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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Fadenanlegen und Aufwinden
einer Fadenreserve an Streckzwirnmaschmen mit einem auf der Spindelbank angeordneten
Absauger zum Abziehen des Fadens von einer Vorlagespule, mit einer durch einen Hebel
betätigbaren Bremse züm Abbremsen und Anhalten der über einen Wirtel angetriebenen
Spindel und mit einem an der Spindelbank angeordneten Schwenkarm, der den gestreckten
und gezwirnten Faden in den Bereich eines mit der Spindel umlaufenden Mitnehmers
ablenkt, und mit einer am Schwenkarm angeordneten Abschneidevorrichtung, die den
Faden über dem Absauger durchtrennt, nachdem der Mitnehmer den gestreckten und gezwirnten
Faden erfaßt hat.
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Bei Streckzwirnmaschinen, insbesondere für das Strecken synthetischer
Fäden mit grobem Titer in zwei Streckzonen, ist das Fadenanlegen ein schwieriger
Vorgang, weil vermieden werden soll, daß nach dem Anlaufen der Spindel eine gewisse
Fadenlänge in unverstrecktem Zustand auf die zu bewickelnde Hülse aufgewunden wird.
Es ist bereits eine Anzwirnvorrichtung für eine Streckzwimmaschine bekannt (deutsche
Auslegeschrift 1069 044), welche diesen Nachteil beheben soll. Bei dieser
bekannten Vorrichtung dreht sich mit der Maschinenspindel eine aufsteckbare Garnhülse,
die auf einer Schulter eines Konus aufsitzt, der mit einem darunter angeordneten
Antriebswirtel drehfest verbunden ist. Eine unter dem Antriebswirtel angeordnete
Backenbremse dient zum Stillsetzen der Spindel. Auf einer Spindelbank ist neben
der Spindel ein Absauger zum Abziehen des Fadens von Vorlagespulen vorgesehen. Ein
die Backenbremse betätigender Schwenkhebel weist eine Nockenscheibe auf, die einen
Steuerkolben zum öffnen und Schließen eines in der Druckluftleitung des Absaugers
befindlichen Kugelventils betätigt. Der an der Spindelbank angeordnete Schwenkhebel
dient ausschließlich zum gleichzeitigen Betätigen der Spindelbremse und des Absaugers.
Der aus der Streckvorrichtung austretende und durch eine Fadenöse und durch einen
auf der Ringbank gleitenden Läufer hindurchgeführte Faden wird wahlweise an zwei
Mitnehmem für Links- und Rechtsdraht an dem über dem Antriebswirtel befindlichen
Konus befestigt. Die voneinander im Abstand stehenden Mitnehmer sind aus dem oberen
Ende der Konuswand radial nach innen umgebogen. Für das Aufbauen eines Kötzers wird
der von einer Vorratsspule abgezogene Faden zunächst an der Streckvorrichtung vorbeigeführt
und durch die Fadenöse und den Läufer auf der Ringbank hindurchgeleitet und über
einen der Mitnehmer am Konus von Hand an den Ansaugstutzen des Absaugers herangeführt.
Der für den Aufbau des Kötzers bestimmte Faden muß also von Hand von vornherein
in die Mitnehmer der Spindel eingeführt und eingelegt werden. Das Einlegen des Fadens
in den Mitnehmer während des Stillstandes der Spindel von Hand ist aber umständlich
und erfordert einen bestimmten Zeitaufwand, der die lohnseitigen Herstellungskosten
erhöht. Nachdem bei dieser bekannten Vorrichtung der Faden in die Streckvorrichtung
eingelegt wurde und der Faden in gestreckter und gezwirnter Form den Absauger erreicht
hat, werden die Bremsen gelöst, die Spindeln in Umdrehung versetzt und der Faden
abgeschnitten. Das abgeschnittene Ende des Fadens wird durch den Absauger abgeleitet.
Davon abgesehen, daß hierbei ein großer Fadenabfall entsteht, wird hier keine genügende
Fadenreserve gebildet, die für das Anknüpfen des Anfangs eines weiteren Kötzers
für die Verarbeitung auf weiteren Textilmaschinen erforderlich ist.
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Es ist auch eine Streckzwirnmaschine bekannt (französische Patentschrift
1164 105), die neben der üblichen Streckvorrichtung, der Fadenöse,
dem auf einer Ringbank umlaufenden Läufer, der über einen Wirtel angetriebenen Spindel
und der auf die Spindel wirkenden Bremse einen Bremshebel aufweist, an den ein Fadenführer
und ein Fadenabschneider angeordnet sind. Neben der Streckzwirnmaschine ist eine
eigene Hilfswickelmaschine aufgestellt. Für den Aufbau eines Kötzers auf der Streckzwimmaschine
wird der von einer Vorratsspule abgezogene Faden zunächst an der Streckvorrichtung
vorbei durch die Fadenöse und den auf der Ringbank gleitenden Läufer hindurch zu
der neben der Streckzwirnmaschine stehenden Hilfswickelmaschine geführt. Sowie der
Faden von der Hilfswickehnaschine erfaßt ist und von ihr aufgewickelt wird, wird
der Faden durch die Streckvorrichtung hindurchgeführt. Nachdem der Faden in gestreckter
Form den Läufer auf der Ringbank durchlaufen hat, wird der Bremshebel verschwenkt.
Hierdurch wird die Bremse gelöst und die Spindel in Umdrehung versetzt. Gleichzeitig
ergreift der an dem Bremshebel angeordnete Fadenführungsarm den zwischen dem Läufer
auf der Ringbank und der Hilfswickelmaschine befindlichen Faden und führt ihn in
den Bereich eines an der Spindel angeordneten Mitnehmers. In dem Augenblick, in
dem der Mitnehmer den Faden ergreift, ist der Brenishebel bereits so weit verschwenkt
worden, daß das auf dem Bremshebel angeordnete Messer den zwischen dem Ringläufer
und der Hilfswickelmaschine verlaufenden Faden ergreift und ihn durchtrennt. Auf
Grund der geometrischen Abmessungen hat das über den Mitnehmer hinausragende Fadenende
immer eine bestimmte Länge, die nicht veränderbar ist. Die Fadenreserve, die zur
Verbindung mit einem darauffolgenden Kötzer bei der Verarbeitung auf weiteren Textilmaschinen
in unterschiedlicher Länge erforderlich ist, ist in jedem Fall viel zu kurz. Darüber
hinaus ist bei dieser bekannten Vorrichtung der Spulenwechsel zeitraubend, da jedesmal
der Faden bis zur Hilfswickelmaschine geführt werden und die Hilfswickelmaschine
selbst an- und abgeschaltet werden muß. Zu dem Zeitverlust kommt der große
Fadenverlust bei jedem Spulenwechsel hinzu, da die gesamte Fadenlänge zwischen der
Fadenöse, der Streckzwirnmaschine und der Trommel der Hilfswickelmaschine
ungenutzt in den Abfall wandert. Die unter dem ringförmigen und radial nach außen
vorstehenden Mitnehmer aufgewickelte Fadenreserve macht das Abziehen des Kötzers
von der Spindel außerdem nicht ganz einfach, da die Fadenreserve nicht ohne weiteres
unter dem Mitnehmer hervorzuziehen ist.
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Diese bekannten Schwierigkeiten und Nachteile beim Fadenanlegen und
Aufwinden einer Fadenreserve an Streckzwirnmaschinen werden erfindungsgemäß dadurch
beseitigt, daß der an seinem einen Ende einen Fadenführer und an seinem anderen
Ende ein Messer aufweisende Schwenkarm neben der Spindel in einer Hülse auf der
Spindelbank schwenkbar angeordnet ist und mittels eines Hebels unabhän-gig
von der Stellung der die Spindel beaufschlagenden Bremse beliebig unter dem radial
aus der
Spindel vorstehenden Mitnehmer hindurch verschwenkbar ist.
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Vorteilhafterweise beaufschlagt eine in der Hülse des Schwenkarmes
befestigte Drehfeder den Schwenkarmin Richtung seiner Ausgangsstellung.
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Gemäß einer besonderen Ausbildung des Erfindungsgedankens ist der
Mitnehmer in die Spindel hineinschwenkbar und in der Zwirnhülse ein Schlitz vorgesehen,
durch den der Mitnehmer hindurchtritt.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist das Messer gegenüber dem
Fadenführer annähernd um einen rechten Winkel versetzt.
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Es empfiehlt sich, in bekannter Weise den Mitnehmer unterhalb des
tiefsten Aufwindepunktes der Spule an der Spindel zu lagern, wobei unterhalb des
Mitnehmers genügend Platz zum Aufwinden einer Fadenreserve vorzusehen ist.
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Die Erfindung sei an Hand der in den Figuren schematisch dargestellten
Ausführungsbeispiele näher erläutert. Es zeigt F i g. 1 eine Seitenansicht
der erfindungsgemäßen Vorrichtung, F i g. 2 und 3 diese Vorrichtung,
jeweils von einer anderen Seite gesehen, F i g. 4 bis 6 Ansichten
von oben auf diese Vorrichtung mit jeweils verschiedenen Arbeitsstellungen des Schwenkarmes.
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Der Schwenkarm 1 ist in einer Lagerbuchse 2 drehbar, die durch
eine Lasche 3 an der Ringbank 4 befestigt ist. Der seitlich abgebogene obere
Teil des Schwenkarmes 1 trägt den Fadenführer 5 und kann etwa in Höhe
des aus der Spindelhülse 6 vorstehenden Mitnehmers 7 in die drei Stellungen
1 bis 111 gebracht werden (vgl. F i g. 4 bis 6). An
seinem unteren Ende trägt der Schwenkarm ein schräggestelltes Messer 8, das
zum Abschneiden des Fadens dient. Mittels des Handgriffes 9 wird der Schwenkarm
nacheinander in die Arbeitsstellungen II und 111 gebracht und nach Freigabe
selbsttätig durch die Drehfeder 10
in die Ausgangsstellung 1 zurückgedreht.
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Seitlich unterhalb des Schwenkarmes 1 ist eine Saugdüse
11 so angeordnet, daß das Messer 8 bei der Schwenkbewegung in die
Stellung III dicht oberhalb der Saugdüse 11 gegen den Faden trifft, wobei
ein Abgleiten des Fadens von der Messerkante durch die Nase 12 (F i g. 3)
verhindert wird. Die Saugwirkung der Düse 11 wird in einem injektorartigen
Gehäuse durch Druckluft erzeugt, sobald der Hahn 13
in der Druckluftleitung
geöffnet wird.
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Beim Ablaufen des noch unverstreckten Fadens von der Vorlagespule
befindet sich der Schwenkarm in der Ausgangsstellung I (F i g. 3 und 4).
Die Spindel ist durch die Bremse 14 stillgesetzt. Der Faden wird unter der angehobenen
Oberwalze des Lieferwerkes an den Galetten vorbei durch den Ringläufer
15 in die Saugdüse 11 geführt, nachdem der Hahn 13
geöffnet
worden ist. Durch die Saugwirkung der Düse 11 wird der Faden dabei von der
Vorlagespule abgezogen. Dann wird die Oberwalze aufgelegt und der Faden um den Streckstift
und um die Galetten gelegt, so daß nunmehr der in die Saugdüse 11 laufende
Faden um den gewünschten Betrag gestreckt ist und in diesem Zustand aufgewunden
werden kann.
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Zu diesem Zweck wird der Schwenkarm in die Stellung II gebracht, der
Faden wird in den Fadenführer 5 eingehängt und an den Umfang der Hülse
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herangeführt (F i g. 1 und 5). Nach Lösen der Bremse läuft
die Spindel an; dabei klappt der Haken 7 infolge der Zentrifugalkraft nach
außen und nimmt so den Faden mit. Eine Anzahl Fadenwindungen werden zunächst als
Fadenreserve 16 unterhalb des Hakens 7 aufgewickelt. Diese bereits
im Streckwerk gedehnte Fadenmenge holt sich die umlaufende Hülse aus der Saugdüse
11 zurück, und zwar so lange, bis der Faden oberhalb der Saugdüse
11 durch das Messer 8 von der gleichzeitig oberhalb des Hakens
7 aufgewundenen Spulenwicklung getrennt wird.
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Das Durchschneiden des Fadens erfolgt, indem der Schwenkarm
1 in die Stellung 111 gedreht wird, so daß das Messer 8 gegen
den Faden vorschnellt, während der Fadenführer 5 gleichzeitig den Faden von
der Hülse 6 wegschwenkt. Der Drucklufthahn 13
(F i g. 3) wird
daraufhin geschlossen, und der Handhebel 9 wird losgelassen, worauf der Schwenkarm
1
mit dem Fadenführer 5 und dem Messer 8 durch die Drehfeder
10 in seine Ausgangsstellung I zurückgedreht und in dieser Lage festgehalten
wird. Das weitere Aufwinden des Fadens in Spulenform erfolgt dann in der üblichen
Weise.
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Der Haken 7 ist, wie die F i g. 2 und 3 zeigen,
schwenkbar in der Spindelhülse 6 befestigt, so daß er beim Abziehen der vollen
Spule von ihr durch die unterhalb des Hakens 7 aufgewundene Fadenreserve
16 nach innen geklappt wird. In der Hülse ist für den Durchtritt des Hakens
ein Schlitz 17 vorgesehen. Beim Anlaufen der Spindel klappt der Haken
7 durch den Schlitz 17 wieder nach außen, nimmt den Faden mit und
sichert zugleich die Hülse 6 gegen ein Verdrehen auf der Spindel, wie es
durch die beim Anlaufen besonders starke Zugkraft des Fadens eintreten könnte.
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Die Vorrichtung gemäß der Erfindung ist einfach in ihrem Aufbau, und
sie ist leicht zu bedienen. Mit dieser Einrichtung wird das Fadenanlegen bei Streckzwirnmaschinen
für grobe Titer wesentlich erleichtert und dadurch verbessert, daß eine Fadenreserve
aus bereits gestrecktem Fadenmaterial gebildet wird, die dann zum Anknüpfen an die
nächste Vorlagespule dient. Die Hülse ist beim Anlaufen der Spindel gegen ein Verdrehen
auf der Spindel gesichert, der Faden wird nach dem Aufwinden der Fadenreserve selbsttätig
durchgeschnitten und die Vorrichtung durch Federkraft in die Ausgangsstellung zurückgeführt.
Die ganze Vorrichtung kann auch in vorhandene Streckzwirnmaschinen ohne Schwierigkeiten
eingebaut werden. Gegenüber bekannten Einrichtungen zum Fadenanlegen und Aufwinden
einer Fadenreserve durch das Absenken oder Anheben des einzelnen Läuferringes aus
dem Bereich der Spulenwicklung wird mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung eine Herabsetzung
der Herstellungskosten und eine leichtere Bedienung erreicht. Außerdem fällt das
Durchschneiden des Fadens von Hand und das Ab-
ziehen des Abfallfadens von
einer Hilfsaufwickelfläche fort. Gegenüber bekannten Vorrichtungen, bei denen das
erste Stück des auf die Hülse aufgewundenen Fadens unverstreckt und daher für die
Weiterverarbeitung unbrauchbar ist, kann der erfindungsgemäß als Fadenreserve aufgewundene,
bereits gestreckte Faden ohne weiteres verarbeitet werden.