DE19639372A1 - Vorrichtung für elektrochemische Meßverfahren - Google Patents
Vorrichtung für elektrochemische MeßverfahrenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung für elektro
chemische Meßverfahren nach dem Oberbegriff des Haupt
anspruches, insbesondere mit einer Bezugselektrode für
pH-Messungen und analoge potentiometrische Verfahren.
Die Beachtung des pH-Wertes als Säuremaß von Lösungen
hat in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit stark
zugenommen.
In Naturwissenschaft und Technik gibt es kaum noch
Bereiche, in denen man ohne diesen wichtigen Parameter
auskommt.
Bei aller Routine, mit der die pH-Bestimmungen heute
ausgeführt werden, sind dennoch nicht alle Schwierig
keiten gelöst. Der überwiegende Teil der auftretenden
Meßunsicherheit beruht auf Unzulänglichkeiten beim Be
zugssystem (J. Wang, 1994, "Analytical electrochemistry"
VCH Publishers, Inc., New York, 198 pp.).
Insbesondere Messungen unter Druck oder unter Schwere
losigkeit stellen spezielle Anforderungen an das Refe
renzsystem.
Zur Zeit sind Übergänge zwischen Bezugselektrolyten bei
pH-Meßketten notwendig, die, wie beispielsweise auf Sei
te 82 ff. des Buches "pH-Messung", Helmuth Galster, VCH
Verlagsgesellschaft mbH, Weinheim, 1990, beschrieben,
mit offenen Überführungen, Diaphragmen (ggf. aus Kera
mik) oder dergleichen arbeiten.
Dabei muß insbesondere unter erhöhtem Umgebungsdruck ei
ne Verdünnung des Elektrolyten durch Eindringen der Pro
belösung vermieden werden, um ein stabiles und schnell
reagierendes Signal zu erhalten, und zum anderen muß
dort, wo der hydrostatische Druck fehlt, dieser ersetzt
werden. Diese Situationen treten insbesondere dort auf,
wo die Elektrode unter Wasser eingesetzt wird, (z. B. in
der Ozeanographie) oder außerhalb des Schwerefeldes der
Erde (z. B. im Spacelab). Bekannt sind bereits drei
Hauptprinzipien:
- - Elektroden mit verfestigten Elektrolyten (Polymeren,
Gelen), die für Applikationen unter leicht erhöhten
Außendruck gedacht sind und die unabhängig von der
Ausrichtung der Elektrode arbeiten. Es wird kein
Austreten des Elektrolyts bewirkt, sondern eine ste
tige Vermischung und Verdünnung durch Diffusion.
Dies bedeutet, daß die Elektroden ein instabiles
Referenzpotential besitzen, wobei sie hohe Diffusi
onspotentiale entwickeln.
Weiter ist dies häufig mit starken Gedächt nis-Effekten verbunden (zusammenfassend muß daher gesagt werden, daß derartige Elektroden mit verfestigten Elektrolyten sich nur für kurze Betriebsdauer eignen und nicht für hochgenaue Messungen). - - Weiter sind Elektroden mit konstantem Überdruck
bekannt. Dies wird im allgemeinen durch Einführen
eines Luftdruckkissens in die Elektrode bewirkt,
häufig in Verbindung mit einem hochviskosen Elektro
lyten.
Der Betriebsdruck von Elektroden dieser Art ist jedoch durch den internen Überdruck vorgegeben. Liegt dieser beispielsweise bei 2,5 bav, wird bereits in einer Meerestiefe von 25 m die Elektrode am Ende ihres Betriebsbereiches sein.
Weiter ist eine etwaige Ausflußrate durch den Außen druck in der Menge verändert. - - Schließlich sind Elektroden mit kontrolliertem In nendruck zu nennen. Hier wird der Druck durch ein Druckrelais gesteuert, das zwischen Elektrode und Probenbehälter angeordnet ist. Diese Systeme sind jedoch technisch sehr komplex und voluminös und sind daher nicht für den Einsatz bei Felduntersuchungen gedacht sondern eher für industrielle Bedingungen.
Die Erfindung hat sich jedoch zur Aufgabe gestellt, eine
Referenzelektrode zu schaffen, die bei kleinen Außenab
messungen druck- und lageunabhängig ein stabiles Refe
renzpotential aufweist, das sehr genaue pH-Messungen
oder andere potentiometrische Messungen verschiedenster
ionischer Aktivitäten, wie z. B. von Natrium, Kalium,
Ammonium, Kalzium, Nitrat, Phosphat, Clorid usw. ermög
licht.
Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich
aus nachfolgender Beschreibung eines bevorzugten Ausfüh
rungsbeispiels. Dabei zeigt:
Fig. 1 eine erfindungsgemäße Vorrichtung mit einer
Bezugselektrode in Draufsicht von oben und
Fig. 2 eine Vorrichtung wie in der Fig. 1 in Ansicht
von der Seite.
Die in der Fig. 1 dargestellte Elektrodenanordnung be
steht im wesentlichen aus einer herkömmlichen Ag,
AgCl/KCl-Halbzelle. Das Ende der Elektrode ist in dem im
folgenden erläuterten Versuch an ein 1 ml-Wegwerf
spritzengehäuse gekoppelt, das mit Elektrolyt (3 M KCl,
gesättigt mit AgCl) gefüllt ist. Diese Spritze ist mit
einem Gummikolben abgedichtet, der als bewegliche Trenn
einrichtung zwischen der Elektrolytkammer und einem
dahinter sich erstreckenden Volumen, in Flüssigkeitskon
takt mit der Umgebung, dient. Der Kolben 12 wird durch
eine korrosionsfeste Feder 14 in Richtung der Elektro
denspitze federvorbelastet.
Zwischen dem vom Kolben 12 entfernten Ende der Feder 14
ist an die "Spritzenkammer" eine Plastikröhre 16 aus
Teflon (PTFE) zur Verbindung mit dem Außenmedium ange
setzt, die hier mit Silikonfett gefüllt ist. Diese Röhre
16 dient zur Verbindung mit dem Außenmedium.
Eine Titan-Außenhülle 30 ist auf einem Titan-Kopf 32
aufgeschraubt. In der metallischen Außenhülle 30 wird
z. B. die erfindungsgemäße Vorrichtung und ein Daten
logger beherbergt, um beispielsweise ozeanographische
Untersuchungen im Meer mit einem solchen Gerät durchzu
führen. Die weiteren Bestandteile, die aus PTFE-Röhren
mit 2 mm Innen-Durchmesser bestehen, werden in
Epoxy-Harz eingegossen.
Am Ende einer Elektrolytstrecke 20 ist eine Kapillare 18
vorgesehen, durch die ein gleichmäßiger Ausfluß von
Elektrolyt gewährleistet ist. Beim Ansteigen des Umge
bungsdruckes wird durch die offene Seite, an der die
Feder auf den Kolben 12 wirkt, erreicht, daß jeweils auf
beiden Enden des Elektrolyts der gleiche Druck wirkt, so
daß die Druckdifferenz zwischen der Innenseite der Elek
trode und der Außenseite permanent ausgewogen ist. Zu
sätzlich erzeugt die Feder einen kontrollierten Ausfluß
von Elektrolyt, der unabhängig vom Umgebungsdruck und
der Lage der Elektrode ist.
Vorteilhafterweise ist ein Nadelventil 22 vorgesehen, um
zunächst den Elektrolytfluß zu begrenzen. Dieses Nadel
ventil wird vor Beginn des Einsatzes und zum Befüllen
geöffnet. Ggf. können hier verschiedene Flußraten einge
stellt werden.
Die Flüssigkeitsverbindung durch die Glaskapillare, die
z. B. einen Durchmesser von 0,13 mm und eine Länge von
10 mm besitzt, ersetzt das im Stand der Technik übliche
Diaphragma.
Aufgrund des relativ hohen Querschnittes des Übergangs
wird vorgeschlagen, einen gel-stabilisierten Elektrolyt
zu verwenden, um den Durchfluß zu reduzieren. Auf diese
Weise wird gleichzeitig verhindert, daß sich die Proben
lösung und der Elektrolyt innerhalb der Kapillare oder
angrenzende Bereiche der Elektrode vermischen oder sogar
Probelösung in das System der Vorrichtung eindringen
kann, falls doch einmal geringe Druckunterschiede auf
treten sollten.
Zur wiederholten Benutzung wird ein Nachfüllanschluß 24
vorgesehen, der aus einem O-Ring-abgedichteten Stopfen
besteht. Geschmolzenes Elektrolyt kann nach Abkühlen auf
50 bis 70°C unter Druck gegen die Federvorspannung in
die Vorrichtung eingefüllt werden, wobei das Einfüllen
von Luftblasen unbedingt zu vermeiden ist. Bei geschlos
senem Nadelventil und Überdruck beim Nachfüllen wird
auch der Teil zwischen Befüllstützen und Kapillaren neu
befüllt. Altes Elektrolyt wird daher durch die Kapillare
aufgrund des wesentlich höheren Federdruck hinausgehen
den Befülldruckes nach außen gedrückt. Falls es die An
ordnung möglich macht, ist es auch möglich, die Nachfül
löffnung in der Nähe der Ausflußöffnung bei der Bezugs
elektrode anzubringen.
Die hier vorgestellte Bezugselektrode mit offener Über
führung eignet sich insbesondere für Anwendungen unter
Bedingungen, bei denen es sonst leicht zu einer Verstop
fung der Überführung kommen kann. Dies ist z. B. der Fall
bei physiologischen Messungen in Blut, bei Proben mit
hohem Fett- oder Feststoffanteil oder Proben mit hohen
Konzentrationen an Proteinen oder bestimmten Ionen (wie
z. B. Sulfide, Perchlorate), die mit den im Elektrolyten
enthaltenen Ionen unlösliche Komplexe bilden können. Die
gebildeten Präzipitate behindern die freie Diffusion von
KCl von der Elektrode in das umgebende Medium oder füh
ren sogar zu einer vollständigen Verstopfung des Über
gangs.
Hier wird dies wirkungsvoll (ohne die Notwendigkeit ei
ner Elektrolytbrücke) durch den stetigen Durchfluß durch
die Kapillare 18 unterbunden, der den Übergang ständig
von Kontaminationen freispült.
Claims (6)
1. Vorrichtung für elektrochemische Meßverfahren mit
einer ersten Elektrode (26) in Kontakt zum Umgebungsme
dium, einer zweiten Bezugselektrode (28) in Flüssig
keitsverbindung zu dieser ersten Elektrode, die in ei
nem Elektrolyt im Inneren der Vorrichtung angeordnet
ist, dadurch gekennzeichnet, daß
das Elektrolyt in einer offenen Strecke (20) vorgesehen
ist, in der ein Kolben (12) das Elektrolyt mit einem
geringen Ausbringdruck belastet und die Strecke (20)
hinter dem Kolben (12) zum Ausgleich von Außendruckdif
ferenzen mit dem Umgebungsmedium kommuniziert.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich
net, daß der Kolben (12) durch eine Druckfeder (14) in
Richtung zur Ausbringung des Elektrolyts durch eine Ka
pillare (18) im Bereich der ersten Elektrode (26) vor
gespannt ist.
3. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Bezugselektrode (28)
benachbart der Kapillare (18) in einem Bereich der
Elektrolytstrecke (20) angeordnet ist, der von dem Kol
ben (12) durch ein Nadelventil (22) beabstandet ist.
4. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Füllöffnung mit einem
Verschlußpropfen (24) zum Verschließen zwischen dem Na
delventil (22) und der Kapillare (18) angeordnet ist.
5. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß gelverfestigter Elektrolyt
in der Elektrolytstrecke vorgesehen ist.
6. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der Kanal (16) zur Verbin
dung des hinter dem Kolben entstehenden Raumes mit ei
nem Silikon-Fett gefüllt ist.
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