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Mittel zur kosmetischen Behandlung der Haut Unter den für kosmetische
Zwecke in den letzten Jahren zunehmend verwendeten Wirkstoffen haben die drei großen
Stoffgruppen der Hormone, Vitamine und Enzyme wohl die größte Bedeutung erlangt.
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Nachdem diese Wirkstoffe in der Einzelzubereitung als auch besonders
im harmonischen Zusammenwirken innerhalb natürlicher biogener Komplexe so augenfällige
Erfolge erzielen konnten, sind diese und weitere stoffwechselaktive Gewebefaktoren
zu einem integrierenden Bestandteil wissenschaftlich begründeter Kosmetik geworden.
Derartige Wirkstoffgruppen im naturbelassenen Gefüge finden sich vor allem in den
verschiedenartigsten Organextrakten, deren kosmetische Anwendung, vormehmlich in
der Gesichtspflege, einen bedeutenden Platz einnimmt.
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So haben beispielsweise Extrakte aus der Placenta, aus tierischem
Embryo für sich allein und in Verbindung mit anderen biologischen Wirkstoffen oder
auch Pflanzenextrakte bei der kosmetischen Applikation sichtbare Erfolge erzielt.
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Es wurde nun gefunden, daß ein Mittel zur kosmetischen Behandlung
der Haut zu bedeutenden Erfolgen führt, wenn es bereits bekannte biologische Wirkstoffgruppen,
vor allem jedoch Extrakte aus der Placenta und dem tierischen Embryo, gemeinsam
mit natürlichen und/oder halbsynthetischen Heparinkörpern und den sogenannten Heparinoiden
enthält. Hieraus resultiert eine synergistische Wirkung, da man einerseits in den
Zellen der Epidermis sowie dem darunterliegenden Matrixgewebe selbst eine Intensivierung
der Zellatmung sowie eine Stimulierung des Stoffwechselgeschehens innerhalb der
Zellen- und damit auch der Durchblutung erreicht, andererseits durch die Heparine,
Heparinkörper und Heparinoide vor allem das Mesenchym besonders aktiviert.
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Es ist vornehmlich das Mesenchym, nämlich jene funktionelle Einheit
von ungeformtem Bindegewebe und Gewebsflüssigkeit, in welchem sich der Stoffumsatz
und der Säfteaustausch abspielen und von dem aus alle die bedeutungsvollen Regulationen
ausgehen, welche die engen funktionellen Beziehungen dieses Systems zu den spezifischen
Leistungen der Organe und damit auch zur Haut begründen. Die Leistungsfähigkeit
der Organzellen, der Turgor der Haut, ihre Durchblutung und Elastizität, kurz ihre
gesamte physiologisch ausgewogene Funktion hängen letzten Endes entscheidend vom
Zustand des Mesenchyms ab, das sich stets als Mittler zwischen Kapillar-- und Lymphsystem
als den Mechanismen des Austausches zwischen heranflutenden Aufbau- und herausgeschleusten
Schlackenstoffen einerseits und dem Hautorgan andererseits eingeschaltet vorfindet.
Es
liegt auf der Hand, daß eine Dysfunktion oder ein Darniederliegen der Tätigkeit
dieses wichtigen humoralen Schaltsystems zu einer mangelhaften Hautfunktion führen
muß. Daher ist die richtige Pflege des amorphen und strukturierten Bindegewebes
eine Hauptaufgabe anspruchsvoller Kosmetik. Das aufeinander abgestimmte Zusammenspiel
und die Verflechtung der vielseitigen Vorgänge innerhalb des umschriebenen Gewebsverbandes
bedingen somit eine Reihe von Wechselwirkungen, die ihrerseits wiederum geeignet
sind, ganz neue kosmetische Effekte auszulösen.
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Die Wirkung des Heparins und seiner Homologen vollzieht sich hierbei
stets im biologischen Rahmen im Sinn einer Funktionsanregung und beinhaltet zudem
eine Substitution fehlender biochemischer Gewebebestandteile. Eine Überdosierung,
der schon durch das Ausmaß der Hautpermeation natürliche Grenzen gesetzt sind, ist
nicht möglich, ebensowenig wird die Blutgerinnungszeit verlängert. Auch eine Irritation
der Haut tritt in keinem Fall ein.
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Die Heparine selbst und ihre Homologe, über deren Anwendung in der
klinischen Medizin und in der Dermatologie zahlreiche experimentelle und klinische
Veröffentlichungen vorliegen, haben, so nahe das auch liegt, in den Bereichen der
Kosmetik bislang noch keinen Eingang gefunden. Die Fülle der hier noch ungenutzten
Möglichkeiten läßt den Einsatz dieser Wirkstoffe in einer von den wissenschaftlichen
Erkenntnissen profitierenden Kosmetik geboten erscheinen.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, das Stoffwechselgeschehen
in dem Gesamtorgan
Haut durch Zusatz von Heparinen, Heparinkörpern
und Heparinoiden zu steigern.
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Gegenstand der Erfindung ist ein Mittel zur kosmetischen Behandlung
der Haut, enthaltend biologisch wirksame Organextrakte, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß es Heparin, Heparinkörper oder Heparinoide enthält.
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Vorteilhafterweise enthält das Mittel zusätzlich noch Wirkstoffe
pflanzlichen Ursprungs, Vitamine undloder Hormone, essentielle Fettsäuren oder-deren
Homologen, Aminosäuren bzw. hyperämisierend wirkende Substanzen bzw. die Wirkstoffgemische
in Verbindung mit Netzmitteln und Emulgatoren.
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Die Kombination der genannten Stoffe, nämlich der Heparine bzw. der
Heparinkörper oder Heparinoide mit Placenta- und/oder Embryonalextrakt, in Verbindung
mit einer geeigneten Cremegrundlage, führt zc einer Steigerung der ausgesprochen
trophotropen Effekte. Die daraus resultierende Wirkung ist die Regeneration und
Straffung gealterter und welkender Haut.
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Als Organextrakte eignen sich solche aus der Placenta und dem Embryo,
wie sie beispielsweise nach der Methode von F ii a t o w gewonnen werden.
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Auch andere, sogenannte biogene Stimulatoren nach F ii a t o w enthaltende
Wirkstoffextrakte pflanzlichen Ursprungs, wie beispielsweise solche aus dem Moor,
dem Torf oder dem Humusboden, können zur Anwendung gebracht werden.
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Die Heparine werden aus der Leber, vornehmlich jedoch aus der Lunge
isoliert.
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Heparinkörper werden durch Teilsynthese dargestellt, indem durch
Aufsulfurierung der in den Organauszügen von Leber- bzw. Lungengewebe befindlichen
Mukopolysaccharide Stoffe vom Typ der Mukoitinpolyschwefelsäureester gewonnen werden,
welche dem Nativheparin in den entscheidenden physiologischen Eigenschaften, wie
Hemmung der Blutgerinnung, lklärwirkung auf das lipämische Blutserum, Hydratisierung
des Zell- und Bindegewebes, Hemmung der Hynluronidase usw., weitgehend gleichen.
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Die Heparinoide sind Polysaccharidschwefelsäureester, die durch Teilsynthese
von Polysacchariden gewonnen werden, z. B. durch Sulfatierung von Xylanen und Pentosanen
und anschließender Neutralisierung mit Alkali.
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Für die kosmetische Anwendung werden wäßrige -Lösungen der beiden
biologischen Wirkstoffgruppen mit geeigneten Cremegrundlagen und --Emulgatoren -zu
transkutan applizierbaren-Cremes, Emulsionen oder auch zu alkoholisch-wäßrigen Lotionen
verarbeitet.
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Zur Steigerung der Resorption, vor allem der Heparine, Heparinkörper
und Heparinoide, können auch hyperämisierende und gefäßerweiternd wirksame Stoffe,
wie beispielsweise die Ester der Nikotinsäure (Benzylnikotinat usw.), sowie die
Lösungen von Salzen natürlicher Heilquellen (Heilsolen), welche durch Änderung der
osmotischen Verhältnisse auf das Zellgewebe wirken, gleichzeitig mitverwendet werden.
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Als Fettkörper zur Herstellung der Cremes, Emulsionen und Salben
eignen sich natürliche oder synthetische Fettalkohole, Lanolin und seine Derivate,
die gesättigten und ungesättigten Ester zwischen höher molekularen Fettsäuren und
Fettalkoholen (z. B.
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Oleyloleinester), natürliche vegetabile Fette und Öle, -insbesondere
die natürlichen Öle aus Sonnenblumen,
Leinsamen und Getreidekeimen sowie auch Fette
und Öle tierischen Ursprungs. Auch die Derivate von pflanzlichen Ölen, wie beispielsweise
die durch Umsetzung von Ölen mit Monoäthanolamin, Isopropanolamin, oder anderen
organischen Aminen erhältlichen Monoamide der Fettsäuren, insbesondere der ungesättigten
Fettsäuren, sowie die Ester von essentiellen Fettsäuren mit niederen Alkoholen,
wie beispielsweise Isolinolsäure-butylester oder -isopropylester, können gemeinsam
mit dem biologischen Wirkstoffgemisch verwendet werden. Als Emulgatoren dienen vorzugsweise
die Schwefelsäureester von Fettalkoholen, von Fettsäuremonoalkylamiden, die Polyalkyläther
von Fettalkoholen, insbesondere Gemische von nieder-und höhermolekularen Polyglykoläthern
von Lanolinalkoholen, die Polyglykolester von Lanolinfettsäuren und den Estern von
essentiellen Fettsäuren. Zur Auslösung einer zusätzlichen Kapillaraktivität der
wäßrigen Phase der Cremes und Salben können sogenannte Netzmittel verwendet werden,
die vorwiegend anionogener und ampholytischer Natur sind, wie beispielsweise die
Basensalze von Fettsäure4-carb-oxymethylaminoäthylamiden, von Fettalkyl-B-amino-buttersäure.
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Selbstverständlich kann man den erwähnten synergistisch wirkenden
biologischen Wirkstoffgemischen und den daraus hergestellten Cremes und Lotionen
auch andere bekannte kosmetische Wirkstoffe, wie hormonhaltige oder hormonwirksame
Stoffe, Hautvitamine, insbesondere solche aus der B-Gruppe, sowie andere biologische
Substanzen, wie beispielsweise Enzyme, Hydrolysate natürlicher Eiweiße, essentielle
Aminosäuren, als auch Pflanzenextrakte beifügen, um die kosmetische Wirkung zu unterstützen.
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Die beschriebenen Kombinationen der den Stoffwechsel der Epidermis
anregenden Organextrakte mit -dem auf das Mesenchym restituierend wirkenden Heparin
oder seiner Homologen dienen vor allem einer Regeneration, wobei in erster Linie
die Verwendung als biologisches Hautregulativ in der Pflege des Teints und des Dekolletés
interessiert. Darüber-hinaus sind die mit diesem synergistischen Effekt beider Wirkstoffgruppen
ausgestatteten Kombinationen in Emulsions- und Cremeform auch für die Bein- und
Fußkosmetik geeignet. Die Applikation der genannten Kombination als Gesichtsmaske
ist ebenfalls möglich.
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Die Herstellung und Zusammensetzung der beschriebenen, für den kosmetischen
Gebrauch bestimmten Wirkstoffkombinationen in Cremeform, flüssiger Emulsion oder
als wäßrigalkoholische Lotion sei an den folgenden Beispielen aufgezeigt: Beispiel
1 Ein Gemisch aus 2,00 Gewichtsteilen hydriertem Lanolinalkoholpentaglykoläther,
2,00 Gewichtsteilen Lanolinalkohol- und Lanolinfettsäurengemisch-dodeca-äthylenglykol-äther
bzw. -ester, 1,00 Gewichtsteilen Linoleyl-alk ohol-tetrapolyglykoläther, 4,00 Gewichtsteilen
Schafswollfett (Lanolin) neutral, 2,00 Gewichtsteilen Ölsäure-oleylester, 4,00 Gewichtsteilen
Maiskeimöl, 1,00 Gewichtsteilen Weizenkeimöl,
1,00 Gewichtsteilen
Lecithin ex Soja, 300/dz, 0,02 Gewichtsteilen Hexachlor-diphenylmethan (Konservierungsmittel),
0,50 Gewichtsteilen Nikotinsäurebenzylester wird auf 60"C erwärmt.
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Daneben werden 2,00 Gewichtsteile Glycerin, 1,00 Gewichtsteile Linolyl-1-N-p-oxäthyl-l-N-Natrium-carboxymethyl-l-N-hydroxy-imidazolin(-onium),
300/0ige wäßrige Lösung, 1,00 Gewichtsteile Bad Kreuznacher Solesalz, 0,10 Gewichtsteile
Para-oxy-benzoesäuremethylester (Konservierungsmittel) in 20,00Gewichtsteile auf
60"C erwärmtem destilliertem Wasser unter gutem Rühren gelöst.
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Diese wäßrige Lösung wird nun durch Zugabe in kleinen Rationen mittels
Schnellrührer oder mittels einer Homogenisierungsmaschine der sogenannten Ölphase
einverleibt, wobei man eine gelblichweiße konsistente Creme vom Emulsionstyp Wasser
in Öl erhält.
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Erst nach Erkalten der Crememasse wird bei einer Temperatur unterhalb
25"C eine Lösung bzw. Dispersion von 4,00 Gewichtsteilen wäßriger Placenta- oder
Embryonalextrakt oder ein Gemisch von beiden, 0,10 Gewichtsteilen Heparin mit einem
Titer von 130 Internationalen Einheiten pro Milligramm in 22,00Gewichtsteilen destilliertem
Wasser von Raumtemperatur unter erneutem Durchführen durch eine Homogenisierungsmaschine
oder durch manuelles Einarbeiten in einer Porzellanreibschale mittels Pistill zu
einer homogenen und stabilen Salbe verarbeitet.
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Die erhaltene Creme kann in üblicher Weise parfümiert werden. Sie
wird zweckmäßig in innenlackierte Aluminiumtuben abgefüllt und möglichst bei Temperaturen
unter 300 C gelagert.
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Beispiel 2 Eine Lotion wird erhalten durch Vermischen von 2,0 Gewichtsteilen
Placentaextrakt, 2,0 Gewichtsteilen Heparinlösung mit 5000 IE/ml 5,0 Gewichtsteilen
1°/Oiger wäßriger Kieselsäurelösung, 30,0 Gewichtsteilen Alkohol, 2,5 Gewichtsteilen
Glycerin und ad 100,0 Gewichtsteilen Wasser, das gegebenenfalls Parfüms oder auch
Konservierungsmittel enthalten kann.
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An Stelle von Heparin können auch entsprechende Mengen anderer Heparinkörper,
wie Mucopolysaccharidschwefelsäureester, oder Heparinoide, wie Polysaccharidsulfat,
oder pentosanpolyschwefelsaures Natrium verwendet werden.