DE19605266A1 - Polyolefin-Weichschaumstoff mit guten Wärmedämmungseigenschaften und Verfahren zu seiner Herstellung - Google Patents

Polyolefin-Weichschaumstoff mit guten Wärmedämmungseigenschaften und Verfahren zu seiner Herstellung

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Description

Die Erfindung bezieht sich auf einen elastischen Polyolefin- Weichschaumstoff mit geschlossenen Zellen, der ausgezeichnete Wärmedämmungseigenschaften aufweist. Die verbesserte Wärme­ dämmungseigenschaft macht den erfindungsgemäßen Schaumstoff geeignet als Wärmeisolationsmaterial im Bauwesen und Apparatewesen, für Rohrdämmungen, Dämmbahnen, Dämmplatten und wärmedämmende Formkörper.
Aus dem deutschen Patent DE 33 19 446 ist bekannt, daß durch Zusatz von reflektierenden Pulvern die Wärmedämmung von Hart­ schaum (beispielsweise Polystyrol) bis zu 30% verbessert werden kann. Es werden dort jedoch keine Angaben über die effektiv erzielten Wärmedämmwerte gemacht. Als Anwendung wird hauptsächlich die Hinterlegung von Heizungsradiatoren zur Rückgewinnung der Wärmestrahlung genannt. Die genannte Patentschrift offenbart kein Verfahren zur Herstellung eines solchen Hartschaumstoffes.
Platten und Bahnen aus Hartschaumstoff haben den Nachteil, daß sie sehr empfindlich gegen Bruch und thermische Verformung sind, sie eignen sich daher nicht, wie weich­ elastische Polyolefinschaumstoffe, für schwierige Einbau­ situationen oder zur Herstellung von Rohrdämmungen durch thermische Verformung.
Die DE-A-44 06 613 gibt außerdem an, daß ein zur Wärmeisolie­ rung dienender Polymerschaumstoff dadurch erhalten werden kann, daß die den Schaumstoff bildenden Komponenten vor dem Schäumvorgang Infrarot-reflektierende Pigmente in einer Menge von 0,6 bis 10 Gew.-% zugesetzt werden. Als Beispiel für das reflektierende Pigment wird dort Mikroglimmer, Antimonsulfid, Chromoxid etc. genannt.
Mit Hilfe dieses bekannten Verfahrens werden aber immer noch unzureichende Wärmedämmwerte erzielt, die im Bereich von 0,041 bis höchstens 0,0365 W/mK liegen.
Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen weich­ elastischen Polyolefin-Schaumstoff zur Verfügung zu stellen, der einen ausgezeichneten Wärmedämmwert λ von 0,035 W/mK bei 40°C oder weniger besitzt. Dieser Schaumstoff soll sich darüber hinaus in einfacher Weise nicht nur zu Platten, Bahnen und Rohrisolierungen, sondern auch durch thermische Verformung zu beliebigen Formkörpern verarbeiten lassen ohne daß Brüche auftreten oder der Schaumstoff kollabiert.
Gegenstand der Erfindung ist ein Polyolefin-Weichschaumstoff mit geschlossenen Zellen, gekennzeichnet durch den Gehalt eines plättchenförmigen, Infrarotstrahlung reflektierenden Pigments und einen Wärmeleitfähigkeitswert λ von 0,035 W/mK oder weniger bei 40°C.
Der erfindungsgemäße Weichschaumstoff enthält ein IR-reflek­ tierendes Pigment. Geeignet sind dafür alle Pigmente welche Infrarotstrahlung in dem Bereich der Wärmestrahlung reflektieren und somit die Wärmeleitfähigkeit erniedrigen. Bevorzugt werden Pigmente, welche die Form von Plättchen, Schuppen, Stäbchen, Kristallen oder Flocken haben und daher ausreichend große reflektierende Flächen aufweisen. Bevorzugt werden Metallpigmente und speziell bevorzugt ist ein Alu­ miniumpigment.
Die IR-reflektierenden Pigmente haben gewöhnlich eine Teil­ chengröße im Bereich von 0,1 bis 100 µm, vorzugsweise 1 bis 100 µm.
Jedoch auch andere natürliche und synthetische Pigmente eignen sich für die Zwecke der Erfindung, beispielsweise Whiskers, insbesondere aus Saphir, Siliciumoxid, Borcarbid, Schwerspat (BaSO₄), Glimmer (Muskovit).
Als Grundmaterial für den erfindungsgemäßen Weichschaumstoff werden Polyolefine eingesetzt, die zu einem elastisch- flexiblen Schaumstoff gemäß der Definition der DIN-Vorschrift 7726 führen. Geeignete Polyolefine sind Homopolymere von Ethylen, wie Polyethylen niederer Dichte, Polyethylen mittlerer Dichte und Polyethylen hoher Dichte, Copolymere von Ethylen mit anderen Olefinen mit 3 bis 8 Kohlenstoffatomen, Ethylen-Vinylacetat-Copolymere, Ethylen-Butadien-Copolymere, Ethylen-Vinylchlorid-Copolymere, Ethylen-Acrylat-Copolymere und Ethylen-Methacrylat-Copolymere. Die Polyolefine haben vorzugsweise ein mittleres Molekulargewicht von 10.000 bis 100.000.
Das IR-reflektierende Pigment wird in einer Menge von 0,4 bis etwa 10 Gew.-%, vorzugsweise etwa 2 bis 5 Gew.-%, bezogen auf das gesamte dem Schäumungsvorgang zu unterwerfende Gemisch, zugesetzt.
Als Schäumungsmittel wird ein übliches organisches Schäumungsmittel verwendet, welches beim Erhitzen durch Zersetzung Gase freisetzt. Beispiele für solche Schäumungs­ mittel sind N,N′-Dinitrosopentamethylentetramin, Azodicarbon­ amid und andere. Das Schäumungsmittel ist für die Zwecke der vorliegenden Erfindung nicht kritisch und es eignen sich alle derartigen Schäumungsmittel, die zur Bildung geschlossener Poren führen. Die zugesetzte Menge des Schäumungsmittels hängt von dem gewünschten Schäumungsgrad ab und beträgt beispielsweise dann, wenn ein Schäumungsverhältnis von 30 erreicht werden soll, etwa 15 Gew.-Teile organisches Schäu­ mungsmittel pro 100 Gew.-Teile Polyolefinharz.
Zur Herstellung des erfindungsgemäßen Polyolefin-Weichschaum­ stoffes wird ein oder werden mehrere Polyolefin-Harze gemäß der vorstehenden Definition mit einem oder mehreren Infrarot­ strahlung reflektierenden Pigmenten, einem oder mehreren Schäumungsmitteln und gegebenenfalls weiteren Additiven, wie Pigmenten, Porenbildnern, Antioxidationsmitteln, Vernetzungs­ hilfsmitteln und Flammschutzmitteln vermischt. Das Gemisch wird entweder trocken vorgemischt und dann in einen Extruder eingegeben oder direkt im Extruder schmelzgemischt und extrudiert. Die Temperatur wird dabei so kontrolliert, daß das oder die Polymere(n) schmelzen, aber das Schäumungsmittel nicht zersetzt wird. Durch Extrusion wird eine Polyolefinmatrixbahn erhalten, in der alle Komponenten fein verteilt und homogen vermischt sind.
Das Polyolefinharz wird vorzugsweise vor dem Verschäumen vernetzt. Eine besonders bevorzugte Vernetzungsmethode ist die physikalische Vernetzung mit Hilfe ionisierender Strah­ lung, wie mit β-Strahlung, γ-Strahlung, Neutronen- oder Elektronenstrahlung. Mit Hilfe der physikalischen Vernetzung läßt sich eine kontrollierte Vernetzung erreichen.
Andererseits ist es auch möglich, dem Gemisch ein chemisches Vernetzungsmittel zuzusetzen und vor dem Verschäumen chemisch zu vernetzen.
Zur Vernetzung wird vorzugsweise die extrudierte Matrixbahn, nachdem sie über Kalanderwalzen gekühlt worden ist, durch Elektronenstrahlung vernetzt. Die Oberflächendosis liegt vorzugsweise im Bereich von 0,5 bis 20 Mrad, insbesondere 0,5 bis 5 Mrad, wobei über die Bahn hinweg eine gleichmäßige Dosis angewendet wird um bei der späteren Verschäumung eine gleichmäßige Zellstruktur zu erzielen.
Im nächsten Verfahrensschritt wird die vernetzte Matrixbahn unter Bildung einer weich-elastischen Polyolefin-Schaum­ stoffbahn aufgeschäumt.
Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Polyolefin-Weichschaum­ stoffbahn wird die Anwendung eines Verfahrens bevorzugt, das in der DE-AS 19 47 589 beschrieben ist.
Dabei wird die durch Vermischen aller Komponenten und Extru­ sion oder Vermischen aller Komponenten und Kalandrieren gebildete Bahn vernetzt, die vernetzte Bahn, während sie sich in vertikaler oder horizontaler Lage befindet, zunächst vorgewärmt und in einer Schäumungskammer, ebenfalls in vertikaler oder horizontaler Lage, verschäumt.
Diese Schäumungskammer ist vorzugsweise ein vertikaler Ofen in welchem die vorgewärmte vernetzte Matrixbahn von oben her eintritt. In dem Ofen wird sie mit Heißluft und/oder Infrarotstrahlung erhitzt, was eine gleichmäßige Kontrolle des Schäumungsvorgangs ermöglicht, so daß ein Schaum mit glatter Oberfläche und gleichförmiger Zellstruktur gebildet wird. Die verschäumte Bahn tritt am unteren Ende des Ofens aus und wird dann vorzugsweise verstreckt, um eine Orientierung der reflektierenden Pigmente zu erhalten und anschließend auf Kalanderwalzen gekühlt.
Eine mit Hilfe dieses Verfahrens hergestellte erfindungs­ gemäße Polyolefin-Weichschaumstoffbahn besitzt Wärmedämmungs­ eigenschaften, die mit Hilfe des Zusatzes eines reflektieren­ den Pigments allein nicht erreicht werden können.
Der erfindungsgemäße Polyolefin-Weichschaumstoff ist äußerst feinzellig und hat gleichmäßige feine Zellen, die durch das Verstrecken oval sind. Die durchschnittliche Zellgröße beträgt in Richtung der größeren Achse 0,30 bis 0,60 mm und in Richtung der kleineren Achse 0,20 bis 0,40 mm.
Die so hergestellte Schaumstoffbahn kann dann entweder mechanisch zerteilt werden, oder weiter einer thermischen Verformung unterzogen werden, um Formkörper jeder gewünschten Gestalt herzustellen.
Die Erfindung wird durch die nachstehenden Beispiele ausführlicher erläutert.
Beispiel 1
Ein Gemisch aus 44 Gew.-% Polyethylen niederer Dichte (d = 9.2, MF = 1.4), 7,5 Gew.-% Aluminium-Pulver in Form einer Dispersion von 40 Gew.-Teilen Aluminium-Pulver einer Teilchengröße von 10 um in 60 Gew.-Teilen Polyethylen niederer Dichte, 13,5 Gew.-% eines Flammschutzmittels in Form eines Vorgemisches aus 50 Gew.-Teilen einer organischen Bromverbindung und 25 Gew.-Teilen Antimontrioxid, dispergiert in 25 Gew.-Teilen Polyethylen niederer Dichte, 25 Gew.-% eines Schäumungsmittels, bestehend aus 50 Gew.-Teilen Azodi­ carbonamid, dispergiert in 50 Gew.-Teilen Polyethylen, 3 Gew.-% eines Gemisches von Zinkoxid (Aktivator für das Schäu­ mungsmittel) in Polyethylen und einem phenolischen Antioxida­ tionsmittel (Irganox 1010) wurde mittels eines im Gleichsinn rotierenden Doppelschneckenextruders extrudiert. Die erhaltene Bahn (Dicke 1,25 mm) wurde mit Elektronenstrahlung bestrahlt, so daß die absorbierte Dosis 1,8 Mrad betrug. Die Bahn wurde in dem vorher beschriebenen vertikalen Schäumungs­ ofen bis zu einer Dichte von etwa 28 kg/m³ und einer Dicke von 3 mm bei einer Temperatur von 230°C verschäumt.
Der gebildete Schaumstoff hatte eine Wärmeleitfähigkeit von 0,034 W/mK (gemäß DIN 52612) und erfüllte den Brandtest gemäß DIN 4102 B-2.
Beispiel 2
69 Gew.-% Polyethylen niederer Dichte mit einer Teilchengröße von weniger als 1 mm, 14 Gew.-% Azodicarbonamid, 1,5 Gew.-% eines Stearat-Verarbeitungshilfsmittels, 11,5 Gew.-% Flamm­ schutzmittel organische Bromverbindung und Antimontrioxid im Mischungsverhältnis 2 : 1 und 3% Aluminium-Pulver wurden etwa 30 min lang in einem Mischer vermischt. Nach gründlichem Vermischen wurde das Material in einem Einschneckenextruder eingegeben und bei 140°C zu einer etwa 2 mm dicken, flachen Bahn extrudiert. Die Bahn wurde durch Elektronenstrahlung mit einer absorbierten Dosis von 2 Mrad bestrahlt. Die bestrahlte Bahn wurde in dem vorher beschriebenen vertikalen Schäumungs­ ofen bis zu einer Dicke von 5 mm und einer Dichte von etwa 30 kg/m³ verschäumt. Der gebildete Schaumstoff hatte eine Wärme­ leitfähigkeit von 0,035 W/mK und erfüllte den Brandtest gemäß DIN 4102 B-2.

Claims (10)

1. Polyolefin-Weichschaumstoff mit geschlossenen Zellen, gekennzeichnet durch den Gehalt eines Infrarotstrahlung reflektierenden Pigments und einen Wärmeleitfähigkeitswert λ von 0,035 W/mK oder weniger bei 40°C.
2. Polyolefin-Weichschaumstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß er aus einem oder mehreren Polyolefinen gebildet ist, wobei das Polyolefin ein Homopolymeres oder ein Copolymeres von Ethylen mit einem anderen Polyolefin mit 3 bis 8 Kohlenstoffatomen, ein Ethylen-Vinylalkohol-Copolymeres oder ein Ethylen-(Meth)acrylat-Copolymeres oder ein Gemisch davon ist.
3. Polyolefin-Weichschaumstoff nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Infrarotstrahlung reflek­ tierende Pigment plättchenförmig ist.
4. Polyolefin-Weichschaumstoff nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das plättchenförmige Infrarotstrahlung reflektierende Pigment ein plättchenförmiges Metallpulver ist.
5. Polyolefin-Weichschaumstoff nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das plättchenförmige Metallpigment aus Aluminum besteht.
6. Polyolefin-Weichschaumstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß er gleichmäßige feine Zellen mit einem Zelldurchmesser längs der größeren Achse von 0,30 bis 0,60 mm und längs der kleineren Achse von 0,20 bis 0,40 mm enthält.
7. Polyolefin-Weichschaumstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 6 in Form einer Bahn, Platte, Rohrisolierung oder eines Formkörpers.
8. Verfahren zur Herstellung eines Polyolefin-Weichschaum­ stoffes nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß ein oder mehrere Polyolefine mit einem plättchenförmigen, Infrarotstrahlung reflektierenden Pigment, einem Schäumungsmittel und gegebenenfalls üblichen Additiven vermischt und extrudiert wird oder die Komponenten direkt im Extruder in der Schmelze gemischt und extrudiert werden, die erhaltene Bahn gegebenenfalls vernetzt und schließlich verschäumt wird.
9, Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Bahn vernetzt wird und die Vernetzung physikalisch mit Hilfe von Elektronenstrahlung erfolgt.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeich­ net, daß die durch Extrusion erhaltene Bahn aus dem Polyole­ finharz, dem Schäumungsmittel und den gegebenenfalls vorliegenden Additiven vernetzt wird und, während die Bahn in vertikaler oder horizontaler Lage gehalten wird, diese auf eine unterhalb der Zersetzungstemperatur des Schäumungs­ mittels liegende Temperatur vorgewärmt und anschließend rasch auf die Schäumungstemperatur erhitzt und die geschäumte Bahn gegebenenfalls rasch verstreckt und abgekühlt wird.
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