Säure GS1, für die Menge der in der Flüssigkeit vorhandenen Weinsäure WS2, für die Sättigungstemperatur ST1 der Flüssigkeit für Weinstein, für den gewünschten Gesamtsäuregehalt GS2 und für die gewünschte Sättigungstemperatur ST2 in einem Speicher abgelegt werden,
- b) der Wert für eine Teilmenge TM von einer Ausgangsmenge AM der Flüssigkeit
nach der Formel
TM = AM × (GS1 - GS2)/(GS1 - 2) - {ST1 - ST2 - [(GS1 - GS2) × (GS1 - 2-WS1)/(GS1 - 2)] × [4,6 - 0,6 × WS1 + 0,6[(GS1 - GS2) × (GS1 - 2-WS1)/(GS1 - 2)]]} × 0,2 × AM/(GS1 - GS2)
ermittelt und in einem Speicher abgelegt wird, - c) der nach der Entsäuerung in der Endflüssigkeit zu erwartende Wert für die
Menge an Weinsäure WS2 nach der Formel
ermittelt wird, - d) der Wert für ST2 in Stufe a) erhöht oder vermindert wird und die Stufen b) und c) wiederholt werden, bis die Werte für ST2 und WS2 in für die Endflüssigkeit vorbestimmten Bereichen liegen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998112574 DE19812574A1 (de) | 1998-01-23 | 1998-01-23 | Entsäuerungsverfahren |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998112574 DE19812574A1 (de) | 1998-01-23 | 1998-01-23 | Entsäuerungsverfahren |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19812574A1 true DE19812574A1 (de) | 1999-07-29 |
Family
ID=7861892
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1998112574 Withdrawn DE19812574A1 (de) | 1998-01-23 | 1998-01-23 | Entsäuerungsverfahren |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19812574A1 (de) |
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
MD4078C1 (ro) * | 2010-05-21 | 2011-07-31 | Иван ПРИДА | Procedeu de fabricare a vinului din materie primă cu aciditate majorată |
CN103396913A (zh) * | 2013-07-30 | 2013-11-20 | 苏州苏东庭生物科技有限公司 | 新型杨梅汽酒的加工方法 |
FR2998306A1 (fr) * | 2012-11-22 | 2014-05-23 | Yann Franquet | Procede de bonification d’une boisson obtenue par fermentation alcoolique telle que le vin et bouteille permettant de le mettre en oeuvre |
-
1998
- 1998-01-23 DE DE1998112574 patent/DE19812574A1/de not_active Withdrawn
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
MD4078C1 (ro) * | 2010-05-21 | 2011-07-31 | Иван ПРИДА | Procedeu de fabricare a vinului din materie primă cu aciditate majorată |
FR2998306A1 (fr) * | 2012-11-22 | 2014-05-23 | Yann Franquet | Procede de bonification d’une boisson obtenue par fermentation alcoolique telle que le vin et bouteille permettant de le mettre en oeuvre |
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8141 | Disposal/no request for examination |