DE19602486C1 - Siliciumhaltige Rückstände enthaltendes Brikett als Additiv für metallurgische Zwecke und Verfahren zu seiner Herstellung - Google Patents
Siliciumhaltige Rückstände enthaltendes Brikett als Additiv für metallurgische Zwecke und Verfahren zu seiner HerstellungInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf siliciumhaltige Additive für ei
senmetallurgische Schmelzprozesse, betrifft im eigentlichen die
Formulierung von siliciumhaltigen Rückständen zu Briketts und
hat ihren ökonomischen und umweltbezogenen Ausgangspunkt in dem
Problem der Beseitigung bzw. Verwertung insbesondere solcher si
liciumhaltiger Abfallstoffe, wie sie bei der Erzeugung von Orga
nosilanen durch direkte Umsetzung von Siliciumpulver mit Me
thylchlorid in Gegenwart eines Kupferkatalysators anfallen.
Bei dieser sogenannten Direktumsetzung von Silicium mit Me
thylchlorid zu Organosilanen wird vorzugsweise eine aus Silici
umpulver und Kupferpartikeln eingesetzte sogenannte Kontaktmasse
mit einem organischen Halogenid umgesetzt. Die verbrauchte Kon
taktmasse fällt als siliciumhaltiger Rückstand an, der außer Si
licium und Kupfer ferner Elemente wie Aluminium und Eisen ent
hält. Erzeugt man die Chlorsilane, besonders Tri- und Tetra
chlorsilan, durch Umsetzung von gemahlenem oder gebrochenem
technischem Silicium oder Ferrosilicium mit Chlorgas oder Chlor
wasserstoffgas, sammeln sich die in dem siliciumhaltigen Aus
gangsmaterial enthaltenen Verunreinigungen von hauptsächlich Ei
sen und Calcium in dem siliciumhaltigen Reaktionsrückstand an.
Siliciumhaltige Rückstände ergeben sich ferner bei weiteren si
liciumtechnischen oder -metallurgischen Prozessen, so beispiels
weise besonders als Filterstäube beim Brechen oder Mahlen von
metallischem Silicium, wobei derartige Rückstände feinteilig
sind, hauptsächlich als Stäube anfallen und eisenhaltig sind.
Solche, wie die genannten, aber auch andere siliciumhaltige
Rückstände sind nur sehr schwierig und kostspielig aufzuarbei
ten, sofern man deren wertvolle Bestandteile wiedergewinnen
will, und werden daher zumeist unverwertet in besonderen Deponi
en abgelagert.
So befaßt sich die die "Desaktivierung von verbrauchtem Silici
umpulver" betreffende EP 0 287 934 A2 mit der Deponierung der
bei der Erzeugung von Chlorsilanen nach der Direktsynthese an
fallenden siliciumhaltigen Rückstände. Zur Beseitigung des Pro
blems, daß diese Rückstände mit Wasser sehr reaktiv sind und
exotherm reagieren, wird vorgeschlagen, den siliciumhaltigen
Rückstand in Form von Pellets, die einen hohen Anteil an einem
organischen Binder enthalten, zu deponieren. Der organische Bin
der, vorzugsweise Lignin, soll einerseits den Pellets eine aus
reichende mechanische Beständigkeit verleihen, damit sie beim
Abfüllen und beim Transport nicht zerbrechen, und soll anderer
seits die reaktiven Teilchen umhüllen, um sie gegen Feuchtigkeit
abzuschirmen. Die Pellets sollen wegen der Bruchgefahr jedoch
kleiner als 2 cm sein. Sie werden aus einer Mischung aus dem si
liciumhaltigen Rückstand, dem Bindemittel und vorzugsweise Was
ser durch Druckkompaktierung oder durch Mischagglomeration her
gestellt, wobei die Pelletisierung durch Druckkompaktierung in
einer Kolben- oder Formpresse, einer Tabletten-Presse, einer
Rollpresse, einer Pelletisierungsmühle oder einem Schraubenex
truder erfolgen kann und die Pelletisierung durch Mischagglome
ration beispielsweise in einem Drehtrommel-Agglomerator, einem
Schaufelmischer als Knetwerk oder einem Durchlaufmischer. Die
erhaltenen Pellets werden dann bei 250°C getrocknet.
Der Erfindung liegt die ökonomische und umweltorientierte Ziel
setzung zugrunde, siliciumhaltige Rückstände der genannten Art
weder deponieren noch einer aufwendigen Aufbereitung unterziehen
zu müssen, sondern sie unmittelbar, allerdings entsprechend for
muliert, einer nutzbringenden technischen Verwertung zuzuführen.
Ein dafür geeignetes technisches Gebiet ist das der Herstellung
von siliciumhaltigem Eisen oder Stahl, insbesondere der Gußei
senherstellung im Kupolofen unter Verwendung von siliciumhalti
gen Additiven.
Bei der Erzeugung von Gußeisen im Kupolofen werden zur Einstel
lung der Eisenqualität Legierungselemente als Additive verwen
det, welche entweder der Beschickung für den Schmelzofen oder
der Eisenschmelze nach deren Abstich zugesetzt werden. Ein typi
sches derartiges Legierungelement ist metallisches Silicium. Für
den Zusatz von Silicium zur Eisenschmelze dient im allgemeinen
Ferrosilicium, welches allerdings ein kostenintensives Material
darstellt. Weitere der Ofenbeschickung zuzusetzende Legierungse
lemente sind Kupfer, Chrom und Mangan, hauptsächlich eingesetzt
in Form von Kupferschrott bzw. als Ferrochrom und Ferromangan.
Im Lichte der gestellten ökonomischen und umweltorientierten
Zielsetzung liegt die technische Aufgabe der Erfindung darin,
unter Verwendung der genannten siliciumhaltigen Rückstände ein
Additiv für den Einsatz im Schmelzofen zur Verfügung zu stellen.
Voraussetzung für die Lösung dieser Aufgabe ist die Berücksichtigung gewisser Parameter:
Der siliciumhaltige Rückstand soll in einer kompakten, nicht staubenden und feuchtigkeitsunempfindlichen Zubereitung vorlie gen, wozu grundsätzlich von den gemäß der EP 0 287 934 A2 be kannten Techniken des Pelletierens unter Verwendung eines Bin ders Gebrauch gemacht werden kann. Andererseits darf mit Hin blick auf die hohen Ofentemperaturen kein Binder verwendet wer den, der, wie von den organischen Bindern gemäß der EP 0 287 934 A2 ohne weiteres anzunehmen ist, bei den herrschenden Schmelz ofentemperaturen den Preßkörper nicht schon beim Aufgeben oben auf die zu schmelzende Ofenbeschickung zerfallen läßt, sondern dem Preßkörper erlaubt, auch in den weiter unten gelegenen Par tien der Ofenbeschickung zunächst unzersetzt bzw. unzerfallen vorzuliegen, um so eine unschädliche Ofenführung zu gewährlei sten. Diesbezüglich günstig dürften thermisch und mechanisch hinreichend stabile Preßlinge in Form von Briketts sein.
Der siliciumhaltige Rückstand soll in einer kompakten, nicht staubenden und feuchtigkeitsunempfindlichen Zubereitung vorlie gen, wozu grundsätzlich von den gemäß der EP 0 287 934 A2 be kannten Techniken des Pelletierens unter Verwendung eines Bin ders Gebrauch gemacht werden kann. Andererseits darf mit Hin blick auf die hohen Ofentemperaturen kein Binder verwendet wer den, der, wie von den organischen Bindern gemäß der EP 0 287 934 A2 ohne weiteres anzunehmen ist, bei den herrschenden Schmelz ofentemperaturen den Preßkörper nicht schon beim Aufgeben oben auf die zu schmelzende Ofenbeschickung zerfallen läßt, sondern dem Preßkörper erlaubt, auch in den weiter unten gelegenen Par tien der Ofenbeschickung zunächst unzersetzt bzw. unzerfallen vorzuliegen, um so eine unschädliche Ofenführung zu gewährlei sten. Diesbezüglich günstig dürften thermisch und mechanisch hinreichend stabile Preßlinge in Form von Briketts sein.
Dies erläutert sich folgendermaßen. Ein Kupolofen wird mit der
zu schmelzenden Charge von oben her beschickt. Entweder vorzugs
weise der Charge außerhalb des Ofens schon beigemischt, bei
spielsweise im Wiegebunker, oder der in den Ofen eingefüllten
Charge Zug um Zug oben aufgegeben, werden die die Gußeisenguali
tät bestimmenden Additive zugesetzt. Die sich während des
Schmelzprozesses entwickelnden heißen Gase steigen nach oben,
heizen das allmählich absinkende Chargenmaterial im oberen Ofen
bereich vor und ziehen als Abgase ab. Setzt man als qualitätsbe
stimmendes Additiv siliciumhaltige Rückstände enthaltende Preß
linge, beispielsweise in Brikettform, ein, sollen diese Briketts
nicht zerfallen, bevor sie die Schmelzzone erreicht haben. An
dernfalls ist mit folgenden Nachteilen zu rechnen. Beim vorzeiti
gen Zerfall könnten die Briketts das in ihnen enthaltene Silici
ummaterial in seiner feinteiligen Form freisetzen, so daß ein
Teil des vorgelegten Siliciums mit den Abgasen abgeführt wird
und für den Schmelzprozeß verlorengeht. Darüber hinaus ist zu
befürchten, daß das freigesetzte, nicht abgetriebene feine Sili
ciummaterial die Gasdurchlässigkeit der Ofenbeschickung herab
setzt, damit den gleichmäßigen Gasfluß durch die Beschickung
nach oben stört und zu einer über den Ofenquerschnitt ungleich
mäßigen Vorerhitzung der zu schmelzenden Charge führt.
Geht man von Briketts mit siliciumhaltigem Rückstand als Additiv
für die Eisenherstellung aus, läßt sich vorsehen, sämtliche für
die herzustellende Eisen- oder Stahlqualität vorgesehenen weite
ren Zusatzstoffe, insbesondere die Legierungselemente, sogleich
bei der Brikettierung mithineinzuarbeiten, so daß schließlich in
den Briketts eine Additivmischung als eine einzige Zusatzstoff-
Quelle vorliegt, die eine Zugabe von Zusatzstoffen aus mehreren
Quellen erübrigt.
Die genannte technische Aufgabe gemäß der Erfindung wird gemäß
der Merkmale des Patentanspruchs 1 durch siliciumhaltige Rück
stände enthaltende Briketts gelöst, welche sich, bezogen auf die
Trockenmasse, zusammensetzen aus 1-10 Gew. % an zermahlener
Pappe (Karton), 5-40 Gew. % an hydraulischem Zement, 0-20
Gew. % an Partikeln von Metall oder Metallegierung und dem sili
ciumhaltigen Rückstand als Rest.
Gemäß der abhängigen Ansprüche 2 bis 4 weisen die Briketts als
Additiv für die Eisenherstellung im Kupolofen vorzugsweise einen
Gehalt von 2-5 Gew.% an der Kartonmasse und 10-30 Gew.% an
dem hydraulischen Zement auf, für welchen vorzugsweise Portland
zement verwendet wird, doch läßt sich auch ein anderer hydrauli
scher Zement verwenden, beispielsweise Calciumaluminat-Zement.
Als weitere Legierungselemente können die Briketts gemäß der Er
findung Metallteilchen aus Kupfer und/oder von Legierungen, wie
Ferrosilicium, Ferrochrom, Ferromangan, und, je nach Bedarf,
auch von weiteren Elementen oder Legierungen enthalten.
Wie sich überraschenderweise herausgestellt hat, verleiht der
Anteil an Kartonmasse den Briketts eine gute Grundfestigkeit
schon dann, wenn der Zement noch nicht ausgehärtet ist, so daß
die gerade erst ausgeformten Briketts bereits gut handhabbar und
für ihren Zweck einsetzbar sind.
Hergestellt werden die Briketts gemäß der Erfindung durch Vermi
schen der Komponenten unter Anteigen mit Wasser und anschließen
dem Ausformen der feuchten Masse zum Brikett durch Druckkompak
tierung nach einem der bekannten Verfahren, wobei die Brikettie
rung durch Extrusion bevorzugt ist. Die Vermischung der Kompo
nenten kann zunächst trocken erfolgen, wonach das Wasser zugege
ben wird, oder die Vermischung erfolgt sogleich in Gegenwart des
Wassers. Der auf den Trockenanteil bezogene Wassergehalt liegt
insgesamt bei 5 bis 20 Gew.-%, wobei zu berücksichtigen ist, daß
das eingesetzte Material an siliciumhaltigem Rückstand regelmä
ßig selbst wasserhaltig ist. Beispiele für den Wassergehalt von
siliciumhaltigen Rückständen finden sich in Tabelle 1 weiter un
ten.
Mittels Briketts gemäß der Erfindung hergestelltes Gußeisen
führt zu dem überraschenden Ergebnis, daß sich die angebotene
Siliciummenge mit gleich gutem Ausbeutegrad in der Größenordnung
von 85% wie bei Verwendung von stückigem Ferrosilicium in dem
Gußeisen wiederfindet. Das bedeutet unter anderem, daß wegen der
Formulierung des siliciumhaltigen Rückstands in den Pappmasse
und Zement enthaltenden Briketts kein Abtreiben des ursprünglich
feinteiligen Siliciummaterials mit den Abgasen stattfindet.
Es wurden Briketts aus Siliciumrückstand, Kartonmasse, Portland
zement, Ferrosilicium und Wasser in einer hydraulischen Kolben
presse hergestellt. Der Druck betrug 100 MPa, die Preßtemperatur
lag bei Raumtemperatur und die Brikettform hatte einen Durchmes
ser von 50 mm und eine Höhe von 20 mm. Vor dem Verpressen der
verschiedenen Komponenten waren diese zuvor intensiv in einem
Versuchsmischer (vom Typ R02 der Firma Eirich, Deutschland) ver
mischt worden.
Die Druckfestigkeit der so hergestellten Briketts wurde bei
Raumtemperatur einerseits unmittelbar nach der Herstellung und
andererseits nach einer in reduzierender Atmosphäre stattgefun
denen Erhitzung der Briketts auf 1000°C bestimmt.
Verschiedene Kompositionen und deren Druckfestigkeiten bei nied
riger und bei hoher Temperatur sind in Tabelle 1.
Wie sich aus der Tabelle ergibt, weisen die untersuchten Bri
ketts eine hervorragende Anfangsfestigkeit und eine gute Druck
festigkeit nach Erhitzen auf 1000°C auf. Im praktischen Versuch
zerfielen die Briketts während ihrer beobachtbaren Aufenthalts
zeit im Kopfbereich der Beschickung des Kupolofens nicht.
Soweit in der Tabelle nur ein beispielhafter Versuch für die Zu
mischung von weiteren Legierungsbestandteilen verzeichnet ist
(Versuch Nr. 7), soll dies die Lehre, daß sich den Briketts alle
möglichen Metalle oder Legierungen für die Qualitätseinstellung
bzw. -verbesserung des herzustellenden Gußeisens bzw. anderer
Eisen- oder Stahlqualitäten zumischen lassen, nicht einschrän
ken, und soll als Beispiel für den mit der Erfindung erzielbaren
Vorteil genügen, daß sämtliche vorgesehene Additiv-Substanzen in
die Briketts eingearbeitet sein können, so daß sich die Verwen
dung mehrerer Additiv-Quellen erübrigt. Der Hauptvorteil der Er
findung beruht jedoch in der nützlichen und kostenbilligen Ver
wertung von siliciumhaltigen Rückständen, welche bislang vorwie
gend ungenutzt blieben und unter kostenaufwendiger Präparierung
als Abfallstoffe zu deponieren waren.
Claims (7)
1. Siliciumhaltige Abfallstoffe enthaltendes Brikett als Addi
tiv für metallurgische Zwecke, enthaltend auf das Trockengewicht
bezogen 1-10 Gew.% an Kartonmasse, 5-40 Gew.% an hydrauli
schem Zement, 0-20 Gew.% an Teilchen aus wenigstens einem Me
tall und/oder einer Metallegierung und den siliciumhaltigen
Rückstand als Rest.
2. Brikett nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der
Gehalt an Kartonmasse 2-5 Gew.% und der Gehalt an hydrauli
schem Zement 10-30 Gew.% beträgt.
3. Brikett nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die Brikett an Teilchen aus Metall bzw. Metallegierung enthal
ten: wenigstens Kupfer und/oder Ferrosilicium und/oder Ferro
chrom und/oder Ferromangan.
4. Brikett nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet
durch einen Querschnittsdurchmesser von etwa 20 mm und eine Höhe
von etwa 50 mm.
5. Verfahren zur Herstellung eines Briketts gemäß einem der An
sprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man die Komponenten
unter gleichzeitigem oder nachträglichem Zusatz von Wasser ver
mischt und die angeteigte Mischung mittels Druckkompaktierung,
vorzugsweise durch Extrudieren, zum Brikett ausformt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß man
einschließlich des in dem siliciumhaltigen Rückstand enthaltenen
Wassers bezogen auf den Trockengehalt der Komponenten zum Antei
gen 5 bis 20 Gew.% Wasser verwendet.
7. Verwendung eines Briketts gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4
als Additiv für die Herstellung von Gußeisen im Kupolofen.
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