DE1546090B2 - Verfahren zur chemischen reinigung von fluessigkeits- und/oder gasdurchstroemten rohrleitungs- oder dampferzeugersystemen - Google Patents
Verfahren zur chemischen reinigung von fluessigkeits- und/oder gasdurchstroemten rohrleitungs- oder dampferzeugersystemenInfo
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Description
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Die Erfindung betrifft die chemische Reinigung eines flüssigkeits- und/oder gasdurchströmten Rohrleitungsoder
Dampferzeugersystems, und zwar ein Reinigungsverfahren für ein derartiges System, in dem durch eine
Speisepumpe aus einem Speisebehälter ein Flüssigkeitskreislauf aufrechterhalten wird, in den in Flußrichtung
hinter der Speisepumpe und damit vor dem zu reinigenden Teil Chemikalien eingespritzt werden,
durch deren Beigabe in dem Wasserstrom ein Chemikalien-Flüssigkeitskolben gebildet wird, der von
dem Wasserstrom durch den zu reinigenden Teil des Systems geführt wird.
Bei der chemischen Reinigung von flüssigkeits- und/oder gasdurchströmten Rohrleitungs- oder Dampferzeugersystemen
läßt man üblicherweise das zu reinigende System während einer bestimmten Zeit von
einer Reinigungsflüssigkeit durchströmen, die in einem geschlossenen Kreislauf durch die Teile der Anlage
geführt wird, der durch eine Pumpe aufrechterhalten wird. Hierbei ist es bei der Reinigung des Kreislaufs
eines Dampfkraftwerks bekannt, in der Weise vorzugehen, daß zunächst ein Reinigungskreislauf hergestellt
wird, in den der Speisewasserbehälter, die Kesselspeisepumpe, der Hochdruckvorwärmer, der Kessel, die
Kondensatpumpe und beispielsweise der Niederdruckvorwärmer geschaltet sind. In dem Speisewasserbehälter
werden hierbei die Reinigungschemikalien angesetzt und die Lösung wird dann mit Hilfe der Kesselspeisepumpe
so lange umgepumpt, bis ein vorgegebener pH-Wert von etwa 5 erreicht ist. Dann soll in die
Druckleitung hinter der Speisepumpe Salz- oder ( Schwefelsäure in einer Menge eingegeben werden, die
wiederum einen vorgegebenen pn-Wert von 3 bis 4 erzielen läßt. Die Umwälzung der Lösung soll etwa 12
Stunden vorgenommen werden, wobei die Speisepumpe den Kreislauf in Gang hält.
An ein Reinigungsverfahren für derartige Systeme wird die Forderung gestellt, daß die Reinigung rasch
und sicher und ohne schädliche Nebenwirkungen erfolgt, damit der Betrieb der Anlage nur kurzfristig für
die Reinigung unterbrochen zu werden braucht. Dabei muß nicht nur die chemische Auflösung der Verunreinigungen,
sondern auch deren Abtragen und Abtransport gewährleistet sein, wozu bestimmte Strömungsgeschwindigkeiten
der Reinigungslösung erforderlich sind. Man braucht daher für eine schnelle Reinigung
hochwirksame Reinigungslösungen, die aber auf Grund ihrer hohen Aggressivität und der mitgeführten
abgelösten, aber ungelösten Teilchen für empfindliche Elemente des Reinigungskreislaufes nachteilig sind. Das
gilt insbesondere, wenn beispielsweise die Speisepumpe für die Erzielung der erforderlichen Strömungsge- ,
schwindigkeit im Kreislauf herangezogen wird, so daß V * besondere Maßnahmen zum Schutz herkömmlicher
Pumpen oder Sonderausführungen derartiger Pumpen erforderlich werden. Ein weiterer Mangel der bisherigen
Verfahren besteht in der zeitlichen Verzögerung, die dadurch eintritt, daß das Rohrsystem nach der
chemischen Behandlung zuerst entleert werden muß, bevor es zum Spülen erneut gefüllt werden kann.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, insbesondere die vorstehend genannten Mängel der
bekannten Reinigungsverfahren zu beheben. Dieses Problem ist gemäß der Erfindung bei einem Reinigungsverfahren
der eingangs genannten Art, bei dem in dem Rohrleitungssystem durch eine Speisepumpe aus einem
Speisebehälter ein Flüssigkeitskreislauf aufrechterhalten wird, in den in Flußrichtung hinter der Speisepumpe
und damit vor dem zu reinigenden Teil Chemikalien eingespritzt werden, durch deren Beigabe in dem
Flüssigkeitsstrom ein Chemikalien-Flüssigkeitskolben gebildet wird, der vom Flüssigkeitsstrom durch den zu
reinigenden Teil des Systems geführt wird, in erster Linie dadurch zu lösen, daß in dem System durch die
Speisepumpe ein Wasserstrom aufrechterhalten wird und daß der Chemikalien-Flüssigkeitskolben nach dem
Durchlaufen des zu reinigenden Rohrsystems, und zwar in jedem Falle vor Erreichen der Speisepumpe, als
Behandlungsflüssigkeit ausgeschieden wird.
Hierbei kann die Bildung und Ausscheidung eines Chemikalien-Flüssigkeitskolbens mehrmals wiederholt
werden. Auch kann man zur Einleitung des Reinigungsverfahrens in den aufgeheizten Wasserstrom Alkalien
und Netzmittel einspritzen. Als Flüssigkeitskolben können ferner hintereinander eine alkalische Entfettungslösung,
eine saure Reinigungslösung, eine Spüllösung und eine Neutralisations- und Konservierungslösung
in den Wasserstrom eingespritzt werden. Es ist auch in der Regel vorteilhaft, das Nachspülen mit
gegenüber der normalen Durchlaufgeschwindigkeit erhöhter Geschwindigkeit und erhöhtem Druck durchzuführen.
In spezieller Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens können schließlich in das im
Rohrsystem umlaufende Wasser nach dem Aufheizen auf 60 bis 250°C Alkalien oder Netzmittel eingespritzt
und ferner der bis dahin geschlossene Kreislauf bei Erreichen eines pn-Wertes von mehr als 7 geöffnet und
von Wasser durchpumpt werden, worauf HCl und eine Inhibitorlösung eingespritzt und danach intermittierend
zwei- bis fünfmal Wasser und Komplexmittel durch das System gepumpt werden, woran man dann gegebenenfalls
nach Kontrolle noch das Einspeisen von Konservierungschemikalien anschließen kann.
An Hand der schematischen Darstellung in F i g. 1 wird ein Verfahren zur chemischen Reinigung eines
flüssigkeits- und/oder gasdurchströmten Rohrsystems im Falle eines Dampferzeugersystems als Beispiel
erläutert, wobei in der Zeichnung nur die wesentlichen Teile eines solchen Systems dargestellt sind.
Vom Speisewasserbehälter 1 wird das Arbeitsmittel über die Pumpe 2 dem beheizten Verdampfer- resp.
Überhitzersystem 3 mit seinen schlangenartig angeordneten Rohren 4 zugeführt. Die Leitung 5 verbindet den
Dampferzeuger mit weiteren Reihen des beheizten Rohrsystems und mit der zu treibenden Dampfturbine,
während die Leitung 6 in den Abscheider 7 mündet, der über das Ventil 8 mit dem Behälter 1 verbunden ist.
Leitung 9 mit Ventil und die Leitung 10 mit Ventil dienen der erfindungsgemäßen chemischen Reinigung.
Nachdem das Wasser durch Umwälzen mittels der Betriebspumpe, Speise-, Booster- oder andere Pumpe,
im Dampferzeuger auf eine Temperatur von 60° — 250° C gebracht wurde, beginnt die Entfernung der
Verunreinigungen wie Zunder, Silikate, Magnetit, Rost, Verschmutzungen von der Bearbeitung her, etc. mit
einer alkalischen Vorbehandlung, welche den Zweck hat, die Innenbeläge zu entfetten und zu lockern, um der
später folgenden aggressiven Lösung eine größere Wirkung zu verschaffen. Die alkalische Behandlung
wickelt sich am besten bei einer erhöhten Temperatur von 60°-250° C ab.
An einer vorbestimmten Stelle 10, welche sich nach der Pumpe, jedoch vor dem zu reinigenden Rohrsystem
befindet, wird rasch und in konzentrierter Weise während einer vorausberechneten Zeit von ca. 15 Min.
die alkalische Lösung eingespritzt. Zeigt ein registrierendes Instrument am Ende der Rohrpartie eine
entsprechende Steigerung des pH-Wertes von über acht an, so wird der Kreislauf meist am Ende des zu
reinigenden Rohrsystems, d. h. bei der Leitung 9, in jedem Falle jedoch vor der Pumpe bzw. deren
Ausgangsstelle geöffnet und die Behandlungsflüssigkeit aus dem Kreislauf entfernt. Zeigt das registrierende
Instrument 12 durch Absinken an, daß die Reinigungsflüssigkeit ausgeströmt ist, so wird die Zirkulationspumpe
eventuell intermittierend auf volle Leistung gebracht und damit der Spülvorgang, welcher das physikalische
Entfernen der Verunreinigungen zur Aufgabe hat, eingeleitet.
Injektion und Spülen werden unter Umständen mehrmals wiederholt, wobei jedoch die verbrauchten
Wassermengen kleiner gehalten werden als bei den heute verwendeten Methoden.
Nach erfolgter alkalischer Behandlung kann das inzwischen eventuell etwas abgekühlte Rohrsystem
wieder aufgeheizt werden, worauf die Endtemperatur von dem zur Verwendung gelangenden Inhibitor
abhängt. Dann wird durch die Zuleitung 10 nach vorher erfolgter Mengenreduktion der zirkulierenden Flüssigkeitsmenge
mit dem entsprechenden Inhibitor vermischte Säure — Mineralsäure, z. B. HCl, oder eine
Mischung von Mineralsäuren — durch eine Spezialpumpe in vordosierter Menge eingespritzt. Durch entsprechende
Analysengeräte und pH-Schreiber wird der Reaktionsablauf an verschiedenen Stellen des Systems
überwacht. Zeigt ein pH-Schreiber am Ende des zu reinigenden Rohrsystems eine Senkung des pH-Wertes
an, so wird wiederum der Kreislauf über die Leitung 9 so lange geöffnet, bis der durchgewanderte Säurepfropfen
aus dem Rohrsystem entfernt ist. Tritt eine pronunzierte Steigerung des pH-Wertes am vorbeschriebenen
Instrument ein, so wird wiederum die Pumpe auf volle Leistung gebracht und der physikalische Ablösevorgang
der Beläge eingeleitet.
Nach durchgeführter Spülung des Rohrsystems bei erhöhtem Druck und erhöhter Geschwindigkeit gegenüber
den Werten während der Behandlung, wobei annähernd viermal das Kesselvolumen an Wasser mit
Komplexmitteln intermittierend durchgepumpt wird, erfolgen Kontrolle und langsames Einspeisen von
Konservierungschemikalien. Vor der Inbetriebsetzung ist es vorteilhaft, noch eine Schutzschichtbildung
durchzuführen.
Als ablösend wirkendes Mittel können sowohl mineralische als auch organische Säuren verwendet
werden.
Durch die Zuleitung 11 kann das Neutralisationsmittel zugeführt werden.
Die Kurve, gemäß F i g. 2, zeigt die Reinigungswirkung als Ergebnis eines simulierten, praxisnahen
Versuches. Um bei gleicher Gegebenheit die Wirkung der Ablösereaktion und die Wirkung auf das Grundmetall
zu prüfen, wurden in einem durchströmten Rohr einmal eine Rohrprobe mit Belag von 82 gr/m2 und
einmal eine Probe eines polierten Metallplättchen eingelegt. Die Durchströmung erfolgte mit einer 5%-HCl-Lösung
von 6O0C, der l%o Inhibitor beigegeben war.
Die Kurve A zeigt den Beizeffekt, d. h. den Reinigungseffekt des Belages in gr/m2 in Funktion der
zeitlichen Einwirkung des Reinigungsmittels bei einer Strömungsgeschwindigkeit von 23 cm/sec, die Kurve B
die Totalkorrosion des polierten Metallplättchen in gr/m2/h in Funktion der zeitlichen Einwirkung des
Reinigungsmittels bei einer Strömungsgeschwindigkeit von 46 cm/sec.
Bei den vorbeschriebenen Reinigungsverfahren folgt die Wirkung des chemischen und mechanischen
Reinigungseffektes rasch aufeinander; die chemiche Lösung wird nur einmal durch das Rohrsystem
durchgepumpt, wobei deren Konzentration und Temperatur entsprechend angepaßt und der Inhibitor so
abgestimmt ist, daß seine Einwirkung mit einer leichten Verzögerung eintritt, wodurch die anhaftenden Beläge
im ersten Moment einem maximalen Auflösungsvorgang unterworfen werden. Direkt hinter der aggressiven
Lösung wird Wasser nachgeschoben, dessen Geschwindigkeit nach Ausstoßen der chemischen
Lösung sprunghaft auf den gewünschten Wert erhöht wird, um das mechanische physikalische Wegspülen der
noch nicht aufgelösten, sowie der unlöslichen Teile des Belages zu erreichen. Dieses Vorgehen gestattet, bei
einer kurzen Behandlung bei gleichem vorgegebenen Abtragungswert aggressivere Lösungsmittel zu verwenden,
setzt aber voraus, daß die Behandlungszeit in einem ganz bestimmten Zeitpunkt abgeschlossen
werden kann entsprechend der Kurve über die Abtragung.
Der der Säure beigesetzte Inhibitor muß von einer solchen Charakteristik sein, daß er eine gewisse Zeit
braucht, um sich an den durchströmten Metallflächen zu absorbieren. Diese Zeit schwankt zwischen 5 und 20
Minuten. Während dieser Zeit ist die aggressive Lösung, z. B. eine reine Mineralsäure oder ein Gemisch
verschiedener Säuren, bei entsprechender Geschwindigkeit und genügender Zirkulation und Turbulenz in
• der Lage, die Belagspartikeln vom Metall zu trennen, meist aufgrund ihres Angriffs auf den Zwischenschicht-Metall-Belag.
Der Inhibitor muß so beschaffen sein, daß sich dessen Moleküle an den freigelegten Metalloberflächen
absorbieren und den Angriff der Säure auf das blanke Metall verhindert.
Die angelösten Beläge werden dann durch rasche
Die angelösten Beläge werden dann durch rasche
ίο Steigerung der Geschwindigkeit der nachfolgenden,
nicht mehr aggressiven Lösung weggespült und direkt aus dem Kreislauf, bzw. dem zu reinigenden Rohrsystem
entfernt. Die Kontaktzeit der aggressiven Lösungen mit den Belägen kann deshalb gegenüber den bis heute
bekannten Methoden wesentlich verkürzt werden, indem meist keine vollständige Auflösung der lösbaren
Teile des Belages mehr notwendig ist.
Das Wechselspiel Säure-Einspritzung, volle Pumpenleistung, öffnen des Kreislaufes, Schließen des Kreislaufes
wird anhand der verschiedenen Analysen-Werte und speziell anhand der registrierenden pH- und Potential-Meßgeräte
vorgenommen.
Hierzu 2 Blatt Zeichnungen
Claims (6)
1. Verfahren zur chemischen Reinigung eines flüssigkeits- und/oder gasdurchströmten Rohrleitungs-
oder Dampferzeugungssystems, in dem durch eine Speisepumpe aus einem Speisebehälter ein
Flüssigkeitskreislauf aufrechterhalten wird, in den in Flußrichtung hinter der Speisepumpe und damit vor
dem zu reinigenden Teil Chemikalien eingespritzt werden, durch deren Beigabe in dem Flüssigkeitsstrom
ein Chemikalien-Flüssigkeitskolben gebildet wird, der von dem Flüssigkeitsstrom durch den zu
reinigenden Teil des Systems geführt wird, d a durch gekennzeichnet, daß in dem System
durch die Speisepumpe ein Wasserstrom aufrechterhalten wird, und daß der Chemikalien-Flüssigkeitskolben
nach dem Durchlaufen des zu reinigenden Rohrsystems, und zwar in jedem Falle vor Erreichen
der Speisepumpe, als Behandlungsflüssigkeit ausgeschieden wird.
2. Reinigungsverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Bildung und Ausscheidung
eines Chemikalien-Flüssigkeitskolbens mehrmals wiederholt wird.
3. Reinigungsverfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zur Einleitung des
Reinigungsverfahrens in den aufgeheizten Wasserstrom Alkalien und Netzmittel eingespritzt werden.
4. Reinigungsverfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß als Flüssigkeitskolben hintereinander eine alkalische Entfettungslösung, eine saure Reinigungslösung,
eine Spüllösung und eine Neutralisationsund Konservierungslösung in den Wasserstrom
eingespritzt werden.
5. Reinigungsverfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß das Nachspülen mit gegenüber der normalen Durchlaufgeschwindigkeit erhöhter Geschwindigkeit
und erhöhtem Druck durchgeführt wird.
6. Reinigungsverfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß in das im Rohrsystem umlaufende Wasser nach dem Aufheizen auf 60 bis 25O0C Alkalien oder
Netzmittel eingespritzt werden, daß ferner der bis dahin geschlossene Kreislauf bei Erreichen eines
Ph-Wertes von mehr als 7 geöffnet und von Wasser durchpumpt wird und danach HCl und eine
Inhibitorlösung eingespritzt werden, worauf intermittierend zwei- bis fünfmal Wasser und Komplexmittel
durch das System gepumpt werden und nach Kontrolle das Einspeisen von Konservierungschemikalien
erfolgt.
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