DE19709914A1 - Pflanzenschutzbegasung mit Sulfurylfluorid - Google Patents
Pflanzenschutzbegasung mit SulfurylfluoridInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Begasung im Pflanzenschutz oder Vorratsschutz, insbe
sondere zum Nachernteschutz, in Lägern, Mühlen, lebensmittelverarbeitenden Betrieben, Sack
stapeln und Getreidepartien sowie in Transportmitteln, in denen Pflanzenerzeugnisse transportiert
werden, mit dem Begasungsmittel Sulfurylfluorid.
In der WO 93/13659 ist ein Verfahren zur Vorratsschutz-Begasung mit Carbonylsulfid vorge
schlagen. Carbonylsulfid hydrolisiert jedoch teilweise u. a. in Schwefelwasserstoff, so daß sich
hieraus eine Rückstandsproblematik in den begasten Gütern durch erhöhte Schwefelgehalte er
gibt. Zudem greift Schwefelwasserstoff Metalle, Eiweiße usw. an. Dies kann insbesondere zu ne
gativen Veränderungen an Steuerleitungen etc. in Mühlen oder zu Veränderungen Eiweiß-haltiger
Stoffe führen.
Des weiteren ist bekannt, Methylbromid (Brommethan) im Vorratsschutz einzusetzen, doch hat
sich dieses Begasungsmittel als Stoff mit nicht hinnehmbarem Ozonschicht-schädigendem Poten
tial erwiesen. Der weitere Einsatz ist zukünftig gefährdet und in Teilbereichen bereits verboten.
In dem Artikel von G. Binker, "Hilfe für Maria Hilf", Bausubstanz 7/92, S. 50 ff ist ein Verfahren
zur Bekämpfung von Holzschädlingen in Kirchen vorgeschlagen. Dieses Verfahren läßt sich nicht
ohne weiteres auf den Vorratsschutz übertragen, da die im Vorratsschutz auftretenden Schädlinge
andere Empfindlichkeiten gegenüber Gasen aufweisen.
In der DE 195 06 631 A1 ist ein Verfahren zur Begasung mit Sulfurylfluorid vorgeschlagen, bei
dem zur Einwirkzeit-Verkürzung Kohlendioxid zugesetzt wird. Der zusätzliche Einsatz von Koh
lendioxid bedingt erhöhten technischen Aufwand.
Des weiteren ist bekannt, Blausäure (Cyanwasserstoff) gegen Schadinsekten in Mühlen einzuset
zen. Durch die hohe Wasserlöslichkeit der Blausäure kommt es jedoch zur unerwünschten Einla
gerung des Cyanidrestes in Vorratsgüter und Materialien. Die Einlagerung von Cyanidresten ist
stark abhängig vom Feuchtigkeitsgehalt der Raumluft.
Außerdem wurde in der Vergangenheit gegen Getreideschädlinge überwiegend Phosphorwasser
stoff eingesetzt. Auch bei diesem Verfahren kommt es zu einem erhöhten Phosphorgehalt in den
begasten Gütern, vor allem wenn die relative Luftfeuchte sehr hoch ist. Der Rückstand von Phos
phorwasserstoff in den begasten Gütern nimmt mit steigender Luftfeuchte stark zu.
Vereinzelt wurde auch Ethylenoxid in der Vorratsschutz-Begasung eingesetzt. Die Kohlenstoff-
Sauerstoff-Bindung im Ethylenoxid bricht jedoch im Behandlungsgut sehr schnell auf und es
kommt sogar zu Geschmacksveränderungen in der begasten Ware, so daß diese unbrauchbar wird
und enormer wirtschaftlicher Schaden entsteht.
Aufgabe der Erfindung war es deshalb, ein Verfahren vorzuschlagen, mit dem insbesondere im
Vorratsschutz rasch und vollständig die Schädlinge abgetötet werden können, und insbesondere
so, daß es nicht zu nicht hinnehmbaren Rückständen in den begasten Gütern oder Mahlrückstän
den etc. kommt.
Die Aufgabe der Erfindung konnte dadurch gelöst werden, daß als Begasungsmittel Sulfurylfuorid
eingesetzt wird.
Es wurde überraschend festgestellt, daß Amingruppen, z. B. als funktionelle Gruppen in Eiweißen
von Vorratsgütern etc., die Schwefel-Fluor-Bindung unter bestimmten Bedingungen nicht aufbre
chen (nukleophile Substitution), obwohl Amine mit Sulfurylfluorid reagieren können (siehe DE 44 41 796 A1)
und dies zu erhöhten Fluor-Gehalten in den Behandlungsgütern führen sollte. Sulfu
rylfluorid eignet sich somit überraschenderweise zur Begasung von Vorratsgütern, auch wenn sie
Eiweiß-reich sind.
Bei bestimmten Vorratsgütern, wie insbesondere Körnerfrüchten, kommt es jedoch dennoch zu
erhöhten Fluor-Gehalten nach der Sulfurylfluoridbegasung. Die Fluor-Gehalte lassen sich z. B.
durch Elementaranalyse nach der Begasung feststellen. Es konnte gefunden werden, daß der
überwiegende Fluor-Anteil in den äußeren Schichten der Früchte auftritt. So weist z. B. die äuße
re Schicht von Sojabohnen nach Begasung mit Sulfurylfluorid einen höheren Fluor-Gehalt auf, als
die tieferen Schichten, insbesondere der innere Fruchtbereich. Der Fluor-Gehalt in der äußeren
Schicht läßt sich jedoch überraschenderweise senken bzw. vermeiden, wenn erfindungsgemäß die
relative Luftfeuchte bei der Begasung mit Sulfurylfluorid gesenkt wird. Verantwortlich hierfür ist
der Wassergehalt in der Luft, der korrespondierend bei hohen Werten auch größere Wasseranla
gerungen an der äußeren Schicht der begasten Güter erzeugt. Durch katalytische Effekte, insbe
sondere Beteiligung von Eiweißen, kommt es zu einer verstärkten Hydrolyse des Sulfurylfluorids
bei Anwesenheit von Wasser als Reaktionsmedium und damit zu erhöhten Fluor-Gehalten in den
begasten Gütern, die unerwünscht sind. Wird die Raumluft vor der Begasung mit Sulfurylfluorid
oder während der Begasung mit Sulfurylfluorid ganz oder teilweise entfeuchtet, sinken überra
schenderweise die Fluor-Rückstände in den begasten Gütern, ja auch in Hölzern, Baumaterialien,
Kunststoffen etc., die auch in Mühlen und lebensmittelverarbeitenden Betrieben etc. anwesend
sein können.
Die Luftentfeuchtung kann mittels Luftentfeuchter stattfinden. Bei großen Räumen, wie Mühlen,
eignen sich entsprechend handelsübliche Luftentfeuchter mit großer Entfeuchtekapazität. Des wei
teren läßt sich besonders bevorzugt die relative Luftfeuchte im Behandlungsraum senken, indem
die Raumtemperatur im Behandlungsraum erhöht wird. Dadurch sinkt die relative Luftfeuchte im
Behandlungsraum und somit sinkt auch der Fluor-Gehalt in den begasten Gütern vorteilhafterwei
se. In Mühlen und Vorratslägern hat es sich als besonders vorteilhaft erwiesen, die Raumluft vor
der Begasung mittels z. B. Heißluftmaschinen zu erwärmen. Die Heißluftmaschinen sind entweder
öl- oder gasbetrieben. Ein elektrisches Betreiben ist zwar auch möglich, doch etwas unwirtschaft
licher. Die Heißluftmaschinen haben insbesondere eine Förderleistung von 1000-40.000 cbm/h
Warmluft und die Austrittstemperatur kann bis über 160°C gesteigert werden. Bevorzugt werden
zur Vermeidung von Brandgefahren Austrittstemperaturen bis zu 100-120°C eingehalten. Be
vorzugt wird die Raumtemperatur auf über 25°C bis 60°C erhöht. Höhere Raumtemperaturen
sind möglich, doch kommt es dann verstärkt zu Schäden an Baumaterialien und auch am Behand
lungsgut. Nach der Erwärmung der Raumtemperatur sind die relativen Luftfeuchten teilweise auf
20-40% relative Luftfeuchte gefallen. Vorteilhafterweise wurde zur Verminderung des Luft
wechsels des zu begasenden Raumes das Gebäude vor der Erwärmung hinreichend gasdicht ver
siegelt. Dies hat nicht nur den Vorteil, daß sich das Behandlungsgas oder Begasungsmittel in dem
Behandlungsraum länger halten läßt, sondern auch die höheren Temperaturen und niedrigeren
Luftfeuchten sind schneller erzielbar, da kalte und feuchte Außenluft weniger gut in den Behand
lungsraum eindringen kann und einen negativen Gegeneffekt ausüben kann. Überraschenderweise
hat sich herausgestellt, daß bei Erniedrigung der Luftfeuchte, insbesondere der relativen Luft
feuchte, es zudem vorteilhafterweise noch zu einem schnelleren Absterben der zu begasenden
Schädlinge kommt. Eine hohe relative Luftfeuchte macht die Schädlinge widerstandsfähiger gegen
Begasungsmittel, eine niedrige Luftfeuchte macht sie anfälliger gegen Begasungsmittel. Des weite
ren wird durch die Temperaturerhöhung auch die Respirationsgeschwindigkeit der Insekten, also
die Atmung erhöht. Dies führt ebenfalls zu einer rascheren Wirkstoffaufnahme, also Aufnahme
des Begasungsmittels in den Insektenkörper, und damit zu einer schnelleren Abtötung. Die Er
wärmung der Raumluft vor oder während der Begasung hat also zwei entscheidend vorteilhafte
Effekte: Einerseits wird die Aufnahme des Begasungsmittels in den Insektenkörper stark be
schleunigt und andererseits führt die niedrige Luftfeuchte, die z. B. aus der Erwärmung der
Raumluft resultiert, u. a. zu einem raschen Austrocknen der Insekten und raschere Aufnahme des
Begasungsmittels durch die Insekten-Cuticula durch Feuchteverlust. Und als besonderen Vorteil
führt die Erwärmung der Raumluft und der daraus resultierenden Erniedrigung der relativen
Luftfeuchte zu einer geringeren Reaktivität des Sulfurylfluorids. Insbesondere wird die Hydrolyse
zu Fluorid-Rückständen verringert. Zur Begasung haben sich besonders vorteilhaft Konzentratio
nen von 5-120 g/cbm an Sulfurylfluorid in Luft erwiesen. Besonders günstig sind Raumtemper
turen im Bereich von 25-55°C. Die erhöhte Temperatur vor allem über 42°C führt bereits selbst
zu einer erhöhten Absterberate der Schädlinge, doch hat sich herausgestellt, daß Schädlinge sich
in Mauerwerksrisse und -ritzen verkriechen und somit von der Temperatureinwirkung abge
schirmt sind. Sobald jedoch Insekten so überleben, kommt es zu erneutem Befall z. B. in der
Mühle, was natürlich unerwünscht ist. Es ist deshalb erforderlich, tatsächlich das Begasungsmittel
Sulfurylfluorid noch zuzufügen. Durch die Temperaturerhöhung alleine wird insbesondere in
Mühlen nicht die gewünschte 100%ige Abtötung der Insekten erreicht.
Da Sulfurylfluorid Insekteneier, insbesondere Motteneier, sehr schlecht abtötet, kann es erforder
lich werden, ein anderes, die Insekteneier rasch abtötendes Begasungsmittel dem Sulfurylfluorid
noch zuzusetzen. Es konnte gefunden werden, daß hierzu insbesonders Blausäure
(Cyanwasserstoff) oder Ameisensäurealkylester oder Carbonylsulfid oder Alkylisothiocyanate
oder Phosphorwasserstoff oder Alkylphosphin oder Nitrile geeignet sind, da diese Gase sehr stark
ovizid sind und mit Sulfurylfluorid nicht reagieren. Eine Reaktion mit Sulfurylfluorid wäre von
Nachteil, da keine genügende Wirksamkeit des Behandlungsgases mehr erreicht wird und zusätz
liche unerwünschte Folgeprodukte entstehen würden. Als besonders günstig haben sich Gemische
von 5-35 g/cbm Sulfurylfluorid mit 5-20 g/cbm Blausäuregas oder mit 20-120 g/cbm Ameisensäu
remethylester oder mit 5-35 g/cbm Carbonylsulfid oder mit 10-35 g/cbm Methylcyanid
(Acetonitril) oder mit 5-35 g/cbm Methylisothiocyanat oder mit 50-5000 ppm Phosphorwasser
stoff erwiesen. Die Einwirkzeiten liegen bevorzugt bei ca. 12 bis 60 Stunden.
Behandlungsräume können sein: z. B. Mühlen, Lebensmittel-verarbeitende Betriebe, Silos, Getrei
deläger, Schuten, Schiffe, Waggons, Eisenbahnwaggons, Fahrzeuge, Schüttgüterräume, Silozel
len, Kreislaufsilozellen, abgedichtete Getreidescheiben, Getreidebunker, Transportbehälter, Con
tainer, Läger, abgedichtete Sackstapel und sonstige Transportmittel.
Weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den nachfolgend aufgeführten Beispielen und den
Unteransprüchen.
Eine Mehlmühle weist Befall durch Plodia interpunctella, Ephestia kuehniella, Sitophilus granarius,
Acarus siro und durch Tribolium confusum sowie durch Stegobium paniceum auf. Diese Schäd
linge sitzen vor allem in den Mehlrückständen, Hohlräumen, Mauerwerksrissen und in sonstigen
Verstecken in der Mühle und ernähren sich in erster Linie von den Mehlabfällen oder den vorhan
denen Mehlresten in den Maschinen/Mahlwerkzeugen und von dem nahezu überall vorhandenen
Mehlstaub. Entscheidend bei einer Begasung ist, daß vor allem in den Mehlrückständen der
Mahlwerkzeuge kein Begasungsmittelrückstand nach der Begasung zurückbleibt, da bei erneutem
Anfahren der Mühle evtl. Begasungsmittel-belastetes Mehl in den Weiterverarbeitungsprozeß
oder in die neuen Mahlchargen kommen würde. Um Rückstände in diesem Mehl auszuschließen
bzw. diese nur zu einem gewissen Grad zu tolerieren, wird Sulfurylfluorid als Begasungsmittel
gegen die oben erwähnten Schädlinge eingesetzt. Vor der Begasung werden Mehlproben ent
nommen und auf ihren Fluor-Gehalt elementaranalytisch untersucht. Es läßt sich nahezu kein Flu
orid vor der Begasung nachweisen. Nachdem die Mühle abgedichtet wurde, um die Luftwechsel
rate zu reduzieren, wird Sulfurylfluorid in einer Konzentration von 35 g/cbm eingeleitet und die
Mühle nach 48 Stunden gelüftet. Erneut entnommene Mehlproben werden elementaranalytisch
untersucht und es zeigen sich keine erhöhten Schwefelgehalte und nur 0,9-1 ppm Fluor
(gemessen als Fluorid). Das Mehl ist somit nicht mit Fluorid kontaminiert und muß für den weite
ren Betrieb der Mühle nicht aufwendig entfernt werden.
In einer Mühle findet sich Befall durch Trogoderma granarium sowie durch verschiedene Motten
und Milben. Die Mühle weißt eine relative Luftfeuchte von 65% und eine Temperatur von 21°C
auf. Die Mühle wird abgedichtet, insbesondere werden Schächte, Fenster, Türen und sonstige
Gebäudeöffnungen, über die Gasverlust stattfinden kann, abgedichtet. Nach Abdichtung der
Mühle werden Heißluftmaschinen installiert deren Rohrleitungen in die Mühle geführt werden.
Über die Rohrleitungen wird mittels der Heißluftmaschinen heiße Luft in die Mühle eingeblasen.
Sobald die Materialien in der Mühle, insbesondere Wände, Decken, Fahrstuhlschächte etc., die
Temperatur von 35°C erreicht haben und die relative Luftfeuchte unter 40% gesunken ist, wird
Sulfurylfluorid mit einer Konzentration von 50 g/cbm in die Mühle eingeleitet. Nach 36 Stunden
wird die Mühle gelüftet. Alle Schädlinge sind tot und das Mehl weist nur Fluorid-Rückstände von
ca. 0,5-1,2 ppm Fluorid auf.
In einer Mühle findet sich Befall durch Ephestia cautella, Getreidekapuziner und verschiedene
Getreideplattkäfer. Die Mühle wird hinreichend gasdicht versiegelt und mittels eines in der Mühle
fest installierten Heizungssystems auf 33°C erwärmt. Die relative Luftfeuchte fällt dabei von 50%
auf 28%. Es wird dann Sulfurylfluorid in die Mühle eingeleitet. Die Konzentration in der
Mühle beträgt nun 25 g/cbm. Das Heizungssystem wird während der Einwirkzeit des Bega
sungsmittels Sulfurylfluorid weiter betrieben, um während der gesamten Einwirkzeit die Tempera
tur wie eingangs hoch zu halten. Nach 36 Stunden wird die Heizung abgestellt und die Mühle
gelüftet. Alle Schädlinge in der Mühle sind tot und der Fluorid-Gehalt in den Mehlrückständen
etc. schwankt nur zwischen 0,1 ppm-1 ppm.
In einem Tabaklager findet sich Befall des Tabakkäfers (Lasioderma serricorne). Das Tabaklager
wird hinreichend gasdicht abgedichtet und die absolute Luftfeuchte oder die relative Luftfeuchte
von 60% auf 30% mittels Luftentfeuchter gesenkt. Die Raumtemperatur beträgt 25°C und wird
vor Gaseinleitung auf 18°C mittels Kühlgeräten erniedrigt. Eine Temperaturerhöhung ist in die
sem Fall nicht erwünscht, da dies einerseits zu Aromaverlusten im Tabak und andererseits zu er
höhten Fluor-Rückständen im Tabak führen würde. Es wird dann Sulfurylfluorid eingeleitet und
die Konzentration im Tabaklager beträgt dann 60 g Sulfurylfluorid/cbm Luft. Nach einer Einwirk
zeit von 60 Stunden wird das Tabaklager gelüftet. Alle Tabakkäfer und ihre Brut sind tot. Der
Fluorid-Rückstand im Tabak beträgt nur 0,80-0,97 ppm.
Eine große Mehlmühle mit 100.000 cbm Rauminhalt ist von vorratsschädlichen Motten und Mil
ben befallen. Die Mühle wird hinreichend gasdicht versiegelt und über 3 Tage mittels elektrischer
Heizgeräte und ölgespeister Heißluftgebläse auf sukzessive 37,5°C erwärmt. Die Motoren der
Förderbänder und sonstiger Maschinen in der Mühle bleiben in Betrieb und strahlen selbst noch
Wärme ab. Diese Wärme wird zusätzlich zur Erwärmung der Raumluft benutzt. Durch die Ab
dichtung der Mühle ist die Luftwechselrate so stark erniedrigt, daß von außerhalb nur wenig kalte
Raumluft zutritt. In die abgedichtete Mühle wird dann Blausäure insbesondere gegen die Motten
eier eingeleitet und zusätzlich Sulfurylfluorid in die Mühle eindosiert. Die Blausäurekonzentration
im Behandlungsraum beträgt 10 g/cbm und die von Sulfurylfluorid 15 g/cbm. Das Sulfurylfluorid
tötet schnell insbesondere die Larven, Puppen, Nymphen und Adulte ab, während die Blausäure
sehr schnell insbesondere auf Eier tödlich wirkt. Nach einer Einwirkzeit dieses Gasgemisches über
48 Stunden wird die Mühle gelüftet. Alle Schädlinge sind tot inkl. ihrer Brut. Der Fluorid-Gehalt
in den Mehlresten liegt unterhalb von 1 ppm.
Das Getreidelager wird hinreichend abgedichtet und mittels Gasbrenner auf 28°C erwärmt. Dabei
sinkt die relative Luftfeuchte von 55% auf 34%. Es wird anschließend Ameisensäuremethylester
eingeleitet, so daß im Behandlungsraum eine Konzentration von 50 g/cbm vorliegt. Zusätzlich
wird Sulfurylfluorid eingeleitet, so daß dessen Konzentration im Behandlungsraum 15 g/cbm be
trägt. Ameisensäuremethylester vernichtet in erster Linie die Eier der Schädlinge und Sulfurylflu
orid die anderen Stadien, wie Puppen, Larven, Adulte etc. Nach einer Einwirkzeit von 36 Stunden
wird das Getreidelager geöffnet bzw. entlüftet und es läßt sich feststellen, daß alle Schädlinge
inkl. ihrer Brut abgetötet sind. Der Rückstand an Fluorid im Getreide liegt unter 1 ppm. Eine
Oxidation von Metallen, z. B. an Steuergeräten, Lichtleitungen, Fahrstuhlseilen etc. ist nicht
nachzuweisen.
Claims (13)
1. Verfahren zur Vorratsschutzbehandlung gegen Schädlinge durch Begasung von Behandlungsräu
men, in denen sich von Schädlingen befallene oder befallbare Reste von Vorratsgütein oder Erntegütern
befinden oder in denen Vorrats- oder Erntegüter oder Lebensmittel verarbeitet, umge
schlagen, transportiert, aufbewahrt oder gelagert werden mittels Einleiten eines Behandlungsgases
oder mehrerer Behandlungsgase in den Behandlungsraum, das/die innerhalb einer Einwirkzeit
wirksam ist/sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß Sulfurylfluorid als Behandlungsgas oder daß Sulfurylfluorid mit einem weiteren Begasungs
mittel als Behandlungsgas eingesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur raschen Abtötung aller Schädlingsstadien Sulfurylfluorid in Kombination mit Blausäure
(Cyanwasserstoff) und/oder mit Ameisensäurealkylester und/oder mit Carbonylsulfid und/oder mit
Alkylisothiocyanate und/oder mit Phosphorwasserstoff und/oder mit Alkylphosphin und/oder mit
Nitrilen eingesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß vor oder während der Anwesenheit des Behandlungsgases im Behandlungsraum dieser er
wärmt wird, insbesondere auf Temperaturen zwischen 25-65°C.
4. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Vermeidung von Fluorid-Rückständen in den Behandlungsgütern und/oder zur schnelle
ren Schädlingsmortalität die Luftfeuchte im Behandlungsraum vor und/oder während der Anwe
senheit der Begasungsmittel, insbesondere unter 40% relative Luftfeuchte, gesenkt wird.
5. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß vor und/oder während der Anwesenheit des Behandlungsgases/der Behandlungsgase im Be
handlungsraum dieser erwärmt und seine Luftfeuchte erniedrigt wird.
6. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Konzentration von Sulfurylfluorid im Behandlungsraum zwischen 5 und 120 g/cbm liegt.
7. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Konzentrationen der dem Sulfurylfluorid zugemischten Begasungsmittel zwischen 100 ppm
und 120 g/cbm im Behandlungsraum liegen.
8. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Erwärmung des Behandlungsraumes mittels interner oder externer Heizsysteme erfolgt,
insbesondere mittels öl- oder gasbeheizter Heißluftmaschinen.
9. Verfahren nach Anspruch 4 oder einem der vorgenannten Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Erniedrigung der Luftfeuchte der Behandlungsraumluft mittels Entfeuchter erfolgt, insbe
sondere mittels adsorptivem oder kompressivem Wasserentzug oder durch Auskondensation der
Luftfeuchte.
10. Verfahren nach Anspruch 2 oder einem der vorgenannten Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Alkylphosphin Methylphosphin oder Ethylphosphin und als Nitril Acetonitril oder Ethylni
tril und als Ameisensäurealkylester Ameisensäuremethylester oder Ameisensäureethylester und als
Alkylisothiocyanat Methylisothiocyanat oder Ethylisothiocyanat verwendet werden.
11. Verfahren nach Anspruch 2 oder einem der vorgenannten Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß Gemische von 5 bis 35 g/cbm (= 5-35 g/cbm) Sulfurylfluorid mit 5-20 g/cbm Blausäuregas
oder mit 20-120 g/cbm Ameisensäuremethylester oder mit 5-35 g/cbm Carbonylsulfid oder mit
10-35 g/cbm Methylcyanid (Acetonitril) oder mit 5-35 g/cbm Methylisothiocyanat oder mit 50-5000 ppm
Phosphorwasserstoff im Behandlungsraum eingesetzt werden.
12. Verfahren nach Anspruch 1 oder einem der vorgenannten Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Behandlungsraum-Raumtemperatur vor oder während der Einwirkzeit erniedrigt wird,
bevorzugt durch Kühlgeräte oder Klimaanlagen, insbesondere unter 20°C.
13. Verfahren nach Anspruch 1 oder einem der vorgenannten Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Behandlungsraum vor oder während der Behandlungsgaseinleitung Kohlendioxid zuge
setzt wird, insbesondere so, daß die Kohlendioxid-Konzentration 3 bis 30 Vol.-% beträgt.
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DE1997109914 DE19709914B4 (de) | 1997-03-11 | 1997-03-11 | Verfahren zur Vorratsschutzbehandlung |
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DE1997109914 DE19709914B4 (de) | 1997-03-11 | 1997-03-11 | Verfahren zur Vorratsschutzbehandlung |
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DE19709914B4 DE19709914B4 (de) | 2008-09-11 |
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DE1997109914 Expired - Fee Related DE19709914B4 (de) | 1997-03-11 | 1997-03-11 | Verfahren zur Vorratsschutzbehandlung |
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