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Verfahren zum chemischen Reinigen von Textilien Die Erfindung betrifft
ein aus mehreren hintereinander geschalteten Arbeitsgängen bestehendes chemisches
Reinigungsverfahren für Textilien unter Verwendung von organischen Lösungsmitteln,
Wasser und Reinigungsverstärkern.
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Es ist bekannt, Textilien in organischen Lösungsmitteln unter Zusatz
von Reinigungsverstärkern und geringen Wassermengen zu reinigen. Dabei muß derXWassergehalt
der Flotte genau kontrolliert werden. Man darf insbesondere bei empfindlichen Wolltextilien
etwa 70 bis 80 ffi relative Feuchte nicht überschreiten, um Schäden wie Einlaufen
oder Krumpfen zu vermeiden. Abgesehen davon, daß die Einhaltung derart geringer
Feucht egr ade Schwierigkeiten bereiten kann, lassen auch die Reinigungseffekte
gegenüber wasserlöslichen Verschmutzungen bei geringen Wassergehalten der Reinigungsflotte
zu wünschen übrig-.
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Es ist weiterhin bekannt, daß wasserlösliche Verfleckungen, wie z.
B. Speisereste, Bier, Likör, Schweißränder usw., sich in der chemischen Reinigung
besser entfernen lassen wenn diese Verfleckungen vor der Reinigung mit einer
Wasser-Reinigungsverstärker-Lösungsmittel-Emulsion
vorbehandelt'werden. Eine derartige Vorbehandlung ist jedoch zeitraubend und kann
in der Praxis nicht immer durchgeführt werden.
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Darüber hinaus sind Vorschläge gemacht worden, das zur Entfernung
wasserlöslicher Verschmutzungen benötigte Wasser in Form von Wasserdampf oder auf
andere Weise wirkungsvoller zum Einsatz zu bringen. Es ist bisher jedoch nicht gelungen,
den Reinigungseffekt bei gleichzeitiger Schonung empfindlicher Textilien entscheidend
zu verbessern.
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Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum chemischen Reinigen
von Textilien in üblichen Reinigungsanlagen, die mit Waschtrommel, Pumpenkreislauf,
Filtration, Destillation und Sprühvorrichtung ausgestattet sind, das gekennzeichnet
ist durch folgende Arbeitsgänge: a) Vorwaschen der Textilien mit einem in der chemischen
Reinigung gebräuchlichen organischen Lösungsmittel, b) Aufsprühen von Wasser oder
einer Lösung bzw.
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Emulsion aus Wasser und einem Reinigungsver stärker geringer Netzwirkung
und gegebenenfalls einem in der chemischen Reinigung gebräuchlichen organischen
Lösungsmittel auf das lösungsmittelfeuchte Textilmaterial c) Hauptwaschgang mit
einem in der chemischen Reinigung gebräuchlichen organischen Lösungsmittel, gegebenenfalls
unter Zusatz eines oberflächenaktiven Reinigungsverstärkers d) Durchblasen eines
Luft stromes durch die abgeschleuderten Textilien.
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Im Anschluß an diese Arbeitsgänge kann mit frischen Lösungsmitteln
nachgespült und die Ware durch Abschleudern und Trocknen oder durch eine Nachappretur
oder Nachavivage in üblicher Weise fertiggestellt werden.
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Das. Verfahren liefert hervorragende Reinigungseffekte, ohne daß empfindliche
Textilien, insbesondere Wolle enthaltende Textilien, durch Krumpfen oder Einlaufen
geschädigt werden. Es besitzt den weiteren Vorteil, daß es sich in üblichen Reinigungsanlagen
ohne weiteres durchführen läßt. Lediglich der Einbau einer oder mehrerer Sprühdüsen
und einer Druckpumpe ist erforderlich, soweit die Maschinen nicht bereits damit
ausgerüstet sind. Die einzelnen Arbeitsabläufe und Zeiten können von Hand oder durch
Programmkarten oder Schaltuhren gesteuert werden.
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Das Verfahren wird im einzelnen'in folgender Weise durchgeführt: a)
Zunächst werden die zu reinigenden Textilien bei niedrigem Flottenstand mit einem
in der chemischen Reinigung gebräuchlichen Lösungsmittel etwa 2 bis 5 Minuten vorgewaschen.
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Zweckmäßigerweise wird hierzu die Flotte des letzten Spülganges der
vorhergehenden Reinigungspartie verwendet. Der Vorwaschgang kann mit oder ohne Filtration
durchgeführt werden.
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Geeignete Lösungsmittel sind beispielsweise Tetrachlorkohenstoff,
Perchloräthylen, Trifluortrichloräthan u. a. flüssige halogenierte Kohlenwasserstoffe
sowie niedrigsiedende oder hphersiedende Kohlenwasserstoffe, z. B. Benzinfraktionen
der Siedegrenzen 140 bis 2000 C,
Benzol oder dergleichen.
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Nach Beendigung des Waschganges a) wird die schmutzige Waschflotte
in die Destillierblase gepumpt und die Textilien je- nach-Empfindlichkeit etwa 1
bis 3 Minuten abgeschleudert. Bei Popelinware kann auf den Schleudergang unter Umständen
verzichtet werden.
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b) Nach dem Abschleudern wird auf die noch lösungsmittelfeuchte Ware
reines Wasser oder eine Lösung bzw.
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Emulsion aus Wasser und einem Reinigungsverstärker geringer Netzwirkung
und gegebenenfalls einem in der chemischen Reinigung gebräuchlichen organischen
Lösungsmittel bei laufender Trommel aufgesprüht. Es ist darauf zu achten, daß die
Sprühdüsen bzw. die Pumpenleistung so bemessen sind, daß die Sprühzeit bei Verwendung
einer Düse mindestens 5 Minuten, bei Verwendung von 2 oder mehr Düsen mindestens
3 Minuten beträgt. Bei Verwendung reinen Wassers müssen sehr feine Düsen verwendet
werden, die das Wasser nebelfein-zerstäuben. In der Praxis wird man meist mit einer
lösungsmittelhaltigen Emulsion arbeiten, wobei sich der Lösungsmittelanteil nach
den technischen Gegebenheit-en, wie Düsenquerschnitt und Pumpenleistung richtet.
Je größer der Querschnitt der Düsenöffnung bzw. die Pumpenleistung ist, umso mehr
muß die Emulsion mit Lösungsmittel gestreckt werden. Wichtig ist, daß das Wasser
in gleichmäßiger und feinster Verteilung auf die Faser gelangt.
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Bei den Reinigungsverstärkern geringer Netzwirkung handelt es sich
in erster Linie um nichtionogene oberflächenaktive Verbindungen, wie Alkylenoxidaddukte
an
höhere Fettalkohole, Alkylamine oder Alkylphenole mit lo bis
20 C-Atomen. Vorzugsweise werden die Anlagerungsprodukte von 2 bis 14 Mol Propylenoxid
an-primäre Alkohole mit io bis 20 Kohlenstof-wRatomen bzw. an Alkylphenole mit 6
bis, 12 Kohlenstoffatomen in der Alkylkette verwendet. Beispiele hierfür sind das
Addukt von 6 Mol Propylenoxid an Laurylalkohol, von 8 Mol Propylenoxid an Myristylalkohol,
von 3 Mol Propylenoxid an Decyl,-alkohol, von 14 Mol Propylenoxid an ein Talgalkoholgemisch
der Kettenlängen 016 bis CI8, von 8 bis 12 Mol Propylenoxid an ein aus Kokosfetten
gewonnenes Alkoholgemisch der Kettenlängen C12 bis C18, von 2 Mol Propylenoxid an
ein aus Kokosfetten gewonnenes Alkoholgemisch der Kettenlängen C12 bis C14 von 5
Mol Propylenoxid an Isotridecylalkohol, von-4 bis 8 Mol. Propylenoxid an Oleylalkohol,
von 4 bis 6 Mol Propylenoxid an Undecylenylalkohol, von 6 bis 12 Mol Propylenoxid
an technisches Nonylphenol.
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Soweit die Emulsionen organische Lösungsmittel enthalten, sind diese
die gleichen wie unter a) genannt.
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Gegebenenfalls können zur Verbesserung der Verteilung und Emulgierung
Anteile an-niedermolekularen Alkoholen, z. B. Athanol, Propanol oder Isopropanol
mitverwendet werden. Die Herstellung der Emu-lsionen-erfolgt im allgemeinen durch
Verrühren von Hand. Eine maschinelle Homogenisierung kann angescblossen werden Man
setzt der aufzusprühenden-Emulsion zweckmäßig eine solche Menge an organischen Lösungsmitteln
zu, daß bei einer Trommelbeladung von etwa 30 bis 5o kg Textilien etwa 2 bis 5 Liter
Emulsion aufgesprüht werden. können.
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Die im Sprühgang benötigten Wassermengen richten sich nach Art und
Menge der zu reinigenden Textilien. Als Richtwerte können etwa folgende Wasserzusätze
genannt werden: 1 - 1,5 % bei leichten Wollwaren 2 - 2,5 % bei Jacketts 3,5 - 4
% bei Hosen 4 - 5 % bei Popeline Die Menge an Reinigungsverstärkern beträgt etwa
o,5 bis 1,5 % vom Warengewicht.
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c) Nach Beendigung des Sprühvorganges wird mit niedrigem Flottenstand
in der Trommel mit einem der genannten organischen Lösungsmittel gewaschen, wobei
die wasserlöslichen Verschmutzungen aus den Textilien herausgelöst werden. Die Zeitdauer
beträgt je nach Faserart etwa 7 bis 8 Minuten, vorzugsweise 4 bis 6 Minuten.
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Ein etwa vorhandener Pumpenkreislauf sollte eingeschaltet werden.
Dem Waschgang können übliche oberflächenaktive Reinigungsverstärker, wie z. B. anionaktive
oder nichtionogene höhere Alkylsulfate, Alkylsulfonate, Alkylbenzolsulfonate oder
Alkylenoxidaddukte, insbesondere Athylenoxidaddukte an höhere Fett alkohole, Alkylamine
oder Alkylphenole bei Bedarf zugesetzt werden.
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Im allgemeinen hat sich die Mitverwendung solcher Reinigungsverstärker
als überflüssig erwiesen, außer wenn im Sprühgang b) reines Wasser ohne Zusatz eines
Reinigungsverstärkers aufgedüst wird. Reinigungsverstärker mit hoher Netzwirkung
sollten auf keinen Fall verwendet werden, wenn die gereinigten Textilien durch einen
nachfolgenden Imprägniergang wasserabstoßend ausgerüstet werden sollen.
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Nach Beendigung des Hauptwaschganges wird die schmutzige Flotte ebenfalls
in die Destillierblase oder einen der Arbeitstanks gepumpt und die Textilien etwa
1 bis 2 Minuten abgeschleudert. 1 d) In dem nun folgenden Arbeitsgang werden die
Textilien mittels eines Ventilators durchlüftet. Die Zeitdauer hierfür beträgt etwa
1 bis 5 Minuten. Der Luftstrom kann auf etwa 5o bis 60° vorgewärmt werden, im allgemeinen
genügt jedoch die-Eigenwärme der Anlage, falls im vorhergehenden Waschgang bei mäßig
erhöhter Temperatur gearbeitet worden ist.
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Das Durchlüften hat den Zweck, überschüssige Feuchtigkeit möglichst
rasch von den Textilien zu entfernen.
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Das beanspruchte Arbeitsverfahren schließt im allgemeinen mit einem
Spülgang ab, der mit frischem Lösungsmittel unter gleichzeitiger Einschaltung des
Filtrationskreislaufeß durchgeführt wird. Die äpülflotte wird als Vorwaschflotte
für die nächste Reinigungspartie verwendet. Anschließend wird die Ware wie üblich
durch Abschleudern und Trocknen fertiggestellt. Sie kann auch in bekannter Weise
mit einer wasserabstoßenden Imprägnierung oder mit einer weichmachenden Avivage
oder dergleichen versehen werden. Die Mittel hierzu sind bekannt und werden nicht
beansprucht.
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Es ist außerordentlich überraschend, daß durch das beanspruchte Sprühverfahren
nicht nur eine ungewöhnlich gute Reinigungswirkung gegenüber wasserlöslichen Verschmutzungen
erzielt wird5 sondern dab vor allen Dingen
auch eine nennenswerte
Schädigung selbst sehr empfindlicher Textilien nicht beobachtet wird. Diese Tatsache.
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widerspricht den bisherigen Anschauungen, wonach flüssiges-Wasser
in Verbindung mit, einer mechanischen Bearbeitung der Textilien einer Krumpfung
oder Verfilzung stets Vorschub leistet.
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Beispiel 1 In einer 50 kg-Reinigungsanlage (Typ Böwe R 50) werden
45 kg -Herrenho-sen in folgender Weise gereinigt: a) 5 Minuten Vorwaschen ohne Filtrat
ion mit niedrigem Flottenstand in Perchloräthylen aus dem Arbeitstank.
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Abpumpen und Abschleudern der Flotte in die Destillierblase.
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b) Aufsprühen von 5 Liter einer Emulsion, bestehend aus 0,5 Gewichtsteilen
eines Adduktes von -1o Mol Propylenoxid an ein Fettalkoholgemisch der Kettenlängen
C12 bis C14, 3 Gewichtsteilen Wasser und 4,5 Gewichtsteilen Perchloräthylen auf
die Textilien, wobei Düsenquerschnitt und Pumpendruck so aufeinander abgestimmt
sind, daß die Sprühzeit etwa 5 Minuten beträgt.
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c) Nachdem Aufsprühen wird 4 bis 6 Minuten mit der 2.
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Hälfte der Waschflotte aus dem Arbeitstank bei niedrigem Flottenstand
unter Einschaiten des Pumpenkreislaufes gewaschen. Anschließend.Abpumpender Flotte
und Abschleudern in die Destillierblase.
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d) Durchblasen eines auf 4ovo' vorgewärmten Luftstromes durch das
Textilgut bei laufender Reinigungstrommel, während-einer Zeitdauer von etwa 2 Minuten.
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Im Anschluß daran Spülen der Ware mit frischem Lösungsmittel unter
gleichzeitiger Filtration. Danach Abschleudern und Trocknen. Die Spülflotte dient
bei der nächsten Reinigungspartie als Waschflotte.
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In gleicher Weise können Herrenjacketts gereinigt werden, wobei man
jedoch mit etwa 4 Liter der oben genannten Emulsion im Sprühgang auskommt.
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Die wie vorstehend gereinigten und fertiggestellten Textilien sind
tadellos sauber und im wesentlichen frei von Knitter-oder Krumpferscheinungen.
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Beispiel 2-35 kg Damenpullover werden wie in Beispiel 1 beschrieben
gereinigt, wobei jedoch im Arbeitsgang b) 2 Liter einer Emulsion aus o,5 Gewichtsteilen
eines Adduktes von lo-Mol Propylenoxid an Nonylphenol, 5 Gewichtsteilen Wasser-und
4 Gewichtsteilen Perchloräthylen aufgesprüht werden.
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Auch-hier wird nach dem Abschleudern und Trocknen eine sehr saubere,
gleichmäßig gereinigte und nicht verfilzte Ware erhalten.
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Beispiel 3 55 kg Popelinware werden wie in Beispiel 1 beschrieben
gereinigt unter Verwendung von 5 Liter der in Beispiel 1 angegebenen Emulsion im
Arbeitsgang b).
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Nach dem Nachspülen und Abschleudern wird die Ware in üblicher Weise-durch
Aufdüsen eines Imprägniermittels auf der Basis von Alkoholaten des Titans bzw, Aluminiums
und Paraffin wasserabstoßend ausgerüstet.
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Die erhaltene Ware ist gleichmäßig sauber und frei von Knitter- oder
Krumpferscheinungen und weist einen ausgezeichneten wasserabstoßenden Effekt auf.