-
Brückendraht-Explosionszünder Die Erfindung betrifft Explosionszünder,
und zwar insbesondere einen elektrischen Hochspannungs-Brückendraht-Explosionszünder
und einen hierfür anwendbaren Primär-Zündsatz.
-
Elektrische Zünder oder Sprengkapseln werden in vielen Fällen angewandt,
in denen eine kleine, gesteuerte Explosion oder eine Flamme erzeugt werden soll,
um einen größeren, explosiven oder brennbaren Körper zu zünden. Diese Zünder oder
Sprengkapseln wirken häufig durch das Schmelzen eines sehr feinen, elektrisch aufheizbaren
Drahtes, der einen ihn umgebenden temperaturempfindlichen Stoff zündet. Der auf
diese Weise entzündete Primär-Zündsatz wird dazu herangezogen werden, eine oder
mehrere Zwischenladungen zu zünden, um schließlich den Sekundär-Zündsatz zu zünden.
-
Die Notwendigkeit eines schnellen Ansprechens der Zünder oder Sprengkapseln
auch bei Zuleitung eines niedri-en elektrischen Stroms durch den Zünddraht hat bei
den bekannten Konstruktionen zur Anwendung hochempfindlicher Sprengstoffe in Verbindung
mit Zünddrähten hohen Widerstandes und kleinen Querschnitts geführt. Bei derartigen
Zündern ist die Gefahr einer unbeabsichtigten Zündung infolge höherer Temperaturen,
mechanischer Stöße oder infolge von im Zünddraht durch elektromagnetische Streufelder
erzeugten Strömen groß.
-
Bekannt sind Zündsätze für elektrische Zünder auf der Basis von reaktionsfähigen
Leichtmetallen wie Aluminium, Magnesium, Silizium oder ähnlichen in Gemisch mit
Metalloxyden, gegebenenfalls mit Zusätzen von Kunstharzen. Auch die Verwendung von
Eisenoxyd als Oxydationsmittel ist bekannt.
-
Bekannt ist weiter ein elektrischer Zünder mit Zündpillensätzen, die
erst durch Stromstärken von über 2 Ampere bei Temperaturen von über 1000'
C
gezündet werden können. Dieser Zünder wird elektrisch durch einen durch
einen Widerstandsdraht fließenden Strom gezündet. Auch hier aber besteht die Gefahr
einer unbeabsichtigten Zündung, wenn die Temperatur durch äußere Einflüsse unbeabsichtigt
bis zur Zündtemperatur ansteigt.
-
In jüngster Zeit ist das Verlangen nach Zündern oder Sprengkapseln
zur Entzündung der Treibstoffladung von Raketenmotoren oder von Sprengstoffladungen
zur Trennung der einzelnen Stufen, zur Schubumkehr, zur Zerstörung usw. in Raketenmotoren
größer geworden und hat dazu geführt, daß besonders sichere Zündeimichtungen verlangt
werden. Die unerwünschte Detonation einer Zündladung im Zündsystem eines großen
Raketenmotors beispielsweise hat katastrophale Auswirkungen. Die Entwicklung von
Zündem hat daher zu sogenannten Brückendraht-Explosionszündern geführt. Bei diesen
bewirkt der plötzliche Durchgang eines Stroms hoher Stromdichte durch einen Zünddraht
eine schnelle, explosionsartige Zerstörung des Drahts. Die auf diese Weise durch
den Durchgang eines kurzen Stromimpulses hoher Spannung und hohen Stroms bewirkte
Explosion zündet eine den Draht umgebende pyrotechnische Ladung bzw. Primär-Zündsatz,
die dazu dient, weitere in einer Zündkette liegende Ladungen auszulösen.
-
Die vorliegende Erfindung betrifft einen Primär-Zündsalz zur Verwendung
in einem derartigen Brückendraht-Explosionszünder. Der Zündsatz ist derart zusammengesetzt,
daß er nicht zündet, wenn der Brückendraht durch angelegte Gleichspannungen, statische
Ladungen, Hochfrequenzwellen oder andere äußere elektrische Felder, die ein langsames
Erhitzen des Brückendrahtes oder des anliegenden Zündsatzes bewirken, erhitzt oder
geschmolzen wird. Der erfindungsgemäß zur Anwendung kommende Zündsat7 ist thermisch
sehr stabil, außerordentlich unempfindlich gegen eine Entzündung durch Stöße
und
auch noch detonationssicher beim Fließen von Stromimpulsen niedriger Spannung durch
den Brückendraht.
-
Die Verwendung -von Sprengstoffen gemäß der Erfindung in Explosions-Brückendrahtzündern
führt zu einem Ansprechen dieser Zünder in Zeitspannen von 20Mikrosekunden bis zu
mehreren Millisekunden, je nach der eingeleiteten Energie, innerhalb eines
Temperaturbereiches, der größer ist als von - 56 bis 71' C
in Höhen von mehr als 90 000 rn.
-
Der erfindungsgemäße elektrische Hochspannungs-Brückendraht-Explosionszünder
enthält, wie bekannt, einen Primär-Zündsatz auf der Grundlage eines Gemisches aus
Leichtmetallpulver und Schwermetalloxyd, gegebenenfalls mit Zusatz eines brennbaren
Kunstharzes, und die vorstehend genannten Vorteile werden durch einen Gehalt von
mindestens 30/'o Leichtmetallpulver, von 80 bis 97% Bleimonoxyd oder einem Gemsich
von Bleimonoxyd und 10 bis 201/o Eisenoxyd (Fe.O.) sowie gegebenenfalls einem
Zusatz von 8 bis 15% Polytetrafluoräthylen erreicht.
-
In einer praktischen Ausführung enthält der Zünder einen Grundkörper,
beispielsweise aus Kunststoff, der teilweise von einer Kappe umgeben ist, und Zuleitungsdrähte,
die innerhalb der Kappe über den Brückendraht miteinander verbunden sind. Ein Primär-Zündsatz
einer Zusammensetzung gemäß der Erfindung liegt an dem Brückendraht und ist über
einen dünnen, zerstörbaren Deckel beispielsweise aus Aluminiumfolie von dem in der
Sprengkapsel befindlichen Sekundär-Zündsatz getrennt. Dieser Sekundär-Zündsatz kann
aus üblichen Zünd- oder Detonationsmaterialien bestehen, wie z. B. Mischun-C (Yen
von Bor und Ammoniumperchlorat, Aluminium und Ammoniumperchlorat oder Bleistyphnat.
-
Zur Zündung wird ein starker Stromstoß durcii den Brückendraht geleitet,
der darauf schlagartig explosionsähnlich verdampft. Dieser Stromstoß kann eine Stromdichte
über 1 Million Ampere pro Quadratzentinieter haben, und die Stromspitze wird
in weniger als 5 Mikrosekunden erreicht. Der Brückendraht selbst kann aus
einem Edelmetall bestehen, wie beispielsweise Platin-Iridium oder einer Platin-Rhodium-Legierung,
und hat im allgemeinen einen Durchmesser von ungefähr 50 p und eine Länge
von 1,27 bis 2,54 nun.
-
Die pyrotechnische Zusammensetzung gemäß der Erfindung enthält einen
feinverteilten metallischen Brennstoff und ein oder mehrere feinverteilte anorganische
Oxydationsmittel, am besten in Gegenwart eines feinverteilten brennbaren Kunstharzes,
das sowohl als Oxydationsmittel wie auch als Träger für die anorganischen Substanzen
dient. Als metallischer Brennstoff kommen z. B. Aluminium oder Aluminiumlegierungen
mit Magnesium, Silizium, Titan oder anderen gut oxydierbaren aktiven Metallen in
Anwendung. Statt dessen können auch Mischungen aus feinverteiltem Aluminium und
feinverteiltem Magnesium, Silizium, Titan oder anderen gut oxydierbaren aktiven
Metallen verwendet werden.
-
Das feinverteilte Metall oder die feinverteilten Metalle werden zweckmäßig
in Form von Metallflocken, in feingepulverter Form oder als Mischung dieser beiden
Formen verwendet.
-
Feingepulverte Substanzen, insbesondere Aluminium, haben, verglichen
mit Metallflocken, den Vorteil einer hohen Reaktionsfähigkeit und werden vorteilhaft
in Größen von 15 bis 35 Mikron verwendet. Kleinere Teilchen mit einer
durchschnittlichen Größe von 5 bis 15 Mikron sind ebenfalls geeignet.
Feingepulvertes Material ist infolge seiner elektrischen Leitfähigkeit, die geringer
ist als diejenige von Metallflocken, etwas empfindlicher gegen Zündung durch elektrostatische
Ladungen. Aus diesem Grunde kombiniert man das feingepulverte Material häufig mit
Metallflocken, wie z. B. Aluminiumflocken, um das Problem der Empfindlichkeit gegen
statische Ladungen aus der Welt zu schaffen.
-
Wenn flockenförmige Materialien verwendet werden, so sind diese vorzugsweise
so weit verkleinert, daß ungefähr 90 % des Metalls durch ein Sieb mit einer
Siebfeinheit von 325 niesh (44 Mikron) hindurchgehen.
-
Der metallische Brennstoff wird in Verbindung mit Bleimonoxyd als
Oxydationsmittel verwendet. Das Bleimonoxyd kann teilweise durch Eisenoxyd ersetzt
werden. Die anorganischen Oxydationsmaterialien werden vorzugsweise in einer solchen
Teilchengröße verwendet, daß sie durch ein Sieb mit einer Siebfeinheit von 200 mesh
(74 Mikron) hindurchgehen.
-
Die pyrotechnische Zusammensetzung enthält vorzugsweise einen kleinen
Anteil, etwa 3 bis 20 Gewichtsprozent des feinverteilten Aluminiummetall-Brennstoffes
und 97 bis 80 Gewichtsprozent Bleimonoxyd-Oxydationsmittel. Falls
das Bleimonoxyd teilweise durch feinverteiltes Eisenoxyd ersetzt wird, sollte die
Endmischung zum Erzielen bester Ergebnisse etwa 10 bis 20 Gewichtsprozent
Eisenoxyd enthalten.
-
Die Metall-Bleimonoxyd-Mischung kann auch mit einem synthetischen
organischen Harz kombiniert werden. Insbesondere eine Mischung mit »Teflon« (Polytetraffuoräthylen)
hat sich als günstig erwiesen. Der »Teflon«-Puder wirkt sowohl als Oxydationsmittel
als auch als Träger und macht die gesamte Zusammensetzung flockig und locker, so
daß ein Zusammenbacken infolge von Schwingungen oder anderer Einflüsse verhindert
wird. Die elektrostatischen Eigenschaften des Polymeren bewirken außerdem, daß dieses
die feinverteilten Brennstoff- und Oxydationsmittelteilchen auf seiner Oberfläche
in innigem Kontakt hält, wodurch deren schnelle Reaktion gefördert wird. In solchen
Anwendungsfällen wird das YTeflon« zweckmäßig mit einer Teilchengröße von ungefähr
20 bis 50 Mikron, vorzugsweise 35 Mikron, verwendet.
-
Die anorganische Mischung kann auch mit feinverteiltem Polyäthylen
oder Polytrifluorchloräthylen (»Kel F«) in ähnlicher Weise vermischt werden. Auch
können die anorganischen Stoffe in zweckmäßiger Weise mit einem dünnen Überzugsfilm
handelsüblicher Silikonöle versehen werden, indem die anorganische Mischung mit
den in einem Lösungsmittel, zweckmäßig Kohlenwasserstoffen wie Hexan oder Benzol,
verteilten ölen benetzt werden. Bei Verdunsten des Lösungsmittels setzt sich das
Silikonöl in Form eines feinen Films auf den Teilchen des anorganischen Stoffes
ab.
-
Werden Aluminium und Bleimonoxydmischungen mit einem synthetischen
Polymeren, wie z. B. Polytetrafluoräthylen kombiniert, wird ein Teil des Bleimonoxyds
in der Weise durch das Polyrnere ersetzt, daß die Endmischung ungefähr
8 bis
15 Gewichtsprozent des Polymeren enthält.
Diejenigen
Mischungen, die sich für die Verwendung in Brückendrahtzündern als am zweckmäßigsten
erwiesen haben, weisen folgende Zusammensetzungen auf:
Gewichtsprozent |
Aluminium .......... 3 bis 18 |
Bleimonoxyd ........ 82 bis 97 |
Bei Verwendung von Eisenoxyd in Verbindung mil Bleimonoxyd als Oxydationsmittel
ist die bevorzugte Mischung die folgende:
Gewichtsprozent |
Aluminium .......... 5 bis 20 |
Eisenoxyd ........... 10 bis 20 |
Bleimonoxyd ........ 60 bis 85 |
In Kombination mit Polytetrafluoräthylen ist die bevorzugte Mischung die folgende:
Gewichtsprozent |
Aluminium .......... 3 bis 15 |
»Teflon« ............ 8 bis 15 |
Bleimonoxyd ........ 72 bis 89 |
Diese Mischungen haben viele Eigenschaften, durch die sie besonders geeignet zur
Verwendung in Explosions-Brückendrahtzündem sind. Einmal sind sie auch bei hohen
Temperaturen überaus lagerfest. Die einzelnen Bestandteile sind verhältnismäßig
inert. Außerdem neigen diese Mischungen nicht zur Detonation infolge von Hitze-
oder Stoßwirkung. Ferner sind sie nicht hygroskopisch, Bei anderen Ausführungen
können die Brennstoff-Oxydationsmittel-Mischungen, insbesondere diejenigen, die
»Teflon-x enthalten, in die Form von kleinen Kügelchen oder sonstiger Granulate
gepreßt werden, wobei das Polymere als Schmiermittel, Bindemitiel und Oxydationsmittel
wirkt. An Stelle dessen kann das Polymere auch als Bindemittel in den Kügelchen
od. dgl. nach Benetzung mit einer geeigneten Flüssigkeit, wie z. B. n-Hexan, verwendet
werden. Obgleich derartige dichte Mischungen nicht besonders für die Verwendung
von Explosions-Brückendrahtzündem gedacht sind, haben sie doch die besonderen Vorteile
der puderfönnigen Mischungen in bezug auf die Sicherheit, nämlich eine hohe Zündtemperatur,
Unempfindlichkeit gegen Detonation infolge von Stößen usw., und können in solchen
Fällen verwendet werden, in denen die Zündung beispielsweise durch eine Zündflamme
mittels eines üblichen Zünders oder einer üblichen Sprengkapsel erfolgt.
-
Der Erfolg von pyrotechnischen Mischungen mit einem schwachen, stabilen
Oxydationsmittel, wie z. B. Bleimonoxyd, in Verbindung mit einem aktiven Metall,
wie z. B, Aluminium, ist überraschend. Insbesondere ergibt die Reaktion von Aluminium
und Bleimonoxyd mit oder ohne zusätzliche Oxydationsmittel, eine Zündleistung, die
man allein auf der Grundlage der therinischen Leistung nicht vorhersehen kann. Versuche
haben gezeigt, daß Explosions-Brückendrahtzünder, die eine pyrotechnische Mischung
von 12% flockenförmigem Aluminium, 12% »Teflon« und 761/o Bleimonoxyd enthielten,
eine Zündverzögerungszeit von 1 Millisekunde oder weniger aufweisen, obwohl
ihre Verbrennungswärme lediglich 478 Kalorien pro Granim beträgt. Im Vergleich
hierzu haben vergleichbare Explosions-Brückendrahtzünder aus einer üblichen Mischung
aus Bor und Kaliumnitrat eine Zi#ndverzögerungszeit von 5 bis 10 Millisekunden,
obgleich der Explosions-Heizwert dieser Mischung 1650 Kalorien pro
Gramm beträgt.
-
Die folgenden Beispiele werden lediglich zur Erläuterung angeführt,
nicht aber zur Begrenzung des Erfindungsgedankens:
Beispiel 1 |
Gewichtsteüe |
Atomisiertes Aluminium (5 bis 35 Mikron)
6,6 |
Polytetrafluoräthylenpuder(35Mkron)... 11,4 |
Bleimonoxyd (200 mesh) ............... 82,0 |
Beispiel 2 |
Gewichtsteüe |
Aluminiumflocken (325 mesh) .......... 6,6 |
Puderförmiges Polytetrafluoräthylen |
(35 Mikron) ........................ 11,4 |
Bleimonoxyd (200 mesh) ............... 82,0 |
Beispiel 3 |
Gewichtsteüe |
Aluminiumflocken (325 mesh) .......... 12 |
Puderförmiges Polytetrafluoräthylen |
(35 Mikron) ........................ 12 |
Bleimonoxyd (9-00 mesh) ............... 76 |
Beispiel 4 |
Gewichtsteile |
Atomisiertes Aluminium (35 Mikron) .... 10,8 |
Bleimonoxyd (200 mesh) ............... 89,2 |
Beispiel 5 |
Gewichtsteile |
Atomisiertes Aluminium (35 Mikron) .... 20 |
Eisenoxyd (200 mesh) ................. 20 |
Bleimonoxyd (200 mesh) ............... 60 |