DE19707306A1 - Verfahren zur Gewinnung von Mikrowachsen, Paraffinen und Ölen aus Altkunststoffen oder Altkunststoffgemischen - 4 - - Google Patents
Verfahren zur Gewinnung von Mikrowachsen, Paraffinen und Ölen aus Altkunststoffen oder Altkunststoffgemischen - 4 -Info
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung hochwertiger Mikrowachse, Paraffine und
Öle aus Altkunststoffen oder Altkunststoffgemischen mit überwiegendem Polyolefinanteil aus
dem post consumer-Bereich, dem gewerblichen Bereich oder dem industriellen Bereich
(Fehlchargen, An- und Umfahrprodukte, technologisch bedingte Verarbeitungsabfälle).
Ungeachtet zahlreicher positiver Initiativen und Erfolge bei der werkstofflichen
Wiederverwertung von Altkunststoffen lassen sich die umfangreichen Abfallmengen allein
durch werkstoffliches Recycling nicht verwerten. Daher sind eine Reihe von Verfahren zur
rohstofflichen Verwertung vorgeschlagen worden, bei denen die Altkunststoffe immer über die
Stufe Verflüssigung und Ancracken in, je nach Zielstellung und vorhandener Anlagentechnik,
unterschiedliche, petrochemische Zwischenprodukte zurückgeführt werden.
So sind aus dem Patentkomplex DE 43 44 845, DE 43 44 846, DE 43 44 848, DE 44 23 394, DE 44 30 665
und DE 44 44 209 Verfahren zur Gewinnung von Mikrowachsen, Paraffinen und Ölen
aus Altkunststoffen bzw. Altkunststoffgemischen, vorzugsweise aus Polyolefinen bekannt, bei
denen nach einem Mehrstufenprozeß gearbeitet wird und in einer ersten Stufe bei
Temperaturen im Bereich von 350 bis 390°C unter Sauerstoffausschluß eine Verflüssigung
und ein Ancracken der Einsatzstoffe erfolgt und in einer zweiten Stufe eine degradative
Destillation in einem Cracker bei Temperaturen im Bereich von 400 bis 450°C unter
Normaldruck oder Vakuum durchgeführt und ggf. in einer dritten Stufe eine Selektiventölung
vorgenommen wird.
Als Hauptprodukte des Prozesses entstehen Paraffin und Mikrowachse. Als Nebenprodukte
entstehen gasförmige Produkte, deren Mengen sich zwischen ca. 5 Gew.-% bei Anwendung
der Vakuumfahrweise und ca. 15 Gew.-% bei Normaldruckfahrweise bewegen, Öle und ein
fester bis pastöser Rückstand von ca. 5 Gew.-%. Dabei ist insbesondere der Rückstand
nachteilig, da sich diese Produkte schwer aus der Schmelze herausfiltern lassen, es zu
Wandablagerungen mit entsprechenden Folgereaktionen kommt, die bis zum Stillstand von
Anlagenteilen, z. B. Pumpen oder der Gesamtanlage führen können.
Die Folgen sind für einen kontinuierlichen Betrieb sowohl qualitativ durch Verschlechterung
der Eigenschaften der Endprodukte als auch ökonomisch infolge schlechteren
Wärmeüberganges durch Wandablagerungen, Erhöhung der Nebenprodukte etc. von
negativem Einfluß. Ruß oder Koks können dabei von außen eingetragen sein (rußgefüllte
Polyethylene - Ruß wirkt als Farbstoff und als UV-Stabilisator) oder sich im Prozeß bilden, z. B.
aus der Spaltreaktion von PVC.
Die Entstehung von festen Zersetzungspunkten wird vor allem in Toträumen in Rohrleitungen
und Behältern infolge von sich aufbauenden Wandfilmen mit allmählicher Vernetzung und
Verkokung an den metallischen Innenwänden von Rohrleitungen und Behältern und an Stellen
örtlicher Überleitung vermutet. Nach DE-OS 32 31 045 wurden Untersuchungen der
Ablagerungen von festen Kohlenstoff auf der inneren Oberfläche von Reaktionsrohren zum
thermischen Spalten von Kohlenwasserstoffen durchgeführt und ergaben eine Beziehung
zwischen der Menge der Ablagerungen von festen Kohlenstoff und der Zusammensetzung des
Stahlmaterials.
Eine einsetzende Koksbildung in einem Visbreaker (Rohr) kann man über die Verringerung des
Wärmedurchganges (Änderung der Heizrate) und zunehmenden Druckabfall entlang des
Rohres feststellen, wie es in DE 43 29 462 beschrieben ist. Es hat daher eine ganze Reihe von
Vorschlägen zur Vermeidung gegeben.
So wird in der DD-PS 200 891 ein Verfahren zur Gewinnung von Kohlenwasserstoffen aus
Polyolefinen beschrieben, bei dem die Polyolefine in flüssigen Kohlenwasserstoffgemischen
aufgelöst werden, die erhaltene mineralölähnliche pumpfähige Lösung anschließend einer
thermischen Behandlung bei Temperaturen über 100°C unterworfen und das dabei erhaltene
Stoffgemisch entweder einer in der Mineralölindustrie üblichen Weiterverwertung unterzogen
oder ohne weitere Nachbehandlung einer energetischen Netzung, vorzugsweise als Heizöl,
zugeführt wird.
Das Verfahren hat den Nachteil, daß zum einen nur geringe Polyolefinanteile zumischbar sind,
da sonst die Viskosität zu schnell ansteigt, und zum anderen eine unvertretbar hohe
Koksbildung sowohl beim thermischen Cracken als auch bei der zwischengeschalteten
Hydrierstufe der bis 180°C siedenden Anteile auftritt.
Aus EP 0 236 701 ist ein Verfahren zur thermischen Vorbehandlung von synthetischen
organischen Abfällen bekannt, bei dem in Gegenwart von Wasserstoff oder Inertgas in einem
Temperaturbereich von 75 bis 600°C, einem Druckbereich von 1 bis 600 bar und einer
Verweilzeit von 1 Minute bis 6 Stunden bearbeitet wird. Auch der Zusatz protischer
Lösungsmittel ist in dieser Patentschrift offenbart sowie der Zusatz von Anreibölen und von
Katalysatoren. In den Tabellen 6 und 8 sind Versuchsergebnisse zusammengefaßt, die bei der
hermischen Vorbehandlung ohne Zusatz von Anreibölen erhalten wurden. Es wurde bei
Temperaturen von 350 bis 470°C gearbeitet. Spätere Untersuchungen der Anmelderin des EP 0 236 701
zeigten jedoch, daß in diesem Temperaturbereich unerwünschte Koksbildung
auftritt, wobei der Koks teilweise gröbkörnig anfällt und zu Verstopfungen und Ablagerungen
in der gesamten Anlage führen kann.
Die Anmelderin des o. g. EP hat danach überraschend gefunden, daß bei Einsatz synthetischer
organischer Abfälle die Koksbildung vermieden werden kann bzw. weitgehend vermieden
werden kann durch ein Verfahren zur thermischen Behandlung synthetischer, organischer
Abfälle, dadurch gekennzeichnet, daß die Abfalle einer Temperatur von 220 bis 350°C und
einem Druck von 10 mbar bis 1 bar bei einer Verweilzeit von 0,5 bis 24 Stunden unterworfen
werden (DE-OS 41 14 434).
Auch durch Zusatz bestimmter Additive mit oder ohne Anmaischöl kann die thermische
Behandlung begünstigt werden. Als Additiv können beispielsweise eine oder mehrere
Verbindungen aus der Gruppe Phenole, Schwefelverbindungen, Alkohole, Amine und Wasser
zugesetzt werden. Die spaltende thermische Behandlung kann diskontinuierlich oder
kontinuierlich durchgeführt werden. Für die kontinuierliche Fahrweise kann beispielsweise eine
Rührkaskase eingesetzt werden. Bei diskontinuierlicher Fahrweise kann mit Hilfe eines
Vorbehälters die Einstellung von Spalttemperaturen und Verweilzeit besonders günstig
erfolgen. Nach Erreichen einer bestimmten Viskosität kann dann durch Absenken der
Temperatur um etwa 50 K die weitere Spaltung unterbrochen bzw. abgebremst werden.
Das Verfahren kann jedoch auch bei den für die thermische Spaltung sehr niedrigen
Temperaturen die Bildung von Koks nicht vollständig verhindern. Bei den niedrigen
Temperaturen wird aber nachteilig in Kauf genommen, daß die Abbauzeiten unvertretbar hoch
(bis zu 24 Stunden) sind. Durch das Verfahren kann die Koksbildung bei höheren
Temperaturen, wie sie in der Erdölverarbeitung üblich sind, gemäß EP 0 236 701 nicht
vermieden werden.
Die DE 43 29 462 beschreibt ein Verfahren zur Verminderung der Koksbildung beim Einsatz
von Altkunststoffen in der Raffinerie unter Einbeziehung des thermischen Abbaus des
Altkunststoffanteils mit Hilfe von Scherung und erhöhten Temperaturen in einem Extruder,
wobei keine reaktiven Gase zugesetzt werden, indem zunächst die Altkunststoffe oder
Altkunststoffgemische auf 2/3 der wirksamen Extruderlänge einem progressiven
Temperaturprofil bis max. 475°C und auf dem letzten 1/3 der wirksamen Extruderlänge einem
degressiven Temperaturprofil bis auf 300 bis 380°C unterworfen werden und am Ende des
Extruderkopfes oder vor einem nachgeschalteten statischen Mischer ein an sich bekanntes die
Koksbildung reduzierendes Additiv in einer Menge zudosiert wird, daß dessen Konzentration
nach dem anschließenden Einmischen des so vorbehandelten Altkunststoffanteils in Mengen
von bis zu 20 Masse-% in den Raffineriestrom in dem Gesamteinsatzprodukt der
Erdölverarbeitungsstufe zwischen 10 und 200 ppm liegt. Das Verfahren beschreibt aber nur
einen Teilschritt und gestattet nur den Zusatz von bis zu 20 Ma-% des so vorabgebauten
Altkunststoffes. Die Herstellung von Paraffinen und Mikrowachsen ist nach diesem Verfahren
nicht möglich. Außerdem wirkt sich der Einsatz der teuren Extrudertechnik und der Zusatz
teurer Additive negativ auf den Gesamtprozeß aus.
Obwohl sich die bekannt gewordenen Abbauverfahren teilweise als zweckmäßig erwiesen
haben, sind sie in ihrer allgemeinen Form begrenzt. Ein wesentliches Problem aus qualitativer
und aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist nach wie vor die Reduzierung der Koksbildungsrate
und die Vermeidung des Aufbaus von Wandbelägen mit ihren negativen Folgen für die
Sicherheit und das Betreiben derartiger Anlagen und die Qualitätsverschlechterung.
Es besteht somit die Aufgabe, ein Verfahren zu entwickeln, bei dem Altkunststoffe bzw.
Altkunststoffgemische kontinuierlich in der Molmasse mit hoher Qualität und Effizienz bis zu
Mikrowachsen und Paraffinen abgebaut werden, bei einer wesentlichen Reduzierung der
Koksbildung.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zur Gewinnung von
Mikrowachsen, Paraffinen und Ölen aus Altkunststoffen oder Altkunststoffgemischen mit
überwiegendem Polyolefinanteil aus dem post-consumer-Bereich, dem gewerblichen Bereich
und aus dem industriellen Bereich nach einem mehrstufigen Spaltprozeß unter
Sauerstoffausschluß, bei dem in einer ersten Stufe bei Temperaturen unter 350°C der
Altkunststoff oder das Altkunststoffgemisch aufgeschmolzen und zu einer pumpbaren
Schmelze angecrackt und in einer zweiten Stufe bei Temperaturen von 400 bis 430°C einem
Crackprozeß unter gleichzeitiger Entfernung der entstandenen Spaltprodukte unter Vakuum
unterzogen wird und die dabei gewonnenen Mikrowachse und Paraffine einer weiteren
Lösungs- und Selektiventölung unterzogen werden, indem die Strömungsgeschwindigkeit in
den schmelzeführenden Leitungen 3 bis 15 m/s betragen.
Nach einem weiteren Merkmal der Erfindung liegen die Strömungsgeschwindigkeiten
vorzugsweise in dem Bereich von 3 bis 5 m/s.
Darüber hinaus ist es erfindungsgemäß von Vorteil, die Strömungsgeschwindigkeit an Orten
der Einspeisung in eine produktführende Leitung auf das 3 bis 5-fache zu erhöhen und die
Strecke mit erhöhter Strömungsgeschwindigkeit auf einer Strecke beibehalten, die im Bereich
des 2 bis 8-fachen des Rohrquerschnittes liegt.
Die Erfindung wird anhand der folgenden Ausführungsbeispiele näher erläutert:
Zum Einsatz gelangte eine DSD-Folienfraktion, bestehend aus LDPE, HDPE, PP- mit einem
Anteil an 1,2 Ma.-% PVC.
Das Produkt wurde in einer vorgeschalteten Stufe agglomeriert, über eine Misch- und
Dosiervorrichtung mit rückgeführter Schmelze vermischt und dem Vorcracker zugeführt. In
dem Vorcracker wurde die Mischung bei 320°C aufgeschmolzen und in eine gut pumpbare
Schmelze überführt. Der Produktstrom wurde über ein Filter- und Pumpensystem aufgeteilt
und in zwei Produktsträngen je einem Erhitzerofen zugeführt. In den Erhitzeröfen wurde das
Produkt auf 390 bis 410°C aufgeheizt und danach wieder vereinigt. Eine entsprechend der
stündlich neu zugeführten Altkunststoffinenge entsprechende Menge Schmelze nach den
Erhitzeröfen wurde in den Crackreaktor überführt und hier bei 410°C weiter abgebaut. Die
entstandenen Mikrowachse und Paraffine wurden unter einem Vakuum von 40 mbar
abgezogen, in einer anschließenden Fraktionierkolonne von den Ölanteilen weitestgehend
befreit und in einem Folgeschritt mit einem Aceton-Toluol-Gemisch selektiv entölt.
Der nicht in den Cracker überführte Schmelzeanteil nach den Erhitzeröfen wurde in einen
Entgasungsbehälter geleitet, um gasförmige Spaltprodukte abzutrennen und danach über die
Misch- und Dosiervorrichtung gemeinsam mit den neu zugeführten Altkunststoffen in den
Vorcracker geleitet.
Die Strömungsgeschwindigkeiten in den schmelzeführenden Verbindungsleitungen und den
Erhitzeröfen lagen bei 3 bis 5 m/s. An Stellen, wo zwei Produktströme vereinigt oder
Zusatzstoffe eingespeist wurden, waren Rohrverjüngungen eingebaut, so daß eine Erhöhung
der Strömungsgeschwindigkeit auf 10 bis 15 m/s erzielt wurde. Die Strecke mit erhöhter
Strömungsgeschwindigkeit betrug das 7-fache des Rohrquerschnitts.
Von dem erzeugten Rohparaffin wurden vor der Selektiventölung in einem 3 Stundenrhythmus
Proben gezogen und in einem Rahmen von 100 × 100 × 2 mm gegossen. Diese Platte wurde
von unten durch eine Glasplatte mit einer Neonröhre bestrahlt und Menge und Größe ermittelt
(visuell bzw. mit einer Mikrometerschraube). Analog der Prüfung von Polyolefinfolien auf
Stippen, Fischaugen.
Die Ergebnisse sind in der Tabelle dargestellt.
Es wurde analog Beispiel 1 verfahren. Die Strömungsgeschwindigkeit lag bei 4 m/s und an den
Einspeisungsstellen bei 14 m/s. Die Strecke mit erhöhter Strömungsgeschwindigkeit betrug das
5-fache des Rohrquerschnitts.
Die Prüfung erfolgte analog Beispiel 1.
Die Prüfung erfolgte analog Beispiel 1.
Es wurde analog Beispiel 1 verfahren. Die Strömungsgeschwindigkeit betrug 1,5 m/s. Die
Prüfling erfolgte analog Beispiel 1. Die Ergebnisse sind in der Tabelle dargestellt.
Tabelle: Versuchszeitraum 0 bis 72 Stunden, Probenahme jede 3. Stunde
Claims (3)
1. Verfahren zur Gewinnung vorn Mikrowachsen, Paraffinen und Ölen aus Altkunststoffen
oder Altkunststoffgemischen unter Sauerstoffausschluß nach einem mehrstufigen Spalt
prozeß, bei dem in einer ersten Stufe bei Temperaturen unter 350°C der Altkunststoff
oder das Altkunststoffgemisch aufgeschmolzen und zu einer pumpbaren Schmelze an
gecrackt und in einer zweiten Stufe bei Temperaturen von 400 bis 430°C einem
Crackprozeß unter gleichzeitiger Entfernung der entstandenen Spaltprodukte unter
Vakuum unterzogen wird und die dabei gewonnenen Mikrowachse und Paraffine einer
Lösungs- und Selektiventölung unterzogen werden, dadurch gekennzeichnet, daß die
Strömungsgeschwindigkeiten in den schmelzeführenden Leitungen 3 bis 15 m/s be
tragen.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Strömungsgeschwin
digkeiten vorzugsweise im Bereich 3 bis 5 m/s liegen.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Strömungsge
schwindigkeiten an Orten der Einspeisung in eine produktführende Leitung auf das
3-5-fache erhöht wird, wobei die Strecke mit erhöhter Strömungsgeschwindigkeit
das 2 bis 8-fache des Rohrquerschnitts beträgt.
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1997
- 1997-02-11 DE DE1997107306 patent/DE19707306B4/de not_active Expired - Fee Related
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