DE19523483A1 - Rechnergestützte Fehlerdiagnoseeinrichtung für ein komplexes technisches System - Google Patents
Rechnergestützte Fehlerdiagnoseeinrichtung für ein komplexes technisches SystemInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf eine rechnergestützte Fehlerdia
gnoseeinrichtung für ein komplexes, d. h. modular aus mehreren
Teilsystemen aufgebautes, technisches System mit mehreren zu
diagnostizierenden Funktionen nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1, wobei das zu diagnostizierende technische System insbesondere
ein Kraftfahrzeug sein kann.
In der Patentschrift US 5.099.436 ist eine rechnergestützte Feh
lerdiagnoseeinrichtung für ein komplexes technisches System be
schrieben, bei dem während des Systembetriebs erfaßte Daten mit
einer ereignisbasierten Repräsentation des Systems, die eine
Mehrzahl vordefinierter Ereignisse enthält, verglichen wird. Zu
sätzlich sind dort ein Symptom-Ausfall-Modell und ein Fehlermo
dell vorgesehen. Anhand dieser Modelle wird eine Mehrdeutig
keitsgruppe mit einer Rangfolgenordnung erstellt, die wiederum
als Grundlage für eine Strukturmodellanalyse dient, bei der mit
der größten Wahrscheinlichkeit eines Fehlers in der Mehrdeutig
keitsgruppe begonnen wird.
Strukturelle Grundzüge einer gattungsgemäßen rechnergestützten
Fehlerdiagnoseeinrichtung für ein Kraftfahrzeug sind in den Ver
öffentlichungen N. Waleschkowski, M. Schahn, W. Henrich, T. For
chert, K. Müller und J. Steinhart, "Ein wissensbasiertes Fahr
zeug-Diagnosesystem für den Einsatz in der Kfz-Werkstatt",
Grundlagen und Anwendungen der künstlichen Intelligenz, Sprin
ger-Verlag, 1993, S.277 sowie N. Waleschkowski, N. Schahn und T.
Forchert, "Wissensmodellierung und Wissenserwerb am Beispiel der
Fahrzeugdiagnose", Zeitschrift Künstliche Intelligenz KI 1/95,
S. 55 beschrieben. Der Inhalt dieser beiden Veröffentlichungen
bildet die Basis des vorliegenden Erfindungsgegenstands und wird
hierin durch Verweis aufgenommen, so daß bezüglich der detail
lierten Beschreibung von Komponenten, die dort eingehend erläu
tert sind, auf diese Veröffentlichungen verwiesen werden kann.
Eine Fehlerdiagnoseeinrichtung, wie sie dort offenbart ist, ent
hält eine Diagnoseablaufbereitstellungsstufe mit einer Wissens
basis, die als mehrdimensionales Gebilde aufgefaßt werden kann,
wobei je nach Sichtweise auf die Wissensbasis das den hierarchi
schen Aufbau des technischen Systems aus den einzelnen Teilsy
stemen darstellende Strukturmodell, das die Wirkungsbeziehungen
zwischen den einzelnen Teilsystemen darstellende Wirkungsmodell
oder das Fehlermodell erscheint, das die Zusammenhänge zwischen
Fehlerursachen und deren Auswirkungen sowie geeigneten Prüfab
läufen und Reparaturen darstellt und damit den Diagnoseablauf
bestimmt. Herkömmlicherweise geschieht die Erstellung eines Feh
lermodells von Hand, was einen hohen Arbeitsaufwand bedeutet und
vor allem auch schwierige Entwurfsentscheidungen erfordert, die
oft von unterschiedlichen Entwicklungspersonen verschieden ge
troffen werden, was zu Fehlermodellen führt, deren Struktur ver
gleichsweise stark von subjektiven Faktoren beeinflußt ist. Dies
wiederum beeinflußt in nachteiliger Weise die erwünschte Wohlde
finiertheit und Eindeutigkeit des daraus resultierenden Diagno
seablaufs.
Der Erfindung liegt als technisches Problem die Bereitstellung
einer rechnergestützten Fehlerdiagnoseeinrichtung der eingangs
genannten Art zugrunde, die selbsttätig und zuverlässig Fehler
diagnosen an einem gegebenen technischen System mit möglichst
wohlstrukturierten, einheitlichen Diagnoseabläufen durchzuführen
vermag und die vergleichsweise wenig Arbeitsaufwand zur Diagno
seablaufbereitstellung im Vorfeld der Fehlerdiagnosedurchführun
gen erfordert.
Dieses Problem wird durch eine rechnergestützte Fehlerdiagnose
einrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Bei dieser
Einrichtung generiert die Diagnoseablaufbereitstellungsstufe aus
dem Strukturmodell und dem Wirkungsmodell automatisch ein Basis-
Fehlermodell in der angegebenen, speziellen Art und Weise. Es
zeigt sich, daß ein solchermaßen automatisch erstelltes Basis-
Fehlermodell aufgrund seiner relativ einheitlichen und optimier
ten Struktur zu wohldefinierten und zuverlässigen Diagnoseabläu
fen führt, wobei zudem nur ein vergleichsweise geringer Arbeits
aufwand für die Fehlermodellerstellung benötigt wird.
Eine Weiterbildung der Erfindung nach Anspruch 2 vervollständigt
die Fehlerdiagnoseeinrichtung zu einem geschlossenen Diagnose
prozeßkreis, indem eine Auswertestufe die Sitzungsprotokolle von
Diagnoseabläufen auswertet und daraus Informationen extrahiert,
die zur Aktualisierung der den Diagnoseablauf bestimmenden Wis
sensbasis verwendet und zu diesem Zweck an die Diagnoseablaufbe
reitstellungsstufe übermittelt werden können.
Eine Fehlerdiagnoseeinrichtung nach Anspruch 3 ist besonders gut
zur Fehlerdiagnose an Kraftfahrzeugen geeignet.
Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung ist in den Zeich
nungen dargestellt und wird nachfolgend beschrieben. Hierbei
zeigen:
Fig. 1 ein schematisches Blockdiagramm einer rechnergestützten
Fehlerdiagnoseeinrichtung für ein Kraftfahrzeug mit zuge
hörigen Kommunikationspfaden,
Fig. 2 eine schematische, ausschnittweise Ansicht der primären
Beschreibungsebene eines in der Diagnoseablaufbereitstel
lungsstufe von Fig. 1 abgelegten Wissensbasis-Struktur
modells,
Fig. 3 eine schematische Blockschaltbilddarstellung einer sich
auf eine Elektronische-Fahrpedal- (EFP) -Stelleinrichtung
beziehenden Wirkungsgruppe eines Wissensbasis-Wirkungsmo
dells, das in der Diagnoseablaufbereitstellungsstufe von
Fig. 1 abgelegt ist,
Fig. 4 eine schematische Darstellung einer der Wirkungsbereiche
der Wirkungsgruppe von Fig. 3,
Fig. 5 eine Flußdiagrammdarstellung bezüglich der Erstellung ei
nes in der Diagnoseablaufbereitstellungsstufe von Fig. 1
abgelegten Fehlermodells,
Fig. 6 eine Blockdiagrammdarstellung eines der Wirkungsbereiche
von Fig. 3 zur Veranschaulichung der Bedeutung einer
Trennstelle,
Fig. 7 eine schematische Darstellung desjenigen Fehlerbaumteils
aus dem Fehlermodell, der sich auf die EFP-Stelleinrich
tung von Fig. 3 bezieht, und
Fig. 8 eine schematische Blockdiagrammdarstellung der lokalen
Umgebung eines Fehlerobjektes aus dem Fehlermodell.
Wie aus Fig. 1 ersichtlich, beinhaltet die beispielhaft be
schriebene rechnergestützte Kraftfahrzeug-Fehlerdiagnoseeinrich
tung als Herzstück eine Diagnosedurchführungsstufe (1), die ty
pischerweise in einer Diagnose-Rechnereinrichtung einer Werk
statt installiert ist. Mit ihr kann ein Kundendienstberater, an
den ein Kunde bzw. Fahrer wegen eines Störfalls an seinem Kraft
fahrzeug herantritt, zwecks Mitteilung der Fahrzeugidentifikati
on und eventuell bekannter Fehlersymptome kommunizieren. Die
Diagnosedurchführungsstufe (1) vermag selbsttätig einen Diagno
seablauf am jeweiligen Fahrzeug durchzuführen, wie er durch ein
zugehöriges Diagnoseprogramm vorgegeben ist, das der Diagnose
durchführungsstufe (1) von einer Diagnoseablaufbereitstellungs
stufe (2) zur Verfügung gestellt wird, die sich typischerweise
in einer Entwicklungszentrale des Fahrzeugherstellers befindet.
Je nach Fahrzeug und mitgeteilten Fehlersymptomen steuert dann
die Diagnosedurchführungsstufe (1) einen geeigneten Diagnose
ablauf unter Interaktion mit dem beteiligten Servicetechniker,
der je nach Ablaufstrategie die vom System vorgeschlagene Vorge
hensweise beibehalten oder aufgrund seiner eigenen Erfahrung von
dieser abweichen kann. Solche Strategien, wie benutzerführende
Strategien, vom Benutzer gesteuerte Strategien oder eine fallba
sierte Strategie sind an sich bekannt und bedürfen hier keiner
näheren Erläuterung. Zwischen Diagnosedurchführungsstufe (1) und
Servicetechniker werden auf diese Weise die erforderlichen Prüf
anweisungen und Prüfergebnisse ausgetauscht. Während einer Stö
rungslokalisierung greift der Servicetechniker zudem ggf. in das
Fahrzeugsystem ein, indem er Bauteile an Trennstellen voneinan
der trennt oder Meßsensorik anschließt sowie eine Abhilfemaßnah
me durchführt z. B. ein als fehlerhaft erkanntes Bauteil aus
tauscht. Während der Diagnose kommuniziert die Diagnosedurchfüh
rungsstufe (1) mit der Fahrzeugelektronik zur Erfassung von Meß
werten und Umgebungsdaten, die dann ihrerseits den Diagnoseab
lauf in einer vom Diagnoseprogramm vorgegebenen Weise steuern,
d. h., daß in Abhängigkeit eines gemessenen Wertes der nächste
Diagnoseschritt bestimmt wird. Des weiteren vermag die Diagnose
durchführungsstufe (1) Aktuatoren im Fahrzeug aktiv anzusteuern
und so das Fahrzeug in einen bestimmten Zustand zu versetzen.
Zur Durchführung der Fahrzeugkommunikation während der Diagnose
dient ein Softwaremodul in Form eines sogenannten Fahrzeug-Mana
gers, der die aktuelle Fahrzeugkonfiguration ermittelt und die
Variantenbehandlung, z. B. automatische Auswahl des Kommunikati
onsprotokolls, der verschiedenen vorhandenen Steuergerätevari
anten übernimmt. Weiterhin beinhaltet die Kommunikation zwischen
Fahrzeug und Diagnosedurchführungsstufe (1) die Übermittlung von
diagnoserelevanten Daten, insbesondere ggf. abgelegten Fehler
codes.
Zur Bereitstellung der erforderlichen Diagnoseprogramme für die
Diagnosedurchführungsstufe (1) enthält die Diagnoseablaufbereit
stellungsstufe (2) eine abgespeicherte Wissensbasis, die aus
Wissenbasismodulen besteht, die einem jeweiligen Teilsystem des
komplexen, modular aufgebauten technischen Systems, hier spezi
ell des Fahrzeugs, zugeordnet sind. Zur Wissensrepräsentation
werden ein Strukturmodell bezüglich des Aufbaus des technischen
Systems und seiner Teilsysteme, ein Wirkungsmodell bezüglich der
Funktionsweise der Teilsysteme, ein Fehlermodell, in welchem das
Wissen über die Beziehungen zwischen Fehlern und Symptomen bzw.
zwischen Fehlern und ihren Ursachen enthalten ist, sowie eine
Fallbasis über situations- und fallbezogene Information verwen
det. Die Wissensbasis kann als mehrdimensionales Gebilde aufge
faßt werden, aus der sich je nach Sichtweise die verschiedenen
genannten Modelle ergeben, z. B. ergibt sich das Strukturmodell
durch eine Sicht auf die Wissensbasis mittels der "hat-Teil" -Re
lation, während die "verursacht-durch" -Relation eine Sicht auf
das Fehlermodell gestattet. Zur Erstellung und Aktualisierung
des jeweiligen Strukturmodells und Wirkungsmodells werden die
erforderlichen Eingangsinformationen über eine Eingabestation
(3) innerhalb einer Entwicklungs- oder Serviceumgebung in die
Diagnoseablaufbereitstellungsstufe (2) eingespeist, die dann,
wie unten näher beschrieben, aus dem Struktur- und dem Wirkungs
modell automatisch ein Basis-Fehlermodell generiert. Durch eine
Auswertestufe (4) wird ein geschlossener Diagnoseprozeßkreis ge
bildet, in dem die Auswertestufe (4) die Diagnosesitzungsproto
kolle der Diagnosedurchführungsstufe (1) nach Information aus
wertet, die für die Wissensbasis in der Diagnoseablaufbereit
stellungsstufe (2) von Interesse ist. Diese Information wird von
der Auswertestufe (4) an die Eingabestation (3) zur Weitergabe
an die Diagnoseablaufbereitstellungsstufe (2) übermittelt, die
daraufhin die Wissensbasis entsprechend der Diagnoseergebnisse
aktualisieren kann. Die Auswertestufe kann sich hierbei entweder
in der jeweiligen Werkstatt oder aber in einer zentralen Ent
wicklungs- oder Serviceabteilung des Fahrzeugherstellers befin
den.
Nachfolgend wird genauer auf die den Diagnoseablauf bestimmende
Wissensbasis eingegangen. Das Strukturmodell beschreibt die Zu
sammensetzung des Fahrzeugs aus den einzelnen Bauteilen, wobei
eine primäre Beschreibungsebene aus einem Strukturbaum besteht,
wie er in Fig. 2 ausschnittweise für ein Teilsystem "Anti
blockiersystem" illustriert ist. Die Verbindungspfeile repräsen
tieren dabei jeweils die "hat-Teil"-Relation, d. h. eine hierar
chisch nachgeordnete Komponente ist Bestandteil der zugehörigen,
hierarchisch übergeordneten Komponente. Auf einer sekundären Be
schreibungsebene ist jeder Einheit des Strukturmodells Wissen
über mögliche Fehler, Prüfverfahren und Reparaturen zugeordnet.
Das Wirkungsmodell beschreibt das Zusammenwirken der Bauteile
des Fahrzeugs bzw. der einzelnen Teilsysteme. Die Beschreibung
erfolgt durch Modellierung der Wirkungsbeziehungen, die zwischen
den einzelnen Bauteilen des Strukturmodells bestehen. Die Model
lierung im Wirkungsmodell erfolgt auf mehreren Ebenen, was nach
folgend anhand der Fig. 3 und 4 am Beispiel einer Stellein
richtung (5) eines elektronischen Fahrpedals (nachfolgend mit
EFP abgekürzt) als einem Teilsystem des Fahrzeugs erläutert
wird. Zunächst wird für das jeweilige Teilsystem, hier der in
Fig. 3 oben als Blockschaltbild repräsentierten EFP-Stellein
richtung (5), ein eigenes Wissensbasismodul definiert. Dieses
Teilsystem wird dann in einzelne Wirkungsgruppen zerlegt, die im
allgemeinen die Verbindungen eines zugehörigen Steuergerätes zu
jeweils einer peripheren Komponente, wie Stellglieder, Relais,
Schalter oder andere Steuergeräte, enthalten. Anschließend wird
für jeden Wirkungszusammenhang, der in dieser Wirkungsgruppe
enthalten ist, ein Wirkungsbereich definiert. So kann beispiels
weise eine Wirkungsgruppe mit einem Relais in einen Wirkungsbe
reich für den Steuerkreis und einen für den Arbeitskreis zerlegt
werden. Im Beispiel von Fig. 3 enthält die EFP-Stelleinrichtung
(5) ein Steuergerät (6), das über elektrische Leitungen mit den
Verarbeitungseinheiten der Wirkungen, wie Stellglieder, Sensoren
etc., verbunden ist. Speziell sind hier zwei Potentiometer (r1,
r2), zwei Schalter (s1, s2), eine Kupplung (k1) und ein Motor
(m1) vorhanden. Die zugehörige Wirkungsgruppe besteht damit aus
den sechs Wirkungsbereichen, die diesen sechs Komponenten zuge
ordnet sind, wobei die jeweiligen Transportwege der Wirkungen,
d. h. in diesem Fall die elektrischen Verbindungsleitungen, im
jeweils zugehörigen Blockdiagramm des unteren Teils von Fig. 3
fett gezeichnet hervorgehoben sind. In Fig. 4 ist der Wirkungs
bereich für den Stellmotor (m1) in seiner logischen Struktur
wiedergegeben, wobei die Komponenten mit durchgehendem Rechteck
rahmen Bauteil-Aspekte bezeichnen, die ggf. mit Anschlußpunkten,
die als Quadrate symbolisiert sind, versehen sind. Die oval um
rahmten Komponenten stellen Wirkungsschnittstellenaspekte dar,
siehe die Verbindungspunkte (VP) in Fig. 3, während die Kompo
nenten mit gestricheltem Rahmen Trennstellenaspekte (TS6) reprä
sentieren. Als Trennstellen werden dabei diejenigen Punkte in
dem technischen System bezeichnet, an denen eine Diagnoseein
griffsmöglichkeit durch Auftrennen des Wirkungsflusses besteht.
Die Trennstellen bieten dem Wartungspersonal besondere Testmög
lichkeiten, um durch geeignete Messungen fehlerhafte Teilwir
kungsbereiche im System zu identifizieren und eine Störung durch
sukzessive Zerlegung des Systems systematisch einzugrenzen. Da
bei können auch Bauteile Trennstellen bilden, z. B. auftrennbare
Steckverbindungseinheiten. Die Verbindungslinien in Fig. 4 re
präsentieren die Relation "hat-Wirkung". Wie für das Strukturmo
dell besteht neben dieser primären Beschreibungsebene des Wir
kungsmodells eine sekundäre Beschreibungsebene, in der wiederum
Wissen über mögliche Fehler, Prüfabläufe etc. für jede Kompo
nente des Wirkungsmodells enthalten ist. Sowohl das Struktur
als auch das Wirkungsmodell werden automatisch aus Daten über
die Fahrzeugzusammensetzung hergeleitet, die in entsprechenden
CAD/CAE-Systemen abgelegt sind und über die Eingabestation (3)
der Diagnoseablaufbereitstellungsstufe (2) zugeführt werden.
Eine Besonderheit der gezeigten Fehlerdiagnoseeinrichtung be
steht darin, daß die Diagnoseablaufbereitstellungsstufe (2) aus
dem Strukturmodell und dem Wirkungsmodell, wie sie oben be
schrieben sind, automatisch ein Basis-Fehlermodell ableitet, wie
dies in Flußdiagrammform in Fig. 5 dargestellt ist. Ausgehend
von Struktur- und Wirkungsmodell, die über die entsprechende
Akguisition von Struktur- und Wirkungswissen erstellt wurden,
erfolgt die Ableitung des Basis-Fehlermodells in folgenden
Schritten. Zunächst werden Prioritätslisten für die Trennstellen
im Wirkungsmodell erstellt, so daß die Trennstellen eines jeden
Wirkungsbereichs in einer Prioritätsreihenfolge geordnet sind.
Diese Reihenfolge kann unter Beachtung des Aufwands, z. B. hin
sichtlich Zugänglichkeit oder Prüfaufwand, der Nützlichkeit zur
Fehlerlokalisierung, der Fehlerwahrscheinlichkeit, d. h. Fehler
anfälligkeit, und der Testanzahl, d. h. der Anzahl möglicher
Tests an einer geöffneten Trennstelle, erstellt werden. Die an
schließende Erstellung des eigentlichen Basis-Fehlermodells ist
in Fig. 7 wiederum für den Fall der EFP-Stelleinrichtung stell
vertretend für alle anderen Teilsysteme des Kraftfahrzeugs illu
striert.
Zunächst wird für jedes Wissensbasismodul im Wirkungsmodell ge
nau ein Wurzelobjekt im Fehlermodell abgeleitet, siehe Modul-EFP
in Fig. 7, wobei die Identifikationsdaten aus dem Wissensbasis
modul im Wirkungsmodell auf das Wurzelobjekt im Fehlermodell
übertragen werden. Nun wird jede Wirkungsgruppe eines Teilsy
stems auf ein Fehlerobjekt im Fehlermodell abgebildet und dem
Wurzelobjekt hierarchisch nachgeordnet. Die Verbindungslinien in
Fig. 7 bezeichnen von oben nach unten eine "verursacht-durch"-
Relation bzw. in umgekehrter Richtung von unten nach oben eine
"führt-zu"-Relation. In Fig. 7 sind dies die Fehlerobjekte für
die Wirkungsgruppen Stellglied, Leerlauf-Kontaktschalter etc.
Die Fehlerobjekte für die Wirkungsgruppen bilden somit die erste
Ebene im Fehlerbaum. Ist der Wirkungsgruppe im Wirkungsmodell
bereits ein Fehler zugeordnet, so wird dieser Fehler in den Feh
lerbaum eingefügt, während ansonsten automatisch ein leeres Feh
lerobjekt erzeugt wird, dessen Name sich aus dem Namen der Wir
kungsgruppe ableitet.
Als nächster Schritt wird jeder Wirkungsbereich einer jeweiligen
Wirkungsgruppe auf ein entsprechendes Fehlerobjekt abgebildet
und dem zu dieser Wirkungsgruppe gehörigen Fehlerobjekt hierar
chisch nachgeordnet. Dies ist im mittleren Teil von Fig. 7 für
die Wirkungsgruppe des EFP-Stellgliedes dargestellt, deren sechs
Wirkungsbereiche in Fig. 3 dargestellt sind. Ist dem jeweiligen
Wirkungsbereich im Wirkungsmodell bereits ein Fehler zugeordnet,
so wird dieser Fehler in den Fehlerbaum eingefügt. Ansonsten
wird automatisch ein leeres Fehlerobjekt erzeugt, dessen Name
sich aus dem Name des Wirkungsbereichs ableitet.
In einem nächsten Schritt werden die einzelnen Wirkungsbereiche
verfeinert, indem jedem möglichen Fehler in einem Wirkungsbe
reich Fehler in Teilwirkungsbereichen zugeordnet werden, die aus
dem Wirkungsbereich durch das Öffnen einer Trennstelle entste
hen. Die Reihenfolge, in der die Trennstellen des Wirkungsbe
reichs geöffnet werden, ist durch die Angabe ihrer Priorität
entsprechend der eingangs erstellten Prioritätsliste festgelegt.
Wird eine Trennstelle geöffnet, so zerfällt der Wirkungsbereich
im allgemeinen in mehrere Teilwirkungsbereiche. Dies ist in
Fig. 6 beispielhaft am Wirkungsbereich (s1) eines der beiden
Schalter der EFP-Stelleinrichtung (5) gemäß Fig. 3 veranschau
licht. Das Öffnen der dortigen Trennstelle (x1) erzeugt die drei
in der unteren Hälfte von Fig. 6 gezeigten Teilwirkungsberei
che. Für jeden Teilwirkungsbereich wird jeweils ein Fehlerobjekt
abgeleitet und dem Fehlerobjekt des zugehörigen Wirkungsberei
ches hierarchisch nachgeordnet. Außerdem werden diejenigen Feh
lerobjekte, die der Trennstelle selbst zugeordnet sind, neben
die Fehlerobjekte der Teilwirkungsbereiche eingefügt. Für die
weiteren Teilwirkungsbereiche wird in gleicher Weise verfahren,
bis der jeweilige Teilwirkungsbereich nur noch aus einer klein
sten austauschbaren bzw. reparierbaren Einheit besteht, deren
zugeordnete Fehler dann neben die Fehlerobjekte der anderen
Teilwirkungsbereiche gleicher Hierarchie eingefügt werden. Wenn
ein Teilwirkungsbereich nur noch aus einem Wirkungsschnittstel
lenobjekt, d. h. einer Schnittstelle eines Teilsystems zu einem
anderen Teilsystem, besteht, so wird dieses in den Fehlerbaum
eingefügt. Diese Vorgehensweise der Wirkungsbereichverfeinerung
ist im unteren Teil von Fig. 7 anhand des Wirkungsbereichs (s1)
des einen Schalters der EFP-Stelleinrichtung (5) veranschau
licht. Soweit im Struktur- und im Wirkungsmodell bereits Fehler
objekte für Pfade, Wirkungsbereiche, Trennstellen oder Bauteile
angegeben sind, werden diese als zusätzliche Fehlerursachen un
ter den jeweiligen zugehörigen Fehler im Fehlerbaum eingefügt.
Die bereits im Struktur- und im Wirkungsmodell definierten Feh
ler können auch schon Tests und Reparaturen besitzen, die eben
falls in das Fehlerobjekt im Fehlerbaum übernommen werden. Die
dadurch generierte zweite Beschreibungsebene eines Fehlerobjek
tes (10), d. h. dessen lokale Umgebung, ist in Fig. 8 veran
schaulicht, die mit den eingetragenen Beschriftungen, ein
schließlich der zu den Verbindungslinien gehörigen Relationen,
selbsterklärend ist.
Damit ist die automatische - Erstellung des Basis-Fehlermodells
durch die Diagnoseablaufbereitstellungsstufe (2) abgeschlossen.
Um das Basis-Fehlermodell zum endgültigen Fehlermodell zu ver
vollständigen, kann in einer Diagnosewissensakguisition Fallwissen,
d. h. situations- und fallbezogene Information, hinzugefügt
werden, wie in Fig. 5 dargestellt. Der geschilderte Algorithmus
zur automatischen Fehlermodellableitung führt mit relativ gerin
gem Erstellungsaufwand zu einem zuverlässigen, einheitlichen und
wohlstrukturierten Fehlermodell, das eine sichere Grundlage für
die Durchführung optimaler Diagnoseabläufe mittels der Diagnose
durchführungsstufe (1) bildet.
Zur weiteren Verbesserung der Fehlermodellableitung können in
der Diagnoseablaufbereitstellungsstufe (2) generische (Bauteil-)
Bibliotheken vorgesehen sein, in denen allgemeines Wissen über
die einzelnen Systemteile und deren Wirkungskomponenten abgelegt
wird. Mit diesen generischen Bibliotheken kann die Diagnoseab
laufbereitstellungsstufe (2) bei Vorliegen neuer Systemkomponen
ten während der Ableitung des Fehlermodells einen Musterver
gleich durchführen und dadurch feststellen, ob und wenn ja wel
che bereits in der Wissensbasis enthaltenen Teile die neuen Sy
stemkomponenten aufweisen. Diesen Teilen werden dann Fehlerob
jekte zugeordnet, die das hierüber bereits bekannte Wissen ent
halten, wodurch die Fehlermodellerstellung optimiert wird und
sich verbesserte Fehlerstrukturen erzielen lassen.
Nachfolgend wird ein typischer Teil eines solchen, mit der Feh
lerdiagnoseeinrichtung von Fig. 1 durchführbaren Diagnoseab
laufs am Fahrzeug am Beispiel eines fiktiven Fehlers in Form ei
ner Stromkreisunterbrechung bei einer Anordnung von vier Magnet
ventilen in einer elektronischen Getriebesteuerung eines Auto
matgetriebes aufgezeigt.
Der Diagnoseablauf beginnt mit einer Fahrzeuggrobidentifikation,
z. B. hinsichtlich Baumuster, Motor- und Getriebenummer etc., der
Eingabe von Kundenbeanstandungen und einem Kurztest, in welchem
die Steuergeräte im Fahrzeug ermittelt werden, neben einer elek
tronischen Getriebesteuerung beispielsweise ein Antiblockiersy
stem-Steuergerät und ein Motorsteuergerät, wonach die Diagnose
durchführungsstufe (1) eine entsprechende Prüfliste erstellt.
Ein Servicetechniker aktiviert dann die Fehlerdiagnose hinsicht
lich der Prüflistenposition für die elektronische Getriebesteue
rung, wenn angenommen zu diesem Teilsystem eine Kundenbeanstan
dung in Form eines Getriebenotlaufs, bei dem kein Gangwechsel
möglich ist, und ein die Magnetventile betreffender Fehlercode
vorliegt. In einem Diagnoseeinstiegstest prüft die Diagnose
durchführungsstufe (1), welche Teilbereiche des Teilsystems
"Elektronische Getriebesteuerung" als Ursache für den Fehlercode
und die Beanstandung in Frage kommen. Aufgrund des vorliegenden
Fehlercodes und der Beanstandung wird der Teilbereich "Getriebe
notlauf - kein Gangwechsel" als verdächtig markiert.
Der nachfolgende Prüftest entsprechend des von der Diagnoseab
laufbereitstellungsstufe (2) bereitgestellten Diagnoseprogramms
ermittelt dann eine Leitungsunterbrechung in einem bestimmten
Magnetventilschaltkreis als Ursache für die Beanstandung und den
vorliegenden Fehlercode. Mittels weiterer Prüftests wird ermit
telt, durch welchen Defekt die Unterbrechung verursacht wird,
wobei die elektrischen Steckkontakte und Widerstände geprüft
werden. Dabei generiert die Diagnosedurchführungsstufe (1) ent
sprechende Prüfanweisungen aufgrund des in der Wissensbasis der
Diagnoseablaufbereitstellungsstufe (2) enthaltenen Fehlermo
dells. Bei einer der Widerstandsmessungen wird erkannt, daß die
Unterbrechung im Leitsatz lokalisiert ist, und der Servicetech
niker erhält eine entsprechende Reparaturanleitung. Nach der Re
paraturanleitung wird eine Verifikationsmessung ausgeführt, die
sicherstellt, daß der Fehler auch tatsächlich behoben ist. Nach
erfolgreicher Verifikation kehrt der Diagnoseablauf zur Detail
prüfliste zurück, wonach ggf. weitere Fehler diagnostiziert wer
den können.
Der Dialog zwischen Servicetechniker und Diagnosedurchführungs
stufe während der Diagnose erfolgt über einen Monitor, auf dem
jeweils ein passender Ausschnitt des Gesamtsystems dargestellt
wird. Bei der Bildschirmdarstellung wird durch unterschiedliche
farbliche Markierung zwischen bereits als fehlerfrei erkannten
bzw. noch undiagnostizierten Komponenten unterschieden. Auswahl
und Aufbau der für das jeweilige Diagnosestadium optimalen Gra
phik erfolgen gestützt auf die abgelegte Wissensbasis, speziell
auf das Wirkungsmodell, was eine ansonsten, z. B. bei Verwendung
fest abgelegter Graphiken für die verschiedenen Systemkomponen
ten, nicht realisierbare Variabilität in der Möglichkeit, zum
jeweiligen Diagnosezeitpunkt stets gerade die relevante Wir
kungszusammenhänge und -komponenten auf beste Weise darzustel
len, bietet. So wird eine mit einer fortschreitenden Fehlerloka
lisierung bestmöglich korrespondierende Auswahl an sukzessive zu
den kleinsten Wirkungseinheiten fortschreitenden Bildschirmdar
stellungen erzielt.
Es zeigt sich, daß die erfindungsgemäße Fehlerdiagnoseeinrich
tung mit relativ geringem Aufwand weitgehend automatisierte und
objektivierte Fehlerdiagnoseabläufe zu realisieren vermag, und
es versteht sich, daß eine solche Fehlerdiagnoseeinrichtung
nicht nur für Fahrzeuge sondern auch für beliebige andere, modu
lar aufgebaute technische Systeme geeignet ist.
Claims (3)
1. Rechnergestützte Fehlerdiagnoseeinrichtung für komplexes
technisches System mit mehreren zu diagnostizierenden Funktio
nen, insbesondere für ein Kraftfahrzeug, mit
- - einer Diagnoseablaufbereitstellungsstufe, in der eine Wissens basis abgelegt ist, die ein Strukturmodell über den hierarchi schen Aufbau des technischen Systems aus einzelnen Teilsyste men, ein Wirkungsmodell über die Wirkungsbeziehungen zwischen den einzelnen Teilsystemen und ein den Diagnoseablauf bestim mendes Fehlermodell beinhaltet, das die Zusammenhänge zwischen Fehlerursachen und deren Auswirkungen sowie geeigneten Prüfab läufen und Reparaturen darstellt, und
- - einer Diagnosedurchführungsstufe (1) zur interaktiven Durch führung von Fehlerdiagnosen unter Verwendung des von der Dia gnoseablaufbereitstellungsstufe bereitgestellten Diagnoseab laufprogramms, dadurch gekennzeichnet, daß
- - das Fehlermodell auf einem Basis-Fehlermodel basiert, das von der Diagnoseablaufbereitstellungsstufe (2) automatisch aus dem Strukturmodell und dem Wirkungsmodell erstellt wird, indem sie für jedes Wissensbasismodul, das einem jeweiligen Teilsystem zugeordnet ist, genau ein Fehlermodell-Wurzelobjekt ableitet, für jeden zugehörigen, hierarchisch obersten Wirkungsbereich im Wirkungsmodell ein Fehlerobjekt ableitet, das dem zugehöri gen Fehlermodell-Wurzelobjekt hierarchisch nachgeordnet wird, für jeden zugehörigen, hierarchisch nachgeordneten Wirkungsbe reich im Wirkungsmodell ein Fehlerobjekt ableitet, das dem Fehlerobjekt des hierarchisch übergeordneten Wirkungsbereichs hierarchisch nachgeordnet wird, und für jeden zugehörigen Teilwirkungsbereich, der durch Öffnen von Trennstellen ent sprechend einer erstellten Prioritätsliste gebildet wird, ein Fehlerobjekt ableitet, das dem Fehlerobjekt des hierarchisch übergeordneten Wirkungsbereichs oder Teilwirkungsbereichs hierarchisch nachgeordnet wird.
2. Rechnergestützte Fehlerdiagnoseeinrichtung nach Anspruch 1
weiter
gekennzeichnet durch
eine Auswertestufe (4), welche die Diagnoseablaufprotokolle der
Diagnosedurchführungsstufe (1) auswertet und wissensbasisrele
vante Informationen für die Diagnoseablaufbereitstellungsstufe
(2) liefert.
3. Rechnergestützte Fehlerdiagnoseeinrichtung nach Anspruch 1
oder 2 für ein Kraftfahrzeug, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
sie zur Durchführung eines wissensbasisgesteuerten Diagnoseab
laufs eingerichtet ist, bei dem zunächst ein Kurztest zum Erfra
gen der vorhandenen Steuergeräte und zum Auslesen diagnoserele
vanter Daten, insbesondere in Fehlerspeichern abgelegter Fehler
codes durchgeführt, dann eine Prüfliste erstellt, daraufhin ein
Diagnoseeinstiegstest zur Markierung einzelner Bereiche eines
durch die Prüfliste gegebenen Teilsystems als potentielle Feh
lerursache durchgeführt und in Abhängigkeit vom Ergebnis dieses
Tests eine Detailprüfliste erstellt wird, wonach der eigentliche
Fehlersuchvorgang anhand von jeweiligen Testanweisungen durchge
führt und bei erkanntem Fehler eine Reparaturanweisung bereitge
stellt sowie optional ein anschließender Verifikationstest
durchgeführt wird.
Priority Applications (3)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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