DE19751581A1 - Verfahren zur Prüfung von Materialien hinsichtlich ihrer potentiellen antimikrobiellen Wirksamkeit und der Adhäsion auf ihrer Oberfläche - Google Patents
Verfahren zur Prüfung von Materialien hinsichtlich ihrer potentiellen antimikrobiellen Wirksamkeit und der Adhäsion auf ihrer OberflächeInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur quanti
tativen und qualitativen Untersuchung von Wechselwirkungen
zweier Substanzen bzw. Reaktionspartner. Insbesondere können
Werkstoffe (z. B. Biomaterialien) bzw. Beschichtungsmateria
lien auf antimikrobielle Wirksamkeit getestet und diese
quantifiziert werden; außerdem kann die Adhäsion von leben
den Systemen, wie z. B. Mikroorganismen, und (bio)chemischen
Substanzen auf Oberflächen, insbesondere den Oberflächen von
Biomaterialien, quantifiziert werden. Außerdem betrifft die
vorliegende Erfindung eine Vorrichtung, mit der eine große
Anzahl von Proben simultan unter identischen Bedingungen
untersucht werden können.
In der Forschung und Industrie werden permanent neu- und
weiterentwickelte Biomaterialien und Werkstoffe auf den
Markt gebracht. In der Medizin umfassen diese Biomaterialien
den Bereich der Prothetik (Künstliche Gelenke, Klappen,
Zahnersatz etc.) und der Intensivmedizin (Zu- und Abführlei
tungen, Katheter). Weitere generelle Industrie-Entwicklungen
umfassen Bereiche wie biologische Abbaufähigkeit von Kunst
stoffen (Umwelttechnik), Widerstandskraft und Haltbarkeit
der Werkstoffe, sowie deren biochemische Eigenschaften
(Inertheit, Hydrophobizität, Biokompatibilität etc.). Durch
Forschung und Entwicklung werden Werkstoffe neu kreiert und
Oberflächen modifiziert, um die gewünschten Eigenschaften zu
erhalten.
Bei der Prüfung von Werkstoffen und Biomaterialien sind be
sonders die Prüfung auf antimikrobielle Wirksamkeit der
Werkstoffe/Biomaterialien einerseits und die Quantifizierung
der Adhäsion von (bio)chemischen Substanzen und Zellen auf
Werkstoffoberflächen andererseits zu nennen.
Die Prüfung auf antimikrobielle Wirksamkeit betrifft haupt
sächlich das Gebiet der Medizin. Die Implantation von Bioma
terialien ist ein Meilenstein der modernen Medizin. Für den
Patienten werden durch Biomaterialien lebenserhaltende Auf
gaben wahrgenommen. Gleichzeitig verbirgt sich bei der An
wendung eines der vordringlichsten Probleme in der Klinik:
die fremdkörper-assoziierte Infektion, ausgelöst durch an
sich harmlose Hautmikroorganismen, die das Implantat koloni
sieren. In den USA werden jährlich allein bis zu 850 000 ka
theterassoziierte Infektionen festgestellt. Die Folgekosten
von Katheterinfektionen werden mit 3000-6000 US-Dollar pro
Fall beziffert. Neben dem klinischen Bereich findet die Prü
fung auf antimikrobielle Wirksamkeit beispielsweise Verwen
dung in der Bier- und Weinindustrie. Auch bei Babywindeln,
Kinderspielzeug, Küchen- und Bad/WC-Einrichtungen, Spülmit
teln und Lotionen etc. ist ein Trend zu antimikrobiellen Ma
terialien erkennbar, so daß auch auf diesen Gebieten ein
wachsender Bedarf an Prüfungsmethoden für antimikrobielle
Wirksamkeit besteht.
Die Entwicklung von Materialien mit antimikrobiellen
Eigenschaften ist ein Schwerpunktthema für Forschung und In
dustrie und bietet durch die Verhinderung von Infektionen
das Potential zur Rettung von Menschenleben und zu Einspa
rungen in Milliardenhöhe. Die Zahl eingeführter neuer Pro
dukte mit antimikrobiellen Eigenschaften steigt stetig.
Die Quantifizierung der Adhäsion von lebenden Systemen und
(bio)chemischen Substanzen auf Werkstoffoberflächen findet
sich mit dem gleichen Stellenwert sowohl in der medizini
schen Forschung und Entwicklung, als auch in der chemi
schen/biochemischen Industrie und Werkstoffwissenschaft.
Eine antimikrobielle Wirksamkeit (Aktivität) eines
Werkstoffs oder einer Substanz kann grundsätzlich auf zwei,
voneinander zu trennende, Eigenschaften des Materials zu
rückzuführen sein:
- - entweder das Material läßt eine mikrobielle Besiedelung bzw. Anhaftung nicht zu, oder
- - das Material entfaltet Eigenschaften, die zur Abtötung von Mikroorganismen führen, die das Material besiedelt haben.
Die Eigenschaft eines Stoffs, Mikroben abzutöten, muß in
vitro in einem Versuchsmodell nachvollziehbar sein (Quali
tätskontrolle oder "Screening"). Bei einem entsprechenden
Test wird das Material zuerst mit Mikroorganismen besiedelt
und anschließend das Wachstumsverhalten (Proliferation und
Vitalität) der Mikroorganismen verfolgt.
Bei der Quantifizierung der Adhäsion von lebenden Systemen
oder (bio)chemischen Substanzen wird die Probe mit dem zu
untersuchenden Material inkubiert (in vitro), um das Adhä
sionsverhalten (Affinität und Chemie der Wechselwirkung)
studieren zu können.
Entsprechende Testverfahren sollen idealerweise folgenden
Anforderungen genügen:
- - Zur Prüfung auf antimikrobielle Wirksamkeit sollten poten tiell antimikrobielle Probe und Kontrolle (Probe ohne antimikrobielle Wirkung) unter simultanen Versuchsbedin gungen gegenübergestellt werden können.
- - Zur Quantifizierung der Adhäsion, können verschiedene Pro ben auf ihr Adhäsionsverhalten nur bei simultanen Ver suchsbedingungen miteinander verglichen werden.
- - Um eine aussagekräftige Statistik und Fehlerrechnung zu ermöglichen und aus Gründen der Ökonomie soll das Verfah ren die gleichzeitige Prüfung einer hohen Anzahl von Pro ben (ca. 100 Proben) ermöglichen.
- - Für vergleichende quantitative Aussagen muß sichergestellt sein, daß bei allen Proben eine definierte, gleichgroße Fläche gemessen wird.
- - Das Verfahren soll schnell, reproduzierbar (d. h. mit mini malem statistische Fehler) und kostengünstig sein.
- - Das Verfahren soll in der Lage sein, geringste Unter schiede in den Aktivitäten verschiedener Proben zu erfas sen, d. h. hoch sensitiv sein.
- - Die Auswertung der Daten sollte durch ein EDV-gesteuertes automatisiertes Auswerteverfahren erfolgen.
- - Das Wachstumsverhalten (Proliferation) der Mikroorganismen auf den Proben sollte zeitaufgelöst (online) z. B. durch Photometrie (d. h. Messung der optischen Dichte) auswertbar sein.
- - Die Adhäsion (quantitativ) der (bio)chemischen Substan zen/Mikroorganismen auf den Proben sollte durch Photo metrie (Messung der optischen Dichte) ausgewertet werden können.
Bis heute gibt es kein Verfahren, das die oben angespro
chenen Anforderungen auch nur annähernd erfüllt. Die Verfah
ren, die bis zum heutigen Zeitpunkt in der Wissen
schaft/Forschung und Entwicklung zur Prüfung von Biomateria
lien Anwendung finden, sind nicht eindeutig definiert und
mit großen Fehlern behaftet und daher wenig aussagekräftig;
außerdem sind sie nicht ökonomisch.
Bekannt sind folgende Methoden:
Eine weltweit angewandte Methode ist der "Semiquantitative" Keimnachweis auf der Oberfläche von Biomaterialien durch Ausrolltechnik nach Maki (Maki D.G. Infections caused by intravascular devices used for infusion therapy: pathogenesis, prevention and management. In. Bisno A.L., Waldvogel F.A., eds. Infections associated with indwelling medical devices. Washington D.C.: Americal Society for Microbiology, (1994, 2nd ed.); und Maki D.G., C.E. Weise, H.W. Sarafin: A semiquantitative culture method for identifying intravenous catheter related infection. N. Engl J. Med. 296 (1977), 1305-1309). Dabei wird das zu prüfende Biomaterial unter möglichst sterilen Bedingungen manuell auf einer Agarplatte mit einer Pinzette hin- und hergerollt (eine Probe pro Agarplatte). Nach anschließender Bebrütung der Agarplatte kann über das bakterielle Wachstum "semiquan titativ" (durch zählen der Kolonien) die antimikrobielle Wirksamkeit oder Adhäisons-Eigenschaft des Biomaterials be stimmt werden.
Eine weltweit angewandte Methode ist der "Semiquantitative" Keimnachweis auf der Oberfläche von Biomaterialien durch Ausrolltechnik nach Maki (Maki D.G. Infections caused by intravascular devices used for infusion therapy: pathogenesis, prevention and management. In. Bisno A.L., Waldvogel F.A., eds. Infections associated with indwelling medical devices. Washington D.C.: Americal Society for Microbiology, (1994, 2nd ed.); und Maki D.G., C.E. Weise, H.W. Sarafin: A semiquantitative culture method for identifying intravenous catheter related infection. N. Engl J. Med. 296 (1977), 1305-1309). Dabei wird das zu prüfende Biomaterial unter möglichst sterilen Bedingungen manuell auf einer Agarplatte mit einer Pinzette hin- und hergerollt (eine Probe pro Agarplatte). Nach anschließender Bebrütung der Agarplatte kann über das bakterielle Wachstum "semiquan titativ" (durch zählen der Kolonien) die antimikrobielle Wirksamkeit oder Adhäisons-Eigenschaft des Biomaterials be stimmt werden.
Die Methode weist folgende Nachteile auf:
Die manuelle Durchführung ist nicht 100% reproduzierbar; außerdem bestehen keine simultanen Durchführungsbedingungen. Das Verfahren ist in höchstem Maß unökonomisch und mit einem hohen statistischen Fehler belegt. Des weiteren gibt es keine definierte Meßfläche. Trotz dieser gravierenden Nach teile ist die Methode nach Maki weltweit die am häufigsten eingesetzte. Ein weiteres Verfahren ist die Flush-Technik nach Cleri et al., (Cleri D.J., M.L. Corrado, und S.J. Seligman: Quantitative culture of intravenous catheters and other intravaskular inserts. J. Infect. Dis. 141 (1980), 781-786) bei der Biomaterialien (Schläuche) durchspült werden, das Eluat in verschiedenen Verdünnungsstufen (manuell) auf Agar- Platten plattiert und die Keimzahlen ausgezählt werden.
Die manuelle Durchführung ist nicht 100% reproduzierbar; außerdem bestehen keine simultanen Durchführungsbedingungen. Das Verfahren ist in höchstem Maß unökonomisch und mit einem hohen statistischen Fehler belegt. Des weiteren gibt es keine definierte Meßfläche. Trotz dieser gravierenden Nach teile ist die Methode nach Maki weltweit die am häufigsten eingesetzte. Ein weiteres Verfahren ist die Flush-Technik nach Cleri et al., (Cleri D.J., M.L. Corrado, und S.J. Seligman: Quantitative culture of intravenous catheters and other intravaskular inserts. J. Infect. Dis. 141 (1980), 781-786) bei der Biomaterialien (Schläuche) durchspült werden, das Eluat in verschiedenen Verdünnungsstufen (manuell) auf Agar- Platten plattiert und die Keimzahlen ausgezählt werden.
Die Methode weist die gleichen Nachteile auf wie die oben
beschriebene von Maki.
Auch die Ultraschallbehandlung nach Sherertz (Sherertz R. J.
et al., 1990: three-Year experience with sonicated vascular
catheter cultures in a clinical microbiology laboratory.
Jour. of clin. microbiology (1990), 76-82), bei der Bakte
rien auf der Oberfläche von Biomaterialien durch Ultraschall
abgelöst (in Bouillon) und anschließend durch Ausplattieren
die Anzahl der Keime bestimmt wird, findet Verwendung.
Abgesehen von unzureichenden Kenntnissen der Wirkungen von
Ultraschall auf Mikroorganismen weist diese Methode eben
falls die oben beschriebenen Nachteile auf.
Ebenfalls eingesetzt wird die radioaktive Markierung von
Mikroorganismen zur Quantifizierung auf Biomaterialien. Ne
ben den Nachteilen der Methode von Maki (s. o.) wirkt sich
bei dieser Methode außerdem negativ aus, daß die Verwendung
von Radioaktivität erhebliche Auflagen erfordert; außerdem
kann eine Gefährdung der Gesundheit des Personals durch Ra
dioaktivität nicht völlig ausgeschlossen werden.
Auch Hemmhofmessungen, bei denen die Zone der Inhibition
mikrobiellen Wachstums gemessen wird, finden Verwendung
(Raad I., R. Darouche, R. Hachem, M. Mansouri, G.P. Bodey:
The broad-spectrum activity and efficacy of catheters coated
with minocycline and rifampin. J. Infec Dis. 173 (1996),
418-424; und Sampath L.A. et al., 1995: Infection resistance
of surface modified catheters with either short-lived or
prolonged activity. Jour. of hosp. infection (1995), 201-210).
Diese Methode weist die gleichen Nachteile auf wie die
Methode von Maki (s. o.). Die Hemmhofmessung ist zur Beurtei
lung der Besiedelbarkeit von Materialien nur eingeschränkt
geeignet, weil die potentielle Aktivität unmittelbar auf der
Oberfläche nicht erfaßt wird. Ein fehlender Hemmhof muß
nicht zwangsläufig eine fehlende antimikrobielle Aktivität
bedeuten. Auch die nicht-quantitative Analyse des Materials
durch Inkubation in einer mikrobiellen Nährbouillon
(trüb/klar) weist die oben angegebenen Nachteile auf.
Die beschriebenen Verfahren basieren auf Techniken der klas
sischen Mikrobiologie. Keines der Verfahren erfüllt jedoch
die oben angesprochenen Anforderungen. Die Hauptangriffs
punkte der aufgeführten Methoden sind die unzureichend be
schriebene Reproduzierbarkeit, die unvollständige Fehlerer
fassung der Methode, und die fehlende simultane Versuchs
durchführung. Überaus ungenügend ist in vielen Arbeiten die
Beschreibung "semiquantitativ", womit die verwendete Methode
sich selbst als unzureichend deklariert.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfah
ren bereitzustellen, mit dem einerseits die antimikrobielle
Wirksamkeit von gegebenenfalls vorbehandelten Werkstoffen,
insbesondere Biomaterialien getestet werden kann und ande
rerseits eine Quantifizierung der Adhäsion von Mikroorganis
men und (bio)chemischen Substanzen auf Oberflächen möglich
ist, wobei das Verfahren die oben genannten Anforderungen
erfüllt.
Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist es, eine Vorrichtung
bereitzustellen, die es ermöglicht, die Prüfung so durch
zuführen, daß eine große Anzahl von Proben unter identischen
Bedingungen simultan untersucht werden können.
Diese Aufgabe wird durch die erfindungsgemäßen Verfahren
bzw. die erfindungsgemäße Vorrichtung gelöst.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung besteht aus 2 Teilen und
ist dadurch gekennzeichnet, daß auf einem Teil eine Vielzahl
von zu untersuchenden Werkstoffproben mit gleichen Abmessun
gen befestigt ist und das andere Teil mit einer Vielzahl von
Vertiefungen gleicher Abmessung ausgestattet ist, wobei die
Werkstoffproben so angeordnet sind, daß sie alle zentriert
zu den Vertiefungen des zweiten Teils ausgerichtet sind und
die Abmessungen der Proben an die Abmessungen der Vertiefun
gen angepaßt sind.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Prüfung von Werkstoffen
auf antimikrobielle Wirksamkeit, umfaßt
- (a) Bereitstellung einer Werkstoffprobe definierter Geome trie und Größe
- (b) Inkubation der Probe mit einer Lösung, die den zu testenden Mikroorganismus enthält (Besiedelung der Probe mit dem Mikroorganismus),
- (c) Überführung der Probe in ein für den entsprechenden Mikroorganismus geeignetes Minimalmedium (Entfaltung der potentiellen antimikrobiellen Wirksamkeit),
- (d1) Überführung der Probe in eine für den Mikroorganismus geeignete Nährlösung (Nachweis des Ausmaßes der anti mikrobiellen Wirksamkeit),
- (e1) Bestimmung der optischen Dichte der Nährlösung nach Entnahme der Probe (Endpunktmessung) oder
- (d2) Entnahme der Probe und Zugabe von 1 bis 1/2000 Volumen anteil Vollmedium zum Minimalmedium,
- (e2) zeitaufgelöste Bestimmung der optischen Dichte des Me diums (Kinetik).
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Quantifizierung der Adhä
sion von Antigenen auf Werkstoffen, umfaßt:
- (a) Bereitstellen einer Werkstoffprobe definierter Geometrie und Größe
- (b) Inkubation der Probe mit einer Lösung, die den zu testenden Mikroorganismus enthält,
- (c) Überführung der Probe in eine Blockierungslösung
- (d) Überführung der Probe in eine Serumlösung
- (e) Überführung der Probe in eine Enzym-Konjugat-Lösung
- (f) Überführung der Probe in eine Enzym-Substrat-Lösung
- (g) Photometrische Vermessung der Enzym-Substratlösung nach Entnahme der Probe.
Fig. 1 veranschaulicht die Verwendungsmöglichkeiten des
"Mikrotiterplatten-Kamms" bei den erfindungsge
mäßen Verfahren.
Fig. 1a zeigt eine 96-Loch-Mikrotiterplatte.
Fig. 1b zeigt den mit Proben bestückten Deckel einer 96-
Loch-Mikrotiterplatte ("Kamm").
Fig. 1c veranschaulicht die Verwendung des Deckels als In
kubationsgefäß.
Fig. 1d veranschaulicht die Verwendung des Deckels als
Probenträger.
Fig. 1e zeigt die gemessene Fläche bei einer bevorzugten
Ausführungsform.
Fig. 2 zeigt die bakterielle Proliferation, die bei der
Prüfung der antimikrobiellen Wirksamkeit gemäß
Beispiel 1, nachvollzogen wird.
Fig. 3 zeigt die Ergebnisse von Beispiel 1 wie sie die
Software des Mikrotiterplatten-Lesegeräts dar
stellt.
Fig. 4 zeigt die Quantifizierung der Adhäsion gemäß Bei
spiel 2 schematisch.
Fig. 5 zeigt die Ergebnisse von Beispiel 2, wie sie von
der automatischen Auswerteeinheit dargestellt wer
den.
Fig. 6 zeigt die Ergebnisse von Beispiel 3 (Prüfung von
Windelstoffen auf antimikrobielle Wirksamkeit).
Fig. 7 zeigt die Ergebnisse von Beispiel 4 (Prüfung des
Einflusses eines Tween-Coatings auf die Adhäsion
von Bakterien).
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Prüfung von Werk
stoffen auf antimikrobielle Wirksamkeit können die verschie
densten Arten von Werkstoffen getestet werden; besonders
interessant ist die Verwendung von Biomaterialien, d. h. Ma
terialien, die in der Prothetik und Intensivmedizin eine
Rolle spielen. Die Proben können z. B. in Form von Kunst
stoff-Schläuchen, Strängen, Borsten und Kügelchen vorliegen.
Auch Stoffe und Papiere, wie z. B. Taschentücher, Babywindeln
und Tücher für den Klinikbereich können mit dem erfindungs
gemäßen Verfahren untersucht werden. Wichtig für verglei
chende Aussagen ist, daß die zu vergleichenden Proben alle
die gleiche Geometrie und Größe aufweisen, damit Effekte,
die aufunterschiedliche Geometrie und Größe zurückzuführen
wären, ausgeschlossen werden können. Die zu untersuchenden
Proben können auf antimikrobielle Wirksamkeit gegenüber den
unterschiedlichsten Bakterien, Pilzen und Hefen getestet
werden. Wichtig im medizinischen Bereich ist z. B. die Wirk
samkeit gegenüber Staphylokokken.
Bei den erfindungsgemäß zu untersuchenden Werkstoffproben
kann es sich auch um vorbehandelte Werkstoffe handeln; unter
Vorbehandlung wird z. B. auch eine Beschichtung mit Anstri
chen oder Lacken aber auch mit Proteinen oder Detergenzien
verstanden. Bei beschichteten Werkstoffen ist dann genauge
nommen das Beschichtungsmaterial die zu untersuchende Probe.
Auf diese Weise ist es z. B. möglich, auch Flüssigkeiten und
Lotionen auf potentielle antimikrobielle Wirksamkeit zu te
sten. Der "Werkstoff" stellt dann nur einen Träger dar;
wichtig ist dabei allerdings, daß eine gleichmäßige Be
schichtung erreicht wird, bevor die Probe erfindungsgemäß
getestet werden kann.
Entscheidend für das erfindungsgemäße Verfahren zur Prüfung
der antimikrobiellen Wirksamkeit ist die Inkubation mit
einem Minimalmedium zur Entfaltung und zum Nachweis der po
tentiellen Aktivität. Das zu verwendende Minimalmedium hängt
von dem verwendeten Mikroorganismus ab und kann individuell
zusammengesetzt werden, sofern gewährleistet ist, daß das
Medium ausreicht, um den Mikroorganismus am Leben zu erhal
ten aber die Zellteilungsrate stark reduziert ist. Die Inku
bationszeit mit dem Minimalmedium kann beliebig variiert
werden und z. B. im Bereich von 2 bis 50 Stunden liegen.
Danach wird die Probe in eine Nährlösung ("Vollmedium")
überführt, die dann einen Proliferationsreiz für den Mikro
organismus darstellt. Die Nährlösung richtet sich nach dem
verwendeten Mikroorganismus und kann entweder der Fachlite
ratur entnommen oder im Labor individuell zusammengestellt
werden. Bei der Proliferation werden vitale Zellen ins Me
dium entlassen, was zu einer Trübung führt. Diese Trübung
(optische Dichte) kann photometrisch erfaßt werden: Je
trüber das Medium ist, desto mehr vitale Zellen wurden abge
geben, d. h. desto geringer ist die antimikrobielle Wirksam
keit der geprüften Probe.
Gemäß einer alternativen Ausführungsform wird die Probe aus
dem Minimalmedium entfernt und 1 bis 1/100 Volumenanteil,
bevorzugt 1 bis 1/10 Volumenanteil Vollmedium zum Minimal
medium zugegeben; danach erfolgt die zeitaufgelöste Bestim
mung der optischen Dichte des Mediums (Kinetik). Die online
entstehenden Wachstumskurven (EDV-überwacht) reflektieren
das Ausmaß der antimikrobiellen Wirksamkeit.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren kann eine große Anzahl
von Proben (bis 384) simultan untersucht werden, wenn Proben
gleicher Geometrie und Größe in eine handelsübliche Mikroti
terplatte mit 96 bis 384 Vertiefungen oder eine entspre
chende Vorrichtung eingebracht werden. Die Bestimmung der
optischen Dichte kann mit einem kommerziellen EDV-gesteuer
ten Mikrotiterplatten-Lesegerät erfolgen.
Anstelle einer Endpunktmessung kann auch eine zeitaufgelöste
on-line Messung erfolgen.
Durch Zugabe kleiner Mengen (1 bis 1/2000 Volumenanteil,
bevorzugt 1/25 bis 1/1000 Volumenanteil) Vollmedium zum Mi
nimalmedium kann die Sensitivität des erfindungsgemäßen Ver
fahrens weiter gesteigert werden. Dadurch wird die Vitalität
der Mikroorganismen so eingestellt, daß auch geringste
antimikrobielle Aktivitäten der Probe nachweisbar sind.
Die vorliegende Erfindung stellt aber nicht nur ein Verfah
ren zur Prüfung auf antimikrobielle Wirksamkeit von Werk
stoffen bereit, sondern auch ein Verfahren zur Quantifizie
rung der Adhäsion von Antigenen, umfassend lebende Systeme
und (bio)chemische Substanzen (z. B. Naturstoffe und synthe
tische Stoffe), auf Oberflächen. Mit diesem Verfahren können
die gleichen Werkstoffe untersucht werden, wie vorne be
schrieben. Auch hier ist es für Vergleiche zwischen ver
schiedenen Werkstoffen erforderlich, daß die Werkstoffproben
alle eine definierte Geometrie und Größe haben. Die Ver
fahrensschritte dieses erfindungsgemäßen Verfahrens sind dem
Fachmann von herkömmlichen ELISA-Tests geläufig. Wie beim
herkömmlichen ELISA-Test erfolgt die Auswertung auch erfin
dungsgemäß z. B. mit einem Photometer. Bei der Verwendung von
Mikrotiterplatten als Reaktionsgefäße ist die Auswertung mit
einem handelsüblichen Mikrotiterplatten-Lesegerät bevorzugt.
Abgesehen davon, daß beide Verfahren zur Werkstoffprüfung
dienen, können beide Verfahren mit Hilfe der erfindungsge
mäßen zweiteiligen Vorrichtung durchgeführt werden. Das Ent
scheidende der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist die Befe
stigung der Werkstoffproben an einem Teil der Vorrichtung
("Kamm"); die Proben sind dabei so angeordnet, daß sie alle
zentriert zu den Vertiefungen des zweiten Vorrichtungsteils
ausgerichtet sind und die Abmessungen der Proben an die Ab
messungen der Vertiefungen angepaßt sind. Die Probenabmes
sungen sind dabei bevorzugt so gewählt, daß zwischen Probe
und Boden der Vertiefungen ein Zwischenraum (z. B. im Falle
einer Mikrotiterplatte 1-2 mm) verbleibt, wenn das mit den
Proben bestückte Teil ("Kamm") auf dem mit Vertiefungen ver
sehenen Teil aufliegt. Besonders bevorzugt ist es, wenn der
Zwischenraum kleiner als die Hälfte der Tiefe der Vertiefun
gen ist. Das mit den Proben bestückte Teil wird im folgenden
als Kamin bezeichnet. In einer bevorzugten Ausführungsform
sind die Proben mit Hilfe von Klebstoff befestigt. Es ist
auch möglich, die Proben auf bereits vorhandene Adapter auf
zustecken.
Allerdings können die erfindungsgemäßen Verfahren auch mit
losen Proben durchgeführt werden wie Beispiel 3 zeigt. Für
die Anwendung werden die Proben manuell mit einer sterilen
Pinzette von einem Reaktionsgefäß zum nächsten überführt.
Die einheitliche Geometrie der Proben ist vorzugsweise zy
lindrisch; jedoch sind auch andere Formen wie bananenförmig,
birnenförmig oder quaderförmig möglich sofern alle Proben
die gleiche Geometrie und Größe aufweisen. Der maximale
Durchmesser der Proben ist vorzugsweise so groß wie die
Hälfte des Durchmessers der Vertiefungen oder kleiner.
Wenn der Kamin in Form eines Deckels mit auf der Innenseite
befestigten Probenstücken vorliegt, zeichnet er sich durch
eine flexible Verwendungsweise aus:
Einerseits kann er, auf dem Deckelrücken liegend, als Reak
tionsgefäß benützt werden; zum anderen dient er als Träger
system für die Werkstoffproben, das es bei einer Folge von
sequentiellen Reaktionsschritten erlaubt, alle Proben
gleichzeitig von einer Lösung in eine andere zu überführen.
Diese verschiedenen Verwendungsarten sind in Fig. 1c und d
schematisch dargestellt.
In einer bevorzugten Ausführungsform handelt es sich bei dem
mit den Vertiefungen versehenen Teil der Vorrichtung um eine
Mikrotiterplatte, bei dem Kamm handelt es sich dann um den
zugehörigen Mikrotiterplattendeckel, auf dessen Innenseite
die Proben befestigt sind.
Durch die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten des Kamms
(Trägersystem gemäß Fig. 1d einerseits und Inkubationsgefäß
gemäß Fig. 1c andererseits) ist es möglich, die Genauigkeit
der erfindungsgemäßen Verfahren weiter zu erhöhen:
Wird z. B. bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Prüfung
auf antimikrobielle Wirksamkeit die Inkubation mit der
Mikroorganismen-Lösung und/oder die Inkubation im Minimalme
dium so durchgeführt, daß der Kamm als Inkubationsgefäß
(Fig. 1c) dient, so kommen die Proben 1, sofern sie über den
Deckelrand hinausragen (siehe Fig. 1c), nur zum Teil mit der
entsprechenden Lösung in Kontakt. Im Schritt (d) wird dann
das mit Vertiefungen versehene "Gegenstück" des Kamms 4 als
Inkubationsgefäß verwendet, und zwar wird der Flüssig
keitspegel dabei so gewählt, daß wieder nur ein Teilstück
der Proben benetzt wird. Es gibt daher nur einen mittleren
Bereich 5 des Probenstückes der mit allen Lösungen in Berüh
rung gekommen ist (siehe Fig. 1e). Auf diese Weise wird si
chergestellt, daß die Messung nicht durch "Randeffekte" oder
Artefakte verfälscht wird. Als "Randeffekte" sind denkbar:
Beeinflussung der Mikroorganismen durch den verwendeten
Klebstoff oder Effekte durch unterschiedliche Schnittkanten
am freien Ende der Proben (diese könnten als Proliferations
reiz wirken und so das Ergebnis verfälschen). Auch
Kapillareffekte z. B. bei Schlauchproben können mit diesem
bevorzugten Verfahren vermieden werden.
Die beschriebene Arbeitsweise mit unterschiedlichem Einsatz
des Kamms ist in analoger Weise auch bei dem erfindungsge
mäßen Verfahren zur Quantifizierung der Adhäsion auf gegebe
nenfalls vorbehandelten Oberflächen möglich; der Kamm wird
dabei mindestens bei einem der Inkubationsschritte mit
Mikroorganismen-Lösung, Blockierungslösung, Serumlösung und
Enzyin-Konjugat-Lösung als Inkubationsgefäß benützt, während
die Enzym-Substrat-Lösung oder Waschlösung in den Vertiefun
gen des Kamm-Gegenstücks bereitgestellt wird.
Es ist auch möglich eine Vorbehandlung der Proben (z. B. Be
schichtungen) mit dem Kamm-Modell durchzuführen. Zusätzlich
kann der Kamm auch als Adapter dienen, auf dem flüssige Pro
ben gebunden sind; dadurch können auch solche Proben geprüft
werden.
Bei der vorliegenden Erfindung werden antimikrobielle Werk
stoffe einer Kontrolle (Werkstoff ohne antimikrobielle Wir
kung) unter simultanen Versuchsbedingungen gegenüberge
stellt. Durch die gleichzeitige Untersuchung einer hohen An
zahl von Proben (z. B. 96 Proben) ist eine aussagekräftige
Statistik und Fehlerrechnung möglich und das Verfahren ist
außerdem sehr ökonomisch.
Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich außerdem da
durch aus, daß bei allen Proben eine definierte gleichgroße
Fläche gemessen wird, wodurch vergleichende quantitative
Aussagen möglich sind.
Ein weiterer Vorteil der vorliegenden Erfindung ist, daß ge
ringste Unterschiede in der Aktivität erfaßt werden können
und das Verfahren damit hochsensitiv ist; außerdem liegt der
statistische Fehler bei Adhäsionsbestimmungen und dem Test
auf antimikrobielle Wirksamkeit über die zeitaufgelöste Meß
variante bei < 15%.
Die Anwender-Freundlichkeit des bereitgestellten Verfahrens
ist mit "sehr hoch" einzustufen. Die technischen Anforderun
gen (Geräte, Software, Laboratorien usw.) zur Anwendung des
erfindungsgemäßen Verfahrens gehören zur Grundausstattung
von Forschungseinrichtungen und erfordern keine weiteren
größeren Investitionen. So ist z. B. die 96-Loch Mikrotiter
platte mit Deckel, die als Probengefäß dient, seit mehr als
20 Jahren Industriestandard und die EDV-gesteuerte Analyse
übernimmt ein herkömmliches Mikrotiterplatten-Lesegerät
(gleichzeitig Photometer und "Plattenreader").
Zur Markierung der Adhäsion von Biomolekülen und Bakterien
auf den zu untersuchenden Biomaterialien, können kommer
zielle Antikörper verwendet werden.
Das Mikrotiterplatten-Kamm-Modell kann in allen Bereichen
zur Anwendung gelangen, die sich mit der Entwicklung/Prüfung
von Werkstoffen/Biomaterialien, auch von Arzneimittel wie
Salben und Lotionen und Oberflächenbeschichtungen in Form
von Anstrichen, Lacken etc. oder Detergenzien befassen oder
die die Wechselwirkung einer Matrix mit Mikroorganismen stu
dieren (Adhäsion), z. B. in der Großindustrie, der Biomedizin
und Pharmaindustrie, in mittelständischen Industrieunterneh
men, der Lebensmittelindustrie, in Hochschulen, sowie in
Forschungseinrichtungen für angewandte Forschung und Grund
lagenforschung. Die erfindungsgemäßen Verfahren können bei
der Produktentwicklung, -verbesserung und Qualitätskontrolle
eingesetzt werden.
Außerdem ist die Einrichtung einer zentralen Prüfstelle, die
die Prüfung und Charakterisierung von Proben in großem Maß
stab übernimmt, denkbar.
Es ist denkbar, die erfindungsgemäße Vorrichtung auch für
andere Untersuchungen einzusetzen, bei denen es nicht um die
Adhäsion von Mikroorganismen wie Bakterien, Pilzen, Viren
und Hefen geht, sondern um die Untersuchung der Adhäsion von
Naturstoffen wie Proteinen, Nucleinsäuren, Lipiden und
Zuckern, eukaryontischen Zellen, Algen oder sonstiger Chemi
kalien. Insbesondere kann der Einfluß von Oberflächenbe
schichtungen untersucht werden.
Die folgenden Beispiele erläutern die Prüfung auf antimikro
bielle Wirksamkeit von Biomaterialien (Beispiel 1) und die
Quantifizierung der Adhäsion von Biomolekülen auf Werk
stoffoberflächen (Beispiel 2) mit Hilfe des Mikrotiterplat
ten-Kamm-Modells. Beispiel 3 erläutert die Prüfung von "lo
sen Proben" (hier Windeln) auf antimikrobielle Wirksamkeit.
Beispiel 4 zeigt den Einfluß eines Detergenz-Coatings bei
einem Werkstoff auf die Adhäsion von Bakterien.
In der Klinik für Kinder und Jugendliche der Universität Er
langen-Nürnberg wird seit ca. 5 Jahren an der Entwicklung
neuer Kathetermaterialien mit antimikrobieller Wirksamkeit
gearbeitet (siehe oben zur Problematik der Katheterinfektio
nen). Durch Einbringung von Silber in das aus Polyurethan
bestehende Kathetermaterial wurde ein neues antimikrobielles
Biomaterial entwickelt. Mit dem Mikrotiterplatten-Kamm-Mo
dell wurde der neue Katheter-Werkstoff auf antimikrobielle
und antiadhäsive Eigenschaften geprüft und Kontrollkathetern
gegenübergestellt (silberfreie kommerzielle Katheter).
Es wurden folgende Arbeitsschritte durchgeführt:
- 1. Kammherstellung: 6 Proben "Kontrollkatheter" (Po lyurethan ohne Silber) und 6 Proben "Silberkatheter" (Po lyurethan mit eingebrachtem Silber) wurden so auf einen Deckel einer Mikrotiterplatte geklebt, daß die Proben genau in die Mitte der Vertiefungen der Mikrotiterplatte ragten. Die Proben waren zylinderförmig mit einer Länge von 1,1 cm und einem Durchmesser von 2 mm.
- 2. Füllen des Kamms mit 80 ml Bakterienlösung (108 logphase Zellen pro ml Vollmedium wurden 1 : 20 mit physiologischem Phosphatpuffer, pH 7.3 verdünnt)
- 3. Inkubation bei 37°C für 60 Minuten im Brutschrank (Be siedelung der Proben mit den Bakterien)
- 4. Absaugen der Bakterien und 4-maliges waschen des Kamms mit physiologischem Phosphat-Puffer pH 7,3
- 5. Setzen des Kamms in eine mit "Minimal-Medium" gefüllte Mikrotiterplatte (250 µl/Loch), Inkubation bei 37°C für 24 Stunden im Brutschrank zur Silbereinwirkung (Entfal tung einer potentiell antimikrobiellen Aktivität)
- 6. Nach mehrmaligem Waschen mit physiologischem Phosphat- Puffer pH 7,3 Überführung des Kamms in eine mit sterilem Bakterien-Vollmedium (Trypcase Soya Medium) gefüllten Mikrotiterplatte, Inkubation bei 37°C für 24 Stunden, Nachweis der bakteriellen Proliferation auf den Kathe tern
- 7. Entnahme des Kamms, messen der Mikrotiterplatte (opti sche Dichte) im Photometer (Endpunktmessung bei 578 nm)
Als Minimal-Medium wurde kommerzieller physiologischer Phos
phat-Puffer (PBS) mit folgenden Zusätzen verwendet:
- - 0,25% Glucose
- - 0,2% (NH4)2SO4
- - Zusatz von 1/100 Volumenanteil kommerzielles Trypcase- Soja-Vollmedium.
Es wurde gefunden, daß bei allen 6 Proben des Kontrollkathe
ters eine bakterielle Proliferation feststellbar war. Die
optische Dichte lag zwischen 0,4 und 0,8 (Endpunktmessung
gemessen bei 578 nm) Der Katheter zeigte keine antibakteri
elle Wirksamkeit.
Dagegeben war bei allen 6 Proben des Silberkatheters eine
bakterielle Proliferation nicht zu erkennen. Die optische
Dichte war 0,0. Der Katheter zeigte somit antibakterielle
Wirksamkeit.
Fig. 2 erläutert schematisch die bakterielle Proliferation
6, wie sie im Mikrotiterplatten-Kamm-Modell nachvollzogen
wird. Es ist ein Deckel einer Mikrotiterplatte 2 mit einer
aufgeklebten Katheterprobe 1 sowie eine an das Medium abge
gebene vitale Zelle 7 gezeigt.
Die Fig. 3 zeigt den Ausdruck der Ergebnisse von Beispiel
1, wie er vom EDV-gesteuerten Mikrotiterplatten-Lesegerät
erhalten wird.
Es wurden folgende Arbeitsschritte durchgeführt:
- 1. Kammherstellung: 6 Proben Kontrollkatheter, 6 Proben Silberkatheter (wie in Beispiel 1)
- 2. Füllen einer 96-Loch Mikrotiterplatte mit der gleichen Bakterienlösung wie in Beispiel 1 (250 µl pro Loch)
- 3. Setzen des Kamms in die Platte und Inkubation bei 37°C für 60 Minuten im Brutschrank
- 4. Entnahme des Kammes und viermaliges Waschen mit PBS
- 5. Überführung des Kamms in eine mit Blockierungslösung (0,3% Magermilch in PBS-Puffer pH 7.3) gefüllten Mikro titerplatte, Inkubation bei 22°C für 60 Minuten
- 6. Nach mehrmaligem Waschen mit PBS Überführung des Kamms in eine mit Serum (Anti-Staphylokokken-Kaninchenserum, 1 : 1000 verdünnt mit Blockierungslösung) gefüllten Mikro titerplatte, Inkubation bei 22°C für 120 Minuten
- 7. Mehrfaches Waschen des Kamms in Pufferlösung
- 8. Füllen des Kamms mit 80 ml einer sekundären Antikörper Lösung (kommerzielles Enzym-Konjugat, 1 : 2000 verdünnt mit Blockierungslösung), Inkubation bei 22°C für 120 Mi nuten
- 9. Vierfaches Waschen des Kamms in Pufferlösung
- 10. Setzen des Kamms in eine mit kommerziellem Enzym-Sub strat gefüllten Mikrotiterplatte (230 µl pro Loch), In kubation bei 22°C bis Verfärbung sichtbar wird
- 11. Entnahme des Kamms, Messen der Mikrotiterplatte im Pho tometer bei 405 nm.
Es wurde festgestellt, das der Silberkatheter im Vergleich
zum silberfreien kommerziellen Kontrollkatheter eine 5-fach
geringere Adhäsion von Bakterien am Material zeigte.
Die oben aufgeführten Arbeitsschritte entsprechen im Prinzip
den in der Routine durchgeführten Arbeitsschritten bei immu
nologischen Reaktionen (ELISA-Tests).
Die von dem EDV-gesteuerten Mikrotiterplatten-Lesegeräts er
haltenen Ergebnisse sind in Fig. 5 gezeigt. Fig. 4 erläu
tert schematisch die immunologischen Reaktionen zur Quanti
fizierung der Adhäsion von Bakterien auf dem Biomaterial im
Mikrotiterplatten-Kamm-Modell; im einzelnen sind die auf dem
Deckel der Mikrotiterplatte 2 befestigte Katheterprobe 1,
ein daran haftendes Bakterium 8, sowie ein primärer 9 und
ein sekundärer Antikörper 10, wie sie im ELISA-Test verwen
det wurden, gezeigt.
Es wurde eine potentiell antimikrobielle Windel (mit Sil
berimprägnierung) mit einer Kontroll-Windel (kein Silber)
verglichen.
Von jeder Windel wurden 8 gleiche Stücke mit Ausmaßen von 10
mm × 3 mm abgeschnitten. Die Proben wurden mit einer steri
len Pinzette in die Vertiefungen einer Mikrotiterplatte ein
gebracht. Danach wurde die gleiche bakterielle Lösung wie in
Beispiel 1 in die Vertiefungen pipettiert (280 µl je Loch).
Der weitere Versuchsablauf war wie in Beispiel 1 ausführlich
beschrieben (Schritt 3-5) mit der Änderung, daß die Proben
manuell von Titerplatte zu Titerplatte mit der Pinzette
transportiert bzw. entnommen werden.
Nach Entnahme der Proben wurde 50 µl Trypcase-Soja-Medium
zugegeben; es folgte eine zeitaufgelöste on-line Messung der
bakteriellen Proliferation.
Das Ergebnis ist in Fig. 6 dargestellt; dabei ist die x-
Achse die Zeitachse und auf der y-Achse wird die Zunahme der
Bakterien dargestellt (Wachstumskurve, Messung der optischen
Dichte).
Reihe 1 zeigt dabei die Ergebnisse einer 8-fach Messung des
Kontrollstoffs (ohne Silber). Reihe 2 bezieht sich auf 8-fa
che Messung eines Stoffes mit 10 mg Ag-Imprägnierung. In
Reihe 3 ist die 8-fach Messung eines Stoffes mit 50 mg Ag-
Imprägnierung und in Reihe 4 eine 8-fach Messung ohne Stoff
(Kontrolle des Mediums auf Sterilität) gezeigt. Reihe 5
stellt eine 2-Fach Messung des Mediums dar (Blank).
Fig. 6 zeigt Wachstumskurven von Staphylococcus epidermidis
nach direktem Kontakt mit den Stoffproben. Der Nachweis der
antimikrobiellen Wirkung wird durch die Analyse der Vitali
tät des Keims geführt. Auf den Proben ohne Silber wurde der
Keim nicht abgetötet bzw. in der Vitalität herabgesetzt, es
kommt in allen 8 Untersuchungen (Reihe 1) zu einem gleich
mäßigen Wachstum (Proliferation). Bei der Verwendung von 10
mg Silber (Reihe 2) ist bereits deutlich eine antimikro
bielle Wirkung erkennbar. In 3 Fällen (B2, E2, G2) ist der
Keim vollständig abgetötet worden. Bei D2 und F2 ist die Vi
talität sehr stark herabgesetzt, die Proliferation ist er
heblich verzögert. C2 und H2 zeigen eine moderate Wirkung,
die Proliferationsrate ist herabgesetzt. A2 zeigt keine
Wirksamkeit. Das Spektrum der möglichen antibakteriellen
Wirkung spiegelt sich in Reihe 2 wieder. Die Versuchsbedin
gungen sind so gewählt, daß die Messung hochsensitiv gering
ste Unterschiede in Reihe 2 erkennt. Die Schwankungsbreite
in Reihe 2 liegt an der nicht gleichmäßigen Beschichtung der
Proben mit Silber. Dieses Problem ist rein technisch und
lösbar. Reihe 3 zeigt durch die Beschichtung von 50 mg Sil
ber in allen 8 Messungen vollständige bakterizide Wirkung
(Sterilität).
Es wurden folgende Arbeitsschritte durchgeführt:
- 1. Kammherstellung: je 8 Proben von 11 verschiedenen Kathe termaterialien, die sich im Ag-Gehalt unterscheiden, (Herstellung siehe Beispiel 1);
- 2. 44 Vertiefungen einer Mikrotiterplatte wurden mit Wasser gefüllt, 44 weitere Vertiefungen mit einer 0,1%igen Lösung von polyethoxyliertes Sorbitanmonolaurat (Tween® 20) in Wasser;
- 3. Setzen des Kamms in die Platte und zwar so, daß 4 Proben eines Kathetermaterials in Wasser inkubiert werden und 4 Proben des gleichen Materials in der Tween®-Lösung; Inkubation bei 22°C für 60 Minuten;
- 4. Entnahme des Kamms und waschen.
Die weiteren Schritte werden wie bei Beispiel 2 be
schrieben (Schritte 2 bis 11) durchgeführt.
Fig. 7 zeigt graphisch die Ergebnisse, d. h. die Mittelwerte
der jeweils 4 Proben gleichen Materials mit bzw. ohne Tween-
Vorbehandlung (d. h. "Coating"). Bei allen 11 Materialien ist
zu erkennen, daß bei Tween-coated Kathetern die bakterielle
Adhäsion deutlich geringer ist als bei nicht-beschichteten
Kathetern.
Claims (21)
1. Vorrichtung bestehend aus 2 Teilen, dadurch gekennzeich
net, daß auf einem Teil eine Vielzahl von zu untersu
chenden Werkstoffproben mit gleichen Abmessungen befe
stigt ist und das andere Teil mit einer Vielzahl von
Vertiefungen gleicher Abmessung ausgestattet ist, wobei
die Werkstoffproben so angeordnet sind, daß sie alle
zentriert zu den Vertiefungen des zweiten Teils ausge
richtet sind und die Abmessungen der Proben an die Ab
messungen der Vertiefungen angepaßt sind.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
ein Zwischenraum zwischen dem Boden der Vertiefungen und
den Proben verbleibt, wenn das mit den Proben bestückte
Teil auf dem mit Vertiefungen versehenen Teil aufliegt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, wobei der Zwischenraum
kleiner als die Hälfte der Tiefe der Vertiefungen ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Proben zylinderförmig sind.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß der maximale Querschnitt der Proben
die Hälfte des Durchmessers der Vertiefungen oder weni
ger entspricht.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die Proben aufgeklebt sind.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei es
sich bei dem mit Vertiefungen ausgestatteten Teil um
eine Mikrotiterplatte und bei dem anderen Teil um einen
dazu passenden Deckel handelt.
8. Verfahren zur Prüfung von Werkstoffen auf antimikro
bielle Wirksamkeit, umfassend:
- (a) Bereitstellung einer Probe definierter Geometrie und Größe,
- (b) Inkubation der Probe mit einer Lösung, die den zu testenden Mikroorganismus enthält,
- (c) Überführung der Probe in ein für den entsprechenden Mikroorganismus geeignetes Minimalmedium,
- (d1) Überführung der Probe in eine für den Mikroorganis mus geeignete Nährlösung,
- (e1) Bestimmung der optischen Dichte der Nährlösung nach Entnahme der Probe, oder
- (d2) Entnahme der Probe und Zugabe von 1 bis 1/100 Vo lumenanteil Vollmedium zum Minimalmedium,
- (e2) zeitaufgelöste Bestimmung der optischen Dichte des Mediums.
9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei dem Minimalmedium in
Schritt (c) 1 bis 1/2000 Volumenanteil Vollmedium zuge
geben wird.
10. Verfahren zur Quantifizierung der Adhäsion von Antigenen
auf Werkstoffen, umfassend:
- (a) Bereitstellen einer Probe definierter Geometrie und Größe
- (b) Inkubation der Probe mit einer Lösung, die das zu testende Antigen enthält,
- (c) Überführung der Probe in eine Blockierungslösung
- (d) Überführung der Probe in eine Serumlösung
- (e) Überführung der Probe in eine Enzym-Konjugat-Lösung
- (f) Überführung der Probe in eine Enzym-Substrat-Lösung
- (g) Photometrische Vermessung der Enzym-Substratlösung nach Entnahme der Probe.
11. Verfahren nach Anspruch 8 oder 10, wobei eine Vielzahl
von Proben gleicher Geometrie und Größe simultan in
einer Mikrotiterplatte geprüft werden.
12. Verfahren nach Anspruch 11, wobei die Auswertung mit
einem EDV-gesteuerten Mikrotiterplatten-Lesegerät er
folgt.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 12, wobei die
Proben in Form eines Trägersystems wie in einem der An
sprüche 1 bis 7 definiert, bereitgestellt werden.
14. Verfahren nach Anspruch 8 und 13, wobei eine Vorrichtung
nach Anspruch 7 verwendet wird und der mit Proben be
stückte Deckel bei Schritt (b) und/oder (c) als Inkuba
tionsgefäß dient.
15. Verfahren nach Anspruch 10 und 13, wobei eine Vorrich
tung nach Anspruch 7 verwendet wird und mindestens bei
einem der Schritte (b) bis (e) der mit den Proben be
stückte Deckel als Inkubationsgefäß dient.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 15, wobei es
sich bei den Werkstoffen um Biomaterial handelt.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 16, wobei der
Werkstoff vorbehandelt wurde.
18. Verfahren nach Anspruch 17, wobei es sich bei dem vorbe
handelten Werkstoff um einen beschichteten Werkstoff
handelt.
19. Verwendung von ELISA-Tests zur Quantifizierung der Adhä
sion von Antigenen auf gegebenenfalls vorbehandelten
Werkstoffproben.
20. Verwendung einer Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1
bis 7 zur Prüfung von gegebenenfalls vorbehandelten
Werkstoffen auf antimikrobielle Wirksamkeit.
21. Verwendung einer Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1
bis 7 bei der Quantifizierung der Adhäsion auf gegebe
nenfalls vorbehandelten Werkstoffoberflächen.
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