DE19802792A1 - Hemmung der durch mutiertes p53 verursachten Modulation von DNA - Google Patents
Hemmung der durch mutiertes p53 verursachten Modulation von DNAInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Hemmung der durch mutier
tes p53 verursachten Modulation von DNA. Ferner betrifft die Erfindung ein
System zur Identifizierung von Substanzen, die sich zu einer solchen Hemmung
eignen.
In Zellen liegt ein mit p53 bezeichnetes Protein vor. Dieses ist ein Tumor
suppressor, der bei DNA-Schäden aktiviert wird. Er bindet dann an Promotoren
von Zielgenen und aktiviert deren Transkription. Dadurch wird ein Wachstums
stillstand der Zellen mit anschließender Reparatur der DNA-Schäden bzw. der
Tod der Zellen erreicht.
Es hat sich gezeigt, daß p53 in vielen Tumoren mutiert ist. In dieser Form weist
es oft keine Tumorsuppressor-Aktivität auf. Vielmehr stellt es sich sogar als
Protein dar, das onkogene Eigenschaften aufweist. Verschiedene Versuche wur
den unternommen, mutiertes p53 (nachstehend mit mut p53 bezeichnet) in
seinen onkogenen Eigenschaften zu inhibieren. Diese Versuche führten allerdings
nicht zu befriedigenden Ergebnissen.
Der vorliegenden Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Mittel bereitzu
stellen, mit dem mut p53 untersucht und gegebenenfalls in seinen onkogenen
Eigenschaften inhibiert werden kann.
Erfindungsgemäß wird dies durch die Gegenstände in den Patentansprüchen er
reicht.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist somit ein Verfahren zur Hemmung der
durch mut p53 verursachten Modulation von DNA, umfassend die Inhibierung
der Bindung von mut p53 an DNA mit Strangtrennungspotential.
Die vorliegende Erfindung beruht auf der Erkenntnis des Anmelders, daß mut
p53, nicht aber Wildtyp-p53 eine Modulation einer DNA verursachen kann, die
ein Strangtrennungspotential aufweist. Er hat gefunden, daß solche DNA ver
breitet ist und häufig in MAR-DNA vorliegt. Mit MAR ("Matrix Attachment
Region")-DNA werden regulatorische Elemente höherer Ordnung von Chromatin
bezeichnet, durch die Chromatin in topologisch unabhängige "Loops" eingeteilt
wird, was eine unabhängige räumliche und zeitliche Regulation der Genexpres
sion und der DNA-Replikation ermöglicht. Ferner hat der Anmelder gefunden,
daß DNA mit Strangtrennungspotential häufig die Sequenz AATATATTT oder
eine Variation davon umfaßt. Vielfach weist die DNA neben der genannten
Sequenz auch weitere AT-reiche Bereiche auf. Des weiteren hat er erkannt, daß
die Modulation der DNA unterschiedlich, z. B. ein fester Komplex aus mut p53
und der DNA oder eine Strangtrennung dieser, sein kann. Er hat gefunden, daß
die Modulation häufig eine Strangtrennung ist, wenn die angegebene Sequenz
und ggfs. die angrenzenden Sequenzen einen AT-Gesamtcharakter aufweisen.
Andererseits zeigt sich die Modulation oft als fester Komplex, wenn bei den
Sequenzen kein oder nur ein schwacher AT-Gesamtcharakter vorliegt. Darüber
hinaus hat der Anmelder gefunden, daß die durch mut p53 verursachte Modula
tion von DNA gehemmt werden kann, wenn die Bindung von mut p53 an DNA
mit Strangtrennungspotential inhibiert wird.
Erfindungsgemäß werden diese Erkenntnisse für ein Verfahren zur Hemmung
von durch mut p53 verursachten Modulation von DNA genutzt. Ein solches
Verfahren umfaßt die Inhibierung der Bindung von mut p53 an DNA mit Strang
trennungspotential.
Der Ausdruck "mut p53" umfaßt jegliches p53 oder einen Teil davon, das bzw.
der an DNA mit Strangtrennungspotential binden kann. Insbesondere kann p53
ein solches sein, das eine mutierte Core-Domäne und/oder einen mutierten
C-Terminus aufweist. Beispiele solcher p53 Mutanten sind Pro 273 p53 und MethA
p53. Auch kann mut p53 ein solches sein, das zusammen mit einem anderen
Protein in einem Fusionsprotein vorliegt.
Der Ausdruck "DNA mit Strangtrennungspotential" umfaßt jegliche DNA, die
durch mut p53 eine Modulation erfahren kann. Die Modulation kann unterschied
lich, z. B. ein fester Komplex aus mut p53 und einer DNA mit Strangtrennungs
potential oder eine Strangtrennung dieser sein. Insbesondere kann die DNA mit
Strangtrennungspotential eine solche sein, die ein oder mehrere Kopien der
Sequenz AATATATTT oder einer Variation davon umfaßt. Ferner kann die DNA
auch weitere AT-reiche Bereiche umfassen. Eine DNA mit Strangtrennungs
potential findet sich vorzugsweise in MAR-DNA.
Der Ausdruck "Bindung" umfaßt jegliche Art und Weise, mit der mut p53 an
DNA mit Strangtrennungspotential binden kann. Insbesondere kann die Bindung
eine solche sein, bei der mut p53 direkt an die DNA bindet. Auch kann die
Bindung eine solche sein, bei der mut p53 indirekt, d. h. über andere Faktoren,
wie Proteine, an die DNA bindet.
Der Ausdruck "Inhibierung" umfaßt jegliche Art und Weise, mit der die Bindung
von mut p53 an DNA mit Strangtrennungspotential inhibiert werden kann. Die
Art der Inhibierung wird davon abhängen, ob die Bindung von mut p53 an die
DNA direkt oder indirekt ist. Bei indirekter Bindung, d. h. über weitere Faktoren,
wie Proteine, kann die Inhibierung durch Substanzen erfolgen, welche die
weiteren Faktoren inhibieren. Auch können Substanzen hinzugegeben werden,
welche mut p53 inhibieren. Bei direkter Bindung von mut p53 an die DNA
erscheint es sinnvoll, Substanzen zu verwenden, die mut p53 inhibieren. Solche
Substanzen können z. B. jene sein, die eine mutierte Core-Domäne von p53
und/oder einen mutierten C-Terminus von p53 inhibieren. Beispiele solcher
Substanzen sind die Antikörper PAb 240 und PAb 421.
Erfindungsgemäß wird auch ein System zur Identifizierung von Substanzen
bereitgestellt, die sich zur Hemmung von durch mut p53 verursachten Modula
tion von DNA eignen. Ein solches System umfaßt mut p53 und eine DNA mit
Strangtrennungspotential sowie gegebenenfalls eine Substanz, deren Hemm
wirkung auf die Bindung von mut p53 an eine DNA mit Strangtrennungspotential
getestet wird. Hinsichtlich einzelner Komponenten des Systems gelten die
vorstehenden Ausführungen entsprechend. Des weiteren wird darauf hingewie
sen, daß eine Modulation von DNA bzw. deren Hemmung durch übliche Ver
fahren bestimmt werden kann. Beispielsweise kann eine DNA-Strangtrennung
bzw. eine Komplexbildung und deren Hemmungen durch einen EMSA
("Electrophoretic Mobility Shift Assay")-Test bestimmt werden. Hierzu bietet es
sich an, mut p53 mit markierter, doppelsträngiger DNA zu inkubieren, die ein
Strangtrennungspotential aufweist, und das Gemisch elektrophoretisch aufzu
trennen, wodurch die Bildung von einzelsträngiger DNA bzw. eines Komplexes
und deren Hemmungen sichtbar werden.
Mit der vorliegenden Erfindung ist es möglich, die durch mut p53 verursachte
Modulation von DNA zu hemmen. Eine solche Modulation kann ein fester Kom
plex aus mut p53 und einer DNA mit Strangtrennungspotential oder eine
DNA-Strangtrennung dieser sein. Die Modulation von DNA spielt eine große Rolle bei
vielen Prozessen in der Zelle. Beispielsweise ist die DNA-Strangtrennung ein
wesentlicher Schritt bei der Expression von Genen und der Replikation von DNA.
Die DNA-Strangtrennung unterliegt einer starken Kontrolle. Durch mut p53 wird
diese Kontrolle außer Kraft gesetzt. Damit ist ein Weg frei, der zur Entartung der
Zelle, d. h. zur Tumorbildung, führen kann.
Mit der vorliegenden Erfindung ist es möglich bei Erkrankungen, bei denen mut
p53 eine Modulation von DNA verursacht, therapeutisch einzugreifen. Solche
Erkrankungen sind insbesondere Tumorerkrankungen. Des weiteren zeichnet sich
die vorliegende Erfindung dadurch aus, daß sie die Möglichkeit schafft, Sub
stanzen zu identifizieren, die sich für die Hemmung von durch mut p53
verursachten Modulation von DNA, insbesondere bei Tumoren, eignen. Solche
Substanzen sind ebenfalls ein Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
Fig. 1 zeigt die durch mut p53 verursachte DNA-Strangtrennung bei
MARI-DNA,
Fig. 2 zeigt die durch mut p53 verursachte DNA-Strangtrennung bei
MARII-DNA, Fig. 3 zeigt die durch mut p53 verursachte Komplex
bildung bei MAR5-DNA,
Fig. 4 zeigt die durch mut p53 verursachte Komplexbildung bei
MAR7- und MAR8-DNA, und
Fig. 5 zeigt die Hemmung der durch mut p53 verursachten DNA-Strang
trennung bei MARI-DNA.
Die Erfindung wird durch das nachstehende Beispiel erläutert.
Die Modulation von DNA wird in Form einer DNA-Strangtrennung
bzw. einer Komplexbildung gezeigt.
Aus dem 997 bp XbaI-IgE MAR-Fragment, das in der
Enhancer-Region des Gens für die schwere Immunglo
bulin-Kette liegt, wurden zwei MAR-Regionen in Form von Oligo
nukleotiden konzipiert. Es handelte sich um MARI, d. h.
3'-flankierende Region des Enhancer, und MARII, d. h.
5'-flankierende Region des Enhancer. Die Oligonukleotide
hatten folgende Sequenzen:
MARI IgH Enhancer 3'-flankierende Region | 5'-AGTGTCTTTAATTTCTAATATATTTAGAAAACTGCG-3' |
MARII IgH Enhancer 5'-flankierende Region | 5'-TTTTAACAATAATAAATTAAGTTTAAAATATTT-GCG-3' |
MARI weist die vorstehend angegebene Sequenz AATA-
TATTT auf. MARII weist eine Variation dieser Sequenz auf,
wobei der AT-Gesamtcharakter nicht verändert ist.
Ferner wurden Oligonukleotide konzipiert, die Variationen
von MARI aufweisen derart, daß der AT-Gesamtcharakter
abgeschwächt ist. Diese Oligonukleotide hatten folgende
Sequenzen:
MAR6: ACTATGCTT
MAR7: GCTCTCTTT.
MAR6: ACTATGCTT
MAR7: GCTCTCTTT.
Des weiteren wurden Oligonukleotide konzipiert, welche die
Sequenz von MARI zusammen mit angrenzenden "GC-clamps"
aufweisen. Durch die "GC-clamps" wurde der AT-Ge
samtcharakter abgeschwächt.
Die Oligonukleotide wurden synthetisiert, 32p-endmarkiert
und einer Annealing-Reaktion unterzogen, wodurch sie
doppelsträngig erhalten wurden. Diese wurden mit Wildtyp
p53 bzw. mut p53, z. B. MethA p53 bzw. Pro 273 p53,
inkubiert und einem EMSA-Test unterzogen. Hierzu wurde
wie folgt vorgegangen:
Gemische, die Wildtyp p53, MethA p53 bzw. Pro 273 p53 enthielten, wurden 20 min mit 2 µg Poly dI:dC (nicht spezifischer Kompetitor) in 10 mM Hepes pH 7,8; 50 mM KCl; 1 mM EDTA; 5 mM MgCl2; 10% Glycerin vorinkubiert. Nach der Vorinkubation wurden die markierten Oligonukleo tide hinzugegeben und die Gemische 30 min bei Raum temperatur inkubiert. Danach wurden die Gemische einer dreistündigen 4% nativen Polyacrylamid-Gelelektrophorese unterzogen, bevor die Gele getrocknet und auto radiographiert wurden (vgl. Fig. 1-4).
Gemische, die Wildtyp p53, MethA p53 bzw. Pro 273 p53 enthielten, wurden 20 min mit 2 µg Poly dI:dC (nicht spezifischer Kompetitor) in 10 mM Hepes pH 7,8; 50 mM KCl; 1 mM EDTA; 5 mM MgCl2; 10% Glycerin vorinkubiert. Nach der Vorinkubation wurden die markierten Oligonukleo tide hinzugegeben und die Gemische 30 min bei Raum temperatur inkubiert. Danach wurden die Gemische einer dreistündigen 4% nativen Polyacrylamid-Gelelektrophorese unterzogen, bevor die Gele getrocknet und auto radiographiert wurden (vgl. Fig. 1-4).
Es zeigt sich, daß mut p53, z. B. MethA p53 bzw. Pro 273
p53, eine Modulation von DNA, z. B. Strangtrennung bzw.
Komplexbildung bei DNA mit Strangtrennungspotential,
verursachen kann.
Es wurde, wie unter (a) beschrieben, vorgegangen, mit Aus
nahme, daß Gemische von MethA p53 auch die Antikörper
PAb 421 bzw. PAb 240 enthielten. Als Oligonukleotide
wurden jene verwendet, die MARI-DNA enthielten (vgl. Fig.
5).
Es zeigt sich, daß durch ein die Bindung von mut p53 an
eine DNA mit Strangtrennungspotential inhibierendes Mittel,
wie die Antikörper PAb 421 bzw. PAb 240, die durch mut
p53 induzierte DNA-Strangtrennung gehemmt werden kann.
Claims (23)
1. Verfahren zur Hemmung von durch mut p53 verursachten Modulation von
DNA, umfassend die Inhibierung der Bindung von mut p53 an DNA mit
Strangtrennungspotential.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Modulation ein fester Komplex aus
mut p53 und der DNA mit Strangtrennungspotential ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Modulation eine Strangtrennung
der DNA mit Strangtrennungspotential ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-3, wobei mut p53 eine mutierte
Core-Domäne aufweist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-3, wobei mut p53 einen mutierten
C-Terminus aufweist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-5, wobei die DNA mit Strang
trennungspotential die Sequenz AATATATTT oder eine Variation davon
umfaßt.
7. Verfahren nach Anspruch 6, wobei die Variation die Sequenz AAAATATTT
umfaßt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-7, wobei die DNA mit Strang
trennungspotential in MAR-DNA vorliegt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-4 und 6-8, wobei die Inhibierung
durch eine Substanz erfolgt, die eine mutierte Core-Domäne von p53 inhi
biert.
10. Verfahren nach Anspruch 9, wobei die Substanz der Antikörper PAb 240
ist.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-3 und 5-8, wobei die Inhibierung
durch eine Substanz erfolgt, die einen mutierten C-Terminus von p53 inhi
biert.
12. Verfahren nach Anspruch 11, wobei die Substanz der Antikörper PAb 421
ist.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-8, wobei die Inhibierung durch
Substanzen erfolgt, die eine mutierte Core-Domäne und einen mutierten
C-Terminus von p53 inhibieren.
14. Verfahren nach Anspruch 13, wobei die Substanzen die Antikörper
PAb 240 und PAb 421 sind.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-14, wobei die Hemmung von
durch mut p53 verursachten Modulation von DNA in der Therapie von
Erkrankungen erfolgt.
16. Verfahren nach Anspruch 15, wobei die Erkrankung eine Tumor
erkrankung ist.
17. System zur Identifizierung von Substanzen, die sich zur Hemmung von
durch mut p53 verursachten Modulation von DNA eignen, umfassend mut
p53 und eine DNA mit Strangtrennungspotential.
18. System nach Anspruch 17, wobei das System ferner eine Substanz
umfaßt, deren Hemmwirkung auf die Bindung von mut p53 an eine DNA
mit Strangtrennungspotential getestet wird.
19. System nach Anspruch 17 oder 18, wobei mut p53 eine mutierte
Core-Domäne aufweist.
20. System nach Anspruch 17 oder 18, wobei mut p53 einen mutierten
C-Terminus aufweist.
21. System nach einem der Ansprüche 17-20, wobei die DNA mit Strang
trennungspotential in MAR-DNA vorliegt.
22. System nach einem der Ansprüche 17-21, wobei die DNA mit Strang
trennungspotential die Sequenz AATATATTT oder eine Variation davon
umfaßt.
23. System nach Anspruch 22, wobei die Variation die Sequenz AAAATATTT
umfaßt.
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