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Verfahren zum Entgiften von Cyanid und Nitrit enthaltenden Abwässern
Abwässer, die in Salzbadhärtereien anfallen, enthalten häufig in wäßriger Lösung
Cyanid und Nitrit. Die Entgiftung solcher Abwässer bereitet erhebliche Schwierigkeiten.
Es ist üblich, das in den Abwässern enthaltene Cyanid mit Hilfe von Oxydationsmitteln,
wie z. B. Wasserstoffperoxyd, Chlorkalk, Chlorgas oder Hypochloritbleichlauge, aufzuoxydieren
und dadurch in weniger schädliche Verbindungen überzuführen. Ein wesentliches Erfordernis
für diese Oxydationsverfahren ist jedoch die Aufrechterhaltung eines alkalischen
pH-Wertes > 9, um die Umwandlung des intermediär bei der Oxydation des Cyanides
gebildeten Chlorcyans in Cyanat zu gewährleisten. Die bisher bekannten Verfahren
zur Entgiftung von Abwässern die Nitrit und Cyanid nebeneinander enthalten, erfordern
eine laufende labormäßige analytische Überwachung und ständige Kontrolle des Cyanidgehaltes.
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Bekannt ist die durch eine Elektrodenkette vollautomatisch gesteuerte
Einstellung der für die Nitrit-bzw. Cyanidoxydation erforderlichen pH-Bereiche im
Reaktionsbecken. Es ist üblich, daß ein solches pH-Anzeige- und Regelgerät ein Magnetventil
steuert, das so lange - je nach dem gewünschten pH-Bereich - Säure bzw. Lauge aus
einem Dosiergerät zudosiert, bis der reaktionskinetisch günstige pH-Bereich erreicht
worden ist. Bekannt ist auch der Einsatz von potentiometrischen Anzeige- und Regelgeräten
für die Dosierung der Oxydationsmittel, um einerseits stets die erforderliche Menge
an Oxydationsmitteln zuzusetzen, andererseits einen zu großer. Überschuß an Oxydationsmitteln
im zu behandelnden Abwasser zu vermeiden. Diese Meß- und Regeleinrichtungen haben
jedoch für die gekoppelte Entgiftung von Cyaniden und Nitriten den Nachteil, daß
sie einen verhältnismäßig hohen Aufwand an Bedienungsvorgängen erfordern und wegen
der oben geschilderten Gefahr des Freisetzens von Chlorcyan einer ständigen Kontrolle
durch das überwachungspersonal bedürfen.
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Es wurde nun gefunden, daß sich nicht nur der Aufwand an Bedienungspersonal
und Kontrollmaßnahmen wesentlich durch eine programmierte Funktion und/oder zeitabhängige
Programmierung verringern läßt, sondern hierdurch eine technologisch sichere Durchführung
der Entgiftung erst möglich wird.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist daher ein Verfahren zur
Entgiftung von Cyanid und Nitrit enthaltenden Abwässern mit Oxydationsmitteln, zuerst
im alkalischen und anschließend im sauren Medium, das dadurch gekennzeichnet ist,
daß man chargenweise zunächst die an sich bekannte Cyanidzerstörung durch Oxydationsmittel
durchführt und anschließend, durch automatische Meß- und Regelgeräte gesteuert und
programmiert, in saurem Bereich durch Oxydationsmittel, welche zur Zerstörung von
Cyanid geeignet sind, das Nitrit zu Nitrat oxydiert.
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Die Oxydation von Abwässern, die Cyanid- und Nitritionen nebeneinander
enthalten, erfolgt demgemäß so, daß zuerst das Cyanid in alkalischer Lösung und
anschließend das Nitrit in saurer Lösung oxydiert wird, wobei die Oxydation bei
etwa pH = 3 vorgenommen wird. Von wesentlicher Bedeutung ist hierbei, daß vor dem
Ansäuern der Lösung sämtliches Cyanid in der Lösung zu Cyanat oxydiert wurde.
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Zur Durchführung des beanspruchten Verfahrens wird eine besondere
Baugruppe verwendet, die aus einem oder zwei Entgiftungsbecken besteht, in denen
nacheinander sowohl die Cyanidoxydation als auch die Nitritoxydation durchgeführt
werden können. Die Steuerung des Entgiftungsvorganges kann derart erfolgen, daß
im Chargenbetrieb zunächst das Cyanid in einem ersten Entgiftungsbecken bei einem
pH-Wert> 9 vollständig zu Cyanat oxydiert wird und anschließend in ein zweites Becken
abläuft oder gepumpt wird. In diesem zweiten Becken erfolgt nach Einstellung eines
pH-Wertes von etwa 3 die Oxydation des Nitrits zu Nitrat. Die Entgiftung kann aber
auch in einem einzigen Becken durchgeführt werden, wobei die zu entgiftende Charge
nach Ablauf einer angemessenen Reaktionszeit bei einem pH-Wert > 9 angesäuert und
anschließend das Nitrit durch weiteren Zusatz von geeigneten Oxydationsmitteln zu
Nitrat oxydiert wird.
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Es ist weiterhin vorteilhaft, daß die Ansäuerung der bei pH - 9 bis
11 behandelten Abwassercharge
mit Hilfe von Schwefelsäure erfolgen
kann. Die Verwendung von Schwefelsäure zur Ansäuerung auf einen pH-Wert von 3 bewirkt
nämlich eine mit der Nitritoxydation gleichzeitig verlaufende Ausfällung der in
Salzbadhärtereien sehr häufig auftretenden Barium- und gegebenenfalls auch Strontiumsalze.
Lösliche Bariumverbindungen sind bekanntlich ebenfalls giftig und müssen deshalb
aus dem Abwasser entfernt werden. Ein solches Reaktionsbecken, in dem gleichzeitig
die Oxydation des Nitrits und die Ausfällung von Barium- und Strontiumsulfat vorgenommen
werden soll, wird zweckmäßig mit einem trichterförmigen oder schrägen Boden versehen,
der die Entfernung des anfallenden Schlammes erleichtert.
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Aus Sicherheitsgründen ist es zweckmäßig, ein solches Reaktionsbecken
mit einer Randabsaugung und einem sogenannten Katastrophenüberlauf zu versehen,
d. h. also mit einer überlaufrinne, die die im Becken befindlichen Abwässer beim
Überfüllen eines Beckens oder beim Undichtwerden eines Ventils in eine Sammelgrube
oder einen Pufferbehälter zurückfließen läßt. Ein solches Reaktionsbecken oder eine
Gruppe von mehreren Reaktionsbecken kann auch durch Umschalten und Steuerung von
Hand betrieben werden. Im allgemeinen hat sich jedoch eine automatische Steuerung
als zweckmäßig erwiesen.
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Die Apparatur zur Programmsteuerung des Entgiftungsvorganges kann
bei der Verwendung von einem und von mehreren Reaktionsbecken eingesetzt werden.
Eine solche Programmsteuerung kann z. B. mit Hilfe einer an sich bekannten summierenden
Zeit schaltuhr oder eines entsprechenden anderen Gerätes zur Regelung von Arbeitsvorgängen
bzw. Schaltvorgängen erfolgen.
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Eine Funktion des Programmierungsgerätes besteht darin, ein Magnetventil
zu steuern, durch dessen Öffnung jeweils eine bestimmte Menge von Abwässern als
erste Charge abgeteilt wird. Dann wird mit Hilfe einer an sich bekannten pH-Meß-
und Regelanlage und eines weiteren Magnetventils die Aufalkalisierung dieser Charge
von Abwässern eingeleitet. Nach Ablauf einer vorgegebenen Aufalkalisierungszeit,
die einen gewissen Sicherheitszeitraum einschließen muß, sorgt das Programmierungsgerät
durch ein ebenfalls an sich bekanntes Meß- und Regelgerät mit angeschlossenem Magnetventil
für die Einleitung der Cyanidoxydation. Nach Verstreichen der im Programmiergerät
einstellbaren Reaktionszeit, in der die Oxydation des Cyanids zu Cyanat erfolgt,
wobei auch hier ein gewisser Sicherheitszeitraum eingeschlossen wird, wird das elektronische
pH-Anzeige-und Regelgerät auf Ansäuerung umgeschaltet. Zugleich mit der Ansäuerung
beginnt die Ausfällung der in den Abwässern enthaltenen Barium- und Strontiumsalze
als Sulfate. Anschließend an die Ansäuerung wird die Nitritoxydation, wiederum gesteuert
durch ein an sich bekanntes potentiometrisches Regel-und Anzeigegerät, mit angeschlossenem
Magnetventil eingeleitet. Nach einer am Programmierungsgerät einstellbaren, hinreichend
großen Reaktionszeit, in der die Nitritentgiftung erfolgt ist, schaltet das Programmierungsgerät
eine Pumpe ein, welche die nunmehr sauren und entgifteten Abwässer in ein Absetzbecken,
einen Pufferbehälter oder in die Abwasserleitung fördert.
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Bei der Durchführung des Entgiftungsvorganges in zwei verschiedenen
Becken kann jedes der beiden Reaktionsbecken für sich mit einer gesonderten pH-Meß-
und Regelanlage ausgerüstet werden. Es kann aber auch eine auf zwei verschiedene
Elektrodenketten umschaltbare pH-Meß- und Regelanlage zum Einsatz gelangen.
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Die chargenweise Entgiftung von Abwässern, die nebeneinander Cyanid
und Nitrit enthalten, bietet den besonderen Vorteil, daß die den jeweiligen Betriebsbedingungen
und der analytischen Zusammensetzung der Abwässer entsprechenden günstigsten Reaktionsbedingungen
und Reaktionszeiten eingehalten werden können. Hierdurch kann der Verbrauch an Entgiftungsmitteln
auf ein Minimum gesenkt werden.
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Zur weiteren Erläuterung der Erfindung dienen die nachfolgenden Ausführungsbeispiele
für die praktische Durchführung des beanspruchten Verfahrens. Beispiel I Eine Pumpe
hob die chargenweise anfallenden cyanid- und nitrithaltigen Abwässer einer Härterei
oder Galvanik in einen Sammelbehälter von 5 cbm Inhalt. Nach dem Füllen des Behälters
auf das vorbestimmte Niveau wurde die Pumpe durch eine Füllstandssteuerung (Schwimmer
oder Elektrodensteuerung) automatisch abgeschaltet, und auf einem Leuchtschaltbild
erschien die Anzeige »Sammelbehälter gefüllt«. Gleichzeitig wurde akustisch und
optisch Alarm signalisiert.
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Nunmehr begann der Ablauf des Entgiftungsprogramms. Eine zweite Pumpe
förderte 3 cbm der im Sammelbehälter gespeicherten Abwässer und Konzentrate in ein
Reaktionsbecken für die Cyanidentgiftung von 4 cbm Größe. Nach dem Füllen dieses
Reaktionsbeckens bis zu dem vorgegebenen Arbeitspegel wurde durch eine Füllstandssteuerung
oder durch Zeitsteuerung ein Impuls auf ein Programmwerk gegeben, wodurch die zweite
Pumpe automatisch abgeschaltet und verriegelt, ein erster Rührer eingeschaltet und
die Verriegelung des Magnetventils für Natronlauge freigegeben wurde, wodurch die
Aufalkalisierung der Abwässer und Konzentrate im zweiten Reaktionsbecken mit 20
gewichtsprozentiger NaOH begann. Am Leuchtschaltbild wurde »Aufalkalisierung« angezeigt.
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Die Aufalkalisierung auf den eingestellten pH-Wert von 10,5 erfolgte
vollautomatisch durch ununterbrochene Messung des pH-Wertes mit einer Elektrodenkette
und Verstärker und durch Steuerung mit einem Regler. Durch den Regler wurde das
Magnetventil für Natronlauge so lange geöffnet und damit so lange 20gewichtsprozentige
Natronlauge aus dem Vorratsbehälter dem Abwasser im zweiten Reaktionsbecken zudosiert,
bis der eingestellte Soll-pH-Wert von 10,5 erreicht war. Beim Erreichen des Soll-pH-Wertes
von 10,5 wurde das Magnetventil für Natronlauge geschlossen und ein Impuls auf das
Programmwerk gegeben. Dieser Impuls löste sowohl die Anzeige »Soll-pH-Wert« neben
der Anzeige »Aufalkalisierung« am Leuchtschaltbild als auch den Ablauf eine reingestellten
Sicherheitszeit aus. Die Sicherheitszeit betrug 5 Minuten bei einem Einlauf-pH-Wert
des Abwassers von größer als 9,5 und 20 Minuten bei einem Einlauf-pH-Wert des Abwassers
von kleiner als 9,5.
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Trat während der Sicherheitszeit eine unvorhergesehene Störung auf,
z. B. sank der pH-Wert unter den Soll-pH-Wert von 10,5, so daß erneut 20prozentige
Natronlauge zudosiert werden muß, erlosch die
Anzeige »Soll-PI-Wert«,
der Programmablauf wurde sofort gestoppt und das gesamte Aufalkalisierungsprogramm
einschließlich der eingestellten Sicherheitszeit lief nochmals von vorn an. Sämtliche
Verriegelungen zum weiteren Ablauf des Entgiftungsprogramms wie Cyanidoxydation,
Weitertransport der Lösungen usw. blieben blockiert.
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Nach störungsfreiem Ablauf der Sicherheitszeit begann allmählich die
Oxydation der Cyanide, die in alkalischem Medium bei pH = 10,5 durchgeführt wurde.
Sie wird durch einen Impuls gestartet, der erst am Ende der Sicherheitszeit automatisch
vom Programmwerk gegeben wird. Die Anzeige »Aufalkalisierung« und »Soll-pH-Wert«
erlosch, die Anzeige »CN--Oxydation« leuchtete im Leuchtschaltbild auf, und das
Magnetventil für Chlorbleichlauge bzw. der Injektor für Chlorgas wurde entriegelt.
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Die Oxydation der Cyanide erfolgte vollautomatisch durch elektronisch
gesteuerte Zudosierung von 12o/oiger Chlorbleichlauge bzw. Chlorgas mit einem Überschuß
von 3 mg/1 freiem Chlor bei Cyanidgehalten kleiner als 50 mg/1 und mit einem überschuß
von 10 mg/1 freiem Chlor bei Cyanidgehalten von größer als 50 mg/l. Dadurch wurden
die Cyanide zu Cyanat bzw. teilweise zu Kohlendioxyd und Stickstoff oxydiert. Bei
der Oxydation der Cyanide bis zum Cyanat wurden theoretisch 1 Mol Chlorbleichlauge
pro Mol Cyanid benötigt, während zur vollständigen Oxydation der Cyanide bis zum
Kohlendioxyd und Stickstoff theoretisch 21/2 Mole Chlorbleichlauge pro Mol Cyanid
benötigt wurden. In der Praxis muß man bei Vorliegen von komplexen Cyaniden mit
dem Faktor 5 rechnen. Die Reaktion dauerte unter diesen Umständen etwa 5 Minuten.
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Die Reaktionszeit ergibt sich durch Verfahrenssteuerung allein. Die
elektronische Steuerung definiert und stellt den Anfangsüberschuß an freiem Chlor
ein.
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Nach der Zudosierung einer zur Oxydation hinreichend großen Menge
von Chlorbleichlauge bzw. Chlorgas in einem Überschuß von 3 mg/1 und von 1.0 mg/1
bei Anfangscyanidgehalten von größer als 50 mg/1 wurde ein Impuls auf das Programmwerk
gegeben. Dadurch wurde die Anzeige »CN--Sollwert« neben der Anzeige »CN--Oxydation«
am Leuchtschaltbild angeschaltet, und eine eingestellte Nachreaktionszeit (zusammengesetzt
aus Zeit für die Hydrolyse plus Sicherheitszeit plus Differenzzeit für definierte
Chloreinstellung vor Beginn der NO.,-Oxydation) begann abzulaufen. Diese Zeit betrug
30 Minuten bei anfänglichen Cyanidgehalten von kleiner als 50 mg/l, 60 Minuten bei
anfänglichen Cyanidgehalten von größer als 50 mg/l. Es war wesentlich, besonders
bei höheren Cyanid- und Nitritkonzentrationen, daß ein Chlorüberschuß von 3 mg/1
bei anfänglichen Cyanidgehalten von kleiner als 50 mg/1 bzw. von 10 mg/1 bei anfänglichen
Cyanidgehalten von größer als 50 mg/1 vorhanden war, der einmal die Gesamtreaktionsdauer
der Cyanidoxydation verkürzt und zum anderen beim anschließenden Fahren vom alkalischen
über den neutralen in den sauren Bereich die Bildung nitroser Gase nahezu oder vollständig
verhindert. Eventuell entstehende Reaktionszwischenprodukte wie Chlorcyan, freies
Chlor usw. wurden durch eine in das Reaktionsbecken eingebaute Randabsaugung entfernt.
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Trat während der Nachreaktions- und Sicherheitszeit eine unvorhergesehene
Störung auf, z. B. wenn der Überschuß an Chlorbleichlauge unmittelbar vor der Ansäuerung
unterhalb von 3 mg/1 bzw. von 10 mg/1 abgebaut wird, so daß erneut Chlorbleichlauge
bzw. Chlorgas zudosiert werden muß, erlosch die Anzeige »CN--Sollwert«, der Programmablauf
wurde sofort gestoppt, und das gesamte Cyanidoxydationsprogramm einschließlich der
Nachreaktions- und Sicherheitszeit lief nochmals von vorn an. Sämtliche Verriegelungen
zum weiteren Ablauf des Entgiftungsverfahrens, wie Weitertransport der Lösungen
usw., blieben durch Schütze solange blokkiert.
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Nach störungsfreiem Ablauf der Nachreaktions-und Sicherheitszeit,
wenn die absolute Sicherheit bestand, daß das gesamte Cyanid zerstört und darüber
hinaus ein genügender Chlorüberschuß von 3 mg/1 bzw. von 10 mg/1 vorhanden war,
wurde automatisch ein Impuls auf das Programmwerk gegeben, so daß die Anzeige »CN--Oxydation«
und »CN--Sollwert« erlosch, der erste Rührer abgeschaltet und eine Pumpe gestartet
wurde, die das Abwasser aus dem Cyanid-Reaktionsbehälter in einen weiteren Reaktionsbehälter
der Nitritentgiftung mit einem Volumen von 4 cbm umpumpt. Sobald dieser Behälter
bis zu dem vorgegebenen Arbeitspegel gefüllt war, wurde ein Impuls auf das Programmwerk
gegeben, wodurch die dritte Pumpe automatisch abgeschaltet und verriegelt und gleichzeitig
die zweite Pumpe entriegelt wurde, so daß gegebenenfalls bereits eine weitere Abwassercharge
im Reaktionsbehälter der Cyanidentgiftung verarbeitet werden konnte. Sofern der
untere Pegelstand nicht erreicht wird, blockiert die vom Vorratsbehälter ins Cyanidentgiftungsbecken
fördernde Hebepumpe.
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Nunmehr erfolgte im zweiten Reaktionsbehälter oder -becken die Ansäuerung
der Abwässer. Gleichzeitig mit dem Abschalten und Verriegeln der dritten Pumpe schaltete
das Programmwerk einen zweiten Rührer ein und gab die Verriegelung eines Magnetventils
für Säure frei. Am Leuchtschaltbild wurde »Ansäuerung« angezeigt.
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Zur Ansäuerung wurde ein Gemisch von Salzsäure und Schwefelsäure im
Volumenverhältnis von 3:1 oder eine gesättigte Lösung von Natriumsulfat in Salzsäure
oder auch nur Schwefelsäure benutzt. Dadurch wurden in Kombination mit dem bisherigen
Verfahren gleichzeitig die stark giftigen Barium- und Strontiumverbindungen, z.
B. BaCI=, SrCl., als Bariumsulfat bzw. Strontiumsulfat ausgefällt, welches sich
durch Filtration, Sedimentation usw. nach der Neutralisation quantitativ beseitigen
läßt.
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Die Ansäuerung auf einen pH-Wert von 2,5 erfolgte vollautomatisch.
Das elektronisch gesteuerte Magnetventil dosierte so lange Säure aus einem Vorratsgefäß
dem Abwasser im dritten Reaktionsbehälter zu, bis der eingestellte Soll-pH-Wert
von 2,5 erreicht wurde. Bei Erreichen des Soll-pH-Wertes von 2,5 wurde das Magnetventil
für Säure geschlossen und ein Impuls auf das Programmwerk gegeben. Dieser Impuls
löste die Anzeige »Soll-pH-Wert« neben der Anzeige »Ansäuerung« am Leuchtschaltbild
und den Ablauf einer eingestellten Sicherheitszeit aus, die 10 Minuten bei Nitritgehalten
von kleiner als 80 mg/1 und 30 Minuten bei Nitritgehalten von größer als 80 mg/1
betrug.
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Trat während der Sicherheitszeit eine unvorhergesehene Störung auf.,
d. h. stieg z. B. der pH-Wert über den Soll-pH-Wert von 2,5, so daß erneut Säure
zudosiert
werden mußte, erlosch die Anzeige »SollpH-Wert«, der Programmablauf wurde sofort
gestoppt, und das gesamte Ansäuerungsprogramm einschließlich der Sicherheitszeit
lief nochmals von vorn an. Sämtliche Verriegelungen zum Weitertransport der Lösungen
usw. blieben blockiert.
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Zeitlich neben der Ansäuerung begann durch Zudosierung von Bleichlauge
allmählich elektronisch gesteuert die Oxydation der Nitrite in saurem Medium. Sie
wurde durch den gleichen Impuls gestartet, der die Ansäuerung startete.
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Die Oxydation der Nitrite erfolgte vollautomatisch durch über Platin-
oder Goldelektrodenketten elektronisch gesteuerte Zudosierung von 12o/oiger Chlorbleichlauge
bzw. Chlorgas. Bei der Oxydation der Nitrite zum Nitrat wurde theoretisch 1 Mol
Chlorbleichlauge pro Mol Nitrit benötigt. Nach dem Zudosieren einer zur Oxydation
hinreichend großen Menge von Chlorbleichlauge bzw. freiem Chlorgas wurde ein Impuls
auf das Programmwerk gegeben. Dadurch wurde die Anzeige »NO-,-Sollwert« neben der
Anzeige »NO-,-Oxydation« am Leuchtschaltbild angeschaltet, und eine eingestellte
Sicherheitszeit begann abzulaufen. Die Sicherheitszeit betrug 5 Minuten bei anfänglichen
Nitritkonzentrationen von kleiner als 80 mg/1 und 15 Minuten bei anfänglichen Nitritgehalten
von größer als 80 mg/l.
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Das Programmwerk erlaubte auch bei Nitritkonzentrationen von größer
als 150 mg/1 die' gleichzeitige Ansäuerung und Nitritoxydation durch gleichzeitige
Zugabe von Säure und Bleichlauge, um die Bildung nitroser Gase zu vermeiden. Dieser
Vorgang erfolgte zeitgesteuert mit einer eingestellten Reaktionszeit von 40 Minuten.
Dadurch begann ebenfalls die angegebene eingestellte Sicherheitszeit abzulaufen.
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In dieser Stufe ist es besonders wichtig, daß die Zudosierung von
Chlorbleichlauge bzw. Chlorgas nur mit einem maximal so kleinen Überschuß erfolgt,
daß nach der Neutralisation und gegebenenfalls nach der Vermischung mit den übrigen
Abwässern der behördlich zulässige Wert, im allgemeinen 0,2 mg/1, nicht überschritten
wird. Dies bewirkt die Kombination der potentiometrischen Meßeinrichtungen mit Chlorregelung
sowie das als Zeitplangeber arbeitende Programmwerk oder die gesonderte Zeitschaltuhr.
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Trat während der Sicherheitszeit eine unvorhergesehene Störung auf,
z. B. stieg die Nitritkonzentration über 20 mg/1 an, so daß erneut Chlorbleichlauge
oder Chlorgas zudosiert werden muß, erlosch die Anzeige »NO-,-Sollwert«, der Programmablauf
wurde sofort gestoppt, und das gesamte Nitritoxydationsprogramm einschließlich der
Sicherheitszeit lief nochmals von vorn an. Sämtliche Verriegelungen zum weiteren
Ablauf des Entgiftungsverfahrens, wie Weitertransport der Lösungen usw., blieben
blockiert.
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Nach störungsfreiem Ablauf der Sicherheitszeit wurde automatisch ein
Impuls auf das Programmwerk gegeben, wodurch die Anzeigen »N0-2 Oxydation« und »N0-2
Sollwert« erloschen und das Verfahren in die Neutralisation überging.
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Dafür waren zwei technische Durchführungsmöglichkeiten gegeben: a)
Die Neutralisation erfolgte in dem gleichen bzw. weiteren Reaktionsbecken vollautomatisch
elektronisch gesteuert. In diesem Fall verriegelte der Impuls bei Beendigung der
Sicherheitszeit der Nitritoxydation das Magnetventil für die Säure und entriegelte
das Magnetventil für Natronlauge und startete damit die Neutralisation. Die Anzeige
»Neutralisation« leuchtete im Leuchtschaltbild auf. Nach Ablauf der Sicherheitszeit
wurde der zweite Rührer abgeschaltet und das entgiftete und nunmehr auch neutralisierte
Abwasser abgeleitet.
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b) Die Neutralisation erfolgte in einem weiteren Becken, gegebenenfalls
in Kombination mit den übrigen Abwässern aus Galvanik, Beizerei usw. In diesem Fall
schaltete der Impuls den Rührer ab, und eine weitere Pumpe 4 oder ein Elektroventil
wurde gestartet, um das Reaktionsbecken zu entleeren.
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Nach dem Entleeren des Reaktionsbeckens wurde die dritte Pumpe automatisch
entriegelt, so daß gegebenenfalls im Reaktionsbecken eine neue Abwassercharge behandelt
werden kann.
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Beispiel II Das Verfahren lief bei diesem Beispiel ähnlich wie in
Beispiel I angegeben ab, jedoch mit folgenden Unterschieden: Nach störungsfreiem
Ablauf der Sicherheitszeit der Aufalkalisierung startete das Programmwerk die Oxydation
der Cyanide, und es wurde ein Injektor für Ozon entriegelt. Zur Oxydation wurde
Ozon vollautomatisch elektronisch gesteuert zudosiert. Gleichzeitig begann die eingestellte
Reaktionszeit abzulaufen, die 30 Minuten bei anfänglichen Cyanidgehalten von kleiner
als 50 mg/1 und 80 Minuten bei anfänglichen Cyanidgehalten von größer als 50 mg/1
betrug. War diese Reaktionszeit abgelaufen, schaltete das Programmwerk eine eingestellte
Sicherheitszeit ein, die 30 Minuten bei einem anfänglichen Cyanidgehalt von kleiner
als 50 mg/1 und 60 Minuten bei einem anfänglichen Cyanidgehalt von größer als 50
mg/1 betrug. Trat während der Sicherheitszeit eine unvorhergesehene Störung auf,
wurde der Programmablauf wiederum spontan gestoppt, und das gesamte Cyanidoxydationsprogramm
einschließlich der Sicherheitszeit lief nochmals von vorn an. Nach störungsfreiem
Ablauf der Sicherheitszeit der Cyanidoxydation verriegelte das Programmwerk die
Aufalkalisierung und die Cyanidoxydation.
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Dadurch wurde gleichzeitig die Verriegelung des Magnetventils für
Säure und der Indikator für Ozon freigegeben. Die vollautomatisch elektronisch gesteuerte
Ansäuerung des Abwassers im Reaktionsbecken erfolgte wie im Beispiel I.
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Die Zudosierung von Ozon wurde vollautomatisch elektronisch durch
Platin- oder Goldelektrodenketten gesteuert. Gleichzeitig begann die eingestellte
Reaktionszeit von 10 Minuten bei anfänglichen Nitritgehalten von kleiner als 80
mg/1 bzw. von 45 Minuten bei anfänglichen Nitritgehalten von größer als 80 mg/1
abzulaufen. War diese Reaktionszeit abgelaufen, schaltete das Programmwerk eine
eingestellte Sicherheitszeit an, die 10 Minuten bei anfänglichen Nitritgehalten
von kleiner als 80 mg/1 und 15 Minuten bei anfänglichen Nitritgehalten von größer
als 80 mg/1 betrug.
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Sofort anschließend entriegelte das Programmwerk das Magnetventil
für zur Neutralisation verwendete Natronlauge und startete die vollautomatisch elektronisch
gesteuerte Neutralisation des Abwassers im Reaktionsbecken. War der eingestellte
neutrale SollpH-Wert erreicht, so war die Neutralisation beendet,
und
eine eingestellte Sicherheitszeit von 20 Minuten begann abzulaufen.
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Nach störungsfreiem Ablauf der Sicherheitszeit der Neutralisation
wurde durch das Programmwerk automatisch das Reaktionsbecken entleert, und danach
wurden die Pumpen entriegelt, damit eine neue Abwassercharge in das Reaktionsbecken
gepumpt werden und das Entgiftungsprogramm erneut ablaufen kann.
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An das Reaktionsbecken war eine Randabsaugung angebaut, die das Austreten
eventuell entstehender Reaktionszwischenprodukte, giftiger oder belästigender Gase
oder Dämpfe, wirksam verhinderte und damit die Anlage außerdem vor Korrosion schützte.