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Die Erfindung bezieht sich auf ein Bindemittel auf Basis Polyester
und Isocyanat zum Herstellen von lufttrocknenden Gießereiformen und -kernen aus
Gießereisand.
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Die bekannten Bindemittel werden entweder in der Wärme oder durch
Beigabe von Katalysatoren ausgehärtet. Das Warmaushärten besitzt jedoch den Nachteil,
daß es einen erheblichen Zeitaufwand und teure Trockenöfen mit zum Teil erheblichem
Platzaufwand erfordert. Diese Nachteile besitzen kaltaushärtende Bindemittel nicht,
denen als Härtungsbeschleuniger feste, flüssige oder gasförmige Katalysatoren zugesetzt
werden. Dennoch sind auch heute noch eine Reihe von warmaushärtenden Bindemitteln
im Gebrauch, die jedoch, wie beispielsweise bei dem bekannten Croning- oder dem
Hot-Box-Verfahren, einen beträchtlichen Aufwand an maschinellen Einrichtungen erfordern.
Insbesondere sind für diese Verfahren hochwertige Modelle und Kernkästen aus metallischen
Werkstoffen erforderlich, die zudem den Nachteil besitzen, daß die Maßhaltigkeit
der Formen und Kerne infolge der Wärmeausdehnung der Modelle und Kernkästen nur
begrenzt ist.
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Demzufolge geht das Bestreben dahin, Formen und Kerne ohne Anwendung
von Wärme herzustellen.
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Dem steht jedoch die zum Teil beträchtliche Aushärtezeit der kaltaushärtenden
Bindemittel entgegen, die eine entsprechende Verweilzeit der eingeformten Sandmischungen
in den Formen und Kernkästen erforderlich macht. Dies gilt beispielsweise für ein
aus den deutschen Patentschriften 880467 und 880469 bekanntes Verfahren zum Herstellen
von Formschalen für Metall- oder Eisenguß, bei dem als Bindemittel eine Mischung
aus Polyestern mit noch reaktionsfähigen Hydroxyl-, Sulfhydryl- oder Aminogruppen
und Die oder Polyisocyanaten verwendet wird. Bei einem- ähnlichen, aus der deutschen
Auslegeschrift 1 241 044 bekannten Verfahren wird dem Sand als lufttrockenendes
Bindemittel eine Mischung aus einem ölmodifizierten, aus einem oder mehreren natürlichen
trocknenden Ollen, einer oder mehreren Polykarbonsäuren und einem oder mehreren
polyvalenten Alkoholen hergestelltes Alkydharz, das mindestens 40 Gewichtsprozent
natürliches trocknendes Ul einpolymerisiert enthält und eine Hydroxylzahl von mindestens
25 hat, und Polyisocyanat zugesetzt. Dabei kann das Alkydharz teilweise durch ein
normalerweise festes Petroleumpolymer mit äthylenisch ungesättigten Doppelbindungen
ersetzt und der Sandmischung ein Katalysator beigemengt werden.
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Obgleich das zuletzt genannte Bindemittel zum Aushärten keiner Wärme
bedarf, besitzt es doch den Nachteil, daß es bis zum Erreichen einer das Ausformen
gestattenden Grünfestigkeit eine verhältnismäßig lange Härtezeit erfordert, da bei
Raumtemperatur zunächst nur eine schmale Oberflächenzone aushärtet. Demzufolge beträgt
die Verweilzeit der Formen und Kerne in den Form- oder Kernkästen etwa 1 Stunde
und mehr, so daß eine im Verhältnis zur Gußerzeugung hohe Anzahl von Form- und Kernkästen
sowie entsprechende Abstellflächen erforderlich sind.
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Bei dem bekannten Kohlensäure-Erstarrungsverfahren zum Herstellen
von Kernen wird ein Gemisch aus Quarzsand und Natron-Wasserglas als Bindemittel
eingeformt und mit einem Injektor oder unter einer Haube mit Kohlendioxyd begast.
Ein Mangel dieses Verfahrens besteht in den geringen Festigkeiten und schlechten
Zerfalls eigenschaften der Kerne.
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Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe besteht nun darin, die
vorerwähnten Nachteile zu beheben und insbesondere ein Bindemittel zu schaffen,
das ein rasches Aus formen der im wesentlichen durchgehärteten Formen und Kerne
bereits nach wenigen Sekunden gestattet. Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Bindemittel
der eingangs erwähnten Art vorgeschlagen, das im wesentlichen aus einem ölmodifizierten
Acrylharz auf Basis Butylmethacrylat oder Methylmethacrylat und dem bekannten Isocyanat
besteht. Das erfindungsgemäße ölmodifizierte Acrylharz besitzt gegenüber dem bekannten
ölmodifizierten Alkydharz oder Erstarrungsölen den Vorteil höherer Festigkeiten
und einer rascheren Erstarrung, die ein Ausformen bereits nach wenigen Sekunden
gestattet.
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Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren unter Verwendung eines Gemisches
von ölmodifziertem Acrylharz und Isocyanat als Bindemittel kann die eingeformte,
das Bindemittel enthaltende Sandmischung mit Ammoniakgas ausgehärtet werden, wodurch
sich eine weitere Beschleunigung und insbesondere ein gutes Durchhärten der Formen
und Kerne erreichen läßt. An Stelle von Ammoniakgas können auch gas-oder dampfförmige
Ammoniakabkömmlinge, wie beispielsweise Methylamin, Dimethylamin, Trimethylamin,
Athylamin, Diäthylamin und Triäthylamin, verwendet werden. Schließlich ergibt sich
eine weitere Verbesserung des erfindungsgemäßen Verfahrens, wenn dem Sand-Bindemittel-Gemisch
Metalltrockner, wie beispielsweise Kobaltnaphthenat, Bleinaphthenat, Zinndibutyldilancat
oder Mischungen dieser Stoffe, oder organische und/oder anorganische Peroxyde zugesetzt
werden.
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Die Erfindung wird nachfolgend an Hand von Ausführungsbeispielen
des näheren erläutert, denen Sandmischungen mit herkömmlichen Bindemitteln gegenübergestellt
sind.
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Sandmischungen
la Ib lc |
100,0 GT Sand 100,0 GT Sand 100,0 GT Sand |
1,5GT l, 5 GT 1,5 GT |
Erstarrungsöl ölmodifiztertes ölmodifiziertes |
Alkydharz Acrylharz |
Die herkömmlichen Sandmischungen 1 a und lb sind einer Sandmischung 1 c mit Acrylharz
als Bindemittel gegenübergestellt. Von sämtlichen Sandmischungen wurden zylindrische
Prüfkörper mit den Abmessungen 100 x 250mm 250 mm eingeformt und die Zeit bestimmt,
die bis zum Erreichen einer das Ausformen gestattenden Grünfestigkeit verstrich.
Außerdem wurden aus den Sandmischungen Biegestäbe hergestellt und deren Biegefestigkeit
mit einem + GF +-Prüfgerät ermittelt. Die Versuchsergebnisse sind in der nachfolgenden
Tabelle I zusammengestellt.
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Tabelle I
Biegefestigkeit nach |
Sand- Aushärtezeit 15"! 2h 4h 124h148b |
mischung . bei Raumtemperatur |
(kg/cm2) |
1 a 2 bis 3 Stunden 0 2 4 5 5 |
1b 2 bis 3 Stunden 0 j 2 4 8 10 |
l c 2 bis 21/2 Stunden 0 4 15 25 25 |
Obgleich die Sandmischungen kein Isocyanat enthielten, ergibt sich
aus Tabelle I, daß die Aushärtezeit bei der erfindungsgemäßen Sandmischung 1 c etwas
geringer ist, die Biegefestigkeitenjedoch bereits wesentlich höher liegen als bei
den herkömmlichen Sandmischungen und insbesondere früher erreicht werden.
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Um die besonderen Vorteile des erfindungsgemäßen Bindemittelgemisches
aus ölmodifiziertem Acrylharz und Isocyanat nachzuweisen, wurden den herkömmlichen
Sandmischungen 2a und 2b eine erfindungsgemäße Sandmischung 2c gegenübergestellt
und ebenfalls die Aushärtezeit und die Biegefestigkeiten ermittelt. Die Zusammensetzungen
der Sandmischungen 2a bis 2c ergeben sich aus der nachfolgenden Zusammenstellung
: Sandmischungen
2a 2b 2c |
100,0 GT Sand 100,0 OT Sand 100,0 GT Sand |
0,3 GT 0, 3 GT 0, 3 GT |
Isocyanat Isocyanat Isocyanat |
l, 5 GT 1,5GT 1,5GT |
Erstarrungsöl ölmodiflziertes ölmodifiziertes |
Alkydharz Acrylharz |
Die bis zum Ausformen erforderlichen Aushärtezeiten sowie die Biegefestigkeiten
ergaben sich aus der nachfolgenden Tabelle II.
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Tabelle II
Biegefestigkeit nach |
Sandmischung Aushärtezeit 15" 1 2 h | 4 h 124 h 148 h |
bei Raumtemperatur |
(kp/cm2) |
a 50 Minuten 0 5 14 14 16 |
2b 60 Minuten 0 15 25 33 40 |
2c 40 Minuten 0 18 28 50 50 |
Ein Vergleich der Werte aus den Tabellen I und II ergibt eine beträchtliche Verringerung
der Aushärtezeiten infolge des Zusatzes von Isocyanat zu den Sandmischungen, wobei
die erfindungsgemäße Sandmischung 2c die geringste Aushärtezeit und die höchsten
Biegefestigkeiten besitzt.
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Eine weitere Verbesserung ergab sich, als die Sandmischungen 2a bis
2c nach dem Einformen mit Ammoniakgas als Härter begast wurden. Die dabei ermittelten
Versuchsergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle III zusammengestellt.
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Tabelle III
Biegfestigkeit nach |
Sandmi- |
schung Aushärtezeit 15" ½ h 1 h 2 h 4 h 24 h 48 h |
bei Raumtemperatur (kp/cm2) |
2 a 15 Sekunden 1 2 3 5 6 7 11 |
2b 15 Sekunden 2 9 1 2 14 25 35 40 |
2c 15 Sekunden 4 4 | 6 18 28 40 45 |
Aus Tabelle III ergibt sich, daß infolge der Ammoniakbegasung die Aushärtezeiten
sämtlicher Sandmischungen sprunghaft abfallen, dabei jedoch die erfindungsgemäße
Sandmischung 2c wesentlich höhere Biegefestigkeiten erreicht. Insofern führt die
Verwendung des erfindungsgemäßen Bindemittels insbesondere im Falle einer Ammoniakbegasung
nicht nur zu einem schnellerenAushärten, sondern auch zu höheren Grünfestigkeiten.