DE1946508C3 - Verfahren zur Herstellung von reinem Fluorwasserstoff - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von reinem FluorwasserstoffInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von reinem Fluorwasserstoft aus technischer Fluorwasserstoffsäure.
Bei diesem Verfahren werden die leichtsiedenden Verunreinigungen, wie Siliziumtetrafluorid
und Schwefeldioxid, sowie die schwersiedenden Verunreinigungen, wie Wasser und Schwefelsäure,
durch eine zweistufige Rektifikation entfernt. Bei der Erfindung wurde besonderer Wert auf großtechnische
Durchführbarkeit sowie wirtschaftliche Belange gelegt.
Es ist bekannt, Fluorwasserstoff durch einfache Rektifikation aus technischer Fluorwasserstoffsäure zu
gewinnen. Die dabei anfallende Fluorwasserstoffqualität genügt jedoch heutigen qualitativen Anforderungen
nicht mehr, da dieser Fluorwasserstoff durch Siliziumtetrafluorid, Schwefeldioxid, Wasser und
Schwefelsäure mehr oder weniger stark verunreinigt ist.
Es ist nach der USA-Patentschrift 30 04 829 bekannt, $0 daß reiner Fluorwasserstoff im Anschluß an die
Erzeugung von Fluorwasserstoffrohgas aus Flußspat und Schwefelsäure im Drehrohrofenprozeß dadurch
gewonnen wird, daß in einer ersten Rektifikationskolonne die in der Fluorwasserstoffsäure enthaltenen leicht
siedenden Verunreinigungen, mit Ausnahme von Schwefeldioxid, über den Kopf der Rektifikationskolonne
bzw. die schwersiedenden Verunreinigungen im Sumpf der Rektifikationskolonne abgeschieden werden.
Von einem Destillationsboden im oberen Teil der ersten Rektifikationskolonne soll dabei ein Seitenstrom nach
einer zweiten Rektifikationskolonne überführt werden, der im wesentlichen nur noch Schwefeldioxid als
Verunreinigung enthält. In dieser zweiten Rektifikationskolonne soll das Schwefeldioxid nunmehr über
Kopf abgetrieben und im Sumpf dieser Rektifikationskolonne ein im wesentlichen reiner Fluorwasserstoff
gewonnen werden. Diese Seitenstromabnahme erfordert jedoch gleichbleibende Rektifikationsbedingungen,
damit das Stoffgleichgewicht, vor allem in der ersten Rektifikationskolonne, stets gleich bleibt und von dein
zur Teilstromabnahme vorgesehenen Destillationsboden immer eine gleichbleibende Qualität nach der
zweiten Rektifikationskolonne überführt werden kann.
Die technische Durchführung der beschriebenen Erfindung stößt jedoch hinsichtlich des erforderlichen
großen regeiungstechnischen Aufwandes auf Schwierigkeiten, wobei diese noch besonders durch die hohe
Korrosivität des Produktes Fluorwasserstoff verstärkt werden. Es wird angenommen, daß das o. a. Verfahren
auf Grund der dargelegten Schwierigkeiten technisch nur schwierig zu beherrschen ist.
Ferner ist bekannt, daß Fluorwasserstoff durch Rektifikation unter Druck von seinen leicht siedenden
Verunreinigungen befreit werden kann. In der Schweizer
Patentschrift 3 91 671 wird ein Verfahren beschrieben, das sich mit der Druckrektifikation von Fluorwasserstoffsäure
zwecks Gewinnung von reinem Fluorwasserstoff unter Zugabe von Inertgas in den Rektifikationskolonnenkopf
befaßt. Der Zusatz von Inertgas soll neben der Senkung des Partialdruckes von Fluorwasserstoff
als Schleppgas dienen und damit die Fluorwasserstoffverluste am Kopf der Rektifikationskolonne reduzieren.
Die technische Anwendung dieser Erfindung erfordert hinsichtlich des einwandfreien Betreibens
einer Apparatur unter Druck beim Medium Fluorwasserstoff neben großen sicherheitstechnischen Vorkehrungen
den Einsatz korrosionsfester Werkstoffe, vor allem für die regelungstechnischen Einrichtungen.
Ebenfalls bekannt ist, reinen Fluorwasserstoff herzustellen, indem Fluorwasserstoffrohgase des Drehrohrofenprozesses
durch Schwefelsäure getrocknet, kondensiert und anschließend durch Rektifikation von den
leichter siedenden Verunreinigungen getrennt werden.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, o. a. Mangel zu umgehen und ein großtechnisch
einsatzfähiges, ökonomisches Verfahren zur Herstellung von reinem Fluorwasserstoff zu entwickeln.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe zur Herstellung von reinem Fluorwasserstoff wie folgt gelöst (vgl.
Fig- I):
Technische Fluorwasserstoffsäure (Ausgangssäure) mit einem Anfangswassergehalt von mehr als dem des
aus dem Sumpf austretenden Dampfes wird in eine erste Rektifikationsstufe aufgegeben und Fluorwasserstoff
abgedampft. Der Fluorwasserstoffdampf, der im wesentlichen frei von allen schwerer siedenden Verunreinigungen
wie Schwefelsäure und Wasser, sowie frei von allen mechanischen Verunreinigungen ist, wird kondensiert
und in einer zweiten Rektifikationsstufe von dem leichter siedenden Schwefeldioxid getrennt.
Erfindungsgemäß erfolgt entgegen den bekannten Regeln der Rektifikationstechnik die Einspritzung der
technischen Fluorwasserstoffsäure (Ausgangssäure) nicht in den Sumpf der ersten Rektifikationsstufe,
sondern oberhalb eines Wärmeübertragers 1 in den aus dem Sumpf in die Rektifikationskolonne 2 strebenden
Fluorwasserstoffdampf. Der Wärmeübertrager 1 übt dabei nicht die Funktion der Aufkonzentrierung des
Dampfes im Sinne der Rektifikationstechnik aus. Er dient ausschließlich dem Wärmeaustausch zwischen der
Ausgangssäure, die niedriger als der Fluorwasserstoffsäuresumpf der ersten Rektifikationsstufe siedet, und
dem aus dem Fluorwasserstoffsäuresumpf mit höherer Temperatur entweichenden dissoziierten Fluorwasserstoffdampf.
Zur Erläuterung der Erfindung dienen zwei Zeichnungen:
Es zeigt
F i g· 1 das erfindungsgemälk Verfahren im Schema,
Fig.2 das Enthalpie-Konzentrations-Diagramm des
Systems Fluorwasserstoff—Wasser.
Durch die erfindungsgemälk Wärmeübertragung
wird erwirkt, daß ein erheblicher Teil der bei der Sumpfeinspeisung notwendigen Energie, nämlich der
für die Dissoziation, nicht aufgebracht werJen muß. Daraus ergibt sich eine erhebliche Einsparung an
Energie einerseits bei der Verdampfung und andererseits bei der Kondensation des Fluorwasserstoffes. Der
den Wärmeübertrager 1 verlassende Fluorwasserstoffdampf gelangt in die Rektifikationskolonne 2 und
danach in den Dephlegmator 3.
Nach den bekannten Regeln der Rektifikationstechnik müßte die Einspritzung des Einlaufes normalerweise
auf den Rektifikationsboden erfolgen, dessen Flüssigkeitskonzentration etwa der Einlaufl.onzentration entspricht.
Auf Grund der Gleichgewichtsverhäitnisse zwischen Flüssigkeit und dem Dampf beim System
Fluorwasserstoff—Wasser käme danach eine Einspritzung der Ausgangssäure nur in den Sumpf der ersten
Rektifikationsstufe in Frage, und die Rektifikationskolonne 2 würde nur als Verstärkersäule wirken. Durch die
erfindungsgemäße Einspritzung tritt jedoch im Bereich zwischen Einspritzstelle und Sumpf ein intensiver
Wärmeaustausch auf. Dabei findet ein Energieübergang vom aufstrebenden Fluorwasserstoffdampf zur eingespritzten
Ausgangssäure statt, d. h., die m diesem Bereich frei werdende Assoziationswärme wird direkt
zur Verdampfung von Fluorwasserstoff aus der Ausgangssäure verwertet, wobei dieser in überwiegendem
Maße assoziiert abgetrieben wird. Ein Stoffaustausch findet dabei nicht statt. JS
Fluorwasserstoffdämpfe liegen im Bereich des Siedepunktes von Fluorwasserstoff (+ 19,4° C) assoziiert vor.
Die Zähligkeit η beträgt durchschnittlich 3, d. h., Fluorwasserstoffdämpfe liegen im Mittel trimolekular
vor und können mit der Formel (H F)j beschrieben werden. Bei höheren Temperaturen dissoziiert Fluorwasserstoff,
bei Temperaturen von über + 80° C beträgt die Zähligkeit /J=I, d.h., Fluorwasserstoff liegt monomolekular
vor. Die aus flüssiger Fluorwasserstoffsäure mit Siedetemperatur austretenden Fluorwasserstoffdämpte
liegen also in Abhängigkeit von der Konzentration der Fluorwasserstoffsäure und damit
von der Siedetemperatur derselben dissoziiert vor. Dementsprechend wird bei der Abkühlung des Fluorwasserstoffdampfes
der für die Dissoziation notwendig gewesene energetische Aufwand als Assoziationswärme
wieder frei und muß abgeführt werden. Obiger Umstand bedeutet, daß bei der Verdampfung von
Fluorwasserstoff aus Fluorwasserstoffsäure niedriger Konzentration ein beträchtlicher energetischer Mehraufwand
als bei der Verdampfung von Fluorwasserstoff aus höher konzentrierter Fluorwasserstoffsäure,
nämlich die entsprechende Dissoziationsenergiedifferenz, aufzubringen ist, die bei der Kondensation wieder
abgeführt werden muß. Die erfindungsgemäße Verfai. rensweise ermöglicht nun gegenüber dem bekannten
Stand der Technik sowohl den energetischen Mehraufwand für Dissoziation bei der Verdampfung als auch den
energetischen Mehraufwand für Assoziation bei der Kondensation zu umgehen.
Der Wärmeübertrager 1 ist erfindungsgemäß so auszulegen, daß die Dissoziationsenergiedifferen-Z
= Z1-Z2 zwischen der Enthalpie am Siedepunkt des
Fluorwasserstoffsumpfes (X„) und der Enthalpie am
Siedepunkt der Ausgangssäure (Xe) durch Verdampfung
von Fluorwasserstoff aus ihr abgeführt wird (vgl. Fig. 2).
Der aus dem Dephlegmator 3 austretende Fluorwasserstoffdampf wird im Kondensator 4 kondensiert und,
ohne das Kondensatz zu unterkühlen, mit annähernd Siedetemperatur dem Einlauf der zweiten Rektifikationsstufe
zugeführt. Die Regelung der Kondensation erfolgt deshalb in Abhängigkeit der Temperatur des
abfließenden Fluorwasserstoffkondensates.
Erfindungsgemäß werden zwecks Senkung der Fluorwasserstoffverluste die aus dem Kondensator 4
austretenden Restgase (Siliziumtetrafluorid, Schwefeldioxid und Inertgase) zwecks Abscheidung von
mitgeschlepptem Fluorwasserstoffdampf einem Restkondensator 5 zugeführt und Fluorwasserstoff bei
möglichst niedrigen Temperaturen kondensiert. Der dabei anfallende stark unterkühlte Fluorwasserstoff
wird ebenfalls dem Einlauf der zweiten Rektifikationsstufe zugeführt, ohne daß infolge des Mengenverhältnisses
eine nennenswerte Unterkühlung des Gesamteinlaufs erfolgt.
In der letzten Rektifikationsstufe wird die letzte Verunreinigungskomponente (Schwefeldioxid) im Kopf
der Rektifikationskolonne 6 angereichert und über den Dephlegmator 7 ausgetragen, während im Sumpf der
zweiten Rektifikationsstufe kontinuierlich reiner Fluorwasserstoff anfällt.
Auf Grund der gewählten Reihenfolge der Abtrennung der Verunreinigungen ergibt sich neben der
besseren technischen Beherrschung des Rektifikationsprozesses die Tatsache, daß in der ersten Rektifikationsstufe
mit Ausnahme von Schwefeldioxid alle chemischen Verunreinigungen und alle Reststoffe entfernt
werden und damit in der zweiten Rektifikationsstufe nur noch ein Zweikomponentengemisch zur Trennung
vorliegt. Durch diesen Umstand ergibt sich eine längere Betriebszeit der zweiten Rektifikationsstufe und ebenfalls
eine energetische Einsparung.
Ausführungsbeispiel
Oberhalb des Wärmeübertragers 1 in der ersten Rektifikationsstufe werden 500 kg/h einer 92%igen
technischen Fluorwasserstoffsäure (Ausgangssäure) mit nachfolgendem Gehalt an Verunreinigungen eingespritzt:
1,0% Schwefeldioxid,
0,1% Siliziumtetrafluorid,
0,4% Schwefelsäure.
0,1% Siliziumtetrafluorid,
0,4% Schwefelsäure.
Im Sumpf der ersten Rektifikationsstufe befindet sich
eine 75%'ige Fluorwasserstoffsäure, die auf Grund ihrer Zusammensetzung bei 55°C siedet. Die bei dieser
Temperatur aufsteigenden Dämpfe werden innerhalb des direkt wirkenden Wärmeübertragers 1 durch die
oberhalb desselben eingespritzte 92%ige technische Fluorwasserstoffsäure (Ausgangssäure) bis auf ca. 2O0C
abgekühlt, 350 kg/h Fluorwasserstoffdampf streben mit dieser Temperatur der Rektifikationskolonne 2 zu,
während 150 kg/h 75%ige Fluorwasserstoffsäure vom Sumpf der ersten Rektifikationsstufe abgezogen werden.
Nach Passieren der Rektifikationskolonne 2 und des Dephlegmator 3 werden die Fluorwasserstoffdämpfe
im Kondensator 4 kondensiert und mit ca. 16°C in
die Rektifikationskolonne 6 der zweiten Rektifikations-
stufe eingespritzt. Den Kopf der Rektifikationskolonne verläßt ein Gemisch, bestehend aus 90% Schwefeldioxid
und 10% Fluorwasserstoff, während im Sumpf der zweiten Rektifikationsstufe 344 kg/h reiner Fluorwasserstoff
nachfolgender Qualität abgezogen wird:
mindestens 99,90% Fluorwasserstoff, höchstens 0,01 % Schwefelsäure,
höchstens 0,01% Siliziumtetrafluorid, höchstens 0,01% Schwefeldioxid und höchstens 0,05% Wasser.
Aufstellung der verwendeten Bezugszeichen
Wärmeübertrager Rektifikationskolonne (Vcrstärkcrsäulc) Dephlegmator
Kondensator Restkondensator Rektifikationskolonne
Dephlegmator Xc Einlaufkonzentration (Ausgangssäure)
Λ\, Sumpfkonzentration (erste Rektifikalionsstufc
Hierzu 2 Blatt Zeichnungen
Claims (2)
1. Verfahren zur Herstellung von reinem Fluorwasserstoff durch Abdampfen aus flüssiger, technischer
Fluorwasserstoffsäure, wobei in eii rsten Rektifikationsstufe alle schwerer als Flut ,. asserstoff
siedenden sowie alle mechanischen Verunreinigungen entfernt und in einer zweiten Rektifikationsstufe die leichter siedenden Verunreinigungen
abgetrennt werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Ausgangssäure mit einem Anfangswassergehalt von mehr als dem des aus dem Sumpf
austretenden Dampfes oberhalb eines über dem Sumpf der ersten Stufe befindlichen, direkt wirkenden
Wärmeübertragers eingespritzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Kondensation des Fluorwasserstoffdampfes
nach der ersten Rektifikationsstufe zwei hintereinandergeschaltete Kondensatoren verwendet
werden, wobei der erste Kondensator in Abhängigkeit von der Temperatur des abfließenden
Fluorwasserstoffkondensates geregelt, während der zweite Kondensator bei Temperaturen weit unterhalb
des Siedepunktes von Fluorwasserstoff betrieben wird.
Applications Claiming Priority (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DD13582068 | 1968-11-05 | ||
DD13582068 | 1968-11-05 |
Publications (3)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE1946508A1 DE1946508A1 (de) | 1970-10-29 |
DE1946508B2 DE1946508B2 (de) | 1977-04-14 |
DE1946508C3 true DE1946508C3 (de) | 1977-12-01 |
Family
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