DE19730372A1 - Reinigung und Entpassivierung von zu nitrierenden bzw. nitrocarburierenden Oberflächen mit leichten Säuren - Google Patents
Reinigung und Entpassivierung von zu nitrierenden bzw. nitrocarburierenden Oberflächen mit leichten SäurenInfo
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Description
Zu nitrierende bzw. nitrocarburierende metallische Werkzeuge oder Bauteile weisen häufig
Oberflächenbeläge auf, die eine gleichmäßige Nitrierung bzw. Nitrocarburierung mittels am
moniakhaltiger Gase - in der folgenden Beschreibung der Einfachheit halber stets nur als Ni
trieren bezeichnet - verhindern. Vielfach umfassen diese Beläge auch chromhaltige oder ande
ren Oxide, die weder durch Wasch- bzw. Reinigungsvorgänge noch durch die reduzierende
Wirkung des zerfallenden Ammoniak während des eigentlichen Nitrierprozesses rechtzeitig in
befriedigender Weise beseitigt werden können.
Es entspricht dem Stand der Technik, Oberflächenverunreinigungen der zu nitrierenden Char
gen zusätzlich durch eine Voroxidation zu mindern. Voroxidationen stellen eine ergänzende
und leicht durchzuführende Methode zu vorgeschalteten Waschprozessen dar. Derartige Vor
oxidationen erfolgen in der Regel bei Temperaturen zwischen 300 und 400°C. Als Oxidati
onsmedium wird dabei Luft verwendet, da nur an Luft Rückstände von Kohlenwasserstoffen
zuverlässig abgebrannt werden können. Bei Verwendung von Wasserdampf zur Voroxidation
können Kohlenwasserstoffe dagegen lediglich cracken, nicht aber verbrennen. Als Folge davon
verbleiben unter Umständen Rückstände aus reinem Kohlenstoff an der Oberfläche, die wäh
rend des Nitriervorganges in unerwünschter Weise mit einer dünnen Haut von Eisennitriden
überzogen werden. Nach leichtem Abreiben der Nitridhaut kommen solche Rückstände später
am fertigen Teil als schwarze Zwischenschicht wieder zum Vorschein.
Eine Voroxidation beeinflußt aber kaum die bereits genannten oxidischen Beläge. Es ist be
kannt, daß in der Praxis zur Milderung oder Behebung solcher Nachteile dem Behandlungsgut
PVC-haltige oder andere chlorhaltige Substanzen wie Ammoniumchlorid vor dem Einbringen
in den Behandlungsraum beigefügt werden. Diese Substanzen erzeugen dann während der Er
wärmung Salzsäuredämpfe, die den gewünschten Effekt einer "Entpassivierung" hervorrufen.
Der Nachteil eines solchen Verfahrens liegt einerseits in einer intensiven Korrosion der Be
handlungseinrichtung selbst. Andererseits werden chlorhaltige und damit umweltschädliche
Abgase freigesetzt. Darüber hinaus wird ein großer Teil der Substanzen flüchtig, bevor die
Oberflächen des Behandlungsguts eine ausreichende Temperatur für die optimale Reaktion und
damit Nutzung der Wirksubstanzen erreicht haben und es ist naturgemäß im allgemeinen nur
selten eine adäquate Menge Wasserdampf zur Bildung der gewünschten Säure vorhanden.
Zur Vermeidung der genannten Nachteile wird erfindungsgemäß während des Erwärmens zum
Nitrierprozeß erst ab Erreichen einer bestimmten Oberflächentemperatur an der zu behandeln
den Charge eine Säure, insbesondere eine leichte, umweltverträgliche Säure in wäßriger Lö
sung in den Behandlungsraum eingeleitet. Dabei ist es im Prinzip gleichgültig, ob der Behand
lungsraum zu diesem Zeitpunkt mit einer Atmosphäre aus Luft oder einem Schutzgas - bei
spielsweise Stickstoff - gefüllt ist. Als Säure hat sich Zitronensäure bisher gut bewährt, was
intern zu der Bezeichnung CITROX-Verfahren Anlaß gab. Andere Säuren wie zum Beispiel
Essig- oder Ameisensäure sind aber ebenso denkbar.
Die Zugabe einer wäßrigen Lösung mit ca. 5 bis maximal 50% der gewählten Säure durch
Einträufeln oder Einsprühen hat sich als besonders einfach herausgestellt. Die Zugaberate
richtet sich nach der Säurekonzentration, der Chargengröße bzw. deren gesamter Oberfläche
und den zu entpassivierenden Belägen. Eine Rate von 0,5 bis 10 Liter der wäßrigen Säurelö
sung pro Stunde während der Erwärmung zwischen ca. 200°C und Erreichen der Behand
lungstemperatur (ca. 500 bis 650°C) hat sich als zweckmäßig erwiesen. Besonders vorteilhaft
ist allerdings die Zugabe zwischen ca. 350 und 450°C, wenn einerseits durch die Luft zunächst
Rückstände von Kohlenwasserstoffen verbrannt worden sind und andererseits noch keine allzu
dicken Oxidschichten gebildet werden können, was zu einem späteren Abblättern eines Teiles
der Verbindungsschicht führen könnte.
Die wäßrige Lösung erzeugt durch Verdrängung der Luft zudem auch eine Schutzatmosphäre
aus Wasserdampf, die nach ausreichender Zugabe (mindestens 1 Liter wäßrige Lösung pro m3
Ofenraumvolumen) das anschließende Einleiten von Ammoniak und anderen explosiblen Pro
zeßgasen gefahrlos macht.
Grundsätzlich könnte die Säure auch in kristalliner Form der Charge vor dem Ofeneinsatz bei
gefügt werden. Damit gingen jedoch die zuvor erwähnten Vorteile verloren. Auch die Zugabe
der Säure erst nach Erreichen der Nitriertemperatur ist möglich, hätte jedoch eine Verlänge
rung der Behandlungsdauer zur Folge.
Es ist bekannt, daß voroxidierte Teile die Anfangskinetik der Verbindungsschichtbildung be
günstigen. Es liegen derzeit aber noch keine gesicherten Beobachtungen darüber vor, ob die
zuvor genannten Säuren mit ihren kohlenstoffhaltigen Komponenten auch die anfängliche Auf
nahme von Kohlenstoff in die Verbindungsschicht beschleunigen, was einen weiteren Vorteil
für die Nutzung wäßriger Lösungen von Zitronensäure oder ähnlichen Säuren darstellen wür
de. Erste Beobachtungen legen einen derartigen Effekt aber nahe.
Bei Nutzung der gleichen wäßrigen Säurelösung zur Nachoxidation hat sich gezeigt, daß ins
besondere bei höher legierten Werkstoffen auch eine optisch homogenere Oxidationsschicht
erzeugt werden kann. Dies ist für viele Anwendungen nitrocarburierter und anschließend
nachoxidierter Werkzeuge und Bauteile ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Nutzung
wäßriger Säurelösungen. Dabei ist es im Sinne dieser Anmeldung unbedeutend, ob die
Nachoxidation ein integrierter Verfahrensschritt während der Abkühlung von der Nitrierung ist
oder in einem separaten Behandlungsschritt bzw. in einer separaten Ofenanlage durchgeführt
wird. Auch eine Veränderung der Säurekonzentration in der zur Nachoxidation verwendeten
wäßrigen Säurelösung oder eine wäßrige Lösung einer anderen Säure wären dann denkbar.
Claims (6)
1. Verfahren zum zusätzlichen Reinigen und Entpassivieren von zu nitrierenden bzw.
nitrocarburierenden metallischen Oberflächen unter Nutzung von Säuren dadurch gekennzeich
net, daß als Säuren leichte, umweltverträgliche wäßrige Säurelösungen während des Erwär
mungsvorganges zum Nitrieren bzw. Nitrocarburieren in den Behandlungsraum eingeleitet
werden.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß als Säure vorzugsweise
eine in der Natur vorkommende Säure wie Zitronensäure verwendet wird.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 und 2 dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige Säu
relösung erst ab ca. 350°C im Anschluß an eine Voroxidation an Luft dem Ofen zugeführt
wird.
4. Verfahren gemäß Anspruch 1 und 2 dadurch gekennzeichnet, daß eine wäßrige Säu
relösung gleichzeitig auch als Sicherheitsbegasung vor dem Einleiten der Prozeßgase zum Ni
trieren bzw. Nitrocarburieren verwendet wird.
5. Verfahren gemäß Anspruch 1 und 2 dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige Säu
relösung zur Beschleunigung des Kohlenstoffüberganges in die sich bildende Verbindungs
schicht benutzt wird.
6. Verfahren gemäß Anspruch 1 und 2 dadurch gekennzeichnet, daß die gleiche oder
auch eine andere wäßrige Säurelösung für die Nachoxidation nitrierter bzw. nitrocarburierter
Teile verwendet wird.
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