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Verfahren und Vorrichtung zum kontinuierlichen Klassieren fester Teilchen
Die Erfindung bezieht sich auf ein neuartiges Verfahren zum kontinuierlichen Naß-
und Trockensieben von relativ feinzerkleinerten, gemahlenen oder sonstigen industriellen
oder natürlichen Produkten, und sie betrifft ferner eine neuartige Vorrichtung zum
Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Das bekannte Trommelsieb wird durch eine Siebfläche gebildet, die
um ihre waagerechte oder geneigte Längsachse mit einer relativ geringen Geschwindigkeit
gedreht wird. Eingehende Beschreibungen von Trommelsieben, verschiedenen Bauarten,
Anwendungsverfahren, Leistungsangaben und anderen Eigenschaften finden sich in der
einschlägigen Fachliteratur.
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Als typisches Trommelsieb ist die zylindrische Trommel zu bezeichnen,
deren Siebcharakteristiken allgemein bekannt sind. Die grundlegende Beziehung zwischen
ihrer Drehgeschwindigkeit und ihrem Siebwirkungsgrad ist von T a g g a r t behandelt
worden. Bei einem zylindrischen Trommelsieb, dessen Durchmesser rund 900 mm betrug,
wurde durch Versuche festgestellt, daß die optimale Drehzahl etwa 16 U/min beträgt.
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Die theoretische kritische Drehgeschwindigkeit eines Trommelsiebes
ergibt sich aus der folgenden bekannten Gleichung:
Hierin ist n, der Zahlenwert der theoretischen kritischen Geschwindigkeit in,
U/min und D der Innendurchmesser der Trommel in Metern.
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Die Größe n, entspricht auch der Zentrifügiergeschwindigkeit, vorausgesetzt,
daß der Koeffizient f der gleitenden Reibung zwischen der Trommelfläche und der
äußeren Schicht der Charge gleich 1,0 ist. In einem allgemeinen Fall gilt
Aus Gleichung (2) ist ersichtlich, daß in allen Fällen, in denen f < 1,0, die
Zentrifugiergeschwindigkeit der Trommel größer ist als die theoretische kritische
Geschwindigkeit.
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Bei dem vorstehenden Beispiel beträgt die berechnete theoretische
kritische Geschwindigkeit der Trommel mit einem Durchmesser von rund 900 mm auf
der Grundlage der Gleichung (1) 44,2 U/min. Die angegebene optimale Geschwindigkeit
oder Drehzahl von 16 U/min entspricht nunmehr (16/44,2) - 10011/o oder 36,2% der
theoretischen kritischen Drehzahl. Dieses Beispiel zeigt, daß die optimale Drehzahl
eines Trommelsiebes der gegenwärtig gebräuchlichen Art innerhalb des niedrigen unterkritischen
Drehzahlbereiches liegt. Die normalerweise angewendeten Drehzahlen variieren von
33 bis zu 4511/o des theoretischen kritischen Wertes.
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Ferner sind zylindrische Trommelsiebe mit Siebflächen bekannt, die
mit sehr hohen Drehzahlen betrieben und daher auch als Zentrifugen bezeichnet werden.
Sie werden stets mit Drehzahlen betrieben, die höher sind als die sich aus Gleichung
(2) ergebenden. Das kennzeichnende Merkmal aller Zentrifugen besteht darin, daß
die Feststoffe eine Schicht von gleichmäßiger Dicke auf der gesamten Innenfläche
der Trommel bilden oder zu bilden bestrebt sind. Wenn keine besonderen Maßnahmen
getroffen werden, bewegt sich diese Schicht mit der gleichen hohen Winkelgeschwindigkeit
in der Drehrichtung der Trommel.
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Die Erfindung befaßt sich nunmehr mit Siebvorgängen innerhalb des
Drehzahlbereichs, der zwischen der theoretischen kritischen Drehzahl nach Gleichung
(1) und der Zentrifugierdrehzahl nach Gleichung (2) liegt, bei der der Koeffizient
der gleitenden Reibung (f) kleiner ist als 1,0.
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Das Verfahren zum nassen und trockenen Klassieren fester Teilchen
mit Hilfe eines Trommelsiebes
mit fortlaufender Aufgabe des Siebgutes,
fortlaufendem Austrag des Siebdurchganges und der überlauffraktion aus der Trommel
wird gemäß der Erfindung in der Weise durchgeführt, daß die Siebtrommel mit überkritischer
Geschwindigkeit gedreht wird unter gleichzeitiger Begrenzung auf eine gleitende
Bewegung des Siebgutes bei unterkritischer Geschwindigkeit.
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Auf dem Gebiet des Feinsiebens werden langsam umlaufende Trommelsiebe
als veraltet betrachtet. Das kennzeichnende Merkmal des Produktes, das ein Trommelsieb
bekannter Art passiert hat, besteht darin, daß die bestimmende Größe x des größten
Teilchens kaum kleiner ist als das Nennmaß der Sieböffnung. Das erfindungsgemäße,
mit einer Überkritischen Drehzahl arbeitende Trommelsieb ist am besten zum Klassieren
relativ feinen Materials geeignet. Ferner ist die kennzeichnende bestimmende Größe
x des größten Teilchens in dem feinen Produkt jetzt derart, daß dieses Teilchen
leicht die Sieböffnung bzw. den Schütz passieren kann. Bei dem zur Durchführung
der Erfindung am besten geeigneten Trommelsieb ist die Sieböffnung als langer oder
sich in der Längsrichtung erstreckender Schlitz ausgebildet. In diesem Fall ist
die bestimmende Abmessung x des größten, den Schütz passierenden Teilchens die Dicke
des unregelmäßigen Teilchens und nicht etwa seine Länge oder -seine Breite, die
beide größer als x und häufig größer als die Breite -des Schützes sein können.
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Bei zunehmender Trommeldrehzahl bzw. Umfangsgeschwindigkeit hat- nur-
immer feiner- werdendes Material die Gegelegenheit, seinen Weg zu dem feinen Produkt
zu finden, während die Sieböffnung konstant bleibt.
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Das mit einer überkritischen Drehzahl arbeitende Trommelsieb kann
entweder naß oder trocken betrieben werden.
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Bei der -Naßverarbeitung wird das zu siebende Material in Form einer
Trübe oder Aufschlämmung auf das Sieb geleitet. Ferner kann man zusätzliche Flüssigkeit
zuführen, um die Reibung zwischen der Innenfläche der Trommel und der äußeren Schicht
der Feststoffe zu verringern, um die auf dem Sieb verbleibenden Feststoffe erneut
aufzuschwemmen und zu waschen, um die Austragbewegung der grobkörnigen Fraktion
der Feststoffe in Richtung auf den äußeren Rand' der Trommel und über diesen hinweg
zu unterstützen und um die Sieböffnungen von anhaftenden Teilchen zu befreien; hierbei
werden die Flüssigkeits-Sprühstrahlen von außen her durch die Trommelwand zum Inneren
der Trommel geleitet.
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In manchen Fällen-kann man die Wirkungsweise der naß -betriebenen
Trommel mit Hilfe von Anordnungen verbessern, die es ermöglichen, daß derjenige
Teil der Trommelwand, an welchem sich der Haupt Siebvorgang abspielt, von beiden
Seiten her von der Trübe umgeben bleibt, so daß die nachteilige Wirkung einer hohen
Oberflächenspannung der Flüssigkeiten, durch die die Geschwindigkeit des Siebvorgangs
herabgesetzt wird, - weitgehend ausgeschaltet wird. -Gemäß der Erfindung wird bei
der Naßverarbeitung als Flüssigkeit normalerweise Wasser verwendet. Bei der Trockenverarbeitung
kann man die Siebwirkung durch Luft- oder Gasströme verbessern, die durch außerhalb
der Trommel angeordnete Gebläse oder Verdichter erzeugt--werden. Gerichtete Luftströme
können analog zu den weiter oben erwähnten Flüssigkeitsströmen verwendet werden.
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Die Erfindung wird im folgenden an Hand schematischer Zeichnungen
an mehreren Ausführungsbeispielen näher erläutert.
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F i g. 1 zeigt in einem Querschnitt längs der Linie I-1 in F i g.
2 Einzelheiten einer naß zu betreibenden Vorrichtung nach der Erfindung; F i g.
2 ist ein senkrechter Schnitt längs der Linie H-II in F i g. 1; F i g. 3 zeigt als
Einzelheit die Vorderseite einer genuteten Platte; F i g. 4 zeigt in einem senkrechten
Schnitt eine trocken zu betreibende Vorrichtung entsprechend der in F i g. 1 dargestellten;
F i g. 5 ist ein senkrechter Längsschnitt durch die trocken zu betreibende Vorrichtung
und entspricht F i g. 2; F i g. 6 ist ein senkrechter Schnitt, der Einzelheiten
einer symmetrischen Konstruktion einer naß zu betreibenden Vorrichtung nach der
Erfindung zeigt.
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Die in F i g. 1 und 2 dargestellte, naß zu betreibende Vorrichtung
umfaßt eine einzige kurze zylindrische Trommel t, die an einer massiven Tragplatte
2 befestigt ist. Die Tragplatte 2 ist mit einer waagerechten Antriebswelle 3 verbunden,
die durch Lager 4 unterstützt und im vorliegenden Fall so angetrieben wird, daß
sie sich gemäß F i g. 1 im Uhrzeigersinn mit einer gewählten überkritischen Drehzahl
dreht; zu diesem Zweck sind beliebige geignete, hier nicht gezeigte Antriebsmittel
vorgesehen. Gegebenenfalls kann man Antriebsmittel vorsehen, die es ermöglichen,
die Drehzahl zu variieren. Die Verhält Piszahl zwischen dem Durchmesser und der
Länge der Trommel beträgt vorzugsweise mindestens 2, während sie bei der in den
Zeichnungen dargestellten Vorrichtung etwa gleich 3 ist. Die gezeigte Trommel setzt
sich aus Metallstäben zusammen, die im Querschnitt rechteckig oder V-förmig sind,
wobei ihre Außenflächen so bearbeitet sind, daß sie eine glatte zylindrische Fläche
bilden. Die Schlitze zwischen den Stäben öffnen sich nach außen. Die Stäbe und die
Schütze erstrecken sich parallel zur waagerechten Achse der Trommel.
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F i g. 1 und 2 zeigen ferner einen Zuführungskasten 5 und ein keilförmiges,
die Schwerkraft ausnutzendes Gerinne 6. Die Hauptsiebfläche wird durch den sich
nach oben bewegenden Teil der Trommel gebildet, der sich zwischen dem 6-Uhr-Punkt
und dem 9-Uhr-Punkt erstreckt. Das Behandlungsgut wird diesem Abschnitt durch das
Gerinne 6 zugeführt. Der richtige Winkel, unter dem der Trübestrom auf die Trommelfläche
geleitet wird, kann mit Hilfe eines verstellbaren Leitorgans 7 geregelt werden.
An der Außenseite des erwähnten Trommelabschnitts ist ein gekrümmtes offenes Gerinne
8 von geringer Tiefe angeordnet, das im wesentlichen die gleiche Breite hat wie
die Trommel; dieses Gerinne sammelt die Trübe, die durch die Schlitze in der Trommelwand
nach außen gelangt. Das Gerinne 8
kann mit Hilfe von Stützstangen 9 und Stellschrauben
10 verstellt werden. Wenn man die Unterstützung ausreichend elastisch ausbildet,
kann man das Gerinne 8 gegebenenfalls mit Hilfe eines Vibrators 11 in Schwingungen
versetzen.
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Zusätzliche Flüssigkeit wird an einer oder mehreren Stellen zugeführt,
wie es in F i g. 1 angedeutet ist, wobei 12, 13 und 14 geeignete Rohre vorgesehen
sind.
Eine genutete Platte 15 ist innerhalb der Trommel so angeordnet, daß sie sich unter
einem großen Neigungswinkel etwa längs eines Durchmessers der Trommel erstreckt.
Die gesamte Trommel ist von einer Spritzhaube 16 umschlossen. Der untere Teil der
Spritzhaube bzw. des Gehäuses 16 bildet zwei sich nach oben öffnende pyramidenförmige
Sammel-
trichter für die beiden gesiebten Produkte. Das feine Produkt wird
durch den Trichter 17 gesammelt und über ein Rohr 18 abgeführt, während das grobe
Produkt die Vorrichtung 'über den Trichter 19 verläßt und über ein Rohr 20 abgeführt
wird.
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F i g. 3 zeigt die Vorderseite der genuteten Platte 15. Ihre Oberseite
ist mit zahlreichen Nuten oder offenen Kanälen versehen, die in Richtung auf den
äußeren Rand der Trommel geneigt sind. Die Platte 15 hat vorzugsweise eine Breite,
die etwas größer ist als die Länge der Trommel t.
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Das in F i g. 1 und 2 gezeigte Naßtrommelsieb, das mit einer überkritischen
Drehzahl angetrieben wird, arbeitet wie folgt: die Siebgutaufschlämmung, die über
das Gerinne 6 zugeführt wird, strömt etwa am 8-Uhr-Punkt auf die Innenfläche der
Trommel. Das keilförmige Gerinne bewirkt eine Vorklassierung der Feststoffe in einer
solchen Weise, daß die gröbsten Teilchen die Trommelfläche nahe dem äußeren Rand
bei 21 erreichen, während die feineren Teilchen die Trommel in einem geringeren
Abstand von ihrem inneren Rand 22 erreichen. Infolgedessen gelangen die zu großen
Teilchen schon zu Beginn des Siebvorgangs in die Nähe desjenigen Teils des Trommelsiebes,
von dem aus sie schließlich abgeführt werden. Somit wird die grobkörnige Fraktion
aus dem Sieb auf die schnellstmögliche Weise abgeführt, ohne den. Siebvorgang unnötig
zu behindern und die Siebfläche abzunutzen. Die feinen Teilchen passieren zusammen
mit dem größten Teil der Flüssigkeit schnell die Öffnungen in der Trommelwand unter
dem kombinierten Einfluß von Fliehkräften und der Schwerkraft. Normalerweise ist
hierbei die Fliehkraft ausschlaggebend. Die äußere Schicht der Charge, die durch
die Trommel festgehalten wird, bewegt sich gemäß der Erfindung in der gleichen Richtung
wie die Trommel, jedoch mit einer unterkritischen Geschwindigkeit. Infolgedessen
beginnen die Teilchen ihre Fallbewegung nach unten aus der Trommel heraus innerhalb
des Abschnitts, der sich zwischen dem 9-Uhr-Punkt und dem 12-Uhr-Punkt erstreckt;
wobei sich die Teilchen so bewegen; wie - es in F i g. 1 durch gestrichelte Pfeile
angedeutet ist. Somit fallen die Teilchen auf die genutete Platte 15, auf der sie
unter der Wirkung der Schwerkraft nach unten gleiten. Gleichzeitig werden die Teilchen
nach außen bewegt, da die Nuten der Platte 15 zum äußeren Rand der Siebtrommel geneigt
sind. Diejenigen Teilchen, welche in die äußeren Nuten fallen, werden aus der Trommel
herausgeleitet und fallen in den Trichter 19 zum Sammeln der grobkörnigen Fraktion.
Teilchen, die in die weiter innen liegenden Nuten fallen, kehren zu der Siebzone
zurück, um erneut gesiebt zu werden.
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Die in F i g. 4 und 5 gezeigte trocken zu betreibende Vorrichtung
umfaßt eine kurze zylindrische Trommel 1 von ähnlicher Konstruktion wie die
-an Hand von F i g. 1 und 2 beschriebene Trommel. Das Behandlungsgut wird
jedoch bei dieser Ausbildungsform durch eine schwingende Zuführungseinrichtung 23
auf die Innenfläche des Siebes geleitet. Alternativ kann man das Behandlungsgut
mit Hilfe außen angeordneter mechanischer oder unter Benutzung pneumatischer Einrichtungen
als Suspension in Luft zuführen. Der richtige Zuführungswinkel gegenüberder Trommelfläche
kann ferner mit Hilfe eines Leitorgans 7 eingestellt werden, das an der Rutsche
der Zuführungseinrichtung 23 befestigt ist. _ Bei der trocken betriebenen Vorrichtung
werden Luft- oder Gasströme analog den Flüssigkeitsströmen verwendet, die bei der
naß betriebenen Vorrichtung vorgesehen sind. Entsprechende Luftzuführungsrohre sind
in F i g. 4 bei 12, 13 und 14 dargestellt. Es sei bemerkt, daß Zahl und Anordnung
der Luftzufüh rungsrohre von der Darstellung in F i g. 4 und 5 abweichen können.
Eine genutete Platte 15 wird bei der trocken arbeitenden Vorrichtung in der gleichen
Weise verwendet wie bei der naß arbeitenden.
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Bei der trockenen Siebung von Material entstehen große Staubmengen.
Aus diesem Grunde ist das gesamte Gehäuse 16 staubdicht ausgebildet. Ferner ist
das Gehäuse über- ein Rohr 24 mit einer beliebigen, hier nicht gezeigten. Unterdruckquelle
verbun-_ den. Die Luft oder das aus der Vorrichtung abgezogene Gas wird durch einen.ebenfalls
nicht gezeigten Staubabscheider bekannter - Art gesaugt oder geblasen, mittels dessen
die suspendierten Feststoffe abgeschieden werden, bevor die Luft bzw. das Gas aus
dem. System abgeführt wird. Die gesammelte Staubfraktion kann der feinkörnigen Siebfraktion
beigefügt oder davon getrennt gehalten werden.
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Im übrigen entspricht die Wirkungsweise des trockenen Systems derjenigen
des vorstehend im einzelnen beschriebenen nassen Systems.
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In der Praxis liegt die zweckmäßige überkritische Geschwindigkeit
der Trommel im Bereich von 100 bis 15004 der theoretischen kritischen Geschwindig-.
keit. Unter sehr günstigen Bedingungen kann man mit Geschwindigkeiten arbeiten,
die bis zu 200% der theoretischen kritischen Geschwindigkeit entsprechen oder diesen
Wert sogar noch überschreiten.
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Das Trommelsieb wird normalerweise konzentrisch um seine Achse mit
der gewählten überkritischen Drehzahl angetrieben. Gegebenenfalls kann es. auch
exzentrisch gedreht werden, wobei der Reibungskoeffizient in den verschiedenen Abschnitten
der Trommel, verglichen mit dem entsprechenden Koeffizient bei einer konzentrisch
betriebenen Trommel, erhöht oder vermindert wird.
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In ihrer einfachsten Ausführungsform umfaßt die erfindungsgemäße Vorrichtung
eine kurze zylindrische Trommel, die um eine waagerechte Achse . gedreht wird. Um
eine bessere Abführung der eine. zu große Korngröße aufweisenden Fraktion zuerzielen,
kann man die Trommel um eine etwas geneigte Achse drehen. Eine ähnliche Verbesserung
kann - durch die Verwendung einer leicht konisch. geformten Trommel erzielt werden.
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Bekanntlich hängen -die Leistungsfähigkeit und der Wirkungsgrad von
Sieben bei der Verarbeitung feinkörniger Stoffe weitgehend davon ab, daß. das Sieb
auf geeignete Weise in Schwingungen versetzt wird. Bei der hier beschriebenen einfachsten
Konstruktion eines mit überkritischer Drehzahl zu betreibenden Trommelsiebes wird
die Trommel nicht., in Schwingungen versetzt. Man-kann jedoch zusätzlich Schwingungen
der Trommel hervorrufen, wenn die Leistungsfähigkeit und der Wirkungsgrad der Vorrichtung
erhöht werden sollen.. Für die Erzeugung
von Schwingungen stehen
zwei grundsätzliche Möglichkeiten zur Verfügung, nämlich einerseits die Schwingungen
in erster Linie auf die umlaufende Trommel selbst zu beschränken und andererseits
die gesamte Vorrichtung in Schwingungen zu versetzen.
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Schwingungen der umlaufenden Trommel werden dadurch hervorgerufen,
daß man Schwingungen einer mechanischen, magnetischen oder anderen Schwingungsquelle
bekannter Art unter einem geeigneten Winkel und mit der gewünschten Frequenz und
Amplitude z. B. auf die in F i g. 2 gezeigte Welle 3 überträgt. Alternativ kann
man die Schwingungen z. B. mit Hilfe bekannter Mittel in den Rand der Grundplatte
2 der Trommel einleiten. Gleichzeitig wird die Verbindung zwischen der Grundplatte
2 und der Welle 3 vorzugsweise elastisch ausgebildet, und die Lager 4 werden in
elastischen Unterstützungen angeordnet.
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Wird das ganze Aggregat in Schwingungen versetzt, wird das schwingende
Element unter einem geeigneten Winkel mit einem beliebigen geeigneten Teil des Aggregats
oder seiner Grundplatte verbunden, wie es jedem Fachmann auf dem Gebiet der Schwingungen
bekannt ist.
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Damit das Trommelsieb- bei einer überkritischen Drehzahl betrieben
werden kann, muß die Innenfläche der Trommel ausreichend glatt sein. Der Koeffizient
f der gleitenden Reibung muß kleiner sein als 1,0. Derartige Siebflächen sind als
handelsübliche Erzeugnisse erhältich. Hierzu gehören zylindrische Trommeln, die
aus Metallstäben aufgebaut sind, welche, wie schon erwähnt, im Querschnitt rechteckig
oder V-förmig sind, sowie bestimmte Arten von Sieben aus Drahtgewebe.
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Gemäß F i g. 1 bis 5 werden die mit überkritischen Drehzahlen betriebenen
Trommelsiebe nur im Uhrzeigersinn gedreht. Um eine gleichmäßige. Abnutzung der eigentlichen
Trommel zu erzielen, kann man die Vorrichtung auch mit Mitteln versehen, die es
ermöglichen, die Drehrichtung in geeigneten Zeitabständen umzukehren.
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Gemäß F i g. 6 ist eine Vorrichtung, bei der die Drehrichtung der
Trommel umgekehrt werden kann, von symmetrischer Konstruktion. Das zu verarbeitende
Material wird über ein Gerinne S dem am tiefsten liegenden Teil der Trommel zugeführt.
Eine gleichmäßige Zuführung des Behandlungsgutes wird durch ein verstellbares Verteilungsorgan
7 gefördert. Gemäß F i g. 6 sind zwei genutete Platten 15 und zwei Paare von Rohren
13 und 14 vorgesehen, welch letztere das zum Verdünnen dienende Wasser zuführen
und Wasserstrahlen zum Reinigen der Sieböffnungen abgeben. Um die Menge des zusätzlich
zuzuführenden Wassers zu verringern, werden die Rohre 13 und 14 auf der linken Seite.
benutzt, wenn sich die Trommel im Uhrzeigersinne dreht, und entsprechend werden
die Rohre auf der rechten Seite benutzt, wenn die Trommel entgegen dem Uhrzeigersinne
gedreht wird.
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Bei einer pneumatisch arbeitenden Vorrichtung wird eine allgemein
analoge Anordnung verwendet. Die Umkehrung der Drehrichtung der Trommel wird am
zweckmäßigsten mit Hilfe von Einrichtungen bewirkt, durch die die Drehrichtung des
die Trommel antreibenden Motors bestimmt wird.
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Die Vorteile der Erfindung werden insbesondere aus den nachstehend
wiedergegebenen Versuchsergebnissen ersichtlich. Eine Versuchsausführung eines erfindungsgemäßen
Trommelsiebes mit einer Versuchsanlage angepaßten Abmessungen, wie sie vorstehend
beschrieben wurde, hatte die folgenden Hauptkennwerte: Durchmesser der Trommel
...... 750 mm Länge der Trommel . . . . . . . . . . . 510 mm Gesamtfläche
:der Trommel ... . . 1m2 Breite der Siebschlitze . . . . . . . . . 0,5 mm
Freie Öffnungsfläche ... ... ..... 4011/o Beim Naßsieben von Sulfiderz, das
bei einer Versuchsanlage mit Hilfe einer Stabmühle gemahlen worden war, lag bei
Verwendung dieser Vorrichtung die günstigste Drehzahl im Bereich von 100 bis 140
0/a der theoretischen kritischen Drehzahl bzw. Umfangsgeschwindigkeit.
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Die Beziehung zwischen der Schärfe des Siebvorgangs und der Durchlatzmenge
beim Naßsieben des erwähnten Materials bei einer Drehzahl, die 110% der kritischen
Drehzahl betrug, ist aus den folgenden Angaben ersichtlich:
Schärfe Durchsatz |
des Siebvorgangs an trockenem Material |
98,9,1/0 4,1 t/h |
98,00 7 0 10,3 t/h |
97,3% 12,5 t/h |
95,10/0 18,5 t/h |
Etwa 93'% des Behandlungsgutes passierten die Sieböffnungen mit einer Breite von
0,5 mm. Bei einer Zuführungsgeschwindigkeit von 18,5 t/h arbeitete das Trommelsieb
einwandfrei und war noch weit vom Überlastungspunkt entfernt. Die maximale Durchsatzleistung
dieses Trommelsiebes konnte nicht ermittelt werden, da die Leistungsfähigkeit der
verfügbaren Hilfseinrichtungen hierfür nicht ausreichte: Diese und weitere Vorversuche,
die im Maßstab einer Versuchsanlage durchgeführt wurden, haben gezeigt, daß es sich
bei dem mit überkritischer Drehzahl betriebenen Trommelsieb um eine Siebvorrichtung
handelt, die mit einem sehr hohen Wirkungsgrad arbeitet und eine hohe Durchsatzleistung
erreicht.
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Die vorstehend beschriebenen Verfahren und Vorrichtungen lassen sich
bei allen Trocken- und Naßsiebvorgängen anwenden, die in industriellem Maßstabe
durchgeführt werden, insbesondere im Bereich von 1 mm bis herab zu 0,1 mm, wobei
sich die Anwendbarkeit jedoch nicht auf diesen Bereich beschränkt.