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Verfahren zur Herstellung von 2-Cyansteroid-3-ketonen oder deren Salzen
Die vorliegende Erfindung betrifft eine Verbesserung der im deutschen Patent -1
148 544 beschriebenen Herstellung von 2-Cyansteroiden, bei denen der Steroidanteil
17 bis etwa 23 Kohlenstoffatome ohne die Esterreste hat.
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Der Steroidanteil, der in 4-Stellung zwei niedere Alkylgruppen mit
vorzugsweise 1 bis 4 Kohlenstoff atomen und in 5(6)-Stellung eine Doppelbindung
trägt, kann zur Östran-, 18-Noröstran-, Androstan-, Testan-, Pregnan- oder Allopregnanreihe
gehören. Die Steroide können verschieden ungesättigt sein und verschiedene Substituenten
in Form von Kohlenwasserstoffresten oder funktionellen Gruppen, wie sie in der Steroidchemie
üblich sind, tragen. Zu den erfindungsgemäß einsetzbaren Steroidverbindungen gehören
die 17-Hydroxy-, -Acyloxy-, -Oxosteroide oder solche mit sowohl einer 17-Hydroxyl-
als auch einer 17-niederen Alkylgruppe, wie dies für die androgen und anabolisch
wirksamen Steroide typisch ist. Aber auch niedere Alkenyl-, niedere Alkinyl-, Acetyl-,
Hydroxyacetyl-, 1,2-Dihydroxyäthyl-, 1-Hydroxyäthyl- und ähnliche Reste, wie sie
in progestativ und adrenocorticoid wirksamen Steroiden üblich sind, können in den
Ausgangsverbindungen vorhanden sein.
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Der Steroidanteil kann auch einen oder mehrere Substituenten an anderen
Stellen des Kernes haben, beispielsweise Hydroxyl-, Acyloxy- oder Oxogruppen in
6-, 7-, 11-, 12-, 14- oder 16-Stellung, Halogenatome, vorzugsweise Fluor, Chlor
oder Brom, beispielsweise in 4-, 6-, 7-, 9-, 12-, 16-, 17- oder 21-Stellung, und
niedere Alkylgruppen, beispielsweise in 4-, 5-, 6-, 7-, 11- oder 16-Stellung. Der
Steroidanteil kann auch eine oder mehrere Doppelbindungen, vorzugsweise in 4(5)-
und/oder 1(2)- und/oder 6(7)-Stellung haben. Der Steroidanteil hat üblicherweise
angulare Methylgr uppen an den Kohlenstof% ätomen 10 und 13, obwohl 18- und 19-Norsteroide
und 18,19-Bisnorsteroide, die keine oder nur eine dieser angulären Methylgruppen
haben, ebenfalls Beispiele für erfindungsgemäß herstellbare Steroidverbindungen
sind.
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Die 18,19-Bisnor-, 18,19-Nor- und normalen Steroidanteile der erfindungsgemäß
herstellbaren Verbindungen enthalten 17, 18 bzw. 19 Kohlenstoffatome zuzüglich eines
etwaigen Kohlenstoffgehaltes, der durch einen oder mehrere kohlenstoffhaltige kernständige
Substituenten beigetragen wird, so daß die gesamte Anzahl der Kohlenstoffatome bis
zu dreiundzwanzig betragen kann, ohne daß hierbei Estergruppen mitgezählt werden.
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Wenn Acyloxyreste im Steroidanteil vorhanden sind, handelt es sich
hierbei vorzugsweise um solche von Carbonsäuren mit 1 bis etwa 10 Kohlenstoff atome,
wie sie üblicherweise in der Steroidchemie Verwendung finden, und ihr Molekulargewicht
ist geringer als 200. Zu solchen Acylresten gehören niedere Alkanoylgruppen, wie
beispielsweise die Formyl-, Acetyl-, Propionyl-, Butyryl-, Isobutyryl-, Caproyl-,
Heptanoyl-, Oetanoyl-, Trimethylacetyl-und ähnliche Acylreste; Carboxylsubstituierte
niedere Alkanoylreste, wie Succinyl-(ß-Carboxypropionyl-); Cycloalkylsubstituierte
niedere Alkanoylreste, wie ß-Cyclopentylpropionyl und ß-Cyclohexylpropionyl usw.
; monocarbocyclische Aroylreste, wie Benzoyl, p-Toluyl, p-Nitrobenzoyl, 3,4,5-Trimethoxybenzoyl
usw. ; durch monocarbocyclische Arylreste substituierte niedere Alkanoyl- oder Alkenoylreste,
wie Phenylacetyl, ß-Phenylpropionyl, Cinnamoyl usw. und durch monocarbocyclische
Aryloxyreste substituierte niedere Alkanoylreste, wie p-Chlorphenoxyacetyl usw.,
sowie die Ester von anorganischen Säuren, wie beispielsweise Phosphorsäure.
Die
erfindungsgemäße Herstellung der 2a-Cyan-3-oxosteroide wird durch Spaltung eines
entsprechenden 4,4-Dialkyl-15-steroid[2,3-d]isoxazols mittels einer starken Base
nach folgendem Reaktionsschema vorgenommen
wobei Q den übrigen Steroidanteil darstellt. Die 2-Cyangruppe nimmt bei Steroiden
der Androstanreihe und 44- und 45-Steroiden wahrscheinlich die x-Konfiguration an,
während sie bei Steroiden der Testanreihe wahrscheinlich die ß-Konfiguration annimmt.
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Für die Umwandlung des Isoxazols ins Cyanketon kann jede starke Base
benutzt werden, jedoch werden Alkalialkoholate vorgezogen, und die Reaktion wird
am besten in wasserfreiem Medium durchgeführt.
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Eine besonders vorgezogene Gruppe von Verbindungen, die aus leicht
zugänglichem Ausgangsmaterial erhalten werden kann, wird durch die folgende allgemeine
Formel dargestellt:
worin R' ein Wasserstoffatom oder einen niederen Alkyl-, niederen Alkenyl-, niederen
Alkinyl-, Acetyl-, Hydroxyacetyl-, 1,2-Dihydroxyäthyl- oder 1-Hydroxyäthylrest;
X 2 Wasserstoffatome, die Gruppe H, OH oder ein Sauerstoffatom, Y und Y' ein Wasserstoffatom
oder den Methylrest und Z ein Wasserstoffatom oder eine Hydroxylgruppe bedeuten,
wobei Z eine Hydroxylgruppe sein muß, wenn R' einen Wasserstoff- oder einen niederen
Alkyl-, niederen Alkenyl- oder niederen Alkinylrest bedeutet. Wenn gewünscht, können
R' und Z zusammen ein Sauerstoffatom bedeuten und das besagte Steroid, falls gewünscht,
andere Substituenten enthalten, die bei der Reaktion zur Herstellung der besagten
Verbindung inert sind.
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Auch die Carbonsäureester von 2-Cyano-3-ketosteroiden mit freien Hydroxylgruppen
gehören zu den oben angegebenen Verbindungen. Die Ester werden von Carbonsäuren
abgeleitet, die von I bis zu 10 Kohlenstoffatome haben, wie sie üblicherweise in
der Steroidchemie benutzt werden, wobei die Ester durch herkömmliche Verfahren,
wie beispielsweise die Behandlung des Steroidalkohols mit einem geeigneten Säurehalogenid
oder Säureanhydrid hergestellt werden.
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Wenn R' einen niederen Alkyl-, niederen Alkenyl-oder niederen Alkinylrest
bedeutet, dann handelt es sich um Reste mit etwa 1 bis 4 Kohlenstoffatomen, die
gerade oder verzweigt sein können. Hierzu gehören beispielsweise folgende Reste:
Methyl, Äthyl, Propyl, Isopropyl, Butyl. Isobutyl, tert.Butyl, Vinyl, I-Propenyl,
2-Propenyl, Äthinyl, Propargyl und ähnliche Reste.
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Die 2-Cyan-3-ketosteroide sind von Natur sauer. Sie besitzen ein aktives
Wasserstoffatom in 2-Stellung und bilden deshalb Salze mit starken Basen, wie Alkalihydroxyden
oder Alkalialkoholaten. So wird bei der Spaltung des Isoxazols anfänglich ein Salz
des 2-Cyan-3-ketosteroids gebildet, und durch Ansäuern wird dieses Salz in das freie
2-Cyan-3-ketosteroid umgewandelt.
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Die erfindungsgemäß erhältlichen Verbindungen können in gebrauchsfertigen
Zustand gebracht werden, indem man sie in einer wäßrigen Suspension dispergiert
oder in einem pharmakologisch verwendbaren Öl oder in einer solchen 01-Wasser-Emulsion
löst, wenn sie parenteral verabreicht werden sollen. Zur oralen Verabreichung kann
man sie mit Trägern in Tablettenform bringen.
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Die folgenden Beispiele erläutern das erfindungsgemäße Verfahren.
Für die Herstellung der Ausgangsstoffe wird im Rahmen der vorliegenden Erfindung
Schutz nicht begehrt.
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Beispiel 1 (a) 17ß-Hydroxy-4,4,17x-trimethyl-5-androsteno[2,3-d]isoxazol
Diese Verbindung kann aus 4,5g 2-Hydroxymethylen
- 4,4,17x - trimethyl -
5 - androsten - 17ß - ol-3-on, 0,91 g Hydroxylaminhydrochlorid, 1,03 g Natriumacetat
und
150 ccm Essigsäure nach der im Beispiel 1, Teil (a), der deutschen Patentanmeldung
St 15365
IV b / 2o beschriebenen Arbeitsweise hergestellt werden. Das Rohprodukt
wird an Silikagel in Benzollösung chromatographiert, mit 5 °/, Äther enthaltendem
Benzol eluiert und aus Äthanol umkristallisiert. Man erhält so 17ß-Hydroxy-4,4,17a-trimethyl-5-androsten[2,3-d]isoxazol
vom F. = 177,6 bis 180,8'C (korrigiert); [,x]-D-' = - 66,9 -i- 0,1 °
(10/,
in
95°/,igem Äthanol); UV-Spektrum (Maximum) bei 229 m,u (s
= 6200).
Analyse: C23H"N02. |
Berechnet ... C 77,701/0, H 9,360/0, Q
9,000/0; |
gefunden ... C 77,710/" H 9,17°/" O 9,30°/0. |
(b) 2a-Cyan,4,4,17x-trimethyl-5.androsten,17ß-ol-3,on In einen 250-ccm-Erlenmeyerkolben,
der mit einem Calciumchloridrohr und einem magnetischen Rührer versehen ist, wird
eine Lösung von
11,7 g (0,0330 Mol) von 17ß - Hydroxy - 4,4,17a - trimethyl
- 5 - androsten-[2,3-d]isoxazol in 50 ccm Tetrahydrofuran gegeben. Die Lösung wird
gerührt, und es werden 3,6 g (0,0667 Mol) Natriummethylat zugefügt. Die Lösung wird
klar, aber nach wenigen Minuten beginnt das Natriumsalz des Produktes auszufallen.
Es werden weitere 20 ccm Tetrahydrofuran zugefügt und 1 Stunde weitergerührt. Äther
(200 ccm) wird zu der Mischung gefügt, die dann mit Portionen von 250 ccm und 100
ccm Wasser extrahiert wird. Die wäßrigen Schichten werden mit einem leichten Überschuß
an Salzsäure bei Raumtemperatur angesäuert. Das sich ergebende feste Produkt wurde
durch Filtration gesammelt und bei 60°C getrocknet. Es ergaben sich 11,5 g 2.x-Cyan-4,4,17x-trimethyl-5-androsten-17ß-ol-3-on
vom F. 225 bis 230°C (unkorrigiert). Die Verbindung wurde wie folgt weitergereinigt:
187
g des Produktes wurden in 1 1 heißen Tetrahydrofuran gelöst, die Lösung wurde filtriert
und 11 heißes Äthylacetat langsam zum Filtrat gefügt. Die Lösung wurde auf ein Volumen
von 1200 ccm konzentriert und im Kühlschrank etwa 17 Stunden abkühlen gelassen.
Das Produkt, das sich abgeschieden hatte, wurde durch Filtration gesammelt, und
die Mutterlaugen wurden auf ein Volumen von 400 ccm konzentriert, gekühlt, und es
wurde eine zweite Ausbeute gesammelt. So ergaben sich 119 g vom F. = 222,8 bis 228,2°C
(korrigiert); [a]15=-34,9° (1
% in Chloroform). UV (Maximum) bei 238 m#t
(a = 7600); und 44 g vom F. = 221,8 bis 224,2°C (korrigiert); [a]15
= -35,5°,
UV (Maximum) bei 238 m#t (E = 7300).
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Das 2a - Cyan - 4,4,17a - trimethyl - 5 - androsten-17ß-ol-3-on zeigte
keine bemerkenswerten Wirkungen bei normalen Tieren, erwies sich jedoch als sehr
wirkungsvoll zur Umkehr von Wirkungen, die auf eine ACTH-angeregte Nebennierenüberfunktion
bewirkt wurden. Laboratoriumsversuche an Ratten zeigten, daß diese Verbindung mit
der Biosynthese von Corticosteron interferiert, und diese Versuche zeigen, daß die
Verbindung eine günstige Wirkung auf durch eine Überaktivität der Nebennierenrinde
bewirkten pathologischen Fischerscheinungen hervorruft.
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2a - Cyan - 4,4,17x - trimethyl - 5 - androsten-17ß-ol-3-on
erniedrigte auch den Blutdruck (um 20 bis 28 mm Hg) von renal hypertensivierten
Ratten, wenn es in oralen Einzeldosen von 2,5 bis 10 mg/kg verabreicht wurde. Tägliche
4 Tage andauernde subcutane Injektionen der Verbindung (5 mg/kg/Tag) ergaben eine
andauernde hypotensive Wirkung (10 bis 40 mm Hg).
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2x - Cyan - 4,4,17x - trimethyl - 5 - androsten-17ß-ol-3-on hat eine
sehr geringe Toxizität. Es konnte keine LDso bestimmt werden, da Dosen bis zu 8000
mg/kg vertragen wurden. Während eines 5tägigen Versuches an Affen wurden keine schädlichen
Wirkungen bei einer Dosis von 100 mg/kg beobachtet.
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Beispiel 2 (a) 17ß-Hydroxy-4,4-dimethyl-5-androsten-[2,3-d]isoxazol
wurde hergestellt aus Hydroxylamin und 2-Hydroxymethylen-4,4-dimethyl-4-androsten-17ß-ol-3-on
(F. = 148 bis 154°C, gewonnen aus 4,4-Dimethyl-4-androsten-17ß-ol-3-on und Äthylformiat
in Gegenwart von Natriummethylat in Pyridin). Es hatte einen F. von 192,6
bis 195,4°C (korrigiert), wenn es aus einer Äther-Pentan-Mischung umkristallisiert
war; [a]D = -39,6° (1 % in Chloroform).
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(b) 2a-Cyan-4,4-dimethyl-5-androsten-17ß-ol-3-on wurde durch basische
Spaltung von 17ß-Hydroxy-4,4-dimethyl-5-androsten[2,3-d]isoxazol hergestellt und
hatte einen F. von 215,0 bis 218,2°C (korrigiert), wenn es aus Isopropylalkohol
umkristallisiert war; [a]D = -23,5° (1 % in Pyridin).
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Es wurde gefunden, daß 2a-Cyan-4,4-dimethyl-5-androsten-17ß-ol-3-on
eine ähnliche pharmakologische Wirkung wie 2a-Cyan-4,4,17ca-trimethyl-5-androsten-17ß-ol-3-on
hat.
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Beispiel 3 (a) 17ß-(ß-Cyclohexylpropionoxy)-4,4,17oc-trimethyl-5-androsten
[2,3-d]isoxazol wurde hergestellt durch 7stündiges Kochen unter Rückfluß einer Mischung
von 17ß-Hydroxy-4,4,17a-trimethyl-5-androsten[2,3-d]isoxazol und einem Überschuß
von ß-Cyclohexylpropionsäureanhydrid in Pyridin. Das Produkt hatte einen F. von
121 bis 124'C (unkorrigiert).
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(b) 2x-Cyan-4,4,17a-trimethyl-17ß-(ß-cyclohexylpropionoxy)-5-androsten-3-on
wurde hergestellt durch basische Spaltung von 17ß - (ß - cyclohexylpropionoxy) -
4,4,17a - trimethyl-5-androsten[2,3-d]isoxazol und hatte einen F. von 168 bis
171'C (unkorrigiert), wenn es aus Aceton umkristallisiert war.
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Beispiel 4 (a) 17ß-Hydroxy-4,4-dimethyl-17oc-äthinyl-5-androsten[2,3-d]isoxazol
wurde hergestellt aus Hydroxylamin und 2-Hydroxymethylen - 4,4 - dimethyl -17a -
äthinyl - 4 - androsten-17ß-ol-3-on und hatte einen F. von 211 bis 221'C
(unkorrigiert),
wenn es aus Methanol umkristallisiert war. UV (Maximum) bei 229 m#t (e = 5840).
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(b) 2a-Cyan-17a-äthinyl-4,4-dimethyl-5-androsten-17ß-ol-3-on wurde
hergestellt durch basische Spaltung von 17ß - Hydroxy - 4,4 - dimethyl - 17a - äthinyl
- 5 - androsten[2,3-d]isoxazol; F. = 200 bis 206°C (korrigiert), nach Umkristallisieren
aus wäßrigem Isopropylalkohol; UV-Spektrum A.ax 238 mp, (a 6930).
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Beispiel 5 (a) 17,20:20,21-Bismethylendioxyderivat des 17oc,21-Dihydroxy-11,20-dioxo-4-pregnen[2,3-d]-isoxazols
wurde hergestellt aus Hydroxylamin und dem 17,20.20,21-Bismethylendioxyderivat des
2-Hydroxymethylen-4-pregnen-17ca,21-diol-3,11,20-trions und hatte einen F. von 273
bis 278°C (unkorrigiert), wenn es aus einer Mischung von Toluol und Essigester umkristallisiert
worden war.
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(b) 17,20:20,21-Bismethylendioxyderivat des 2a-Cyan-4-pregnen-17a,21-diol-3,11,20-trions
wurde hergestellt durch basische Spaltung des 17,20:20,21-Bismethylendioxyderivat
des 17oc,21-Dihydroxy-11,20-dioxo-4-pregnen[2,3-d]isoxazols und hatte einen F. von
228 bis 236°C (unkorrigiert).