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Verfahren zur Herstellung von tert.-Butylgruppen enthaltendem Polystyrol
Es ist bekannt, Polystyrol mit Olefinen oder Alkylhalogeniden in Gegenwart von Friedel-Crafts-Katalysatoren
zu alkylieren. Die bei einer solchen Arbeitsweise erhaltenen alkylierten Polystyrole
werden bei der Alkylierung vielfach abgebaut, so daß sie nicht zu Formkörpern verarbeitet
werden können (US-Patentschriften 2 651 628 und 2 614 080).
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Vielfach erhält man dabei alkylierte Polystyrole, die gegenüber dern
Ausgangspolystyrol niedrigere Erweichungspunkte besitzen (brit. Patentschrift 688
082, US-Patentschrift 2 282 456).
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Beispielsweise ist es bekannt, daß bei der Alkylierung mit tert. -Butylchlorid
relativ niedrigmolekulare Produkte erhalten werden, die in K6hlenwasseretoffen löslich
sind und als Zusatz zu Heizölen verwendet werden (Boundy-Boyer - Styrene (1952),
Seite 873, Zeilen 7 bis 10).
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Alkylierte Polystyrole stellt man daher - ausgehend von den monomeren
Alkylstyrolen - durch Polymerisation her.
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Es ist bekannt, Poly-(p-tert. -buty»styrol herzustellen durch Polymerisation
von p, -Butylstyrol (US-Patentschrift 2 723 261).
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Diese Arbeitsweise hat den Nachteil, daß in mehreren aufwendigen Reaktionsschritten
zunächst das monomere p-tert. Butylstyrol hergestellt werden muß, das dann anschließend
polymerisiert wird.
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Es wurde gefunden, daß man tert.-Butylgruppen enthaltendes Polystyrol
herstellen kann, das hohe Erweichungspunkte besitzt, wenn man Lösungen von Polystyrol
in an sich bekannter Weise in Gegenwart von Bortrtfluorid als Katalysator alkyliert
und dabei je Grundmol Polystyrol 0,25 bis 1 Mol tert.-Butylchlorid verwendet.
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Unter Polystyrol werden sowohl die Homopolymerisate des Styrols verstanden,
die durch Block- oder Suspensionspolymerisation hergestellt werden können, als auch
Copolymerisate des Styrole mit anderen copolymerisierbaren monomeren Verbindungen.
Als c opoly merisierbares Monomeres verwendet man insbesondere α-Methylstyrol.
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Copolymerisierbare Monomere, die gegenüber der ablaufenden Reaktion
mit Friedel-Crafts-taIysatoren nicht beständig sind, werden selbstverständlich nicht
verwendet.
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Als Alkylierungskatalysator wird gasförmiges Bortrifluorid verwendet.
Andere bekannte Alkylierungskatalysatoren, wie Aluminiumchlorid, führen zu partiellen
Abbau der eingesetzten Polystyrole.
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Das gasförmige Bortrifluorid wird während der Umsetzung eingeleitet.
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Die Alkylierung wird in Gegenwart von Lösungsmitteln die das Polystyrol
lösen. Beispielsweise geeignete Lösungsmittel sind Schwefelkohlenstoff, Nitromethan,
Methylenchlorid, Äthylenchlorid.
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Die Alkylierung wird bei Temperaturen von ao bis 40°C, insbesondere
von 50 bis iO C, vorgenommen.
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Das tert.-Butylchlorid kann in dem Alkylierungsansatz vorgelegt werden
oder im Maße des Verbrauches im Laufe der Alkylierung
zugesetzt
werden. Die Mengen tert. Butylchlorid betragen je Grundmol Polystyrol tron 0,25
bis 1, insbesondere 1 Mol tert. -Butylchlorid.
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Unter Grundmol Polystyrol wird die Gewichtsmenge Polystyrol verstanden,
die einem Mol Styrol oder einem Mol der Mischung Styrol und Comonomeres entspricht.
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Bei einem Vergleich von Copolymerisaten des Styrols und tert. -Butylstyrols,
die durch Suspensionspolymerisation der Monomeren hergestellt wurden, mit einem
Polystyrol gleichen K-Wertes, das erfindungsgemäß durchAlkylieren mit tert. -Butylchlorid
hergestellt wurde, ergibt sich, daß die gemäß der Anmeldung hergestellten Polyrnerisate
einen höheren Erweichungspunkt besitzen als die Copolymerisate entsprechender Zusammensetzung.
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Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengefaßt.
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Es ist daraus auch zu ersehen, daß die Erweichungspunkte bei einem
Überschuß an tert. Butylchlorid bei derAlkylierung wieder abfallen.
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T a b e l l e
Copolymerisat aus Alkylieren von Polystyrol |
tert. -Butylstyrol und Styrol im im |
Molverhältnis Molverhältnis |
Styrol zu Erweichungs Grundmol Polystyrol Erweichungs- |
tert.-Butylstyrol punkt zu tert.-Butylchlorid punkt |
3 : 1 107° 4 : 1 115° |
1:1 115' 2:1 121° |
1 : 3 122° 4 : 3 1329 |
0:1 130° 1 1 1 140° |
2 : 3 118° |
1 : 2 92' |
Man sollte erwarten, daß die Erweichungspunkte bei den verglichenen
Verfahren bei vergleichbaren Mengenverhältniss en auch etwa gleich sind.
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Die erfindungsgemäß hergestellten Polymerisate besitzen jedoch weit
höhere Erweichungspunkte.
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Ein partieller Abbau des alkylierten Polystyrols wird nicht beobachtet.
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Im allgemeinen wird die Alkylierung in folgender Weise durchgeführt:
Das Polystyrol wird in dem Lösungsmittel gelöst und die gewünschte Menge tert. -Butylchlorid
zugegeben. Unter intensivem Rühren wird gasförmiges Bortrifluorid bei der gewünschten
Reaktionstemperatur eingeleitet, bis die Chlorwasserstoffabspaltung beendet ist.
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Der entstehende Chlorwasserstoff wird dabei laufend aus dem Reaktionsgefäß
entfernt. Gegebenenfalls kann die Alkylierung unter gleichzeitigem Einleiten von
Stickstoff oder Luft ausgeführt werden, um den entstehenden Chlorwasserstoff schneller
zu entfernen.
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Das erhaltene Alkylierungsgemisch wird von überschüssigem Bortrifluorid
unter Durchleiten'von Luft oder von inertgasen, insbesondere Stickstoff, befreit
und die Reaktionslösung in Methanol, Äthanol oder Isopropanol nach und nach eingetragen,
wobei das alkylierte Polystyrol ausfällt. Anschließend wird das Reaktionsprodukt
mit dem als Fällungsmittel verwendeten Alkohol gewaschen und bei. Raum- oder mäßig
erhöhter Temperatur, bei Normaldruck oder im Vakuum getrocknet.
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Die Alkylierung kann auch derart vorgenommen werden, daß man nur einen
Teil des tert. -Butylchlorids vorlegt und den Rest gleichzeitig mit dem Bortrifluorid
nach und nach in das Reaktionsgefäß einbringt
oder daß man die Gesamtmenge
tert. -Butylchlorid gleichzeitig mit dem Bortrifluorid nach und nach in das Reaktionsgefäß
einführt.
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Die erhaltenen-Polymerisate zeigen neben den unerwartet hohen Erweichungspunkten
Werte der mechanischen und elektrischen Eigenschaften, der Wasserabsorption, der
chemischen Widerstand sfähigkeit, der Löslichkeit in organishen Lösungsmitteln,
die denen von Polystyrol gleichen K-Wertes ähnlich sind, und können insbesondere
für gegen kochendes Waaser formbeständige Haushalts- und sanitäre Artikel, Folien,
Bänder, Plätten und andere Formkörper, die nach den üblichen, bei Thermoplasten
gebräuchlichen Verarbeitungsmethoden hergestellt werden, Verwendung finden.
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Beispiel 1 208 g (2 Grundmol) Suspensionspolystyrol vom K-Wert 70
werden in einem mit Gaseinleitungsrohr, Rührer, Rückflußkühler, Gasableitungsrohr
sowie einem eintauchenden Thermometer versehenen Reaktionsgefäß unter Zugabe von
185 g (2 Mol) tert. -Butylchlorid in 1 1 Methylenchlorid gelöst. In die kräftig
gerührte Lösung wird bei 30 bis 400C Bortrifluorid gasförmig eingeleitet, bis die
Chlorwasserstoff-Abspaitung beendet ist. Nach Entfernen des gelösten überschüssigen
Bortrffluorids unter Durchleiten von Stickstoff wird die Reaktionslösung unter Rühren
in 7 1 Methanol eingetropft, wobei das Reaktionsprodukt in feinen weißen Flocken
ausfällt ; es wird abgesaugt, mH Methanol gewaschen und getrocknet.
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Ausbeute: 304 g (95% der Theorie) (C12H16)x (160,2)x ber. C 89,93,
H 10,07, Erweichungsgef. 89, 87, 10,11 punkt 140'C
Beispiel 2 208
g (2 Grundmol) Suspensionspqlystyrol vom K-Wert 70 werden, wie in Beispiel 1 beschrieben,
mit 138, 8 g (1, 5 Mol) tert. -Butylchlorid alkyliert und entsprechend Beispiel
1 aufgearbeitet.
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Ausbeute: 275 g (94 % der Theorie) (C1 1H14)x (146,2)x ber. C 90,35,
H 9,65 Erweichungsgef. 90, 54, 9, 68 punkt 132°C Beispiel 3 208 g (2 Grundmol) Suspensionspolystyrol
vom K-Wert 70 werden, wie in Beispiel 1 beschrieben, mit 92, 5 g (1 Mol) tert.-Butylchlorid
alkyliert und entsprechend Beispiel 1 aufgearbeitet.
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Ausbeute: 252 g (95 % der Theorie) (C10H12)x (132,2)x ber. C 90,85,
H 9,15 Erweichungsgef. 91, 00, 9,02 punkt 121°C Beispiel 4 208 g (2 Grundmol) Suspensionspolystyrol
vom K-Wert 70 werden, wie in Beispiel 1 beschrieben, mit 46, 3 g (0,5 Mol) text
-Butylchlorid alkyliert und entsprechend Beispiel 1 aufgearbeitet.
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Ausbeute: 227 g (96 % der Theorie) (C9H10)x (118,2)x her. C 91,47,
H 8,53 Erweichungsgef. 91,48, 8,46 punkt 115°C Beispiel 5 216 g (2 Grundmol) eines
SuspensionscopoJymerisates aus 30 Gewichtsprozent α-Methylstyrol und 70 Gewichtsprozent
Styrol vom
K-Wert 55 werden, wie im Beispiel 1 beschrieben, mit
185 g (2 Mol) tert.-Butylchlorid alkyliert und entsprechend Beispiel 1 aufgearbeitet.
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Ausbeute: 315 g (96 % der Theorie) (C12,2 7H16,55)x (164)x ber. C
89,83, H 10,17 Erweichungspunkt gef. 89, 93, 10,07 145°C Beispiel 6 208 g (2 Grundmol)
Suspensionspolystyrol vom K-Wert 70 werden, wie in Beispiel 1 beschrieben, in 1
1 Methylenchlorid gelöst. In die kräftig gerührte Lösung wird bei 3Q bis 400C Bortrifluorid
gasförmig eingeleitet, während gleichzeitig 185 g (2 Mol) tert. Butylchlorid tropfenweise
zugegeben werden.
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Es wird - wie in Beispiel 1 beschrieben - aufgearbeitet.
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Ausbeute: 298 g (93 % der Theorie) (C12H16)x (160,2)x ber. C 89,93,
H 10,07 Erweichungspunkt gef. 89, 71, 9, 94 139°C