DE19803969C2 - Autothermes Verfahren zur Herstellung hochreiner Bleiglätte (PbO) - Google Patents
Autothermes Verfahren zur Herstellung hochreiner Bleiglätte (PbO)Info
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Description
Blei(II)-Oxid, auch Bleiglätte oder PbO genannt, ist ein wichtiger Rohstoff in der chemischen
und der Glasindustrie. Ein entscheidendes Qualitätsmerkmal von Bleiglätte ist neben ihrer
Reinheit insbesondere der Gehalt an metallischem Restblei, der bei vielen Anwendungen
störend wirkt. Während Bleioxide mit hohen Restbleigehalten relativ einfach erhalten werden,
bereitet die Herstellung von Oxiden mit sehr geringen Restbleigehalten Schwierigkeiten.
Eine Vielzahl von Verfahren zur Herstellung von Bleioxiden sind in der Vergangenheit vor
gestellt worden. So beschreibt z. B. DE 12 40 838 ein Verfahren zur Oxidation von Blei- und
anderen Pulvern. Die Herstellung des Bleipulvers ist jedoch ein technologischer Umweg und
erfordert einen wirtschaftlich ungünstigen zusätzlichen Aufwand.
DE 30 16 984 A1 beschreibt ein industriell eingesetztes Verfahren und Vorrichtung zur
Herstellung von Bleiglätte, bei dem eine Bleischmelze unter Verwendung vorgewärmter
Pressluft in einen Barton-Rührreaktor eingedüst wird, der bereits Bleiglätte enthält. Durch
genaue Einhaltung der Verfahrensparameter in engen Toleranzgrenzen gelingt es, diesen
bauartbedingt rückvermischenden Reaktor so zu betreiben, dass eine Bleiglätte mit 99,7 bis
99,8% Reinheit erhalten wird. Die Reaktionstemperatur darf 640°C nicht überschreiten, weil
sonst der Konstruktionswerkstoff Stahl des Rührreaktors mit der Bleiglätte reagieren würde.
Die Zerstäubung eines Bleischmelzestrahles mittels seitlich zu ihm angeordneten Druck
gasdüsen unter Einwirkung zusätzlich eingeblasener Heizluft sowie einem Heizgas oder
reinem Sauerstoff und Reaktion des so entstandenen Partikelstrahls beschreibt
DE 12 68 123. Es handelt sich bei der verwendeten Verdüsungseinrichtung um eine
sogenannte offene oder Freifallverdüsung, die typischerweise grobe und wenig gleichmäßige
Partikel erzeugt, deren Größe einige 100 µm betragen können. Die Verbrennung solch
grober Partikel macht die Zugabe von Heizluft, die weitere Temperaturerhöhung durch das
Verbrennen von Heizgas und die Anreicherung der Ofenatmosphäre mit reinem Sauerstoff
erforderlich, wodurch jedoch sowohl der verfahrenstechnische als auch der ökonomische
Aufwand unvorteilhaft erhöht wird. Ein ähnliches Verfahren, jedoch mit einem rotierenden,
horizontalen Reaktionsraum findet sich in DD 35 263 A.
In DE 195 44 603 A1 ist ein Verfahren zur einstufigen Oxidation einer Bleischmelze
beschrieben, bei dem nach einer Verdüsung mit auf 800°C vorgewärmter Luft oder
Schutzgas der überwiegende Teil der Bleipartikel in einem auf ca. 630-680°C vorgewärmten
Reaktionsraum mit ebenfalls vorgewärmter Oxidationsluft zur Reaktion gebracht wird. Die
Bleischmelze besitzt mit 800°C eine höhere Temperatur als der Reaktionsraum. Bleipartikel,
die zu groß für eine vollständige Reaktion sind, werden im unteren Teil des Reaktionsraumes
in eine Wirbelschicht aus Quarzsand eingebracht, wo sie schließlich unter Zugabe ebenfalls
vorgewärmter Luft oxidiert werden. Insbesondere im Hinblick auf den spezifischen
Energieeinsatz ist dieses Verfahren unbefriedigend, weil große Mengen vorgewärmter Luft
benötigt werden. Das Zerstäubungsgas wird auf 800°C aufgeheizt. Die bevorzugte
Prozesstemperatur im Reaktor beträgt 630-680°C und wird über die Temperatur der
zugeführten Oxidationsluft geregelt. Zur Aufrechterhaltung der Wirbelschicht ist ebenfalls
eine auf 630-680°C vorgewärmte Wirbelluft zusätzlich erforderlich. Diese Verfahrensweise
ist nachteilig, weil zur Vorwärmung der Luft große Energiemengen benötigt werden und das
Verfahren damit nicht autotherm verläuft. Zudem erhöht die Wirbelluft die zu entsorgende
Abgasmenge. Die zur Erzielung hoher Reinheiten des Produktes erforderliche Wirbelschicht
ist ein zusätzlicher verfahrenstechnischer Aufwand. Als Konsequenz ergeben sich hohe
Abgasmengen, deren Entstaubung ebenfalls aufwendig ist. Weiterhin ist nachteilig, dass das
Verfahren zu seiner Durchführung einen nicht unerheblichen regelungstechnischen Aufwand
erfordert.
Aus DE 40 23 278 A1 ist ein Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von Metalloxiden
durch Beaufschlagen einer Metallschmelze mit Sauerstoff bekannt, bei dem die als Metall
strahl vorliegende Metallschmelze mittels O2 zerstäubt und gleichzeitig die entstehenden
Metallpartikel oxidiert werden. Für die exotherm ablaufende Oxidation ist weder die Zufuhr
von Wärmeenergie noch die Verbrennung von Hilfsstoffen erforderlich. Nachteilig an diesem
Verfahren ist die Verwendung von reinem, gasförmigem oder flüssigem Sauerstoff, dessen
Herstellung energieintensiv, aufwendig und teuer ist.
DE 35 40 750 A1 offenbart ein Verfahren, bei dem kleine Metalloxidpartikel mit engem
Korngrößenverteilungsbereich durch die Umsetzung eines Metalldampf enthaltenden Gases
und Sauerstoff oder Luft ohne Wärmeenergiezufuhr erhalten werden. Nachteilig an diesem
Verfahren ist die Notwendigkeit, das Metall vor der Oxidation zu verdampfen. Dies ist sehr
energieaufwendig. Die Anwendbarkeit ist auf Metalle mit einem Siedepunkt < 1500°C wie
Magnesium, Zink und Calcium beschränkt. Blei hingegen hat einen Siedepunkt von 1750°C.
Das in DE 937 585 B vorgeschlagene Verfahren nutzt zwar die freiwerdende Wärme
energie der Oxidationsreaktion, aber benötigt auch vorgewärmten Sauerstoff, um autotherm
zu laufen.
Das in AT 242 257 B beschriebene Verfahren arbeitet offensichtlich nur mit Unterstützung
durch das Verbrennen von Heizgas. Danach benötigt die Reaktion zu Beginn,
gegebenenfalls dauernd, die Zugabe von Heizgas. Es ist also davon auszugehen, dass es
sich nicht um ein autothermes Verfahren handelt.
Der hier vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein autotherm arbeitendes und
gleichzeitig einfaches Verfahren zur Herstellung von hochreiner Bleiglätte von mindestens
99,9% PbO in einer einzigen, kontinuierlichen Prozessstufe zu schaffen, das mit nur wenig
überhitzter Bleischmelze von 450°C und nicht vorgewärmter Luft arbeitet. Diese Aufgabe
wird mit dem nachfolgend beschriebenen Verfahren erfindungsgemäß gelöst.
Überraschenderweise gelingt die Oxidation von nur wenig überhitzten Bleischmelzen von
450°C unter vollständiger Verdampfung der gebildeten Bleiglätte, wenn ein erfindungsge
mäß ausschließlich sehr feine Bleipartikel mit einer Korngröße von 100% < 50 µm enthal
tendes Bleipartikel-Luft-Dispersoid, aus der Schmelze hergestellt nach einem an sich
bekannten Verfahren, in einen erfindungsgemäß auf vergleichsweise hohe Temperaturen
< 700°C vorgeheizten Reaktionsraum eingebracht und dort durch Konvektion und Strahlung
in sehr kurzer Zeit aufgeheizt wird, bis schließlich die Reaktion zwischen Luftsauerstoff und
Bleipartikeln einsetzt und diese unter Bildung von zunächst dampfförmigem PbO vollständig
oxidieren. Durch die freiwerdende Reaktionsenthalpie der Oxidationsreaktion steigt die
Temperatur der Bleipartikel zusätzlich stark an. Nach Verlassen dieser sehr heißen
Reaktionszone sublimiert das zunächst dampfförmige PbO und bildet feste Partikel, die mit
dem Abgas aus dem Reaktionsraum ausgetragen werden. Die bei der Reaktion
freiwerdende Verbrennungswärme des Bleis dient zur Aufrechterhaltung der Temperatur im
Reaktionsraum. Durch die Verdampfung enthält das Produkt nur noch sehr geringe
Restbleimengen < 0,1%. Je nach Einstellung der Abkühlbedingungen lässt sich
orthorhombisches gelbes PbO und tetragonales rotes PbO einstellen.
Ohne einschränkend zu wirken, sind in den folgenden zwei Beispielen exemplarisch Aus
führungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens beschrieben.
- 1. In einen aus keramischem Feuerfestmaterial bestehenden, gut wärmeisolierten Reak tionsraum, dessen Innenwandtemperatur 1200°C beträgt, wird ein Bleipartikel-Luft- Dispersoid, bestehend aus 0,5 kg/s Blei in 0,6 kg/s Luft eingebracht. Die mittlere Korngröße der Bleipartikel beträgt 5 µm, 100% der Partikel sind < 15 µm. Nach einer kurzen Anlaufphase stellt sich bei kontinuierlicher Förderung des Dispersoids ein statio närer Zustand ein, der Oxidationsprozess läuft autotherm, also ohne die Zugabe von Heißluft oder die zusätzliche Verbrennung von Hilfsbrennstoffen ab. Dem aus dem Reaktionsraum entweichenden Abgas wird unmittelbar nach Verlassen des Reaktions raumes im zehnfachen Überschuss kalte Luft zugesetzt und damit die Abgastemperatur gequencht. Als Produkt wird eine orthorhombische, gelbe Bleiglätte mit einem Restblei gehalt < 0,01% erhalten.
- 2. In einen aus keramischem Feuerfestmaterial bestehenden, gut wärmeisolierten Reaktionsraum, dessen Innenwandtemperatur 1400°C beträgt, wird ein Bleipartikel-Luft- Dispersoid, bestehend aus 0,5 kg/s Blei in 0,4 kg/s Luft eingebracht. Die mittlere Korn größe der Bleipartikel beträgt 7 µm, 100% der Partikel sind < 20 µm. Nach einer kurzen Anlaufphase stellt sich bei kontinuierlicher Förderung des Dispersoids ein stationärer Zustand ein, der Oxidationsprozess läuft autotherm, also ohne die Zugabe von Heißluft oder die zusätzliche Verbrennung von Hilfsbrennstoffen ab. Dem aus dem Reaktionsraum entweichenden Abgas wird unmittelbar nach Verlassen des Reaktionsraumes mit kalter Luft auf 600°C gequencht und anschließend mit ca. 500 K/s kontrolliert durch Zugabe weiterer Kaltluft abgekühlt. Als Produkt wird eine tetragonale, rote Bleiglätte mit einem Restbleigehalt < 0,01% erhalten.
Claims (7)
1. Verfahren zur Herstellung hochreiner Bleiglätte durch Oxidation einer Bleischmelze,
dadurch gekennzeichnet, dass ein Dispersoid aus flüssigem Blei und nicht vorgewärmter
Luft mit einer Bleipartikelgröße von 100% < 50 µm in einem Reaktionsraum, der eine
Temperatur von mindestens 700°C aufweist, ohne Zufuhr von Wärmeenergie oder
Verbrennung von Hilfsbrennstoffen zu einem PbO-Pulver mit einem Restbleigehalt
< 0,01% kontinuierlich oxidiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Bleipartikelgröße in dem
Dispersoid zu 100% < 20 µm beträgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Reaktionsraum eine
Temperatur von < 1000°C aufweist.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sich die Bleipartikel des
Bleipartikel-Luft-Dispersoids im Reaktionsschacht mit einer Geschwindigkeit von < 104 K/s
aufheizen, zünden und in der Flugphase vollständig zu zunächst dampfförmigem Bleioxid
oxidieren.
5. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1-3, dadurch gekennzeichnet, dass der
Produktaustrag aus dem Reaktionsschacht komplett mit dem Abgas erfolgt, aus dem das
Produkt abgetrennt wird.
6. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet, dass sich
im gesamten Reaktionsraum keine metallischen und keine bewegten Teile befinden.
7. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1-6, dadurch gekennzeichnet, dass sich
die Kristallstruktur und damit die Eigenschaften der gebildeten Bleiglätte durch Steuerung
der Abkühlungsbedingungen des Abgases beliebig zwischen der gelben, orthorhom
bischen Modifikation und der roten, tetragonalen Modifikation einstellen lässt, wobei eine
rasche Abkühlung die Bildung der gelben Modifikation unterstützt.
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DE1998103969 DE19803969C2 (de) | 1998-01-23 | 1998-01-23 | Autothermes Verfahren zur Herstellung hochreiner Bleiglätte (PbO) |
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Publications (2)
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DE (1) | DE19803969C2 (de) |
Citations (5)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE937585C (de) * | 1953-12-04 | 1956-01-12 | Goldschmidt Ag Th | Verfahren zur Herstellung von dispersem Bleioxyd |
AT242257B (de) * | 1962-11-12 | 1965-09-10 | Goldschmidt Ag Th | Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung hochfeinteiliger Bleioxyde, insbesondere Bleiglätte |
DE3540750A1 (de) * | 1984-11-19 | 1986-05-28 | Ube Industries Ltd., Yamaguchi | Verfahren zur herstellung von metalloxidpartikeln mit sehr kleiner und gleichmaessiger korngroesse |
DE4023278A1 (de) * | 1990-07-21 | 1992-01-23 | Messer Griesheim Gmbh | Verfahren und vorrichtung zur herstellung von metalloxidpulvern |
DE19544603A1 (de) * | 1995-11-30 | 1997-06-05 | Piox Farbenwerk Ohrdruf Gmbh | Verfahren zur direkten Herstellung von technisch hochreinem Bleioxid und Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens |
-
1998
- 1998-01-23 DE DE1998103969 patent/DE19803969C2/de not_active Expired - Fee Related
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