DE19542593A1 - Lehmbaukachel und Lehmbauelemente und Verfahren zur Aufbereitung von Lehm zu deren Herstellung - Google Patents
Lehmbaukachel und Lehmbauelemente und Verfahren zur Aufbereitung von Lehm zu deren HerstellungInfo
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- B28C—PREPARING CLAY; PRODUCING MIXTURES CONTAINING CLAY OR CEMENTITIOUS MATERIAL, e.g. PLASTER
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- B28C1/10—Apparatus or methods for obtaining or processing clay for processing clay-containing substances in non-fluid condition ; Plants
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- C04B33/00—Clay-wares
- C04B33/02—Preparing or treating the raw materials individually or as batches
Description
Die Erfindung betrifft eine Lehmbaukachel und Lehmbau
elemente und ein Verfahren zur Aufbereitung von Lehm zur
Herstellung dieser.
Lehmbaukacheln sind auf bereits vorhandene Wände auf
setzbare Verkleidungselemente, die das Raumklima in Räu
men vorteilhaft beeinflussen.
Lehmbau war für die vergangenen fünf zehntausend Jahre
den Menschen stets als angenehmer Baustoff bekannt. Erst
mit Einsetzen der Industrialisierung wurde auch mehr
Wert darauf gelegt, die Baumaterialien witterungsbestän
dig transportieren und schnell verarbeiten zu können, so
daß zunächst Ziegel, später Beton den Lehmbau verdräng
ten. Dennoch gibt es noch ca. 2,2 Millionen Lehmhäuser
in Deutschland, die, wie auch in anderen Ländern, leicht
6 Stockwerke und mehr groß sein können.
Erst in neuerer Zeit ist man dem strukturellen Aufbau
von Lehm und seinen ganz speziellen Bindungs- und pla
stischen Eigenschaften wissenschaftlich nähergetreten.
Lehm und insbesondere Tonbestandteile bestehen aus Tei
len, die um ein vielfaches kleiner als Sand mit einer
wesentlich höheren spezifischen Oberfläche versehen sind
und deren Bindekraft durch elektro-chemische Oberflä
chenkräfte, die durch eine Plättchenstruktur des Lehms
unterstützt werden, wesentlich höher ist. Diese Plätt
chenstruktur wird jedoch zur Zeit bei der Aufbearbeitung
von Lehm in keinster Weise beachtet. Vielmehr werden aus
dem Betonbau übliche Bearbeitungsverfahren auch auf
Lehmsteine übertragen, wobei jedoch die speziellen Mate
rialeigenschaften des Lehms kaum genutzt werden können.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Auf
bereitungsverfahren für Lehm zu schaffen, das an die Ma
terialeigenschaften des Lehms optimal angepaßt ist und
das das Herstellen von Lehmbaukacheln großer Festigkeit
bei Beibehaltung aller anderen vorteilhaften Eigenschaf
ten von Lehmbausteinen wie Porosität und Wärmespeicher
kapazität ermöglicht. Auch soll der Lehm nicht beim
Trocknen stark schrumpfen bzw. bei Feuchtigkeit quellen.
Das Lehmaufbereitungsverfahren erfüllt einen konkurrenz
losen ökologischen Standard. Der Energieaufwand ist nahe
Null und es fallen keine Belastungen für Wasser, Boden,
Luft oder andere natürliche Ressourcen an. Zudem wird
eine Arbeitsplatzschaffungsquote erreicht, in Bezug auf
die Grundinvestitionen, die im produzierenden Gewerbe
beispiellos ist. Alle Lehmbauelemente sind vollkommen
recycelbar und renaturisierbar.
Gelöst wird die Aufgabe durch die Merkmale des Hauptan
spruches, wobei die Unteransprüche bevorzugte Ausfüh
rungsformen wiedergeben. Insbesondere der Verzicht auf
das Verdichten des Lehms vor Herstellen der Lehmbauka
cheln, daß durch ein gezieltes mehrtätiges Stehenlassen
zur Fermentierung des Lehms nach dem Mischen mit organi
schen Bestandteilen vorteilhafterweise mit einem über
durchschnittlichen Anmachwasseranteil ermöglicht wird.
Während dieser Fermentationsphase, die beispielsweise
1-5 Tage dauern kann, regeneriert sich zum einen die
Plättchenstruktur des Lehms und richtet sich neu aus.
Dadurch ergibt sich eine durchschnittlich 28-38% hö
here Druckfestigkeit, die es erlaubt, daß fertige Ka
cheln wesentlich größere Festigkeit aufweisen, so daß
sie beispielsweise ohne das vorherige Vorbohren nun wie
Holzbretter auf Wände aufgesetzt werden können.
Da organische Zusatzstoffe, wie beispielsweise Stroh,
stark in ihrer Fermentationsfähigkeit schwanken, wird
weiter vorgeschlagen, ähnlich wie bei Joghurtkulturen,
aus der jeweils letzten fermentierten Charge ein Teil
des Lehms zu entnehmen und einer neuen Charge als Fer
mentationsstarter zuzusetzen. Weiter wird vorgeschlagen,
parallel zu der Produktion in speziellen Fermentations
behältern über einen längeren Fermentationszeitraum Im
pfsubstrat zu "züchten". Insbesondere Mikroorganismen
und Algen bauen organische Bestandteile des Lehms zu Hu
mussäuren ab, die bei der Struktur des Lehms die Bin
dungskräfte erheblich steigern. Dadurch wird die Elast
izität der fertigen Lehmbauprodukte wesentlich erhöht.
Durch die Eingabe der organischen Bestandteile wird der
Lehm "flockiger".
Weiter wird vorgeschlagen, Stroh nicht, wie bisher üb
lich in vergleichsweise großen Stücken einzubringen,
sondern vorher zu zerfasern oder zu mahlen. Dadurch läßt
sich die Oberfläche wesentlich steigern und es werden
keine langen "Sollbruchstellen" in die Kacheln einge
bracht.
Schließlich hat es sich als vorteilhaft herausgestellt,
wenn der Lehm vor dem Mischen mit organischen Bestand
teilen monatelang feucht bei wechselnden Temperaturen
gewettert wird. Dieses feuchte Lagern läßt Wasser bzw.
Wasserdampf in den Lehm eindringen und lockert diesen
insgesamt auf, was durch wie mit den wechselnde Tempera
turen noch verbessert wird. Diese sogenannte "Vorakti
vierung" des Lehms erleichtert insbesondere das Mischen
und verbessert die Wirksamkeit der nachfolgenden Schrit
te.
Es können bereits Algen und andere Mikroorganismen in
den Lehm eindringen und somit der Mischvorgang optimaler
und qualitativer besser durchgeführt werden, was u. U.
darin begründet ist, daß die Plättchenstruktur des Lehms
durch mechanische Bewegung nicht so stark gestört wird.
Weiter wird vorgeschlagen, Lehmbaukacheln mehrschichtig
aus einer Innenschicht mit hohem Strohanteil und Außen
schicht mit geringem Strohanteil herzustellen. Diese
Lehmbaukacheln können zusätzlich durch Zinkungen inein
ander verzahnt, also untereinander verbunden bzw. ver
netzt an Wänden angeordnet werden, wobei die steifen
Schichten sich gegeneinander abstützen und die etwas
plastischeren Schichten, die jedoch verbesserte Raumkli
maaktivität haben, nicht mit diesen Kräften beaufschlagt
werden.
Zur Herstellung derartiger Verzinkungen wird insbesonde
re ein Baukastensystem vorgeschlagen, das mit einem fe
sten Rahmen und einer Mehrzahl von in Seitenabschnitte
des Rahmens einsetzbaren Blindstücken jeweils entspre
chend kleinere Lehmkacheln mit Aussparungen ergibt.
Durch die so realisierbaren Formen sind auch freitragen
de Gegenstände, wie Bienenkästen, Öfen oder Regale mach
bar.
Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich
aus nachfolgender detaillierter Beschreibung des Her
stellungsverfahrens der Lehmkacheln.
In einem ersten Arbeitsschritt wird der Lehm ca. 1/2-
1 Jahr im Freien bei Frost und Regen gelagert, wodurch
sich die vorher in der Lagerstätte über Jahr-Millionen
abgesetzten Lehmpartikel aufschließen. Nach einem kurzen
Transport in großen Klumpen in einen umgebauten Betonmi
scher mit wesentlich schmaleren Mischarmen und einem
verstärktem Antrieb, sowie wesentlich verminderter
Rührgeschwindigkeit von nur noch ca. 5-20 Umdrehungen
in der Minute wird Lehm zusammen mit Wasser und gemah
lenem Stroh sowie ggf. einem aus einem vorangehenden
Fermentationsprozeß stammenden Lehmbestandteil als Im
pfsubstrat vermischt. Je nach Umgebungstemperatur sowie
Alter des Strohs kann mehr oder ggf. auch kein Vor-
Fermentationslehm zugesetzt werden.
Es wird derart viel Wasser zugesetzt, daß der Lehm nun
mehr dünnplastisch ist und sehr leicht geformt werden
kann.
Erfindungsgemäß wird nunmehr vorgeschlagen, den Lehm in
aus Holz im wesentlichen wasserdicht, jedoch überschüs
siges Wasser durchlassenden Bretterbehältern fermentie
ren zu lassen. Diese werden mit einer Plastikfolie abge
deckt, um weiteren Eintrag von Wasser (Regen) oder uner
wünschten Verunreinigungen zu vermeiden. Ggf. kann durch
Anheben einer Raumtemperatur der Fermentationsprozeß be
schleunigt werden. Ohne Anheben der Temperatur wird eine
Fermentationszeit von 1-5 Tagen vorgeschlagen.
Außer Stroh können Tonmehle, Erdpigmente und Cellulose
je nach Anwendungszweck (Färbung, Struktur, Gewicht) in
grober oder mikrofeiner Form zugesetzt werden. Falls dem
Stroh nicht genügend Bakterien, Algen und Mikroorganis
men anhaften, können aus Hefe- oder Joghurtkulturen zu
sätzliche aktivierende Bestandteile zugesetzt werden.
In diesen Fermentationscontainern, in die ca. 1/2-2
Tonnen Lehm hineinpaßt, wird der Lehm bis zur Produkti
onsstätte für die Kacheln und allen anderen Lehmbaupro
dukten transportiert. Dort wird er im Handstrichverfah
ren in Formen aus leicht abziehbaren Materialien mit
Aussparungen und entsprechend beweglichen Einsätzen in
einer Vielzahl von verschiedenen, zueinander passenden
Kachelformen im Werkstück auf beweglichen Unterlagen,
wie Holzbrettern oder anderen beschichteten Unterlagen
realisiert.
Es wird also anders als bisher, wo der Lehm in einem
kontinuierlichen, kurzen, ununterbrochenen Verfahren
aufbereitet wurde, nun ein diskontinuierliches Verfahren
gewählt, bei den die Ruhezeiten in Fermentationscontai
nern entscheidend sind.
In einem Sandwichhandstrichverfahren können verschiedene
Materialien in einem Produkt bearbeitet werden, z. B.
Lehm mit einem hohen Strohanteil (leichter) mit einer
mittleren massiven Schicht aus 100% Lehm, die insbeson
dere gut die Wärme speichern kann. Durch den vertikalen
Aufbau in den vorgeformten Formen lassen sich gleichmä
ßige Schichtdicken sicherer produzieren.
Für eine Wärmeschwankungen besonders gut regulierende
vergleichsweise dünne Kachel wird vorgeschlagen, zwei
Außenschichten mit einem hohen Strohanteil mit einer
nicht dünneren Innenschicht aus massivem Lehm zu ferti
gen, die als Armierung wirkt und den Wärme aufgrund ih
rer kompakteren Beschaffenheit besonders gut speichert.
Falls aber die Feuchtigkeitsregulierung im Vordergrund
steht und besonders viel Feuchtigkeit von innen nach au
ßen durch dicke Kacheln transportiert werden soll, wird
vorgeschlagen, jeweils dünne Massiv-Lehm-Schichten außen
und eine dicke Schicht mit hohem Strohanteil innen zur
Gewichtsreduzierung vorzusehen.
Wichtig ist, daß die Lehmziegel nicht zu schnell und be
schleunigt getrocknet werden, sondern daß die Trocknung
sich über einen längeren Zeitraum hinweg ggf. nur unter
Ausgleich wechselnder Außentemperaturen dosiert erfolgt.
Wichtigt ist jedoch die gute Lüftung (Quer- und Längs
lüftung) der in Trocknungsregalen noch immer auf den
Brettern verbleibenden Kacheln.
Die einzelnen Kacheln sind beispielsweise ca. 18 × 20 cm
groß, flach und mindestens 3 cm dick, was ein Gewicht
insbesondere der Sandwichkacheln von 4 kg pro Kachel er
gibt. Andere, größere Elemente, die bespielsweise eine
beidseitige textile Oberflächenarmierung haben, werden
mit Abmessungen von ca. 35 × 70 cm vorgeschlagen und
wiegen dann 17 kg. Das Handstrichverfahren erlaubt dabei
auch gekrümmte Kacheln, die Oberflächengestaltung mit
allen denkbaren Mustern und das Einlegen von Geweben
oder Pflanzen.
Zur Befestigung auf Wänden wird vorgeschlagen, herkömm
liche Spaxschrauben ohne Vorzubohren durch die Kachel
hindurchzusetzen. Hierzu werden die Spaxschrauben zuerst
in alle Lehmbaukacheln geschraubt und dann die Kachel
an die Wand gesetzt, positioniert und festgezogen. Damit
kann eine Person allein auch größere Lehmbaukacheln an
bringen.
Claims (7)
1. Verfahren zum Aufbereiten von Lehm zur Herstellung
von Lehmbaukacheln und sonstigen Lehmbauelementen, ge
kennzeichnet durch ein bis mehrtätiges Fermentieren
nach dem Vermischen mit Wasser, und dem Vermischen
mit organischen Bestandteilen, die die Fermentation
starten.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die organischen Bestandteile, die die Fermentation
starten, aus dem Lehm eines vorangehenden Fermentati
onsprozeßes bestehen, der als Starterimpfung verwendet
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die organischen Bestandteile gemahlenes Stroh um
fassen.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß die organischen Bestandteile Cellulose
umfassen.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß vor Mischen des Lehms mit
dem Wasser eine vierwöchige feuchte Lagerung bei wech
selnden Temperaturen erfolgt ist.
6. Wärmespeichernde Lehmbaukachel hergestellt aus ei
nem aufbereiteten Lehm nach einem Verfahren der voran
gehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch einen mehr
schichtigen Aufbau mit einer dickeren inneren massive
ren Wärmespeicherschicht und zwei äußeren leichteren,
poröseren Schichten.
7. Lehmbaukachel nach Anspruch 6, gekennzeichnet durch
eine gezinkte Grundform zum Ineinandergreifen beim An
bringen an eine Wand oder Decke.
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Also Published As
Publication number | Publication date |
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