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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Filz mit wenigstens
einer aufgefilzten, oberflächenseitigen
Musterung, die durch Auflagen gebildet wird, welche dem ungefilzten
Fasermaterial vor dessen durch Filzen und Walken erfolgender Verdichtung
aufgelegt und mit diesem durch das Filzen und Walken verfilzt werden.
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In
dem DE-Buch „Textillexikon,
Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart und Berlin 1937, Seite 33", ist ein Verfahren
zur Herstellung von Zierfilzen durch Auffilzen von Auflagen beschrieben.
Dabei werden die Auflagen auf ungefilztes Fach aufgelegt, das anschließend zusammen
mit der Auflage gefilzt und bei Bedarf anschließend gewalkt wird. Aus dieser
Veröffentlichung
ergibt sich jedoch keine Lehre für
die Herstellung strapazierfähiger,
mit einer oberflächenseitigen
Musterung versehener Formstücke
aus einem Bahnmaterial.
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Aus
der
DE 198 083 C ergibt
sich ein durch Anwalken eines Gewebes oder von Fäden verzierter Filz. Dabei
wird auf einen bereits vorgeformten Filzkörper eine passende Verzierungsauflage
in Form eines aus Baumwoll- und Wollfäden bestehenden Fadensystems
aufgelegt und anschließend
ein Walkvorgang durchgeführt.
Dabei sollen die Wollfäden
mit dem Formkörper
innig verfilzen und die Baumwollfäden als Verzierung sichtbar
bleiben. Die Wollfäden dienen
hierbei demnach nur als Mittel zur Befestigung der nichtfilzenden
Baumwollfäden
auf dem Grundkörper.
Auch hierbei wird das Fadensystem erst auf die bereits vorgeformten
Filzkörper
aufgelegt.
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Die
DE 1 0084 C enthält ein weiteres
Verfahren zur Herstellung eines mit verschiedenen Materialien verzierten
Filzes. Dabei werden auf einen Grundstoff aus gerauter Baumwolle
faserige Materialien, deren Faserzusammenhang durch ein Rauverfahren aufgehoben
wurde und die erwärmt
sind, aufgebracht. Anschließend
wird das so hergestellte Substrat gepresst, wobei die aufeinander
aufgebrachten Materialien aneinander adherieren sollen, so dass anschließend ein
wei teres Filzen erfolgen kann. Die Herstellung von angefilzte Wollfadenauflagen
enthaltenden Formstücken
aus einem bahnförmigen
Wollvlies ist hier nicht erwähnt.
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Die
GB 916 518 beschreibt ein
Verfahren zur Herstellung von mit Verzierungen versehenen Hutstumpen.
Dabei werden auf die bereits in eine bestimmte Form gebrachte Unterlage
eine Netzstruktur aufgelegt und darauf eine Lage aus Fell oder Fasern angesaugt.
Anschließend
wird die Unterlage gefilzt und gegebenenfalls gewalkt. Danach wird
der so hergestellte Filz teilweise entfernt um die Netzstruktur teilweise
sichtbar zu machen. Um dies zu ermöglichen wird hier nur eine
schwache gegenseitige Verbindung von Grundmaterial und Auflage ohne
gegenseitige vollständige
Verfilzung und Integration angestrebt. Aus diesem Grund wird die
Auflage bereits auf vorgefertigte Hutstumpen aufgelegt.
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Hiervon
ausgehend ist es die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
eingangs erwähnter
Art zu schaffen, bei dem unter Verwendung eines bahnförmigen Ausgangsmaterials
strapazierfähige,
durch Auflagen verzierte Formstücke
erreicht werden können.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch
gelöst,
dass das ungefilzte Fasermaterial ein aus Schurwolle bestehendes
bahnförmiges
Wollvlies ist, dass die Auflagen aus einem einen Wollgehalt von
wenigstens 80% aufweisenden, von das Filzen beeinträchtigenden
Ausrüstungen
freien Wollfadensystem bestehen, welches bereits zu Beginn des Filzens
durch Abwickeln von einer Trommel aufgelegt wird, und dass die durch
Filzen vorverdichtete Bahn in Zuschnitte unterteil wird, aus denen
das bereits angefilzte Wollfadensystem enthaltende Formstücke hergestellt
werden, die anschließend
unter weiterer Verfilzung mit dem Wolfadensystem gewalkt werden.
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Mit
den erfindungsgemäßen Maßnahmen werden
Filzformlinge erzeugt, bei denen das Wollfadensystem selbst als
Verzierung dient und nicht nur als Halterung für die eigentliche, aus einem
anderen, nicht filzenden Material bestehende Verzierung. Dadurch,
dass das Wollfadensystem bereits zu Beginn des Filzvorgangs auf
das noch nicht verdichtete Wollvlies aufgebracht wird und dementsprechend
zusammen mit dem Wollvlies gefilzt und nach Aufteilung gewalkt wird,
ergibt sich eine gleichmäßige Verfestigung
des Wollfadensystems und des Wollvlieses mit gegenseitiger Verfilzung.
Das Wollfadensystem wird dabei nicht nur an die Oberfläche des
Trägermaterials
angeheftet, sondern praktisch in den Filz des Trägermaterials integriert. Da
es sich sowohl beim Basismaterial als auch beim Material der Musterung um
Wollmaterial oder zumindest weitgehend aus Wolle bestehendes Material
handelt, ist in vorteilhafter Weise ein zumindest annähernd gleiches Schrumpfverhalten
gewährleistet,
so dass innere Spannungen, die zu einer Beeinträchtigung der Verbindung zwischen
Filz und Musterung führen
könnten,
entfallen. Auch bei hohen Beanspruchungen, wie dies beispielsweise
bei Filzschuhen etc. der Fall sein kann, ist daher eine Loslösung nicht
zu befürchten.
Dennoch bleibt die Musterung in vorteilhafter Weise weitgehend an
der Oberfläche,
so dass auch bei vergleichsweise geringem Materialeinsatz für die Musterung
diese gut sichtbar bleibt. Da die Musterung in vorteilhafter Weise
nicht durch den Filz durchschlägt,
ist es ohne Weiteres möglich,
auf einander gegenüberliegenden
Seiten des Filzes voneinander völlig
unabhängige
Musterungen zu erzeugen.
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Vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Nachstehend
wird die Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert.
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In
der nachstehend beschriebenen Zeichnung zeigen:
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1 eine
Draufsicht auf eine erfindungsgemäße, mit einer oberflächenseitigen
Musterung versehene Wollfilzbahn,
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2 einen
schematischen Verfahrensablauf zur Herstellung der der 1 zugrundeliegenden
Wollfilzbahn,
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3 einen
Schnitt durch das Wollvlies entlang der Linie III/III in 2,
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4 einen
Schnitt durch die bereits vorverdichtete Bahn entlang der Linie
IV/IV in 2,
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5 einen
Schnitt durch die fertige Bahn entlang der Linie V/V in Figur und
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6 eine
Variation zu 2 zur Herstellung von Formstücken.
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Die
der 1 zugrundeliegende Bahnenware enthält eine
aus Wollfilz bestehende Trägerbahn 1, die
hier an einer Oberfläche
mit einer Musterung 2 versehen ist. Diese kann rein ästhetischen
Zwecken dienen oder zur Erhöhung
der Festigkeit des Wollfilzes insbesondere in einer ausgewählten Richtung vorgesehen
sein. Die Musterung 2 wird durch ein Fadensystem gebildet,
das wie im dargestellten Beispiel als Fadenanordnung mit Längs- und/oder Quer- und/oder
Diagonalfäden
ausgebildet sein kann. Zur Bildung des genannten Fadensystems könnte aber auch
ein Gelege und/oder ein Gewirke und/oder ein Gewebe und/oder eine
Vliesstruktur vorgesehen sein.
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Dem
die Musterung 2 bildenden Fadensystem liegt, wie dem die
Trägerbahn 1 bildenden
Wollfilz zumindest wollhaltiges, verfilzungsfähiges Material zugrunde. Der
die Trägerbahn 1 bildende
Wollfilz besitzt einen Wollgehalt von 100%. Das die Musterung 2 bildende
Fadensystem soll einen Wollgehalt von zumindest 80% besitzen und
keine das Filzen beeinträchtigende
Ausrüstung
aufweisen, so daß eine
zuverlässige
Vernetzung mit dem Trägermaterial
möglich
ist.
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Als
Ausgangsmaterial für
die Herstellung der die Trägerbahn 1 bildenden
Wollfilzbahn findet, wie in 2 schematisch
angedeutet ist, ein zu 100% aus Schurwolle bestehendes Wollvlies 3 Verwendung, das
in an sich bekannter Weise durch Filzen und Walken verfestigt wird,
wie durch die Stationen 4 und 5 angedeutet ist.
Das Filzen erfolgt durch das Zusammenwirken von Hitze, Feuchte und
Reibung, wie in 2 durch Walzen 6 und
Bedampfungsdüsen 7 angedeutet
ist. Beim Walken werden diese Einwirkungen intensiviert, wie in 2 schematisch
durch ein Walkwerk 8 angedeutet ist. Dabei kann zusätzlich eine
Walkflüssigkeit
Verwendung finden, was in 2 durch eine Wanne 9,
der ein Zulauf 10 zugeordnet ist, angedeutet ist. Der Aufbau
und die Wirkungsweise von Walkwerken ist an sich bekannt und nicht
auf das schematisch dargestellte Beispiel beschränkt. Beim Walken von Bahnenware
finden bevorzugt Rollenwalkwerke Verwendung, beim Walken von Stückgut Hammerwalkwerke.
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Das
in 2 durch eine unterbrochene Linie angedeutete,
die Musterung 2 bildende Fadensystem 11 wird simultan
mit der Filzherstellung auf das Wollvlies 3 bzw. die hieraus
entstehende Wollfilzbahn aufgefilzt bzw. hierin eingefilzt. Hierzu
wird das die Musterung 2 bildende Fadensystem 11 zumindest vor
der letzten Verdichtung des Wollvlieses 3 bzw. des hieraus
gebildeten, bereits vorverdichteten Bahnmaterials auf dieses aufgelegt,
so daß mit
der weiteren Verfestigung eine enge gegenseitige Vernetzung herbeigeführt wird,
die eine zuverlässige
Befestigung ergibt. Zweckmäßig wird
das Fadensystem 11 bereits beim Filzen, vorzugsweise bereits
vor dem Filzen auf das noch nicht oder erst wenig verdichtete Wollvlies 3 aufgelegt.
Hierzu kann oberhalb der Transportebene der zunächst in Form von Wollvlies vorliegenden
Bahn eine Trommel 12 vorgesehen sein, von der das Fadensystem 11 abgewickelt
wird, was einen kontinuierlichen Vorgang ermöglicht.
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Ein
auf das Wollvlies 3 aufgelegter Wollfaden des Fadensystems 11 hat,
wie in 3 angedeutet ist, noch keine Verbindung mit dem
Wollvlies 3. Sofern eine Fixierung erwünscht sein sollte, könnte diese
durch eine Heftklebung etc. erfolgen. Beim Filzen in der Station 4 entsteht
aus dem ursprünglichen Wollvlies 3 eine
vorverdichtete Bahn 3a. Gleichzeitig mit der teilweisen
Verfestigung des Wollvlieses ergibt sich bereits eine gewisse Vernetzung
der Fäden
des Fadensystems 11 mit dem Wollvlies 3 bzw. der
hieraus entstehenden Bahn 3a. Diese Vernetzung ist jedoch
noch vergleichsweise seicht, wie in 4 bei 13 angedeutet
ist. Beim Walken in der Station 5 ergibt sich mit der weiteren
Verfestigung des Filzes eine weitere Steigerung der Vernetzung zwischen
den Fäden
des Fadensystems 11 und dem auf die gewünschte Dichte von beispielsweise
0,32 g/cm3 gebrachten, die Trägerbahn 1 bildenden
Wollfilz, wie in 5 bei 14 angedeutet
ist. Diese Vernetzung bzw. Verwalkung ist so intensiv, daß ein zerstörungsfreies Abnehmen
des Fadensystems 11 nicht mehr möglich ist, was einer festen
Verbindung zwischen den Wollfäden
des die Musterung 2 bildenden Fadensystems 11 und
dem die Trägerbahn 1 bildenden
Wollfilz entspricht. Die Trägerbahn 1 und
das Fadensystem 11 bilden praktisch einen einheitlichen
Filz.
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Sofern,
wie in 6 gezeigt, aus Wollfilz bestehende Formstücke 15 hergestellt
werden sollen, die an wenigstens einer Oberfläche mit einer durch ein in 6 ebenfalls
durch eine unterbrochene Linie angedeutetes Fadensystem gebildeten
Musterung versehen sind, wird bis nach dem Filzen in der aus 2 entnehmbaren
Art und Weise vorgegangen. Nach dem Filzen wird die bereits vorverdichtete,
das aufgefilzte Fadensystem 11 enthaltende Bahn 3a in Zuschnitte 16 unterteilt,
die dementsprechend ebenfalls das aufgefilzte Fadensystem 11 enthalten.
Die Zuschnitte 16 oder aus diesen hergestellte Formstückrohlinge 17 werden
einem Walkprozeß unterworfen,
wie in 6 durch die Station 5a angedeutet ist.
Dabei erfolgt eine weitere Verfestigung auf die gewünschte Enddichte
von beispielsweise 0,32 g/cm3 mit gleichzeitiger
inniger Verwalkung zwischen dem Trägermaterial und dem Fadensystem 11.
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In
den obigen Beispielen ist nur auf einer Seite der Trägerbahn 1 bzw.
der Formstücke 15 eine Musterung
aufgebracht. Es wäre
aber auch ohne Weiteres denkbar, auf den einander gegenüberliegenden
Seiten gleiche oder unterschiedliche Musterungen vorzusehen.