DE1771006C - Verfahren und Vorrichtung zur Her stellung von Nitrocellulose - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Her stellung von NitrocelluloseInfo
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Description
Die Herstellung von Nitrocellulose erfolgt in vielen
Einzeloperationen, von denen die Vorstabilisierung, die Viskositätsänderung und die Nachstabilisierung
den größten Teil der zur Fertigstellung der Nitrocellulose erforderlichen Zeit benötigen.
Die von den Nitriertöpfen oder vom Sammelbehälter kommende, saure Nitroccllulosepülpe wird in
den Vorkochcr geleitet und durch ein an der Vorkocherinnenwand angebrachtes Sieb das saure
Schwemmwasser abgelassen und frisches, vorgewärmtes Wasser nachgefüllt. Durch am Boden der
Kocher liegende Rohrschlangen wird Dampf in die über den Schlangen befindliche Nitrocellulose geblasen,
bis eine Temperatur von etwa 98° C erreicht wird; die Beheizung kann auch auf indirektem Wege
vorgenommen werden.
In der Literatur sind auch Rührwaschkocher beschrieben, bei denen die Nitrocellulose durch einen
Propellerrührer in Bewegung gehalten wird, um das Absetzen der Pulpe auf dem Siebboden zu vermeiden
(Fabel, Nitrocellulose, Stuttgart 1950).
Die nach dem Aufheizen der Pulpe erreichte Temperatur wird je nach Art und Type der Nitrocellulose
mehrere bis viele Stunden durch Einblasen von Dampf gehalten. Darauf folgen mehrere warme
und kalte Waschen, wobei die Flotte durch das Sieb abgelassen und frisches, warmes oder kaltes Wasser
nachgefüllt wird. Nach Erreichen der gewünschten Stabilität wird die Flotte abgelassen und nach Öffnung
des Bodenventils die Nitrocellulose mittels eines scharfen Wasserstrahles aus dem Kocher heraus
zu einer Stoffpumpe geschwemmt. Die Pumpe fördert die Nitrocellulose-Pülpe in Entwässerungskästen
oder rotierende Siebtrommeln, in denen das Schwemmwasser zum größten Teil wieder entfernt
wird, bevor die Nitrocellulose in die Druckkocher eingebracht wird.
In den mit Rührwerken und Mantelheizunj· versehenen
Druckkochern wird die Nitrocellulose unter Druck (3 bis 4 atü) je nach Art und Type kurze oder
längere Zeit gekocht, bis die gewünschte Abbaustufe erreicht ist Die durch das Druckkochen wieder
schwach sauer gewordene Pulpe wird bei laufendem Rührwerk nach der Entspannung des Behälters und
Öffnen des Bodenventils in die Nachstabilisa'.oren
gepumpt, in denen sie nochmals gekocht und g_ waschen
wird. Pulverwollen werden nach dem Druckkochen erst in Holländern oder Rcfinern gemahlen,
ehe sie nachstabilisiert werden.
Dieses Verfahren ist bis heute im wesentlichen beibehalten, die einzelnen Stufen sind jedoch mehrfach
modifiziert worden. So sind Vorschläge zur M>ntinuierlichen
Gestaltung der Nitrocelluloseherstuiung als Ganzes und ihrer einzelnen Stufen gemacht worden,
so z. B. in der deutschen Patentschrift 966 307. Die Stufen dieser kontinuierlichen Verfahren laufen
jedoch unter Verwendung der gleichen apparamen
Elemente und in der gleichen Reihenfolge, wie oben beschrieben ab.
AHe bisher üblichen Verfahren haben jedoch folgende
Nachteile:
Zur Erzielung einer gleichmäßigen Stabilitiu innerhalb
einer Charge muß die Flottentemperatur an allen Stellen im Vorkocher gleich sein. Das ist jedoch
bei der bisherigen Anordnung nicht der Fall, du tk-r
von unten nach oben aus den Bodenschlangen du: di die Pulpe strömende Dampf Kanäle bildet und ν innerhalb
der im Behälter liegenden Pulpe erhebliche Temperaturunterschiede bestehen können. Durch
Einblasen von mehr Dampf, als zur Erwärmung nötig wäre, versucht man, in der Pulpe eine gewisse Umwälzbewegung
zu erzielen, wodurch jedoch der Dampfverbrauch sehr hoch ist. Da die noch vorhandenen,
zahlreichen Vorkocher strömungstechnisch ungünstige Formen (ebene Böden, viele Einbauten)
haben, scheiterten Versuche, nachträglich Rührwerke einzubauen, an zu hohem Kraftverbrauch. Ebenso
sind Vorschläge zur Umwälzung durch Pumpen und Dampfinjektorcn bei der Bearbeitung gemahlener Nitrocellulose
ohne praktische Bedeutung geblieben.
Das Ausschwemmen der Nitrocellulose aus den Vorkochern mittels Strahlrohr mit dei 25- bis 30fachen
Wassermenge (bezogen auf Nitrocellulose) erfordert viel Wasser und Zeit.
Bei den bisher verwendeten, relativ kleinen Druckkochern ist wegen der vielen Einbauten (BaI-kenrührer
mit Fußlager, Wellenbrechern usw.) die Anordnung von Entwässerungssieben mit genügend
großer Fläche aus räumlichen Gründen nicht möglich. Es muß daher die durch das Schwemmwasset
stark verdünnte Pulpe entweder in besonderen Entwässerungskästen entwässert und in die Druckkochei
eingebracht werden oder in rotierenden Siebtrommeln auf die erforderliche Konzentration (etw£
10%) gebracht und in die Druckkocher geleitet wer den. Dabei muß bei den Siebtrommeln das in dei
Pulpe noch enthaltene kalte Schwemmwasser mittel; der Manteiheizung des Druekko>
hers von 20 au: 100° vorgewärmt werden, was im Vergleich mit dei
relativ kurzen Kochzeit unter Druck viel Zeit crfor dert. Um die Druckkocher zeitlich zu entlasten, ha
man davor große Behälter angeordnet, in denen di< Pulpe konzentriert und mit Dampf auf etwa 80° C
vorgewärmt werden kann. Aber auch diese Lösun; ist nur ein Teillösung.
Nach dem Druckkochen muß die Pulpe in beson
deren Behältern nachstabilisiert werden, da durcl den Druckkochprozeß die Flotte wieder schwacl
»auer geworden ist. Ein Ablassen der sauren Flotte ist wegen des Fehlens von Entwässsrungssieben in
den Druckkochern, wie oben erwähnt, nicht möglich.
Mach dem Entspannen wird daher bei laufendem Rührer die Pulpe durch das Bodenventil abgelassen
und zu den Nachstabilisatoren gepumpt, wo sie nochmals mit heißem oder kochendem Wasser behandelt
wird.
Die drei beschriebenen Fabrikationsstufen erfordern eine Vielzahl von Apparaten (Vorkocher, Pumpen,
Entwüsserungsvorrichtungen, Druckkocher, Nachstabilisatoren) und Leitungen, die viel Platz beanspruchen
und — da sie meistens räumlich weil auseinanderliegen — eine hohe Anzahl von Bedieiungspersonen.
Hinzu kommt noch, daß der Energieverbrauch von vielen kleinen uiir mittleren Einheiten
im Gegensatz zu wenigen großen Einheiten liemlich groß ist.
Erfindungsgemäß wird dieser aufwendige und umständliche Prozeß dadurch vereinfacht, daß die an
sich bekannten Fertigungsstufen Vorstabilisiurung,
Druckkochung und Nachstabilisierung in einer einzigen Apparatur durchgeführt werden. Hierin laufen
alle Operationen, die bisher in verschiedenen Apparaturen erfolgten, hintereinander ohne Umpumpen,
Forlschwemmen usw. ab. Die Aufhetzung der Pulpe
erfolgt durch direktes Einblasen von Danif-f durch Spezialventile in Verbindung mit normalen Dampfstrahlanwärmern.
Die Vorstabilisation wird ohne Druck bei geöffnetem Mannlochdeckel ausgeführt. Ein Rührwerk in Verbindung mit der Wirkung der
Injektoren sorgt für eine gleichmäßige Verteilung der Flotte und damit für gleiche Temperaturen in allen
Stellen innerhalb der Pulpe.
Nach der Vorstabilisation wird das Mannloch geschlossen und der Druck bzw. die Temperatur durch
Einblasen von Dampf durch die erwähnten Spezialventile auf die für die Viskositätsänderung erforderliche
Höhe gebracht. Bei Lackwollen kann nach der Entspannung des Druckbodens ohne Druck nachstabilisiert
werden.
Pulverwollen werden vor der Nachstabilisatioii zuerst gemahlen. Sie werden daher nach der Druckkochung
durch das Bodenventil abgelassen und zu den Mahlvorlagen gepumpt. Die Naclistabilisicrung
erfolgt dann in den Nachstabilisatoren, damit der Druckkocher gleich für die nächste Charge zur Verfugung
steht.
Die Vorrichtung zur Durchführung des neuen Verfahrens besteht aus einem bis 5 atü druckfesten Behälter
1 mit an der Behälterinnenwand von oben nach unten angeordneten Entwässerungssieben 2, die
durch eine unterhalb der Außenseite des Behälterbodens befindliche gemeinsame Ringleitung verbunden
sind. Der untere Teil des Behälters weist an der Außenwand mehrere Dampfeinlaßvenlile3 auf, die
mit an der Behältcrinnenwand befindlichen Dampfstrahldüsen7 kombiniert sind, wobei der Totraum
zwischen diesen Konstruktionselementen klein gehalten ist.
Die Zeichnungen (Fig. 1 bis 3) erläutern die erl'indungsgemäße
Vorrichtung. F i g. 1 gibt einen Längsschnitt, Fig. 3 einen Querschnitt des Behälters wieder.
Die an der Behältcrinnenwand von oben nach unten angeordneten Entwässerungssiebc gestatten einen
leichten und raschen Austausch der Flotten Zum Ablassen der Flotten bei drucklosem Innenraum
dient Ventil 4 und zum Ablassen der fertigen Nit.rocelhilosepülpc
das Bodenventil 5 bei laufendem Rührwerk 6.
Einzelheiten der Kombination von Dampfeinlaßventil mit Dampfstrahldüse sind in F i g. 2 dargestellt.
Das beschriebene Verfahren und die Vorrichtung weisen gegenüber dem bisherigen Verfahren ertindungsgemäß
folgende Vorteile auf:
Eine große Apparatur statt mehrerer kleiner Vorrichtungen, geringer Platzbedarf, Verringerung der
Baukosten, Verringerung der Zahl der Arbeitskräfte um ein Drittel, Erzielung gleichmäßiger Stabilität bereits
bei der Vorstabilisierung, Erleichterung der Stabilitäts- und Viskosiätskontrolle durch Verringerung
der Zahl der Probenuntersuchungen, Verhinderung des Verstopfens der Siebe durch Nitrocellulose, Verminderung
von Faserverlusten durch Überziehen der senkrecht stehende Siebe mit einem feinen Metallgewebe.
ao Durch die Ausbildung der Dampieinlaßventile in
der Weise, daß Totraum zwischen den Dichtflächen und den Dampfstrahlanwärmern kleingehallen ist,
läßt sich ein Festsetzen von Nitrocellulose bei geschlossenem Ventil an dieser Stelle verhindern. Die
Formgebung des Ventilkegels nach Art eines Nadelventils unterbindet ein Rückströmen der Pulpe.
Gegenüber dem als Stand der Technik beschriebenen sogenannten Rührwaschkocher mit Siebboden
und indirekter Beheizung unterscheidet sich die erfindungsgemäße Vorrichtung durch parallel zur Behällerinnenwand
von oben nach unten angeordnete Siebe durch die direkte Beheizung der Pulpe, durch
einen druckfesten Deckel sowie dadurch, daß das vorhandene Rührwerk nur sehr wenig beansprucht
wird, da die Dampfstrahldüsen eine starke Rührwirkung entfallen.
Die erfindungsgemäße Arbeitsweise sei an folgendem Beispiel erläutert:
Durch den offenen Mannlochstutzcn werden je nach der Druckkochergröße eine bestimmte Anzahl
von Nitriertopfchargen aus dem Sammelbehälter in den Druckkochcr eingefüllt. Das saure Wasser wird
bis auf einen kleinen Rest (1. Kochung mit Sauerwasser) durch das Ventil 4 abgelassen. Dann wird
warmes Wasser nachgefüllt, bis eine Pülpekonzentration von 7,5 bis 8°/o erreicht ist. Die Konzentration
wird aus der Anzahl der Nitriertopf Chargen, deren Gewicht (auf Trockengewicht Nitrocellulose bezogen)
bekannt ist, und der eingelassenen Wassermenge errechnet, wobei im Behälter genügend Luftraum
für die Aufnahme des Kondensates des eingeblasenen Dampfes verbleiben muß. Nach vorheriger
Durchspülung mit Wasser werden alle Dampfventile geöffnet. 1st die Kochtemperatur erreicht, werden die
Dampfventile bis auf eines geschlossen. Das geöffnete Dampfventil wird so einreguliert, daß die Temperatur
der Pulpe während der ganzen Vorkochzeit konstant bleibt. Die Kochzeiten hängen von der Art
und Type der Nitrocellulose, von der Beschaffenheit des Rohstoffes und des Wassers weitgehend ab. Das
Rührwerk wird zeitweise im Langsamgang eingeschaltet. Normalerweise erfolgt während der Kochzeit
eine Warmwäsche, indem man bei geschlossenem Dampfventil die Flotte durch das Ventil 4 abläßt,
Warmwasser nachfüllt und dann weiterkocht. Zum Schluß erfolgt eine Kaltwäsche. Hat die Stabilität
den gewünschten Grad erreicht, kann mit der Druckkochung begonnen werden. Die kalte Flotte wird
durch Warmwasser ersetzt. Der Mannlochstutzcn wird geschlossen und die Dampfventile bis zum Frreichen
des je nach Art und Type der Nitrocellulose erforderlichen Druckes geöffnet. Das Rührwerk läuft
während der Druckkochperiode im Schnellgang. Nach beendeter Druckkochung wird entspannt, die
wieder leicht sauer gewordene Flotte abgelassen und die Nitrocellulose neutral gewaschen. PulvcrwoUcn
werden in die MahU'orlagen abgelassen, in denen sie nach der Mahlung auch nachstabilisiert werden können.
Der Druckkocher steht für die nächste Charge wieder zur Verfügung.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (2)
1. Verfahren zur Herstellung von Nitrocellulose, dadurch gekennzeichnet, daß die
an sich bekannten Fertigungsstufen Vorstabilisierung, Druckkochung und Nachstabilisierung in
einer einzigen Apparatur durchgeführt werden.
2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Vorrichtung aus einem bis 5 atü druckfesten Behälter (1) mit an der Behälterinnenwand
von oben nach unten angeordneten Entwässerungssieben (2), die durch eine unterhalb der
Außenseite des Behälterbodens befindliche ge- »5 meinsame Ringleitung verbunden sind, besteht,
und daß der untere Teil des Behälters an der Außenwand mehrere Dampfeinlaßventile (3) aufweist,
die mit an der Behälterinnenwand befindlichen Dampfstrahldüsen (7) kombiniert sind, wobei
der Totraum zwischen diesen Konstruktionselementen klein gehalten ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19681771006 DE1771006C (de) | 1968-03-20 | Verfahren und Vorrichtung zur Her stellung von Nitrocellulose |
Applications Claiming Priority (1)
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DE19681771006 DE1771006C (de) | 1968-03-20 | Verfahren und Vorrichtung zur Her stellung von Nitrocellulose |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
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DE1771006A1 DE1771006A1 (de) | 1971-07-01 |
DE1771006C true DE1771006C (de) | 1973-06-14 |
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