Bei Kranen, deren Auslegersystem beim Verändern der Ausladung die
Last horizontal auf gleicher Höhe führen soll, wird dieses vorteilhaft als sogenannter
Doppellenkerausleger, auch Lemniskatenlenkerausleger genannt, ausgeführt. Auf den
Gebieten der Werftkrake, der Hafenkrane und sonstiger Umschlagkrane ist dieses Auslegersystem
seit mehreren Jahrzehnten allgemein üblich, aber auch bei Kranen für ganz andere
Einsatzarten, wie z. B. Turmdrehkranen für die Bauwirtschaft, könnte es, allerdings
in angepaßter Form, mit Erfolg eingesetzt werden, da die Vorteile eines solchen
Systeme gegenüber dem bei diesen Kranen üblichen Auslegersystem mit horizontalem
Lastweg, dem Laufkatzenaueleger, offenkundig und unbestritten sind.Der Doppellenkerausleger
bietet den gleichen Vorteil wie der Laufkatzenausleger, nämlich den horizontalen
Lastweg, ohne jedoch mit dessen Nachteilen behaftet zu sein: Er ist im Gegensatz
zu diesem einziehbar, kann also Hindernissen ausweichen, ist leichter und bietet
weniger Windangriffsflä.chen, er benötigt keine Laufkatze, hat beim gleichen Grundkran
höhere Tragkraft als der Laufkatzenausleger und kann im Gegensatz zu diesem mit
einfachem Hubseil betrieben werden, was die Möglichkeit der Einsparung mehrerer
Seilrollen bedeutet.
Bei Baukranen liegen allerdings sowohl die
äußeren Gegebenheiten als auch die technischen Anforderungen völlig anders als bei
Hafenkranen oder Werftkranen. Während diese bei ihrer Erstellung einmal montiert
werden und dann in der Regel bis zu ihrer Verschrottung am selben Einsatzort bleiben,
müssen Baukrane meist mehrmals im Jahr ihren Standort wechseln, also abgebaut, unter
Einhaltung der Straßenverkehrevorschriften -transportiert und am neuen Einsatzort
wie@?er aufgebaut werden; sie missen also von vornherein auf raschen Auf- und Abbau
sowie auf gute Transportmöglichkeiten hin konst°tzä.ert sein. Außerdem unterscheiden
sich Baukrane durch einen :n@.e^s gearteten Aufgabenbereich von den genannten anderen
Krangattungen. Während bei herkömmlichen Umechlagkranen und Hafenkranen, besone.-=s
aber bei Werftkranen, gewöhnlich große bis sehr große Tragkräfte bei mittleren Ausladungen
gefordert werden, müssen Baukrane sehr große Reichweiten.bei verhältnismäßig nicht
so großen Tragkräften haben. Das bedeutet, daß das Auslegereigengewichtsmoment im
Verhältnis zum Lastmorient größer ist und somit an der Gesamtbelastung des Kranes,
also an Auslegereigengewichtsmoment plus Lastmoment, wesentlich größeren Anteil
hat als bei Kranen mit großem Lastmoment bei verhältnismäßig kleiner Ausladung und
infolgedessen kleinerem Auslegereigengewichtemoment. Da jedoch dieses Auslegereigengewichtsmoment
für den Kran eine tote Belastung darstellt, sollte es aus Wirtschaftlichkeitsgründen
möglichst klein gehalten werden. Dies gewinnt umso mehr an Bedeutung, je größer
bei gleichbleibendem Lastmoment die Ausladung und je kleiner damit die Last wird.
Es kommt hinzu, daß ein für Baukrane geeigneter Doppellenkerausleger
in
erster Linie, wie bereits erwähnt, ohne großen Zeit- und Personalaufwand und ohne
aufwendige Hilfsmittel auf- und abbaubar und in handlichen Teilstücken transportierbar
sein müßte, nach Möglichkeit auch geometrisch vergrößerbar und verkleinerbar und
unter Umständen sogar, unter Verwendung der gleichen Elemente, in andere für Spezialeinsätze
geeignete Auslegersysteme, wie z. B. Schwerstlastausleger, verwandelbar. Bei den
für andere Krangattungenbisher bekannten Doppellenkerauslegern ist dies alles weder
gefordert noch verwirklicht; ihre Spitzenlenker sind als dem Biegemomentenverlauf
angepaßte, nach den Enden zu sich verjüngende Fachwerk-, Vollwand- oder Kastenträger
ausgebildet, für die nach ihrer Erstmontage keine Zerlegbarkeit oder Teilbarkeit
mehr vorgesehen ist. Das gleiche gilt auch für deren Grundlenker und Zug-Lenker.
Die Tatsache, daß dieses vorteilhafte Auslegersystem sich bei Baunranen bisher nicht
durchzusetzen vermochte, liegt zweifelsohne nur daran, daß noch keine gangbaren-Lösungen
aufgezeigt worden sind, es den For;~.erungen, die an einen Baukranausleger gestellt
werden, anzupassen: Die Aufgabe, einen Doppellenkerwippausleger zu schaffen, der
es ermöglicht, die Vorteile dieses Auslegersystems auch für Baukraue zu nutzen,
wird erfindungsgem4ß dadurch gelöst, daß bei dem aus einem Grundlenker, einem Zuglenker
und einem Spitzenlenker bestehenden Auslegersystem dieser Spitzenlenker aus einem
Stützbock, einem Druckausleger, einem Gegenausleger, einem vorderen und einem hinteren
Abspannseil zusammengesetzt ist und diese Bauteile durch lösbare Verbindungsmittel
miteinander verbunden sind.
Günstig ist es, den Stützbock des Spitzenlenkers
so auszubilden, daß er als durchgehende Stütze über den Anlenkpunkt von Druckausleger
und Gegenausleger hinaus nach unten verlängert wird, und daß diese Verlängerung
an ihrem unteren Ende das Gelenklager zwischen Grundlenker und Spitzenlenker aufnimmt.
Eine derartige Ausbildung des Spitzenlenkerstützbockes macht es möglich, sowohl
den Druckausleger wie auch den Gegenausleger des Spitzenlenkers als reine Druckstützen
und deren Abspannung in Form von Spannseilen vorzusehen, d. h. die leichteste überhaupt
mögliche Konstruktion zu wählen. Des weiteren ergibt sich eine besonders vorteilhafte
Anordnung, wenn der Druckausleger des Spitzenlenkers aus mehreren, durch lösbare
Verbindungsmittel miteinander verbundenen Bauteilen besteht, also z. B. aus einem
Anlenkstück und einem Spitzenstück und gegebenenfalls einem oder mehreren parallelen
Mittelstücken. Auf diese Weise läßt sich einerseits eine Teilbarkeit in handliche,
noch.manipulierbare und transportierbare Einzelteile erreichen, die Grundvoraussetzung
für eine Verwendbarkeit beim Baukran ist, und andererseits ist die Möglichkeit gegeben,
die Länge des Druckauslegers und somit auch die des Spitzenlenkers durch Einfügen
von zusätzlichen parallelen Mittelstücken oder durch Herausnehmen solcher Teile
zu verändern und in besonders gelagerten Fällen den Erfordernissen anzupassen. Wird
nun, wie ferner vorgeschlagen wird, auch noch der Grund-Lenker des Doppellenkerauslegersystems,
in ähnlicher Weise wie der Druckausleger des Spitzenlenkers, aus mehreren, durch
lösbare Verbindungsmittel miteinander verbundenen Bauteilen bestehend vorgesehen,
also
beispielsweise aus einem Anlenkstück, einem Spitzenstück und gegebenenfalls einem
oder mehreren parallelen Mittelstücken, so kann auch die Länge des Grundlenkers
durch Hinzufügen oder Herausnehmen von parallelen Zwischenstücken vefändert werden.
Es müssen dann nur noch die beiden Spannseile und der Gegenausleger des Spitzenlenkers
sowie der Zuglenker durch Unterteilung in Grundelemente und Verlängerungsstücke
(ähnlich wie beim Grundlenker und beim Spitzenlenkerdruckausleger) in ihrer Dänge
veränderlich gemacht werden, um eine Art Baukastensystem zu erhalten, welches erlaubt,
aus den Bauteilen eines erfindungsgemäßen Doppellenkerauslegers durch einfachen
Umbau je nach Bedarf und Zweckmäßigkeit verschiedene andere Auslegersysteme zu erstellen.
So kann beispielsweise unter Beibehaltung des Doppellenkerprinzips lediglich durch
Einfügen von Zwischenstücken in Grundlenker, Spitzenlenkerdruckausleger, Zuglenker
und vorderem Kopflenkerspannseil eine Art Doppellenkerausleger mit bedeutend größerer
Reichvieite bei entsprechend verringerter Tragkraft geschaffen werden, bei dem man
dann allerdings schon erhebliche Abweichungen von einer horizontalen Lastführung
in Kauf nehmen muß. Als eine weitere Abwandlungsmöglichkeit kann z. B. durch Entfernen
des Spitzenlenkergegenauslegers und durch unmittelbares Anlenken des Spitzenlenkerdruckauslegers
an der Grundlenkerspitze, also im Gelenkpunkt zwischen Grundlenker und Spitzenlenker,
sowie durch entsprechende Verlängerung der beiden Spitzenlenkerspannseile und deren
Befestigung einerseits am Grundausleger nahe dessen Anlenk#)unkt und andererseits
nahe der äußeren Spitze des Spitzenlenkerdruckauslegers ein Auelegereystem gewonnen
werden, das zwar
beim Auslegereinziehen ebenfalls keinen horizontalen
Lastweg mehr erzielen kann, mit dem sich dafür aber durch Einfügen von zusätzlichen
Mittelstücken im Grundausleger oder bzw. und im Spitzenlenkerdruckausleger infolge
des verhältnismäßig geringen Gewichtes des letzteren enorme Ausladungen bei immer
noch relativ beachtlichen Tragkräften erreichen lassen. Ein auf diese ,Heise erhaltenes
Aus-
legersystem kann dann durch einfaches Steilstellen des Grundauslegers
und durch Verlängerung der beiden Spannseile derart, daB der Spitzenlenkerdruckausleger
wieder angenähert waagerecht oder leicht nach oben gerichtet steht, auch in einen
Hochhausausleger umgerüstet werden, der bei allerdings verkleinerter Reichweite
das Erreichen sehr großer Hakenhöhen gestattet, ohne daß ein Aufstocken des eigentlichen
Kranes erforderlich würde. Auch in einen normalen Nadelauslegerkran, wie er heute
als Baukran allgemein üblich ist, kann der erfindungsgemäße Doppellenkerausleger
auf einfachste Weise umgerüstet werden, indem unter Weglassung des kompletten Spitzenlenkers
lediglich der durch Einfügen von Zwischenstücken auf die erforderliche hänge gebrachte
Grundlenker als Nadelausleger verwendet und durch den beim Doppellenkerausleger
als Zuglenker dienenden Seilzug abgespannt wird.
In der Zeichnung ist ein
Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes dargestellt, und zwar zeigt Fig.
1 das Schema eines herkömmlichen Doppellenkerauslegersystems am Beispiel eines Turmdrehkranes
in Seitenansicht, Fig. 2 einen erfindungsgemäßen Doppellenkerausleger in Seitenansicht
in größerem Maßstab,
Fig. 3 ein aus diesem durch Umrüsten entstandenes
Auslegersystem für sehr große Reichweite, Fig. 4 ein aus dem Doppellenkerauslegersystem
nach Fig. 2 durch Umrüsten entstandenes Idadelauslegersystem. Ein Turmdrehkran 1
trägt am oberen Endweines Turmes einen Auslegeranlenkrahmen 2 und eine leicht nach
hinten geneigte, als Abspannbock dienende Turmspitze 3. Im Anlenkpunkt 4 ist, um
eine horizontale Achse beweglich, der Grundlenker 5 angeschlossen, der an seinem
äußeren Ende ein Gelenklager 6 trägt, durch welches der Spitzenlenker 7 beweglich
an den Grundlenker 5 angeschlossen ist. Das nach hinten überkragende Ende des Spitzenlenkers
7 ist durch den Zuglenker 8 an der Turmspitze 3 angehängt. Von der Hubseiltrommel
9 ist das Hubseil 10 über je eine Seilrolle 11 an der Turmspitze 3, 11' am hinteren
Ende und 11" an der freien vorderen Spitze des Spitzenlenkers 7 geführt. Von der
Wippseiltrommel 12 läuft das Wippeeil 13 über eine Umlenkrolle 14 an der Turmspitze
3 zu einem Befestigungspunkt am Grundlenker 5 nahe dem Gelenklager 6. Die
Fig. 2 zeigt die erfindungegemäße Anordnung eines Doppellenkerauslegers. Im Gelenk
4 am Auslegeranlenkrahmen 2 ist das Anlenkstück 14 des Grundlenkern beweglich gelagert,
das zusammen mit drei parallelen Mittelstücken 15 und dem Spitzenstück 16 den Grundlenker
bildet. Die Teile 14, 15 und 16 sind leicht lösbar miteinander verbunden. Das Gelenklager
6 an der Spitze des Grundlenkerspitzenstückes 16 nimmt den mit seiner Verlängerung
18 nach unten über den Anlenkpunkt 19 hinausgezogenen Stützbock 17 auf, der gewissermaßen
das Rückgrat des ganzen Spitzenlenkers bildet. Der
Bolzen 19 schließt
das Anlenkstück 20 des Spitzenlenkerdruckauslegers an, der außerdem noch aus den
beiden parallelen Mittelstücken 21 und dem Spitzenschuß 22 besteht, der wiederum
die Schnabelrolle 11" für das Hubseil 10 trägt. Mit dem Bolzen 19 ist gleichzeitig
der Gegenausleger 23 befestigt, an dessen anderem, eine Seilrolle 11' tragenden
Ende der aus dem GruncUement 8, einer Seilverbindung 26 und einen? Verlängerungsstück
27 bestehende Zuglenker aasgelenkt ist. Durch die an der oberen Spitze des Stützbockes
17 befestigten Spannseile 24 und 25 werden der Spitzenlenkerdruckausleger sowie
der Spitzenlenkergegenausleger gehalten. Zwischen dem Bolzen 19 und der die beiden
Spannseile haltenden oberen Stützbockspitze läuft eine Seilstützrolle 11"'. Der
Spitzenlenker des erfindungsgemäßen Doppellenkerauslegers besteht somit aus den
Bauteilen Stützbock 17, 18, mit Rolle 11"', Bolzen 19, Spitzenlenkerdruckausleger
20, 21, 21, 22 mit Rolle 11", Spitzenlenkergegenausleger 23 mit Rolle 11' und den
Spannseilen 24 und 25 und deren Befestigungselementen, welche sämtlich leicht lösbar
miteinander verbunden sind. wie das erfindungsgemäße Auslegersystem für Einsätze
mit extremen Forderungen ohne weiteres in hierfür geeignete andere Auslegersysteme
umgerüstet werden kann, zeigen Fig. 3 und Fig. 4 Llit dem System nach Fig. 3 können
durch zusätzliches Einfügen von Mittelstücken 15 im Grundlenker und Mittelstücken
21 im Spitzenlenkerdruckausleger außerordentlich große Reichweiten erzielt werden;
der Spitzenlenkerdruckausleger ist unmittelbar an der Spitze 16 des Grundlenkers
im Gelenk 6 aasgelenkt, und der Stützbock 17, 18 sowie die durch Seilverbindungen
28 bzw. 30 und Verldngerungsstücke 29 bzw. 31 verl@.ngerten Spitzenlenkerspannseile
24 und 25
dienen als Tragwerk des an dem gegebenenfalls durch einen
Flaschenzug Verstärkten Wippseil 13 angehängten Auslegers. Der
Stützbock 17, 18 trägt eine Seilstützrolle 11"'. F g. 4 veranschaulicht den
einfachen Umbau in einen Nadelausir> leger, wie er heute bei Baukranen allgemein
üblich ist und in Sonderfällen zur Bewältigung sehr großer Einzellasten bei mittleren
und kleinen Ausladungen in verkürztem Zustand bei mehrfacher Einscherung des Hubseils
eingesetzt wird. Das Grundlenkeranlenkstück 14, sechs Mittelstücke 15 und das Grundlenkerspitzenstück
16 bilden den Nadelausleger, der an dem erforderlichenfalls durch Einscherung zu
einem Flaschenzug verstärkten Wippseil 13 aufgehängt ist. Dä.ß die erfindungsgemäße
Ausführung von Doppellenkerauslegern nicht nur bei Baukranen, wo sie deren Einsatz
überhaupt erst möglich macht, sondern auch bei vielen anderen Krangattungen, auch
solchen, die die herkömmlichen Doppellenkerauslegerbauarten verwenden, mit Erfolg
eingesetzt werden kann, ist offensichtlich: geringes Eigengewicht, einfacher Transport,
unkomplizierte, rasche I'iIontagemöglichkeit'und damit auch Reparaturmöglichkeit,
Vielseitigkeit durch einfache Umrüstbarkeit in eine Vielzahl verschiedenster Auslegersysteme
und somit Anpassungsfähigkeit an alle nur denkbaren Eineatzfälle sind für jede Krangattung
unschätzbare Vorteile, die keines der bisher bekannten Auslegersysteme bieten kann.