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Verfahren und Vorrichtung zum Schutz von Objekten, wie z. B. von Panzerfahrzeugen,
gegen Angriffsmittel Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum
Schutz von Objekten aller Art, stationären sowohl wie beweglichen, wie beispielsweise
gepanzerten Fahrzeugen, gegen anfliegende Angriffsmittel, unter Verwendung schnell
rotierender Ablenkmittel, und hat die Aufgabe, solche Angriffsmittel, insbesondere
Hohlladungen, in ihrer Wirkung auf das zu schützende Objekt abzuschwächen bzw. unwirksam
zu machen.
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Nach dem heutigen Stand der Waffentechnik erfolgt die Bekämpfung von
Panzerfahrzeugen, Befestigungsanlagen u. dgl. unter anderem mittels Hohlladungen,
die entweder direkt verschossen werden oder von verhältnismäßig-langsam fliegenden
gelenkten oder ungelenkten Flugkörpern ins Ziel getragen werden.
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Insbesondere bei Fahrzeugen ist es aus Gründen des Gewichts und der
Beweglichkeit praktisch ausgeschlossen, eine ausreichende Panzerung gegen die Wirkung
von Hohlladungen vorzusehen; aber auch die Anordnung von Schürzen, Ketten, Gittern
aus etwa parallelen Stangen oder anderen passiven Schutzvorrichtungen bringt keine
ausreichende Verbesserung des Schutzes, da es meist nicht möglich ist, solche vorgebauten
Teile in so großer Entfernung von dem zu schützenden Objekt anzuordnen, daß diese
von Hohlladungen nicht durchschlagen würden. Gerade bei beweglichen Objekten muß
ja darauf geachtet werden, daß diese ihre Schutzvorrichtung selbst tragen müssen,
diese also so beschaffen sein muß, daß sie die Beweglichkeit des Objekts, wie beispielsweise
eines Panzerfahrzeuges, so gering wie möglich beeinträchtigt.
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Es ist zwar bereits eine Vorrichtung zum Ablenken feindlicher Geschosse
aus ihrer Flugbahn durch vor dem Beobachtungsschlitz der Schutzschilder, Panzerwagen,
Bunker, Flugzeugen od. dgl. angeordnete, eine Durchsicht gestattende, schnell rotierende
Flächen bekannt, wobei als Ablenkflächen für die Geschosse an einem Borstenträgerkopf
befestigte Stahldrahtborsten angeordnet sind. Diese können auch in mehreren Serien,
die unter verschiedenen Winkeln zur Drehachse des Borstenträgers stehen, angeordnet
sein. Die Wirkung einer solchen Vorrichtung ist aber außerordentlich begrenzt, einmal
durch ihren verhältnismäßig kleinen Wirkungskreis, der lediglich Sehschlitze umfaßt,
und zum anderen durch das Erfordernis der dichten Anordnung an dem abzudeckenden
Sehschlitz. Dementsprechend ist auch nur daran gedacht, kleinere Geschosse in einem
Ausmaß, daß sie den Sehschlitz durchdringen könnten, aus ihrer Flugbahn abzulenken,
nicht aber das ganze Objekt, wie z. B. ein gepanzertes Fahrzeug gegenüber der Wirkung
von Sprenggranaten oder Hohlladungen zu schützen. Solche Geschosse würden auch diese
Vorrichtung mitsamt dem dahinterliegenden Teil des Panzers durchschlagen.
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Eine andere bekannte Vorrichtung dieser Art verwendet einen nachgiebigen
oder federnden Schild, beispielsweise aus Gummi, segeltuchverstärktem Gummi od.
dgl., der in schnelle Drehung versetzt wird, um auf Grund seiner hohen Geschwindigkeit
anfliegende Kugeln oder andere Geschosse von lebenswichtigen Teilen, beispielsweise
eines Flugzeuges, abzulenken. Auch die hierbei erzielbare Wirkung ist nur gering;
gegen Hohlladungen dürfte sie völlig wirkungslos sein.
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Schließlich ist auch eine Schutzvorrichtung bekanntgeworden, die zur
Verminderung der Wirkung von Sprenggranaten bestimmt ist und aus im Abstand vom
Schutzobjekt angeordnetem Gitterwerk besteht, dessen freie Querschnitte nicht größer
sind als das Kaliber der kleinsten abzuschirmenden Geschosse. Dabei soll das Gitter
aus etwa parallelen Stangen bestehen, die mittels nur weniger Verbindungsorgane
zusammengehalten werden, wobei es zwischen zwei Stellungen näher und weiter vom;
Schutzobjekt entfernt verschiebbar ist. Eine solche; rein passive Schutzvorrichtung
mag in bestimmte Fällen auch gegen Hohlladungen insofern wirkse sein, als die Geschosse,
soweit sie sehr dünne Wänfe haben, beim Aufschlag auf eine Gitterstange leschädigt
werden und damit bedeutend in ihrer Virkung abfallen. Da es sich um eine ruhende
Schitzvorrichtung handelt, muß das Gitter verhältnisn@ßig eng sein und darf allenfalls
Luftspalte von 7 cm zwischen den einzelnen Stangen besitzen, wäirend der Querschnitt
der Stangen mindestens 1 cn<2 sein soll. Damit ergibt sich jedoch ein beträchtliches
Gewicht,
während die Wirkung ebenfalls begrenzt bleibt.
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Demgegenüber ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, nicht allein
eine Ablenkung der anfliegenden Geschosse zu erreichen, sondern durch eine aktive
Einwirkung auf die Flugkörper und Geschosse in ausreichender Entfernung von der
Panzerung diese zur vorzeitigen Explosion zu bringen, wobei andererseits auch eine
nur ablenkende Wirkung dem Schutzzweck dient. Zu diesem Zweck wird vorgeschlagen,
bei einer solchen Schutzvorrichtung, die unter Verwendung schnell rotierender Ablenkmittel
arbeitet, als Ablenkmittel im Abstand von dem zu schützenden Objekt angeordnete
Schlagkörper, wie Spiralfedern, Schraubenfedern, Seile, Ketten, Drähte od. dgl.,
zu verwenden, die in Ruhestellung auf geringem Raum untergebracht werden können.
Auf diese Weise ist es möglich, die Flugkörper und Geschosse mit Hohlladungen oder
andere Angriffsmittel bereits in ausreichender Entfernung von der Panzerung entweder
zur Explosion zu bringen oder sie in ihrer Flugbahn derart abzulenken, daß sie beim
etwaigen Auftreffen keine oder nur eine geringe Wirkung auf die Panzerung ausüben
können. Somit ergibt sich der erstrebte aktive Schutz gegen die Einwirkung solcher
Angriffsmittel, der insbesondere bei langsam anfliegenden Flugkörpern eine hohe
Schutzwirkung verspricht.
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Dabei kann es weiterhin zweckmäßig sein, wenn die Schlagkörper bei
der Rotation auf Grund der Zentrifugalkraft aus ihrer Ruhestellung entgegen der
Wirkung einer Rückstellkraft, z. B. einer Federkraft, in ihre Wirkungsposition gespreizt
werden. Auf diese Weise lassen sich zwei wesentliche Vorteile erreichen: einmal
wird eine etwaige Behinderung der Beweglichkeit des zu schützenden Objektes auf
ein Mindestmaß beschränkt und zum anderen erreicht, daß die Schlagkörper insoweit
voneinander unabhängig sind, daß bei Beschädigung eines einzelnen Schlagkörpers
die Wirksamkeit der übrigen nicht beeinträchtigt wird.
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Zur Bildung einer Schutzvorrichtung nach dem Grundgedanken der Erfindung
verwendet man eine Mehrzahl von an einer antreibbaren Nabe über den Umfang verteilt
angeordneten ausschwenkbaren Schlagkörpern. Diese bilden somit im Betrieb quasi
die Speichen eines Rades, wobei jedoch zweckmäßig auch dann von einer äußeren Verbindung
(quasi durch einen Radkranz) abgesehen wird, wenn die Schlagkörper starr an der
Nabe angeordnet sind, um Rückwirkungen einer Beschädigung eines einzelnen Schlagkörpers
auf die übrigen auszuschalten und ein Verklemmen der Nabe zu verhindern. Allenfalls
könnte ein solcher »Radkranz« von Kettengliedern oder anderen schmiegsamen Konstruktionsmitteln
gebildet werden, falls eine solche äußere Verbindung aus anderen Gründen zweckmäßig
erscheint; jedoch trägt ein einzelner Radkranz zum Schutz wenig bei. -)agegen erscheint
es in bestimmten Fällen vorteiliaft, eine Mehrzahl solcher »Radkränze« mit den &hlagkörpern
zu einem in sich schmiegsamen K #tten- oder Seilnetz mit mehr oder weniger großer
M,schenweite zu verbinden.
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Eine besonders einfache Ausführungsform ergibt sich, wenn die Nabe
selbst als Elekromotor ausgebilde: ist, dessen Anker feststehend und hohl ausgefüh°t
ist und dessen Gehäuse zusammen mit der Wicklung die drehbare Nabe bildet. Die hohle
Ausführung des Ankers empfiehlt sich dann, wenn die Nabe auf einen Körper, wie z.
B. ein Geschützrohr, aufgeschoben werden soll. Dabei ist es auch möglich, verschiedene
Drehgeschwindigkeiten schaltungstechnisch vorzusehen und für das Einrollen, Einklappen
oder sonstige Anlegen der Schlagkörper an die Nabe einen Rückwärtslauf, der jedoch
nur eine geringe Antriebsgeschwindigkeit benötigt. Dabei sind die verschiedenen
Rotationsgeschwindigkeiten sowohl für die Abwehr verschiedenartiger Angriffsmittel
als auch bei Verwendung verschieden langer oder verschieden schwerer Schlagkörper
von Bedeutung.
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Eine andere zweckmäßige Ausgestaltung ergibt sich durch die Anordnung
von ausschwenkbaren Reserveschlagkörpern an bzw. in der Nabe, die durch eine auslösbare
Sperre auch während der Rotation der Nabe zunächst in ihrer Ruhestellung gehalten,
bei Ausfall eines Schlagkörpers jedoch freigegeben werden und an dessen Stelle treten
können. Dies setzt allerdings voraus, daß die einzelnen Schlagkörper weitgehend
voneinander unabhängig, d. h. in der Regel nur an der Nabe befestigt sind. Zweck
dieser Anordnung ist es nämlich nicht nur, einen ausgefallenen Schlagkörper zu ersetzen,
um die ursprüngliche Schutzwirkung wiederherzustellen, sondern auch die Vermeidung
einer Unwucht, die insbesondere bei höheren Rotationsgeschwindigkeiten zu Beschädigungen
insbesondere der Lagerung der Nabe führen kann, in bestimmten Fällen aber auch andere
Nachteile mit sich bringt. Kommt es jedoch hierauf nicht an, so können solche Reserveschlagkörper
auch in Verbindung mit Seil- oder Kettennetzen eingesetzt werden, um entstandene
Löcher teilweise zu verdecken.
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Besonders zweckmäßig ist die Verwendung mehrerer axial hintereinander
angeordneter Naben mit Schlagkörpern zur Erzielung einer in die Tiefe Cr staffelten
Schutzwirkung, die auch noch dadurch verbessert bzw. vielgestaltiger gemacht werden
kann, daß die Schlagkörper, sei es an einer einzelnen Nabe, sei es an verschiedenen
hintereinanderliegenden Naben, nach Länge, Stärke und, 'oder Gewicht untereinander
verschieden gewählt werden.
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Eine sehr zweckmäßige Ausführungsform ergibt die Ausbildung der Schlagkörper
als endlose Schleife (Drahtseil-, Feder- oder Kettenschleife). Auf diese Weise ergibt
sich bei geringstmöglichem Materialaufwand eine wesentliche Verbreiterung des Schlagkörpers
und eine besonders hohe Schmiegsamkeit, die dem Aufwickeln. der Schlagkörper in
der Ruhestellung zugute kommt. Darüber hinaus wird das Abschleudern beschädigter
Schlagkörper und deren Ersatz durch Reserveschlagkörper erleichtert und eine Störung
beim Aufwickeln nach Gebrauch vermieden.
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Eine andere zweckmäßige Ausgestaltungsmöglichkeit besteht in der Längenverstellbarkeit
der einzelnen Schlagkörper. Auf diese Weise kann man z. B. erreichen, daß die Schlagkörper
vor dem Fahrzeug auf den Erdboden aufschlagen, um Landminen, Knickstabladungen,
Minenhunde usw. vor dem Fahrzeug zur Explosion zu bringen. Bei Verwendung von Schraubenfedern
als Schlagkörper ergibt sich diese Längenverstellbarkeit bei Erhöhung der Rotationsgeschwindigkeit
von selbst.
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In allen Fällen ist die Anordnung einer Schwungmasse am freien Ende
der einzelnen Schlagkörper
zweckmäßig, da hierdurch die Zentrifugalkraft
erhöht wird, die Schlagkörper straffer gestreckt werden und somit der Schlag auf
den Flugkörper stärker ausfällt.
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Eine besonders einfache Anordnung ergibt die Lagerung der Nabe(n)
auf einem Geschützrohr, beispielsweise eines Panzerfahrzeuges, wobei es zweckmäßig
ist, diese Lagerung in Längsrichtung beweglich, beispielsweise federnd nachgiebig
zu gestalten, so daß die Nabe den Rücklauf des Geschützrohres beim Abschuß nur teilweise
mitzumachen braucht.
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Der Gegenstand der Erfindung sei an Hand eines in der Zeichnung schematisch
dargestellten Anwendungsbeispiels mit kleineren Varianten kurz erläutert.
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Gemäß A b b. 1 bis 3 ist auf dem Geschützrohr :t eines Panzers 2 eine
Nabe 3 drehbar gelagert, die Schlagkörper 4 trägt, die im Ruhezustand durch Federkraft
oder auf andere geeignete Weise aufgewickelt oder angeklappt sein können bzw. einfach
herunterhängen. Zum Antrieb der Nabe 3 dient vorzugsweise ein Elektromotor, nach
dessen Einschaltung die Schlagkörper 4, die als Spiralfedern, Schraubenfedern, Seile,
Drähte, Ketten od. dgl. ausgebildet sein können, durch die Zentrifugalkraft entfaltet
werden. Tritt nun ein Flugkörper 5 durch die Ebene der rotierenden Schlagkörper
ein, so wird entweder der Zünder getroffen, was den günstigsten Fall darstellt,
und das Geschoß zur Explosion gebracht, oder der Flugkörper als solcher, wobei es
sehr wahrscheinlich ist, daß die Hohlladung durch den Schlag Risse erhält und damit
in ihrer Wirkung ganz erheblich beeinträchtigt ist. Zumindest wird jedoch der Flugkörper
aus seiner Richtung abgelenkt und somit des größten Teiles seiner Wirkung beraubt.
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In vereinzelten Fällen kann die Vorrichtung auch gegen Panzergranaten
üblicher Bauart oder gegen schnell fliegende Hohlladungsgeschosse wirksam sein,
wenn z. B. der Zünder des Geschosses durch den Schlag eines Schlagkörpers 4 in Tätigkeit
gesetzt wird, oder wenn die Hohlladung durch den Schlag Risse erhält.
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Gemäß A b b. 4 sind auf dem Geschützrohr 1 drei Naben 3 hintereinander
angeordnet, die in gleicher Weise Schlagkörper 4 mit Schwunggewichten 6 tragen und
nacheinander oder gleichzeitig in Umdrehung versetzt werden können. Hierdurch wird
erreicht, daß die Schutzwirkung auch dann gegeben ist, wenn ein oder mehrere Schlagkörper
oder der Antrieb einer oder gar zweier Naben ausfällt. Vor allen Dingen wird aber
bei gleichzeitiger Rotation sämtlicher Naben die Wahrscheinlichkeit, daß der Flugkörper
getroffen wird, wesentlich vergrößert. Andererseits kann man aber auch die Rotationsgeschwindigkeit
der Naben 3 herabsetzen, wenn dies aus Konstruktionsgründen erwünscht ist.
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A b b. 5 zeigt eine solche Nabe 3 in Frontansicht mit endlosen Schleifen
7 als Schlagkörper mit den bereits eingangs geschilderten Vorteilen. Außerdem besteht
die Möglichkeit, die Naben beim Rohrrücklauf durch federnde Mittel 8 abzubremsen,
wie aus A b b. 1, 2 und 4 zu ersehen ist.
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Die Rotationsgeschwindigkeit wird zweckmäßigerweise so gewählt, daß
kein in Frage kommender Flugkörper durch die Kreisfläche der Schlagkörper hindurchtreten
kann, ohne von mindestens einem der Schlagkörper 4 getroffen zu werden. Je kleiner
die Länge bzw. je höher die Geschwindigkeit der Geschosse anzunehmen ist, die durch
die Schutzeinrichtung noch erfaßt werden sollen, um so höher muß die Drehgeschwindigkeit
sein bzw. um so größer die Anzahl der Schlagkörper 4 bzw. die Anzahl der hintereinandergestaffelten
Schutzkreise.
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Die Anordnung auf dem Geschützrohr ist nicht zwingend; statt dessen
können auch Ausleger verwendet werden, die vor Inbetriebnahme ausgefahren werden,
wobei es grundsätzlich auch möglich ist, die Naben zwar um die Achse des Geschützes
rotieren zu lassen, jedoch an Auslegern zu befestigen, so daß etwaige Schwingungen,
die durch die Rotation hervorgerufen werden, sich nicht auf das Geschützrohr übertragen
und dessen Richtgenauigkeit beeinträchtigen können. Um unerwünschte Schwingungen
des Geschützrohres zu vermeiden, kann die Nabe jedoch auch durch Federn oder Gummipolster
schwingungsfrei auf dem Geschützrohr angeordnet werden. Andererseits kann auf entsprechende
Weise auch das zu schützende Objekt seitlich, von hinten bzw. von oben geschützt
werden.