DE19802919C1 - Verwendung von Gläsern als Festplattensubstrate - Google Patents
Verwendung von Gläsern als FestplattensubstrateInfo
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- G11B5/73911—Inorganic substrates
- G11B5/73921—Glass or ceramic substrates
Abstract
Die Erfindung betrifft die Verwendung von Gläsern zur Herstellung von Festplattensubstraten. Die Gläser weisen folgende Zusammensetzungen (in Gew.-% auf Oxidbasis) auf: DOLLAR A SiO¶2¶ 40-60, Al¶2¶O¶3¶ 5-20, B¶2¶O¶3¶ 0-5, Li¶2¶O 0-10, Na¶2¶O 0-12 mit Li¶2¶O + Na¶2¶O 5-12, K¶2¶O 0-5, MgO 0-20, CaO 0-6, mit MgO + CaO 4-20, SrO + BaO 0-10, ZrO¶2¶ 0-5,TiO¶2¶ 0-5, CeO¶2¶ 0-1, La¶2¶O¶3¶ 0-10, Fe¶2¶O¶3¶ 0-10, Nb¶2¶O¶5¶ 0-10, V¶2¶O¶5¶ 0-15, mit TiO¶2¶ + ZrO¶2¶ + La¶2¶O¶3¶ + Fe¶2¶O¶3¶ + Nb¶2¶O¶5¶ + V¶2¶O¶5¶ >= 8, As¶2¶O¶3¶ + Sb¶2¶O¶3¶ + F 0,1-1 DOLLAR A oder DOLLAR A SiO¶2¶ 10-30, Al¶2¶O¶3¶ 0-5, B¶2¶O¶3¶ 0-8, Li¶2¶O 0-8, Na¶2¶O 1-10, mit Li¶2¶O + Na¶2¶O 5-10, K¶2¶O 0-3, MgO 0-12, CaO 0-15, mit MgO + CaO 10-15, SrO + BaO 0-8, ZrO¶2¶ 0-8, TiO¶2¶ 10-25, La¶2¶O¶3¶ 0-10, Nb¶2¶O¶5¶ 10-18, V¶2¶O¶5¶ 0-20, CeO¶2¶ 0-1, As¶2¶O¶3¶ + Sb¶2¶O¶3¶ + F 0,1-1 DOLLAR A und erfüllen die Ungleichungen (E/p)·*· + 3500 R > 38,5 und 1000 R > 1 (R = Relaxationsgeschwindigkeit; E/p in GPaÈ cm·3·/g gemessen). Aufgrund der hohen Formstabilität der Gläser sind sie für Festplatten mit Umdrehungszahlen von mehr als 10000 U/min geeignet.
Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung von Gläsern für die Herstellung von
Festplattensubstraten.
Glas ist für die Verwendung als Substrat für Datenträger (Festplatten) gegenüber
Metallen wie Aluminium oder Metallegierungen u. a. von Vorteil wegen seiner ge
ringen Oberflächenrauhigkeit und Ebenheit. Solche Substratgläser müssen bei
der Verwendung erhöhten chemischen, thermischen und mechanischen Bela
stungen standhalten. So erfahren sie während der Beschichtung (beispielsweise
durch Kathodenzerstäubung) hohe Temperaturen mit kurzen Abkühlraten. Bei der
Verwendung als Festplatten treten hohe mechanische Belastungen auf, z. B. beim
Einbau Klemmspannungen auf der Drehachse von bis zu 100 N/mm2 sowie im
Betrieb bei hohen Umdrehungszahlen von derzeit 3500 bis 10000 U/min zusätz
liche Spannungen durch die Zentrifugalkräfte. Solchen Belastungen können vor
allem 0,25 bis 3,0 mm dünne Gläser nur standhalten, wenn sie vorgespannt sind.
Da die Erhöhung der mechanischen Belastbarkeit durch thermisches Vorspannen
erst bei einer Mindestdicke von 3 mm möglich ist, müssen Gläser für die genannte
Verwendung chemisch vorspannbar sein. Sinnvollerweise sind sie durch Ionen
austausch im Salzbad unterhalb der Transformationstemperatur Tg vorspannbar,
d. h. weisen sie genügend zum Austausch geeignete Ionen wie Li+- und/oder Na+-
Ionen auf. Neben der Oberflächenebenheit ist die chemische Beständigkeit des
Substratglases für die Funktionsfähigkeit einer Festplatte von Bedeutung, denn
der Schreib-Lesekopf gleitet in einem Abstand von derzeit ca. 50 nm auf einem
Luftpolster über der sich drehenden Festplatte. Dieser Abstand muß für eine ein
wandfreie Funktion gewahrt bleiben. Er wird jedoch verringert, wenn die Oberflä
che des Festplatten-Substrates unbeständig gegen Atmosphäreneinfluß ist und
schon vor der Beschichtung ein chemischer Angriff die Oberfläche rauh macht
oder wenn die Oberfläche durch Atmosphäreneinfluß ihre Haftfestigkeit zur auf
gebrachten Schichtenfolge verliert und diese sich von ihr löst. Eine weitere we
sentliche Eigenschaft von als Festplattensubstraten geeigneten Gläsern ist ihr
thermisches Ausdehnungsverhalten, das sich nicht zu sehr von dem der Be
schichtungsmaterialien (z. B. Co-Legierungen mit thermischen Ausdehnungskoef
fizienten α20/300 ≧ 12 × 10-6/K) und vor allem nicht zu sehr von dem der verwende
ten Klemmmaterialen und Spindelmaterialien des Laufwerks (mit α20/300 ≧ 12 × 10-6/
K) unterscheiden soll, um Spannungen zu vermeiden.
Eine Voraussetzung zur Erhöhung der Informationsdichte und der Lese-
/Schreibgeschwindigkeit ist die Absenkung der Gleithöhe des Schreib-Lese
kopfes über der Festplatte. Eine geringere Flug- bzw. Gleithöhe gestattet eine
dichtere Beschreibung und eine höhere Umdrehungsgeschwindigkeit der Fest
platte.
Die Flug-/Gleithöhe kann nun nicht beliebig abgesenkt werden, denn bei den
sich drehenden Festplatten können durch Schwankungen des Antriebssystems,
durch örtlich unterschiedlich starke Luftverwirbelung und durch Stöße Eigen
schwigungen angeregt werden, die sich in einer Art Flatterbewegung der Fest
platte äußern. Diese Auslenkungen aus der Ruhelage würden bei zu niedriger
Flug-/Gleithöhe des Schreib-Lesekopfes dazu führen, daß der Schreib-Lese
kopf die Orientierung zum Informationsgehalt des Spots auf der Festplatte verlö
re ("runout") oder er mit der Festplatte zusammenstieße ("head crash").
Um dies zu vermeiden und Umdrehungszahlen von mehr als 10000 U/min zu
ermöglichen, benötigen die Festplatten eine hohe Formstabilität, die die bisher
für Festplatten verwendeten Gläser und Glaskeramiken nicht aufweisen.
Als Werkstoff für solche hohen Umdrehungszahlen ist ein Kompositwerkstoff
aus AI-B-C bekannt (IDEMA, Alternative Substrates III (05.09.1995, San Jose,
California) S. 55-60: D. J. Perettie et al. "The Alternate Alternative Substrate -
"Chemically Strengthened" Aluminium"), der eine geringe Dichte, eine hohe
Festigkeit und einen sehr hohen spezifischen Elastizitätsmodul E/ρ besitzt. Die
Steifigkeit einer Festplatte, d. h. ihr Widerstand gegen Verbiegung, ist nämlich
proportional zu (E/ρ). d3, wobei d die Dicke der Festplatte ist. Der genannte
Werkstoff läßt sich jedoch nur mit großem Aufwand auf die für hochwertige
Festplatten geforderte Oberflächenqualität mit einer Rauhigkeit (RMS-Wert) von
weniger als 0,4 nm polieren. Vor allem wegen der großen Abriebhärte ist die
Herstellung von Festplatten aus diesem Werkstoff sehr teuer.
Aus WO 96/04651 ist ein Datenträger als Verbundscheibe aus Glas und einem
viskoelastischen Material bekannt, bei der Schwingungen durch die Schicht aus
dem viskoelastischen Werkstoff, beispielsweise Kunststoffe wie Synthesekau
tschuke, z. B. Silikonkautschuk, oder wie Polyester, Polyurethane, Polyamide,
gedämpft werden. Nachteilig ist, daß die Herstellung sehr teuer ist und daß der
viskoelastische Werkstoff mit der Zeit ermüdet (versprödet) und dann nicht mehr
als Schwingungsdämpfer fungieren kann. Außerdem können die verwendeten
Kunststoffe, wenn die magnetische Schicht bei erhöhter Substrattemperatur
durch Kathodenzerstäubung niedergeschlagen wird, ausgasen und dadurch die
Qualität der aufgebrachten Schicht beeinträchtigen.
WO 96/11888 beschreibt Glassubstrate für Festplatten aus Gläsern, die aus SiO2,
RO und R2O und fakultativ Al2O3, ZrO2 bestehen. Letztgenannte Komponente kann
mit Anteilen von bis zu 20 Gew.-% vorliegen, was die Gläser äußerst kristallisati
onsinstabil macht. Andere den E-Modul erhöhende Komponenten sind nicht vorhan
den, so daß die Gläser entweder eine hohe Kristallisationsneigung aufweisen oder
einen niedrigen E-Modul besitzen, womit sie insbesondere für hohe Umdrehungs
zahlen der Festplatte nicht ausreichend formstabil sind.
Es ist Aufgabe der Erfindung, Gläser zur Herstellung von Festplattensubstraten,
die für Umdrehungszahlen von < 10000 U/min geeignet sind, zur Verfügung zu
stellen, d. h. Gläser, die nicht nur die für herkömmliche Festplattensubstrate nö
tigen Eigenschaften aufweisen, sondern die zusätzlich ausreichend formstabil
für die hohen Umdrehungszahlen sind. Diese Aufgabe wird durch die Verwen
dung von Gläsern gemäß Anspruch 1 oder 2 gelöst.
Es wurde gefunden, daß Festplatten aus einem Glas, dessen spezifischer Ela
stizitätsmodul und dessen Relaxationsgeschwindigkeit die im folgenden genann
ten Grenzwerte überschreiten, d. h. die im folgenden beschriebenen Unglei
chungen erfüllen, für die genannten hohen Umdrehungszahlen ausreichend
formstabil sind, d. h. daß nur geringe Auslenkungen auftreten, und im Betrieb
ein günstiges Verhalten gegenüber Schwingungen zeigen, d. h. daß die
Schwingungsamplituden beim Aufschaukeln von Schwingungen verringert wer
den oder sogar ein Aufschaukelvorgang völlig unterdrückt wird.
Die Ungleichungen lauten:
(E/ρ)* + 3500 R < 38,5
und
1000 R < 1
Beim einzusetzenden Wert für den spezifischen Elastizitätsmodul E/ρ werden
der Elastizitätsmodul E in GPa und die Dichte ρ in g/cm3 angegeben. (E/ρ)* gibt
an, daß konventionsgemäß jeweils die Zahlenwerte ohne Einheiten verwendet
werden.
Als Maß für die Abbaugeschwindigkeit einer Schwingungsenergie ist die Re
laxationsgeschwindigkeit R geeignet. Darunter wird hier die Geschwindigkeit
verstanden, mit der die Amplitude Ao einer Schwingung cosωt eines Glaskör
pers auf den Wert A abfällt.
A = Ao . e-R.t . cosωt
R ergibt sich also aus dem Reziproken der Zahl der Schwingungen, bis die
Schwingungsamplitude auf 1/e abgefallen ist.
Zur Messung von R wird auf die Ausführungsbeispiele verwiesen.
Das Aufschaukeln der Schwingung einer Festplatte geschieht mit zunehmender
Umdrehungsgeschwindigkeit (Drehzahl) D (U/min) der Festplatte bis zum Errei
chen einer Drehzahl, bei der Resonanz auftritt, bei der die Amplitude der
Schwingung ein Maximum annimmt und sich stehende Wellen auf der Platte
ausbilden, was zum sogenannten "Diskflattern" führt. Solche Resonanzen wer
den bei Drehzahlen D angeregt, die der Bedingung
fo = N . D/60
genügen, wobei N eine ganze Zahl ist und die Anzahl der stehenden Wellen
bedeutet und fo die Eigenfrequenz der Festplatte darstellt. Sie ist abhängig vom
Elastizitätsmodul E und der Dichte ρ des Materials der Platte, und zwar ist sie
proportional (E/ρ)1/2.
Die für die genannte Verwendung geeigneten Gläser erfüllen die beiden Unglei
chungen und weisen eine Zusammensetzung aus einem der beiden folgenden
Zusammensetzungsbereiche (in Gew.-% auf Oxidbasis) auf:
A)SiO2 | 40-60 |
Al2O3 | 5-20 |
B2O3 | 0-5 |
Li2O | 0-10 |
Na2O | 0-12 |
mit Li2O + Na2O | 5-12 |
K2O | 0-5 |
MgO | 0-20 |
CaO | 0-6 |
mit MgO + CaO | 4-20 |
SrO + BaO | 0-10 |
ZrO2 | 0-5 |
TiO2 | 0-5 |
CeO2 | 0-1 |
La2O3 | 0-10 |
Fe2O3 | 0-10 |
Nb2O5 | 0-10 |
V2O5 | 0-15 |
mit TiO2 + ZrO2 + La2O3 + Fe2O3 + Nb2O5 + V2O5 | ≧ 8 |
As2O3 + Sb2O3 + F | 0,1-1 |
B) SiO2 | 10-30 |
Al2O3 | 0-5 |
B2O3 | 0-8 |
Li2O | 0-8 |
Na2O | 1-10 |
mit Li2O + Na2O | 5-10 |
K2O | 0-3 |
MgO | 0-12 |
CaO | 0-15 |
mit MgO + CaO | 10-15 |
SrO + BaO | 0-8 |
ZrO2 | 0-8 |
TiO2 | 10-25 |
La2O3 | 0-10 |
Nb2O2 | 10-18 |
V2O5 | 0-20 |
CeO2 | 0-1 |
As2O3 + Sb2O3 + F | 0,1-1 |
Bei den Gläsern der Gruppe A handelt es sich um Erdalkalialuminosilicatgläser,
die zwar einen relativ geringen Elastizitätsmodul besitzen, aber deren geringe
Dichte und große Relaxationsgeschwindigkeit R die Erfüllung der o. g. Unglei
chungen erleichtern.
Die Erhöhung des Erdalkaligehaltes über die angegebenen Bereiche hinaus,
vor allem bezüglich der Komponenten CaO und MgO, würde den Elastizitätsmo
dul erhöhen, aber gleichzeitig die gute chemische Vorspannbarkeit beim Ionen
austausch der Li2O- und/oder Na2O-haltigen Gläser im Kaliumsalzbad (z. B. bei
400°C und Austauschzeit von 4 h) erschweren. Der mögliche zusätzliche Anteil
von K2O bis max. 5% unterstützt bei Li2O-/Na2O-haltigen Gläsern mit 5-12%
Li2O + Na2O den chemischen Vorspannprozeß (größere Austauschtiefen, höhe
re Druckspannung in Oberflächenschichten). Diese Tendenz kann durch die
Al2O3-Anteile von bis zu 20% ebenfalls unterstützt werden. Größere Anteile an
K2O schwächen die Wirkung des chemischen Vorspannprozesses und gleich
zeitig die chemische Resistenz der Gläser. Bei höheren Anteilen von Al2O3 wird
das Aufschmelzverhalten der Rohstoffe negativ beeinflußt.
Der SiO2-Anteil kann über einen weiten Bereich variieren.
Die fakultativen Komponenten TiO2, ZrO2, La2O3, V2O5, Nb2O5, und Fe2O3 müssen
in der Summe mit wenigstens 8 Gew.-% vorhanden sein, damit die Gläser die
ses Glassystems einen genügend hohen E-Modul aufweisen.
Die Verwendung von TiO2 und ZrO2 zur Erhöhung des E-Moduls ist, um eine
gute Produzierbarkeit zu gewährleisten, auf max. 5 Gew beschränkt. Höhere
Konzentrationen führen zur Kristallisation der Glasschmelze im Prozeß.
Auch der Zusatz von La2O3, V2O5, Nb2O5 oder Fe2O3 ist auf jeweils 10 bzw. 15%
(V2O5) beschränkt, da die kleinen hochgeladenen Ionen, eingebaut ins Netzwerk
der Gläser, zwar den Elastizitätsmodul vergrößern, aber die Dichte erhöhen, die
chemische Resistenz herabsetzen und die Kristallisationsneigung erhöhen. Au
ßer Fe2O5 und TiO2 zählen die o. g. Rohstoffe zu den teureren Rohstoffen.
Bei den Gläsern der Gruppe B bewirken vor allem die in größeren Anteilen ver
wendbaren zwingend vorhandenen Komponenten Nb2O5 und TiO2 bzw. fakulta
tiven Komponenten La2O3 und V2O5 einen hohen Elastizitätsmodul. Auch diese
Gläser sind aufgrund ihrer Mindestsumme an Na2O + Li2O überraschenderweise
trotz der relativ hohen Erdalkalikonzentration chemisch vorspannbar. Die Gläser
können auch SrO und BaO enthalten, was bei dem geringen Alkaligehalt sowohl
das Aufschmelzverhalten als auch die für die Anwendung notwendige hohe
thermische Ausdehnung verbessert.
Al2O3 als fakultative Komponente hilft mit, die chemische Resistenz zu verbes
sern.
Die Gläser beider Gruppen enthalten zur Verbesserung der Glasqualität die
Läutermittel As2O3, Sb2O3 und/oder Fluorid. Die Gläser können zu diesem
Zweck auch CeO2 enthalten.
In der Tabelle 1 sind Beispiele erfindungsgemäß geeigneter Gläser angegeben.
Die Tabelle enthält deren Zusammensetzung sowie Angaben zu wesentlichen
Eigenschaften der Gläser.
Die Gläser wurden aus üblichen Rohstoffen erschmolzen.
Ihre hohe chemische Beständigkeit wird durch die Angabe der Säure-Resistenz-
Klasse nach ISO 8424 dokumentiert. Die Gläser weisen eine Säure-Resistenz-
Klasse von 2 oder besser auf. Solche Gläser zeigen im Klimakammertest, bei
dem sie eine Woche lang 80°C und 80% relativer Feuchte ausgesetzt werden
und bei dem Veränderungen auf der Oberfläche (Alkalicarbonatbildung) unter
dem Mikroskop bei 40facher Vergrößerung charakterisiert werden, kaum
Salzausblühungen.
Der thermische Ausdehnungskoeffizient α20/300 der Gläser beträgt zwischen 6,0 ×
10-6/K und 9,0 × 10-6/K und liegt damit ausreichend nah an den Ausdehnungs
koeffizienten der Beschichtungsmaterialien für Festplatten.
Zum Nachweis der chemischen Vorspannbarkeit wurden Glaskörper der Ab
messungen 2 mm × 7 mm × 53 mm hergestellt und in einem KNO3-Bad bei
400°C 4 h lang belassen. Dabei bildet sich eine Druckspannungszone aus, de
ren Dicke (s. Tabelle 1) folgendermaßen bestimmt wird:
Die Glasprobe wird unter einem Polarisationsmikroskop bei der Wellenlänge
546 nm beobachtet. Die durch Ionenaustausch behandelte Probe steht an der
gesamten Oberfläche unter Druckspannung und im Inneren aus Gleichge
wichtsgründen unter Zugspannung. Zur Messung der Spannung wird die Probe
zwischen 2 gekreuzte Polarisatoren gebracht. Die in die Probe eingebrachte
Spannung verursacht durch Spannungsdoppelbrechung im Strahlengang des
Mikroskops eine Aufhellung. Der Übergang von Zug- auf Druckspannung
(neutrale Zone 0-ter Ordnung) ist ein breiter dunkler Streifen unter dem Mikro
skop zu erkennen. Der Abstand der 0-ten Ordnung zum Rand der Probe ist ein
Maß für die Dicke der Druckspannungszone.
Weiter enthält die Tabelle die für die erfindungswesentlichen Ungleichungen
benötigten Größen: den Elastizitätsmodul in GPa sowie die Relaxationsge
schwindigkeit R, jeweils für Raumtemperatur geltend.
Die Relaxationsgeschwindigkeit R wird mittels eines handelsüblichen Gerätes
zur Erzeugung und Analyse von Schwingungen nach folgender Methode ge
messen:
Ein rechtwinkliger Stab mit den Abmessungen 5 mm × 10 mm × 150 mm (jeweils
±0,1) mit feingeschliffenen Flächen liegt mit einer der 10 × 150-Flächen so auf
zwei parallel zueinander gespannten Stahldrähten mit 0,15 mm Durchmesser,
daß die 5 × 10 - Endflächen des Stabes einen Abstand von 33,6 mm zu dem nä
heren der beiden senkrecht zur Längsachse des Stabes angeordneten Stahl
drähte haben. Dabei liegen die Stahldrähte unter dem Schwingungsknotenpunkt
der Grundschwingung. Auf die Mitte der einen 5 × 10-Endfläche wird ein Anre
gungsdraht unter einem Winkel von etwa 45° zu Längsachse des Stabes aufge
setzt, auf die Mitte der anderen 5 × 10-Endfläche ein Abnahmedraht unter dem
gleichem Winkel. Anregungs- und Abnahmedraht sind aus 0,10 mm dickem
Stahl. Beide Drähte sind mit einem Gerät, das Schwingungen erzeugen und
analysieren kann, verbunden (hier dem Elastomat 1.024, Hersteller: Institut Dr.
Förster). Der Anregungsdraht wird von diesem Gerät mit Längsschwingungen
mit der Eigenfrequenz der Grundschwingung des Stabes angeregt und regt sei
nerseits Biegeschwingungen im Stab an. Beim hier durchgeführten Abklingver
fahren läßt man die zu Resonanzschwingungen angeregte Probe ohne weitere
Erregung frei ausklingen: Dabei klingt die Schwingungsamplitude nach einer
Exponentialfunktion ab. Der Abnahmedraht überträgt die Schwingungen nach
Abschalten der Anregungsschwingung an das Gerät, das die zeitliche Entwick
lung der im Stab angeregten Schwingung mißt, d. h. ihre Zahl und die zugeord
neten Amplituden. Die Relaxationsgeschwindigkeit R oder das logarithmische
Dekrement ist der Kehrwert der Anzahl der Schwingungen, die ausgeführt wer
den, bis die Amplitude auf den e-ten Teil abgeklungen ist.
Bei Einhaltung der Abmessungen des Probenkörpers und der beschriebenen
Versuchsanordnung kann für den jeweiligen Werkstoff, d. h. hier für das Glas
der jeweiligen Zusammensetzung, der Wert von R mit jedem üblichen kommer
ziell erhältlichen Gerät zu Schwingungserzeugung und -analyse ermittelt wer
den.
Auch die angegebenen Elastizitätsmodulen sind mit dem genannten Gerät be
stimmt worden.
Elastizitätsmodul und Relaxationsgeschwindigkeit wurden an nichtvorge
spannten Proben ermittelt.
Nur wenn ein Glas alle diskutierten Eigenschaften besitzt, ist es für die Verwen
dung zur Herstellung der Festplattensubstrate für hohe Umdrehungszahlen ge
eignet.
So erfüllt beispielsweise das Glas der Zusammensetzung (Gew.-% auf Oxidbasis)
SiO2 52,9; Al2O3 21,1, MgO 26,0 mit einem Elastizitätsmodul E von 129 GPa, ei
ner Dichte ρ von 2,91 g/cm3 und einer Relaxationsgeschwindigkeit R von
0,9 . 10-3 zwar die genannten Ungleichungen und ist damit ausreichend formsta
bil, jedoch ist es nicht chemisch vorspannbar, und es ist nur schwer in dünnen
Rohglastafeln herstellbar, da es leicht kristallisiert. Daher ist es für die Verwen
dung zur Herstellung von Festplattensubstraten ungeeignet.
Dagegen erfüllen die Gläser, die sowohl mit E und R besagte Ungleichungen er
füllen als auch Zusammensetzungen innerhalb der genannten Zusammenset
zungsbereiche besitzen, das gesamte Anforderungsprofil an Eigenschaften, um
für die Herstellung von Festplattensubstraten, geeignet für Umdrehungszahlen
< 10000 U/min. geeignet zu sein:
- - Sie besitzen eine hohe Formstabilität. Schwingungsamplituden bleiben klein, Schwingungsenergien werden schnell abgebaut. Aufgrund der geringen De formation der Festplatte während der Drehung, auch bei hohen Umdrehungs zahlen, kann die Flughöhe, die etwa dem zweifachen der Gleithöhe ent spricht, des Schreib-Lesekopfes auf 50 nm gesenkt und/oder die Umdre hungsgeschwindigkeit der Festplatte auf mehr als 10000 U/min erhöht wer den. Da die Erhöhung der Umdrehungszahlen eine Erhöhung der Temperatur durch den Drehmotor und eine Verstärkung von Luftturbulenzen im soge nannten Drive bewirkt, bestehen bei zu hohen Drehzahlen, etwa ab 15000 U/min Sicherheitsbedenken.
- - Sie sind chemisch vorspannbar, wodurch ausreichend dicke Druckspan nungszonen erzeugt werden. Dadurch wird ihre mechanische Belastbarkeit erhöht.
- - Sie besitzen eine hohe chemische Beständigkeit, insbesondere eine hohe Säureresistenz.
- - Ihr thermisches Ausdehnverhalten stimmt mit α20/300 ≧ 6,0 . 10-6/K ausreichend gut mit dem des Klemmaterials, der Antriebswelle und der Beschichtungsma terialien überein.
- - Sie sind gut polierbar. Sie können auf eine Mikrorauhigkeit von < 0,4 nm be arbeitet werden. Sie besitzen für homogene Werkstoffe typische Abtragsraten für Läppen, Schleifen und Polieren, nämlich 10-20 µm/min für Läppen, 20- 40 µm/min für Schleifen und ca. 1 µm/min für Polieren. Sie weisen also eine hervorragende Oberflächenqualität, speziell Ebenheit auf.
Claims (4)
1. Verwendung eines Glases, das folgende Zusammensetzung (in Gew.-%
auf Oxidbasis) aufweist:
SiO2 40-60
Al2O3 5-20
B2O3 0-5
Li2O 0-10
Na2O 0-12
mit Li2O + Na2O 5-12
K2O 0-5
MgO 0-20
CaO 0-6
mit MgO + CaO 4-20
SrO + BaO 0-10
ZrO2 0-5
TiO2 0-5
CeO2 0-1
La2O3 0-10
Fe2O3 0-10
Nb2O5 0-10
V2O5 0-15
mit TiO2 + ZrO2 + La2O3 + Fe2O3 + Nb2O5 + V2O5 ≧ 8
As2O3 + Sb2O3 + F 0,1-1
und das folgende Ungleichungen bezüglich der Zahlenwerte der Relaxati
onsgeschwindigkeit R und des in GPa . cm3/g gemessenen spezifischen
Elastizitätsmoduls E/ρ erfüllt:
(E/ρ)* + 3500 R < 38, 5
und 1000 R < 1,
zur Herstellung von Festplattensubstraten.
(E/ρ)* + 3500 R < 38, 5
und 1000 R < 1,
zur Herstellung von Festplattensubstraten.
2. Verwendung eines Glases, das folgende Zusammensetzung (in Gew.-%
auf Oxidbasis) aufweist:
SiO2 10-30
Al2O3 0-5
B2O3 0-8
Li2O 0-8
Na2O 1-10
mit Li2O + Na2O 5-10
K2O 0-3
MgO 0-12
CaO 0-15
mit MgO + CaO 10-15
SrO + BaO 0-8
ZrO2 0-8
TiO2 10-25
La2O3 0-10
Nb2O2 10-18
V2O5 0-20
CeO2 0-1
As2O3 + Sb2O3 + F 0,1-1
und das folgende Ungleichungen bezüglich der Zahlenwerte der Relaxati
onsgeschwindigkeit R und des in GPa . cm3/g gemessenen spezifischen
Elastizitätsmoduls E/ρ erfüllt:
(E/ρ)* + 3500 R < 38,5
und 1000 R < 1,
zur Herstellung von Festplattensubstraten.
(E/ρ)* + 3500 R < 38,5
und 1000 R < 1,
zur Herstellung von Festplattensubstraten.
3. Verwendung eines Glases gemäß Anspruch 1 oder Anspruch 2, das eine
Säure-Resistenz nach ISO 8424 von 2 oder besser und einen thermischen
Ausdehnungskoeffizient α20/300 ≧ 6,0 × 10-6/K aufweist.
4. Verwendung eines Glases gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3 zur Her
stellung von Festplattensubstraten für Festplatten mit Umdrehungszahlen
von < 10000 U/min.
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